Vortrag von Klaus Wolf: “Gallipoli 1915″

Ganz im Zeichen der wissenschaftlichen Aktivitäten des Instituts im Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor einhundert Jahren stand der Vortrag von Klaus Wolf im Orient-Institut am 16. Januar 2014, veranstaltet in Kooperation mit dem Istanbuler Kultur- und Wohltätigkeitsverein Teutonia e.V.: “Gallipoli 1915: Meilenstein des deutsch-türkischen Bündnisses im Ersten Weltkrieg und dessen Spuren bis heute”. Zwar ist, was den Ersten Weltkrieg angeht, die türkisch-deutsche “Waffenbrüderschaft” fester Bestandteil des kollektiven historischen Bewusstseins in der Türkei wie auch in Deutschland, jedoch sind Ausmaß und konkrete Ausgestaltung des Militärbündnisses über einen kleinen Kreis von MilitärhistorikerInnen hinaus heute kaum bekannt. Klaus Wolf (“Gallipoli 1915 – Das deutsche Militärbündnis im Ersten Weltkrieg. Bonn: Report-Verlag, 2008″) widmete sich in seinen Schilderungen auf der Grundlage von Aktenmaterial aus deutschen Militärarchiven sowohl den zentralen Personen, die die militärische Zusammenarbeit ausmachten, als auch den Orten, an denen noch heute Kriegsmaterial (etwa Wrackteile des deutschen U-Bootes UB46 oder die gewaltigen Krupp-Kanonen) von den Schrecken des Kriegsalltags in der Schlacht um die Halbinsel Gallipoli zeugen.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Newsletter des Orient-Institut Istanbul, Ausgabe April 2014.

Den Internetauftritt von Klaus Wolf finden Sie unter: gallipoli1915.de

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1534

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Helmut Lethen: Der Schatten des Fotografen

Lethen_Schatten

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Auf H-Soz-u-Kult bespricht Annette Vowinckel die Sammlung von Essays von Helmut Lethen, bei denen es u.a. um das scheinbar idyllische Bild der Minensucherin geht, um die Geschichte hinter Dorothea Langes ikonischer Fotografie der „Migrant Mother“ von 1936 oder auch um die in der Sowjetunion produzierte „Unterwäsche, die kratzte, verrutschte, verführte, manchmal auch vererbt wurde“ – eine Beschreibung, die neugierig macht.

H. Lethen: Der Schatten des Fotografen (Annette Vowinckel), H-Soz-u-Kult, 29. April 2014

Helmut Lethens Buch „Der Schatten des Fotografen“ wurde in diesem Jahr mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Sparte Sachbuch/Essayistik ausgezeichnet.

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/05/14/helmut-lethen-der-schatten-des-fotografen/

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aventinus media Nr. 16 [14.05.2014]: “Die Chronik der Wende”. 163 Tage Rückblick auf die Wendezeit — ein trimediales Projekt des ORB [=Link-Hint Nr. 16]

Auf Grundlage der vom (früheren) Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg entwickelten 163-teiligen Sendereihe “Chronik der Wende” wurde die vor­liegende Internetpräsenz entwickelt. Die “Chronik der Wende” bietet ein digitales Archiv, dass in der Geschichtswissenschaft seinesgleichen sucht. bit.ly/1qC91PH

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/05/5119/

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Fördermöglichkeit der DFG für deutsch-amerikanische Digital Humanities-Projekte

Von Christoph Kümmel, DFG:
Ich darf auf die Veröffentlichung der fünften gemeinsamen Ausschreibung des National Endowment for the Humanities (USA) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft hinweisen:
http://www.dfg.de/foerderung/info_wissenschaft/info_wissenschaft_14_20/index.html

Gefördert werden bilaterale Projekte, die den Aufbau oder die Weiterentwicklung digitaler Informationsinfrastrukturen für die geisteswissenschaftliche Forschung zum Ziel haben. Zur genaueren Ausrichtung und den Förderbedingungen s. den Ausschreibungstext:

http://www.dfg.de/download/pdf/foerderung/programme/lis/dfg_neh_bilateral_digital_humanities_programme_2014.pdf

Die Einreichungsfrist endet am 25. September 2014.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3491

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Der archäologische Wanderpfad in der Fischbeker Heide

Wochenende und gutes Wetter waren am vergangenen Sonntag die idealen Voraussetzungen, um endlich einmal den Archäologischen Wanderpfad in der Fischbeker Heide zu besuchen. 

Zur Vorbereitung auf den Besuch habe ich nur die entsprechende Seite auf dem Webauftritt des Archäologischen Museums Hamburg besucht. Dort finden sich auch Angaben zur Anfahrt: Ich wähle die Anreise per Bus und Bahn, und bin mit der Linie 250 zum Fischbeker Heideweg gefahren. Eine Anreise mit dem Auto ist auch möglich; Parkmöglichkeiten sind am Naturschutz-Informationshaus „Schafstall“ reichlich vorhanden. Unmittelbar bei der Bushaltestelle findet sich auch ein Wegweiser zu diesem Informationszentrum.

Im Naturschutz-Informationshaus „Schafstall“ habe ich ein Faltblatt zum Archäologischen Wanderpfad erhalten. Hier sind auch in einigen kleinen Vitrinen Keramikfunde und Repliken von Funden, die bei den Fundstellen des archäologischen Wanderpfads zu Tage kamen, ausgestellt. Leider waren die Vitrinen etwas sehr eng zueinander gerückt, so dass manche Objekte nur aus der Distanz betrachtet werden konnten.

Der archäologische Wanderpfad selbst hat mir insgesamt gut gefallen. Die Stationen scheinen einer gewissen Dramaturgie zu folgen: Von Station zu Station gibt es – mit wenigen Ausnahmen – immer mehr zu sehen. Es sind jedoch auch Tafeln an Orten aufgestellt, wo zwar ein Bodendenkmal vorhanden ist, dieses im Gelände aber nicht zu sehen ist – etwa bei der Fundstelle eines bronze- und eisenzeitlichen Gräberfelds. Dass auch diese Fundstellen in den Wanderpfad integriert wurden, halte ich für sehr wichtig.

Leider waren nicht alle Stationen des Wanderpfads gut zu finden. Station 5 hätte ich ohne mein GPS-Gerät und ohne die Koordination, die zu dieser Station in dem Wikipedia-Artikel zum Archäologischen Wanderpfad hinterlegt sind, nicht gefunden. Ähnlich erging es mir am Ende des Rundgangs, bei Station 11. Auch diese Tafel habe ich nur dank GPS-Koordinaten entdeckt; der zugehörige Langgrabhügel konnte sich jedoch nicht lange verstecken.

Der Rundgang auf den Archäologischen Wanderpfad Fischbeker Heide dauerte ca. 2 Stunden. Bei Station 1 und bei den in Sichtweite zueinander liegenden Stationen 7-10 befinden sich Bänke und damit Möglichkeiten zum Rasten und Picknicken.

Ohne Ortskenntnis und nur mit der Karte auf den Faltblatt zum Archäologischen Wanderpfand sind einiger der 11 Stationen jedoch nur durch Zufall zu finden. Es empfiehlt sich daher, das Faltblatt entweder mit einer Wanderkarte der Gegend, auf der auch kleine Nebenpfade eingezeichnet sind, zu benutzen, oder die Koordinaten einzelner Stationen aus anderen Quellen zu beziehen und mit Hilfe von einen GPS-Gerät zu erwandern.

Ich würde auch empfehlen, die Vitrinen im Informationszentrum Schafstall nach dem Rundgang noch einmal zu besuchen: Dann nämlich kann man die dort ausgestellten Funde und Repliken von Funden den konkreten Fundstellen zuordnen, und bekommt noch einmal einen ganz anderen Einblick in die Archäologie dieser Region.

Tafel und Grabhügel auf dem Archäologischen Wanderpfad Fischbeker Heide

Tafel und Grabhügel auf dem Archäologischen Wanderpfad Fischbeker Heide (Photo: Doris Gutsmiedl-Schümann)

Ein kurzer Beitrag zum Archäologischen Wanderpfad Fischbeker Heide findet sich auch auf dem Webauftritt der “Archäologie in Deutschland”.

Quelle: http://archiskop.hypotheses.org/26

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Zweitägiger Workshop: Forschungsdaten für Andere. Lizenzen und Werkzeuge für Historiker

Das IEG Mainz als Partner in DARIAH-DE (Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities) richtet einen zweitägigen Workshop zur Lizenzierung von Forschungsdaten aus und läd dazu Historikerinnen und Historiker ein, die selbst über Forschungsdaten verfügen, planen diese zu veröffentlichen und nun nach einer geeigneten Lizenz für ihre Daten suchen. Der Workshop findet im Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Alte Universitätsstraße 19 in Mainz statt, beginnt am 12.06. um 10:00 Uhr und endet am 13.06.2014 um 14:00 Uhr.

“Primärdaten als Grundlagen für Veröffentlichungen sollen auf haltbaren und gesicherten Trägern in der Institution, wo sie entstanden sind, für zehn Jahre aufbewahrt werden.” Diese Empfehlung findet sich in den “Vorschlägen für gute wissenschaftliche Praxis” der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Doch allein mit der Archivierung von Daten ist die Nachvollziehbarkeit wissenschaftlicher Ergebnisse nicht gegeben. Daneben ist die Bereitstellung von Daten eine mindestens genauso wichtige wie berechtigte Forderung. Ein möglichst freier, überregionaler und langfristiger Zugriff auf Daten wirft aber eine Reihe von rechtlichen Fragen auf, die mit Hilfe von Lizenzen geregelt werden können. Sie geben u. a. Antworten darauf, was Forschende mit Forschungsdaten anderer tun dürfen und was nicht.

In dem ersten Themenblock werden Experten auf die rechtlichen Grundlagen der Forschungsdatenlizenzierung eingehen und die Themenkomplexe Urheberrechte, Nutzungsrechte und Datenschutz skizzieren. Dabei sollen auch die praktischen Erfahrungen einzelner Projekte und Einrichtungen mit Lizenzlösungen für den internationalen und nationalen Datenaustausch diskutiert werden.
Im Rahmen der zweiten Einheit bekommen die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, an einem eigenen Rechner Tools zu testen, die sie bei der Lizenzentscheidung und -erstellung unterstützen sollen. Die Ergebnisse des Nutzerfeedbacks aus dem Workshops werden in die Weiterentwicklung dieser Tools einfließen.
Zwischen diesen beiden Themenblöcken werden die TeilnehmerInnen Gelegenheit dazu haben, von ihren Erfahrungen und Anforderungen über die Bereitstellung von Daten zu berichten.

Anmeldungen sind ab sofort bis zum 04.06.2014 über das Registrierungsformular möglich. Der Workshop ist auf max. 18 Personen beschränkt, die Vergabe der Plätze und eine Zusage über eine Teilnahme erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Die TeilnehmerInnen werden gebeten, Ihren eigenen Computer/Laptop mitzubringen, um an den Hands-On-Sessions aktiv teilnehmen zu können.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3488

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Erster Weltkrieg

Wieder zurück!
Auf Digireg ist es lange recht ruhig gewesen. Das lag an zweierlei Dingen: Zum einen hatte ich - wieder einmal - kein besonderes Interesse, hier zu posten. Zum anderen habe ich ein paar andere Blogs angelegt und dort etwas geschrieben. Aber eigentlich ist es schade um Digireg und deshalb mache ich einen Versuch, hier wieder etwas zu notieren. In diesem Fall über das, womit ich mich zusammen mit einigen Studierenden seit etwa einem Jahr beschäftige: Aspekten des Ersten Weltkriegs in der Region.


Das klingt erst einmal recht allgemein, aber es geht um zunächst sehr konkrete Dinge. Christoph Rass aus Osnabrück hatte uns den Tipp gegeben, sich einmal genauer die Toten eines Ortes anzusehen: Wer sie waren, woher sie stammten, wo sie lebten, wo sie starben. Er hat es mit seinen Leuten inzwischen zu einer gewissen Meisterschaft gebracht (u.

[...]

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/876866578/

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Akkreditierung heißt “Glauben schenken”

Das letzte Jahr im Studienbüro war von einem großen Thema beherrscht: der Reakkreditierung unserer Studiengänge. Ich hoffe sehr, dass ich nach (erfolgreichem?) Abschluss des Verfahrens auch hierüber schreiben werde. Aus der aktuellen Arbeit fallen mir vor allem Fehlbeobachtungen anderer auf – offenbar ein Leitmotiv dieses Blogs. Diesmal ist mir der Beitrag “Wie soll man anders Qualität sichern?” aus der FAZ (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/akkreditierung-an-deutschen-unis-wie-soll-man-anders-qualitaet-sichern-12914892.html) aufgefallen.

Dort führt die Autorin Christiane Gaethgens zu Recht an, dass das Akkreditierungswesen in mancherlei Hinsicht als Ausdruck der modernen Hochschulautonomie gesehen werden kann. Das läuft der ubiquitären Kritik an den hochschul-fremden Kriterien, die Akkreditierungsagenturen mitunter anlegen, zuwider. Sie erkennt in dieser Kritik auch das Fremdeln der Hochschulen mit selbst geschaffenen neuen Qualitätssicherungsinstanzen:

“Diese Freiheit zur Selbstbestimmung haben die Hochschulen unter Berufung auf das Grundgesetz über Jahrzehnte zu Recht gefordert. Nun offenbart sich, dass Chance und Überforderung hier näher beieinanderliegen, als mancher erwartet haben mag. Autonomie zu fordern ist legitim, sie wahrzunehmen aber stellt erheblich Ansprüche, auch an die eigene Steuerungs- und Entscheidungsfähigkeit.”

Nun macht sie jedoch m.E. den Fehler, aus der Tatsache, dass die Universitäten im Zuge der Einführung der Akkreditierung von ministerialer Bevormundung teilweise befreit wurden, zu schließen, die Universitäten selbst hätten jene Kriterien mit entwickelt, unter deren Exekutierung sie nun leiden würden. Faktisch ist der Akkreditierungsrat – und damit auch alle Akkreditierungsagenturen wie auch die dank Systemakkreditierung etwas autonomeren Universitäten – weiterhin an Vorgaben der Kultusminister gebunden. Und diese Vorgaben sind fast durchweg audit-fähig – also zählbar und nicht wissenschaftsimmanent. Es geht nicht so sehr um Fragen der wissenschaftlichen Ausbildung im Fach, sondern um den Blick von außen, der vor allem Leistungspunkte pro Semester und Jahr, Prüfungszahlen pro Jahr, Semesterwochenstunden pro Leistungspunkt und Ähnliches zu zählen vermag. Beredter Ausdruck hiervon sind die Rahmenbedingungen, die die Kultusminister 2010/11 nach großen Studierendenstreiks eingeführt haben und die vorallem solche formalen Aspekte aufnehmen.

Man kann einwenden, dass es nicht Aufgabe der Kultusminister sein kann, fachinterne Kriterien festzulegen – das ist ja auch der Tenor dieses Blogs, dafür sind die Fachwissenschaften selbst zuständig. Fraglich ist aber, ob die Kultusministerien mit dieser Vielzahl an formalen Kriterien der Entwicklung fachwissenschaftlicher Lehre wirklich etwas Gutes tun – oder ob hier nicht (Achtung: Neoliberalismus!) mehr Freiheit denkbar und wünschenswert wäre. Akkreditierung kommt laut Wikipedia vom lateinischen Wort accredere – glauben, vertrauen. Trauen die Ministerien den Fachwissenschaften zu, dass sie wissen, was sie in der Lehre tun, und das auch weitgehend eigenständig entscheiden können? Zu Recht fordert Christiane Gaethgens übrigens “bessere, wissenschaftsgerechtere Verfahren” und beklagt zugleich “zu wenig [...] Vertrauen in die Eigenverantwortung, Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft der Wissenschaft”. Ob dies im letzten verbliebenen Kernbereich der Landesgesetzgebungen (Bildung im weitesten Sinne) realistisch ist, vermag ich nicht zu sagen, aber nach einer längeren Gewöhnungsphase an die modularisierten Studiengänge könnte man den Hochschulen dies durchaus zutrauen.

Mit diesem Blogpost beginne ich übrigens, “Featured Images” in die Posts einzufügen. Beginnen möchte ich mit einem Flickr-Commons-Bild unserer Partnerhochschule in Glasgow, die ich vor anderthalb Jahren besuchen durfte – ein architektonischer Traum, an dem man gerne einmal Seminare geben möchte.

Quelle: http://geschichtsadmin.hypotheses.org/222

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Zwangsarbeit. Die Zeitzeugen-App der Berliner Geschichtswerkstatt jetzt auch für Android

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Die bereits im Herbst 2013 hier vorgestellte Zeitzeugen-App der Berliner Geschichtswerkstatt ist seit 26.03.2014 ebenfalls für Android erhältlich (seit August 2013 im App-Store, beide Versionen kostenfrei).

Folgen Sie mit dem Smartphone den Erinnerungen ehemaliger Zwangsarbeiter an Berlin zur Zeit des Nationalsozialismus. Auf fünf Touren erinnern sich Zeitzeugen an Fabriken und Lager; Fotos und Dokumente zeigen Opfer und Täter:

Ein Pole in Berlin (Fuß-Tour, Start: S-Bhf. Bornholmer Straße)

Opfer und Täter (Fuß-Tour, Start: Brandenburger Tor)

In der Fabrik (Fuß-Tour, Start: S-Bhf. Gesundbrunnen)

Zwangsarbeit war überall (Rad-Tour, Start: Potsdamer Platz)

Durch die Stadt der Lager (S-Bahn-Tour, Start: Bahnhof Zoologischer Garten)

Die Zeitzeugen-App ermöglicht eine multimediale Spurensuche. Mit Interviewausschnitten, Fotos und Karten folgt der Nutzer zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit der S-Bahn den Alltagswegen der Zwangsarbeiter durch die Stadt. Touristen, Schüler und alle interessierten Berliner entdecken mit den Zeitzeugen-Erinnerungen Orte, die in Reiseführern nicht verzeichnet sind. An bekannten Orten finden sie Spuren einer vergessenen Geschichte.

Die App wurde auf Deutsch und Englisch für iPhone entwickelt; im Frühjahr 2014 folgt eine Android-Version. Programmierung und Gestaltung übernahm die Mobile Melting GmbH.

Präsentation und Download

Die App wurde mit einem Zeitzeugen-Gespräch am 22. Mai 2013 erstmals öffentlich präsentiert. Die Firma Apple lehnte aber eine Freigabe zunächst ab; der Grund waren Hakenkreuze auf historischen Fotos. Seit dem 20. August 2013 steht die App im Appstore kostenlos zum Download bereit, seit 26.3.2014 ebenfalls kostenlos bei Google Play.

Bei Fragen und Feedback schreiben an app@berliner-geschichtswerkstatt.de.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3483

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Krieg um Kreta

Die Beratungen und Sondierungen auf dem Friedenskongreß wurden im Sommer 1645 durch ein neues Thema bereichert: „Es hetten die Türckhen albereit in Candia [= Kreta; M.K.] ein statt eingenommen undt contra datam fidem alles darinnen unbarmhertzig nidergehawen.“ So hatte es der päpstliche Nuntius den kurbayerischen Gesandten mitgeteilt (Bericht an Kurfürst Maximilian vom 3.8.1645, in: Die diplomatische Korrespondenz Kurbayerns zum Westfälischen Friedenskongreß, Bd. 2: Die diplomatische Korrespondenz Kurfürst Maximilians I. von Bayern mit seinen Gesandten in Münster und Osnabrück, Teilband 2: August – November 1645, bearb. v. Gabriele Greindl und Gerhard Immler (Quellen zur Neueren Geschichte Bayerns, 2/2), München 2013, S. 352). Die Invasion starker osmanischer Truppen auf Kreta im Juni 1645 war tatsächlich ein Ereignis, das europaweit für Aufsehen sorgte. Wie waren die Vorgänge einzuschätzen, und wie ging man in Münster mit dieser Nachricht um?

Auf den ersten Blick möchte man an das übliche Spiel mit den Stereotypen denken, wie es vom Nachrichtenwesen auch schon in dieser Zeit virtuos gespielt wurde. Die Hinweise auf gebrochene Zusagen und die Unbarmherzigkeit der Kriegführung bedienten sicherlich vorhandene Reflexe, die sich um die Begriffe der „Türkengefahr“ rankten. Doch ging es hier gar nicht so sehr um einen vielleicht sogar wohligen Grusel angesichts grausiger Neuigkeiten von einem weit entfernten Kriegsschauplatz im östlichen Mittelmeer.

Vielmehr wurde diese Nachricht sofort in die laufenden diplomatischen Aktivitäten einsortiert und für bestimmte Zielsetzungen instrumentalisiert. So hatten die bayerischen Gesandten sicher gern vom allgemeinen Friedensappell des Papstes an die anderen Mächte nach München berichtet, zumal der päpstliche Gesandte vor allem den französischen Vertretern die „pericula Europae“ vor Augen geführt habe (ebd.). Denn die kurbayerische Seite war in diesen Wochen und Monaten sehr um einen allgemeinen Waffenstillstand bemüht; zu groß waren die Belastungen des Kriegs, zu vage die Aussicht auf militärischen Erfolg. Entsprechend bezogen sich die bayerischen Gesandten, als sie Anfang August wieder mit den Franzosen verhandelten, auch auf den osmanischen Angriff auf Kreta und machten daraus ein Argument in eigener Sache: Wie könne man es vor Gott verantworten, wenn in Deutschland katholische und gehorsame Fürsten und Stände angegriffen und verfolgt würden, während der Erbfeind der Christenheit jede Gelegenheit habe, „in Europam einzuebrechen […] unnd alle unmenschliche tyranney zu verüben“? (Bericht an Maximilian vom 8.8.1645, ebd. S. 359).

Wenn es weiter hieß, daß man besser die Truppen nicht bei den Kämpfen im Reich verwenden, sondern sie gegen die Osmanen führen sollte, stand dahinter durchaus ein altbekannter Gedanke: Die Einigkeit der Christen sollte der Verteidigung gegen die osmanische Bedrohung zugute kommen. Ähnliche Gedanken waren schon in früheren Jahren des Dreißigjährigen Kriegs immer wieder einmal aufgekommen; sie lassen sich etwa bei Wallenstein, Tilly, Pappenheim oder bei Père Joseph nachweisen. Teilweise schien dahinter durchaus eine gewisse Kreuzzugsromantik durch, doch hier ging es – eigentlich sehr durchsichtig – um etwas ganz anderes: Bayern wollte dringend ein Ende der Kämpfe im Reich. Und wenn die Türkengefahr ein weiteres Argument bot, um das Ziel eines armistitium zu befördern, griff man in den Verhandlungen eben auch Nachrichten aus dem Türkenkrieg auf: Das Schicksal Kretas ging in diesem Fall auch den Gesandten in Münster sehr nahe.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/445

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