Der Kampf um die Neutralität – der Zweite Weltkrieg im schwedischen Beredskapsmuseet

Ein Gastbeitrag von Doreen Reinhold. „Für die allermeisten Schweden ist Krieg eine Nicht-Erfahrung“  schreiben Lars Anderson und Mattias Tydén in der Einleitung ihres 2007 erschienen Sammelbandes über Schuld- und Moraldebatten in der schwedischen Nachkriegszeit. Während des Zweiten Weltkrieges verstand sich das neutrale Schweden als „friedliche Oase“ an der europäischen Peripherie, die sich im Verlauf des Krieges zur „Großmacht des Humanismus“ entwickelte. Dieses Selbstverständnis eines Landes, das seit 1814 keine Kriege mehr geführt hatte, nährte sich aus der Vorstellung, dass Frieden etwas spezifisch Schwedisches sei. Begründet wurde die Politik der strikten Neutralität zunächst weniger mit humanistischen Argumenten, als mit dem so genannten Kleinstaatenrealismus [småstatsrealisme]Schweden, als kleines Land, hätte im Kriegsfall kaum eine realistische Chance, sich einem möglichen Aggressor zu widersetzen. Neutralität war aus dieser Perspektive also nicht nur die moralisch überlegene, sondern auch die vernünftigere Politik.

Diese Paradigmen prägten die schwedische Erinnerungskultur in den Nachkriegsjahren nachhaltig. Ähnlich wie in vielen anderen europäischen Staaten begannen vor allem junge Forscher erst in den Neunziger Jahren die bisherige Geschichtsschreibung in Frage zu stellen. Die weitreichenden Zugeständnisse der schwedischen Regierung an Deutschland als Nebeneffekt des småstatsrealisme, die rigide und antisemitisch gefärbte schwedische Flüchtlingspolitik und sogar die vielgerühmte Rettungsaktion der weißen Busse gerieten zunehmend in die Kritik. Diese Debatten halten zum Teil bis heute an und haben die schwedische Erinnerungslandschaft stark verändert.

In dieser Zeit des Umbruchs gründete der Militärgeschichtsenthusiast Johan André zusammen mit seiner Frau Marie ein Museum in der Nähe von Helsingborg, das dem Narrativ des friedlichen Schwedens eine patriotische, kämpferische Perspektive entgegen setzt. Auf den Ruinen der ehemaligen Batteri Helsingborg wurde 1997 das Beredskapsmuseet eröffnet, das an die Bereitschaft des schwedischen Militärs auf einen deutschen bzw. sowjetischen Angriff erinnern soll.

Das neu entstandene Beredskapsmuseet war zu Beginn ein klassisches Militärmuseum, das vornehmlich Waffen- oder Panzertypen aus den 1940er Jahren zeigte. So war das wichtigste Exponat der Sammlung die Kanone „Maja“. Das Geschütz war Teil der sogenannten Skånelinje, die aus mehreren Bunkern und Kanonen bestehend, in den 1940er Jahren als Verteidigungslinie in Erwartung eines deutschen Angriffs entlang der schwedischen Küste errichtet wurde.

Im Bunker der Kanone Maja wurden die ersten Teile des Museums integriert, die ausschließlich Informationen zu den militärischen Aspekten der so genannten „Bereitschaftszeit“ [beredskapstid] vermittelten. Später wurde die Ausstellung mehrfach erweitert. Auf dem Gelände befinden sich heute noch ein weiterer unterirdischer Bunker mit einer Überblicksausstellung zum Zweiten Weltkrieg, eine nachgebildete Kriegsbaracke aus den 1940er Jahren, die sogenannte „Kanonenhalle“, in der mehrere Panzer, große Geschütze u.ä. ausgestellt sind, und eine Flugzeughalle in der, neben dem Museumsshop und -café, verschiedene kleine Wechselausstellungen untergebracht sind. Mit diesen Erweiterungen zeigt das Museum inzwischen viele verschiedene Aspekte des Krieges und der beredskapstid in Schweden auf. Ein klarer Fokus auf das Militärische ist jedoch nach wie vor erkennbar.

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En svensk tiger…
Wikimedia Commons
CC-BY-SA Anders Lagerås

Anders als die übliche Interpretation der „friedlichen Oase“ portraitiert das Museum Schweden als Militärnation auf Abruf und erweckt dabei beinah den Eindruck, Schweden sei nicht nur „bereit“ für den Krieg, sondern tatsächlich beteiligt gewesen. Die schwedische beredskapstid ist nicht mehr Ausnahme, sondern Teil der Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Symbolhaft für das Einschreiben der schwedischen Neutralität in die schwedische Militärgeschichte steht das Logo des Beredskapsmuseet „en svenk tiger“. Die Grafik des blau-gelben Tigers wurde 1941 von Bertil Almqvist für die so genannte Wachsamkeitskampagne des Staatlichen Informationsamtes [Statens informationsstyrelse (SIS)] ((Diese 1940–45 tätige staatliche Behörde  hatte die Aufgabe, die öffentliche Meinung zu beobachten und zu beeinflussen, v.a. Pressorgane.] erstellt. Der Slogan „en svensk tiger“ ist im Schwedischen doppeldeutig und kann sowohl mit „ein schwedischer Tiger“ als auch mit „ein Schwede schweigt“ übersetzt werden. Das Wortspiel sollte die schwedische Bevölkerung auf Verschwiegenheit einschwören, um möglichen Spionen keine Details der schwedischen Verteidigungsstrategie zu verraten. Kritik an der neuformierten samlingsregering (die Allparteienregierung, die zur Sicherstellung der inneren Stabilität unter Staatsminister Per Albin 1939 gebildet wurde) und ihrem Kurs war unerwünscht und fand in den wichtigsten Medien der Zeit keine Verbreitung. Diese Beschneidung der Meinungsfreiheit steht heute selbstredend in keinem guten Licht und auch der strategische Nutzen dieser Maßnahme wird heutzutage stark bezweifelt. Viele Schweden empfinden die damalige Informationspolitik der Propagandabehörde SIS als Selbstzensur und höchst undemokratisch.

Die von Almqvist gezeichnete Grafik wurde nach dem Krieg für die Öffentlichkeitsarbeit des schwedischen Militärs weiter genutzt. Bereits in dieser Funktion ist der Tiger ein Symbol für die aktive Verteidigung der schwedischen Neutralität – Verschwiegenheit und Zusammenhalt der Bevölkerung werden mit militärischer Bereitschaft gleichgestellt. Das Beredskapsmuseet verstärkt diese Umdeutung noch einmal indem es in seinem Logo den von Almqvist gezeichneten Tiger auf einem Kanonenrohr platziert. Das Logo soll die kämpferische Bereitschaft der Schweden während der beredskapstid symbolisieren und nimmt damit die Perspektive der Ausstellung für den Besucher bereits vorweg.

In den neunziger Jahren entbrannte ein zehnjähriger Rechtsstreit um die Bildrechte an Almqvists Grafik zwischen dem Museum und dem schwedischen Militär, den, für alle überraschend, das Beredskapsmuseet für sich entscheiden konnte. Heute besitzt das Museum die alleinigen Bildrechte für den blau-gelben Tiger und hat für die Zeit der doppelten Nutzung des Bildes eine hohe Entschädigungssumme erhalten. Den Slogan selbst konnte das Museum jedoch nicht ausschließlich für sich beanspruchen. Unter dem Namen „En svensk tiger“ tritt heute, ganz friedfertig, eine Stockholmer Indieband auf: http://ensvensktiger.net/

Dem stetigen Erfolg des Beredskapsmuseet wird diese Re-interpretation des Slogans sicher keinen Abbruch tun. Offensichtlich findet die patriotisch-kämpferische Perspektive auf die beredskapstid sein Publikum, denn die Besucherzahlen des Museums steigen stetig.

Doreen Reinhold ist Doktorandin am Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin, wo sie an einem Dissertationsprojekt über die museale Darstellung des Zweiten Weltkrieges in Norwegen und Dänemark arbeitet. Ihr Forschungsinteresse gilt dem Erinnern und Gedenken des Zweiten Weltkrieges und des Holocausts in Skandinavien, der Museologie und der jüdischen Geschichte Nordeuropas.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2145

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aventinus academica Nr. 6 [13.04.2014]: Wissen­schafts­theoretisches ‚Nachwort‘ zur Dissertation von Andreas C. Hofmann

In seiner Februar 2014 von der LMU München abgenommenen geschichts­wissenschaftlichen Dissertation verfasste Geschäftsführender Herausgeber Andreas C. Hofmann ein wissenschaftstheoretisches Nachwort zu neuen Formen von Wissenschaftskommunikation wie Studentischem Publizieren. http://bit.ly/Q3JkXK

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/04/5049/

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Science Slam: David und Goliath einmal anders

In Vorlesungen anschaulich und lebhaft erzählen, komplexe wissenschaftliche Sachverhalte auf den Punkt bringen und das Ganze am besten noch mit Humor anreichern. Das kann leider nicht jeder, aber manchmal stößt man auf solche Talente. Simone Paganini, Professor für Biblische Theologie … Continue reading

Quelle: http://grammata.hypotheses.org/477

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Ausstellung zu Mode während der NS-Herrschaft

Die Jungle World bespricht die Ausstellung Glanz und Grauen. Mode im Dritten Reich, die zur Zeit im LVR-Industriemuseum Euskirchen-Kuchenheim gezeigt wird. Mit dabei sind auch Kleidungsstücke der Edelweißpiraten und Swings:
Neben den Nadeln werden auch Kleidungsstücke gezeigt, die von den Edelweißpiraten getragen wurden, Mitglieder jener regimefeindlichen Großstadtcliquen von Jugendlichen, die vorwiegend aus dem linken Arbeitermilieu stammten und in der Tradition der Bündischen Jugend standen. Mit kurzen Lederhosen, heruntergerollten Kniestrümpfen, Wanderschuhen, bunten Ski- oder Fahrtenhemden und Halstüchern hoben sie sich auch äußerlich deutlich von der Hitler-Jugend ab. Während die hemdsärmeligen Edelweißpiraten eine gewisse Schlampigkeit kultivierten, zelebrierten die zumeist aus dem Bürgertum stammenden jugendlichen Swings eine ganz andere Form des ästhetischen Widerstands: anglophile Eleganz mit Stockschirm und kinnlangem, zurückgekämmtem Haar. Auch hier waren es die Jungen, die sich optisch am deutlichsten positionierten, in der Ausstellung vertreten durch zweireihige Anzüge mit weiten Hosen, Seidenschal und Hut.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/752347803/

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23. Histofloxikon, Dritte Lieferung

Nach der ersten und der zweiten, hier nun die dritte Lieferung historischer Floskeln und Allgemeinplätze.

Ein Jahrhundertereignis!

jahrhundertereignisEs ist eigentlich zu offensichtlich, als dass man besonders viel Zeit dafür verschwenden müsste: Die beständige Ausrufung von Jahrhundertereignissen hat
schon seit geraumer Zeit solch inflationäre Ausmaße angenommen, dass sie sich selbst ad absurdum führt. So viele Jahrhunderte bleiben unserem Planeten gar nicht mehr, dass sie den entsprechenden einschneidenden Ereignissen noch zu entsprechen vermögen. Wenn es sich nicht um eine wirklich dröge Sisyphusarbeit handeln würde, könnte sich eine Auszählung all dieser proklamierten Jahrhundertereignisse einmal lohnen. Beinahe täglich findet irgendwo eines statt.

Eine Kultur geht recht verschwenderisch mit ihrer historischen Zeit um, wenn sie überall solche säkularen Geschehnisse ausmacht. Eine simple Google-Abfrage bringt unter anderem folgende Ergebnisse zutage: 50 Bewohner von Eichsfeld erlebten den Guss einer Glocke in Gescher als Jahrhundertereignis, der Bürgermeister von Waldstetten erklärte den Empfang der frisch gebackenen Skisprung-Olympiasiegerin Carina Vogt zum Jahrhundertereignis (der eigentlich nur noch durch einen Papst-Besuch zu toppen sei), in Schwäbisch Gmünd wurde die Einweihung des Einhorn-Tunnels und damit die Freigabe der teuersten Ortsumgehung Deutschlands als ein Jahrhundertereignis gefeiert und im März 2013 erwies sich das Einströmen grönländischer Polarluft nach Ostdeutschland mit entsprechenden Temperatur-Minusrekorden als meteorologisches Jahrhundertereignis. So weit, so bekannt. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Dass solche Titulierungen nicht die Luxzahl wert sind, mit der sie einem vom Bildschirm entgegenflimmern, muss kaum erwähnt werden. Warum aber diese Sehnsucht, aus Hochwassern, Fußballspielen, Kirchenrenovierungen oder Landesgartenschauen immer gleich einen unumgänglichen Eintrag in die Geschichtsbücher zu machen? Abgesehen davon, dass es sich um einen unübersehbaren Mangel an sprachlicher Differenzierungsfähigkeit handelt (Weltberühmt in Radolfzell!), ist diese Suche nach historischen Superlativen, die sich kaum noch steigern lässt (es sei denn durch Ereignisse, die einem Jahrtausend oder gleich der ganzen Menschheit zur Denkwürdigkeit aufgegeben wären) ein typischer Ausfluss modernistischen und fortschrittsgeschichtlichen Denkens. Vielleicht zeigt sich nirgends deutlicher als gerade bei diesen vermeintlich nebensächlichen, nicht wirklich ernst zu nehmenden historischen Übertreibungen, wie sehr ein überhitztes Geschichtsdenken, das nur noch in olympischen Kategorien zu funktionieren vermag (höher! schneller! weiter!), inzwischen ins Leere läuft.

Geschichte wiederholt sich (nicht)

Kniffliger Fall eines historischen Gemeinplatzes, zumal er in zwei entgegengesetzten Varianten aufzutreten pflegt. Natürlich wiederholt sich Geschichte nicht – so möchte man voller Überzeugung ausrufen –, schließlich sehen wir uns einem linearen Zeitmodell verpflichtet, bei dem die Zeit aus dem Gestern kommt, um ohne Wenn und Aber in das Morgen fortzuschreiten. Mit einem solchen Verzicht auf die zyklische Wiederkehr des Gewesenen kann sich Geschichte nicht wiederholen. Und wenn selbst der zweite Hauptsatz der Thermodynamik nicht zu überzeugen vermag, so kann einen doch die Alltagserfahrung lehren, dass man das Gestern nicht zurückholen kann. Immer wieder ernüchterndes Beispiel: Klassentreffen.

Bevor wir die Wiederholung aber allzu schnell zu den Akten legen, lohnt sich unter Umständen ein genauerer Blick auf das Vokabular. Was war nochmal mit „Geschichte“ und was mit „Wiederholung“ gemeint? Dasjenige, was sich hier nicht wiederholen soll, scheint doch viel eher die Vergangenheit als ein Zeitraum zu sein, in dem wir all diejenigen Geschehnisse unterzubringen pflegen, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen (eben das wäre der zweite Hauptsatz der Thermodynamik auf das Leben von Menschen und Kulturen angewandt). Geschichte ist hingegen bekanntermaßen die Erzählung, die wir uns selbst von dieser Vergangenheit erzählen. Und diese Geschichte lässt sich nicht nur wiederholen, es ist uns sogar ein kulturhistorisch gewachsenes Bedürfnis, diese Erzählung zu repetieren und zu variieren, immer wieder neu aufzufrischen und vielleicht sogar neue Seiten an ihr zu entdecken.

Was uns unmittelbar zur „Wiederholung“ führt. Nicht nur, dass die Wiederholung als Kulturtechnik ganz ungerechtfertigter Weise ein Schattendasein führt, weil sie mit unserem neuheitsversessenen Fortschritts- und Wachstumsdenken so gar nicht in Einklang zu bringen scheint (siehe oben: Jahrhundertereignisse!), sie wird zudem auch noch missverstanden, wenn man damit die Wiederkehr des identisch Gleichen zu bezeichnen meint. Aber die Wiederholung ist keine Kopie. Sie ist tatsächlich eine Wieder-Holung, also der Versuch, etwas erneut hervorzukramen, mit dem man sich schon einmal beschäftigt hat. Die Zeit, die zwischen einer ersten und einer späteren Auseinandersetzung mit einem bestimmten Gegenstand verstrichen ist, setzt aber bereits eine Differenz, die dafür sorgt, dass Wiederholung nicht mit Identität zu verwechseln ist. Schließlich haben sich beide Seiten in der Zwischenzeit gewandelt, der betrachtete Gegenstand sowie das betrachtende Subjekt. Und auch die erneute Beschäftigung wird eine Veränderung dieser Beziehung nach sich ziehen. Wiederholungen sind für die Konstitution unserer Kultur wesentlich bedeutsamer, als wir dies gemeinhin zuzugeben bereit sind.

Vielleicht wäre es daher Zeit für eine neue Floskel: Vergangenheit kann sich nicht wiederholen – Geschichte muss man wiederholen.

Die Vergangenheit ruhen lassen

Wenn die Vergangenheit schon der Container ist, in dem wir all die ehemaligen Aktualitäten unterbringen können, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen (all die zerbrochenen Gläser, die sich nicht mehr zusammensetzen, die Jugendzeiten, die sich nicht noch einmal durchleben, die Ereignisse, die sich nicht mehr revidieren lassen), dann sollte sie doch auch der Ort sein, um all das loszuwerden, was uns bedrücken könnte. Vergessen wir also die Niederlagen, Peinlichkeiten, Beschämungen und Verletzungen, die wir ausgeteilt und empfangen haben, und verbrennen wir sie gemeinsam mit den Kalendern vom letzten Jahr.

Aber wenn das mit der Friedhofsruhe der Vergangenheit so einfach wäre, müsste man sie wohl kaum gesondert beschwören. Man darf eher den Verdacht haben, dass der Wunsch nach einer Vergangenheit, die abgeschlossen und vergessen sein möge, mit der Versicherung einhergeht, nicht erfüllt zu werden. Denn auch hier lehrt uns die Alltagserfahrung, dass man Gewesenes nicht einfach so abschütteln kann, dass die Geschichten uns nicht nur verfolgen, sondern zuweilen unwillentlich überfallen. Das Verlangen, die Vergangenheit ruhen zu lassen, wird also nicht selten dadurch konterkariert, dass die Vergangenheit uns nicht in Ruhe lässt.

Daraus lässt sich vielleicht weniger lernen, dass die Vergangenheit ein eigenständiges Leben unabhängig von unserem Wollen und Wirken führt und gewissermaßen autonom entscheiden könnte, wie und wo und wann sie uns auf die Pelle rückt. Eher könnte sich damit die Einsicht verbinden, dass der Mensch ein polychrones Wesen ist, das zwar in einem Hier und Jetzt existiert, dabei aber immer in der Lage ist, Relationen der unterschiedlichsten Art zu bereits Gewesenem und noch Kommendem aufzubauen. Und es sind diese Relationen, die sich nicht bis ins letzte kontrollieren lassen. Deswegen kann uns mitunter eine Vergangenheit nicht in Ruhe lassen, die schon längst (oder eben gerade nicht) erledigt zu sein scheint. Und deswegen kann uns auch eine Zukunft Angst einjagen (oder Hoffnung machen oder andere Gefühle auslösen), die uns noch gar nicht zur Verfügung steht.


Einsortiert unter:Geschichtskultur, Geschichtstheorie, Zeit und Geschichte Tagged: Floskel, Gemeinplatz, Geschichte wiederholt sich nicht, Jahrhundertereignis, Vergangenheit ruhen lassen

Quelle: http://achimlandwehr.wordpress.com/2014/04/12/23-histofloxikon-dritte-lieferung/

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Jetzt bewerben: Europäische Sommeruniversität 2014 in Leipzig

von Elisabeth Burr, Universität Leipzig

Die Bewerbungsfrist um einen Platz bei der von “Kulturen & Technologien” und CLARIN-D gemeinsam ausgerichteten europäischen Sommeruniversität in Digitalen Geisteswissenschaften “Digitale Geisteswissenschaften & Sprachressourcen” [Wir berichteten; Anm. d. Red.] ist eröffnet.

Die Sommeruniversität richtet sich an 60 TeilnehmerInnen aus ganz Europa und darüber hinaus. Sie will Studierende, DoktorandInnen und (Nachwuchs-) WissenschaftlerInnen aus den Geisteswissenschaften, den Bibliothekswissenschaften, den Sozialwissenschaften, den Ingenieurwissenschaften und der Informatik als gleichwertige PartnerInnen zu einem wirklich interdisziplinären Wissens- und Erfahrungsaustausch in einem mehrsprachigen und mehrkulturellen Kontext zusammenführen und so die Voraussetzungen für künftige projektorientierte Kooperationen und Netzwerkbildungen über die Grenzen der Disziplinen, Länder und Kulturen hinweg schaffen.

Die Sommeruniversität dauert volle 11 Tage. Ihr intensives Programm setzt sich aus Workshops, hochschulöffentlichen Vorlesungen, regelmäßig stattfindenden Projektpräsentationen, einer Postersession und einer Podiumsdiskussion zusammen. Folgende parallel laufende Workshops werden angeboten:

Informationen zur Bewerbung um einen Platz in einem der Workshops sind unter http://www.culingtec.uni-leipzig.de/ESU_C_T/ zu finden. Die Bewerbungen werden vom wissenschaftlichen Komitee und den Workshop-LeiterInnen begutachtet.

Es werden außerdem eine Reihe von Stipendien vergeben: Das Electronic Textual Cultures Lab der University of Victoria fördert bis zu 5 Stipendien für Graduierte und Promovierte, die den für die Lehre zu entrichtenden Anteil an den Teilnahmegebühren decken. Das DAAD kommt zudem für die Reise- und Aufenthaltskosten von bis zu 15 Alumni / Alumnae deutscher Universitäten auf.

Alle Informationen sind im Web-Portal der Europäischen Sommeruniversität in Digitalen Geisteswissenschaften “Kulturen & Technologien” unter http://www.culingtec.uni-leipzig.de/ESU_C_T/ zu finden. Das Portal wird fortwährend aktualisiert und mit weiteren Informationen angereichert.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3370

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aventinus nova Nr. 47 [12.04.2014]: ›Schwarze‹ Haut als biblischer Fluch? Im Anfang war die Bibel — einige postkoloniale Überlegungen [=whitemasks.blogsport.de [09.01.2014]]

Seit dem frühen Mittelalter führten Kirchengelehrte die Bevölkerung der Welt auf die drei Söhne Noahs zurück: Den Japhiten gehörte Europa, den Semiten Asien und den — von einem biblischen Fluch zu Sklaven degradierten — Chamiten Afrika. http://bit.ly/1hrC6r5

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/04/5046/

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