Präsentation zu meinem Vortrag „Zu den historischen Wurzeln der Kontrollgesellschaft“

Hiermit reiche ich zu meiner vorgestern gehaltenen Wiener Vorlesung "Zu den historischen Wurzeln der Kontrollgesellschaft" noch die bei Slideshare hochgeladene Präsentation nach:

http://www.slideshare.net/slideshow/embed_code/28757667

Die im Anschluss an den Vortrag abgehaltene einstündige Podiumsdiskussion mit Jana Herwig als Diskutantin und Hubert Christian Ehalt als Moderator wird auf okto.tv ausgestrahlt.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/565875142/

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Wiener Preis für Stadtgeschichtsforschung – Preisverleihung an Anton Tantner, 28.11.2013,…

Sehr schön, ich bekomme für meine Habil (vgl.) den Wiener Preis für Stadtgeschichtsforschung verliehen und darf zur Preisverleihung einladen:

Zeit: Do, 28.11.2013, 18:30
Ort: Wiener Rathaus, Festsaal, Felderstraße 1, Feststiege I, 1010 Wien

Das Programm:

Verleihung des Wiener Preises für Stadtgeschichtsforschung an Anton Tantner

Überreichung
amtsf. Stadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny

Laudatio
Ferdinand Opll

Zu den historischen Wurzeln der Kontrollgesellschaft
Vortrag
Anton Tantner

Anschließend Podiumsgespräch mit
Jana Herwig, Anton Tantner

Moderation
Hubert Christian Ehalt

PDF der Einladung: WienerVorlesung_20131128 (pdf, 543 KB)

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/565869217/

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Critical Art Ensemble zum Datenkörper, 1995

Günter Hack hat vor ein paar Tagen auf Textdump Überlegungen zum Datenkörper angestellt; zur Unterfütterung der Diskussion zitiere ich mal, was das Critical Art Ensemble 1995 zum Begriff des Datenkörpers zu sagen hatte:

Was hat dieser angeblich befreite Körper nun gekostet? Der Preis in Form der Aufgabe persönlicher Souveränität wurde nicht nur von den Netzbenutzern bezahlt, sondern von allen Menschen in technologisch hochstehenden Gesellschaften. Denn mit dem virtuellen Körper kam sein faschistischer Bruder, der Datenkörper – eine viel höher entwickelte virtuelle Form, die noch dazu völlig in den Dienst der Konzerne beziehungsweise des Polizeistaats gestellt ist. Der Datenkörper besteht aus der vollständigen Ansammlung von Akten, die über jedes Individuum angelegt wurden. Er hat in gewisser Weise bereits seit Anbeginn der Zivilisation in einer unfertigen Form existiert, denn die Autoritäten haben über ihre Untergebenen schon immer Aufzeichnungen geführt. So sind etwa einige der frühesten von Ägyptologen gefundenen Dokumente Steuerregister. Der technologische Apparat hat den Datenkörper nun zur Reife gebracht. Aufgrund seiner enormen Speicherkapazität und der Möglichkeit, Informationen schnell einzuordnen und wieder abzurufen, ist kein Detail des sozialen Lebens mehr zu unbedeutend, um nicht aufgezeichnet und geprüft zu werden. Von dem Moment unserer Geburt, der mit dem Ausstellen unserer Geburtsurkunde einhergeht, bis zu dem Tag unseres Todes, an dem man unsere Sterbeurkunde ausfertigt, wird der Verlauf unseres Lebens minutiös dokumentiert. Schulzeugnisse, Versicherungspolicen, Steuererklärungen, Strafakten, Bankdaten, medizinische Dossiers, Kassenbelege ... Daten ohne Ende.
Der Datenkörper hat vorwiegend zwei Funktionen: Er dient einerseits dem Repressionsapparat und andererseits dem Marketingapparat. Das Begehren der autoritären Macht, das Leben ihrer Untergebenen total transparent zu machen, wird durch den Datenkörper befriedig. Jeder steht durch seine notwendige Interaktion mit dem Markt unter permanenter Überwachung. Es ist zwar reine Spekulation, wie detailliert die vom Datenkörper gelieferten Informationen tatsächlich sind, aber wir können sicher sein, dass sie detaillierter sind, als uns das lieb oder überhaupt vorstellbar wäre.
Die zweite Funktion des Datenkörpers besteht darin, den Marketingmanagern akkurate Informationen zur Verfügung zu stellen, um Zielgruppen entwerfen und erzeugen zu können. Seit der Pankapitalismus das Problem der Produktion lange hinter sich gelassen hat und von einer Bedarfsökonomie zu einer Wunschökonomie hinübergewechselt ist, haben diese Manager praktikable Methoden entwickelt, um auf künstliche Weise den Wunsch nach Produkten entstehen zu lassen, die eigentlich gar nicht gebraucht werden. Der Datenkörper erlaubt ihnen dabei den Einblick in das Konsumverhalten, die Wirtschaftskraft und den Lifestyle derer, die über ein erhöhtes Einkommen verfügen. Der Datenkörper hilft den Managern, Dich zu finden und für Deinen Lifestyle zu sorgen. Der postmoderne Slogan ‚Nicht Du wählst die Ware, die Ware wählt Dich‘ hat größere Bedeutung als jemals zuvor.
Aber das Erschreckendste am Datenkörper ist seine zentrale Stellung im sozialen Leben des Einzelnen. Er verrät den Mitarbeitern der Behörden alles über unsere kulturelle Identitäten und Rollen, und wir sind zu machtlos, um dem Datenkörper wiedersprechen zu können. Sein Wort ist Gesetz. Unser organisches Sein ist aus der Sicht der wirtschaftlichen und staatlichen Bürokratien kein bestimmender Faktor mehr. Daten bilden nunmehr das Zentrum der sozialen Kultur, und unser organisches Fleisch ist nichts weiter als eine falsche Repräsentation originaler Daten.


Critical Art Ensemble: Utopische Versprechen – Netzrealitäten, in: Dies: Elektronischer Widerstand. Wien: Passagen, 2007, S. 27–39, hier 31f.
(englisches Original 1995, wiederveröffentlicht 1998)

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/534900168/

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Ö1-Betrifft Geschichte zur Briefüberwachung

Betrifft Geschichte brachte dieser Woche auf Ö1 ein fünfteiliges Interview mit Gerald Heschl zur Geschichte der Briefüberwachung:

Die Vorläufer der NSA. Briefspionage ist so alt wie das Briefeschreiben selbst. Mit Gerald Heschl, Historiker und Experte für die Geschichte des Postwesens. Gestaltung: Robert Weichinger

Lange Zeit hindurch war für die europäischen Herrscher in Sachen Briefspionage Frankreich das große Vorbild. Das bereits im 16. Jahrhundert eingerichtete Cabinet Noir erhielt allerdings erst im 17. Jahrhundert unter Kardinal Richelieu seine genaue Kontur. Nicht nur die Korrespondenz des Adels wurde ausgeforscht, im Visier standen auch politisch oder polizeilich Verdächtige sowie Leute des Militärs, Beamte, aber auch Vertreter des Klerus. In der Ära Metternich wurden nach französischem Beispiel Schwarze Kabinette eingerichtet und es wurde systematische Briefzensur betrieben, im Hintergrund stand bereits die Furcht vor der Revolution. Es gab Spezialisten, die sich auf Geheimschriften verstanden, die unsichtbare Tinte lesbar machten und die die aufgebrochenen Briefe wieder so fachgerecht versiegelten, dass man von außen nichts bemerkte.

Spionagefieber und Geheimniskrämerei begleiteten das Brief- und Nachrichtenwesen von Anfang an. Der Hunger nach privaten Daten scheint unermesslich zu sein: Erst in jüngster Zeit erregte der Fall Snowden großes Aufsehen. Der frühere Geheimdienstmitarbeiter hatte enthüllt, dass die National Security Agency (NSA) mit einem speziellen Programm in unerwartetem Ausmaß E-Mails und Handy-Nachrichten ausspioniert.


Nachgehört werden können die jeweils fünfminütigen Gesprächsbeiträge noch ein paar Tage unter:

http://oe1.orf.at/betrifftgeschichte (auf den weißen Pfeil im schwarzen Kreis neben "Betrifft: Geschichte" klicken)

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/506933253/

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Neuerscheinung zu Identifizierungs- und Registrierungstechniken

Reichlich teuer (105$/80€, Kindle-Version ca. 55€), aber spannend:

About, Ilsen/Brown, James/Lonergan, Gayle (Hg.): Identification and Registration Practices in Transnational Perspective. Houndmills: Palgrave Macmillan, 2013. ISBN: 978-0-230-35438-8, 360 S. [Verlags-Info]

Kurztext: Utilising sources that range from 16th century parish registers to the 21st century supermarket loyalty card, this collection examines the history and development of identification documents and surveillance techniques over the past 500 years. Combining the knowledge of several experts from a variety of disciplines, this volume successfully demonstrates how identification and registration can enable and empower a population, particularly if the interests of the state and population coincide. It also reveals the weakness of states or corporations when dealing with issues such as popular resistance and fraud, despite great leaps forward in the scientific methods of identifying individuals. This important book offers a vital contribution to the literature on a variety of topical subject areas such as biometric identification, immigration control and personal data use, as such it is of interest to students and scholars of civil and human rights amongst other disciplines.

Inhaltsverzeichnis:

Introduction
Ilsen About, James R. Brown and Gayle Lonergan

PART I: THE CENTRAL STATE: SYSTEMS, STANDARDS, AND TECHNIQUES

1. Individual Identity and Identification in 18th Century France
Vincent Denis

2. Registration as Privilege: The Moscow Residence Permit as a Mark of Privilege in the Russian Empire, 1881-1905
Gayle Lonergan

3. Dissemination of the Argentine Dactyloscopy System in the Early Twentieth Century: Local, Regional and International Dimensions
Mercedes García Ferrari

4. The Philosopher and the Printer: Practices of Criminal Identification in Fascist Italy
Massimiliano Pagani

5. De-Neutralizing Identification: S. & Marper v. United Kingdom, Biometric Databases, Uniqueness, Privacy, and Human Rights
Simon A. Cole

6. The Biometric Fetish
Emilio Mordini and Andrew P. Rebera

PART II: BEYOND THE CENTRAL STATE: COMMUNITY, COMMERCE, AND ECONOMICS

7. The Parish Registers in Early Modern English History: Registration from Above and Below
Simon Szreter

8. An Unusually Open Identification Number System: The Icelandic Kennitala
Ian Watson

9. From Custom to Civil Status Registration: The Anthropology of Kinship and the Rule of Law
Claudine Dardy

10. Consuming Identity and Consuming the State in Britain since c. 1750
Edward Higgs

PART III: THE IDENTIFIED: PERCEPTION, RESISTANCE, AND NEGOTIATION

11. Cat and Mouse Games: The State, Indians in the Cape and the Permit System, 1900s-1920s
Uma Dhupelia-Mesthrie

12. A Paper Trap. Exiles versus the Identification Police in France during the Interwar Period
Ilsen About

13. 'Ausweis Bitte!' Identity and Identification in Nazi Germany
Jane Caplan

14. What Do You Think The Household Register Is? Perceptions of Koseki Relating to Social Order and Individual Rights in 1950s and 2000s Japan
Karl Jakob Krogness

15. Denouncing and Resisting. Identity Assignment Policies in France, 1970-2010
Pierre Piazza

16. 'Establishing Your True Identity:' Immigration Detention and Contemporary Identification Debates
Melanie Griffiths

Afterword

The Future of Identification's Past: Reflections on the Development of Historical Identification Studies
Jane Caplan and Edward Higgs

Index

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/498221239/

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Spex zu Prism/NSA et al.

Durchaus lesenswert, Michael Seemanns für die Spex verfasster Beitrag Das neue Spiel: Prism vs. Kontrollverlust. Zwei Passagen daraus:

Es kann in diesem Spiel nicht mehr darum gehen, Leute davon abzuhalten, Daten zu sammeln. Es muss darum gehen, den Geheimdiensten kein Monopol auf Daten zu gewähren. Ihre eigenen klandestinen Strukturen, die Deutungsmacht über die Realität, der Informationsvorsprung gegenüber der Restgesellschaft sind der Stoff, aus dem die Dienste ihre Macht beziehen. Ihre Macht zu brechen, heißt, sie ins Licht zu zerren, ihre Datenbanken zu öffnen und allen Zugang zu gewähren. Sie haben viel zu verlieren.

Eine globale Regierungselite hat sich zusammengetan, um gegenseitig ihre Bevölkerungen auszuspähen und die Daten dann auszutauschen. Wir – die Weltöffentlichkeit – können den Regierungen in dieser Frage nicht vertrauen. Es kann deswegen nicht darum gehen, die Geheimdienste unter eine vermeintlich bessere Kontrolle zu bekommen. Ziel des neuen Spiels muss die restlose Transparentmachung und schließliche Abschaffung aller geheimdienstlichen Aktivitäten sein.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/498216554/

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ak-Interview zur Geschichte der Überwachung

In der aktuellen Ausgabe von Analyse & Kritik ist ein von Ingo Stützle mit mir geführtes Interview zur Geschichte der Überwachung zu finden; das schöne Zitat von Heine, auf das ich mich beziehe, lautet folgendermaßen:

Von dem Augenblick an wo eine Religion bei der Philosophie Hülfe begehrt, ist ihr Untergang unabwendlich. Sie sucht sich zu verteidigen und schwatzt sich immer tiefer ins Verderben hinein. Die Religion, wie jeder Absolutismus, darf sich nicht justifizieren. Prometheus wird an den Felsen gefesselt von der schweigenden Gewalt. Ja, Äschylus läßt die personifizierte Gewalt kein einziges Wort reden. Sie muß stumm sein. Sobald die Religion einen räsonierenden Katechismus drucken läßt, sobald der politische Absolutismus eine offizielle Staatszeitung herausgibt, haben beide ein Ende. Aber das ist eben unser Triumph: wir haben unsere Gegner zum Sprechen gebracht und sie müssen uns Rede stehn.

Heine, Heinrich: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, in: Ders.: Sämtliche Schriften. (Hg. von Briegleb, Klaus). München: dtv, 2. Aufl., 2005, Bd. 3, S. 505–641, hier 578.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/483768719/

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Das Archiv: Themenschwerpunkt Kontrolle und Überwachung

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Das Archiv. Post und Telekommunikationsgeschichte (2013/3) hat den Themenschwerpunkt Kontrolle und Überwachung, schade nur, dass die Artikel nicht online zugänglich sind.

Die Ausgabe enthält u.a. folgende Beiträge:
Philipp Aumann: Zwischen staatlicher Überwachung und Selbstkontrolle
Josef Foschepoth: Post- und Fernmeldeüberwachung in der frühen Bundesrepublik
Nona Schulte-Römer: Städtisches Nachtleben und nächtliches Stadtlicht
Bernd Flessner: Legale und illegale Datensammler
Interview mit Hans-Jürgen Schütz-Jaritz: Cyberkriminalität
Dietmar Kammerer: Die Inszenierung der Video-Überwachung
Hanne Detel: Das Ende der Kontrolle. Über die Zukunft der Reputation
Sandra Bieler: Der Überwachungsfall Rolf Gössner
Daniel Meßner: Die Anfänge biometrischer Identifizierungstechniken
Alexander Nouak: Moderne Verfahren der Biometrie

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/483768081/

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