Der adlige “Eremit” Theodor von Hallberg-Broich und der Erfolg einer konstruierten Familiengeschichte

Von Martin Otto Braun

Nachdem der Bonner Professor für Heraldik Christian Samuel Theodor Bernd1 in den 1830er Jahren damit begonnen hatte, die Wappen adliger Familien für sein „Wappenbuch der preußischen Rheinprovinz“ zu sammeln, erreichte ihn im April des Jahres 1832 ein Brief aus Jülich. In diesem Brief bekundete der Freiherr Franz Joseph Hubert von Hallberg zu Broich mit folgenden Worten sein Interesse an der Arbeit Bernds:2

„Hochverehrtester Herr Professor! Benachrichtigt durch die Zeitung, dass euer Hochwohlgeboren ein Wappenbuch der Preußischen Rheinprovinzen und derjenigen adeligen Herren geben wollen, welche in die Adels-Matrikel der Rheinprovinz aufgenommen sind, bitte ich meinen Namen auf die Liste der Unterzeichner zu setzen und zur Zeit ein Exemplar übersenden zu wollen.“3

Unterzeichnet war dieser Brief, der sich heute mit anderen heraldischen und genealogischen Unterlagen Theodor Bernds in der Autographen-Sammlung der Bonner Universitätsbibliothek befindet, mit Hallbergs Namen und Adelstitel sowie der Ergänzung „Obristleutnant in königlich Spanischen Diensten, Ritter etc.“.

Tatsächlich findet sich in Theodor Bernds Unterlagen auch die von Franz von Hallberg-Broich angebotene „Geschichte der Grafen und Freiherren von Hallberg zu Pesch und zu Broich“, deren Richtigkeit – so der Wortlaut ihrer Einleitung – „die Familienpapiere authentisch beweisen“. Am Rand dieses Schriftstücks können jedoch auch einige mit Bleistift angebrachte Bemerkungen entziffert werden, die offenbar von Theodor Bernd stammen und den Wahrheitsgehalt der durch Franz von Hallberg-Broich zur Familiengeschichte getroffenen Aussagen kritisch kommentieren.

Bevor der Inhalt dieses Manuskripts und die Bemerkungen Theodor Bernds hierzu in einem späteren Blogbeitrag Gegenstand der Untersuchungen sein werden, soll zunächst überblicksartig der bisherige Kenntnisstand über die im 18. und frühen 19. Jahrhundert auf dem bei Jülich gelegenen Schloss Broich ansässige Familie der Freiherren von Hallberg-Broich nachgezeichnet werden. Der Fokus wird hiernach insbesondere auf den bereits im 19. Jahrhundert weit über die Grenzen Jülichs hinaus bekannten „Eremiten von Gauting“, Theodor von Hallberg-Broich (1768–1862),4 aber auch auf zwei seiner Brüder, nämlich den bereits oben erwähnten Franz Joseph Hubert (1784–1850)5 und Carl Ernst von Hallberg-Broich (1774–1836)6 gelegt werden.

Von Ferdinand Freiherr von Lütgendorff-Leinburg (1785-1858) [Public domain], via Wikimedia,
Titelbild aus Johanns Gistels “Leben des preußischen General’s Freiherrn Theodor von Hallberg-Broich, genannt “Eremit von Gauting”, Berlin 1863. (Bild: Von Ferdinand Freiherr von Lütgendorff-Leinburg (1785-1858) [Public domain], via Wikimedia).

Zeitlich wird das Hauptaugenmerk sich dabei auf die Kernphase der revolutionären Umbrüche, also die Periode zwischen 1789 und 1815, richten. Die Beiträge verstehen sich in direktem Anschluss an die bisherigen Artikel dieses Blogs, der Netzbiographie Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck sowie der in Kürze erscheinenenden Dissertation “An den Wurzeln der Tugend. Rheinischer Adel und Freimaurerei 1765-1815″ als weitere Mosaiksteine in der Erforschung der Selbstsicht sowie des Anpassungsvermögens rheinischer adliger Familien in der koselleckschen “Sattelzeit”.

Zur richtigen Einordnung der späteren Ausführungen scheint es – wie bereits erwähnt – sinnvoll, sich zunächst die bisher bekannte Familiengeschichte der Freiherren von Hallberg zu Broich skizzenartig vor Augen zu führen.

Skizze der Familiengeschichte

Die ältesten Zeugnisse der Familie des Freiherren Theodor von Hallberg zu Broich lassen sich in die Stadt Mühlheim am Rhein zurückführen. Hier hatte Christian Hallberg (gestorben 1661) in den Jahren 1657 und 1659 das Amt des Bürgermeisters inne.7 Mit Hilfe von Ernst von Oidtmans genealogisch-heraldischer Sammlung lässt sich die spätere Linie der Freiherren von Hallberg zu Broich von einem Enkel dieses Christian Hallberg, genannt Peter Diederich Hallberg (1691–1752), herleiten. Dieser erlangte das Amt eines jülichschen Hofkammerrates und Schultheißen zu Aldenhoven. Seit 1721 trug er den Beinamen „Edler von Hallberg“. Oidtman vermutet, dass Peter Diederich das Gut Broich bei Jülich nach 1741 erworben hat.8

Der Freiherren-Titel wird bei Oidtman erstmals für die beiden Brüder Tillmann Peter (1729–1793)9 und Bernhard Josef10 von Hallberg zu Broich angeführt. Hierbei ist es wichtig, zu erwähnen, dass der Freiherren-Titel wohl ursprünglich nach anderen Linien usurpiert worden ist.11 Eine Wiederanerkennung des Freiherrenstandes durch ein preußisches Ministerial-Reskript ist für die Frau des Tillmann Peter, Rosa von Hallberg, und deren Söhne Carl, Theodor und Franz für das Jahr 1826 nachweisbar. Tillmann Peter war zu Lebzeiten nicht nur kurpfälzischer Truchsess und Besitzer des Gutes Broich, sondern auch Herr des Gutes Obbendorf bei Hambach (im heutigen Kreis Düren gelegen), das um 1763/1764 in den Besitz der Familie kam.12

Der Freiherrentitel wird ebenfalls für den 1752 geborenen, späteren königlich bayerischen Generalmajor Karl Theodor von Hallberg zu Broich erwähnt, wobei unklar ist, ob dieser ein Sohn des Bernhard Josef war.13 Im Folgenden wird die Familien-Konstellation, insbesondere aber dieser königlich bayerische Generalmajor noch von Bedeutung sein. Im Fokus der Betrachtungen steht jedoch der Familienzweig des Tillmann Peter von Hallberg-Broich.

Von N.N., zeitgenössischer Stecher (Ebay Angebot) [Public domain], via Wikimedia Commons on zeitgenössischer Stecher (Ebay Angebot) [Public domain], via Wikimedia Commons.
Wappen Theodor von Hallberg-Broichs (Bild: N.N., zeitgenössischer Stich (Ebay Angebot) [Public domain], via Wikimedia Commons).

Heute taucht der Name dieses Zweigs der Familie gelegentlich in lokalhistorischen Beiträgen auf. Es handelt sich hierbei zumeist um Abhandlungen über den bereits erwähnten sogenannten „Eremiten von Gauting“, Theodor von Hallberg zu Broich. Dieser war eines der insgesamt elf Kinder, die aus der Ehe zwischen Tillmann Peter von Hallberg zu Broich und seiner Frau Rosa, einer geborenen Freiin Quadt von Wykrath zu Alsbach, hervorgingen.14

Über Theodor von Hallberg-Broich, der unter anderem als Verfasser des gemeinsam mit seinen Brüdern im Jahre 1819 veröffentlichten antiklerikalen und preußenkritischen „Deutschen Kochbuchs für Leckermäuler und Guippees“, diverser Reisebeschreibungen und durch ein öffentliches Heiratsgesuch in einer bayerischen Zeitung aus dem Jahr 1840 einen nachhaltigen Eindruck bei den Zeitgenossen hinterließ,15 kursierten bereits im 19. Jahrhundert zahlreiche, zum Teil kuriose Geschichten. Diese finden bis in die jüngste Zeit ihren Niederschlag in historischen Veröffentlichungen.16

Der „Eremit von Gauting“, dessen eigenartig anmutendes Pseudonym sich aus Hallbergs späterem, zwischen München und dem Starnberger See gelegenen Schloss Fußberg in Gauting herleitet und u.a. zur Unterzeichnung kritischer Beiträge in bayerischen Zeitschriften verwandt wurde,17 erscheint nicht nur ob seines bis in die heutige Zeit nachwirkenden Charismas, sondern auch wegen seiner angeblich fanatischen Gegnerschaft zu Napoleon als Schlüsselfigur, will man sich der Geschichte der Familie der Freiherren von Hallberg-Broich im frühen 19. Jahrhundert und ihrem Verhältnis zur französischen Besatzung des Rheinlands nähern.

Im nächsten Beitrag der Blogserie soll der bishergie Stand der Forschungen hierzu kurz umrissen werden.

Anmerkungen:

1 Christian Samuel Theodor Bernd (1775-1854) wurde 1822 in Bonn zum Universitätsprofessor für Diplomatik, Sphragistik und Heraldik ernannt. Zu seiner Person sowie weiteren bibliographischen Hinweisen siehe Eckart Henning, Auxilia Historica – Beiträge zu den Historischen Hilfswissenschaften und ihren Wechselbeziehungen, Köln/Weimar/Wien 2000, S. 173-174.

2 Die im Folgenden wiedergegebenen Transkriptionen wurden in Rechtschreibung und Zeichensetzung dem heutigen Schriftbild weitestgehend angepasst.

3 Franz von Hallberg-Broich, Briefe an Theodor Bernd, Handschriftenabteilung der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, Signatur S 2548. Die im folgenden Absatz gemachten Angaben und Zitate beziehen sich auf ebenfalls auf dieses Dokument. Im 1835 erschienenen Werk Theodor Bernds ist Franz von Hallberg-Broich mit dem Titel eines spanischen Orbistleutnants unter den Subskribenten aufgeführt. Vgl. Christian Samuel Theodor Bernd, Beschreibung der im Wappenbuche der Preussischen Rheinprovinzen gelieferten Wappen, nebst einer Farbentafel, VIII. Heft, Bonn 1835, S. X. 

4 Herbert M. Schleicher, Ernst von Oidtman und seine genealogisch-heraldische Sammlung in der Universitäts-Bibliothek zu Köln (= Veröffentlichungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e.V., Bd. 7), Köln 1994, Mappe 551, S. 482.

5 Das Sterbedatum des Franz von Hallberg-Broich ist in der Oidtmanschen Genealogie nicht angegeben. Für die hier verwendete Angabe, die als Ort des Ablebens des Franz von Hallberg-Broich die Stadt Wiesbaden angibt, siehe August Kurtzel, Rudolf von Gottschall, Friedrich Bienemann (Hrsg.), Unsere Zeit: Deutsche Revue der Gegenwart. Monatsschrift zum Conversations-Lexikon, Bd. 6, Leipzig 1862, S. 700–706, hier S. 704.

6 Schleicher 1994 (wie Anm. 4) , Mappe 551, S. 483.

7 Schleicher 1994 (wie Anm. 4), Mappe 551, S. 478.

8 Schleicher 1994 (wie Anm. 4), Mappe 551, S. 482.

9 Schleicher 1994 (wie Anm. 4), Mappe 551, S. 482.

10 Geburts- und Sterbedatum des Bernhard Josef sind unbekannt. In der an Theodor Berndt gesandten Familiengeschichte wird Bernhard Josef von Hallberg-Broich nicht erwähnt. Vgl. Hallberg-Broich (wie Anm. 3), S 2548.

11 Zur Usurpation des Freiherrentitels siehe Schleicher 1994 (wie Anm. 5), Mappe 551, S. 481. Zur Re-Privilegierung des rheinischen Adels im Zeitalter der Restauration siehe Christof Dipper, Der rheinische Adel zwischen Revolution und Restauration, in: Helmuth Feigl, Willibald Rosner (Hrsg.), Adel im Wandel. Vorträge und Diskussionen des 11. Symposions des Niederösterreichischen Instituts für Landeskunde, Horn 2.-5- Juli 1990,  (=Studien und Forschungen des Niederösterreichischen Instituts für Landeskunde, Bd. 15), Wien 1991, S. 91-116, hier S. 106. 

12 In der von Freiherr Franz von Hallberg-Broich an den Bonner Genealogen Theodor Berndt gesandten Familiengeschichte wird zudem die Herrschaft des Peter Tillmann über die Güter Brachelen, Lohmar, Algard, Menden, Rauschendorf, Meindorf und Mundt angegeben. In der Oidtmanschen Genealogie sind die Güter Lohmar und Brachelen als Herrschaften des Bruders Bernhard Josef verzeichnet. Siehe hierzu Hallberg-Broich (wie Anm. 3), S 2548; Schleicher 1994 (wie Anm. 4), Mappe 551, S. 482.

13 Schleicher 1994 (wie Anm. 4), Mappe 551, S. 481 und 490.

14 Theodor, Franz und Carl von Hallberg-Broich besaßen vier Schwestern und drei Brüder: Maria Elisabeth (1762-?), Maria Theresia (1764 – ?), Eva Bernhardina (1767-?), August Adolf (1770–1792), Alexander August (1776–1814), Bernhard Johannes (1779–1781) sowie Caroline Josephina (1781–1859). Der noch zur Zeit der französischen Besatzung lebende Alexander August wird im vorliegenden Aufsatz nicht behandelt. Dieser war im Jahr 1793 als Capitular der Benediktinerabtei in Siegburg beigetreten und demnach für den geistlichen Stand vorgesehen. Dass dieser sich an kriegerischen Ereignissen oder der Verwaltung der Familiengüter beteiligte, konnte nicht nachgewiesen werden und ist daher unwahrscheinlich. Er verstarb, laut der Familiengeschichte, die in der Autographensammlung der Universität Bonn vorhanden ist, bereits am 6. Juli 1814. Hier heißt es über ihn: „Er lebte ganz für die Wissenschaften.“ Zu allen Angaben vgl. Schleicher 1994 (wie Anm. 4), Mappe 551, S. 482–483; Willi Dovern, Broicher Familienbuch 1668 – 1944 (=Veröffentlichungen des Jülicher Geschichtsvereins 4), Jülich 1985, S. 151; Erich Wisplinghoff, Die Benediktinerabtei Siegburg (= Germania Sacra – Neue Folge 9, Erzbistum Köln Bd. 2), Berlin 1973, S. 235; Hallberg-Broich (wie Anm. 3), S 2548.

15 Zum Heiratsinserat siehe Wolter von Egan-Krieger, Zwischen Weitsicht und Widersinn: Theodor Freiherr von Hallberg-Broich – Eine Lebensbeschreibung, Norderstedt 2007, S. 235–246. In Bezug auf die Reisebeschreibungen sind zu nennen: Theodor von Hallberg-Broich, Reise durch Skandinavien im Jahr 1817, Leipzig 1818; ders., Reise-Epistel durch den Isar-Kreis, Augsburg 1822; ders., Reise durch Italien, Augsburg 1830; ders., Ueber den Rhein-Donau-Kanal und den alten Handelsweg nach Indien, Augsburg 1831; ders., Frankreich-Algier, München 1837; ders., Reise nach dem Orient: zum Besten der Kolonie Hallberg im Freisinger Moos, Stuttgart 1839; ders., Deutschland, Russland, Caucasus, Persien: 1842-1844, Stuttgart 1844.

16 Siehe u.a. Egan-Krieger 2007 (wie Anm. 15); Dominique Müller-Grote, Freiherr von Hallberg-Broich – Geckenhafter Sonderling mit wohltätiger Gesinnung, in: Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2008, (2007), S. 58 – 61; Werner Bülow, Der Eremit von Gauting – Theodor Freiherr von Hallberg-Broichs Leben, Ansichten und Reisen, Rosenheim 1991.

17 Zur Verwendung des Pseudonymns siehe Egan-Krieger 2007 (wie Anm. 15), S. 198–207. Theodor und Carl von Hallberg-Broich waren ebenfalls als Autoren für die 1819 durch die preußische Zensur verbotene Zeitschrift „Hermann – Eine Zeitschrift von und für Westfalen“ tätig. Siehe hierzu Adolf Dressler, Die Entwicklung des Pressewesens in der Stadt Hagen in Westfalen von seinen Anfängen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, Hagen 1932, S. 5–59; Egan-Krieger 2007 (wie Anm. 15), S. 57-78.

Quelle: http://rhad.hypotheses.org/559

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Moderne Ahnenverehrung?

Wohl in fast jedem (bildungsbürgerlichen) Haushalt wird man beim Durchstöbern der Bücherregale auf mindestens ein bis zwei Bücher zur lokalen Geschichte stoßen. Die Geschichte einer Heimatstadt ist zwar oft kein alltäglich präsentes Thema, doch viele Menschen wissen etwas, einige etwas mehr, über den Ort, an dem sie leben, und dessen Geschichte.
Woher kommt das Interesse daran, die Geschichte des Wohnortes zu kennen, das Bedürfnis, etwas über frühere Bewohner der Stadt zu erfahren? Vielleicht ist es bloßes Geschichtsbewusstsein, Interesse an Faktenwissen, oder das diffuse Gefühl, man müsse dem nächsten Besucher von auswärts doch zumindest ein paar Dinge über die Geschichte der Stadt erzählen können. Ich möchte hier einen etwas anderen Gedankengang ausprobieren und vorschlagen, im lokalen Geschichtsbewusstsein des modernen Bildungsbürgers ein Beispiel für die Existenz des ‚Vormodernen‘ im ‚Modernen‘ zu sehen.

Weshalb ist das so? In ‚vormodernen‘ oder ‚traditionellen‘ Gesellschaften spielen die Beziehungen zu den verstorbenen Ahnen eine wichtige Rolle, viel mehr als es in ‚modernen‘ Gesellschaften der Fall ist bzw. der Fall zu sein scheint. In Südostasien beispielsweise ist die rituelle Ahnenverehrung ein Bestandteil des alltäglichen Lebens, wie unter anderem die Forschungen von Josephus Platenkamp in Indonesien und Laos gezeigt haben.1 Und schon 1907 hat einer der ‚Vorväter‘ der Religionswissenschaft, Robert Hertz, in seinem heute klassischen Aufsatz zur Totenverehrung auf Borneo demonstriert, welch zentrale Rolle die Toten im Leben der Menschen dort spielen.2
Für das Fortbestehen und die Existenz von Familie und Dorfgemeinschaft, so verdeutlichen diese ethnologischen Arbeiten, ist es zentral, dass die Beziehungen zu den Toten gepflegt werden. Dies geschieht durch Rituale. Die Toten ‚leben weiter‘, in gewissem Sinne, wenn sie exhumiert und unter dem Dachgiebel aufbewahrt werden oder wenn ihnen im Ahnenschrein Opfer gebracht werden. Krankheiten und Unglücke werden darauf zurückgeführt, dass man die Beziehung zu den Ahnen nicht entsprechend gepflegt hat.
Und selbst wenn man sich nicht mehr namentlich an seine Vorfahren erinnern kann, sind diese immer noch Teil des sozialen Ganzen, so in der Kosmologie der Tobelo (Nord-Halmahera, Indonesien), wo die Vorfahren, die im kollektiven Gedächtnis aufgehen, mit den Plejaden gleichgesetzt werden, einem Sternbild, dass ungefähr ein halbes Jahr am Nachthimmel sichtbar ist und dessen Verschwinden den Termin für die Reisaussaat setzt.3

Eine solche ‚direkte‘ Beziehung zu den Ahnen ist hierzulande und in vielen anderen ‚modernen‘ Gesellschaften undenkbar. Die Toten werden bestattet, man erinnert sich ihrer, aber eine beeinflussbare und wirksame Beziehung zu ihnen mag es – abgesehen von alternativ-spirituellen Bereichen – nur in Einzelfällen geben.
Als Ersatzhandlung sozusagen – und hier folgt nun meine Idee der Existenz des ‚Vormodernen‘ in der ‚Moderne‘ – stellen Einzelne eine Beziehung zu abstrakten Vorfahren her, indem sie die Geschichte ihres Wohnortes kennenlernen; indem sie ‚Wurzeln schlagen‘ durch Stadtführungen und Lektüre der Lokalgeschichte.
Auch der moderne Mensch ‚braucht‘, so dürfte man weiter vermuten, eine wie auch immer geartete Beziehung zur Vergangenheit, um sich ‚heimisch‘ zu fühlen – daher vielleicht auch der unvergängliche Bezug auf ‚Tradition‘ in sämtlichen wertbehafteten Diskursen, von der Werbung bis hin zur leidvollen Leitkulturdebatte.

Doch wenn ich vermute, die Beschäftigung mit der Lokalgeschichte sei eine ‚quasi-prämoderne‘ Handlung, die dem modernen Menschen eine Verbindung zu abstrakten Ahnen ermöglicht, folgt ein nicht zu unterschätzendes erkenntnistheoretisches Problem. Denn allzu schnell kann die Argumentation darauf hinauslaufen, dass hinter den verschiedenen kulturellen und gesellschaftlichen Ausdrucksformen universale Muster stünden, die sich durch die Menschheitsgeschichte hinweg immer wieder in vielfältigen Formen zeigen.
Es ist jedoch empirisch schwer nachzuweisen, dass zum Menschsein immer und überall eine wie auch immer geartete Beziehung zu den Ahnen gehört. Mein Versuch ist hier eher vergleichend als verallgemeinernd zu verstehen. Eine haltbare These nach aktuellen religionswissenschaftlichen Maßstäben lässt sich aber (noch) nicht entwickeln. Doch die Idee, das Geschichtsbewusstsein heutiger Bildungsbürger als ‚moderne Ahnenverehrung‘ zu betrachten, durchbricht gängige Dichotomien von ‚modern‘ und ‚traditionell‘ oder ‚wir‘ und die ‚anderen‘ und zeigt vielmehr, dass ‚vormoderne‘ Charakteristika auch in der ‚modernen‘ Gesellschaft aufscheinen.

mr

  1. Platenkamp, Josephus (2000), Temporality and Male-Female Distinctions in the Tobelo Vocabulary of Relationships. In: Alés, C.: Sexe relatif ou sexe absolu?, 241–262; Platenkamp, Josephus (2010), Becoming a Lao Person. In: Berger, P. L. et al.: The Anthropology of Values, 180–200.
  2. Hertz, Robert (1907), Contribution à une étude de la représentation collective de la mort. Année Sociologique, Vol. X, 48–137.
  3. Platenkamp, Josephus (2015), On the Confrontation Between Perennial Models in 19th Century Halmahera (Indonesia). In: Hartmann, A., Murawska, O.: Repräsentationen der Zukunft – Representing the Future, 61–98.

Quelle: http://marginalie.hypotheses.org/45

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Moderne Ahnenverehrung?

Wohl in fast jedem (bildungsbürgerlichen) Haushalt wird man beim Durchstöbern der Bücherregale auf mindestens ein bis zwei Bücher zur lokalen Geschichte stoßen. Die Geschichte einer Heimatstadt ist zwar oft kein alltäglich präsentes Thema, doch viele Menschen wissen etwas, einige etwas mehr, über den Ort, an dem sie leben, und dessen Geschichte.
Woher kommt das Interesse daran, die Geschichte des Wohnortes zu kennen, das Bedürfnis, etwas über frühere Bewohner der Stadt zu erfahren? Vielleicht ist es bloßes Geschichtsbewusstsein, Interesse an Faktenwissen, oder das diffuse Gefühl, man müsse dem nächsten Besucher von auswärts doch zumindest ein paar Dinge über die Geschichte der Stadt erzählen können. Ich möchte hier einen etwas anderen Gedankengang ausprobieren und vorschlagen, im lokalen Geschichtsbewusstsein des modernen Bildungsbürgers ein Beispiel für die Existenz des ‚Vormodernen‘ im ‚Modernen‘ zu sehen.

Weshalb ist das so? In ‚vormodernen‘ oder ‚traditionellen‘ Gesellschaften spielen die Beziehungen zu den verstorbenen Ahnen eine wichtige Rolle, viel mehr als es in ‚modernen‘ Gesellschaften der Fall ist bzw. der Fall zu sein scheint. In Südostasien beispielsweise ist die rituelle Ahnenverehrung ein Bestandteil des alltäglichen Lebens, wie unter anderem die Forschungen von Josephus Platenkamp in Indonesien und Laos gezeigt haben.1 Und schon 1907 hat einer der ‚Vorväter‘ der Religionswissenschaft, Robert Hertz, in seinem heute klassischen Aufsatz zur Totenverehrung auf Borneo demonstriert, welch zentrale Rolle die Toten im Leben der Menschen dort spielen.2
Für das Fortbestehen und die Existenz von Familie und Dorfgemeinschaft, so verdeutlichen diese ethnologischen Arbeiten, ist es zentral, dass die Beziehungen zu den Toten gepflegt werden. Dies geschieht durch Rituale. Die Toten ‚leben weiter‘, in gewissem Sinne, wenn sie exhumiert und unter dem Dachgiebel aufbewahrt werden oder wenn ihnen im Ahnenschrein Opfer gebracht werden. Krankheiten und Unglücke werden darauf zurückgeführt, dass man die Beziehung zu den Ahnen nicht entsprechend gepflegt hat.
Und selbst wenn man sich nicht mehr namentlich an seine Vorfahren erinnern kann, sind diese immer noch Teil des sozialen Ganzen, so in der Kosmologie der Tobelo (Nord-Halmahera, Indonesien), wo die Vorfahren, die im kollektiven Gedächtnis aufgehen, mit den Plejaden gleichgesetzt werden, einem Sternbild, dass ungefähr ein halbes Jahr am Nachthimmel sichtbar ist und dessen Verschwinden den Termin für die Reisaussaat setzt.3

Eine solche ‚direkte‘ Beziehung zu den Ahnen ist hierzulande und in vielen anderen ‚modernen‘ Gesellschaften undenkbar. Die Toten werden bestattet, man erinnert sich ihrer, aber eine beeinflussbare und wirksame Beziehung zu ihnen mag es – abgesehen von alternativ-spirituellen Bereichen – nur in Einzelfällen geben.
Als Ersatzhandlung sozusagen – und hier folgt nun meine Idee der Existenz des ‚Vormodernen‘ in der ‚Moderne‘ – stellen Einzelne eine Beziehung zu abstrakten Vorfahren her, indem sie die Geschichte ihres Wohnortes kennenlernen; indem sie ‚Wurzeln schlagen‘ durch Stadtführungen und Lektüre der Lokalgeschichte.
Auch der moderne Mensch ‚braucht‘, so dürfte man weiter vermuten, eine wie auch immer geartete Beziehung zur Vergangenheit, um sich ‚heimisch‘ zu fühlen – daher vielleicht auch der unvergängliche Bezug auf ‚Tradition‘ in sämtlichen wertbehafteten Diskursen, von der Werbung bis hin zur leidvollen Leitkulturdebatte.

Doch wenn ich vermute, die Beschäftigung mit der Lokalgeschichte sei eine ‚quasi-prämoderne‘ Handlung, die dem modernen Menschen eine Verbindung zu abstrakten Ahnen ermöglicht, folgt ein nicht zu unterschätzendes erkenntnistheoretisches Problem. Denn allzu schnell kann die Argumentation darauf hinauslaufen, dass hinter den verschiedenen kulturellen und gesellschaftlichen Ausdrucksformen universale Muster stünden, die sich durch die Menschheitsgeschichte hinweg immer wieder in vielfältigen Formen zeigen.
Es ist jedoch empirisch schwer nachzuweisen, dass zum Menschsein immer und überall eine wie auch immer geartete Beziehung zu den Ahnen gehört. Mein Versuch ist hier eher vergleichend als verallgemeinernd zu verstehen. Eine haltbare These nach aktuellen religionswissenschaftlichen Maßstäben lässt sich aber (noch) nicht entwickeln. Doch die Idee, das Geschichtsbewusstsein heutiger Bildungsbürger als ‚moderne Ahnenverehrung‘ zu betrachten, durchbricht gängige Dichotomien von ‚modern‘ und ‚traditionell‘ oder ‚wir‘ und die ‚anderen‘ und zeigt vielmehr, dass ‚vormoderne‘ Charakteristika auch in der ‚modernen‘ Gesellschaft aufscheinen.

mr

  1. Platenkamp, Josephus (2000), Temporality and Male-Female Distinctions in the Tobelo Vocabulary of Relationships. In: Alés, C.: Sexe relatif ou sexe absolu?, 241–262; Platenkamp, Josephus (2010), Becoming a Lao Person. In: Berger, P. L. et al.: The Anthropology of Values, 180–200.
  2. Hertz, Robert (1907), Contribution à une étude de la représentation collective de la mort. Année Sociologique, Vol. X, 48–137.
  3. Platenkamp, Josephus (2015), On the Confrontation Between Perennial Models in 19th Century Halmahera (Indonesia). In: Hartmann, A., Murawska, O.: Repräsentationen der Zukunft – Representing the Future, 61–98.

Quelle: http://marginalie.hypotheses.org/45

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Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke Dezember 2014/ Januar 2015

Skandinavien und die europäische Kulturerbeplattform “Europeana”

Das schwedische Zentralamt für Denkmalpflege Riksantikvarieämbetet präsentiert  mit 800.000 Digitalisaten die größte freie Sammlung auf Europeana. Der norwegische Kulturrat hat in der Rubrik “Sounds” mehr als 300 Klangbeispiele eingestellt.

Der sich seit Frühjahr 2014 in der Testphase befindliche Browser für digitalisierte historische Zeitungen (siehe folgenden Post dazu) wird ständig erweitert und hat jetzt eine vereinfachte Suchfunktion erhalten. Es sind u.a. bereits Zeitungen aus Finnland und Island recherchierbar.


Schweden

Das Projekt “Kulturerbe Norrbotten”, bestehend aus Archiven, Bibliotheken und Museen, hat diverse Medien (Dokumente, Fotos, Filme, usw.) in der Kulturarv Norrbottens Databas online gestellt.

Das schwedische Reichsarchiv hat die Volkszählungen mehrerer Gemeinden aus dem Jahr 1910 digitalisiert. Weiter ist die Digitalisierung der Kirchenbücher (församlings- och födelseböcker) für die Provinzen Uppsala och Örebro von 1925 bis 1943 abgeschlossen. Auch der sogenannte SCB-Auszug über Geburten, Taufen und Sterbefälle für das Jahr 1944 wurde online gestellt. Seit Dezember 2014 ist die Datenbank mit den Schriften und Briefen von Axel Oxenstierna wieder zugänglich.

Mit der Book History Online (BHO) stellt die schwedische Königliche Bibliothek eine buchhistorische Datenbank mit über 86 000 Verweisen auf Bücher, Artikel und Rezensionen online. Auch ein Fundus an Werbeschriften aus den Bereichen Architektur, Geschichte der Landwirtschaft und der technologischen Entwicklung aus dem 19. Jh. wurde digitalisiert.

Die kulturhistorischen Vereinigung Kulturen in Lund hat mehr 7000 Fotos der Fotografin Ida Ekelund in der Datenbank Carlotta eingestellt. Die Fotos dokumentieren die Stadtgeschichte zwischen ca. 1917 und 1926 (zur Anzeige der Bilder in das Suchfeld “KM 93676″ eingeben).


Norwegen

Das Arkivverket hat die bisher nicht publizierten Werke des norwegischen Historikers Halvard Bjørkviks “Det norske krongodset i middelalderen” und “Det norske krongodset i reformasjonshundreåret” auf seinem Arkivportal zugänglich gemacht.

Auch die digitalisierten Tagebücher von Leif Tronstad, der während des 2. Weltkriegs im Widerstand, u.a. in der Tungtvannet-Aktion, aktiv war, sind im Digitalarkivet öffentlich zugänglich. Quellenmaterial zu seiner Rolle in der Tungtvannet-Aktion findet sich in folgender Netzausstellung. Ein Album mit Fotos wurde im DigitaltMuseum eingestellt.

Ab dem 1.1.2015 ist unter bestimmten Auflagen das sogenannte Landssviksarkivet im Reichsarchiv zugänglich. Es handelt sich um eine Sammlung von Gerichtsunterlagen, die im Zusammenhang mit der polizeilichen Ermittlungen und der Strafverfolgung von Norwegern, die verdächtigt wurden, die deutsche Besatzungsmacht 1940-1945 unterstützt zu haben.

Das Reicharchiv verwahrt auch das digitalisierte Erinnerungsmaterial, das nach dem Anschlag auf Utøya am 22. 7.2011 abgelegt wurde und 20000 Dokumente sowie 5000 Gegenstände umfasst.

Mit den sogenannten Seterlistene hat das Reichsarchiv Quellen zur norwegischen Sennwirtschaft (seterbruk) und der bäuerlichen Gesellschaft zwischen 1928 und 1939 digitalisiert und veröffentlicht.

Das Stadtarchiv Oslo stellt die kommunalen Volkszählungen für 1883 und 1905 ins Netz.

Auf der Facebookseite Wilse2015 präsentieren die Nationalbibliothek sowie das DigitaltMuseum zum 150. Geburtstag des norwegischen Fotografen Anders Beer Wilse umfangreiches Quellenmaterial.

Das Bergen Byarkiv hat die Unterlagen der Hausverwaltungsgesellschaft Etat for boligforvaltning (EBF) digitalisiert. EBF verwaltet rund 5100 kommunale Wohnungen und Häuser (u.a. auch Pastorate). Das gescannte Material besteht aus Zeichnungen und anderen Unterlagen im Zusammenhang mit dem Betrieb und der Instandhaltung der Gebäude.


Dänemark

Die Staatlichen Archive haben zum Thema “1864” Unterrichtsmaterial online gestellt.

Mit den digitalisierten Adressbüchern Kraks Vejviser hat die Kopenhagener Rathausbibliothek  eine Quellensammlung zur Stadtgeschichte zwischen 1770-1969  ins Netz gestellt, in der auch viele Informationen zur Alltagsgeschichte verzeichnet sind. Ab dem Jahrgang 1878 ist eine Volltextsuche möglich.

Das Kopenhagener Stadtarchiv hat in seinem neuen Portal für Familienforscher Kildeviser die Volkszählungslisten für die Periode 1866-1923 online stellt. Dort finden sich auch ausgewählte Karten und Zeichnungen zur Geschichte Kopenhagens. Weitere 15 historische Karten hat das Archiv im Historisk Atlas veröffentlicht.

Das Reichsarchiv  hat eine Vereinbarung mit Dänemarks Marktführer im Bereich Familienforschung “My Harritage” über die Indizierung von Kirchenbüchern und Volkszählungslisten geschlossen. Die von “My Harritage” indizierten Daten sollen dem Reichsarchiv zur Verfügung gestellt werden.

Zwei Zettelkataloge sind jetzt online zugänglich: Wads Sedler aus dem Landesarchiv für Fünen enthält Angaben zu Personen, die zwischen 1430-1960 auf Fünen gelebt haben und zu denen es Archivmaterial gibt. Mortensens Sedler des Stadthistorischen Archivs in Esbjerg enthält ebenfalls Angaben zu Personen, die in verschiedenen Quellen wie Kirchenbüchern, Volkszählungen, u.a. erwähnt wurden.

Die Königliche Bibliothek hat vier Ingenieurzeitschriften aus dem Zeitraum 1892-1940 digitalisiert.


Finnland

Auf Flickr Commons haben zwei finnische Institutionen Sammlungen online gestellt: Das Finnische Rundfunkarchiv präsentiert eine Sammlung von Fotos, aber auch TV- und Radiosendungen, Musikaufnahmen und Soundeffekte.
Die Sammlung der Aalto-Universität enthält neben historischen Fotos von Aktivitäten, Personen und Räumlichkeiten, Illustrationen, architektonische und technische Zeichnungen, Kunst, Design Objekte und weiteres Material.

 

 

 

 

 

 

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2770

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Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke Dezember 2014/ Januar 2015

Skandinavien und die europäische Kulturerbeplattform “Europeana”

Das schwedische Zentralamt für Denkmalpflege Riksantikvarieämbetet präsentiert  mit 800.000 Digitalisaten die größte freie Sammlung auf Europeana. Der norwegische Kulturrat hat in der Rubrik “Sounds” mehr als 300 Klangbeispiele eingestellt.

Der sich seit Frühjahr 2014 in der Testphase befindliche Browser für digitalisierte historische Zeitungen (siehe folgenden Post dazu) wird ständig erweitert und hat jetzt eine vereinfachte Suchfunktion erhalten. Es sind u.a. bereits Zeitungen aus Finnland und Island recherchierbar.


Schweden

Das Projekt “Kulturerbe Norrbotten”, bestehend aus Archiven, Bibliotheken und Museen, hat diverse Medien (Dokumente, Fotos, Filme, usw.) in der Kulturarv Norrbottens Databas online gestellt.

Das schwedische Reichsarchiv hat die Volkszählungen mehrerer Gemeinden aus dem Jahr 1910 digitalisiert. Weiter ist die Digitalisierung der Kirchenbücher (församlings- och födelseböcker) für die Provinzen Uppsala och Örebro von 1925 bis 1943 abgeschlossen. Auch der sogenannte SCB-Auszug über Geburten, Taufen und Sterbefälle für das Jahr 1944 wurde online gestellt. Seit Dezember 2014 ist die Datenbank mit den Schriften und Briefen von Axel Oxenstierna wieder zugänglich.

Mit der Book History Online (BHO) stellt die schwedische Königliche Bibliothek eine buchhistorische Datenbank mit über 86 000 Verweisen auf Bücher, Artikel und Rezensionen online. Auch ein Fundus an Werbeschriften aus den Bereichen Architektur, Geschichte der Landwirtschaft und der technologischen Entwicklung aus dem 19. Jh. wurde digitalisiert.

Die kulturhistorischen Vereinigung Kulturen in Lund hat mehr 7000 Fotos der Fotografin Ida Ekelund in der Datenbank Carlotta eingestellt. Die Fotos dokumentieren die Stadtgeschichte zwischen ca. 1917 und 1926 (zur Anzeige der Bilder in das Suchfeld “KM 93676″ eingeben).


Norwegen

Das Arkivverket hat die bisher nicht publizierten Werke des norwegischen Historikers Halvard Bjørkviks “Det norske krongodset i middelalderen” und “Det norske krongodset i reformasjonshundreåret” auf seinem Arkivportal zugänglich gemacht.

Auch die digitalisierten Tagebücher von Leif Tronstad, der während des 2. Weltkriegs im Widerstand, u.a. in der Tungtvannet-Aktion, aktiv war, sind im Digitalarkivet öffentlich zugänglich. Quellenmaterial zu seiner Rolle in der Tungtvannet-Aktion findet sich in folgender Netzausstellung. Ein Album mit Fotos wurde im DigitaltMuseum eingestellt.

Ab dem 1.1.2015 ist unter bestimmten Auflagen das sogenannte Landssviksarkivet im Reichsarchiv zugänglich. Es handelt sich um eine Sammlung von Gerichtsunterlagen, die im Zusammenhang mit der polizeilichen Ermittlungen und der Strafverfolgung von Norwegern, die verdächtigt wurden, die deutsche Besatzungsmacht 1940-1945 unterstützt zu haben.

Das Reicharchiv verwahrt auch das digitalisierte Erinnerungsmaterial, das nach dem Anschlag auf Utøya am 22. 7.2011 abgelegt wurde und 20000 Dokumente sowie 5000 Gegenstände umfasst.

Mit den sogenannten Seterlistene hat das Reichsarchiv Quellen zur norwegischen Sennwirtschaft (seterbruk) und der bäuerlichen Gesellschaft zwischen 1928 und 1939 digitalisiert und veröffentlicht.

Das Stadtarchiv Oslo stellt die kommunalen Volkszählungen für 1883 und 1905 ins Netz.

Auf der Facebookseite Wilse2015 präsentieren die Nationalbibliothek sowie das DigitaltMuseum zum 150. Geburtstag des norwegischen Fotografen Anders Beer Wilse umfangreiches Quellenmaterial.

Das Bergen Byarkiv hat die Unterlagen der Hausverwaltungsgesellschaft Etat for boligforvaltning (EBF) digitalisiert. EBF verwaltet rund 5100 kommunale Wohnungen und Häuser (u.a. auch Pastorate). Das gescannte Material besteht aus Zeichnungen und anderen Unterlagen im Zusammenhang mit dem Betrieb und der Instandhaltung der Gebäude.


Dänemark

Die Staatlichen Archive haben zum Thema “1864” Unterrichtsmaterial online gestellt.

Mit den digitalisierten Adressbüchern Kraks Vejviser hat die Kopenhagener Rathausbibliothek  eine Quellensammlung zur Stadtgeschichte zwischen 1770-1969  ins Netz gestellt, in der auch viele Informationen zur Alltagsgeschichte verzeichnet sind. Ab dem Jahrgang 1878 ist eine Volltextsuche möglich.

Das Kopenhagener Stadtarchiv hat in seinem neuen Portal für Familienforscher Kildeviser die Volkszählungslisten für die Periode 1866-1923 online stellt. Dort finden sich auch ausgewählte Karten und Zeichnungen zur Geschichte Kopenhagens. Weitere 15 historische Karten hat das Archiv im Historisk Atlas veröffentlicht.

Das Reichsarchiv  hat eine Vereinbarung mit Dänemarks Marktführer im Bereich Familienforschung “My Harritage” über die Indizierung von Kirchenbüchern und Volkszählungslisten geschlossen. Die von “My Harritage” indizierten Daten sollen dem Reichsarchiv zur Verfügung gestellt werden.

Zwei Zettelkataloge sind jetzt online zugänglich: Wads Sedler aus dem Landesarchiv für Fünen enthält Angaben zu Personen, die zwischen 1430-1960 auf Fünen gelebt haben und zu denen es Archivmaterial gibt. Mortensens Sedler des Stadthistorischen Archivs in Esbjerg enthält ebenfalls Angaben zu Personen, die in verschiedenen Quellen wie Kirchenbüchern, Volkszählungen, u.a. erwähnt wurden.

Die Königliche Bibliothek hat vier Ingenieurzeitschriften aus dem Zeitraum 1892-1940 digitalisiert.


Finnland

Auf Flickr Commons haben zwei finnische Institutionen Sammlungen online gestellt: Das Finnische Rundfunkarchiv präsentiert eine Sammlung von Fotos, aber auch TV- und Radiosendungen, Musikaufnahmen und Soundeffekte.
Die Sammlung der Aalto-Universität enthält neben historischen Fotos von Aktivitäten, Personen und Räumlichkeiten, Illustrationen, architektonische und technische Zeichnungen, Kunst, Design Objekte und weiteres Material.

 

 

 

 

 

 

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2770

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Intersex als “eintragungsfähiges” Geschlecht? Zum deutschen Personenstandsrecht

Historiker wie ich sind ja immer etwas hinterher, gern auch mal ein Jahrhundert oder zwei. Daran gemessen, ein aktueller Kommentar: Vor reichlich einem Jahr trat, mäßig beachtet, eine Novelle des Personenstandsgesetzes (PStG) in Kraft, mit der erstmals seit langem Bewegung in die Frage, ob und wie sich eine intersexuelle Anatomie rechtlich auswirkt. Bis dahin bzw. im 20. Jahrhundert gab es in Deutschland, rechtlich gesehen, nur zwei Geschlechter, und jeder Mensch musste sich als “männlich” oder “weiblich” einordnen lassen. Konkret geschah dies dadurch, dass die […]

Quelle: http://intersex.hypotheses.org/111

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Karneval in Hofordnungen oder Es gibt nichts was es nicht gibt

Wenn man so wie ich im Rheinland beheimatet ist, dann kommt man nicht umhin sich alljährlich mit der 5. Jahreszeit – auch Karneval genannt – auseinanderzusetzen. Meist flüchten Menschen wie ich an den Schreibtisch. Dumm nur, wenn man dann genau da (wo man es am wenigsten erwartet hat) – Murphy sei Dank – auf Quellen trifft, die genau das Thema aufgreifen, dem man gerade eben so schön entfliehen wollte. Denn ob man es glaubt oder nicht: Selbst das Thema Karneval findet sich in manchen Hofordnungen, womit letztlich bewiesen wäre, dass es im Grunde keine Themen gibt, die in Hofordnungen nicht irgendwann und irgendwo behandelt worden wären.

Schloss Scheer
Schloss Scheer

Gleich zwei Hofordnungen der Grafschaft Friedberg-Scheer[1] befassen sich mit der Frage, wie man sich an Fastnacht verhalten soll, wenn das Schloss von den Bürgern der Ortschaft erstürmt wird. Sowohl 1541 als auch 1595 wird in sehr ähnlichen Worten geschildert, dass den Bürgern Essen und auch alkoholische Getränke zu reichen seien. Es scheinen also durchaus feierfreudige Grafen gewesen zu sein, die da in Scheer residierten und offensichtlich gab es ein gutes Einvernehmen mit den Menschen am Ort, so dass man keine Bedenken hegte, wenn diese einmal im Jahr das Schloss erstürmten um Fastnacht zu feiern.
Die älteste edierte und überlieferte friedbergische Hofordnung, die das Thema Fastnacht aufgreift stammt etwa aus dem Jahr 1541. Ediert wurde sie 2001 von Robert Kretzschmar.[2] Unter der Überschrift Der vaßnacht halp wird die Versorgung der Bürger beschrieben, die mit Essen und (alkoholischen) Getränken erfolgen soll. Und offensichtlich war diese Regelung zu Aller Zufriedenheit und bewährte sich, denn in der von Birgit Kirchmaier und Volker Trugenberger edierten waldburgischen Hofordnung der Grafschaft Friedberg-Scheer, die etwa 1595 entstanden ist, hat die Fastnacht ebenfalls ein eigenes Kapitel, überschrieben mit Der fasnacht halben und hier finden wir nahezu wortgleich mit den Bestimmungen der vorhergehenden Hofordnung folgenden Absatz: Item an der faßnacht, so die burger daß schlosß stürmen, gibt man inen zu essen […] suppen und fleisch unnd kiechlin unnd vier becher mit wein auf ain disch, den jungen knaben gibt man auch zu essen, aber khain wein.[3]
Junge Männer standen also offensichtlich schon im 16. Jahrhundert im Ruf mit Alkohol an Karneval oder Fastnacht nicht wirklich umgehen zu können und offensichtlich wollte man mit diesem Alkoholverbot Problemen und ggf. Krawall vorbeugen.

[1] Schloss und Stadt Scheer befinden sich in Baden-Württemberg im Landkreis Sigmaringen.
[2]S. Robert KRETZSCHMAR, Die “alt hofordnung” für die Grafschaft Friedberg-Scheer, in: Zeit¬schrift für württembergische Landesgeschichte (2001), S. 453–459, hier S. 459.
[3] KIRCHMAIER, Birgit; TRUGENBERGER, Volker: Waldburgische Hofordnungen aus der Grafschaft Friedberg-Scheer, in: Kruse, Holger; Paravicini, Werner (Hgg.): Höfe und Hofordnungen 1200 – 1600. 5. Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Sigmaringen, 5. bis 8. Oktober 1996 (Residenzenforschung, 10), Sigmaringen 1999, S. 519–553, Edition S. 525-551, hier S. 532.
[4] Bild 1: By Roland Nonnenmacher – D-72516 Scheer (Own work (Original text: selbst erstellt)) [Attribution], via Wikimedia Commons
[5] Bild 2: By Urheber ist: Roland Nonnenmacher – D-72516 ScheerRoland Nonnenmacher at de.wikipedia [Attribution], from Wikimedia Commons

Quelle: http://hofordnung.hypotheses.org/63

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Karneval in Hofordnungen oder Es gibt nichts was es nicht gibt

Wenn man so wie ich im Rheinland beheimatet ist, dann kommt man nicht umhin sich alljährlich mit der 5. Jahreszeit – auch Karneval genannt – auseinanderzusetzen. Meist flüchten Menschen wie ich an den Schreibtisch. Dumm nur, wenn man dann genau da (wo man es am wenigsten erwartet hat) – Murphy sei Dank – auf Quellen trifft, die genau das Thema aufgreifen, dem man gerade eben so schön entfliehen wollte. Denn ob man es glaubt oder nicht: Selbst das Thema Karneval findet sich in manchen Hofordnungen, womit letztlich bewiesen wäre, dass es im Grunde keine Themen gibt, die in Hofordnungen nicht irgendwann und irgendwo behandelt worden wären.

Schloss Scheer
Schloss Scheer

Gleich zwei Hofordnungen der Grafschaft Friedberg-Scheer[1] befassen sich mit der Frage, wie man sich an Fastnacht verhalten soll, wenn das Schloss von den Bürgern der Ortschaft erstürmt wird. Sowohl 1541 als auch 1595 wird in sehr ähnlichen Worten geschildert, dass den Bürgern Essen und auch alkoholische Getränke zu reichen seien. Es scheinen also durchaus feierfreudige Grafen gewesen zu sein, die da in Scheer residierten und offensichtlich gab es ein gutes Einvernehmen mit den Menschen am Ort, so dass man keine Bedenken hegte, wenn diese einmal im Jahr das Schloss erstürmten um Fastnacht zu feiern.
Die älteste edierte und überlieferte friedbergische Hofordnung, die das Thema Fastnacht aufgreift stammt etwa aus dem Jahr 1541. Ediert wurde sie 2001 von Robert Kretzschmar.[2] Unter der Überschrift Der vaßnacht halp wird die Versorgung der Bürger beschrieben, die mit Essen und (alkoholischen) Getränken erfolgen soll. Und offensichtlich war diese Regelung zu Aller Zufriedenheit und bewährte sich, denn in der von Birgit Kirchmaier und Volker Trugenberger edierten waldburgischen Hofordnung der Grafschaft Friedberg-Scheer, die etwa 1595 entstanden ist, hat die Fastnacht ebenfalls ein eigenes Kapitel, überschrieben mit Der fasnacht halben und hier finden wir nahezu wortgleich mit den Bestimmungen der vorhergehenden Hofordnung folgenden Absatz: Item an der faßnacht, so die burger daß schlosß stürmen, gibt man inen zu essen […] suppen und fleisch unnd kiechlin unnd vier becher mit wein auf ain disch, den jungen knaben gibt man auch zu essen, aber khain wein.[3]
Junge Männer standen also offensichtlich schon im 16. Jahrhundert im Ruf mit Alkohol an Karneval oder Fastnacht nicht wirklich umgehen zu können und offensichtlich wollte man mit diesem Alkoholverbot Problemen und ggf. Krawall vorbeugen.

[1] Schloss und Stadt Scheer befinden sich in Baden-Württemberg im Landkreis Sigmaringen.
[2]S. Robert KRETZSCHMAR, Die “alt hofordnung” für die Grafschaft Friedberg-Scheer, in: Zeit¬schrift für württembergische Landesgeschichte (2001), S. 453–459, hier S. 459.
[3] KIRCHMAIER, Birgit; TRUGENBERGER, Volker: Waldburgische Hofordnungen aus der Grafschaft Friedberg-Scheer, in: Kruse, Holger; Paravicini, Werner (Hgg.): Höfe und Hofordnungen 1200 – 1600. 5. Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Sigmaringen, 5. bis 8. Oktober 1996 (Residenzenforschung, 10), Sigmaringen 1999, S. 519–553, Edition S. 525-551, hier S. 532.
[4] Bild 1: By Roland Nonnenmacher – D-72516 Scheer (Own work (Original text: selbst erstellt)) [Attribution], via Wikimedia Commons
[5] Bild 2: By Urheber ist: Roland Nonnenmacher – D-72516 ScheerRoland Nonnenmacher at de.wikipedia [Attribution], from Wikimedia Commons

Quelle: http://hofordnung.hypotheses.org/63

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Die Tegernseer Schlossbibliothek und ihr Ende

Nur kurz fand im August 2014 der Verkauf der Schlossbibliothek Tegernsee Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Wissenschaft. Um dennoch diese spannenden Vorgänge um diese durchaus interessante Adelsbibliothek nicht gänzlich in Vergessenheit geraten zu lassen, wurde folgende Dokumentation zusammengestellt. Denn sowohl die Bibliothek selbst, als auch der Weg zu ihrer Veräußerung waren hochspannend.

Historischer Hintergrund: Kloster und Schloss Tegernsee

Das Benediktinerkloster Tegernsee, gegründet im 8. Jahrhundert, war eines der bedeutendsten Klöster Altbayerns. Es wurde, wie alle anderen bayerischen Klöster 1803 aufgehoben. Die umfangreiche Bibliothek gelangt in Staatsbesitz.

1817 erwarb König Maximilian I. von Bayern die Klosteranlage und ließ sie in den folgenden Jahren durch Leo von Klenze zum königlichen Sommerschloss umbauen. 1875 ging das Schloss durch Erbgang innerhalb der Familie an die wittelsbachische Seitenlinie der Herzöge in Bayern über, die es heute noch (zusammen mit Wildbad Kreuth) besitzen.

Die Seitenlinie der Herzöge in Bayern geht zurück auf den Pfalzgrafen Wilhelm von Pfalz-Gelnhausen (1752-1837), der 1799 den Titel eines Herzogs in Bayern erhielt. Die herzogliche Linie starb 1973 aus, wurde aber durch Adoption aus der Hauptlinie fortgesetzt (Max in Bayern, geb. 1937).[1]

Vom „Psallierchor“ zur Bibliothek

Die in Rede stehende Bibliothek hat nichts mit der ehemaligen Klosterbibliothek zu tun. Sie wurde erst nach 1817 eingerichtet und befand sich im früheren Psallierchor der Klosterkirche. Der Psallierchor, wo die Mönche ihr Chorgebet verrichteten, befand sich im Chor der Klosterkirche hinter dem Hochaltar. Dieser Bereich wurde 1824/25 durch den Einzug einer Wand durch Leo von Klenze von der nun als Pfarrkirche dienenden Klosterkirche abgetrennt. Er diente zunächst als Möbellager.[2] In dieser Funktion ist er noch 1895 bezeugt.[3]

Erst nach 1895 ist in den ehemaligen Psallierchor die Bibliothek der Herzöge in Bayern von einem anderen Standort verbracht werden. Die Regale, in denen die Bücher aufgestellt waren, sind nicht originär für den Standort im Psallierchor hergestellt worden, sondern wurden erkennbar den dortigen Raumverhältnissen angepasst.[4] Die Zuschreibung der Regale an Leo von Klenze, die durch den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse, Georg Bromme, vorgenommen wird,[5] ist nicht belegbar.[6]

Als Ende der 1970er Jahre das Gymnasium Tegernsee in das Schloss zog und der Freistaat Bayern zu diesem Zweck den Ost- und Südflügel des Schlosses erwarb, verlor die Bibliothek ihren Zugang. Deswegen wurden Anfang der 1980er Jahre Baumaßnahmen durchgeführt, um einen neuen Zugang aus dem herzoglichen Teil des Schlosskomplexes zu schaffen.[7]

Der Bibliotheksraum ist im 20. Jahrhundert nicht modernisiert worden und sanierungsbedürftig. Es fehlen Stromanschluss und Heizung.[8]

Erwerb durch die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee

2010 erwarb die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee unter ihrem Vorstand Georg Bromme ein Dauernutzungsrecht auf ewige Zeiten an dem Raum sowie den Bücherbestand von über 11.000 Bänden. Anlass war das 175jährige Jubiläum der Kreissparkasse, die von einem der letzten Tegernseer Mönche gegründet worden war.

Die Verhandlungen dauerten anderthalb Jahre.[9] Die Kreissparkasse zahlte für das Dauernutzungsrecht 1,5 Mio €. Die Bücher wurden für 150.000 € erworben (aufgrund eines Wertgutachtens).[10] Dieses Wertgutachten fertigte das Münchner Auktionshaus Zisska & Schauer an.[11]

Vorabverkäufe

Die herzogliche Familie hat allerdings vor dem Verkauf Teile der Schlossbibliothek veräußert und durch das Münchner Auktionshaus Zisska & Schauer versteigern lassen, also eben jenes Auktionshaus, das im Auftrag der herzoglichen Familie auch das Wertgutachten für den Verkauf der Restbibliothek an die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee erstellte.[12]

Das Gutachten für die Kreissparkasse erweckt den Eindruck, dass die Bibliothek ungeschmälert verkauft würde. Dass parallel zu den Verkaufsverhandlungen besonders wertvolle Bücher versteigert wurden, wird verschwiegen. Bereits 2010 war das Frankfurter Allgemeinen Zeitung aufgefallen, dass „Zisska & Schauer … nur äußerst dezent auf die ‚Bibliothek aus süddeutschem Adelsbesitz‘“ hinwies.[13]

Unterzeichnet ist das Gutachten von Herbert Schauer, dem Geschäftsführer des Auktionshauses. Herbert Schauer wurde 2013 verhaftet, da er verdächtigt wurde, an Bücherdiebstählen aus einer neapolitanischen Bibliothek beteiligt gewesen zu sein.[14] Er wurde zwischenzeitlich unter zweifelhaften Umständen zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt, befindet sich aber seit Juli 2014 wieder auf freiem Fuß.[15] Während seiner Haft stellte jedoch das Münchner Auktionshaus fest, „dass Herr Schauer über Jahre hinweg massive Veruntreuungen zum Schaden Dritter wie auch des Hauses selber begangen hat.“ [16] Herbert Schauer schied daher im August 2014 aus dem Auktionshaus Zisska & Schauer als Gesellschaft aus, das Haus nennt sich nun Zisska & Lachner. Auf eine Strafanzeige gegen Schauer wurde verzichtet.[17]

Unter den damals versteigerten Büchern befanden sich auch solche mit dem Besitzvermerk von Marie Therese von Österreich-Este, der letzten bayerischen Königin. [18]

Diese sehr wertvollen Werke wurde noch im August 2014 durch das Wiener Antiquariat Antiquariat Inlibris, Gilhofer Nfg. GmbH angeboten, mit Preisen bis zu 125.000 €.[19] Weitere Werke wurden durch die Antiquariate Thomas Rezek, Meindl & Sulzmann und Stefan Wulf angeboten, ferner anscheinend durch das Auktionshaus Bassenge.[20]

Beim Übergang der Räumlichkeiten an die Kreissparkasse waren die Fächer für Tafelwerke leergeräumt.[21]

Außerdem wurden vor dem Verkauf Teile des Buchbestandes, die bei der herzoglichen Familie verbleiben sollten, in einen anderen Raum des Schlosses verbracht.[22]

Der genaue Bestand der an die Kreissparkasse verkauften Bücher wird mit 11.643 Büchern angegeben.[23]

Planungen der Kreissparkasse

Zur Erschließung der Büchersammlung stellte die Kreissparkasse am 1. Februar 2011 einen Archivar ein: „Von Seiten der Sparkasse wird als Ziel definiert: Alle Voraussetzungen zu schaffen, damit die Bibliothek als kulturhistorische Perle des Landkreises Miesbach angesehen wird. Den Bestand sichern und entsprechend seiner Bedeutung als hochadelige Privatbibliothek des 18. und 19. Jahrhunderts im süddeutschen Raum für wissenschaftliche Auswertungen (Diplom- und Doktorarbeiten) zur Verfügung zu stellen.“[24]

Ebenso wurde die Arbeit an einem Nutzungskonzept für den Raum begonnen. Gedacht war an eine Art Begegnungsstätte für kunsthistorische und geschichtliche Führungen, Kammerkonzerte und Lesungen sowie ein multimediales Infossystem für Schüler.[25]

Der Weg zur Veräußerung

Georg Bromme schied Ende April 2012 als Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee aus. Bereits vorher hatte die Realisierung des Umnutzungskonzepts des Bibliotheksraums gestockt, da erheblicher Sanierungsbedarf bestand und ein fehlender zweiter Rettungsweg eine öffentliche Nutzung verhindert.

Brommes Nachfolger Martin Mihalovits beendete im Mai 2012 die Zusammenarbeit mit dem Archivar, der die Bibliotheksbestände erschließen sollte. Die Kreissparkasse entschloss sich ferner 2012, „alle nicht betriebsnotwendigen Immobilien zu veräußern. Dazu gehört auch der Psallierchor.“[26] Die Kreissparkasse bot den Psallierchor seit 2012 der Erzdiözese München und Freising an, konnte jedoch hier keine Einigung über den Preis erzielen. Die Kirche, die als einziger Käufer in Frage kommt, hatte jedoch kein Interesse an dem Buchbestand.[27]

Im Zusammenhang mit der Affäre um den früheren Miesbacher Landrat Jakob Kreidl geriet im Frühjahr 2014 die Sponsoring-Praxis der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee unter Georg Bromme ins Licht der Öffentlichkeit. Folge war eine Prüfung durch zuständige Rechtsaufsichtsbehörde, die Regierung von Oberbayern.

Die Regierung von Oberbayern beanstandete – neben der Finanzierung der Geburtstagsfeier des Landrats oder Reisen des Landrats und der Bürgermeister – auch den Erwerb des Psallierchors samt der Bibliothek als unzulässig.[28]

Ferner „bat“ die Regierung von Oberbayern die Kreissparkasse, Rückforderungen, Rückabwicklungen und Schadensersatzansprüche zu prüfen. Diese betrafen auch die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Prüfberichts (Mai 2014) bereits eingeleitete Wiederveräußerung der Bibliothek in Tegernsee.[29]

Veräußerung des Buchbestandes 2014

Bereits im Frühjahr 2014 stellten Mitglieder des Tegernseer Altertumsgauvereins überrascht fest, dass die Bücher aus der Bibliothek verschwunden waren.[30] Mit der Veräußerung des Buchbestandes beauftragte die Kreissparkasse das Berliner Auktionshaus Hauff & Auvermann, das die Bücher in zwei Teilauktionen versteigern will. Von diesen hat die erste im Mai 2014 stattgefunden, eine nächste sollte im Oktober folgen.[31]

Auf der Website des Auktionshauses Hauff & Auvermann war im August 2014 die Maiauktion dokumentiert. Es fehlen jedoch bei allen Büchern Provenienzangaben. Tegernseer Bücher lassen sich nur indirekt aus dem Bestandsprofil und den Rückenschildner mit Nummerus-currens-Signaturen erschließen. Die Bücher wurden teilweise regalweise verkauft. [32] Im Internet wurden Bücher aus der Schlossbibliothek Tegernsee, die in der Maiauktion verkauft wurden, vom Antiquariat Hermsdorf (Antiquariat Pennartz) angeboten.[33]

Öffentliche Auseinandersetzung 2014

Der frühere Kreissparkassenchef Bromme setzte sich im Juli 2014 öffentlich gegen den Verkauf der Bibliothek zu Wehr und bezeichnet diesen als „Akt der Barbarei“ und die Zerstörung eines wertvollen kulturellen Gesamtwerks. Der Verkauf sei ein Verstoß gegen Artikel 4 Abs. 1 des bayerischen Denkmalschutzgesetzes, daher eine Ordnungswidrigkeit und „gemeinschädliche Sachbeschädigung“.[34]

Das Landesamt für Denkmalpflege wurde aufgrund dieser Vorwürfe als Gutachter eingeschaltet und kam im August 2014 zu dem Ergebnis, die Bücher hätten keine kulturhistorische Bedeutung. Denn der Buchbestand lasse weder einen Bezug zum ehemaligen Kloster und jetzigem Schloss noch zur ehemaligen Kloster- und jetzigen Pfarrkirche erkennen.“ Weder die Sammlungsgeschichte noch der Sammlungsschwerpunkt stünden im Bezug zu den beiden Baudenkmälern. Eine Bedeutung nach dem Denkmalschutzgesetz sei damit nicht zu erkennen.[35]

Zum Bestand

Die Geschichte der Bibliothek ist nicht erforscht. Ein Katalog lag der Kreissparkasse nicht vor.[36] Der Buchbestand wurde jedoch systematisch abfotografiert.[37]

Für die Bewertung des Bestandes, der an die Kreissparkasse übergehen sollte, ließ Herzog Max in Bayern ein Wertgutachten durch das Auktionshaus Zisska & Schauer erstellen. [38]

Demnach wurde der der Aufbau der Bibliothek von Herzog Wilhelm in Bayern begonnen (gest. 1837) und durch Pius in Bayern (1786-1837), Max in Bayern (1808-1888) und Carl Theodor in Bayern (1839-1909) fortgeführt. Dazu kamen kleinere Bestände aus dem Besitz von Vorfahren, der jeweiligen Prinzen und Prinzessinnen. Letzter größerer Beitrag waren die Bücher der letzten Königin von Bayern, Marie Therese von Österreich-Este (1849-1919). Die Bücher der Herzöge Wilhelm und Pius befanden sich ursprünglich in Banz (bis 1933 Eigentum der Herzöge) und wurden erst im 20. Jahrhundert nach Tegernsee gebracht. Der größte Teil des Bestandes kam aus der Bibliothek von Herzog Max in Bayern.[39]

Inhaltlich ist das Spektrum sehr breit. Das Gutachten von Zisska & Schauer hebt besonders die Bestände Recht und Wirtschaft, Geschichte (vor allem damalige Zeitgeschichte, wenig Antike), Theologie (keine wissenschaftliche Literatur, sondern Alltagsfrömmigkeit [Gebetbücher etc.]), deutsche Literatur (Schwerpunkt: ausgehendes 18. Jahrhundert, Mitte 19. Jahrhundert, darunter viel Entlegenes, aber auch viele dekorative Werkausgaben von „Starautoren“ wie Schiller, Goethe, Jean Paul), ausländische Literatur (v.a. französische) und Geographie (große Überblicksdarstellungen des 19. Jahrhunderts) hervor.[40]

Der Bestand war entweder zeitgenössisch gebunden oder noch in den originalen Bindungen der Verleger aufgestellt. Die Bücher trugen fast alle Bibliotheksmarken mit einer Nummerus-Currens-Signatur.[41] Beim Übergang an die Kreissparkasse war der Bestand jedoch nicht systematisch nach dieser nummerus-currens-Signatur aufgestellt.[42] Der Erhaltungszugstand war gut.[43]

Folgende 2011 publizierte Einschätzung beruht im wesentlichen auf der Bestandsanalyse durch Wertgutachten: „Die Bibliothek im Tegernseer Psallierchor wurde über Generationen aus Buchbeständen der Herzöge in Bayern, beginnend mit Wilhelm in Bayern (1752-1837) zusammengetragen und befand sich ursprünglich in der Wittelsbacher Besitzung Kloster Banz. Sie umfasst mehr als elftausend Bände, beginnend mit dem 17. Jahrhundert (plus ältere Einzelexemplare). Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Buchbestandes zählen theologische Werke, Handbücher zu Recht, Verwaltung und Wirtschaft und Gesamtdarstellungen zur Geographie, Botanik und Zoologie. Im Bereich der Belletristik überwiegen Werksausgaben, darunter zahlreiche Übersetzungen englischer und französischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts; bemerkenswert auch: Werke zur französischen Revolution und zur napoleonischen Zeit.“[44]

Andere Beteiligte sprechen auf dieser Basis von einem „Querschnitt durch den Wissenshorizont einer europäischen Herrscherfamilie“ im 19. Jahrhundert. [45]

Aus den derzeit im Antiquariatsmarkt angebotenen Bänden sowie der Presseberichterstattung ist ersichtlich, dass weitere, im Gutachten nicht erwähnt bzw. nur summarische aufgezählte Provenienzen in die Bibliothek eingeflossen sind:

  • Einige Bände stammen aus der Zeit, in der das Schloss im Besitz der königlichen Linie war. Sie tragen den Stempel „Prinz Carl v. Bayern Güter-Administration Tegernsee“.[46] Prinz Carl von Bayern (1795-1875) war von 1841 bis zu seinem Tod Eigentümer des Schlosses Tegernsee.
  • Daneben sind noch vereinzelte Bücher aus dem Kloster Tegernsee in den Bestand gelangt. Im August 2014 war die Rede von rund 60 Büchern, die dem Altertumsgauverein Tegernsee verkauft werden sollren.[47] Dies hängt eventuell damit zusammen, dass die Tegernseer Mönche bereits vor 1803 im Zusammenhang mit den Kriegsereignissen Bücher versteckt hatten.[48]

 

 

[1] Einen guten Überblick bietet: Roland Götz/Edmund Schimeta, Das königliche Tal. Auf den Spuren der Wittelsbacher am Tegernsee, Miesbach/Tegernsee 2005.

[2] Roland Götz, Der Tegernseer Psallierchor. Die Geschichte einer Entdeckung, in: Tegernseer Tal 153 (2011/I), S. 12-17.

[3] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014. – Der Kirchenhistoriker Dr. Roland Götz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Archiv des Erzbistums München und Freising. Er stammt aus Tegernsee und wuchs, da sein Vater seit den 1950er Jahren als Angestellter des herzoglichen Brauhauses eine Dienstwohnung hatte, im Schloss Tegernsee auf.

[4] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[5] http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/psallierchor-tegernsee-ex-chef-georg-bromme-schiesst-gegen-kreissparkasse-3707176.html (17.7.2014).

[6] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[7] Zur Schulgeschichte: http://www.gymnasium-tegernsee.de/wp/geschichte-kloster-tegernsee/. Ansonsten: Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[8] Vgl. http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/psallierchor-tegernsee-kreissparkasse-miesbach-bleibt-fehlkauf-sitzen-3414988.html

[9] http://www.merkur-online.de/lokales/miesbach/tegernseer-tal/schatz-hinter-altar-977299.html (25.10.2010).

[10] Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr: Bericht zur Überprüfung der Vorgänge im Landkreis Miesbach am 14.05.2014 im Ausschuss für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport des Bayer. Landtags (LT-Drs. 17/1145), S. 20. Online unter https://www.ksk-mbteg.de/download.php?file=cG9vbC9wdWJsaWthdGlvbmVuL0JlcmljaHRfb2JiX3ZNdklycC9wZGZsaXN0ZV9nZW4ueG1s&id=4

[11] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 22. August 2014. Das Gutachten datiert vom 22. Juli 2010.

[12] Vgl. „Bücher in München. Neues vom Adel“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.11.2010, URL: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunstmarkt/auktionen/buecher-in-muenchen-neues-vom-adel-11067473.html [14.2.2015]

[13] Vgl. „Bücher in München. Neues vom Adel“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.11.2010.

[14] Vgl. „Deutschland hat ihn ausgeliefert. In den Sternen steht derzeit der Hausarrest“, in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.2014, URL: http://www.faz.net/aktuell/deutschland-hat-ihn-ausgeliefert-in-den-sternen-steht-derzeit-hausarrest-12901340.html [14.2.2015]

[15] Vgl. „Herbert Schauer. Überraschend frei‘, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.7.2014, URL: http://www.faz.net/aktuell/herbert-schauer-ueberraschend-frei-13064529.html [14.2.2015]

[16] Communiqué Nr. 3 des Auktionshauses ZISSKA, SCHAUER & CO. KG vom 19.05.2014, URL: http://de.zisska.de/aktuelles [1.9.2014]

[17] Communiqué Nr. 4 des Auktionshauses ZISSKA & Lacher Buch- und Kunstauktionshaus GmbH & Co. KG vom 09.08.2014, URL: http://de.zisska.de/aktuelles [1.9.2014]. Vgl. auch „Vielfältige Ungereimtheiten und unerklärliche Vorgänge“ vom 21.5.2014, URL http://www.boersenblatt.net/798758/ [14.2.2015],

[18] Vgl. „Bücher in München. Neues vom Adel“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.11.2010. Es handelt sich u.a. um die Bücher mit der Einlieferungsnummer 2 im Herbstkatalog von Zisska & Schauer 2010 (Zisska & Schauer. Buch- und Auktionshaus. Auktion 56. Freiwillige Versteigerung am 10.-12. November 2010 [Katalog 56], München 2010).

[19] Vgl. https://inlibris.at/?s=Tegernsee&cat=6&lang=de [21.8.2014]. Zur chronologischen Einordnung: Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[20] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 22. August 2014. Dr. Götz hat aus den entsprechenden Internetauftritten am 28. Dezember 2010 Ausdrucke gefertigt. Am 22. August 2014 bot das Antiquariat Rezek noch sechs Werke aus der Schlossbibliothek Tegernsee an. Das Auktionshaus Bassenge bot noch am 22. August 2014 an: Noë, Heinrich, Die Burgen von Tyrol in Bild und Wort, 1878, aus dem Besitz des Herzogs Max in Bayern, allerdings ohne Tegernseer Provenienznachweis.

[21] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[22] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[23] http://www.tegernseerstimme.de/zeitkapsel-im-schlos-tegernsee-eroffnet-die-vergessene-bibliothek-und-ihre-geschichte/18341.html (4.5.2015)

[24] Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr: Bericht zur Überprüfung der Vorgänge im Landkreis Miesbach am 14.05.2014 im Ausschuss für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport des Bayer. Landtags (LT-Drs. 17/1145), S. 20.

[25] Roland Götz, Der Tegernseer Psallierchor. Die Geschichte einer Entdeckung, in: Tegernseer Tal 153 (2011/I), S. 12-17, hier: 15.

[26] Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr: Bericht zur Überprüfung der Vorgänge im Landkreis Miesbach am 14.05.2014 im Ausschuss für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport des Bayer. Landtags (LT-Drs. 17/1145), S. 20.

[27] Vgl. http://www.merkur-online.de/lokales/miesbach/tegernseer-tal/kirche-moechte-herzogliche-bibliothek-tegernseer-schloss-kaufen-2302423.html (4.5.2012); http://www.merkur-online.de/lokales/miesbach/tegernseer-tal/psallierchor-tegernseer-kirche-teures-praesent-sucht-kaeufer-2804259.html (16.3.2013); http://www.merkur-online.de/lokales/miesbach/tegernseer-tal/psallierchor-soll-kirche-gehoeren-2972730.html (24.6.2013); http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/kreissparkasse-will-psallierchor-quirinus-tegernsee-verkaufen-3372681.html (19.2.2014); http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/psallierchor-tegernsee-kreissparkasse-miesbach-bleibt-fehlkauf-sitzen-3414988.html (14.3.2014).

[28]Weder Räumlichkeiten noch Gegenstände dienen dauerhaft dem unmittelbaren Geschäftsbetrieb der KSK. Auch ein zulässiges Handeln im Rahmen der Gemeinnützigkeit scheidet aus. Die Förderung von Kunst und Kultur wäre zwar ein grundsätzlich zulässiger gemeinnütziger Zweck. Allerdings ist es gerade nicht Aufgabe der Sparkasse, hierzu Investitionen selbst zu tätigen. Der Geschäftsbetrieb einer Sparkasse ist nicht dafür geeignet, selbst Projekte der Wissenschaft und Kunst zu betreiben. Vielmehr wäre eine Förderung durch Spenden oder Sponsoring einzelner Veranstaltungen oder Projekte Dritter der richtige Weg.“ Vgl. Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr: Bericht zur Überprüfung der Vorgänge im Landkreis Miesbach am 14.05.2014 im Ausschuss für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport des Bayer. Landtags (LT-Drs. 17/1145), S. 21, URL: http://www.landkreis-miesbach.de/media/custom/221_2728_1.PDF?1400143458

[29] Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr: Bericht zur Überprüfung der Vorgänge im Landkreis Miesbach am 14.05.2014 im Ausschuss für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport des Bayer. Landtags (LT-Drs. 17/1145), S. 22. Ebenda S. 20: „Auch bezüglich des Buchbestandes laufen derzeit Bemühungen, diesen auf zwei antiquarischen Buchauktionen zu versteigern.“

[30] http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/kloster-tegernsee-buecher-psallierchor-kreissparkasse-will-verkaufen-3649709.html (24.6.2014)

[31] http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/buecher-haben-keine-kulturhistorische-bedeutung-3793934.html (20.8.2014)

[32] http://www.buchauktionen-berlin.de/inhaltverzeichnis.php [20.8.2014]

[33] http://www.ebay.de/itm/Adelsbibliothek-Lessing-30-Baende-Karl-von-Bayern-Wittelsbacher-Tegernsee-1824-/141366352372; http://www.befr.ebay.be/itm/Adelsbibliothek-Cottin-Oeuvres-12-Bande-Wittelsbacher-Tegernsee-1815-/141302724609?pt=Antiquarische_B%C3%BCcher&hash=item20e64c7801; http://www.ebay.de/itm/Antoine-Leonard-Thomas-Oeuvres-Adelsbibliothek-Wittelsbacher-Tegernsee-1768-/141382433517; http://www.ebay.de/itm/Adelsbibliothek-221-Baende-Wittelsbacher-Tegernsee-/141321306898 [August 2014]

[34] http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/psallierchor-tegernsee-ex-chef-georg-bromme-schiesst-gegen-kreissparkasse-3707176.html (17.7.2014).

[35] http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/buecher-haben-keine-kulturhistorische-bedeutung-3793934.html (20.8.2014)

[36] Dr. Götz teilte am 21. August 2014 mit, dass bei den Umbauten in der Bibliothek um 1980 ein Inventar durch den 2013 verstorbenen Münchner Antiquar Raimund Kitzinger erstellt wurde. Dies habe ihm Herr Kitzinger in einem Gespräch mitgeteilt.

[37] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[38] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 22. August 2014.

[39] Gutachten über die Bibliothek Schloß Tegernsee, Zisska & Schauer, 22. Juli 2010.

[40] Gutachten über die Bibliothek Schloß Tegernsee, Zisska & Schauer, 22. Juli 2010.

[41] Gutachten über die Bibliothek Schloß Tegernsee, Zisska & Schauer, 22. Juli 2010. Gut erkennbar auch auf diversen Fotos der Bücher.

[42] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[43] Gutachten über die Bibliothek Schloß Tegernsee, Zisska & Schauer, 22. Juli 2010

[44] Roland Götz, Der Tegernseer Psallierchor. Die Geschichte einer Entdeckung, in: Tegernseer Tal 153 (2011/I), S. 12-17, hier: 17.

[45] Telefonische Auskunft von Dr. Michael Heim, 21. August 2014.

[46] Das Berliner Antiquariat Hermsdorf bot im Sommer eine Ausgabe sämtlicher Werke Lessings von 1824-1825 aus der Tegernseer Bibliothek an, die den Besitzstempel „Prinz Carl V. Bayern Güter-Administration Tegernsee“ tragen. Vgl. http://www.ebay.de/itm/Adelsbibliothek-Lessing-30-Baende-Karl-von-Bayern-Wittelsbacher-Tegernsee-1824-/141366352372? – http://www.befr.ebay.be/itm/Adelsbibliothek-Cottin-Oeuvres-12-Bande-Wittelsbacher-Tegernsee-1815-/141302724609?pt=Antiquarische_B%C3%BCcher&hash=item20e64c7801 nennt als Vorbesitzer den Prinzen Carl von Bayern (gest. 1875) und ebenfalls Königin Therese. Die Links wurden im August 2014 konsultiert.

[47] Vgl. http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/buecher-haben-keine-kulturhistorische-bedeutung-3793934.html (20.8.2014) bzw. http://www.tegernseerstimme.de/psallierchor-buecher-ohne-klosterbezug/140740.html (20.8.2014)

[48] Vgl. Stephan Kellner/Annemarie Spethmann, Historische Kataloge der Bayerischen Staatsbibliothek München: Münchner Hofbibliothek und andere Provenienzen (Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecae Monacensis 11), Wiesbaden 1996, S. 469.

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/3382

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