Die Methoden der Hausnummerierung

Vor kurzem ist mein 2007 beim Jonas Verlag erschienenes Hausnummernbüchlein auf Englisch herausgekommen,1 Grundlage der von Anthony Mathews besorgten Übersetzung war eine um ein Drittel erweiterte und auch aktualisierte Fassung. Ich nehme dies zum Anlass, hier eine auf aktuellem Forschungsstand befindliche Typologie der verschiedenen Hausnummernsysteme zu veröffentlichen, denn die für die Nummerierung der Häuser verwendeten Methoden waren durchaus unterschiedlich, menschlicher Ordnungsgeist ersann eine erstaunliche Vielfalt davon:2

1.) Die ortschaftsweise Durchnummerierung: Diese wurde 1770/71 in der Habsburgermonarchie angewandt; ausgehend von einem Haus beim Ortseingang oder einem Herrschaftssitz (in Wien die Hofburg, auf dem Prager Hradschin das Schloß, in anderen Orten der Sitz der Grundherrschaft) wurde von eins an durchnummeriert, bis das zuletzt nummerierte Haus die höchste Nummer bekam, was in Städten zu recht hohen, manchmal vierstelligen Nummern führte, deren Auffinden nur dann einigermaßen schnell gewährleistet war, wenn dazu der Straßenname angegeben wurde.

2.) Die viertelweise Durchnummerierung: In Städten wie Mainz, Augsburg oder Nürnberg wurde den einzelnen Stadtviertel jeweils ein Buchstabe zugewiesen und innerhalb der Stadtviertel die Häuser durchnummeriert; zusätzlich zur Nummer wurde oft der Buchstabe des Viertels an die Häuser angebracht. So erhielten zum Beispiel in Nürnberg, wo die Nummerierung 1796 auf Druck der französischen Besatzungsmacht zur Erleichterung der Militäreinquartierung durchgeführt wurde, die Häuser der beiden Stadtteile Sebalder und Lorenzer Stadtseite die Hausnummern S1–S1706 bzw. L1–L1578 auf die Fassade aufgemalt. In Venedig ist ein solches System – ohne Zuweisung eines Buchstabens für das jeweilige sestiere – bis in die Gegenwart in Gebrauch, was das Auffinden eines Hauses in der Lagunenstadt zu einer Herausforderung macht.

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Quelle: http://nummer.hypotheses.org/169

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Beerenkompott und Mammutbraten? Was ist dran an der sog. Paleo-Diät?

In den letzten Wochen erschienen gleich in zwei Internet-Satiremagazinen Beiträge zur sog. Paleo-Diät. Während die österreichische Tagespresse den Tod eines Anhängers dieser Ernährungsform betrauert, lobt der Postillion die Weiterentwicklung der Steinzeiternährung zur Paleo-Medizin.  Was auf den ersten Blick überzogen scheint, hat jedoch – wie bei Satire so oft – einen durchaus wahren Kern! Denn die Steinzeiternährung ist nicht wirklich das, was sie vorgibt zu sein.

“Paleo-Diät”. Einmal davon abgesehen, dass die Schreibweise mit „e“ statt „ä“ eine ziemlich schlechte Eindeutschung des englischen Begriffes “Paleo Diet” ist, scheint dieser Begriff vielen etwas zu versprechen: Gesundheit, Jugend, Wohlbefinden, Fitness. Die auch Steinzeitdiät genannte Mode in der Ernährung geht davon aus, dass der Mensch, um sich wirklich richtig zu ernähren, wieder zu jenen Nahrungsmitteln zurück muss, auf die sich sein Körper vor der neolithischen Revolution, d. h.

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Quelle: http://archphant.hypotheses.org/21

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Hermaphroditinnen gibt es nicht – oder?

“Hermaphroditen gibt es nicht”, dieses Mantra wiederholen viele der in diesem Blog behandelten historischen Quellen, ob nun in der Antike (Diodor!), in der Aufklärung (siehe z.B. hier) oder im 20. Jahrhundert. Eine ganz andere Tradition postulierte,…

Quelle: http://intersex.hypotheses.org/839

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Die Demokratisierung des Bildungssystems durch digitale Medien

John Thomson - Der Pranger, 1869Im ZEIT-Artikel vom 8.10.2015 „Humboldt gegen Orwell” zeigen die Autoren Jörg Dräger und Ralph Müller-Eiselt auf, wie sich Bildung verändert hat und weiter verändert wird. Sie nennen als Beispiel, wie MOOCs Menschen erreichen, die sonst keinen oder kaum Zugang zu Bildung haben und dass digitale Technologien personalisiertes Lernen möglich machen.

Persönlich finde ich diese demokratischen Möglichkeiten spannend und frage mich, wie sie zum bestehenden Bildungs- und Erziehungssystem passen. Das ist zur Zeit vom Autoritätsgehabe der Erwachsenen geprägt, die Schülern und Studenten vorschreiben, was und wie sie zu lernen haben und die darüber richten und strafen, wenn etwas nicht so geschieht, wie sie, die Erwachsenen, das vorsehen.

Erwachsene untersagen Lernenden die Verantwortung an Stellen, an denen diese gut Verantwortung für sich selbst übernehmen könnten. Das ist Ausübung von Macht.

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Quelle: http://games.hypotheses.org/2036

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Schutzdigitalisierung im Stadtarchiv Lemgo

Reprostativ, Digitalkamera, Soft- und Hardware zur Digitalisierung (Foto: Oeben 2015)

Reprostativ, Digitalkamera, Soft- und Hardware zur Digitalisierung (Foto: Oeben 2015)

Seit September 2015 hat die Digitalisierung auch die frühneuzeitlichen Prozessakten zur Hexenverfolgung im Stadtarchiv Lemgo erreicht. Der Bestand umfasst über 200 Prozessakten und zählt damit sicherlich mit den zu den größten und wichtigsten Überlieferungen zu diesem Thema. Verschiedene Publikationen  basieren auf Auswertungen des Bestandes. Nähere Informationen können Sie dem zugehörigen Online-Findbuch auf archive.nrw entnehmen. Im Rahmen eines Werkvertrages digitalisiert die Münsteraner Uniabsolventin und Historikerin Anna Lindenblatt diese Akten aus dem späten 16. und v. a. aus dem 17.

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Quelle: http://liparchiv.hypotheses.org/358

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„Flüchtlinge“ als Kategorie zur rechtlichen Strukturierung des Grenz- und Zuwanderungsregimes – Im Gespräch mit Prof. Boris Nieswand

Boris Nieswand ist Juniorprofessor für transnationalen Kulturvergleich und Migration am Institut für Soziologie der Universität Tübingen. Zuletzt arbeitete er an einem vergleichenden Forschungsprojekt über jugendamtliche Praxis, unbegleitete minderjährige Flüchtlingen und Diversität in Frankfurt/Main und Stuttgart. Außerdem ist er Mitglied im Rat für Migration e.V. Das Gespräch zwischen…

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/8909

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Besser als Benedict Cumberbatch: Über Photobombing und Anti-Selfies

Photobombing kann Fotos ruinieren. Manchmal erfolgt es bewusst durch einen Verursacher mit Störungsabsicht, manchmal geschieht es unbewusst durch ein Versehen. In jedem Fall, egal ob im Hintergrund jemand alle Blicke auf sich zieht, oder…

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/4971

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Jan Hus 600 – ein unübersichtliches Jubiläum

Wer war Jan Hus? Und wie umgehen mit der vielgestaltigen Erinnerung und den noch bunteren Gedenkfeierlichkeiten an den böhmischen Reformator, Ketzer und/oder tschechischen Nationalhelden in diesem Jahr – 600 Jahre nach seiner Hinrichtung in Konstanz? Dieser Beitrag sucht Antworten auf diese Fragen und betrachtet die Ambivalenz der tschechischen Gedenk- und Erinnerungspraktiken im Hus-Jahr 2015.

Diebold Schilling d.Ä., Spiezer Chronik (1485): Feuertod des Jan Hus in Konstanz.

Diebold Schilling d.Ä., Spiezer Chronik (1485): Feuertod des Jan Hus in Konstanz.

Es reicht ein flüchtiger Blick auf die Feierlichkeiten des 600. Todesjubiläums von Jan Hus in Konstanz, um sich über eines im Klaren zu sein: Eine abschließende Analyse und erschöpfende Zusammenfassung des bunten Gewirres an Hus-Veranstaltungen, die insbesonder im Frühling und Sommer dieses Jahres stattfanden, ist praktisch nicht möglich.

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Quelle: http://erinnerung.hypotheses.org/583

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5 Hindernisse für stärkenorientierte Pädagogik

Von Hartmut von Hentig stammt die wunderbare Sentenz: “Die Menschen stärken, die Sachen klären” (1984)Sie ist zu lesen als Aufforderung, im Umgang mit Kindern (und eigentlich mit Menschen überhaupt) die guten Eigenschaften, Fähigkeiten, Kompetenzen zu betonen, ihnen Raum und Gewicht zu geben. Heftig sieht darin den “Auftrag der öffentlichen Pädagogik für unsere Zeit” (S. 59).  Und zugleich inhaltlichen Fragen analytisch zu begegnen, Irritationen offensiv zu begegnen. Aus diesem Grundgedanken leitet sich die Vorstellung von einer stärkenorientierten pädagogischen Arbeit ab: Eine Pädagogik, die das, was ein Kind kann, als Ressource begreift und nutzt. Das Prinzip der positiven Verstärkung nutzend sollen angemessene, erwünschte Verhaltensweisen gefördert und stabilisiert werden. Das Ansetzen und Fördern bereits vorhandener Stärken wird sicher von einer deutlichen Mehrheit der mit Bildung und Erziehung beschäftigten Erwachsenen als sinnvoll bewertet. Und doch, in der Praxis scheint dieses Vorgehen nicht so leicht umzusetzen zu sein. Wie sieht es bei Tür- und Angelgespräche beim Bringen und Abholen der Kinder in der Kita oder auch Entwicklungsgespräche zwischen Eltern und Fachkräften aus?

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Quelle: https://kinder.hypotheses.org/930

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