Was bleibt? Die kommunistische Verfolgung von Kommunistinnen und Kommunisten und der Fall Walter Janka

Langfassung eines Vortrags von Michael Brie zur Eröffnung der Konferenz «Walter Janka zum 100. Geburtstag» (18.1.2014, Berlin, Theater Aufbau Kreuzberg).

In seiner Sitzung vom 18. bis 20. Oktober 2013 hat der Parteivorstand der Partei DIE LINKE mit Mehrheit einen Beschluss unter dem Titel „Gedenktafel am Karl-Liebknecht-Haus“ gefasst. Der erste Punkt des Beschlusses lautet: „Im Gedenken an die Kommunistinnen und Kommunisten, Antifaschistinnen und Antifaschisten, die dem großen Terror in der Sowjetunion zum Opfer fielen, wird am Berliner Karl-Liebknecht-Haus eine Gedenktafel angebracht. Die Inschrift lautet: ‚Ehrendes Gedenken an Tausende deutsche Kommunistinnen und Kommunisten, Antifaschistinnen und Antifaschisten, die in der Sowjetunion zwischen den 1930er und 1950er Jahren willkürlich verfolgt, entrechtet, in Straflager deportiert, auf Jahrzehnte verbannt und ermordet wurden.‘“ Sie befindet sich an der gleichen Außenwand, an der noch zu Zeiten der DDR folgende Tafel angebracht wurde: „Ernst Thälmann, der Führer der deutschen Arbeiterklasse, der heldenhafte Kämpfer gegen Faschismus und Krieg, arbeitete in diesem Haus“.

So unterschiedlich die Reaktionen auf diesen Beschluss waren bezogen auf Formulierung und auf Ort des Gedenkens, so gibt es doch einen Konsens unter jenen, die sich in der Partei DIE LINKE zu Worte meldeten: Dieses Gedenken tut not. Und es ist ein besonders schmerzvolles Gedenken, weil es so lange, gerade in der DDR, in der SED so ungeheuer schwer war, der durch die Sowjetunion und nicht selten unter Mithilfe von KPD, SED und Organen der DDR verfolgten Kommunistinnen und Kommunisten, Antifaschistinnen und Antifaschisten zu gedenken, ohne dem Vorwurf ausgesetzt zu werden, Nationalsozialismus und sowjetischen Kommunismus gleichzusetzen. Erst 1989 begann sich das Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED mit dem Schicksal jener zu beschäftigen, die oft im Auftrag der KPD oder durch sie gewonnen, in die Sowjetunion gegangen waren und dort Opfer des stalinistischen Terrors wurden. Kommunistische Opfer des Kommunismus gab es aber auch in der DDR selbst.

Niemals hat eine politische Bewegung in so kurzer Zeit so viele Menschen in ihren Bann gezogen und so viele Gesellschaften nach ihrem Bilde geformt, wie der von Lenin begründete Parteikommunismus des 20. Jahrhunderts. Und niemals zuvor wurden so viele Anhänger einer solchen Bewegung von deren Führern und ihren Apparaten unterdrückt, verfolgt, eingekerkert und ermordet wie in jener Zeit, die mit dem Stalinismus (und auch Maoismus) verbunden wird. Wie Christa Wolf im Herbst 1989 bei der Lesung von Walter Jankas „Schwierigkeiten mit der Wahrheit“ im Deutschen Theater sagte: „Zum erstenmal wird öffentlich und so radikal wie möglich jenes Grundübel zur Sprache kommen, aus dem über Jahrzehnte hin fast alle anderen Übel des Staates DDR hervorgegangen sind: der Stalinismus.“[1] Die Größe und das Elend des Parteikommunismus sind weltgeschichtlich beispiellos. Er ist von einer einmaligen Tragik geprägt.

Der ganze Beitrag ist hier online und hier als PDF zugänglich.

Michael Brie ist Mitarbeiter des Instituts für Gesellschaftsanalyse der Rosa Luxemburg Stiftung.


Einsortiert unter:Arbeiterbewegung, Biographie, Erinnerung, Geschichtspolitik, Linke Debatte, Meinung, Methodik, Vermittlung

Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2014/01/21/was-bleibt-die-kommunistische-verfolgung-von-kommunistinnen-und-kommunisten-und-der-fall-walter-janka/

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Was bleibt? Die kommunistische Verfolgung von Kommunistinnen und Kommunisten und der Fall Walter Janka

Langfassung eines Vortrags von Michael Brie zur Eröffnung der Konferenz «Walter Janka zum 100. Geburtstag» (18.1.2014, Berlin, Theater Aufbau Kreuzberg).

In seiner Sitzung vom 18. bis 20. Oktober 2013 hat der Parteivorstand der Partei DIE LINKE mit Mehrheit einen Beschluss unter dem Titel „Gedenktafel am Karl-Liebknecht-Haus“ gefasst. Der erste Punkt des Beschlusses lautet: „Im Gedenken an die Kommunistinnen und Kommunisten, Antifaschistinnen und Antifaschisten, die dem großen Terror in der Sowjetunion zum Opfer fielen, wird am Berliner Karl-Liebknecht-Haus eine Gedenktafel angebracht. Die Inschrift lautet: ‚Ehrendes Gedenken an Tausende deutsche Kommunistinnen und Kommunisten, Antifaschistinnen und Antifaschisten, die in der Sowjetunion zwischen den 1930er und 1950er Jahren willkürlich verfolgt, entrechtet, in Straflager deportiert, auf Jahrzehnte verbannt und ermordet wurden.‘“ Sie befindet sich an der gleichen Außenwand, an der noch zu Zeiten der DDR folgende Tafel angebracht wurde: „Ernst Thälmann, der Führer der deutschen Arbeiterklasse, der heldenhafte Kämpfer gegen Faschismus und Krieg, arbeitete in diesem Haus“.

So unterschiedlich die Reaktionen auf diesen Beschluss waren bezogen auf Formulierung und auf Ort des Gedenkens, so gibt es doch einen Konsens unter jenen, die sich in der Partei DIE LINKE zu Worte meldeten: Dieses Gedenken tut not. Und es ist ein besonders schmerzvolles Gedenken, weil es so lange, gerade in der DDR, in der SED so ungeheuer schwer war, der durch die Sowjetunion und nicht selten unter Mithilfe von KPD, SED und Organen der DDR verfolgten Kommunistinnen und Kommunisten, Antifaschistinnen und Antifaschisten zu gedenken, ohne dem Vorwurf ausgesetzt zu werden, Nationalsozialismus und sowjetischen Kommunismus gleichzusetzen. Erst 1989 begann sich das Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED mit dem Schicksal jener zu beschäftigen, die oft im Auftrag der KPD oder durch sie gewonnen, in die Sowjetunion gegangen waren und dort Opfer des stalinistischen Terrors wurden. Kommunistische Opfer des Kommunismus gab es aber auch in der DDR selbst.

Niemals hat eine politische Bewegung in so kurzer Zeit so viele Menschen in ihren Bann gezogen und so viele Gesellschaften nach ihrem Bilde geformt, wie der von Lenin begründete Parteikommunismus des 20. Jahrhunderts. Und niemals zuvor wurden so viele Anhänger einer solchen Bewegung von deren Führern und ihren Apparaten unterdrückt, verfolgt, eingekerkert und ermordet wie in jener Zeit, die mit dem Stalinismus (und auch Maoismus) verbunden wird. Wie Christa Wolf im Herbst 1989 bei der Lesung von Walter Jankas „Schwierigkeiten mit der Wahrheit“ im Deutschen Theater sagte: „Zum erstenmal wird öffentlich und so radikal wie möglich jenes Grundübel zur Sprache kommen, aus dem über Jahrzehnte hin fast alle anderen Übel des Staates DDR hervorgegangen sind: der Stalinismus.“[1] Die Größe und das Elend des Parteikommunismus sind weltgeschichtlich beispiellos. Er ist von einer einmaligen Tragik geprägt.

Der ganze Beitrag ist hier online und hier als PDF zugänglich.

Michael Brie ist Mitarbeiter des Instituts für Gesellschaftsanalyse der Rosa Luxemburg Stiftung.


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Blackadderisierung des Ersten Weltkriegs – Scharfe Debatten in Großbritannien

Während der Erste Weltkrieg in Deutschland auch zum 100sten seines Beginns kaum die Gemüter erregt, ist in Großbritannien ein heftiger Streit um die Deutung dieses Ereignisses entbrannt. Protagonisten sind derzeit Michael Gove, Tory Education Secretary, und Richard J. Evans, Regius Professor for History in Cambridge. Gove und Evans sowie eine Reihe anderer Historiker streiten sich schon seit dem letzten Frühjahr über die Vorstellungen des Schulministers über die Art und Weise, wie Geschichtsunterrricht betrieben werden soll, nämlich: patriotisch, frontal, einheitlich. Was er nicht will, ist auch klar: Diskussion, Komplexitäten, Kritik und Analyse. Gove wirft “linken Historikern” eine Banalisierung des Heldentums britischer Soldaten vor, im Stil der BBC-Serie “Blackadder”.

Hier zwei Artikel von Evans im New Statesman im März und Mai 2013 und einer im Guardian letzter Woche; außerdem Michael Gove in der Daily Mail im Januar 2014.

Northern Black Racer, Coluber constrictor constrictor, detail of head as snake was “periscoping” near a sidewalk. Location: Durham County, North Carolina, United States. Quelle: Wikimedia Commons; Foto: Patrick Coin. This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5 Generic license.

Wenn in Deutschland ein solcher Schulminister auch nicht Not tut, eine Debatte über die Darstellung der Ersten Weltkriegs wäre sehr wohl hilfreich – bevor sich alle wieder auf die Geschichte der Kriegpolitik und der Diplomatie konzentrieren und die soziale Tiefenschärfe, auch in ihrer globalen Dimension (Spanische Grippe, Hungerkrisen in den afrikanischen Kriegsgebieten usw.), verloren geht.


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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2014/01/13/blackadderisierung-des-ersten-weltkriegs-scharfe-debatten-in-grosbritannien/

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Blackadderisierung des Ersten Weltkriegs – Scharfe Debatten in Großbritannien

Während der Erste Weltkrieg in Deutschland auch zum 100sten seines Beginns kaum die Gemüter erregt, ist in Großbritannien ein heftiger Streit um die Deutung dieses Ereignisses entbrannt. Protagonisten sind derzeit Michael Gove, Tory Education Secretary, und Richard J. Evans, Regius Professor for History in Cambridge. Gove und Evans sowie eine Reihe anderer Historiker streiten sich schon seit dem letzten Frühjahr über die Vorstellungen des Schulministers über die Art und Weise, wie Geschichtsunterrricht betrieben werden soll, nämlich: patriotisch, frontal, einheitlich. Was er nicht will, ist auch klar: Diskussion, Komplexitäten, Kritik und Analyse. Gove wirft “linken Historikern” eine Banalisierung des Heldentums britischer Soldaten vor, im Stil der BBC-Serie “Blackadder”.

Hier zwei Artikel von Evans im New Statesman im März und Mai 2013 und einer im Guardian letzter Woche; außerdem Michael Gove in der Daily Mail im Januar 2014.

Northern Black Racer, Coluber constrictor constrictor, detail of head as snake was “periscoping” near a sidewalk. Location: Durham County, North Carolina, United States. Quelle: Wikimedia Commons; Foto: Patrick Coin. This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5 Generic license.

Wenn in Deutschland ein solcher Schulminister auch nicht Not tut, eine Debatte über die Darstellung der Ersten Weltkriegs wäre sehr wohl hilfreich – bevor sich alle wieder auf die Geschichte der Kriegpolitik und der Diplomatie konzentrieren und die soziale Tiefenschärfe, auch in ihrer globalen Dimension (Spanische Grippe, Hungerkrisen in den afrikanischen Kriegsgebieten usw.), verloren geht.


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Notizen über „Nutzen und Nachtheil“ kritischer Geschichte für das Leben

In den vergangenen Monaten habe ich zusammen mit Kolleg/inn/en die Geschichte einer Umweltorganisation erarbeitet, die 2013 ihr 100jähriges Gründungsjubiläum beging. Was Historiker/innen kaum überrascht, war für viele Verantwortliche und Mitglieder dieser Organisation, die in den 1970er Jahren eine Wende vom staatsnahen Heimatverein zum kritischen Umweltverband durchlief, in der letztendlichen Deutlichkeit unerwartet.

Der Verband war auf organisatorischer, ideologischer und personeller Ebene mit dem Nationalsozialismus verflochten – er war ein integraler, wenn auch nicht unbedingt wichtiger Teil des NS-Machtapparats. Was mich als akademischen Historiker überrascht hat, waren die praktischen Fragen, die sich aus dieser neuen Sicht der Verbandsgeschichte ergaben und immer noch ergeben. Diese Überraschung möchte ich hier reflektieren und nehme dabei Friedrich Nietzsches Essay “Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben” [1] zu Hilfe.

Stolpersteine

Hier steht ein Gedenkstein für einen Naturschützer, der ein Moor vor dem Zugriff des Reichsarbeitsdienstes gerettet hat – durch seine guten Beziehungen. Er war NSDAP-Mitglied seit 1922, Teilnehmer am Hitler-Putsch von 1923 und „Alter Kämpfer“. Er hielt Naturschutz für “Rasseschutz”. Dort ist eine Straße nach einem Naturschützer benannt, der in den 1960ern den Ortsverband aus der Taufe hob und über Jahre am Leben hielt. Bis 1945 war erObersturmbannführer der SA in deren Propagandastab. Und dann ein Naturschutz-Funktionär, der die Belange von Natur und Umwelt in einem ganzen süddeutschen Bundesland fast allein verteidigte, ganz gegen den Trend der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit. Dadurch wurde er zur Identifikationsfigur für eine ganze Generation von Naturschützern/innen der 1960er und 1970er Jahre. Karriere als Wissenschaftler hatte er vor 1945 gemacht, in dem er opportunistisch die Klaviatur des NS-Wissenschaftssystems bespielte und natürlich den einschlägigen Parteigliederungen beitrat.

Gedenksteine, Straßennamen, historische Identifikationsfiguren sind allesamt praktische Stolpersteine für eine kritische Neufassung deutscher Geschichten. Sie sind nicht nur Mittel des Erinnerns und der Traditionsbildung. Oft sind sie zum Selbstzweck geworden, zu eigenen Erinnerungsorten, die Anspruch auf “Denkmalpflege” erheben. Die Menschen, die konkret und vor Ort mit ihnen Umgehen, die sie in ihre eigene Biografien – häufig durchaus als gesellschaftskritische Bürger – eingebunden haben, fordern das Urteil des/r Historikers/in heraus. Und das zu Recht. Die Fakten stehen keineswegs zur Diskussion. Die besagten Naturschützer/innen wollen lediglich eines genauer wissen: was sollen wir nun mit diesem Wissen anfangen? Sollen wir die Plaketten abmontieren, die Straßen umbenennen, die Gründerfiguren durch neue ersetzen? Ist es das, was daraus folgt? Ist das die Antwort?

Nietzsche und Kritische Geschichte

Spätestens hier wird einem der Unterschied zwischen einer/m Historiker/in und einer/m Richter/in deutlich. Dieser setzt nach dem Urteil das Strafmaß fest, jener ist mit solch einer Frage weitestgehend überfordert. Die intuitive Reaktion einer/s Historikers/in wäre vielleicht, sich möglichst zurückzuziehen und allenfalls ein weiteres Projekt anzustoßen, das Gedenkpraxis aus dem Blickwinkel der Erinnerungskulturforschung untersucht. Mehr fällt mir eigentlich auch nicht mehr ein, außer vielleicht nochmal über die Frage des praktischen Werts kritischer Geschichte nachzudenken. Das möchte ich im Folgenden kurz tun, mit Hilfe von Friedrich Nietzsches Reflexion „Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben“.

Friedrich Nietzsche unterschied in dem Essay von 1874 drei Grundformen von Geschichtsschreibung – die monumentalische, die antiquarische und die kritische (siehe v.a. Kap. 2/3). Die monumentalische Geschichte versuche die vergangenen Heldentaten, die Heroen und ihre Siege in Erinnerung zu rufen; sie sei die Geschichte der Sieger, der Mächtigen und könne im vernünftigen Maß Vorbilder herausstellen und die Fähigen der Gegenwart zu großen Taten motivieren. Im Übermaß betrieben verleite sie dazu, den Niedergang zu beklagen und ob des eigenen Epigonentums in Lethargie zu verfallen. Die antiquarische Variante sei, so Nietzsche, insofern ihr Gegenpol, als sie sich auf den kleinen Raum, die nächste Umgebung und das Gewordensein lokaler Beziehungen konzentriere. Sie rufe dazu auf, den eigenen Nahraum, die jeweilige Lebenswelt als die bestmögliche zu begreifen, es sich in ihr gemütlich zu machen, sich selbst in eine Familien-, Stadt- oder Vereinsgeschichte gleichsam hinein zu erzählen. Nietzsche erkennt die stabilisierende, praktische Lebenshilfe, die aus solch einer fast selbsttherapeutischen Herangehensweise erwächst, warnt aber vor einer ganzen antiquarischen Kultur, die zuletzt überhaupt nichts Neues mehr zulassen will, weil der eigene Ort bereits in der Vergangenheit perfekt eingerichtet worden ist.

Im Gegensatz zu diesen beiden Formen stehe eine dritte, die kritische Geschichte. Sie sei nicht nur die Geschichte der Besiegten, der Unterdrückten und Ausgebeuteten, sie sei destruktiv, indem sie die Fehler vergangener Generation aufsuche und diese zu richten trachte – eine sehr notwendige Funktion, wie Nietzsche meint:

[Der Mensch] muss die Kraft haben und von Zeit zu Zeit anwenden, eine Vergangenheit zu zerbrechen und aufzulösen, um leben zu können: dies erreicht er dadurch, dass er sie vor Gericht zieht, peinlich inquirirt, und endlich verurtheilt […]. Mitunter aber verlangt eben dasselbe Leben, das die Vergessenheit braucht, die zeitweilige Vernichtung der Vergessenheit; dann soll es eben klar werden, wie ungerecht die Existenz eines Dings, eines Privilegiums, einer Kaste, einer Dynastie zum Beispiel ist, wie sehr dieses Ding den Untergang verdient. Dann wird seine Vergangenheit kritisch betrachtet, dann greift man mit dem Messer an die Wurzeln, dann schreitet man grausam über alle Pietäten hinweg (33-34).

Sicherlich muss man sich Nietzsches düsterer Kategorisierung von kritischer Geschichte nicht anschließen. Nicht zuletzt ist seine philosophisch-systematische Charakterisierung auch zirkulär bzw. in der eigenen Systematik verhangen; der kritische Ansatz ist düster, weil er von den Besiegten und Entrechteten per definitionem ausgeht und dementsprechend auf die Dekonstruktion der monumentalischen und antiquarischen Geschichte ausgerichtet ist. Dennoch, denke ich, weist Nietzsche auf einige Gefahren historischer Kritik hin, z.B. was das „Richten“ betrifft (siehe v.a. Kap. 6).

“Wer zwingt euch zu richten?”

Einerseits sieht er die Gefahr des umfassenden Historismus, der alles versteht und sich anverwandelt, der „eine solche Zartheit und Erregbarkeit der Empfindung ausbildet, dass ihm gar nichts Menschliches fern bleibt; die verschiedensten Zeiten klingen sofort auf seiner Lyra in verwandten Tönen nach: er ist zum nachtönenden Passivum geworden“ (56). Dieses radikale Historisieren – also des Verstehens aus dem jeweiligen zeitlichen Horizonts heraus und des sich Entäußern der eigenen Werte und Maßstäbe, arte zur „Toleranz, zum Geltenlassen des einmal nicht Wegzuläugnenden, zum Zurechtlegen und maassvoll-wohlwollenden Beschönigen“ (57) aus. Ebenso problematisch sieht er andererseits die billige Selbstgerechtigkeit derjenigen, „die im naiven Glauben [...], dass gerade ihre Zeit in allen Popularmeinungen Recht habe“, die „Vergangenheit“ der  eigenen „Trivialität“ (58) anpassten: „Als Richter müsst ihr höher stehen, als der zu Richtende; während ihr nur später gekommen seid“ (63). Es ist wohl typisch für Friedrich Nietzsche, dass er ein wahres, gerechtes und vor allem dem Leben nützliches Urteil nur von ganz wenigen Berufenen mit „jener innerlich blitzenden, äusserlich unbewegten und dunklen Ruhe des Künstlerauges“ zutraut und den anderen entgegenhält: „Wer zwingt euch zu richten?“ (63) Das gibt Helmut Kohls Spruch von der „Gnade der späten Geburt“ (1984 vor der Knesset), die einen vor Schuld bewahre, noch einmal eine neue Bedeutung. Nämlich: hütet euch zu richten, denn ihr seid lediglich später geboren.

Der Historikerstreit und die Frage von Kollektivschuld versus Kollektivverantwortung muss hier nicht rekapituliert werden. Eins wird jedoch deutlich. Nietzsche selbst liefert eine zeitgebundene Analyse vom Ende des 19. Jahrhunderts her. Nach 1945 wollen und können wir nicht mehr auf eine kleine Gruppe genialer Künstler-Historiker warten, die mit sicherem Auge Gerechtes von Ungerechtem unterscheidet und ihre Urteile fällt, während sich der Rest der Zunft und der Gesellschaft mit der Gnade der späten Geburt zufrieden gibt. Nicht nur, dass sich ein nietzscheanischer Virtuosen-Kult überlebt hat. Die Geschichte der Shoa, des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs, fordert eine wertende Analyse von den späteren Generationen. Eine streng historisierende Bewertung kann natürlich Ereignisse und Handlungen ebenfalls bewerten; vieles war einfach auch nach den damaligen Wertmaßstäben ein juristisches wie moralisches Verbrechen. Aber unsere Gesellschaft hat sich weiterentwickelt, hat neue Maßstäbe produziert – demokratische, pazifistische, inklusive und tolerante. Auch diese muss man an die Vergangenheit anlegen können, ohne selbstgerecht zu werden. Bloß, wie geht das? Das zumindest ist eine der Fragen, die sich mir ganz praktisch angesichts der NS-Geschichte des besagten Naturschutzverbandes stellen, weniger im Bezug auf konkret verurteilbare Verbrechen, als hinsichtlich seiner instrumentellen Funktion für eine antisemitisch, rassistisch, sexistisch und auf viele weitere Weisen ausschließende “Volksgemeinschaft”.

Vergangenes Geschehen und zu erinnernde Geschichte

Was kann man nun als Historiker/in auf die Frage nach den praktischen Konsequenzen neuer Erkenntnis antworten? Man kann darauf hinweisen, dass die Arbeit des/r Historikers/in sich von der des Staatsanwalts, Verteidigers oder Richters unterscheidet. Dass es um ein historisches Urteil geht, dass die Horizonte, die Kontexte und die Alternativen einer historischen Person und ihrer Handlungen berücksichtigen muss, und nicht um eine juristische Verurteilung – dazu ist unsere historische Methode nicht geeignet. Dass aber eine Frage energisch zurückgespiegelt werden muss: Taugen die historischen Akteure als Vorbild für unsere Zeit? Haben sie etwas Lehrreiches für Gegenwart und Zukunft zu sagen? Will man sich in ihre Tradition stehen? Und dass wir Material für eine Antwort liefern, die wir oft nicht alleine geben können.

Analytisch gesehen bedeutet das eine Trennung von Geschichte als vergangenem Geschehen, das mit Hilfe klassischer historischer Methoden rekonstruiert wird, und zu erinnernder Geschichte (explizit nicht erinnerter G., denn dies wäre erneut eine Frage der Rekonstruktion). Letzteres wirft eben die Frage nach unseren gegenwärtigen Maßstäben und unseren Interessen an der Vergangenheit auf, nach einem kritischen Erinnern. Allerdings ist das nicht mehr allein Expertise der Geschichtswissenschaft, sondern eine Frage des gesellschaftlichen Dialogs. Kritisch wäre an so einer Auffassung einerseits die wissenschaftliche Infragestellung/Dekonstrution der Vergangenheit (das Zerstören im Sinne Nietzsches) und andererseits die selbstkritische Begrenzung der eigenen Expertise und die dialogische Frage: wie wollen wir erinnern?

[1] Die Angaben beziehen sich auf die Reclam-Ausgabe Friedrich Nietzsche, Vom Nutzen und Nachtheil die Historie für das Leben, hg. v. Günter Figal, Stuttgart 2009.

Online-Ausgaben gibt es u.a. bei Zeno.org und Projekt Gutenberg.


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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2014/01/07/notizen-uber-nutzen-und-nachtheil-kritischer-geschichte-fur-das-leben/

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Notizen über „Nutzen und Nachtheil“ kritischer Geschichte für das Leben

In den vergangenen Monaten habe ich zusammen mit Kolleg/inn/en die Geschichte einer Umweltorganisation erarbeitet, die 2013 ihr 100jähriges Gründungsjubiläum beging. Was Historiker/innen kaum überrascht, war für viele Verantwortliche und Mitglieder dieser Organisation, die in den 1970er Jahren eine Wende vom staatsnahen Heimatverein zum kritischen Umweltverband durchlief, in der letztendlichen Deutlichkeit unerwartet.

Der Verband war auf organisatorischer, ideologischer und personeller Ebene mit dem Nationalsozialismus verflochten – er war ein integraler, wenn auch nicht unbedingt wichtiger Teil des NS-Machtapparats. Was mich als akademischen Historiker überrascht hat, waren die praktischen Fragen, die sich aus dieser neuen Sicht der Verbandsgeschichte ergaben und immer noch ergeben. Diese Überraschung möchte ich hier reflektieren und nehme dabei Friedrich Nietzsches Essay “Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben” [1] zu Hilfe.

Stolpersteine

Hier steht ein Gedenkstein für einen Naturschützer, der ein Moor vor dem Zugriff des Reichsarbeitsdienstes gerettet hat – durch seine guten Beziehungen. Er war NSDAP-Mitglied seit 1922, Teilnehmer am Hitler-Putsch von 1923 und „Alter Kämpfer“. Er hielt Naturschutz für “Rasseschutz”. Dort ist eine Straße nach einem Naturschützer benannt, der in den 1960ern den Ortsverband aus der Taufe hob und über Jahre am Leben hielt. Bis 1945 war erObersturmbannführer der SA in deren Propagandastab. Und dann ein Naturschutz-Funktionär, der die Belange von Natur und Umwelt in einem ganzen süddeutschen Bundesland fast allein verteidigte, ganz gegen den Trend der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit. Dadurch wurde er zur Identifikationsfigur für eine ganze Generation von Naturschützern/innen der 1960er und 1970er Jahre. Karriere als Wissenschaftler hatte er vor 1945 gemacht, in dem er opportunistisch die Klaviatur des NS-Wissenschaftssystems bespielte und natürlich den einschlägigen Parteigliederungen beitrat.

Gedenksteine, Straßennamen, historische Identifikationsfiguren sind allesamt praktische Stolpersteine für eine kritische Neufassung deutscher Geschichten. Sie sind nicht nur Mittel des Erinnerns und der Traditionsbildung. Oft sind sie zum Selbstzweck geworden, zu eigenen Erinnerungsorten, die Anspruch auf “Denkmalpflege” erheben. Die Menschen, die konkret und vor Ort mit ihnen Umgehen, die sie in ihre eigene Biografien – häufig durchaus als gesellschaftskritische Bürger – eingebunden haben, fordern das Urteil des/r Historikers/in heraus. Und das zu Recht. Die Fakten stehen keineswegs zur Diskussion. Die besagten Naturschützer/innen wollen lediglich eines genauer wissen: was sollen wir nun mit diesem Wissen anfangen? Sollen wir die Plaketten abmontieren, die Straßen umbenennen, die Gründerfiguren durch neue ersetzen? Ist es das, was daraus folgt? Ist das die Antwort?

Nietzsche und Kritische Geschichte

Spätestens hier wird einem der Unterschied zwischen einer/m Historiker/in und einer/m Richter/in deutlich. Dieser setzt nach dem Urteil das Strafmaß fest, jener ist mit solch einer Frage weitestgehend überfordert. Die intuitive Reaktion einer/s Historikers/in wäre vielleicht, sich möglichst zurückzuziehen und allenfalls ein weiteres Projekt anzustoßen, das Gedenkpraxis aus dem Blickwinkel der Erinnerungskulturforschung untersucht. Mehr fällt mir eigentlich auch nicht mehr ein, außer vielleicht nochmal über die Frage des praktischen Werts kritischer Geschichte nachzudenken. Das möchte ich im Folgenden kurz tun, mit Hilfe von Friedrich Nietzsches Reflexion „Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben“.

Friedrich Nietzsche unterschied in dem Essay von 1874 drei Grundformen von Geschichtsschreibung – die monumentalische, die antiquarische und die kritische (siehe v.a. Kap. 2/3). Die monumentalische Geschichte versuche die vergangenen Heldentaten, die Heroen und ihre Siege in Erinnerung zu rufen; sie sei die Geschichte der Sieger, der Mächtigen und könne im vernünftigen Maß Vorbilder herausstellen und die Fähigen der Gegenwart zu großen Taten motivieren. Im Übermaß betrieben verleite sie dazu, den Niedergang zu beklagen und ob des eigenen Epigonentums in Lethargie zu verfallen. Die antiquarische Variante sei, so Nietzsche, insofern ihr Gegenpol, als sie sich auf den kleinen Raum, die nächste Umgebung und das Gewordensein lokaler Beziehungen konzentriere. Sie rufe dazu auf, den eigenen Nahraum, die jeweilige Lebenswelt als die bestmögliche zu begreifen, es sich in ihr gemütlich zu machen, sich selbst in eine Familien-, Stadt- oder Vereinsgeschichte gleichsam hinein zu erzählen. Nietzsche erkennt die stabilisierende, praktische Lebenshilfe, die aus solch einer fast selbsttherapeutischen Herangehensweise erwächst, warnt aber vor einer ganzen antiquarischen Kultur, die zuletzt überhaupt nichts Neues mehr zulassen will, weil der eigene Ort bereits in der Vergangenheit perfekt eingerichtet worden ist.

Im Gegensatz zu diesen beiden Formen stehe eine dritte, die kritische Geschichte. Sie sei nicht nur die Geschichte der Besiegten, der Unterdrückten und Ausgebeuteten, sie sei destruktiv, indem sie die Fehler vergangener Generation aufsuche und diese zu richten trachte – eine sehr notwendige Funktion, wie Nietzsche meint:

[Der Mensch] muss die Kraft haben und von Zeit zu Zeit anwenden, eine Vergangenheit zu zerbrechen und aufzulösen, um leben zu können: dies erreicht er dadurch, dass er sie vor Gericht zieht, peinlich inquirirt, und endlich verurtheilt […]. Mitunter aber verlangt eben dasselbe Leben, das die Vergessenheit braucht, die zeitweilige Vernichtung der Vergessenheit; dann soll es eben klar werden, wie ungerecht die Existenz eines Dings, eines Privilegiums, einer Kaste, einer Dynastie zum Beispiel ist, wie sehr dieses Ding den Untergang verdient. Dann wird seine Vergangenheit kritisch betrachtet, dann greift man mit dem Messer an die Wurzeln, dann schreitet man grausam über alle Pietäten hinweg (33-34).

Sicherlich muss man sich Nietzsches düsterer Kategorisierung von kritischer Geschichte nicht anschließen. Nicht zuletzt ist seine philosophisch-systematische Charakterisierung auch zirkulär bzw. in der eigenen Systematik verhangen; der kritische Ansatz ist düster, weil er von den Besiegten und Entrechteten per definitionem ausgeht und dementsprechend auf die Dekonstruktion der monumentalischen und antiquarischen Geschichte ausgerichtet ist. Dennoch, denke ich, weist Nietzsche auf einige Gefahren historischer Kritik hin, z.B. was das „Richten“ betrifft (siehe v.a. Kap. 6).

“Wer zwingt euch zu richten?”

Einerseits sieht er die Gefahr des umfassenden Historismus, der alles versteht und sich anverwandelt, der „eine solche Zartheit und Erregbarkeit der Empfindung ausbildet, dass ihm gar nichts Menschliches fern bleibt; die verschiedensten Zeiten klingen sofort auf seiner Lyra in verwandten Tönen nach: er ist zum nachtönenden Passivum geworden“ (56). Dieses radikale Historisieren – also des Verstehens aus dem jeweiligen zeitlichen Horizonts heraus und des sich Entäußern der eigenen Werte und Maßstäbe, arte zur „Toleranz, zum Geltenlassen des einmal nicht Wegzuläugnenden, zum Zurechtlegen und maassvoll-wohlwollenden Beschönigen“ (57) aus. Ebenso problematisch sieht er andererseits die billige Selbstgerechtigkeit derjenigen, „die im naiven Glauben [...], dass gerade ihre Zeit in allen Popularmeinungen Recht habe“, die „Vergangenheit“ der  eigenen „Trivialität“ (58) anpassten: „Als Richter müsst ihr höher stehen, als der zu Richtende; während ihr nur später gekommen seid“ (63). Es ist wohl typisch für Friedrich Nietzsche, dass er ein wahres, gerechtes und vor allem dem Leben nützliches Urteil nur von ganz wenigen Berufenen mit „jener innerlich blitzenden, äusserlich unbewegten und dunklen Ruhe des Künstlerauges“ zutraut und den anderen entgegenhält: „Wer zwingt euch zu richten?“ (63) Das gibt Helmut Kohls Spruch von der „Gnade der späten Geburt“ (1984 vor der Knesset), die einen vor Schuld bewahre, noch einmal eine neue Bedeutung. Nämlich: hütet euch zu richten, denn ihr seid lediglich später geboren.

Der Historikerstreit und die Frage von Kollektivschuld versus Kollektivverantwortung muss hier nicht rekapituliert werden. Eins wird jedoch deutlich. Nietzsche selbst liefert eine zeitgebundene Analyse vom Ende des 19. Jahrhunderts her. Nach 1945 wollen und können wir nicht mehr auf eine kleine Gruppe genialer Künstler-Historiker warten, die mit sicherem Auge Gerechtes von Ungerechtem unterscheidet und ihre Urteile fällt, während sich der Rest der Zunft und der Gesellschaft mit der Gnade der späten Geburt zufrieden gibt. Nicht nur, dass sich ein nietzscheanischer Virtuosen-Kult überlebt hat. Die Geschichte der Shoa, des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs, fordert eine wertende Analyse von den späteren Generationen. Eine streng historisierende Bewertung kann natürlich Ereignisse und Handlungen ebenfalls bewerten; vieles war einfach auch nach den damaligen Wertmaßstäben ein juristisches wie moralisches Verbrechen. Aber unsere Gesellschaft hat sich weiterentwickelt, hat neue Maßstäbe produziert – demokratische, pazifistische, inklusive und tolerante. Auch diese muss man an die Vergangenheit anlegen können, ohne selbstgerecht zu werden. Bloß, wie geht das? Das zumindest ist eine der Fragen, die sich mir ganz praktisch angesichts der NS-Geschichte des besagten Naturschutzverbandes stellen, weniger im Bezug auf konkret verurteilbare Verbrechen, als hinsichtlich seiner instrumentellen Funktion für eine antisemitisch, rassistisch, sexistisch und auf viele weitere Weisen ausschließende “Volksgemeinschaft”.

Vergangenes Geschehen und zu erinnernde Geschichte

Was kann man nun als Historiker/in auf die Frage nach den praktischen Konsequenzen neuer Erkenntnis antworten? Man kann darauf hinweisen, dass die Arbeit des/r Historikers/in sich von der des Staatsanwalts, Verteidigers oder Richters unterscheidet. Dass es um ein historisches Urteil geht, dass die Horizonte, die Kontexte und die Alternativen einer historischen Person und ihrer Handlungen berücksichtigen muss, und nicht um eine juristische Verurteilung – dazu ist unsere historische Methode nicht geeignet. Dass aber eine Frage energisch zurückgespiegelt werden muss: Taugen die historischen Akteure als Vorbild für unsere Zeit? Haben sie etwas Lehrreiches für Gegenwart und Zukunft zu sagen? Will man sich in ihre Tradition stehen? Und dass wir Material für eine Antwort liefern, die wir oft nicht alleine geben können.

Analytisch gesehen bedeutet das eine Trennung von Geschichte als vergangenem Geschehen, das mit Hilfe klassischer historischer Methoden rekonstruiert wird, und zu erinnernder Geschichte (explizit nicht erinnerter G., denn dies wäre erneut eine Frage der Rekonstruktion). Letzteres wirft eben die Frage nach unseren gegenwärtigen Maßstäben und unseren Interessen an der Vergangenheit auf, nach einem kritischen Erinnern. Allerdings ist das nicht mehr allein Expertise der Geschichtswissenschaft, sondern eine Frage des gesellschaftlichen Dialogs. Kritisch wäre an so einer Auffassung einerseits die wissenschaftliche Infragestellung/Dekonstrution der Vergangenheit (das Zerstören im Sinne Nietzsches) und andererseits die selbstkritische Begrenzung der eigenen Expertise und die dialogische Frage: wie wollen wir erinnern?

[1] Die Angaben beziehen sich auf die Reclam-Ausgabe Friedrich Nietzsche, Vom Nutzen und Nachtheil die Historie für das Leben, hg. v. Günter Figal, Stuttgart 2009.

Online-Ausgaben gibt es u.a. bei Zeno.org und Projekt Gutenberg.


Einsortiert unter:Erfahrungen, Erinnerung, Faschismus, Geschichte, Geschichtspolitik, Umweltgeschichte, Vermittlung

Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2014/01/07/notizen-uber-nutzen-und-nachtheil-kritischer-geschichte-fur-das-leben/

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16. Erinnerung ans Vergessen

Stolpersteine

Gegen Jahresende ballen sich die Erinnerungszumutungen. Allenthalben muss memoriert werden, was in den vergangenen elf Monaten geschehen ist. Deswegen ist der Dezember üblicherweise auch so ein ereignisloser Monat, in dem nichts – oder fast nichts – geschieht. Schließlich sind alle so intensiv mit Erinnern beschäftigt. So wie auf kollektiver Ebene die Jahresrückblicke einander die Klinke in die Hand geben, wird auch im Privaten dem Gewesenen gedacht, werden die familiären Chroniken in kondensierter Form unters befreundete Volk gebracht, werden Bilder und Filme und Sonstiges, das sich an diversen Orten angesammelt haben, fein säuberlich sortiert. Ein Jahr vorbei, das nächste kann kommen.

Gegen diese Form der Erinnerungsarbeit wäre wohl gar nichts zu sagen, wenn sie auf den Dezember beschränkt bliebe. Aber man muss zuweilen den Eindruck haben, dass ein nicht ganz unerheblicher Teil des gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Lebens auch während der übrigen elf Monate für das Erinnern draufgeht. Gedenktage, Erinnerungsorte, Kranzabwurfstellen wo man hinschaut. Geschichte (was auch immer das sein soll) wird nahezu im Minutentakt zelebriert. Kaum ein Tag des Jahres, der nicht mit Erinnerungs- und Gedenkmarkierungen belegt ist, gerne auch mehrfach.

Da stellt sich die Frage, ob das nicht des Guten zu viel ist. Tut man der ‚Erinnerungsarbeit‘ einen Gefallen, wenn man sie zum dauerhaften Automatismus erstarren lässt? Sollte der Wert des Erinnerns – das ja gerade im deutschen Kontext immer ein mahnendes Erinnern an die Grausamkeiten des 20. Jahrhunderts ist – nicht gerade in einer pointierten Prägnanz anstatt in einer industrialisierten Dauerveranstaltung liegen? Lebt nicht auch die ‚Erinnerungsarbeit‘ wie jede gute Arbeit davon, auch mal eine Pause einzulegen?

Eine memoriale Zwickmühle

Knifflige Fragen, nicht zuletzt weil damit ja nicht nur, und noch nicht einmal vornehmlich, historische Probleme angesprochen sind. Zwar wird in der öffentlichen Wahrnehmung das historische Geschäft vielfach mit der Notwendigkeit zum Erinnern identifiziert (Medien, Politik, Interessenverbände und einschlägige Persönlichkeiten der Geschichtswissenschaft tragen das Ihre dazu bei, um diesen Eindruck zu bestärken). Tatsächlich handelt es sich aber nicht um ein geschichtswissenschaftliches, sondern um ein gesellschafts- und identitätspolitisches Phänomen. Die erinnerungsmäßige Zwickmühle ist daher schnell ausgemacht: Einerseits führt das Zuviel an Erinnerung zu Überdruss, andererseits steht die politische und moralische Notwendigkeit des Erinnerns außer Frage, so dass es niemand wagt, die Erinnerungsintensität ein wenig zu drosseln, will man nicht als Relativierer und Revisionist dastehen.

Sicherlich ist Erinnerung wichtig. Auch abgesehen von der historisch-moralischen Plumpheit, dass sich die deutsche Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht wiederholen darf, kann man erkennen, was passiert, wenn das gesellschaftliche Erinnern vergessen wird. Zum Beispiel im Bereich der Wirtschaft. Ein Problem, das sich in derzeitigen ökonomischen Praktiken identifizieren lässt, ist die nahezu programmatische Erinnerungslosigkeit. Krise war gestern – was zählt, ist der mögliche Gewinn von morgen. Das ökonomische Zeitmodell basiert auf einer Scheuklappentechnik, die weder nach rechts noch nach links und schon gar nicht nach hinten schaut.

Probleme der Erinnerungskultur

Woher dann aber trotzdem dieser diffuse Eindruck, dass mit der Erinnerungskultur irgendetwas nicht stimmt? Weshalb nervt Erinnerung, obwohl sie ‚richtig‘ ist? Ein Blick in ein neues Buch von Aleida Assmann kann bei der Beantwortung helfen [1]. „Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur“ versucht Assmann mit gewichtigen Argumenten auszuräumen. Implizit wird aber deutlich, wieso dieses Unbehagen nicht von ungefähr kommt.

Problem 1: Bloß weil die ‚Erinnerungspraxis‘ an sich gut und begrüßenswert ist, bedeutet das nicht, dass es auch die Ergebnisse der konkreten ‚Erinnerungsarbeit‘ immer sein müssen. Aufgrund der moralischen Aufladung fällt es schwer, dem Gedenken vorzuwerfen, es sei qualitativ schlecht. Assmann hebt in ihrem Buch ausführlich die Fernsehserie „Unsere Mütter, unsere Väter“ als ein wertvolles Beispiel jüngster Erinnerungskultur hervor. Wenn ich hingegen der Meinung bin, dass es sich um eine bedauerliche Form der Verharmlosung handelt, weil aufrechte, moralisch integre, junge deutsche Menschen vorgeführt werden, die zufällig auch überhaupt nicht antisemitisch sind, die noch nicht einmal für Krieg und Verbrechen verantwortlich gemacht werden können, weil sie Opfer übermächtiger, anonymer historischer Kräfte sind – zweifle ich dann schon die Bedeutung von Erinnerungskultur an sich an?

Problem 2 hängt unmittelbar damit zusammen: Erinnerungskultur entzieht sich tendenziell der Beurteilung, weil sie sich immer schon auf der moralisch richtigen Seite weiß. Das macht kritisches Nachfragen schwierig, zuweilen sogar verdächtig.

Problem 3: Erinnerungskultur geht nicht selten mit einer vulgärpsychologischen Dauerpathologisierung einher. Stichwort ‚Trauma‘! Da insbesondere die Deutschen, aber auch der Rest Europas und der Welt immer noch ‚traumatisiert‘ sind von Judenmord und Zweitem Weltkrieg und allen anderen Grausamkeiten, die die Geschichte der letzten hundert Jahre zu bieten hat, und zwar traumatisiert bis in die Enkel- und Urenkelgeneration hinein, muss – so der memoriallogische Schluss – notwendigerweise erinnert werden. Die Traumadiagnose wird zum Passepartout, das durch seine Dauerverwendung jegliche Aussagekraft verliert. Das ist bedauerlich, insbesondere für die tatsächlich Traumatisierten, hier und anderswo.

Problem 4: Erinnerungskultur ist nicht nur ein Geschäft, sie ist eine Industrie, die allein schon aus Gründen des eigenen wirtschaftlichen Überlebens nicht daran interessiert sein kann, die Memorialfrequenz zu verringern. Zu viele Jobs, Institutionen sowie öffentliche und private Gelder stecken in diesem Bereich, der sich nach wie vor über mangelnde Nachfrage nicht beschweren kann.

Diese erinnerungskulturelle Infrastruktur ist aber zugleich verstrickt in eine Überschuss-, und damit auch Überdrussproduktion, mit der sie sich – so meine Vermutung – keinen Gefallen tut. Sie könnte zum Eigentor werden. Was, wenn sich niemand mehr aus eigenem Antrieb aktiv erinnern will, weil ja schon immer passiv für einen erinnert wird? Dann geschieht eben doch das, was Aleida Assmann bestreitet, dann wird das Datum im Kalender eben doch zu einer „allgemeinen und gleichförmigen Erinnerungsverordnung“ (19).

Die größte Katastrophe?

Für das Vergessen Werbung zu machen, ist gar nicht nötig. Vergessen geschieht ohnehin beständig und ganz von selbst. An das Vergessen zu erinnern, soll auch gar nicht dazu auffordern, das Erinnern nun zu vergessen. Das ließe sich kaum dekretieren, und wäre zudem ein Missverständnis des Vergessens. Vergessen ist nämlich – entgegen landläufiger Meinung – nicht das Gegenteil von Erinnern, ist keine Vernichtung oder Auslöschung memorialer Inhalte. Daran wird man durch ein Buch aufmerksam gemacht, das fast gleichzeitig mit demjenigen von Assmann erschienen ist: „Die Formen des Vergessens“ von Marc Augé [2]. Vergessen erweist sich demnach nicht nur als überlebensnotwendig, sondern als Formvorgabe der Erinnerung und als produktive Praxis, mit der Kulturen ihre Wirklichkeit gestalten. Das Vergessen bleibt unterbelichtet, wenn es nur als Schattenseite der Erinnerungskultur verstanden wird. Denn das Verhältnis von Erinnern und Vergessen gestaltet sich nicht nach der Logik von Gewinn und Verlust, sondern nach der Differenz von Aktualität und Potentialität. Vergessen löst das Erinnerte nicht auf (denn ansonsten könnte man ja nicht wissen, dass man es vergessen hat), sondern es deaktualisiert bestimmte Wissensbestände.

Eines Morgens wurde ich an der von mir regelmäßig frequentierten Bushaltestelle von hungernden Menschen aus der Sahel-Zone angeblickt. Sie befanden sich auf einem Plakat der Diakonie Katastrophenhilfe, begleitet von dem Satz „Die größte Katastrophe ist das Vergessen“. Auch wenn die Intention dieser Kampagne richtig ist, so stimmt doch der Satz nicht. Man kann den Hunger auf der Welt nicht ‚vergessen‘. Man kann ihn nicht beachten, kann ihn beiseiteschieben oder verdrängen, aber ‚vergessen‘ kann man ihn nicht. Die größten Katastrophen sind daher Irrelevanz, Bedeutungslosigkeit, Unachtsamkeit.

Auf diesem Weg in den Aufmerksamkeitsverlust könnte sich die Erinnerungskultur befinden, wenn sie beliebig und unterschiedslos alles als der Erinnerung wert einstuft und das Vergessen verbietet. Einerseits produziert sie dadurch selbst Vergessen, nämlich in all denjenigen historischen Themenfeldern, die nicht Teil der Erinnerungskultur sind. Andererseits könnte sie selbst über kurz oder lang mit Deaktualisierung bestraft werden, wenn sie immer mehr vom Immergleichen einfordert.

[1] Aleida Assmann: Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur. Eine Intervention, München 2013

[2] Marc Augé: Die Formen des Vergessens, Berlin 2013


Einsortiert unter:Geschichtskultur, Geschichtspolitik Tagged: Aleida Assmann, Erinnerung, Erinnerungsarbeit, Erinnerungskultur, Marc Augé, Vergessen

Quelle: https://achimlandwehr.wordpress.com/2013/12/18/16-erinnerung-ans-vergessen/

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Projekt Lehrplan 21 – die Politik und die Geschichte

 

Er bewegt die Gemüter einer breiten Öffentlichkeit landauf und landab. Derzeit steckt er in der Konsultation. Der vieldiskutierte und heiß erwartete Lehrplan 21 dient der Umsetzung des Auftrags der Schweizer Bundesverfassung zur Harmonisierung der Ziele der Bildungsstufen.

 

Kantonaler Neubeginn

In der Schweiz liegt die Bildungshoheit in den Kantonen und nicht auf nationaler Ebene. 21 Deutschschweizer Kantone haben sich zusammengerauft und eine sinnmachende Koordination im Bildungswesen gemeinsam angepackt. Der Lehrplan 21 integriert die nationalen Bildungsziele (Bildungsstandards). Er gewährt damit Anschlussfähigkeit unter den Kantonen und reagiert auf die reale Mobilität der Familien innerhalb des Landes. Das ist erfreulich und bemerkenswert und in dieser Dimension auch erstmalig! Der Lehrplan 21 ist kein Reformprojekt und schließt nahtlos an die bereits bestehenden Lehrpläne an. Es soll ein alltagstaugliches Werkzeug für die Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen schaffen, das die Arbeit erleichtert und Verlässlichkeit und Klarheit in den pädagogischen Alltag bringt.

… ein großes Leintuch, an dessen Ecken unglaublich viele Leute ziehen

Dass nun beim neuen Lehrplan die Kompetenzorientierung im Vordergrund steht, ist ein großer Gewinn. Der Lehrplan 21 beschreibt Kompetenzen, die am Ende der obligatorischen Schulzeit erreicht werden sollen. Der Aufbau wird über 3 Zyklen beschrieben, und für jeden Zyklus gibt es einen Mindestanspruch, den alle Schülerinnen und Schüler erreichen sollen. Mit der konsequenten Kompetenzformulierung zeigen wir, dass der Lehrplan nicht bereits erfüllt ist, wenn der im Lehrplan aufgelistete Stoff im Unterricht einfach „durchgenommen“ wurde, sondern erst dann, wenn die Kinder und Jugendlichen in einem umfassenden Sinne kompetent sind. Kompetent sein heißt, über das nötige Wissen zu verfügen und dieses Wissen in einer entsprechenden Situation auch anwenden können. Eines war mir von Anfang an klar: Der Lehrplan 21 ist ein großes Leintuch, an dessen Ecken unglaublich viele Leute in alle möglichen Richtungen ziehen. Dass sich Lobbyisten jeglicher Richtungen und Couleur mit Freude auf dieses gemeinsame Werk der 21 Deutschschweizer Kantone stürzen würden, konnte vorausgesagt werden. Ich gehe im folgenden nur kurz auf zwei Teilbereiche ein, nämlich ‘Politische Bildung und Geschichte’ sowie ‘ICT und Medien’.

„Geschichte wird abgeschafft“?

Aussagen zu den Themen Politische Bildung und Geschichte sind an folgenden Stellen im Lehrplan 21 zu finden:

  • Im Kapitel Fächerübergreifende Themen unter der Leitidee Nachhaltiger Entwicklung, dort insbesondere unter der Marginalie ‘Politik, Demokratie und Menschenrechte’.
  • Im Fachbereichslehrplan Räume, Zeiten, Gesellschaften (3. Zyklus) befassen sich die Kompetenzbereiche 5-8 mit Geschichte. Der Kompetenzbereich 8 enthält in einem Schwerpunkt Kompetenzen zur Politischen Bildung.
  • Im Fachbereichslehrplan Natur, Mensch, Gesellschaft (1. und 2. Zyklus) haben die Kompetenzbereiche 9, 10 und 11 einen Schwerpunkt bei den Geschichtskompetenzen.

Kritik am Lehrplanprojekt vonseiten der Interessensgruppen Geschichte gab es bereits im Grundlagenprojekt. Die Kritik dauert bis heute an. Besonderen Unmut haben folgende drei Punkte ausgelöst: Zum einen die Zusammenfassung der Unterrichtsfächer Geografie und Geschichte zu einem Fachbereich ‘Räume, Zeiten, Gesellschaften’ auf der Sekundarstufe I, zum zweiten die Fachbereichs-Bezeichnung ‘Räume, Zeiten, Gesellschaften’, weil der Begriff Geschichte verschwinde, und zum dritten schließlich die Befürchtung, der Lehrplan 21 und dessen Planungsrahmen könnten die Kürzungen von Geschichtslektionen, die einzelne Kantone in der Vergangenheit vorgenommen haben, zementieren. Diese Kritikpunkte wurden auch von den Medien aufgenommen. Schlagwort bei den Artikeln war oft: Das Fach oder der Unterricht in Geschichte wird abgeschafft! Gerne übersehen wird allerdings, dass der Lehrplanentwurf dem historischen Lernen im Kindergarten und auf der Primarstufe (1. und 2. Zyklus) einen deutlich höheren Stellenwert einräumt, als es in aktuellen Lehrplänen der Kantone bisher der Fall ist. So können Kinder bereits in diesem Alter die Fähigkeit entwickeln, historisch zu denken. Damit reagiert der Lehrplan 21 auf die Erkenntnisse der empirisch forschenden Geschichtsdidaktik der letzten Jahre. Insgesamt wird das historische Lernen im Fachbereich ‘Natur, Mensch, Gesellschaft’ in den ersten beiden Zyklen deutlich aufgewertet.

Medienkompetenz entscheidend

Heute sind der Umgang mit der Informationstechnologie und die Medienkompetenz von entscheidender Bedeutung. Darum erhält bspw. ICT und Medien einen eigenen Lehrplanteil und wird in die Lehrpläne der einzelnen Fachbereiche eingearbeitet. Es ist die Zielsetzung von ICT und Medien im Lehrplan 21, dass die Schülerinnen und Schüler an der Mediengesellschaft selbstbestimmt, kreativ und mündig teilhaben können und sich sachgerecht und sozial verantwortlich verhalten. In diesem Bereich sind aber noch Fragen betreffend Rahmenbedingungen, Zuständigkeiten, Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen offen, die über den Lehrplan hinausführen. Diese Fragen werden ab Herbst 2013 von einer Arbeitsgruppe geklärt, damit die Überarbeitung des Lehrplans ICT und Medien nach Vorliegen der Ergebnisse der Konsultation zügig an die Hand genommen werden kann. Die Fachgruppe soll klären, welche Kompetenzen sinnvollerweise integriert in andere Fachbereiche erworben werden und für welche Kompetenzen und auf welchen Schulstufen allenfalls eigene Zeitgefäße nötig sind. Außerdem sollen die für die Umsetzung nötigen Rahmenbedingungen in Bezug auf die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen, die Anpassungen an den Lehrmitteln sowie die technische Infrastruktur bearbeitet werden. Das Konzept muss sich für eine flächendeckende Umsetzung im Schulsystem eignen. Es muss daher auch mit begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen umsetzbar sein!

Ich freue mich auf Ihre Reaktionen und Meinungen zum Lehrplan 21!

 

Literatur

  • Meyer, Hilbert: Kompetenzorientierung allein macht noch keinen guten Unterricht! Die “ganze Aufgabe” muss bewältigt werden. In: Lernende Schule 15 (2012) 58, S. 7-12.
  • Feindt, Andreas / Meyer, Hilbert: Kompetenzorientierter Unterricht. In: Die Grundschulzeitschrift 24 (2010) 237, S. 29-33.
  • Labbude, Peter / Adamina, Marco: Kompetenzen fördern – Standards setzen. Naturwissenschaftliche Bildung in der Primarstufe, Kiel 2012.
  • Schröder, Christa / Wirth, Ingo: 99 Tipps – kompetenzorientiert unterrichten. Für die Sekundarstufe 1, Berlin 2012.

Externe Links

Abbildungsnachweis
(c) KHH 043: Foto Karin Habegger-Heiniger

Empfohlene Zitierweise
Amsler, Christian: Projekt Lehrplan 21 – die Politik und die Geschichte. In: Public History Weekly 1 (2013) 9, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2013-368.

Copyright (c) 2013 by Oldenbourg Verlag and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact: julia.schreiner (at) degruyter.com.

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Projekt Lehrplan 21 – die Politik und die Geschichte

 

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Kantonaler Neubeginn

In der Schweiz liegt die Bildungshoheit in den Kantonen und nicht auf nationaler Ebene. 21 Deutschschweizer Kantone haben sich zusammengerauft und eine sinnmachende Koordination im Bildungswesen gemeinsam angepackt. Der Lehrplan 21 integriert die nationalen Bildungsziele (Bildungsstandards). Er gewährt damit Anschlussfähigkeit unter den Kantonen und reagiert auf die reale Mobilität der Familien innerhalb des Landes. Das ist erfreulich und bemerkenswert und in dieser Dimension auch erstmalig! Der Lehrplan 21 ist kein Reformprojekt und schließt nahtlos an die bereits bestehenden Lehrpläne an. Es soll ein alltagstaugliches Werkzeug für die Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen schaffen, das die Arbeit erleichtert und Verlässlichkeit und Klarheit in den pädagogischen Alltag bringt.

… ein großes Leintuch, an dessen Ecken unglaublich viele Leute ziehen

Dass nun beim neuen Lehrplan die Kompetenzorientierung im Vordergrund steht, ist ein großer Gewinn. Der Lehrplan 21 beschreibt Kompetenzen, die am Ende der obligatorischen Schulzeit erreicht werden sollen. Der Aufbau wird über 3 Zyklen beschrieben, und für jeden Zyklus gibt es einen Mindestanspruch, den alle Schülerinnen und Schüler erreichen sollen. Mit der konsequenten Kompetenzformulierung zeigen wir, dass der Lehrplan nicht bereits erfüllt ist, wenn der im Lehrplan aufgelistete Stoff im Unterricht einfach „durchgenommen“ wurde, sondern erst dann, wenn die Kinder und Jugendlichen in einem umfassenden Sinne kompetent sind. Kompetent sein heißt, über das nötige Wissen zu verfügen und dieses Wissen in einer entsprechenden Situation auch anwenden können. Eines war mir von Anfang an klar: Der Lehrplan 21 ist ein großes Leintuch, an dessen Ecken unglaublich viele Leute in alle möglichen Richtungen ziehen. Dass sich Lobbyisten jeglicher Richtungen und Couleur mit Freude auf dieses gemeinsame Werk der 21 Deutschschweizer Kantone stürzen würden, konnte vorausgesagt werden. Ich gehe im folgenden nur kurz auf zwei Teilbereiche ein, nämlich ‘Politische Bildung und Geschichte’ sowie ‘ICT und Medien’.

„Geschichte wird abgeschafft“?

Aussagen zu den Themen Politische Bildung und Geschichte sind an folgenden Stellen im Lehrplan 21 zu finden:

  • Im Kapitel Fächerübergreifende Themen unter der Leitidee Nachhaltiger Entwicklung, dort insbesondere unter der Marginalie ‘Politik, Demokratie und Menschenrechte’.
  • Im Fachbereichslehrplan Räume, Zeiten, Gesellschaften (3. Zyklus) befassen sich die Kompetenzbereiche 5-8 mit Geschichte. Der Kompetenzbereich 8 enthält in einem Schwerpunkt Kompetenzen zur Politischen Bildung.
  • Im Fachbereichslehrplan Natur, Mensch, Gesellschaft (1. und 2. Zyklus) haben die Kompetenzbereiche 9, 10 und 11 einen Schwerpunkt bei den Geschichtskompetenzen.

Kritik am Lehrplanprojekt vonseiten der Interessensgruppen Geschichte gab es bereits im Grundlagenprojekt. Die Kritik dauert bis heute an. Besonderen Unmut haben folgende drei Punkte ausgelöst: Zum einen die Zusammenfassung der Unterrichtsfächer Geografie und Geschichte zu einem Fachbereich ‘Räume, Zeiten, Gesellschaften’ auf der Sekundarstufe I, zum zweiten die Fachbereichs-Bezeichnung ‘Räume, Zeiten, Gesellschaften’, weil der Begriff Geschichte verschwinde, und zum dritten schließlich die Befürchtung, der Lehrplan 21 und dessen Planungsrahmen könnten die Kürzungen von Geschichtslektionen, die einzelne Kantone in der Vergangenheit vorgenommen haben, zementieren. Diese Kritikpunkte wurden auch von den Medien aufgenommen. Schlagwort bei den Artikeln war oft: Das Fach oder der Unterricht in Geschichte wird abgeschafft! Gerne übersehen wird allerdings, dass der Lehrplanentwurf dem historischen Lernen im Kindergarten und auf der Primarstufe (1. und 2. Zyklus) einen deutlich höheren Stellenwert einräumt, als es in aktuellen Lehrplänen der Kantone bisher der Fall ist. So können Kinder bereits in diesem Alter die Fähigkeit entwickeln, historisch zu denken. Damit reagiert der Lehrplan 21 auf die Erkenntnisse der empirisch forschenden Geschichtsdidaktik der letzten Jahre. Insgesamt wird das historische Lernen im Fachbereich ‘Natur, Mensch, Gesellschaft’ in den ersten beiden Zyklen deutlich aufgewertet.

Medienkompetenz entscheidend

Heute sind der Umgang mit der Informationstechnologie und die Medienkompetenz von entscheidender Bedeutung. Darum erhält bspw. ICT und Medien einen eigenen Lehrplanteil und wird in die Lehrpläne der einzelnen Fachbereiche eingearbeitet. Es ist die Zielsetzung von ICT und Medien im Lehrplan 21, dass die Schülerinnen und Schüler an der Mediengesellschaft selbstbestimmt, kreativ und mündig teilhaben können und sich sachgerecht und sozial verantwortlich verhalten. In diesem Bereich sind aber noch Fragen betreffend Rahmenbedingungen, Zuständigkeiten, Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen offen, die über den Lehrplan hinausführen. Diese Fragen werden ab Herbst 2013 von einer Arbeitsgruppe geklärt, damit die Überarbeitung des Lehrplans ICT und Medien nach Vorliegen der Ergebnisse der Konsultation zügig an die Hand genommen werden kann. Die Fachgruppe soll klären, welche Kompetenzen sinnvollerweise integriert in andere Fachbereiche erworben werden und für welche Kompetenzen und auf welchen Schulstufen allenfalls eigene Zeitgefäße nötig sind. Außerdem sollen die für die Umsetzung nötigen Rahmenbedingungen in Bezug auf die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen, die Anpassungen an den Lehrmitteln sowie die technische Infrastruktur bearbeitet werden. Das Konzept muss sich für eine flächendeckende Umsetzung im Schulsystem eignen. Es muss daher auch mit begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen umsetzbar sein!

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Literatur

  • Meyer, Hilbert: Kompetenzorientierung allein macht noch keinen guten Unterricht! Die “ganze Aufgabe” muss bewältigt werden. In: Lernende Schule 15 (2012) 58, S. 7-12.
  • Feindt, Andreas / Meyer, Hilbert: Kompetenzorientierter Unterricht. In: Die Grundschulzeitschrift 24 (2010) 237, S. 29-33.
  • Labbude, Peter / Adamina, Marco: Kompetenzen fördern – Standards setzen. Naturwissenschaftliche Bildung in der Primarstufe, Kiel 2012.
  • Schröder, Christa / Wirth, Ingo: 99 Tipps – kompetenzorientiert unterrichten. Für die Sekundarstufe 1, Berlin 2012.

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Abbildungsnachweis
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Empfohlene Zitierweise
Amsler, Christian: Projekt Lehrplan 21 – die Politik und die Geschichte. In: Public History Weekly 1 (2013) 9, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2013-368.

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Gedenktafel für Stalinismusopfer am Haus der Parteizentrale DIE LINKE

Erklärung von Inge Münz-Koenen und Wladislaw Hedeler zum Beschluss des Bundesvorstandes der LINKEN über die Gedenktafel für Stalinismus-Opfer am Karl-Liebknecht-Haus:

Am Freitag, dem 18. Oktober 2013 beschloss der Parteivorstand der LINKEN, dem seit 13. Dezember 2010 vorliegenden Antrag des “Arbeitskreises zum Gedenken an die in der sowjetischen Emigration verfolgten, deportierten und ermordeten Antifaschisten” unter dem Dach der Berliner VVN-BdA für eine Gedenktafel an der Fassade des Karl-Liebknecht-Hauses zuzustimmen. In den Jahren zuvor hatte dieser Vorschlag immer wieder zu Kontroversen innerhalb der Linkspartei geführt. Die Tafel soll die Inschrift tragen:

„Ehrendes Gedenken an Tausende deutsche Kommunistinnen und Kommunisten, Antifaschistinnen und Antifaschisten, die in der Sowjetunion zwischen den 1930er und 1950er Jahren willkürlich verfolgt, entrechtet, in Straflager deportiert, auf Jahrzehnte verbannt und ermordet wurden”

Mitglieder des Arbeitskreises, der seit 2008 besteht, sind ehemalige Sowjetemigranten und deren Nachkommen sowie international ausgewiesene HistorikerInnen mit dem Schwerpunkt Kommunismusforschung.
Eltern, Geschwister und Großeltern der Initiatoren gehörten zu den Tausenden deutschen Antifaschisten, die seit 1933 in die Sowjetunion emigrierten oder schon vorher dem Ruf der Komintern bzw. der sowjetischen Regierung gefolgt waren, ihre Kräfte in den Dienst der kommunistischen Bewegung und des sozialistischen Aufbaus zu stellen. Sie entgingen der Verhaftung durch die Gestapo, gerieten aber ab Mitte der 1930er Jahre völlig unverschuldet in die Fänge des NKWD. Die Ergebnisse historischer Forschung über diese doppelte Verfolgung belegen, dass unter den Millionen Opfern, die der Große Terror in der Sowjetunion forderte, mehrere Tausend Deutsche waren, vor allem Mitglieder der KPD.
In einer ersten Erhebung aus dem Jahre 1991 war von über 1.000 Erschossenen die Rede, die dem Großen Terror zum Opfer gefallen sind. Im Zuge der Öffnung der sowjetischen bzw. russischen Archive konnten diese, bis auf den heutigen Tag nicht abgeschlossenen Recherchen, weitergeführt werden. Wir kennen gegenwärtig die Namen, Lebens- und Sterbedaten von exakt 7.858 Deutschen, die sich in den 1930er Jahren in der Sowjetunion aufgehalten haben. Die mit Archivdokumenten belegte Anzahl der Zurückgekehrten beläuft sich auf rund 1.400 Remigranten, die in der Sowjetunion geborenen Kinder eingeschlossen.
Der Antrag auf eine Ehrentafel am Karl-Liebknecht-Haus war im Ergebnis der vom Arbeitskreis initiierten Tagung „Das verordnete Schweigen. Deutsche Antifaschisten im sowjetischen Exil“ (Berlin 2010) entstanden. Ergebnis der zweiten Tagung „Nach dem Schweigen. Erinnerungsorte, Gedenkbücher, Opferlisten des sowjetischen Exils “ (Berlin 2011) mit Beteiligung russischer Forscher war die Konzeption einer zweisprachigen Ausstellung (deutsch und russisch) mit dem Titel „’Ich kam als Gast in euer Land gereist …’ Deutsche Hitlergegner als Opfer des Stalinterrors. Familienschicksale 1933-1956Link zur Buchpublikation). Sie wurde von der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand gefördert und im Frühjahr 2013 in Moskau und Berlin eröffnet. Im Juli 2012, zum 75 Jahrestag der “Deutschen Operation des NKWD“ haben wir auf einer öffentlichen Namenlesung der 1937 in der Sowjetunion erschossenen deutschen Emigranten gedacht. Die Ausstellung ist auf ihrer Wanderschaft durch Deutschland zur Zeit in Meiningen zu sehen. Ihr russisches Double wird am 30. Oktober, aus Kasachstan kommend, in Novosibirsk eröffnet. Nächste Stationen im Ausland sind das Europa-Parlament in Brüssel und das Heinrich-Heine-Haus in Paris.
In den lebhaften Reaktionen auf die Ausstellung kommt immer wieder die Praxis des jahrzehntelangen Verschweigens und Verdrängens stalinistischer Verbrechen zur Sprache, die auch nach dem Sieg über Hitlerdeutschland ihre Fortsetzung fand. Als besonders eindringlich wird die kaum vorstellbare Tragik dieser Familienschicksale empfunden. Eine große Anzahl von Politemigranten wurde von Sondertribunalen willkürlich zu Konterrevolutionären und Spionen erklärt, gefoltert und erschossen. Die Toten wurden in Massengräbern verscharrt, von denen viele unauffindbar sind. Ihre Angehörigen haben bis auf den heutigen Tag keinen Ort, an dem sie ihrer Verwandten gedenken können. Andere Emigranten wurden zu hohen, teilweise mehrfachen Strafen in Gulags verurteilt. Viele starben dort an Entkräftung infolge von Mangelernährung bei grotesk überhöhten Arbeitsnormen. Für Überlebende folgte auf die Haft in Gefängnissen und Lagern die Verbannung „auf ewig”, d. h. ohne Aussicht, jemals zu ihren Familien zurückkehren zu können. Wieder andere wurden an die Gestapo ausgeliefert und kamen in deutsche Konzentrationslager.
Tausende deutsche Emigranten und ihre Angehörigen erlitten in der Sowjetunion das gleiche Schicksal wie Millionen Staatsbürger russischer und anderer Nationalität. Viele der Deutschen überlebten den staatlich sanktionierten Terror, Haft und Verbannung nur Dank der Solidarität ihrer sowjetischen Leidensgefährten. In den sowjetischen Lagern trafen sie auch auf Landsleute – politische Gefangene, die nach dem Einmarsch der Roten Armee in Deutschland verhaftet und verurteilt worden waren. Allein in Russland (auf dem Territorium der ehemaligen RSFSR) gibt es heute 256 solcher Gedenkorte.
Nach 1945 verwehrten die sowjetischen und die DDR-Behörden überlebenden Emigranten die Rückkehr in die Heimat. Viele von ihnen konnten erst in den Jahren 1955 bis 1959 in die DDR kommen. Den Zurückgekehrten wurde von der SED-Führung auferlegt, über die Repressionen zu schweigen. Eine Rehabilitierung erfolgte oft nur halbherzig, verklausuliert oder gar nicht. Erst nach dem Zusammenbruch der DDR wurde das wahre Ausmaß der damals begangenen Verbrechen öffentlich.
Der Arbeitskreis ist der Meinung, dass das Karl-Liebknecht-Haus, in dem von 1926 bis 1933 das Zentralkomitee der KPD seinen Sitz hatte, der angemessene Ort für eine solche längst überfällige Würdigung ist. Dort haben Kommunisten gearbeitet, die im Auftrag der Parteiführung nach Moskau gegangen sind und in der Sowjetunion ermordet wurden. Das Haus war die Arbeitsstätte jener Mitglieder der KPD-Spitze, die dem Stalinterror entgangen sind und die nach 1945 als führende SED-Funktionäre das Verschweigen und Vergessen mit zu verantworten haben.

Dr. Inge Münz-Koenen; Dr. Wladislaw Hedeler

Quelle: www.memoreal37.wordpress.com. Blog zum Gedenken an die während des Stalinismus verfolgten und ermordeten AntifaschistInnen.


Einsortiert unter:Arbeiterbewegung, Biographie, Ereignis, Erfahrungen, Erinnerung, Geschichte, Geschichtspolitik, Linke Debatte, Vermittlung

Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2013/10/21/gedenktafel-fur-stalinismusopfer-am-haus-der-parteizentrale-die-linke/

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