Archäologie und StarTrek. Zu Gast beim Trekcast #029

Der aktuelle Podcast des Trekcast befasst sich diesmal mit dem spannenden Thema Archäologie.

Ich durfte mit Yann-Patrick Schlame, Thorsten Kroke und Malte Kirchner ausführlich darüber reden und das ist dabei herausgekommen.

http://www.startrek-index.de/trekcast/trekcast-029-star-trek-und-die-archaeologie/

Letztes Jahr haben der Kollege Mirco Gutjahr vom angegraben Podcast schon einmal darüber gesprochen, den Podcast finden Sie hier.

Die Interviews gehen auf drei Artikel zurück, die ziemlich genau vor einem Jahr hier auf MinusEinsEbene veröffentlicht habe.

Faszinierend! Ein archäologischer Ausflug ins Science-Fiction

Das archäologische Geschichtsbild bei Star Trek

Archäologie als narratives Mittel bei Star Trek

Wer sich intensiver damit auseinandersetzen will, sei auf die weiterführende Literatur verwiesen. Denn ob Sie es glauben oder nicht, das Thema ist bereits gut erforscht!

R. Bausch, Assimilation – Koexistenz – Unzugänglichkeit. Soziologische Betrachtungen des Fremden in Star trek, in: N. Rogotzki- T. Richter- H. Brandt- P. Friedrich- M. Schönhoff- P. M. Hahlbohm (Hrsg.) Faszinierend! Star Trek und die Wissenschaften 2 (Kiel 2003) 19-49

D. L. Bernardi, Star Trek and history. Race-ing toward in a white furure (New Brunswick, New Jersey u. London 1998)

H. Brandt-F. Schindel-J. Wellhöner, Indiana Jones im Weltraum? Das Bild der Archäologie in Star Trek, in: N. Rogotzki- T. Richter- H. Brandt- P. Friedrich- M. Schönhoff- P. M. Hahlbohm (Hrsg.) Faszinierend! Star Trek und die Wissenschaften 2 (Kiel 2003) 139-164

R. Heilmann, Über die Rolle von Archäologie und Geschichtsforschung im Film Planet of the Apes, in: K. Denzer, Funde, Filme, falsche Freunde. Der Archäologiefilm im Dienst von Profit und Propaganda (Kiel 2003) 21-42

K. U. Hellmann- A. Klein (Hrsg.) “Unendliche Weiten…”. Star Trek zwischen Unterhaltung und Utopie (Frankfurt 1997)

T. Harrison, S. Projansky, K.A.Ono, E.R. Helford (Hrsg.), Enterprise Zones. Critical Positions on Star Trek (Boulder, Colorado u. Oxford 1996)

A. Rauscher, Das Phänomen Star Trek. Virtuelle Räume und metaphorische Weiten (Fulda 2003)1

L. Russell, Archaeology and Star Trek: Exploring the past in the future, in: M. Russell (Hrsg.) Digging Holes in popular culture. Archaeology and science fiction, 2002, 19-29

O. Wenskus, Umwege in die Vergangenheit. Star Trek und die griechisch-römische Antike. Literaturwissenschaftliche Studien zu Antike und Moderne 13 (Innsbruck 2009)

S.E. Whitfield-G. Roddenbery, The making of Star Trek (New York 1968)

Quelle: http://minuseinsebene.hypotheses.org/1045

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Archäologie und Star Trek in Audio. Zu Gast bei Angegraben. Podcast

“Die Archäologie. Unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer des Podcasts Angegraben, der mit der Besatzung von einem Mann unterwegs ist….”

Wie alle richtig erkennen…geht es hier mal wieder um Star Trek und Archäologie. Ich habe mich mit dem Hallenser Archäologen-Kollegen Mirko Gutjahr, alias @DerBuddler, über dieses spannende Thema via Skype unterhalten, und dabei ist eine neue Folge des Archäologie-Podcasts Angegraben herausgekommen.

Also Reinhören. Es lohnt sich!

#11: Faszinierend: Die Archäologie bei Star Trek

Weiteres zum Thema Star Trek und Archäologie ist hier auf MInusEinsEbene zu finden:

Das archäologische Geschichtsbild bei Star Trek

Archäologie als narratives Mittel bei Star Trek

Faszinierend! Ein archäologischer Ausflug ins Science-Fiction

Quelle: http://minuseinsebene.hypotheses.org/874

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Archäologie als narratives Mittel bei Star Trek

Wenn man über Archäologie und Star Trek schreibt, könnte man zum Beispiel über Dokumentations- und Ausgrabungsmethoden der Zukunft sinnieren. Was wird in Zukunft möglich sein, und was ist jetzt schon möglich? Kann man, aber mach ich nicht. Das Spannende an Science-Fiction ist ja nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart, die sich solche Utopien, Fantasien oder Spekulationen ersonnen hat.

Archäologie ist kein bestimmendes Element bei Star Trek, aber eins, das immer wieder auftaucht. Und es taucht in den unterschiedlichsten Zusammenhängen auf. Manchmal wird sie nur kurz in einem Halbsatz der Figuren erwähnt, manchmal ist sie das entscheidende Element im Plot einer ganzen Episode. Eine Ursache, warum Archäologie so oft in Kinofilmen, Fernsehserien und Computerspielen vorkommt, ist wahrscheinlich ihre Beliebtheit. Archäologie ist positiv besetzt. Und auch bei Star Trek ist die Sicht auf die Archäologie positiv.[1] Sie ist als dramaturgisches Element auch sehr vielseitig einsetzbar, wie wir gleich sehen werden, aber vorher noch Grundsätzliches.

Das Phänomen Star Trek, mit seinen Anfängen in den späten 60er Jahren, ist heute Teil der Popkultur. Star Trek ist kein abgeschlossenes Universum. Begab man sich in den 60ern noch auf die Reise in ferne Welten, wird das Bild in TNG differenzierter und schafft den Sprung in die 90er Jahre. In der darauffolgenden Serie Deep Space Nine verändert sich der ganze Focus  im Vergleich zu ihren beiden Vorgänger-Serien.  Das Schiff fliegt nicht mehr ins Weltall hinaus, sondern das Universum-Geschehen kommt auf die Raumstation. Die vernunftorientierte, sozialistische Utopie wird aufgebrochen und die Föderation liegt in einem verlustreichen Krieg mit dem Dominion aus dem fernen Gamma-Quadranten. Die Voyager wird unfreiwillig in den Delta-Quadranten katapultiert und begegnet auf dem Weg nach Hause den verschiedensten Geschöpfen und Abenteuern. Die jüngste Serie Enterprise spielt vor TOS und bleibt hier vorerst außen vor. (Ich habe die Serie nämlich nicht vollständig gesehen). DS9, Voyager und Enterprise bilden in sich geschlossene Systeme aus, die auf der ursprünglichen Star Trek Idee Gene Rodenberrys beruhen, sich dadurch aber nicht eingrenzen lassen. Es scheint, dass dieses stete Weiterentwickeln und Reagieren auf die gesellschaftliche Wirklichkeit das Erfolgsrezept von Star Trek ist.[2]

In diesen unterschiedlichen Serien wird auch die Archäologie als narratives Element unterschiedlich eingesetzt. Während in Star Trek TOS die Archäologie immer wieder mal am Rande auftaucht, ist in TNG der Kapitän des Raumschiffes Cpt. Picard ein leidenschaftlicher Amateur-Archäologe, wohl mit Universitätsabschluss, und es gibt sogar regelrechte Archäologie-Folgen. In DS9 spielt die Archäologie eine mythologische Sonderrolle. In Voyager wird das moralische Element der gesellschaftlichen Reflexion, das in TNG bereits aufkommt, weitergeführt.

In TOS: Das letzte seiner Art liefert die Enterprise Versorgungsgüter auf Planeten M-113, auf dem eine mehrjährige archäologische Ausgrabung durchgeführt wird. Auch eine von Kirks Verflossenen ist eine Archäologin, die aber nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen ist (TOS: Gefährlicher Tausch). Dass exoarchäologische Forschung nicht ungefährlich ist, erfahren wir in TNG: Mutterliebe, in der die Archäologin Marla Aster bei der Untersuchung koinonianischer Ruinen getötet wird und einen Sohn zurücklässt. Aber nicht nur Menschen betreiben Archäologie, auch der hochrangige cardassianische Offizier Neral zeigt eine Schwäche für dieses Fach (DS9: Unter den Waffen schweigen die Gesetze).

Durch alle vier Serien zieht sich das Element, dass ein Relikt aus der Vergangenheit auftaucht und die fiktive Gegenwart durcheinander wirbelt. Die Erbauer sind vergangene Hochkulturen, deren Geschichte unbekannt oder mindestens äußerst mysteriös ist. Erzählerisch ist es ein einfacher Kniff: Ein völlig unbekannter historischer Gegenstand taucht auf und die Geschichte nimmt ihren Lauf:

In der Originalserie trifft die Enterprise auf den Planeten Amerind, auf dem sich ein seltsamer Obelisk befindet, der von einer untergangenen Zivilisation als Kometenabwehrschirm installiert wurde, aber nach mehreren Jahrhunderten in Betrieb jetzt kaputt gegangen ist (TOS: Der Obelisk).  Der Androide Data wird sogar einmal selbst zu einem archäologischen Fund in einer Schicht des 19. Jahrhunderts (TNG: Gefahr aus dem 19. Jahrhundert I &II). Die Star Trek Figuren müssen besonders auf ihren Nachwuchs aufpassen, sonst kann es nämlich passieren, dass dieser in einfach herumliegenden Zeitportalen verschwindet und als eine um mehrere Jahre gealterte Personen wieder herauskommt (DS9: Das Zeitportal).

Aber Exoarchäologie findet nicht nur auf Planeten statt, sondern auch im Weltall selbst. Der Enterprise D begegnet ein einsam im Raum fliegender Komet, der sich als gigantische Bibliothek herausstellt. Sie kann Materie morphologisch verändern und verwandelt das Schiff in eine Tempelanlage, die stark an altamerikanische Hochkulturen erinnert (TNG: Der Komet). Eine Hinterlassenschaft weniger hochentwickelter Zivilisationen im Weltall sind Sonden. Der Präwarp-Zivilisation auf Kataan im Parvenium-System droht die Vernichtung durch eine Supernova. Sie schicken eine Sonde ins Weltall, die mit Hilfe eines nukleonischen Strahls eine ganze Biografie eines Kataaner simulieren kann (TNG: Das zweite Leben). Manchmal wird man aber auch von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt wie im ersten Star Trek Spielfilm aus dem Jahre 1979, als sich V´ger als die verschollene Voyager 6 entpuppt, eine fiktive Nachfolge-Sonde der beiden tatsächlich entsandten Voyager 1 und 2.

Archäologie spielt aber nicht nur als erzählerischer Anlass eine Rolle, sondern steht in einigen Folgen auch im Zentrum des Plots. Über die drei wichtigsten Archäologie-Folgen in TNG habe ich bereits in dem vorhergegangen Star Trek Post berichtet. Erzählerisch handelt es sich zum Ersten um eine Indiana-Jones-Story (TNG: Picard macht Urlaub), zum Zweiten um ein Gut-jagt-Böse-Geschichte (TNG: Der Schachzug I & II) und zum Dritten vermittelt die klare moralische Botschaft: Alle Wesen im Weltall sind Geschwister (TNG: Das fehlende Fragment)!

Auffällig dabei ist, dass Archäologie als Wissenschaft erscheint, die aufklärt, echte Beweise anführt und dabei Mythen entzaubert. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass Roddenberry und seine Drehbuchautoren dem Christentum und überhaupt allen Religionen skeptisch gegenüber standen. In der Serie selbst gilt Religion zumindest in der Föderation als überwunden.

In der Serie Voyager wird dieses erzählerische Prinzip die Archäologie betreffend fortgeführt.

Der Molekularpaläontologe Forra Gegen vom Volk der Voth findet mit seinem Assistenten ein menschliches Skelett von einem verstorbenen Voyager-Crewmitglied. Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass Menschen und Voth vergleichbare DNS haben, also verwandt sind. Auf der Erde des Mesozoikums haben sich Hadrosaurier zu intelligenten Wesen weiterentwickelt, die schließlich auch zur Raumfahrt im Stande waren. Sie verließen die Erde und wurden im Delta-Quadranten sesshaft. Diese Erkenntnisse entsprechen aber nicht der politischen Doktrin der Voth und so kommt es zu einem Standgericht, das an den Prozess gegen Galileo erinnert (VOY: Herkunft aus der Ferne).

Auf dem Weg durch den Deltaquadranten wird die Raumschiffcrew durch Halluzinationen von einem Massaker während eines Kriegen geplagt. Die Besatzung scheint selbst an diesem Massenmord beteiligt gewesen zu sein. Es stellt sich heraus, dass diese vermeintlichen Erinnerungen von einem Sender verursacht werden, der ein Mahnmal für die Opfer eines sehr lang zurückliegenden Kriegsverbrechens ist. Die Voyager-Besatzung repariert den Sender, damit diesen historischen Geschehnissen auch weiterhin gedacht werden kann (VOY: Das Mahnmahl).

Mit der Verantwortung des Historikers beschäftigt sich VOY: Der Zeitzeuge. Das Backup des Doktors befindet sich in einem Museum auf dem Planeten der Vaskaner und Kyrianer im 31. Jahrhundert. Die Völkerschaften sind bereits über Jahrhunderte andauernden gesellschaftlichen Unruhen ausgesetzt. Die Durchquerung des Planetensystems durch die Voyager vor sieben Jahrhunderten wird als Anlass dafür gesehen. Nur die wissenschaftlich korrekte historische Forschung, die frei ist von Vorurteilen, kann den Frieden zwischen den Völkern stiften. Is klar.

Star Trek Deep Space Nine stellt in vielerlei Hinsicht eine Ausnahme im Star Trek Universum dar. Es ist die düsterste der Star Trek Serien und der dramaturgische Einsatz der Archäologie verändert sich. Hatte die Archäologie in TNG eine aufklärende Funktion, bekommt sie in DS9 eine Rolle innerhalb des mythisch-religiösen Weltbildes Bajors zugewiesen. Die Rolle von Religion für Gesellschaften wird in der Serie herausgearbeitet und der Glaube, als persönliches Erleben für Star Trek-Verhältnisse, überbetont.[3]

Bajors Götter sind nicht-körperliche Wesen, die in einem Wurmloch leben, der als Himmelstempel bezeichnet wird. Das Verhältnis zwischen den sogenannten Propheten und den Bajoranern ist ein wohlwollendes. Die Archäologie bestätigt Bajors Mythen als Wahrheit. So ist es dem Abgesandten der Propheten Cpt. Sisko vorbehalten, den Nachweis zu führen, dass die Bajoraner früher als die Völker benachbarter Planeten-Systeme Raumfahrt betrieben. Er baut archäologisch-experimentell ein Leuchtschiff und fliegt damit in Richtung Cardassia Prime. Durch natürlich vorkommende Tachyonenstürme erreicht das Leuchtschiff Warpgeschwindigkeit und gelangt damit bis ins cardassianische System. Die Cardassianer sehen sich gezwungen zuzugeben, dass die Absturzstelle des antiken Leuchtschiffes vor kurzem ausgegraben  worden ist (DS9: Die Erforscher). Es ist auch der Abgesandte, der die versunkene Stadt B`hala findet, nach der Generationen von Archäologen vergeblich gesucht haben (DS9: Heilige Visionen). Die Erforschung obliegt Ranjen Koral, einem bajoranischen Mönch, der bei Forschungsfragen ganz selbstverständlich den Abgesandten zu Rate zieht (DS9: Zeit der Abrechnung). Zu guter Letzt ist es auch, na wer? natürlich der Abgesandte, der den letzten verschollenen Drehkörper in einer wilden, affektiven Buddelei ausgräbt (DS9: Das Gesicht im Sand).

Archäologinnen und Archäologen treten als Rand- und Hauptfiguren auf, oder die Entdeckung eines historischen Fundes steht am Anfang der Episode. Archäologie wird aber auch als Mittel eingesetzt, um einen Sachverhalt zu verifizieren oder zu falsifizieren, denn archäologisch geborgene Gegenstände lügen nicht. Archäologie kann Aberglaube entlarven, oder es bestätigt den aufgebauten Mythos von Gottheiten und Prophezeiungen. Archäologie ist in Star Trek also nur bedingt ein Teil der sozialistischen Utopie amerikanischer Prägung, sondern vielmehr ein narratives Element, das vielseitig einsetzbar ist.

Verwendete Literatur

D. L. Bernardi, Star Trek and history. Race-ing toward in a white furure (New Brunswick, New Jersey u. London 1998)

H. Brandt-F. Schindel-J. Wellhöner, Indiana Jones im Weltraum? Das Bild der Archäologie in Star Trek, in: N. Rogotzki- T. Richter- H. Brandt- P. Friedrich- M. Schönhoff- P. M. Hahlbohm (Hrsg.), Faszinierend! Star Trek und die Wissenschaften 2 (Kiel 2003) 139-164

L. Russell, Archaeology and Star Trek: Exploring the past in the future, in: M. Russell (Hrsg.), Digging Holes in popular culture. Archaeology and science fiction, 2002, 19-29

O. Wenskus, Umwege in die Vergangenheit. Star Trek und die griechisch-römische Antike. Literaturwissenschaftliche Studien zu Antike und Moderne 13 (Innsbruck 2009)

Weitere Literatur:  Faszinierend! Ein archäologischer Ausflug ins Science-Fiction (Interner Link)

Siehe auch:  Das archäologische Geschichtsbild bei Star Trek (Interner Link)

[1] O. Wenskus, Umwege in die Vergangenheit. Star Trek und die griechisch-römische Antike. Literaturwissenschaftliche Studien zu Antike und Moderne 13 (Innsbruck 2009)11-13

[2] A. Rauscher, Das Phänomen Star Trek. Virtuelle Räume und metaphorische Weiten (Fulda 2003) 10-18

[3] O. Wenskus, Umwege in die Vergangenheit. Star Trek und die griechisch-römische Antike. Literaturwissenschaftliche Studien zu Antike und Moderne 13 (Innsbruck 2009) 11-13

Quelle: http://de.hypotheses.org/71688

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Das archäologische Geschichtsbild bei Star Trek

Das fiktive Star Trek Universum ist in seiner grundlegenden Anlage eine positive Utopie unserer Zukunft. Geld, Nationalstaaten, kriegerische Konflikte sind auf der Erde abgeschafft. Die Menschen arbeiten, um sich selbst zu verwirklichen und reisen mit Überlichtgeschwindigkeit (Warp/ Sol) durchs All, um unsere Galaxie zu erforschen. Die Milchstraße, in der sich das Geschehen weitestgehend abspielt, ist in vier Quadranten eingeteilt mit der Erde im Zentrum des „Alpha-Quadranten“.

Die Erde ist ein Teil der „Vereinigten Föderation der Planeten“, die ein galaktisches „Territorium“ bilden, den „Föderationsraum“, die anderen „Gebiete“ innerhalb dieses „Alpha-Quadranten“ teilen sich das „Klingonische Reich“, das „Romulanische Imperium“, die „Ferengi-Allianz“ und schließlich der „Cardassianische Raum“. Obwohl die Idee der Nationalstaaten überwunden sein soll, ist die Idee der Raumaufteilung durch herrschende Mächte von der kontinentalen Ebene auf die galaktische Ebene übertragbar.

Innerhalb des Föderationsraumes gibt es eine utopische Gesellschaftsform, die klare sozialistische Züge aufweist.[1] Der Kapitalismus ist aus Vernunftsgründen überwunden und wurde durch eine freie und aufgeklärte Gesellschaftsform ersetzt, in der auch Religion weitestgehend keine Rolle mehr spielt.

Das Zusammenleben dieser unterschiedlichen Völkerschaften und das gemeinsame Leben und Arbeiten auf Raumstationen, Raumschiffen und Forschungseinrichtungen wird ermöglicht durch eine grundlegende Toleranz gegenüber anderen Kulturen.  Dieses moralische „Toleranzprinzip“ wird durch die „Oberste Direktive“, die Nichteinmischung in kulturelle Angelegenheiten anderer Völkerschaften, verbindlich. Diese „Oberste Direktive“ führt natürlich immer wieder zu Gewissenskonflikten und wird vergleichsweise häufig gebrochen.[2]

Das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen ermöglicht auch das gemeinsame Forschen in den unterschiedlichen Wissenschaften, zu denen ganz selbstverständlich auch die Archäologie gehört.

Das sogenannte Daystrom-Institut (in der dt. Synchronisation: Daystorm-Institut) auf Galor IV ist eine elitäre Forschungseinrichtung, die die unterschiedlichsten Forschungsinstitute beheimatet. Es gibt dort auch einen Archäologischen Rat. Der leitende Archäologe dort ist Professor Woo, der in der Serie allerding nur einmal genannt wird (DS9: Q-Unerwünscht).

Wie in der Gegenwart werden auch in der fiktiven Zukunft  jährlich stattfindende archäologische Symposien abgehalten (TNG: Gefangen in der Vergangenheit).

Archäologische Forschung findet „planetenübergreifend“ statt und wird deswegen auch Exoarchäologie genannt.

Im Star Trek Universum geben sich nicht alle Individuen mit selbstloser Forschung und purer Selbstverwirklichung zufrieden, sondern streben nach Gewinn, Abenteuer und seltenen Schätzen. Welche Möglichkeit wäre da dramaturgisch geeigneter als im Medium Fernsehen etablierte Schatzjäger und Abenteuerer auftreten zu lassen. In Star Trek sind sie spannenderweise weiblich, attraktiv und sehr ausgefuchst. Vash begegnet Cpt. Picard, einen leidenschaftlichen Archäologie-Amateur, auf dem Urlaubsplaneten Risa (TNG: Picard macht Urlaub) und verwickelt ihn in die Suche nach dem legendären „Tox Uthat“, einen Quantenphaseninhibitor aus dem 27. Jahrhundert. Nach dem überstandenen Abenteuer schließt sich Vash, zum Ärgernis Picards, einem allmächtigen Wesens namens Q an. Diese Partnerschaft dauert nur wenige Jahre und die erbeuteten Schätze dieser Partnerschaft werden auf einer speziellen Auktion an mehr oder weniger dubios wirkende Sammler versteigert (DS9: Q-Unerwünscht). Das Sammeln von antiken Gegenständen, auch aus zweifelhafter Herkunft, ist  in der Zukunft wie in der Gegenwart ein leidenschaftliches Hobby, das in Star Trek moralisch hinterfragt wird (TNG: Der Sammler).

Das Ausplündern von archäologischen Fundstätten wird in Star Trek nicht nur aus persönlicher Bereicherung, sondern auch aus  politisch-terroristischen Motiven heraus praktiziert. In der Doppelfolge TNG: Der Schachzug I & II begibt sich Cpt. Picard auf ein „Raubgräber-Schiff“, das gezielt archäologische Fundstellen anfliegt auf der Suche nach ganz bestimmten Artefakten. Wir erfahren, dass die Forschung so weit ist, dass man aus der Umlaufbahn eines Planeten die Funde in der Fundstätte scannen kann. Diese Funde können aus der Erde heraus auf ein Raumschiff gebeamt werden. Dabei entstehen charakteristische Löcher, die Fundstätte ist dann ganz oder teilweise zerstört. Die Zerstörung der Fundstätte wird in dieser Episode als moralisch verwerflich verurteilt.[3] Ziel dieser Plünderungen ist ein „Psionischer Resonator“, eine antike vulkanische Waffe, die von der „vulkanischen Isolationistenbewegung“ benötigt wird, um die Macht auf dem Planeten Vulkan zu erlangen.

Wir sehen, das gesamte Star Trek Universum ist voll von Spezies, deren Vergangenheit archäologisch erforscht werden muss. Auffällig dabei ist, dass die Spezies dem Menschen sehr ähnlich sind, also jeweils zwei Arme und Beine und einen Kopf mit Augen, Nase und Mund haben. Es gibt ebenfalls meist zwei Geschlechter und erfolgreiches Paaren ist untereinander möglich und wird auch praktiziert. Wie dies möglich ist, wird in der Folge TNG: Das fehlende Fragment erläutert. Der Archäologe Prof. Galen, Lehrer Cpt. Picards, hat sich auf seine alten Tage dann doch noch mal der Anthropologie verschrieben, und sucht im gesamten Weltraum nach Fragmenten eines uralten Geheimnisses, welches sich in der DNA versteckt.  Auf diese Forschungen werden auch die Geheimdienste der feindlich gesinnten Romulaner und Klingonen aufmerksam, die die Entwicklung einer zerstörerischen Waffe vermuten. Des Rätsels Lösung ist aber eine verschlüsselte Botschaft an die Bewohner des Star Trek Universums, dass sie alle von einem Ur-Humanoiden abstammen, die ihre DNA in die „Ursuppen“ der verschiedenen Heimatplaneten verteilten. Diese Ur-Humanoiden wünschen sich eine friedliche Koexistenz ihrer „Nachkommen“ im Universum. Die klingonischen und romulanischen Nachkommen halten das für einen schlechten Scherz.

Neben der verblüffenden Ähnlichkeit entwickeln sich auch die humanoiden Spezien alle in ähnlichen Evolutionsstufen. Dieses Geschichtsbild bezeichnet Gene Roddenbery  höchstselbst, als „parallele Evolution“ und ist eine Konstante im Star Trek Universum.[4] „Ungläubige“ halten das Auftreten von so viel humanoiden Außerirdischen für eine Folge begrenzter Produktionskosten.

Auf den unterschiedlichen Planeten sind diese Entwicklungsphasen auch auf unterschiedlichem Stand. Die Mintakaner (TNG: Der Gott der Mintakaner) sind  eine proto-vulkanische Gesellschaft auf dem Niveau der Bronzezeit. Daraus können wir schließen, dass dem auch eine Steinzeit vorausgeht und eine Eisenzeit folgt. Eine mutmaßliche Jäger und Sammler Gesellschaft begegnet uns im  jüngsten Spielfilm „Into Darkness“. Die vorindustrielle Gesellschaft, die Data in TNG: Radioaktiv besucht, befindet sich ganz offenbar vom Übergang des Späten Mittelalters zur Renaissance. Nicht bei allen Gesellschaften ist eine so eindeutige Zuordnung möglich. Die Bevölkerung auf Boral II (TNG: Die oberste Direktive) beispielsweise lebt wie amerikanische Siedler auf dem Weg nach Westen, allerdings auf dem Niveau des Hohen Mittelalters. Eine Auflisung sogenannter Präwarp-Zivilisationen ist hier zu finden.

Ethisch moralische Grundlage des Zusammenlebens und der wissenschaftlichen Forschung ist die „Oberste Direktive“, die Nichteinmischung in kulturelle Angelegenheiten anderer Spezies. Dies betrifft auch die Archäologie. Die bereits erwähnte Schatzjägerin Vash teilt ihrem Geliebten Picard mit, dass sie als nächstes vielleicht die Ruinen von Tagus III besuchen möchte (TNG: Gefangen in der Vergangenheit). Picard ist entsetzt und hält ihr vor, dass die Tagusianer das Betreten ihrer Ruinenstätten verbieten,  was diese Fundplätze auf Gefahrensucherinnen wie Vash eher anziehend als abschreckend wirken lässt.  Funde aus Tagus III haben auf dem Antiquitätenmarkt wohl einen gewissen Preis.

Alles in allem sehen wir, dass auch in der utopischen Welt des Star Trek Universums in Sachen Archäologie sich vieles ähnlich verhält wie heute. Es gibt eine organisierte archäologische Forschung, aber der illegale Antiquitätenhandel ist einfach nicht in den Griff zu bekommen.

Fortsetzung folgt!

Weitere verwendete Literatur hier.

[1] K. Steinmüller, Beinahe eine sozialistische Utopie, in: K. U. Hellmann- A. Klein (Hrsg.), “Unendliche Weiten…”. Star Trek zwischen Unterhaltung und Utopie (Frankfurt 1997)80-90/

s.a.: R. Saage, Utopie und Science-fiction. Versuch einer Begriffsbestimmung, in: K. U. Hellmann- A. Klein (Hrsg.), “Unendliche Weiten…”. Star Trek zwischen Unterhaltung und Utopie (Frankfurt 1997) 45-58

[2] R. Bausch, Assimilation – Koexistenz – Unzugänglichkeit. Soziologische Betrachtungen des Fremden in Star trek, in: N. Rogotzki- T. Richter- H. Brandt- P. Friedrich- M. Schönhoff- P. M. Hahlbohm (Hrsg.), Faszinierend! Star Trek und die Wissenschaften 2 (Kiel 2003) 26

[3] H. Brandt-F. Schindel-J. Wellhöner, Indiana Jones im Weltraum? Das Bild der Archäologie in Star Trek, in: N. Rogotzki- T. Richter- H. Brandt- P. Friedrich- M. Schönhoff- P. M. Hahlbohm (Hrsg.), Faszinierend! Star Trek und die Wissenschaften 2 (Kiel 2003) 143

[4] L. Russell, Archaeology and Star Trek: Exploring the past in the future, in: M. Russell (Hrsg.), Digging Holes in popular culture. Archaeology and science fiction, 2002, 19-29

S.E. Whitfield-G. Roddenbery, The making of Star Trek (New York 1968) 207

 

Quelle: http://minuseinsebene.hypotheses.org/541

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Faszinierend! Ein archäologischer Ausflug ins Science-Fiction

Archäologen und die Archäologie sind ein Teil der Popkultur. Ja, man will es nicht wahrhaben, aber Archäologie fasziniert und lädt ein zum Träumen ein von Expeditionen in den Dschungel/Wüste, wertvollen Schätzen und spannenden Rätseln.

Nein, ich führe jetzt nicht aus, was das mit dem wirklichen Berufsbild der Archäologie zu tun hat, das kann sich jeder selbst denken.

Ja, bleiben wir lieber bei diesen spannenden Abenteuern zur Erforschung  untergangener Hochkulturen.  Dieses Bild ist Teil der Popkultur und dieses Bild ist im Allgemeinen positiv besetzt. Archäologen sind entweder mit allen Wassern gewaschene Abenteurer oder etwas verkorkste Bücherwürmer, aber sie sind immer irgendwie genial. Dieses Archäologie-Bild, das durchaus auch in der Trivialkultur vielschichtiger ist, als man vermutet, findet sich in allen Genres und eben auch im Science-Fiction. Anlässlich meines vor kurzem gefeierten runden Geburtstages werden sich die beiden folgenden Blogposts mit einer besonderes populären Zukunftswelt befassen, nämlich Star Trek.

In einem ersten Post mit dem Titel: „Das archäologische Geschichtsbild bei Star Trek“ wird sich mit den archäologischen Strukturen und den auftretenden Archäologinnen und Archäologen  befassen. Es soll das Star Trek spezifische Geschichtsbild erläutert werden, das im Übrigen eine eindeutige ethische Botschaft enthält.

In dem zweiten Post mit dem Titel: „Archäologie als narratives Mittel bei Star Trek“  wird der Wandel des Archäologie-Bildes durch die unterschiedlichen Serien hindurch beleuchtet. Der erste Post wird den zweiten inhaltlich vorbereiten.

Das Bild des Archäologen in Star Trek ist keineswegs ein Gebiet „where no man has gone before“, sondern ein gut beleuchtetes. Die folgenden Posts basieren im Wesentlichen auf den folgenden Artikeln, die hier zur weiteren Lektüre empfohlen werden.

R. Bausch, Assimilation – Koexistenz – Unzugänglichkeit. Soziologische Betrachtungen des Fremden in Star trek, in: N. Rogotzki- T. Richter- H. Brandt- P. Friedrich- M. Schönhoff- P. M. Hahlbohm (Hrsg.) Faszinierend! Star Trek und die Wissenschaften 2 (Kiel 2003) 19-49

H. Brandt-F. Schindel-J. Wellhöner, Indiana Jones im Weltraum? Das Bild der Archäologie in Star Trek, in: N. Rogotzki- T. Richter- H. Brandt- P. Friedrich- M. Schönhoff- P. M. Hahlbohm (Hrsg.) Faszinierend! Star Trek und die Wissenschaften 2 (Kiel 2003) 139-164

R. Heilmann, Über die Rolle von Archäologie und Geschichtsforschung im Film Planet of the Apes, in: K. Denzer, Funde, Filme, falsche Freunde. Der Archäologiefilm im Dienst von Profit und Propaganda (Kiel 2003) 21-42

K. U. Hellmann- A. Klein (Hrsg.) “Unendliche Weiten…”. Star Trek zwischen Unterhaltung und Utopie (Frankfurt 1997)

A. Rauscher, Das Phänomen Star Trek. Virtuelle Räume und metaphorische Weiten (Fulda 2003)1

L. Russell, Archaeology and Star Trek: Exploring the past in the future, in: M. Russell (Hrsg.) Digging Holes in popular culture. Archaeology and science fiction, 2002, 19-29

O. Wenskus, Umwege in die Vergangenheit. Star Trek und die griechisch-römische Antike. Literaturwissenschaftliche Studien zu Antike und Moderne 13 (Innsbruck 2009)

S.E. Whitfield-G. Roddenbery, The making of Star Trek (New York 1968)

Quelle: http://minuseinsebene.hypotheses.org/533

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