Noch einmal: Kritik der Verwaltungssprache um 1800

Zuletzt habe ich an dieser Stelle Klaus Margreiters HZ-Aufsatz zur Kritik der Aufklärung am Kanzleistil des Ancien Régime besprochen. Bei allem Lob habe ich angemerkt, dass die dort zitierte aktenkundliche Literatur nicht voll für dieses Thema ausgewertet wurde. Dazu jetzt mehr.

Beck (1997: 425-435) hat den Fall des neumärkischen Landrats v. Mülheim nachgezeichnet, der 1787 in seinen Berichten an die Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin stillschweigend begann, die Kurialien fortzulassen, d. h. die auf den König gemünzte Anrede “Allerdurchlauchtigster großmächtiger König [...]” zu Beginn und
die Devotionsformel “Ich ersterbe [...]” zwischen Kontext und Unterschrift. Das wollte ihm die Kammer nicht durchgehen lassen, viel hatte sie aber nicht entgegenzusetzen, insbesondere nicht v. Mülheims Argument, wenn Friedrich der Große bei tatsächlich an ihn selbst gerichteten Immediatberichten auf die Kurialien verzichtet habe, könne eine Provinzialbehörde doch nicht darauf bestehen. Aber auch diese bestechende Logik half v. Mülheim nicht, weil die Sache durch eine Weisung des Generaldirektoriums zugunsten des Kurialienzwangs entschieden wurde.

Bemerkenswert sind die tieferen Überzeugungen hinter der beamtentypischen Formalargumentation des Landrats: Die altdeutschen Kurialien rühren an sein Stilempfinden. Sie seien pompös und geschmacklos. Ein Franzose schreibe seinen König einfach mit “Sire” an. Die aufgeklärte Verwaltungssprachkritik, die Margreiter behandelt, hat also bereits einen in der Lokalverwaltung tätigen märkischen Landadeligen erfasst. Dieser Landrat war entsprechend gebildet; gegenüber seinen Oberen in Küstrin führte er Homer, Melanchthon und hinduistische Gesetze ins Feld. Man müsste seine Sozialisation näher eruieren und als typisch oder atypisch für die Schicht kontextualisieren, aus der die untere Verwaltungsebene in Preußen zum Ende des 18. Jahrhunderts rekrutiert wurde. Dann könnten sich Aufschlüsse über die Breitenwirkung der Verwaltungssprachkritik ergeben.

Granier (1902) befasst sich mit dem 1800 trotz königlichen Wohlwollens gescheiterten Versuchung, die Kurialien in Preußen abzuschaffen oder wenigstens zu reduzieren. Die schroffe Ablehnung durch die Staatsminister (außer Hardenberg) ist in dem Kontext, in dem sie von Margreiter (2013: 678 f.) zitiert wird, nämlich hinsichtlich eines Glaubwürdigkeitsverlusts gegenüber den Untertanen, die gerade zu Staatsbürgern werden wollen, doch überzogen. Sie unterstricht aber, liest man die von Margreiter nur indirekt über Haß (1909) ausgewertete Miszelle ganz, eine andere Aussage (Margreiter 2013: 685): Das Kanzleizeremoniell wirkte sozialisierend und disziplinierend auf die Beamtenanwärter, gerade in revolutionärer Zeit:

Allerdings wird den schon gebildeten, fähigen, treuen Staatsdiener die Form des Styls, wenn sie heute verändert wird, nicht umwandeln [...]. Aber die Form wirkt in die ganze Zukunft hinein und trägt das ihrige bey zur Bildung künftiger Staatsdiener aller Classen.

Und da beim Beamtennachwuchs “ein ungewöhnlich starkes Maß von Selbstgefälligkeit, Eigendünkel, Anmaßungssucht und viele Keime zur Insubordination” festzustellen sein, müsse man zum einen diesen selbst Disziplin im Namen des Königs beibringen und sie zum anderen lehren, in dessen Namen zu sprechen, um “Würde und Ernst” zu gewinnen, so die Argumentation der Staatsminister (Granier 1902: 175) .

Wobei man hier allerdings auch einen aus konservativer Sicht vernünftigen Kern entdecken kann: Das umständliche Reskribieren im Namen des Landesherrn war im 17. Jahrhundert eine Innovation gewesen, um Verwaltungsakte zu legitimieren, die ohne dessen persönliche Beteiligung erlassen wurden – die “stellvertretenden Behördenverordnungen” waren entstanden (Haß 1909: 525; Meisner 1935: 35). Durch die Verwendung des Titels wurden die Beamten auf den Souverän verpflichtet und für ihre Handlungen in die Verantwortung genommen. Nur änderten sich die zugrunde liegenden politischen Vorstellungen in unserem Untersuchungszeitraum eben entscheidend.

Es bleibt noch zu erwähnen, dass erwartungsgemäß auch Hardenberg den von Margreiter heraus präparierten Diskurs der Verwaltungssprachkritik verinnerlicht hatte: Wieder begegnet der Topos der “barbarische[n] Schreibart ungebildeter Zeiten”. Die Umgangssprache habe sich weiterentwickelt, der “stilus curiae” sei stehengeblieben.

Margreiters Befunde werden also von dieser Seite her eindeutig bestätigt, wenn auch der aufklärerische Impetus gemischt ist mit dem profanen Überdruss  von Verwaltungspraktikern an umständlichen Formalitäten.

Literatur

Beck, Lorenz Friedrich 1997. Geschäftsverteilung, Bearbeitungsgänge und Aktenstilformen in der Kurmärkischen und in der Neumärkischen Kriegs- und Domänenkammer vor der Reform (1786-1806/08). In: Beck, Friedrich und Neitmann, Klaus, Hg. 1997. Brandenburgische Landesgeschichte und Archivwissenschaft. Festschrift für Lieselott Enders zum 70. Geburtstag. Weimar, S. 417–438.

Granier, Hermann 1902. Ein Reformversuch des preußischen Kanzleistils im Jahre 1800. Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte 15, S. 168–180. (Online)

Haß, Martin 1909. Über das Aktenwesen und den Kanzleistil im alten Preußen. Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte 22, S. 521–575. (Online)

Margreiter, Klaus 2013. Das Kanzleizeremoniell und der gute Geschmack. Verwaltungssprachkritik 1749-1839. Historische Zeitschrift 297, S. 657-688.

Meisner, Heinrich Otto 1935. Aktenkunde. Ein Handbuch für Archivbenutzer mit besonderer Berücksichtigung Brandenburg-Preußens. Berlin.

Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/151

Weiterlesen

Offene Archive 2.1 – Social media im deutschsprachigen Archivwesen (und im internationalen Kontext)

Vom 3. bis 4. April 2014 findet in Stuttgart die Tagung “Offene Archive 2.1 – Social media im deutschsprachigen Archivwesen (und im internationalen Kontext)” statt.       Das vorläufige  Tagungsprogramm : http://archive20.hypotheses.org/1178 (mit weiteren Informationen zur Anmeldung)   Hashtag ist #archive20, getwittert wird unter @archive20.     Beiträge der Tagung “Offene Archive 2.0. Social media im deutschsprachigen Archivwesen (und im internationalen Kontext)” (Speyer, 22./23.11.2012) sind auf dem Blog  Archive 2.0 dokumentiert; auch ein Tagungsbericht ist online: Meinolf Woste, Offene Archive?, in: Archivar 2013/2, 197–201, http://archive20.hypotheses.org/689.    

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/6718

Weiterlesen

Testbeitrag für Twitter

Hintergrund

Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. At vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. At vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. At vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet.<!–more–>

Fabian KuhnDuis autem vel eum iriure dolor in hendrerit in vulputate velit esse molestie consequat, vel illum dolore eu feugiat nulla facilisis at vero eros et accumsan et iusto odio dignissim qui blandit praesent luptatum zzril delenit augue duis dolore te feugait nulla facilisi. Lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit, sed diam nonummy nibh euismod tincidunt ut laoreet dolore magna aliquam erat volutpat.

Ut wisi enim ad minim veniam, quis nostrud exerci tation ullamcorper suscipit lobortis nisl ut aliquip ex ea commodo consequat. Duis autem vel eum iriure dolor in hendrerit in vulputate velit esse molestie consequat, vel illum dolore eu feugiat nulla facilisis at vero eros et accumsan et iusto odio dignissim qui blandit praesent luptatum zzril delenit augue duis dolore te feugait nulla facilisi.

Nam liber tempor cum soluta nobis eleifend option congue nihil imperdiet doming id quod mazim placerat facer

Quelle: http://www.visual-history.de/?p=2276

Weiterlesen

Seine Augen trinken alles – Max Ernst und die Zeit um den Ersten Weltkrieg

ausstellungen_teaser3_teaser_klein

Ausstellung im Max Ernst Museum Brühl des LVR vom 23. Februar bis 29. Juni 2014

Die Sonderausstellung »Seine Augen trinken alles – Max Ernst und die Zeit um den Ersten Weltkrieg« im Max Ernst Museum Brühl des LVR beleuchtet die künstlerische „Inkubationszeit“ des 1891 in Brühl geborenen Ausnahmetalentes in den 1910er und 1920er Jahren. Mit den poetischen Worten „Seine Augen trinken alles was in den Sehkreis kommt“ charakterisierte Max Ernst im Rückblick die vielfältigen Eindrücke, die er während seines Studiums an der Bonner Universität gesammelt hatte.

Es werden Kunstwerke und Objekte präsentiert, die ihn beeindruckten und die er kritisch rezipierte. In der von Museumsdirektor Achim Sommer und Jürgen Pech unter Mitwirkung von Ljiljana Radlović kuratierten Ausstellung werden eigenen frühen Werken Beispiele seiner damaligen Favoriten wie Delaunay, Macke, Klee, Picasso oder Matisse gegenübergestellt. Gemälde der von ihm kritisierten Künstler aus den Beständen des ehemaligen Städtischen Museums Villa Obernier kontrastieren mit diesen avantgardistischen Positionen. Die konservativ geprägte Ausbildung am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn sowie seine Faszination für ozeanische und afrikanische Kultobjekte werden thematisiert. Ebenso werden seine Erfahrungen während des Ersten Weltkrieges anhand von Briefen dokumentiert. Ein exemplarischer Ausblick auf seine Kunst nach 1918 zeigt seine Entwicklung hin zu neuen Formen und Inhalten. Somit erschließt die Ausstellung wichtige Wegmarken der künstlerischen Entwicklung von Max Ernst in einem bedeutungsvollen Kontext mit internationalen Leihgaben.

Einen Monat nach dem Abitur schreibt sich Max Ernst (1891-1976) im April 1910 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ein, um Philologie zu studieren. In den Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges belegt er neben Germanistik, Romanistik und Philosophie Veranstaltungen in Psychologie und Psychiatrie sowie in Kunstgeschichte. Neben dem Studium ist Max Ernst künstlerisch tätig – so malt er um 1912 das großformatige Aquarell »Der See Bethesda«. Gleichzeitig schreibt er für die Bonner Zeitung Volksmund zahlreiche Kunst- und Theaterkritiken. Im August 1914 tritt er als Kriegsfreiwilliger in das Rheinische Feldartillerie-Regiment Nr. 23 ein und ist bis Oktober 1918 in Frankreich, Russland und Belgien im Einsatz. Während dieser Zeit entstehen einige wenige Arbeiten – Max Ernst konzentriert sich vor allem auf das „Durchhalten“ –, wie die Aquarelle „Von der Liebe in den Dingen“ von 1914 oder „Mondfische / Kampf der Fische“ von 1917. Nach Kriegsende kehrt er „als junger Mann, der ein Magier werden und den Mythos seiner Zeit finden wollte“ zum Leben zurück. In einer Reihe von dadaistischen Foto-Collagen, zu denen „die chinesische nachtigall“ von 1920 gehört, beginnt er Kriegsmotive ins Fantastische umzudeuten.

Begleitend zur Ausstellung werden darüber hinaus Veranstaltungen (Dada-Abend, Konzert, Modesalon), Führungen, Workshops sowie ein Sonderprogramm für Schulen angeboten. Die Termine und Themen werden auf der Museumshomepage www.maxernstmuseum.lvr.de sowie im Veranstaltungsprogrammheft bekannt gegeben.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 272 Seiten. Preis an der Museumskasse: 39,90 Euro.

Dieses Ausstellungsprojekt wird durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Die Sonderausstellung ist Teil des Verbundprojekts „1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg“ des LVR-Dezernates Kultur und Umwelt mit anderen Institutionen, das an den Beginn des Ersten Weltkrieges erinnert. Schirmherrin des Projektes ist Ute Schäfer, Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.

Mehr Informationen unter: www.rheinland1914.lvr.de.

Besucherservice:

Max Ernst Museum Brühl des LVR

Comesstraße 42 / Max-Ernst-Allee 1, 50321 Brühl

www.maxernstmuseum.lvr.de

Tel +49 (0) 2232 5793 -0

Öffnungszeiten:

Geöffnet: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr sowie Ostermontag, Pfingstmontag

Geschlossen: Montag sowie Weiberfastnacht, Karnevalssonntag, Rosenmontag, Karfreitag, 1. Mai

Anmeldung:

kulturinfo rheinland

Tel 02234 9921 555 | Fax 02234 9921 300

E-Mail: info@kulturinfo-rheinland.de

Vorverkauf mit Fahrausweis:

Tickets im Vorverkauf, inklusive VRS-Fahrausweis über www.bonnticket.de bzw. www.koelnticket.de

Ticket-Hotline 0228 502010 und an allen bekannten Vorverkaufsstellen: 7,59 Euro / ermäßigt 4,84 Euro, Familie: 16,17 Euro

Eintrittspreise:

Erwachsene: 6 Euro / ermäßigt 3,50 Euro
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre: Eintritt frei

Quelle: http://1914lvr.hypotheses.org/1099

Weiterlesen

Blogaward de.hypotheses – was soll ich denn nur wählen? Teil V. Themenblogs I.

Hier geht es in eine weitere Runde der Blogvorstellung. Heute kommen Themenblogs im Bereich der Geschichts-, Medien- und Religionswissenschaft sowie Psychologie “zu Wort”. Weitere Blogs , die inhaltlich ebenso in diese Rubriken passen, wurden bereits bei den Gemeinschaftsblogs sowie bei den Dissertationsblogs vorgestellt.

Geschichte / Archäologie (14 Blogs)

1. Aktenkunde http://aktenkunde.hypotheses.org/

Aktenlesen als Historische Hilfswissenschaft. Dieses Blog ist den Methoden der hilfswissenschaftlichen Interpretation von Verwaltungsakten als historischen Quellen gewidmet. Holger Berwinkel begleitet mit diesem Blog die Arbeit an einer Monographie zur Aktenkunde. Er berichtet aus der Werkstatt, stellt Arbeitshypothesen vor und sammelt Fundstücke zum Thema.

2. Archäologiedigitale http://archdigi.hypotheses.org/

Innovative Forschungen der Archäologie. Die Vielzahl neuer digitaler Methoden und Forschungen soll in diesem Forum zusammen gebracht werden, um die Übersicht zu erleichtern. Dahinter steckt aber auch die Idee, digitale Methoden aus spezifischen Disziplinen auf Anwendung in weiteren archäologischen Disziplinen zu überprüfen. Der Fokus liegt dabei auf der frühgeschichtlichen Archäologie in Zentraleuropa.

3. De rebus sinicis http://wenhua.hypotheses.org/

Dieses Blog begleitet die Arbeit an einer Einführung in die Grundlagen der Kulturgeschichte Chinas und präsentiert regelmäßig digitale und analoge Fundstücke zu den unterschiedlichsten Facetten des Themas. Ziel ist die Verbreitung von wissenschaftlicher Informationen zur Kulturgeschichte Chinas.

4. Deutsche Nachkriegskinder revisited http://zakunibonn.hypotheses.org/

Thema des Blogs ist die Studie “Deutsche Nachkriegskinder”, die 1951 bis 1962 von Hans Thomas und seinen Kollegen an sechs Standorten in Deutschland durchgeführt wurde. Die Originaldaten dieser Studie sind erhalten geblieben, das Zentrum für Alternskulturen (ZAK)  hat begonnen die Originaldaten zu sichten. Es entstand der Plan, diese Studie als Langzeitstudie über die gesamte Lebensspanne fortzusetzen. Das Blog soll die damalige Studie dokumentieren, neue Forschungsergebnisse präsentieren und die Revitalisierung der Studie begleiten.

5. dk-blog http://dkblog.hypotheses.org/

Das dk-blog widmet sich der Erforschung des Dreißigjährigen Krieges. Es sammelt und präsentiert erste Ideen, Gedankengänge und thematische Skizzen. Die Einträge im dk-blog repräsentieren nichts Endgültiges, sondern sollen anregen, auf offene Fragen zu reagieren und Probleme gemeinsam zu lösen.

6. Edelfrauen http://edelfrauen.hypotheses.org/

Der Blog “Edelfrauen” ist der erste deutschsprachige Blog, der sich ausschließlich der Erforschung adeliger Frauen in der Frühen Neuzeit widmet. Unter dem Motto “Lebensalltag, Handlungsfelder, Netzwerke” werden hier zentrale Konzepte und Ergebnisse des Forschungsbereichs vorgestellt. Und das sowohl verallgemeinernd wie auch anhand konkreter Fallbeispiele.

7. Geschichte verwalten http://geschichtsadmin.hypotheses.org/

Dieser Blog ist für Reflexionen aus der Praxis des Studienmanagements gedacht. Neben Forschung und Lehre ist auch die Administration von Forschung und Lehre inzwischen einem Professionalisierungsschub unterworfen. Das Studienmanagement hat dabei im Fach Geschichte Berührungspunkte zu Studium und Lehre selbst und ist dort auch forschend tätig, wo es die eigene Arbeit berührt: etwa im Bereich der bisher nicht entwickelten fachspezifischen Hochschuldidaktik im Fach Geschichte.

8. Historisch denken | Geschichte machen http://historischdenken.hypotheses.org/

Geschichte ist nicht statisch – sondern das, was die jeweilige Gegenwart aus der Vergangenheit macht. Dieses Blog will Entwicklungen zum historischen Denken und Lernen in der Schnittmenge von Geschichtsdidaktik, historisch-politischer Bildungsarbeit und Geschichtsunterricht mitverfolgen und anregen.

9. Mind the Gap(s) http://mindthegaps.hypotheses.org/

Das Blog begleitet Forschungsarbeiten zu europäischen China-Bildern und zur Rezeption Chinas in Europa/im Westen quer durch die Zeit. Schwerpunkte sind Texte/Bilder aus der Zeit vor 1700 und nach 1869. ‘Mind the gap(s)‘ umfasst einige laufende Projekte. ‘Mind the gap(s)’ meint ‘gaps’ zwischen Europa und China/China und Europa, zwischen Einst und Jetzt und zwischen Digitalem und Analogem.

10. Neues vom Westphälischen Frieden http://nwfk.hypotheses.org/

Entwicklung und Verbreitung wissenschaftlicher Informationen, Entstehung eines Netzwerks, Mitteilen von Arbeitshypothesen: Thema des Blogs sind neue Ansätze in der historischen Friedensforschung am Beispiel des Dreißigjährigen Krieges und des Westfälischen Friedenskongresses.

11. Ockenheim http://ockenheim.hypotheses.org

Dieses Blog dient für aktuelle und archivierte Werkstattberichte meiner Forschungen zu meiner Heimatgemeinde Ockenheim. Abgeschlossene Darstellungen zur Ockenheimer Geschichte finden Sie auf geschichte-ockenheim.de.

12. Schmelztiegel Hoyerswerda http://hoyerswerda.hypotheses.org/

Geschichte, Migration und Erinnerung: Das 2013 begonnene Projekt untersucht die Veränderung von lokalen Erinnerungskulturen nach dem Systemwechsel des Jahres 1989 in Hoyerswerda. K. Erik Franzen schreibt in diesem privaten Blog über seine Forschungen zu Hoyerswerda: Ein Mix aus der Vorstellung und Vermittlung wissenschaftlicher Informationen, der Diskussion seiner Studie und der Reflexion des Arbeitsprozesses.

13. Schweden Mitstand des Reiches http://smdr.hypotheses.org/

Im Fokus steht Schwedens Doppelrolle als auswärtige Macht und Reichsstand des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und deren politische Gestaltung. Nun beginnt die wissenschaftliche Annäherung und Aufbereitung. Das Blog soll den Prozess der Arbeit an meiner Habilitation begleiten, erste Gedanken und Ideen sammeln und zur Diskussion einladen.

14. Übergangsgesellschaften http://uegg.hypotheses.org/

Ländliche Mikrogesellschaften in Europa waren im Zeitraum zwischen 1850 und 1950 vor allem Übergangsgesellschaften. Vielfältige Transformationen wirkten von außen auf sie ein, ebenso vielfältige Dynamiken entfalteten sich in ihrem Inneren. Wie sich diese Übergänge in alltäglichen politischen Formen – innerhalb der ländlichen Gesellschaften wie über ihre Grenzen hinaus – äußerten, ist Gegenstand des Projekts, über dessen laufende Forschung in diesem Blog berichtet wird.

Medienwissenschaften (4 Blogs)

1. Holocaustwebsites http://holocaustwebsites.hypotheses.org/

Durch die Nutzung des Mediums Internet wird deutlich, dass es neue Strukturen der Entscheidungsfindung in der Gesellschaft gibt, die die Möglichkeiten traditioneller Massenmedien übersteigen sowie neue Formen und Foren der Öffentlichkeit erzeugen. Diese Phänomene werden im Forschungsprojekt “Holocaust-Websites zwischen Mediendiskurs, Geschichtspolitik und Aktionismus” für das klassische historische Thema “Holocaust” untersucht, das Blog begleitet dies.

2. Krosworldia http://kristinoswald.hypotheses.org/

Entsprechend dem Motto “Medien Wissenschaft Gesellschaft in Geschichte und Zukunft“, sind aktuelle Veränderungen im (geistes)wissenschaftlichen Arbeiten, im Wissenschafts- und Kulturmanagement vorrangiges Thema des Blogs. Als Timeline soll der Blog nicht nur Entwicklungen der Humanities aufzeigen, sondern zum Nachdenken oder -lesen anregen.

3. Media Resistance http://mediares.hypotheses.org/

Der Blog untersucht das Verhältnis von Massenmedien, Widerstand und Medialität. Medientheoretische Überlegungen zum Verhältnis von Medium – Medialität – Störung verbinden sich mit Sichtung, Analyse und Diskussion verschiedener Strategien, wie gegen und mit Medien widerständige Praktiken artikuliert werden. Ausgangspunkt ist die derzeitige Widerstandsbewegung in der Türkei und der dort geführte Kampf um medial inszenierte Wirklichkeiten.

4. MusErMeKu http://musermeku.hypotheses.org/

MusErMeKu steht für Museum, Erinnerung, Medien und Kultur. Der Blog beschäftigt sich mit unterschiedlichen Ausstellungsthemen und -konzepten, diskutiert museums- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen und untersucht gesellschaftliche Ereignisse. Ein besonderer Schwerpunkt liegt im Bereich der Erinnerungskultur.

Psychologie

1. Einblicke in die Psychologie http://psych.hypotheses.org/

Begeisterung für  Sozialwissenschaft im Allgemeinen und Psychologie im Besonderen. Wissenschaft ist einerseits das Erarbeiten neuer Erkenntnisse und andererseits die Aufarbeitung von bereits Bekanntem sowohl für Nachwuchswissenschaftler als auch für interessierte Laien. Die Einblicke in die Psychologie sind eine Form letzterer Aufarbeitung.

Religionswissenschaften (2 Blogs)

1. Diversitas Religionum http://diversitas.hypotheses.org/

This is an individual researcher’s blog and still very much under construction. I hope to use it to document questions and ongoing research in my research project “Diversitas religionum. Foundations of a European discourse of religious diversity in the thirteenth century”.

2. Grámmata http://grammata.hypotheses.org/

Das Anliegen des Blogs ist es, den Bogen zwischen den eigenen (neutestamentlichen) Forschungen und einer interessierten Öffentlichkeit zu spannen. Konkret sind Blog-Beiträge zu ganz verschiedenen Themenbereichen geplant: Einblicke in den eigenen Arbeitsalltag an der Uni Mainz, Kurioses aus dem Uni-Leben, interessante Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt und so weiter und so weiter.

Zur Wahl geht es hier: https://survey.openedition.org/index.php/885382/lang-de

____________

Siehe auch:

Blogaward de.hypotheses – was ich denn nur wählen? Teil I. Dissertationsblogs

Blogaward de.hypotheses – was ich denn nur wählen? Teil II. Blogs zu einem Forschungs-/Editionsprojekt, Quellenblogs

Blogaward de.hypotheses – was ich denn nur wählen? Teil III. Blogs einer Forschergruppe / Gemeinschaftsblogs

Blogaward de.hypotheses – was ich denn nur wählen? Teil IV. Blogs einer Einrichtung, Veranstaltungsblogs

Blogaward de.hypotheses – was ich denn nur wählen? Teil V. Themenblogs I.

Blogaward de.hypotheses – was ich denn nur wählen? Teil VI. Themenblogs II.

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2046

Weiterlesen

Eine Benutzeroberfläche für das digitale Schulgeschichtsbuch

[Autor: Moritz Herzog | Studierender | Universität Duisburg-Essen]

Es ist beschlossene Sache: Die neue Bundesregierung möchte mehr digitale Schulbücher in deutschen Schulen, so steht es im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD. Doch wie soll ein digitales Schulbuch aussehen, sodass es aus dem Digitalen Nutzen ziehen kann?

Die bisher von den führenden Schulbuchverlagen vorgestellten digitalen Schulbücher orientieren sich in ihrem Aufbau in erster Linie an der Struktur gedruckter Bücher, insbesondere der Doppelseitenstruktur. Dadurch wird das digitale Schulbuch jedoch zur lediglich digitalisierten Form des bisherigen Schulbuchs – mit all seinen Stärken und Schwächen. Wichtiger jedoch ist, dass so das Potential des Digitalen nur sehr begrenzt ausgenutzt werden kann und damit die Berechtigung für digitale Schulbücher fehlt.

Eine neuartige Struktur für ein digitales Schulbuch könnte sich an der Linkstruktur orientieren, wie sie auf vielen Webseiten, Apps sowie Smartphones verwendet wird – und die manchen Schülerinnen und Schülern daher vertrauter sein könnte als die eindimensionale Blätterstruktur eines „herkömmlichen“ Buches. In dem hier vorgestellten Konzept ist jedes Kapitel, dass sich jeweils mit einem Themenkomplex befasst, in diverse Unterkapitel unterteilt, welche wiederum Teilaspekte behandeln und Vertiefungen bieten. Jedes Kapitel besitzt eine Startseite, die in einer kurzen zusammenfassenden Überblicksdarstellung das Thema des Kapitels umreißt. Unter dem Text befinden sich Icons, die auf die Unterkapitel führen, auf die aber auch durch Links im Überblickstext zugegriffen werden kann. Dies orientiert sich an den Icons, die viele Schüler durch den Umgang mit Smartphones und Tablet-PCs gewohnt sind. Die Unterkapitel und Icons variieren je nach Thema, jedoch gibt es immer einen Verweis zum Glossar.

Öffnet man ein Unterkapitel, so erscheint die einheitliche Arbeits- und Benutzeroberfläche (ABO). Diese besteht aus einem Arbeitsbereich, der den größten Teil des Displays ausmacht und der Medienleiste, die standardmäßig am linken Bildschirmrand zu finden ist. In der Medienleiste befinden sich nach Art des Mediums sortiert die Medien, die der Lehrer im Unterricht einzusetzen gedenkt. Dies können zum Beispiel Animationen, Bilder, Videos, (animierte) Karten, Quellen- und Darstellungstexte oder Tonaufnahmen sein. So kann das Potential digitaler Schulbücher, viele verschiedene Medien nebeneinander benutzen zu können für den Unterricht nutzbar gemacht werden. Um ein Medium anzusehen, zieht man es aus der Medienleiste durch Antippen und Halten heraus auf den Arbeitsbereich, wo sich das Medium dann öffnet. Der Arbeitsbereich kann vertikal oder horizontal einmal geteilt werden, sodass zwei verschiedene Medien gleichzeitig betrachtet werden können. Mehrfaches Teilen dürfte aufgrund der Bildschirmgröße eines Tablet-PCs nicht sinnvoll sein. Die Teilung des Arbeitsbereiches kann auch genutzt werden, um ein Medium zu öffnen und dabei gleichzeitig das in der ABO integrierte Schreibprogramm zu nutzen. Dadurch können sich die Schülerinnen und Schüler selbstständig Notizen machen und natürlich auch schriftliche Aufgaben bearbeiten, die sie dann auch direkt an die Lehrperson schicken können. Die Arbeits- und Benutzeroberfläche bietet zudem die Möglichkeit, die angeschauten Materialien zu bearbeiten, etwa mittels eines virtuellen Textmarkers wichtige Textstellen markieren oder bestimmte Details in Bildern hervorzuheben. Übrigens kann die Medienleiste auch unterschiedlich sortiert werden, etwa nach Quelle und Darstellung – vielleicht auch von den Schülerinnen und Schülern zur Übung dieser Unterscheidung, die ihnen nicht immer leicht fällt.

Die Medien in der Medienleiste sind grundsätzlich komplett für alle Lernenden frei zugänglich, sodass die Schülerinnen und Schüler beim Erarbeiten von Inhalten frei und selbstständig wählen können, auf welches Material sie zurückgreifen; diese Art der Fähigkeit zur zielgerichteten Auswahl von Material wird durch bestehende Lehrbücher nur wenig gefördert. Die Lehrperson kann im Vorfeld das Material in der Medienleiste auswählen. Seine ABO besitzt noch eine weitere Spalte, die zum Archiv führt. Dort finden sich alle verfügbaren Materialien. Im Idealfall würde das Archiv einen umfassenden Fundus beinhalten, der den Umfang eines gedruckten Schulbuchs sprengen würde. Neben dem mitgelieferten Material kann die Lehrperson selbstverständlich auch eigenes Material zum Archiv hinzufügen.

Die Fülle des Materials im Archiv kann für Schülerinnen und Schüler ein Hindernis beim Arbeiten sein, da sie von ihr regelrecht „erschlagen“ werden. Aus diesem Grund ist es für die Lernenden in der Regel nicht zugänglich. Die Lehrperson wählt im Vorfeld bei ihrer Vorbereitung die Materialien, die sie einsetzen möchte aus, indem sie diese aus dem Archiv in die Medienleiste zieht. Bei Bedarf kann er sie sich dabei natürlich noch einmal anschauen. Seine Auswahl wird dann bei Unterrichtsbeginn auf die Tablets der Schüler geladen. Falls der Lehrer einmal Material vergessen hat oder es sich im Unterrichtsverlauf anbietet, weiteres Material freizuschalten, kann er dies jederzeit von seinem Tablet aus tun. Eine bestimmte Auswahl zu einem Thema lässt sich für den weiteren Gebrauch auch speichern.  Als Beispiel und zur ersten Orientierung könnten zu jedem Kapitel ein oder zwei bereits vorgefertigte Medienleisten mitgeliefert werden, die bestimmte Zugänge zum Thema ermöglichen. Falls der Lehrer es möchte, kann er zudem das Archiv für die Schülerinnen und Schüler freischalten und sie auf eigene Faust recherchieren lassen. Insgesamt ermöglicht die ABO also drei Modi zur Materialauswahl: Die freie Suche im Archiv, die Vorauswahl der Lehrperson und die vorgefertigten Entwürfe zum Thema.

Dieser Entwurf ist bewusst nicht an bisherigen Strukturen in Schulbüchern angelehnt. Die dort unvermeidliche Beschränkung, nur vor- und zurückblättern zu können, kann beim digitalen Schulbuch umgangen werden. Der durch „konventionelle“ induzierte Vorher-Nachher-Eindruck in der Themenabfolge wird damit zum Teil aufgebrochen und die Buchstruktur kann so das Gespür der Schüler für die Gleichzeitigkeit und Wechselwirkung der Ereignisse untereinander verstärken. Der hier dargestellte Entwurf einer Struktur für ein digitales Schulbuch nutzt den digitalen Vorteil also indem er viel Material bietet, ohne zu überfrachten; indem er die Eigenschaften von Schulbuch und Arbeitsheft in der ABO vereint; indem er durch die Materialauswahl der Lehrkraft mehr und einfachere Gestaltungsmöglichkeiten bietet; und schließlich indem er durch seine Struktur Anreize zu einem mehr als nur chronologisch aneinanderreihendem Geschichtsverständnis schafft.

[Dieser Text entstand im Rahmen des geschichtsdidaktischen Hauptseminars "Leitmedium 2.0? Das Schulgeschichtsbuch zu Beginn des "digitalen" 21. Jahrhunderts" von Prof. Dr. Markus Bernhardt und Christian Bunnenberg in der Abteilung für Didaktik der Geschichte an der Universität Duisburg-Essen im Wintersemester 2013/2014.]

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/152

Weiterlesen

Vortrag Li Gerhalter: Materialitäten des Diaristischen, Wien 28.3.2014

Was für ein poetischer Titel: Anlässlich der Präsentation der aktuellen Ausgabe von L'Homme (Thema: Auto/Biographie) hält Li Gerhalter folgenden Vortrag:

Materialitäten des Diaristischen. Erscheinungsformen von Tagebüchern von Mädchen und Frauen im 20. Jhd.

7. Tea-Hour der Sammlung Frauennachlässe

Zeit: Freitag, 28. März 2014, 14.00 Uhr
Ort: HS 45, Hauptgebäude der Universität Wien, 2. Stock, Universitätsring 1, 1010 Wien

[via Salon 21]

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/706566436/

Weiterlesen

22. Etwas Gehaltvolleres – Geld

Es gibt eben manche Menschen, die sich im Leben das Ziel setzen, möglichst viel Geld zu machen. Wir stellen uns immer vor, sie tränken Cocktails in Wolkenkratzern. Aber vermutlich sind es Leute wie Sie und ich, die vielleicht gerade aus einem BWL Studium stolpern und den Fundus ihrer reichhaltigen Erfahrungen nun endlich mit Laptop und Bleistift bewaffnet ausnutzen wollen. Und wenn Sie ehrlich sind: Was spricht dagegen (außer ab und an die öffentliche Meinung)?

Aristoteles spricht dagegen. Sein Argument ist eigentlich ganz einfach: Er unterscheidet nämlich zwischen “Mitteln” und “Zielen”. Das können Sie in der Nikomachischen Ethik nachlesen. Geld ist seiner Meinung nach ganz klar ein Mittel. Denn man möchte Geld eben nur haben, um sich damit etwas kaufen zu können, oder um Sicherheit zu erlangen oder aber um einen höheren gesellschaftlichen Status zu bekommen. Geld ist also immer nur dazu da, um etwas anderes erlangen zu können und deshalb immer nur Mittel. Wer sich jetzt das Ziel setzt, möglichst viel Geld machen zu wollen, begeht den einfachen Fehler Mittel und Ziel miteinander zu verwechseln. Das Leben, das zum Ziel hat, möglichst viel Geld zu machen, ist eben ein Leben, das einen irgendwie fehlerhaften Gedankengang beinhaltet.

Und mit so etwas beschäftige ich mich, anstatt mein zweites Kapitel zuende zu schreiben. Ich sollte auch mal über andere Mittel-Ziel-Konstallationen nachdenken. Ziel: Diss beenden, Mittel: daran arbeiten.

Wenn Sie erfahren möchten, was Platon zu Reichtum und Geld sagt, kann ich Ihnen folgendes Buch empfehlen, das sich ausführlich damit beschäftigt: Schriefl, Anna (2013): Platons Kritik an Geld und Reichtum

Quelle: http://philophiso.hypotheses.org/255

Weiterlesen

19. Histofloxikon, Erste Lieferung

RitterSie hat schon einige Tage auf dem Buckel, die berühmte, vielleicht sogar berüchtigte Sapir-Whorf-Hypothese vom linguistischen Relativismus (wahlweise auch Determinismus). Und wahrscheinlich muss man diese Debatte nicht gesondert bemühen, um zu der Einsicht zu gelangen, dass Sprechen, Denken und Wirklichkeit irgendwie miteinander zusammenhängen. Eine verflixt komplizierte Beziehung ist das. Aber keine Sorge, ich werde mich nicht anheischig machen, diese Dreiecksgeschichte hier mal eben klären zu wollen. Vielmehr soll dieser Hinweis nichts anderes sein als eben das: ein Hinweis. Und zwar um auf einen Problemzusammenhang aufmerksam zu machen, der uns tagtäglich begegnet (Von wegen: „Die Sonne geht auf“). Vergangene Zustände sind ja in einem besonderen Maße dafür anfällig, durch sprachliche Anordnung überhaupt erst geformt zu werden, schließlich sind sie vergangen, stehen also nicht mehr anders als sprachlich (oder sonstwie zeichenförmig) zur Verfügung. Und ungefähr das wollten Sapir und Whorf wohl zum Ausdruck bringen, dass die Art und Weise, wie wir über die Dinge sprechen, unser Denken über diese Dinge prägt. Die wissenschaftliche Diskussion beharrt zwar zurecht darauf, dass die Verhältnisse etwas komplizierter sind als in der angenommenen Einbahnstraße von „Sprache prägt Denken“. Aber dass die Diskussion immer noch geführt wird, ist schon wieder ein Hinweis: dass an diesem Problem nämlich etwas dran ist.

Mir gibt das die Möglichkeit, ein kleines lexikalisches Vorhaben in einen viel zu großen Zusammenhang einzuordnen, einer kleinen Spielerei einen ungemein schweren, goldenen Rahmen umzuhängen. Man könnte das Ganze bezeichnen als Histofloxikon: das Lexikon historischer Floskeln und Allgemeinplätze. Nicht sehr viel mehr als eine gänzlich unsystematische Sammlung einiger Alltagsweisheiten, die in Bezug auf Vergangenheit und Geschichte immer wieder Verwendung finden und offensichtlich nicht auszurotten sind. Zugleich aber Formeln, die unser Denken über Geschichte und Vergangenheit zu einem erheblichen Grad prägen und bei unreflektierter, allzu häufiger Verwendung zu nicht geringen Schwierigkeiten führen können. Auf Risiken und Nebenwirkungen ist im Folgenden einzugehen.

Sich in die Geschichte hineinversetzen

Eine meiner Lieblingsfloskeln. Üblicherweise vermeide ich es in der Begegnung mit anderen Menschen, meine akademische Spezialisierung allzu offensiv zu verlautbaren, um genau diesem Satz zu entgehen. Gelingt leider nicht immer. In einem Gespräch insistierte einmal ein behandelnder Arzt auf genauere Kenntnis meiner wissenschaftlichen Profession. Auf das Bekenntnis hin, dass ich Historiker sei, folgte eine kurze Pause, ein tiefes Durchatmen und ein (verschämter? irritierter? nachdenklicher? gar neidischer?) Blick zu Boden. Dann mir wieder ins Gesicht gesehen und die Frage gestellt, die mich sprachlos machte: Ob ich denn dann noch so viel mit dieser Welt zu tun hätte?

Nein! Natürlich nicht! Denn als professioneller Temponaut ziehe ich mir üblicherweise morgens nach dem Frühstück meinen Zeitanzug an (während sich Astronauten in einen Raumanzug zwängen müssen), um mit meiner Zeitmaschine in mein derzeitiges Arbeits- und Beobachtungsfeld der Vergangenheit hinabzugleiten. Beam me back, Scotty! Pünktlich zum Abendessen bin ich wieder zurück.

Wenn auch nicht gar so naiv, aber eine gewisse Form der Gegenwartsentrücktheit wird historisch arbeitenden Menschen mit schöner Regelmäßigkeit unterstellt. Viel schlimmer aber ist, dass im Alltagsverständnis nicht selten von der Beschäftigung mit der Geschichte eben eine solche Zeitentrückung erwartet und erhofft wird. Dann kommen sie zum Einsatz, diese bedenklichen Floskeln vom Hineinversetzen oder gar Sich-Versenken in vergangene Zustände.

Die Zeitmaschinenvorstellung ist im Zusammenhang mit historischem Arbeiten nicht auszurotten. Unsere unzureichende Vorstellung von „der Zeit“ als einer unilinearen Dimension, auf der man zumindest theoretisch hinauf- und hinabgleiten könne, nährt bis zum heutigen Tag die Illusion, dass die Konstruktion einer Zeitmaschine nur ein technisches Problem sei. Aber wenn das erst einmal gelöst wäre … Bis dahin müssen wir uns eben mit den zweitbesten Lösungen zufriedengeben, können Mittelaltermärkte veranstalten, historische Schlachten nachstellen, können uns in abgrundtief schlechten historischen Romanen dem „Strudel der Ereignisse“ hingeben oder in Fernseh-Doku-Fictions Geschichte „wieder lebendig“ werden lassen. Die Auseinandersetzung mit anderen Zeiten verkommt solcherart zum historischen Disney-Park und verzichtet auf jegliche Form der Kritik. Warum man sich aber nicht in die Vergangenheit hineinversetzen kann, mag eine andere Floskel verdeutlichen.

Einen Blick in die Vergangenheit werfen

Das ist abgemilderte Version des Zurückbeamens in die Historie: Man will nicht mehr selbst im Gestern anwesend sein (da warten ja Schmutz, Krankheiten, lebensbedrohliche Gefahren und schlechte Umgangsformen – kennt man ja aus den „lebendig erzählten“ Historienfilmen), man möchte nur einen kurzen Blick durch den Türspalt der Zeiten wagen. Die Vergangenheit wird auf diese Weise zum problemlos beobachtbaren Gestern, zum zeitlichen Nachbarn von Gegenüber, bei dem man mal eben schnell vorbeischauen könnte, um zu sehen, wie es denn damals so war. Anstatt über die Straße zu gehen, konsultiert man die „Quellen“ (eine weitere, höchst problematische Metapher), um etwas über die Vergangenheit zu erfahren.

Aber die erkenntniskritische Frage sei erlaubt, ob wir durch das historisch überlieferte Material hindurchsehen, um einen Blick in die Vergangenheit zu erhaschen, oder ob uns der Blick auf das alte Papier (oder Bild oder Objekt) nicht in der Gegenwart festhält, um die Frage zu provozieren, welche Relationen dieses überlieferte Material mit einer jeweiligen Gegenwart eingeht.

Man kann die Sache auch etwas kosmischer angehen: Es wird zuweilen behauptet, die einzige Möglichkeit, um der Vergangenheit tatsächlich ansichtig zu werden, sei ein Blick in den nächtlichen Sternenhimmel. Denn bekanntermaßen sehen wir dort oben nicht den gegenwärtigen Zustand des Universums, sondern nur das Licht, das seit unvorstellbar langer Zeit unterwegs ist, um uns von Sternen zu künden, die möglicherweise überhaupt nicht mehr existieren. Also sehen wir dort die Vergangenheit. Tatsächlich? Auch hier sollte man etwas genauer sein. Zunächst einmal sehen wir dort Licht sehr unterschiedlichen Alters, weil das Licht des Mondes nur wenige Sekunden, das Licht der Sonne wenige Minuten, das Licht des Andromeda-Nebels aber mehrere Millionen Jahre alt braucht, um bei uns einzutreffen. All diese verschiedenen Lichtzustände kommen in unserer Gegenwart, und nur in unserer Gegenwart in genau der gegebenen Form zusammen, um ein buntes, temporales Durcheinander zu ergeben, das unser Hier und Jetzt prägt. Sodann sollte man auch die Bewegungsrichtung nicht außer Acht lassen, mit der wir es zu tun haben. Denn nicht wir werfen unseren Blick zu den Sternen, sondern deren Licht kommt zu uns. Wir blicken also nicht in die Vergangenheit, sondern müssen warten, bis diese Vergangenheit uns erreicht, um unser gegenwärtiges Bild vom Sternenhimmel zu konstituieren. Schließlich und endlich haben wir es mit dem Licht als einem Medium zu tun, das Informationen über vergangene Zustände von anderen Sternen transportiert, das aber nicht „die Vergangenheit selbst“ ist.

Nicht anders sieht es mit historischen Dokumenten aus, die auf sehr unterschiedliche Art und Weise daran beteiligt sind, die temporale Verweisstruktur unserer Gegenwart zu konstituieren. Dieses historische Material haben wir nicht aus der Vergangenheit geholt, sondern es ist in unserer Gegenwart übriggeblieben, und es trägt als medialer Träger dazu bei, Relationen einer Gegenwart zu ihren Vergangenheiten zu ermöglichen, ohne „die Vergangenheit“ zu sein.

To be continued …

 


Einsortiert unter:Geschichte und Wirklichkeit, Geschichtskultur, Geschichtstheorie Tagged: Einen Blick in die Vergangenheit werfen, Floskel, Gemeinplatz, Sich in die Geschichte hineinversetzen

Quelle: https://achimlandwehr.wordpress.com/2014/02/23/19-histofloxikon-erste-lieferung/

Weiterlesen

Die Diss bekommt Begleitung

Meine Dissertation soll nicht alleine bleiben, mit dem Blog bekommt sie nun Gesellschaft.

Screenshot vom Mobilvideo-Blog (Foto: Nowak)Das Mobilvideo-Blog hatte ich schon Ende 2013 angemeldet. Ganz vorbildlich wollte ich zum 1. Januar starten, aber wie so oft überrollen einen die Ereignisse und – peng – ist es Mitte Februar. Das Blog soll mir Motivation geben, das Schreiben im Fluss halten. Hoffentlich wird es nicht zur Frustration führen, da Schreibpausen hier besonders deutlich werden. Ich will versuchen, mich davon frei zu machen, an Mitleser* zu denken, sondern mich auf mein Dissertationsbegleitendes Denken zu konzentrieren.

Was nicht heißen soll, dass ich mich nicht über Kommentare und Dialoge freue: Ich weiß aus Erfahrung, dass ab dem Moment in dem Lesende sichtbarer werden, dies Einfluss auf das Schreiben nehmen kann. Lesende im Internet bieten ja potentiell auch Irritation und Reibungsfläche für die eigenen Ansichten und erlangten Erkenntnisse. Das heißt für mich: immer schön am Ball bleiben!

Das Blogs die Prozesse meiner Projekte begleiten, ist schon fast zur Tradition geworden. Mein privates Blog Tinowas Werkjournal ist mittlerweile nahezu ein Metablog, in dem sich die Beiträge aus meinen früheren Projekten spiegeln.

Das wären u.a.:

  • Für die Ausstellung “Vom Tagebuch zum Weblog” (2007-2009) das Blog Tagwerke.
  • Für die Ausstellung “Do It Yourself: Die Mitmachrevolution” (2010-2013) das DIY Ausstellungsblog.
  • Für Medienbildungsseminare und ein Weiterbildungsprogramm (seit 2012) das Edublog Soziale Medienbildung, ebenfalls hier bei Hypotheses.
  • Für meinen Interview-Podcast “Kulturkapital” (seit 2013) das Kulturkapital-Blog mit integrierten Podcast-Player.
  • Für mein E-Learning-Projektseminar gibt es seit Wintersemester 2013/14 den E-Learning-Projekt Tumblr

Eingebunden ist mein Dissertationsprojekt in den Arbeitsbereich Medienpädagogik bei Prof. Dr. Petra Grell an der TU Darmstadt. Auf dem dazugehörenden Gemeinschaftsblog werde ich auch schreibend tätig sein. Es gibt also viel zu tun!

Während die ersten zwei Ausstellungsblogs nur noch als Archiv im Internet ruhen, konnte ich bei Soziale Medienbildung das Staffelholz weiterreichen an die nachfolgende Kollegin Natalie Kiesler an der Hochschule Fulda. Im Rahmen von Lehraufträgen werde ich dort sicherlich auch in Zukunft ab und an auftauchen. Alles was ich unter meinen Namen auf den verschiedenen Blogs veröffentlicht habe findet sich später auch als Zweitveröffentlichung im Tinowa Werkjournal. Und manchmal finden sich dort Beiträge, die es nur da gibt, weil das Leben Geschichten zu erzählen hat, die so gar nicht projektförmig sind – und das ist gut so…

Kontakt:
Tine Nowak
Twitter @tinowa
Profilseite der TU Darmstadt mit Kontaktadresse

Quelle: http://mobilvideo.hypotheses.org/54

Weiterlesen