Die “geheimen” Tagebücher des Herzogs von Croÿ online

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Am 30. März vor 230 Jahren 1784 verstarb  der Herzog Emmanuel de Croÿ, der Stammvater der Croÿs in Dülmen. Sein Nachlass und seine Tagebücher (in französischer Sprache) wurden im letzten Jahr in einem internationalen Projekt mit dem DHI in Paris im LWL-Archivamt erschlossen und digitalisiert. Entstanden ist ein digitales Inventar zur Person des Herzogs. Über www.archive.nrw.de wurden die Erschließungsinformationen und die Digitalisate online zugänglich gemacht.

Erstmals wurde im Echtbetrieb die Funktion von archive.nrw genutzt, neben Erschließungsinformationen auch Archivaliendigitalisate online zu stellen. Inzwischen sind weitere Digitalisate nachgefolgt.

Emmanuel de Croÿ war der einzige Sohn von Philippe-Alexandre-Emmanuel de Croÿ (1676–1723), Fürst von Solre etc. und Marie-Marguerite-Louise, Gräfin von Millendonk (1681–1768), und damit auch Fürst des Heiligen Römischen Reiches. Als Musketier machte er in der französischen Armee eine steile Karriere, an deren Ende er schließlich am 13. Juli 1783 zum Marschall von Frankreich ernannt wurde. Darüber hinaus entwickelte er sich zu einem engen Berater Ludwigs XV., später auch Ludwigs XVI. Neben seiner glänzenden militärischen und diplomatischen Laufbahn repräsentiert Emmanuel de Croÿ den Typus des aufgeklärten Grandseigneur des 18. Jahrhunderts. Er interessierte sich für alle Erfindungen und Entdeckungen seiner Zeit. Sein enzyklopädisches Interesse für alles, was seine Zeit bewegte, seien es Geistes- und Naturwissenschaften, Militärwesen, Geographie, Nationalökonomie oder Kunst, spiegelt sich in den zahlreichen Manuskripten und Dossiers seines Nachlasses wider, die – wie der gesamte Nachlass bisher von der Forschung in Deutschland weitgehend unbeachtet geblieben sind.

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Berühmtheit erlangt haben allein die 41 Bände Tagebücher des Emanuel de Croÿ, aus denen Hans Pleschinski 2011 eine Auswahledition in deutscher Sprache herausgegeben hat.[1] Der Nachlass des Emmanuel de Croÿ lag bis zu Beginn des Jahres 2012 unbearbeitet im Archiv der Herzoge von Croÿ in Dülmen. Hierhin hatte sich die Herzogliche Familie Croÿ nach dem Reichsdeputationshauptschluss Anfang des 19. Jahrhunderts auf die zugewiesenen Entschädigungsgüter zurückgezogen.

 

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[1] Vgl. Hans Pleschinski, Nie war es herrlicher zu leben. Das geheime Tagebuch des Herzogs von Croÿ, C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62170-3; Emmanuel Henri vicomte de Grouchy (Hrsg): Emmanuel duc de Croÿ, Journal inédit, 4 Bde., Paris 1906 (Nachdruck 2010);

als Onlineressource: https://archive.org/details/journalinditdud01crogoog.

Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/439

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Europeana-Aktionstag in Münster

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Diese Feldpostkarte zu Weihnachten ist Teil der vom LWL-Archivamt geplanten Publikation “Adel im Krieg.Quellen aus westfälischen Adelsarchiven 1914-1918″, die im August 2014 in der Reihe der “Vereinten Westfällischen Adelsarchive” erscheinen wird.

 

 

 

Alle Archive, nein, alle Kulturinstitutionen hält in diesem Jahr aus gegebenem Anlass ein Projekt zum Thema 1. Weltkrieg in Atmen. Wichtig ist es, in diesem Zusammenhang das Projekt “Europeana 1914-1918″ nicht zu übersehen.

 

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Das internationale Projekt bietet zunächst die Möglichkeit Fotos und Archivalien online einem großen digitalen Bildarchiv hinzuzufügen. Darüber hinaus gibt es zu diesem Projekt überall in Europa Aktionstage. Jedermann kann seine Fotos, Materialien und Briefe vorbei bringen. Sie werden gescannt und die Scans werden dem Onlinearchiv hinzugefügt. Voraussetzung für alles ist die Zustimmung zur Veröffentlichung der Bilder im Rahmen der Europeana. Die Digitalisate von seinen Stücken kann jeder mit nehmen, also sollte man eine Festplatte bzw. USB-Stick mitbringen.  Bei den Aktionstagen sind außerdem Historiker und Archivare vor Ort, die als Experten beraten, um was es sich z.B. handelt oder wie man Fotos richtig lagern sollte. Am Ende nimmt jeder Interessierte seine Unterlagen, das Digitalisat und jede Menge Informationen wieder mit nach Hause.

Auch in Münster findet am Samstag, 29. März von 10-18 Uhr ein solcher Aktionstag im Landesarchiv NRW, Abt. W, im Bohlweg 2 statt.  Wir werden auch mit einem Stand vor Ort beraten und freuen uns auf Sie!

Den Infoflyer zum Aktionstag in Münster können Sie hier herunterladen: Europeana1418_Flyer_M__nster_1mm_20140220

Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/409

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Restaurierung städtischer Verwaltungsakten aus dem Stadtarchiv Rheine – auch ein strategisches Projekt.

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Der Westfälische Archivtag am 11. und 12. März in Bielefeld hat das Oberthema Strategien. Aber was hat sich die Kollegin oder der Kollege genau unter Strategien vorzustellen? Ein gutes Beispiel dafür befindet sich gerade in unserer Werkstatt. Der Stadtarchivar von Rheine sah sich mit einem Berg von schimmeligen Akten konfrontiert. Was tun und wie geht man vor?

Bereits im Jahre 2007 hat Dr. Thomas Gießmann, Leiter des Stadtarchivs Rheine die ersten von 1032 Verwaltungsakten aus den Jahren 1813 bis 1935 nach Münster in die Restaurierungswerkstatt im LWL-Archivamt gebracht. Die Akten waren durch die Lagerung in einem feuchten Keller des alten Rathauses bereit beschädigt, als sie 1952/53 in das Stadtarchiv übernommen wurden; im Sommer 2006 blühte der Schimmel wieder auf und drohte die Archivalien zu zerfressen. Inhaltlich sind und waren sie von höchster Bedeutung für die Stadt Rheine. In der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es zu wichtigen Entwicklungsprozessen in der Geschichte der Stadt. Auch die Ratsprotokolle – per se eine der wichtigsten Quellen in einer Stadt – waren unter den zu restaurierenden Stücken.

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Schritt für Schritt machten sich die Damen und Herren der Restaurierungswerkstatt daran unter der Leitung von Werkstattleiterin Birgit Geller die Akten zu säubern und wieder herzustellen. In der Natur der Sache lag es, dass diese Prozesse nur langsam voran gehen können. Bei den 700 am stärksten in Mitleidenschaft gezogenen Akten hat der Schimmel das Papier bereits soweit angegriffen, das es zum Substanzverlust führen muss. Das bedeutet: Nach einer ausführlichen Reinigung müssen die Akten angefasert werden, um das Papier wiederherzustellen. Teilweise müssen auch Fehlstellen ganz ergänzt werden.  Ein Prozess, der dauert. Bisher sind 163 Akten fertig gestellt.

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Auch wenn es lange Zeit brauchen wird, Dr. Thomas Gießmann ist zuversichtlich. Die Akten müssen gereinigt werden und dies geschieht Schritt für Schritt. Es ist auch eine Frage der strategischen Planung, denn genau wie die Werkstatt im LWL-Archivamt nicht alle der 1032 Akten auf einmal wiederherstellen kann, kann das Stadtarchiv Rheine nicht die Restaurierung aller Akten auf einmal bezahlen. Im Schnitt die Kosten für rund 34 Akten pro Jahr einzuplanen, bedeutet den Aktenberg langsam aber stetig abzuarbeiten und damit dem Ziel, diese für die Stadtgeschichte höchst wichtigen Akten zu erhalten näher zu kommen. Zur Strategieplanung gehört auch in regelmäßigen Abständen öffentlichkeitswirksam auf die Wiederherstellung aufmerksam zu machen, wie aktuell in der Münsterschen Volkszeitung für Rheine geschehen:

http://www.mv-online.de/Region-Rheine/Rheine/LWL-Archivamt-restauriert-vom-Schimmel-befallene-Archivbestaende-aus-Preussenzeit-Rheines-historisches-Gedaechtnis-wird-muehsam-rekonstruiert

 

(Dank an Paul Nienhaus, MV Zeitung)

Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/194

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