Journal-Panorama zu Gewalt gegen Frauen

Das von Mathilde Schwabeneder gestaltete gestrige (26.11.) Journal-Panorama befasste sich mit Gewalt gegen Frauen in Italien:

Gefährliches Land für Frauen: Gewaltwelle in Italien

2012 starb in Italien alle drei Tage eine Frau durch die Hand eines Mannes, der ihr nahe stand. Ehemänner, Liebhaber oder Verflossene wurden zu Mördern. Und auch 2013 sind allein bis Oktober schon mehr als 120 Frauen oft auf bestialische Art ermordet worden. Ganz Italien diskutiert daher über Gewalt gegen Frauen, deren Ursachen und ihre mögliche Bekämpfung. Überall ist die Rede vom Femminicidio – vom Mord an den Frauen.

Fernsehen, Radio und Zeitungen sind voll von spektakulären Fällen. Frauenverbände wollen mit Sensibilisierungskampagnen aufrütteln und gegensteuern. Aber der Weg ist noch weit – und das Land der Latin Lovers ist ob der blutigen Realität schwer verunsichert.


Quelle: http://ehenvorgericht.wordpress.com/2013/11/27/journal-panorama-zu-gewalt-gegen-frauen/

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Ein Jahr “De rebus sinicis. Kulturgeschichte Chinas”

Am 27. November 2012 schrieb ich die ersten beiden Kürzest-Beiträge zu meinem Blog “De rebus sinicis. Kulturgeschichte Chinas”. In “De rebus sinicis” wurde lediglich das Thema des Blogs – die “Kulturgeschichte Chinas im weitesten Sinne” – benannt. Unter dem Titel “Kulturgeschichte Chinas: Sichten, Sammeln, Schreiben” skizzierte ich dann Anlass und Motivation für dieses Unterfangen.

In den letzten Wochen des Jahres 2012 gestaltete sich dann die Arbeit am Blog eher zäh – was auch rückblickend vor allem an den nur sehr unregelmäßig geposteten Beiträgen zu erkennen ist. Mit den “Annäherungen an den Kulturbegriff im Chinesischen” dürfte ich dann die “Mühen der Ebene” hinter mir gelassen haben. Schließlich ist es mir ab Januar 2013 gelungen, einen Beitrag pro Woche – somit bisher insgesamt rund 50 Beiträge – zu veröffentlichen.

Bei der Suche nach auch für dieses Blog geeigneten Themen dienten mir meine Anfang 2012 begonnenen stichwortartigen Notizen und Textfragmente zu einer Einführung in die Kulturgeschichte Chinas (derzeitiger Umfang ca. 100.000 Wörter) als “unentbehrliche” Grundlage. Bei der Arbeit an und mit diesen Notizen drängte sich bald der Gedanke auf, bestimmte Aspekte des “riesigen” Themas in Form kleinerer Serien abzuhandeln. Eine erste Serie widmete sich den kulturgeschichtlichen Aspekten der Himmelsrichtungen im Chinesischen.  Eine weitere Serie bot Informationen zu den “Vier Schätzen des Studierzimmers”. Eher “zwischendurch” folgte ein “Zweiteiler” über die “heiligen Berge” Chinas. Den ersten drei Teilen zur Kulturgeschichte Chinas im Netz werden im Laufe der Zeit wohl noch einige Teile folgen.

Nutzen und “Verwertbarkeit” der bisher veröffentlichten Beiträge haben sich bisher etwa im Rahmen der universitären Lehre gezeigt. Neben Überlegungen zu “Transkulturalität und Kulturgeschichte. Zum Auftakt einer Ringvorlesung” habe ich auch eine sehr geraffte Inhaltsangabe meines China-Vortrags veröffentlicht, den ich im Rahmen dieser globalgeschichtlich orientierten Kulturgeschichte-Ringvorlesung an der Universität Wien gehalten habe (“2500 Jahre in 90 Minuten”). Und wenn es gilt, in einer Lehrveranstaltung zur Geschichte der chinesisch-westlichen Beziehungen bestimmte Begriffe zu erklären, ist es einfach praktisch – etwa bei der Erläuterung des Begriffs “Kotau” – einfach auf den entsprechenden Artikel auf “De rebus sinicis” zu verlinken …

 

 

 

 

 

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/894

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Berufsdarstellungen auf römischen Sarkophagen


Auf den Seiten der Universität Wien kann eine Diplomarbeit zu Berufsdarstellungen auf römischen Sarkophagen abgerufen werden. Die Arbeit von Özer Erdin behandelt die Darstellungsgruppen von Bäckern, Lederverabeitung, Schustern, Zahlungsszenen, Markthändlern, Wirten, Weinhändlern und die vereinzelten Darstellungen von Möbeltischler, Mosaikarbeiter, Rennstallbesitzer und Baumeister/Architekt.



via Hiltibold

Quelle: http://provinzialroemer.blogspot.com/2013/11/berufsdarstellungen-auf-romischen.html

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Methodenworkshop »Techniken der digitalen Edition für die historisch arbeitenden Textwissenschaften«

  • Veranstalter: Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG, http://www.ieg-mainz.de/) und DARIAH-DE (http://de.dariah.eu)
  • Ort: Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Alte Universitätsstraße 19, 55116 Mainz
  • Beginn: 29. Januar 2014, 14.00 Uhr
  • Ende: 30. Januar, 13.00 Uhr

Die Vorrangstellung der Informationsstrukturierung und -vermittlung in Form gedruckter Bücher hat durch den Übergang von traditionellen hin zu neuen, digitalen Formen der Erschließung und Repräsentation von Texten an Bedeutung verloren. Zunehmend lösen digitale Texte die »klassischen« Medien ab. Infolge dieser Entwicklung wird vom Wissenschaftsrat in seinen publizierten Empfehlungen zu »Forschungsinfrastrukturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften« empfohlen, »sich nachhaltig für einen Ausbau forschungstauglicher Digitalisierungen« einzusetzen; auch auf wissenschaftspolitischer Ebene können die Vorteile der digitalen Erschließung und Aufbereitung als unbestritten gelten.

Vor diesem Hintergrund und den daraus resultierenden vielfältigen Möglichkeiten der Digital Humanities möchte der vom IEG im Rahmen von DARIAH-DE (gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung) organisierte Workshop Grundlagen, Methoden und Techniken von Digitalen Editionen für die historisch arbeitenden Textwissenschaften vermitteln und bereits vorhandene Lösungsansätze und -szenarien mit den Teilnehmern diskutieren. Der Methodenworkshop ist Teil einer Veranstaltungsreihe von DARIAH-DE, die in Kooperation mit Partnerinstitutionen mit unterschiedlichen geisteswissenschaftlichen Schwerpunkten durchgeführt werden.

Der Methodenworkshop nimmt thematisch die Forderung nach dem Ausbau forschungstauglicher Digitalisierungen in Form von »digitalen Editionen« auf. Digitale Editionen sollen dabei das klassische Editionskonzept nicht verwerfen, sondern ergänzen, weil auch dort das Ergebnis der Arbeit darin bestand, mehrere Schichten von Informationen (z.B. in Form von Erläuterungen, inhaltlichen Anmerkungen, Angaben von Textvarianten, bibliographischen Angaben usw.) zu einem Text zu sammeln, zu systematisieren und dem Nutzer in Form eines abgeschlossenen Werks zur Verfügung zu stellen. Mit anderen Worten, beim klassischen Editionsmodell handelt es sich bereits um einen Hypertext. Die Schichtenstruktur klassischer Editionen lässt sich digital leichter – und konsequenter – abbilden. Dabei können viele Beschränkungen des konventionellen Buchdrucks überwunden werden, insbesondere diejenigen, die die materielle Überlieferung betreffen (visuelle Wiedergabe des Textes, Informationsumfang). Gleichzeitig kommen ganz neue Möglichkeiten hinzu wie Mehrdimensionalität und Modifizierbarkeit.

Der Methodenworkshop widmet sich konkret der Frage: Was bedeutet Digitalisierung im Kontext historischer Editionen? Wo müssen Schwerpunkte gesetzt werden, um aus komplexen Textstrukturen digitale Objekte zu erzeugen? Und vor allem: Wie müssen diese Textstrukturen aufbereitet werden, um aus ihnen eine digitale Edition zu formen?

Eine grundlegende Technik zur Erstellung von Digitalen Editionen bilden die Auszeichnungsstandards der Text Encoding Initiative (TEI). TEI wurde als XML-basierte Auszeichnungssprache speziell für die Zwecke der Geisteswissenschaften konzipiert und stellt mittlerweile einen De-facto-Standard für die wissenschaftliche Textkodierung dar, die wiederum als Grundlage für die Aufarbeitung von Texten zu betrachten ist.

Im Rahmen des Workshops werden Grundkenntnisse im Bereich der Textkodierung mit XML/TEI, der Weiterverarbeitung XML-kodierter Daten sowie ihrer Aufbereitung vermittelt, die  als Grundlage für die Erstellung von digitalen Editionen dienen.

Am ersten Tag werden zunächst die Grundlagen von Konzeption und Planung digitaler Ausgaben an zwei konkreten Editionsprojekten (Briefedition Alfred Escher & Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte von Eugenio Pacelli 1917–1929) erläutert. Ausgehend davon können unterschiedliche Konzepte digitaler Editionen diskutiert sowie der jeweils damit verbundene Aufwand und die Anwendbarkeit für verschiedene editorische Fragestellungen/Bedürfnisse thematisiert werden.

Am zweiten Tag sollen sich die Teilnehmer, nach einer knappen allgemeinen Einführung in XML, anhand von kleinen Übungen in die Praxis der Textauszeichnung mit TEI einarbeiten und einen Überblick über die Bedeutung und die verschiedenen Module dieser Sprache erhalten. Vordergründiges Ziel dieser »hands-on session« ist es, die Teilnehmer zum selbstständigen Umgang mit den TEI-Guidelines anzuleiten, um ihnen so ein Werkzeug in die Hand zu geben, mit dem sie später im Rahmen ihrer Projekte selbst arbeiten können.

Der Methodenworkshop ‘Techniken der digitalen Edition für die historisch arbeitenden Textwissenschaften’ richtet sich an alle historisch arbeitenden Textwissenschaftler und möchte insbesondere Nachwuchswissenschaftler (Doktoranden und Post-Doktoranden), aber auch Forscher ansprechen, die sich in ihrem Forschungsalltag und in aktuellen Projekten mit Themen der Planung und Erstellung von Digitalen Editionen beschäftigen.

Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, werden die Teilnehmer gebeten, ihre eigenen Notebooks mitzubringen, so dass gemeinsam anhand von Beispieldaten einige Tools und Anwendungsszenarien getestet werden können. Es besteht ferner die Möglichkeit, dass die Teilnehmer vor Workshopbeginn Daten aus ihren eigenen Forschungsprojekten einreichen, um mithilfe dieser Daten exemplarische Erfassungsprobleme thematisieren und Anwendungsoptionen diskutieren zu können.

Das ausführliche Programm des Workshops, weiterführende Informationen und ggf. weitere Aktualisierungen werden auf www.staff.uni-mainz.de/marcuhel/methods2014 veröffentlicht.

Die Teilnehmerzahl ist auf 20 begrenzt.

Bewerbungen zur Teilnahme am Workshop sind ab sofort bis zum 18. Dezember 2013 möglich. Eine verbindliche Einladung erfolgt am 20. Dezember 2013.

Für die Bewerbung senden Sie bitte eine E-Mail mit einem kurzen Lebenslauf und einem kurzen Motivationsschreiben (jeweils max. eine Seite) an: aurast@ieg-mainz.de und held@ieg-mainz.de.

Bei inhaltlichen oder organisatorischen Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2626

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(4) „Der Versuch zur Juridifizierung des Weltgeschehens ist eine heroische Anstrengung zur Errichtung eines pazifizierenden Weltstaats unter der Herrschaft des Rechts“ – Im Interview Sebastian Scheerer

Anknüpfend an das Interview mit den Wissenschaftlern in unserer aktuellen Ausgabe „Kriminalität und soziale Normen” werden in einer Blogreihe in wöchentlichen Abständen weitere Kriminalsoziolog_innen auf gleiche Fragen zum Teil zu ähnlichen, zu einem größeren Teil aber auch zu sehr unterschiedlichen Antworten … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/5786

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Blogs – Globalgeschichte – Gefängnisse. Ein erster Versuch

Schon seit längerem beobachte ich die deutschsprachige gesichtswissenschaftliche Blog- und Social Mediaszene und habe mich mit dem Gedanken getragen, selber über meine Arbeit und meine Interessensgebiete zu schreiben. Lange habe ich überlegt, ob ich überhaupt genug zu sagen habe, was für andere interessant sein könnte und wage jetzt doch einen Versuch.

Meine Hoffnung ist, dass das Blog ein Forschungstagebuch zu meiner Dissertation ist und mit meinen Erkenntnisfortschritten wächst. Außerdem soll das Blog eine Schreibübung sein. In vielen Gesprächen mit Bekannten, Freunden und Familienmitgliedern kommt immer wieder die Frage: „Was machst du eigentlich genau in deiner Arbeit?“ Die Antwort fällt mir nicht immer leicht und ich fürchte, dass oft der Eindruck entsteht, Historiker machen komische und unverständliche Sachen, die nur wenig mit der Realität zu tun haben. Deshalb will ich hier üben, das was ich täglich tue, allgemeinverständlich auszudrücken: Was mache ich? Warum mache ich das? Warum finde ich Geschichte so interessant und wichtig? Ich habe die Erfahrung gemacht, das solche Zuspitzungen auch die eigenen Gedanken schärfen und die Arbeit voranbringen.

Zu einer genaueren Beschreibung meines Themas werde ich später noch etwas genaueres bloggen. Das bringt mich aber zu meiner zweiten Absicht: Da ich momentan am Anfang meiner Arbeit stehe, lese ich gerade wieder sehr breit zu vielen Aspekten der Kolonialgeschichte und Globalgeschichte. Deshalb sollen die Themen des Blogs über meine Dissertation hinaus, viele Aspekte der Kolonial- und Globalgeschichte ansprechen. Eine meiner bisherigen Beobachtungen der Blogszene ist, das solche Themen bislang eher selten vertreten sind. Auch zur Epoche, die mich besonders interessiert, grob gesagt das sehr lange 19. Jahrhundert, wünsche ich mir mehr Aufmerksamkeit. Pointiert ausgedrückt: so dominant die Globalgeschichte im akademischen Diskurs geworden ist (nach meiner Wahrnehmung), so schwach repräsentiert ist sie in der deutschsprachigen Blogszene. Das kann natürlich an meiner ausschnitthaften Wahrnehmung liegen, was aber wenigstens für die mangelnde Sichtbarkeit solcher Beiträge spricht. Außer dem dem Blog des DHI Paris kenne ich nicht viel.1 Es wäre schön, wenn ich durch dieses Blog einige Kollegen kennen lernen könnte, die zu ähnlichen Themen arbeiten.

 

  1. Einen Versuch, solche Themen zu lancieren, habe ich hier gemacht: http://openblog.hypotheses.org/63

Quelle: http://rajprisons.hypotheses.org/31

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Erwin Riess über seine Konkret-Lektüren

Habe ich gerne gelesen: Eine 2007-2009 von Erwin Riess in der empfehlenswerten Linzer Zeitschrift Versorgerin veröffentlichte Artikelserie, in der er seine mittlerweile jahrzehntelangen Lektüren der Zeitschrift "Konkret" Revue passieren lässt:

Teil 1: http://versorgerin.stwst.at/artikel/apr-12-2012-1446/siebenunddrei%C3%9Fig-jahre-%C2%BBkonkret%C2%AB

Teil 2: http://versorgerin.stwst.at/artikel/apr-12-2012-1424/vom-szeneblatt-zur-autorenzeitschrift

Teil 3: http://versorgerin.stwst.at/artikel/feb-14-2012-1137/%C2%BBmeine-siebenunddrei%C3%9Fig-jahre-mit-%E2%80%98konkret%E2%80%99%C2%AB

Teil 4: http://versorgerin.stwst.at/artikel/feb-8-2012-1117/meine-jahre-mit-%C2%BBkonkret%C2%AB

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/565873890/

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Der graue Klassiker: Gerhard Schmids “Aktenkunde des Staates” von 1959

Schmid 1Es gibt einige gute Kompendien zur Aktenkunde, aber nur ein echtes Lehrbuch. In der Hand hatte ich es zum ersten Mal in meinem Ausbildungsarchiv, dem Hauptstaatsarchiv Dresden. Dort, in den Dienstbibliotheken ostdeutscher Archive, findet man es, meist unerfasst von Verbundkatalogen. Denn leider ist Gerhard Schmids “Aktenkunde des Staates” (1959) “graue” Literatur, die bislang auch niemand digitalisiert hat. Weite Verbreitung hat nur der in die “Archivalischen Quellen” aufgenommene Extrakt gefunden (Schmid 1994). Dabei ist es ein ganz hervorragendes Werk. Grund genug, es näher vorzustellen.

Es handelt sich um einen “als Manuskript gedruckten” (hektographierten) “Lehrbrief für das Fachschulfernstudium für Archivare” an der Fachschule für Archivwesen “Franz Mehring” in Potsdam. Die dort im Fern- oder Direktstudium ausgebildeten Staatlich geprüften Archivare waren im Archivwesen der DDR das Äquivalent zum Marburger Diplom-Archivar. Das Fernstudium diente vor allem dazu, Seiteneinsteiger eine Fachausbildung nachholen zu lassen. Es ist klar, dass Lehrmaterial für das Selbststudium didaktisch besonders gut aufbereitet sein muss. Schmid hat diese Aufgabe für die Aktenkunde hervorragend gelöst.

Der darstellende Teil umfasst 336 Seiten in zwei durchlaufend paginierten Teilen: Urkundenlehre und neuzeitliche Aktenkunde des 16. bis 18. Jhs. in Teil 1, 19. und 20. Jh. in Teil 2. Daran schließt sich eine Sammlung von 80 gut ausgewählten Übungsbeispielen an, die jeweils nach Schriftstückart und Überlieferungsform bestimmt und in ihren Formularbestandteilen ausführlich untersucht werden. Das bietet in diesem Umfang und dieser Ausführlichkeit auch Hochedlinger (2009) nicht. Der Wermutstropfen ist nur die manchmal miserable Reproduktionsqualität.

Gerhard Schmid, geboren 1928, verstorben am 1. Januar dieses Jahres, gehörte zur ersten Generation wissenschaftlicher Archivare in der DDR, die in vielen archivarischen Aufgabenfeldern grundlegende (und gesamtdeutsch relevante) Aufbauarbeit geleistet hat. (Sein Wikipedia-Eintrag ist recht dürr.) Als Hilfswissenschaftler wurde er geprägt durch Heinrich Otto Meisner, der die Professur für Archivwissenschaft an der Humboldt-Universität inne hatte. Die “Aktenkunde des Staates” ist im Grunde Meisners aktenkundliches Lehrgebäude aus der Archivarsausbildung (auf dem Stand von Meisner 1952), umgegossen in die Form eines Lehrbuchs und mit Schmids eigener Erfahrung aus seiner Tätigkeit am Deutschen Zentralarchiv in Potsdam unterfüttert.

Charakteristisch ist die praxisnahe Reduktion der drei Zweige der Meisnerschen Aktenkunde auf zwei: Genetik und Systematik, auf die die Analytik aufgeteilt wird, ist doch die Analyse der Formmerkmale v. a. Mittel zum Zweck der Bestimmung von Entstehungsstufe und Schriftstücktyp. Der Stoff wird gerafft, aber ohne wesentliche Auslassungen präsentiert. Als didaktische Instrumente für das Selbststudium dienen Kontrollfragen, Bestimmungsübungen anhand der Beispielsammlungen und “Anleitungen” genannte Gedächtnisstützen für die praktische Archivarbeit.

Schmid 3

Im Vergleich mit Meisners Handbüchern wird sofort deutlich, dass es sich um ein reines Lehrbuch handelt, das sich auf den praktischen Umgang mit den Formen konzentriert, aber das Wie? und Woher? ihrer Entwicklung weitgehend ausblendet. Dafür geht Schmid vom Stoff her weiter als sein Lehrer, der das Werk übrigens als Gutachter abgenommen hat, und bezieht auch die Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts in vollem Umfang ein. In der Tradition des Meisters betreibt er Aktenkunde vor allem als Untersuchung von Einzelschriftstücken und trennt sie scharf von der Archivwissenschaft, die sich mit der Zusammensetzung ganzer Registraturen befasst. Und wie Meisner betrachtet er Amtsbücher nicht als eine eigene Archivaliengattung, sondern (ihrem rechtlichen Charakter entsprechend) entweder als Akten oder als Urkunden.

Die Grundlage der Klassifizierung von Schriftstücken bleibt auch bei Schmid das Rangverhältnis zwischen Absender und Empfänger. Bemerkenswert ist aber, dass daraus für den modernen Verfassungsstaat sachgerecht kein Unterordnungsverhältnis für den Schriftverkehr zwischen Bürger und Staat abgeleitet wird (S. 251) – ein Thema, das im aktenkundlichen Unterricht an der Archivschule Marburg bis in die jüngste Zeit für Gesprächsstoff gesorgt hat, was doch erstaunlich ist.

Schmid ist nach 1959 nur noch vereinzelt auf die Aktenkunde als Thema zurückgekommen. Das ist bedauerlich, lassen diese sporadischen Äußerungen doch eine Emanzipation von Meisner erkennen, die zu sehr produktiven Ergebnissen hätte führen können.

In seiner Rezension (1970) zur Meisners dritter Neubearbeitung seines Handbuchs (1969) werden die Grenzen der Rechtserheblichkeit und der grammatisch orientierten Formularanalyse als grundlegenden Ansätzen deutlich benannt. In seiner 1977 gehaltenen, aber erst 30 Jahre später veröffentlichten Probevorlesung an der Humboldt-Universität setzte sich Schmid dann auch überzeugend mit der Marburger Schule um Papritz und Dülfer auseinander und stellt eine überzeugende Brücke von der spätmittelalterlichen Amtsbuchregistratur zum frühneuzeitlichen Aktenwesen her. Der Parforceritt in den “Archivalischen Quellen” (1994) spiegelt dann noch einmal Schmids besondere Stärke, die Produktion amtlicher Schriftstücke sorgfältig auf die zeitgenössischen Verwaltungsstrukturen und -techniken zurückzuführen. Auch wird das Aktenwesen der Wirtschaft einbezogen.

Literatur:
Beck, Friedrich 2013. Gerhard Schmid. Archivar 66, S. 258-259 (online)
Hochedlinger, Michael 2009. Aktenkunde. Urkunden- und Aktenlehre der Neuzeit. Wien.
Meisner, Heinrich 1952. Urkunden- und Aktenlehre der Neuzeit. 2. Aufl. Leipzig.
Ders. 1969. Archivalienkunde vom 16. Jahrhundert bis 1918, Leipzig.
Ders. 1970. [Rezension zu Meisner 1969]. Archivmitteilungen 20, S. 159-160. Auch in Schmid 2008, S. 67-72.
Ders. 1977. Grundlinien der Entwicklung des Registraturwesens bis zum 18. Jahrhundert. In: Ders. 2008. Archivar von Profession. Wortmeldungen aus fünfzig Berufsjahren. Hg. von Friedrich Beck. Berlin 2008, S. 73-92.
Ders. 1994. Akten. In: Friedrich Beck und Eckart Henning, Hg. 1994. Die Archivalischen Quellen. Eine Einführung in ihre Benutzung. Weimar, S. 51-85

Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/114

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“Europeana 1914-1918″

Im Hinblick auf die Gedenkfeiern anlässlich des Beginns des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren hat die digitale europäische Bibliothek “Europeana” 2010 zusammen mit der Deutschen Nationalbibliothek und der Universität Oxford ein großes Digitalisierungsprojekt von Dokumenten zum Ersten Weltkrieg initiiert.

Das Departementalarchiv Bas-Rhin und das Departementalarchiv Haut-Rhin (sowie die BNU in Straßburg) nahmen zwischen dem 9. und 16. November 2013 an der “Grande Collecte” teil, einer Sammelaktion französischer Archive und Bibliotheken zu diesem EU-Projekt.

In Straßburg und Colmar haben dabei fast 200 Personen zahlreiche Fotografien, Briefe, Postkarten, Erinnerungsstücke aus Privatbeständen oder andere Gegenstände aus dem Ersten Weltkrieg mitgebracht und vorgestellt. Dadurch wird das Online-Archiv um Tausende digitaler Bilder bereichert … was zur Zeit viel Arbeit von den beiden Departementalarchiven Bas-Rhin und Haut-Rhin erfordert! Die Stücke werden nach der Digitalisierung den Eigentümern zurückgegeben und im Internet der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Solche Aktionstage sind im Elsass besonders aus grenzüberschreitender Sicht von großem Wert, da während des Ersten Weltkriegs das Elsass ein Teil des Deutschen Reichs war und viele Elsässer bei der kaiserlichen Armee kämpften.

Nachfolgend finden Sie die ersten Ergebnisse dieser Aktion aus Straßburg:

“Cinq photographies de Georges Lautemann (1895-1969), sous-officier au M.W. Batl. III (armée allemande)” – http://www.europeana1914-1918.eu/fr/contributions/9312
“Deux photographies de Jean-Pierre Brisbois, mort au combat le 12 octobre 1918 (armée allemande)” – http://www.europeana1914-1918.eu/fr/contributions/10146
“Cartes envoyées par Wilhelm Keller (1873-1920) à son épouse Salomé Eberhardt (1874-1955)” –
http://www.europeana1914-1918.eu/fr/contributions/10231
“Premier album de Nicolas Hiessler (1884-1952), infirmier en Flandre et en Artois (armée allemande)” –
http://www.europeana1914-1918.eu/fr/contributions/10130
“Second album de Nicolas Hiessler (1884-1952), infirmier en Flandre et en Artois (armée allemande)” – http://www.europeana1914-1918.eu/fr/contributions/10135

Quelle: http://archives.hypotheses.org/610

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