Eine Widmung Philipp Melanchthons

von Jens Gerlach und Felicitas Noeske

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Michael Neander (1525 – 1595): Gnomologia graecolatina, gedruckt bei Parcus / Oporinus in Basel 1557. Inscript im vorderen Einbandspiegel, nicht vor 1557, nicht nach 1560. Lehrerbibliothek des Christianeums, Sign. R 34/2

Der Eintrag, unterzeichnet mit „Scriptu[m] manu philippi“, ist eine Widmung von der Hand des Humanisten und Reformators Philipp Melanchthon (1497-1560); sie besteht aus zwei griechischen Zitaten:

Das erste Zitat stammt vom Dichter und kappadokischen Kirchenvater Gregor von Nazianz (um 329-390) und ist eine Sentenz oder Gnome aus dessen Tetrastichae sententiae (carmen 33), gnomischen Vierzeilern in iambischen Trimetern. Ausgelassen sind die beiden ersten Verse der Gnome, die den Kontext der zitierten Passage zu Schuld und Erbarmen vorgeben;1 im ersten (bzw. dritten) Vers schreibt Melanchthon eine veränderte Verbform (Medium πρόχρησαι statt Aktiv πρόχρησον).

Das zweite Zitat stammt aus der wichtigsten Schrift des Kirchenschriftstellers Epiphanius (um 315-403), Bischofs von Konstantia (Salamis) auf Zypern, dem Panárion / Adversus haereses wider die häretischen Sekten (verfasst 374-377), und stellt eine Art hermeneutische Methodenbemerkung im Rahmen einer Erörterung über (widersprüchliche) christliche Heiratsregeln dar.

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Quelle: http://histgymbib.hypotheses.org/2106

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Moderner Rassismus statt ewiger Hass – Für eine diskurstheoretische Perspektive auf den Ruandischen Genozid – von Tobias Gehring

220px-RwandaVolcanoAndLake_cropped21994 ermordeten radikale Hutu in Ruanda rund 800.000 Tutsi und moderate Hutu. In westlichen Medien wurde dieser Genozid als Eskalation eines seit Jahrhunderten bestehenden Konflikts zwischen zwei afrikanischen Stämmen dargestellt (vgl. Wall 2007: 265f.). Da Medienberichte für viele Menschen im Westen eine wesentliche, wenn nicht die einzige Informationsquelle zu Geschehnissen in Afrika darstellen, ist die Vorstellung, Hutu und Tutsi seien miteinander verfeindete Stämme, nach wie vor verbreitet. Zugleich sind in westlichen Medien afrikanische Stimmen ebenso unterrepräsentiert wie solche, die sich um eine profunde Analyse der Ursachen von Konflikten und Gewalt in Afrika bemühen (vgl. Dilg 1999: 256f.). Über das hierfür nötige Hintergrundwissen verfügten die Journalist_innen, die über den ruandischen Genozid berichteten, oft selbst nicht (vgl.

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Quelle: https://soziologieblog.hypotheses.org/9802

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Intersex im Internet: Eine Blog-Umschau

Zwischen Intersex Awareness Day (am 28.10.) und Intersex Day of Remembrance (8.11.) ist vielleicht die passende Zeit, einmal eine kleine Umschau über Blogs zum Thema Intersexualität zusammenzustellen.

Die Möglichkeit, sich über das Internet auszutauschen, ist ein historisch sehr junger Einschnitt in der Geschichte unserer Sozialbeziehungen. Für Menschen zwischen den Geschlechtern war dieser Einschnitt noch einmal erheblich wichtiger als für andere Menschen, das machen viele Berichte (z.B. der von Daniela Truffer) und auch wissenschaftliche Studien (z.

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Quelle: https://intersex.hypotheses.org/199

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aussichten. Perspektivierung von Geschichte, October 30, 2016

Neueste Beiträge in ‘aussichten’ #vabosh Eintrag des Vereins „Verrückter Alter Bahnhof Oberschleißheim e.V.“ in das Vereinregister aventinum Nr. 98 [30.10.2016]: „Liebhaber der edlen Gartenkunst“. Universitätsbibliothek München präsentiert „Das Allgemeine Teutsche Garten-Magazin“, 24.10.2016 – 13.01.

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Quelle: http://www.einsichten-online.de/2016/10/6802/

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Conference on Digital Access to Textual Cultural Heritage (DATeCH 2017)

Call for papers

Göttingen, 1-2 June, 2017

The DATeCH international conference brings together researchers and practitioners looking for innovative approaches for the creation, transformation and exploitation of historical documents in digital form.

Important dates

  • 7 January 2017 – Paper submission deadline
  • 28 February 2017 – Decision notification
  • 31 March 2017 – Camera-ready papers due
  • 1-2 June 2017 – Conference

Target audience

The conference aims to foster interdisciplinary work and linking together participants engaged in the following areas:

  • Text digitization and OCR.

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Quelle: http://dhd-blog.org/?p=7312

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Das Unbehagen nutzen – Forschung zu Recht und Gesellschaft und Sozialer Arbeit

 

von Judith Dick

Über das Verhältnis der Wissenschaften vom Recht und von der Sozialen Arbeit nachzudenken ist Juristen und Juristinnen nur geläufig, wenn sie in der Sozialen Arbeit verankert sind, z.B. über eine Dozententätigkeit in den Studiengängen für Soziale Arbeit. In der Sozialen Arbeit mit ihrem interdisziplinären Grundverständnis ist es dagegen verbreitet und von einem Unbehagen begleitet. Die Soziale Arbeit will Einfluss nehmen. Ein mächtiges Werkzeug hierfür ist Recht, das sie als „Ermöglicher“ (Kötter in: Hammerschmidt u.a.

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Quelle: http://barblog.hypotheses.org/1325

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CfP: “Digitale Literaturwissenschaft”

Im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft soll vom 9. bis 13. Oktober 2017 in der Villa Vigoni ein internationales literaturwissenschaftliches DFG-Symposion zum Thema „Digitale Literaturwissenschaft“ stattfinden. Es folgt organisatorisch dem Muster der Germanistischen Symposien der DFG, wie sie seit den 1970er Jahren durchgeführt wurden. Die Konferenzsprachen sind Englisch und Deutsch, wobei alle Teilnehmer in der Lage sein sollten, Beiträge in beiden Sprachen zu lesen und der Diskussion in beiden Sprachen zu folgen.

Medienwandel, Digitalisierung und Vernetzung haben in den letzten Jahren eine Reihe von Herausforderungen an die Literaturwissenschaften gestellt, die jedoch zugleich Entwicklungschancen sind. Erstens hat sich ihr Gegenstand, also das System Literatur mit Produktion, Distribution und Rezeption, teilweise verändert: Neue Literaturformen, z.B. der literarische Hypertext, sind hinzugekommen; neue Medienformen sind aufgetaucht, von denen zur Zeit noch nicht klar ist, ob sie Teil der Literaturwissenschaft bleiben oder nicht, z.

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Quelle: http://dhd-blog.org/?p=7306

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Ausgestellt! – Völkerschauen in Hagenbecks Tierpark

Die Geschichte von „Hagenbecks Tierpark“ begann mit nur sechs Seehunden in einem Holzbottich. Heute ist die Anlage weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt. Seine Popularität erlangte der Park aber nicht nur durch die Zurschaustellung von Tieren. Ein Beitrag über die Faszination des Fremden und ausgestellte Exotik um jeden Preis. – Von Kimberley Ohlow

„Völkerschauen – das waren Schaustellungen mit Menschen fremder Kulturen, die den Zuschauern authentische Szenen aus ihrem Alltagsleben und folkloristische Darbietungen präsentierten. Die Darsteller wurden in den meisten Fällen für die Dauer von einigen Monaten engagiert und erhielten Verträge, die unter anderem einen Lohn und die Anzahl der Auftritte festlegten“,1 schreibt der Historiker Matthias Gretschel. Der Begriff „Völkerschau“ bezeichnet also eine öffentliche als Attraktion angelegte Zurschaustellung von Angehörigen eines fremden Volkes. Was zunächst nach einem geregelten Dienstleistungsverhältnis aussieht, beruhte häufig auf einem asymmetrischen Verhältnis der Beteiligten, das von kolonialen und letztendlich oft rassistischen Denkweisen geprägt war. Wirtschaftliche Interessen standen bei der Ausrichtung von Völkerschauen häufiger im Vordergrund als kulturvermittelnde und aufklärerische Aspekte.

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Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=3089

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Das Forschungsprojekt

Am 13. Februar 1870 meldete die Neue Freie Presse: „Unter dem Vorsitze des Herrn Gustav Struve hat sich vorgestern ein Verein der Freunde der natürlichen Lebensweise constituiert.“ Für den darauffolgenden Sonntag wurde eine erste Sitzung angekündigt, bei der unter anderem ein Vortrag zur „ökonomischen Seite der Pflanzenkost“ auf der Tagesordnung stand. Auch wenn diese Vereinsgründung nicht als Beginn einer kontinuierlichen, organisierten Vegetarier/innen-Bewegung Wiens betrachtet werden kann, zeigt sie, dass der „Vegetarianismus“ (so der zeitgenössische Terminus) im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts auch in der Hauptstadt der Habsburgermonarchie angekommen war.
Rund dreißig Jahre darauf hatte sich in Wien eine lebendige vegetarische Szene etabliert. Mehrere Restaurants boten fleischfreie Speisen an, im ersten Reformhaus konnten Interessierte „Pflanzenbutter“ oder vegetarische Kochbücher erstehen und verschiedene Vereine luden zu Vorträgen rund um das Thema Vegetarismus ein. Weitere dreißig Jahre später war zwar die Zahl der Mitglieder im Wiener Vegetarierverein nicht signifikant gestiegen, fleischlose Ernährung war aber über die vegetarische Community hinaus buchstäblich in vieler Munde: Zeitungen druckten vegetarische Rezepte ab und vor allem die Vitaminforschung hatte dazu beigetragen, dass die Ernährungsempfehlungen revidiert wurden und Obst und Gemüse zu Lasten von Fleisch einen höheren Stellenwert im Speiseplan bekamen.

Die NS-Herrschaft bedeutete in vieler Hinsicht das Ende der „ersten“ vegetarischen Bewegung in Wien: trotz Anbiederungsversuchen von Funktionären des Wiener Vegetariervereins und teilweise ideologischen Verbindungslinien duldeten die Nationalsozialisten keine alternativen Lebens- und Gesellschaftsentwürfe.

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Quelle: https://veggie.hypotheses.org/19

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Die Literatur(en) der ‚Neuen Frau’

Wenn ich gefragt werde, was ich unterrichte, nenne ich für gewöhnlich zuerst den Titel des Proseminars: „Die Literatur(en) der ‚Neuen Frau’“. Die erste Reaktion sind meist zusammengezogene Augenbrauen und eine in Falten gelegte Stirn.

The new woman, wash day (1897) - Boston Public Library

The new woman, wash day (1897) – Boston Public Library.

The New Woman, ein im späten 19. Jahrhundert aufgekommenes (früh-)feministisches Ideal der sich emanzipierenden Frau1, ist im deutschsprachigen Raum nicht (mehr) besonders bekannt, außer vielleicht bei Anglist_innen. Auf der Wiener Anglistik, in einer Vorlesung von Margarete Rubik, trat jedenfalls ich zum ersten Mal in Kontakt mit der Neuen Frau: der Fahrrad fahrenden, praktisch gekleideten, androgynen, emanzipierten, rauchenden, schreibenden, berufstätigen, intellektuellen, schlagfertigen, selbstbewussten, sich nicht um Konventionen scherenden usw. Sie wurde unter Zuhilfenahme verschiedenster äußerlicher Merkmale und Gewohnheiten beschrieben, die sie einerseits vom Viktorianischen angel in the house bzw. der true woman, andererseits von der femme fatale abgrenzen sollten.

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Quelle: https://chicklit.hypotheses.org/367

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