Erstes WeberWorldCafé: „Bürger, Blogger, Botschafter: Neue Medien und Akteure in der Diplomatie des 21. Jahrhunderts“

Keyvisualvon Gesche Schifferdecker

Am 28.04.2014 laden die Max Weber Stiftung und das Forum Transregionale Studien zum ersten gemeinsamen WeberWorldCafé ein. Junge WissenschaftlerInnen und MitarbeiterInnen internationaler Organisationen werden gemeinsam mit zehn ExpertInnen zum Thema „Bürger, Blogger, Botschafter: Neue Medien und Akteure in der Diplomatie des 21. Jahrhunderts“ diskutieren.

In Anbetracht der derzeitigen weltpolitischen Lage ist dieses Thema äußerst aktuell. Nicht nur bei den Umstürzen in Nordafrika spiel(t)en soziale Netzwerke eine wichtige Rolle. Ein Beispiel der vergangenen Wochen ist die – mittlerweile wieder aufgehobene – Twitter-Sperre in der Türkei. Gleichzeitig beeinflussen die Enthüllungen um den US-amerikanischen Militärgeheimdienst NSA nachhaltig das weltweite Ansehen der Vereinigten Staaten. Gerade in den Diskussionen über den Whistleblower Edward Snowden zeichnen sich die unterschiedlichen Haltungen zum Zusammenspiel von neuen Medien und moderner Demokratie deutlich ab: Von den einen wird er als Vaterlandsverräter beschimpft, anderen gilt er als Held. Gleichzeitig hinterlässt es bei vielen Kommentatoren, die ihm gegenüber positiv eingestellt sind, einen bitteren Nachgeschmack, dass Snowden ausgerechnet in Russland Zuflucht gefunden hat – einem Land, an dessen Umgang mit demokratischen und rechtsstaatlichen Elementen auch gegenwärtig viel Kritik geübt wird.

Weiche Faktoren der Macht
Mit der Brisanz dieser digitalen Verwicklungen ist die „klassische“ Diplomatie allerdings längst nicht überholt. Länder entsenden nach wie vor Diplomaten. Eine sukzessiv wichtigere Rolle spielen seit einigen Jahren auch Kulturbotschafter, von deutscher Seite beispielsweise durch die Goethe-Institute weltweit vertreten. Diese Einrichtungen tragen entscheidend zum Bild einer Gesellschaft in anderen Ländern bei. Sie zählen zu den sogenannten „weichen Faktoren“, die die Attraktivität und Glaubwürdigkeit politischer und kulturelle Werte auf die Stellung von Staaten bzw. Regierungen in den internationalen Beziehungen beeinflussen. Die Rolle dieser „weichen Faktoren“ wurde in der Vergangenheit von der westlichen Politikwissenschaft gerne unterschätzt. Stattdessen meinte man, Macht alleine an materialistischen, „harten Faktoren“, wie militärischer Stärke oder Wirtschaftskraft festmachen zu können. Diese Verengung ist zwar in vielerlei Hinsicht ein Relikt aus der Zeit des Kalten Krieges, hält sich aber hartnäckig. Doch allmählich dringen Konzepte wie das der „soft power“ von Joseph Nye in die breiteren Kreise der interessierten Öffentlichkeit vor. Trotz wissenschaftlicher Kritik an Nyes Konzept zeigt der Erfolg seiner Ideen, dass Nye damit einen Nerv getroffen hat. Seine Konzepte werden aktuell beispielsweise genutzt, den Aufstieg Chinas zu analysieren und zu kommentieren. WissenschaftlerInnen und PolitikerInnen haben sogar damit begonnen, den Begriff als Label für die eigenen Strategien zu benutzen.

„Public Diplomacy“
Immer mehr PolitikerInnen und WissenschaftlerInnen sprechen der sogenannten „Public Diplomacy“ eine große Bedeutung zu. In den vergangenen zehn Jahren hat sich das beispielsweise in der Eröffnung hunderter Konfuzius-Institute zur Verbreitung der chinesischen Sprache und Kultur im Ausland niedergeschlagen. Im Gegensatz zur klassischen Diplomatie, das heißt der Führung internationaler Beziehungen auf der Ebene staatlicher Institutionen, richtet sich die öffentliche, die „Public Diplomacy“ an die allgemeine Öffentlichkeit jenseits des eigenen Staatsgebiets.

Durch diese Ausrichtung auf die breite Öffentlichkeit im Ausland erlangen auch die vielen nichtstaatlichen Akteure (wie NGOs, Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen), die über die Grenzen ihres Heimatlandes hinaus wirken und die große Bevölkerungsteile häufig besser erreichen als die verhältnismäßig kleine Zahl der Berufsdiplomaten, einen höheren Stellenwert. Gleichzeitig haben sich durch die digitale Revolution die Möglichkeiten vervielfacht, dass einzelne oder Gruppen von Kulturschaffenden, WissenschaftlerInnen oder JournalistInnen und andere nichtstaatliche Akteure sich auch ohne die Unterstützung institutioneller oder bürokratischer Strukturen global vernetzen und Debatten beeinflussen können. In diese Kerbe schlagen auch die Macher des Films über den Wikileaks-Gründer Julian Assange, wenn sie diesen mit „Die fünfte Gewalt“ untertiteln.

Herausforderung der Diplomatie im 21. Jahrhundert 
Das Internet gestattet eine Partizipation der BürgerInnen jenseits von Regierungsgesprächen und Cocktailpartys, zu denen sie normalerweise keinen Zugang haben. Gleichzeitig bietet es staatlichen RepräsentantInnen neue Möglichkeiten, mit Menschen in anderen Ländern Kontakt aufzunehmen. So haben zum Beispiel die US-amerikanische und die britische Regierung soziale Medien bereits zu einem wichtigen Bestandteil ihrer außenpolitischen Kommunikation gemacht. Daneben eröffnet das Internet auch für Staaten mit geringeren technischen und finanziellen Ressourcen zahlreiche Chancen. Durch die neuen Medien haben heute mehr Menschen als je zuvor Zugang zu (regierungs-)kritischen Informationen und öffentlichen Debatten. Phänomene wie der „Arabische Frühling“ erlangen ihre Brisanz nicht zuletzt durch die Echtzeit-Kommunikation beteiligter Protagonisten über die Grenzen von Nationalstaaten und Sprachgemeinschaften hinaus. Versuche, soziale Medien als schlichte PR-Maschinen staatlicher Institutionen zu instrumentalisieren, erscheinen von diesem Hintergrund langfristig wenig erfolgversprechend.

Diese Überlegungen machen deutlich, dass das Internet und insbesondere das Web 2.0 die globale diplomatische Bühne grundlegend verändern. Regierungen können den Informationsfluss nur noch bedingt kontrollieren und bewegen sich in ihrem ehemaligen „Hoheitsbereich“ nun in einem unüberschaubaren Netz von Akteuren. Die Globalisierung und der technische Fortschritt bewirken, dass Diplomatie heute bedeutet, eine aufgrund wachsender Komplexität zunehmend in einzelne Fachbereiche aufgesplitterte Lebenswirklichkeit im jeweiligen Gastland zu repräsentieren. Die Internationalisierung der Fachpolitiken führt dazu, dass Auslandsvertretungen immer mehr zum Knotenpunkt werden, die ein filigranes Netzwerk von staatlichen und nichtstaatlichen FachvertreterInnen im Ausland zusammenbringen und orchestrieren müssen – ohne dabei den Anspruch oder auch nur die Kapazitäten zu haben, die Interessen des Entsendestaates exklusiv zu repräsentieren bzw. in allen Diskursen selbst immer führender Experte zu sein.

Das WeberWorldCafé
Beim WeberWorldCafé „Bürger, Blogger, Botschafter: Neue Medien und Akteure in der Diplomatie des 21. Jahrhunderts“ werden ExpertInnen verschiedenster Disziplinen zu Wort kommen. Neben WissenschaftlerInnen haben wir auch AkteurInnen aus der Praxis eingeladen, um Aspekte der klassischen Diplomatie und der Diplomatiegeschichte bis hin zu digitaler, kultureller und medialer Diplomatie zu diskutieren.

So funktioniert das WWC: Jeder der ExpertInnen fungiert als TischgastgeberIn; die TeilnehmerInnen haben die Gelegenheit, mit ihnen auf Augenhöhe zu diskutieren. Nach jeweils zwanzig Minuten wechseln die Tischgäste, um sich an einem anderen Tisch zu neuen Themen auszutauschen. Das Wissen aus vorherigen Diskussionen wird in die folgenden eingebracht und die Erkenntnisse für die noch kommenden Tischgäste auf der Tischdecke festgehalten. Dabei gibt es keine fest vorgegeben Gesprächsthemen oder Fragestellungen, die beantwortet werden sollen. Da sowohl die ExpertInnen als auch die TeilnehmerInen aus verschiedenen Fachrichtungen kommen, bringen sie alle unterschiedliches Vorwissen, Perspektiven und Interessen mit. Ziel ist es, ein Netzwerk an neuen Erkenntnissen und Perspektiven zu entwickeln. Abschließend werden die Hauptthemen noch einmal für alle zusammengefasst und können auf Wunsch in lockerer Atmosphäre nach dem World Café weiter diskutiert werden.

Die Gäste des ersten WeberWorldCafés sind:

Umfangreiche Informationen zu diesem und zukünftigen WeberWorldCafés sowie Interviews mit den Gästen und Hintergrundwissen finden Sie hier.  

Anmeldungen bitte an schifferdecker@maxweberstiftung.de senden.

Quelle: http://trafo.hypotheses.org/738

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Sommeruniversität des DHIP zum Thema “Akademische Freiheit oder akademische Frechheit?” (Anmeldung bis 15.04.14)

Geht man als Student demonstrieren, wenn man Studiengebühren bezahlt – und scheut Konflikte, wenn man von einem Stipendium abhängig ist? Verschwinden gewaltsam ausgetragene Konflikte, wenn ein studentisches Ideal sich anstatt an adeligen an bürgerlichen Werten orientiert? Widersprechen Studenten ihren Dozenten … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/6348

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»Auf der Autobahn« zum Grammy für das Lebenswerk: Kraftwerk als Pioniere elektronischer Popmusik

Oft als »Pioniere« der elektronischen Popmusik bezeichnet, gehören Kraftwerk ohne Zweifel zu deren frühen und einflussreichsten Protagonisten. Als Teil einer transnationalen Pop-Avantgarde von Mitte der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre wird ihnen bis heute eine enorme Wirkkraft zugesprochen. Kraftwerks ästhetischer Einfluss auf das transnationale Idiom »Pop« war tiefgreifend, die Ehrung mit dem Lifetime Achievement Award auf der diesjährigen Grammy-Verleihung am 25. Januar in Los Angeles wenig überraschend. Alexander Simmeth untersucht in seinem Beitrag die Entwicklung der Band und ihre Rolle für die Transnationalisierung der Popkultur. Er legt seinen Fokus vor allem auf das Jahr 1975 und fragt: Wie hat Kraftwerks neuer Stil die Popmusik verändert? Und wie haben die Wahrnehmung der Band und der große Erfolg vor allem in den USA wiederum Kraftwerk beeinflusst, etwa in Bezug auf ihr sorgfältig gepflegtes Image oder ihr Auftreten in Deutschland?

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Quelle: http://netzwerk.hypotheses.org/1948

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Mein Beitrag zum 1. April: Schlagfertig reagieren mit Reimen

“So stellen Sie Schwätzer und Lästerer ruhig”, titelt Volker Kitz bei “Spiegel Online” (23. März 2014). Der Büropsychologe empfiehlt, unliebsame Kolleginnen und Kollegen mit flotten Reimen ruhigzustellen. Ein konkreter Vorschlag sieht etwa so aus:  ”Statt ‘Wir machen zu viele Überstunden’ … Continue reading

Quelle: http://grammata.hypotheses.org/465

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aventinus studiosa Nr. 3 [31.03.2014]: Rez. zu: Margit Perneau: Transnationale Geschichte (=Grundkurs Geschichte / UTB 3535), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011

Statt mit Veranstaltungen zur deutschen, französischen oder britischen, seltener zur europäischen Geschichte sehen sich Studierende heute immer häufiger mit Angeboten konfrontiert, die entweder Regionen in den Blick nehmen oder über den nationalen Rahmen hinausweisen. http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id=17210

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/03/5017/

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aventinus visio Nr. 8 [31.3.2014]: „Die wissen nicht, wohin mit ihrer Kraft“ — Generationen in der frühen DDR. Der Film Berlin Ecke Schönhauser (1957)

Film ist eine vergleichsweise junge Quellengattung mit erheblichem Erkenntnispotenzial für die zeitgeschichtliche Forschung. Mit Blick auf die frühe DDR soll untersucht werden, welche Darstellung die Generationenthematik in der DEFA-Produktion Berlin Ecke Schönhauser (1957) erfährt. http://bit.ly/1ojgnq4

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/03/5015/

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Nachlese Dhd 2014: Das “Objektcluster” auf der Pre-Conference von DARIAH-DE

Die neue Clusterstruktur von DARIAH-DE trägt mit ihrer Fokussierung auf bestimmte Kernbereiche der dynamischen Entwicklung der Digital Humanities Rechnung. Als Kern-DH-Verfahren wurden in der ersten Förderperiode u.a. Editions- und Erschließungsverfahren / Annotationen sowie computergestützte Analyseverfahren, d.h. das Erkennen von sprachlichen Strukturen in Texten, aber auch Erkennen von visuellen Strukturen in Bildern, benannt.[1] Insbesondere letzter Punkt, die Mustererkennung in Bildern, stellt bislang ein großes Desiderat in der und für die digitale Forschung dar, obwohl Texte keineswegs die einzigen Primärquellen sind, mit denen GeisteswissenschaftlerInnen arbeiten. Cluster 7, das so genannte “Objektcluster” unter Leitung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), möchte daher dazu beitragen, dieses Deisderat anzugehen, indem es für geisteswissenschaftliche Zwecke angepasste Lösungen aus dem Bereich der automatischen Bilderkennung / Gesichtserkennung nachhaltig in die Forschungsinfrastruktur einbringt.

Auch wenn Reinhard Förtsch in seiner Präsentation dieses Vorhabens explizit keine Definition davon gegeben hat, was Objekte sind, so ist doch anzumerken, dass die Rede von einem “Objektcluster” der Tatsache geschuldet ist, dass u.a. die archäologische Objektdatenbank Arachne eine Datenbasis für die geplante Mustererkennung stellt. Mustererkennung wird also nicht an 3D-Objekten vollzogen, sondern an digital vorliegenden Fotografien von Objekten, sprich Bildern. Die Anschlußmöglichkeiten für andere Fachdisziplinen wie Kunstgeschichte oder Epigraphik sind offensichtlich, so dass zu wünschen ist, dass es zu einem regen Austausch zwischen verschiedenen Initiativen kommt, affine Projekte also “nicht mehr gemeinsam einsam sind, sondern [...] echte Synergien entstehen.”[2]

[1] Ruth Reiche, Rainer Becker, Michael Bender, Matthew Munson, Stefan Schmunk, Christof Schöch: “Verfahren der Digital Humanities in den Geistes- und Kulturwissenschaften”, in: DARIAH-DE Working Papers Nr. 4, Göttingen: DARIAH-DE, 2014.
[2] Claudine Moulin, Tweet aus dem Twitterstream zur Dhd 2014, 28. März.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3286

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Digitaler Toolkasten – 03/2014

In dieser Ausgabe des “Digitalen Toolkasten”-Newsflash berichten wir wieder vom Fortgang unserer Aktivitäten am Fachbereich Sozialwesen und zur Weiterbildung “Soziale Medienbildung”. Aktuelles Der 1. Platz ist es dann doch nicht geworden, aber vielleicht schaffen wir es im kommenden Jahr. Beim Publikumspreis der Blogawards der wissenschaftlichen Blogplattform hypotheses.org sind wir mit unserem Blog auf Platz 4 gewählt worden. Ein Dank hier für jede Stimme, die für uns abgegeben wurde. Und es gibt gleich den Tipp, sich mal bei den anderen Blogs der Top 5 umzuschauen. […]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/5622

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Abstract zum Vortrag “Genealogen im Rollenwechsel: Vom Archivnutzer zum ehrenamtlichen Mitarbeiter – neue Chancen durch kollaborative, digitale Projekte des Vereins für Computergenealogie” von Andreas Job

Andreas Job

Genealogen im Rollenwechsel: Vom Archivnutzer zum ehrenamtlichen Mitarbeiter – neue Chancen durch kollaborative, digitale Projekte des Vereins für Computergenealogie

Archive und genealogische Vereine stehen vor der gleichen Herausforderung: Die Digitalisierung. Der digitale Reifegrad ist in beiden Bereichen, von Institution zu Institution, höchst unterschiedlich. Ob dies am Alter der handelnden Personen, oder an knappen finanziellen Mitteln liegt, lasse ich offen. Stattdessen möchte ich anhand von Beispielen zeigen, wie die Digitalisierung Archiven und genealogischen Vereinen helfen kann, ihre jeweiligen Ziele zu erreichen und darüber hinaus neue Möglichkeiten eröffnet.

Als Jimmy Wales vor mehr als 10 Jahren gemeinsam mit Anderen die Wikipedia Plattform gründete, postulierte er: „Stell dir vor, jeder Mensch auf der Erde könnte am freien und vollumfänglichen Zugang zum gesamten Menschheitswissen teilhaben.“
Diese Vision ähnelt dem Ansatz des Vereins für Computergenealogie (Compgen), genealogisch interessante Daten kostenfrei für Jedermann im Internet zu veröffentlichen. Dabei spielen unsere Vereinsgrenzen weder bei der Erfassung, noch bei der Nutzung der Daten eine Rolle. Die Datenerfassung wurde bisher in diversen Projekten meist offline durchgeführt. Dabei erfassten Genealogen z. B. Familienanzeigen, Totenzettel oder Adressbuchdaten. Ein wesentlicher Nachteil dieses Vorgehens war es, dass die Erfassung von großen Datenbeständen schier unmöglich erschien und genaue Absprachen notwendig waren, um Doppelerfassungen zu vermeiden und gemeinsame Erfassungsstandards abzusprechen. Im Extremfall arbeiteten die Erfassen nebeneinander her, tauschten keine Daten aus und wussten nichts voneinander.

Die Zeit war reif für eine zentrale Online-Erfassungplattform, welche 2010 für die Erfassung der über 8 Mio Personendaten in den Verlustlisten des 1. Weltkriegs programmiert wurde. Einen niedrigschwelligen Einstieg in die browserbasierte Erfassung mit einer einfachen Registrierung ermöglicht es, dass mittlerweile über 700 registrierte Personen 6,8 Mio Datensätze seit dem Start bis heute zur Verfügung stehen. Motivierend wirkt sich dabei aus, dass ein erfasster Datensatz sofort in der Suche auffindbar ist.

Weitere Erfassungsprojekte sind seit 2013 am Start, bei denen die Voraussetzungen für die Erfassung eine vorhandene Datenstruktur, zugängliche Scans und geregelte rechtliche Rahmenbedingungen vorhanden sind. Die erfolgreichen Kooperationen mit dem Stadtarchiv Köln zur Erfassung der Standesamtsregister und mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg zu Kriegsgräberlisten starteten ebenfalls.

Die Vereinsmitglieder von Compgen sind gespannt, welche weiteren Bestände für diese Art der Erfassung geeignet sind und welche Ideen dazu oder zu anderen Kooperationsformen in der Tagung Archive 2.0 geboren werden.

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/1497

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Abstract zum Vortrag “Genealogen im Rollenwechsel: Vom Archivnutzer zum ehrenamtlichen Mitarbeiter – neue Chancen durch kollaborative, digitale Projekte des Vereins für Computergenealogie” von Andreas Job

Andreas Job

Genealogen im Rollenwechsel: Vom Archivnutzer zum ehrenamtlichen Mitarbeiter – neue Chancen durch kollaborative, digitale Projekte des Vereins für Computergenealogie

Archive und genealogische Vereine stehen vor der gleichen Herausforderung: Die Digitalisierung. Der digitale Reifegrad ist in beiden Bereichen, von Institution zu Institution, höchst unterschiedlich. Ob dies am Alter der handelnden Personen, oder an knappen finanziellen Mitteln liegt, lasse ich offen. Stattdessen möchte ich anhand von Beispielen zeigen, wie die Digitalisierung Archiven und genealogischen Vereinen helfen kann, ihre jeweiligen Ziele zu erreichen und darüber hinaus neue Möglichkeiten eröffnet.

Als Jimmy Wales vor mehr als 10 Jahren gemeinsam mit Anderen die Wikipedia Plattform gründete, postulierte er: „Stell dir vor, jeder Mensch auf der Erde könnte am freien und vollumfänglichen Zugang zum gesamten Menschheitswissen teilhaben.“
Diese Vision ähnelt dem Ansatz des Vereins für Computergenealogie (Compgen), genealogisch interessante Daten kostenfrei für Jedermann im Internet zu veröffentlichen. Dabei spielen unsere Vereinsgrenzen weder bei der Erfassung, noch bei der Nutzung der Daten eine Rolle. Die Datenerfassung wurde bisher in diversen Projekten meist offline durchgeführt. Dabei erfassten Genealogen z. B. Familienanzeigen, Totenzettel oder Adressbuchdaten. Ein wesentlicher Nachteil dieses Vorgehens war es, dass die Erfassung von großen Datenbeständen schier unmöglich erschien und genaue Absprachen notwendig waren, um Doppelerfassungen zu vermeiden und gemeinsame Erfassungsstandards abzusprechen. Im Extremfall arbeiteten die Erfassen nebeneinander her, tauschten keine Daten aus und wussten nichts voneinander.

Die Zeit war reif für eine zentrale Online-Erfassungplattform, welche 2010 für die Erfassung der über 8 Mio Personendaten in den Verlustlisten des 1. Weltkriegs programmiert wurde. Einen niedrigschwelligen Einstieg in die browserbasierte Erfassung mit einer einfachen Registrierung ermöglicht es, dass mittlerweile über 700 registrierte Personen 6,8 Mio Datensätze seit dem Start bis heute zur Verfügung stehen. Motivierend wirkt sich dabei aus, dass ein erfasster Datensatz sofort in der Suche auffindbar ist.

Weitere Erfassungsprojekte sind seit 2013 am Start, bei denen die Voraussetzungen für die Erfassung eine vorhandene Datenstruktur, zugängliche Scans und geregelte rechtliche Rahmenbedingungen vorhanden sind. Die erfolgreichen Kooperationen mit dem Stadtarchiv Köln zur Erfassung der Standesamtsregister und mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg zu Kriegsgräberlisten starteten ebenfalls.

Die Vereinsmitglieder von Compgen sind gespannt, welche weiteren Bestände für diese Art der Erfassung geeignet sind und welche Ideen dazu oder zu anderen Kooperationsformen in der Tagung Archive 2.0 geboren werden.

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/1497

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