Von Franz Waldenberger
Für die Wirtschaftswissenschaften war Japan nach seinem rasanten Aufstieg vom Entwicklungsland zur technologisch führenden Industrienation spätestens seit den 1970er Jahren ein faszinierender Forschungsgegenstand. Die daran anschließende Bewältigung der beiden Ölkrisen und die erfolgreiche Expansion japanischer Unternehmen auf den Weltmärkten riefen nicht weniger Bewunderung hervor, weckten aber auch Ängste. Der letzte Aufsehen erregende Höhenflug der Wirtschaft in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre entpuppte sich dann allerdings als Bubble. Seither verläuft die Wachstumsperformance unterdurchschnittlich. Der Faszination, welche Japan auf die Wirtschaftswissen-schaften ausübt, hat dies aber wenig Abbruch getan. Sei es die dramatische demographische Entwicklung, die schwindelerregend hohe Staatsverschuldung, die nicht weniger atemraubende geldpolitische Expansion oder die lang anhaltende, in modernen Industrieländern so noch nicht beobachtete Deflation – Japan inspiriert wirtschaftspolitische Diskussionen und makroökonomische Forschung gleicher-maßen.
Japan lehrt uns, dass demographischer Wandel Wirtschaftswachstum entscheidend beeinflusst. Wenn uns die japanische Wirtschaft eines lehrt, dann ist dies die Einsicht, dass Wirtschaftswachstum und demographische Entwick-lung aufs engste verbunden sind – ein Zusammenhang, der in volkswirtschaftlichen Lehrbüchern meist ausgeklammert wird.
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Quelle: http://mws.hypotheses.org/28515