Open Access zu staubigen Plunderkammern? Quellen zur Adelsgeschichte im Netz

Aus dem Eckturm des barocken Wasserschlösschens dringt noch ein Licht in den grauen Winterabend. Seit vielen Stunden schon sitzt der weithergereiste Forschende, die seltene Besuchsgelegenheit nutzend, fasziniert über Reisetagebüchern, Schreibkalendern und der altgräflichen Privatkorrespondenz. Gebrauchsspuren verschiedenster Art und die Aufbewahrung manch’ sensiblen Schriftstücks in zerfurchten Fluchtkisten lassen bereits einiges erahnen. Beim Durchblättern der modrigen Folioseiten fällt dem Benutzer plötzlich eine Haarlocke entgegen, und dann diese merkwürdigen Kerben im Papier. Unter den auffordernden Blicken der im zugigen Turmzimmer verewigten Ahnen kommt ihm schon bald der entscheidende Gedanke… .

 

Wer einmal in einem Adelsarchiv geforscht hat, wird die ganz besondere Atmosphäre sicherlich fast ebenso sehr empfunden haben. Hier am “Original” zu arbeiten, ist einmalig – und eine immens wichtige Erfahrung! Wer demgegenüber ein online publiziertes, hochauflösend präzises Quellendigitalisat oder gar eine Transkription, wenn nicht vollständige Edition nutzen kann, steht keineswegs abseits. Er wird seine Studien in aller Regel schneller vorantreiben können, mehr Material sichten und auswerten. Und er wird womöglich nicht lange allein bleiben. Denn die Sichtbarkeit der Überlieferungen, und damit der Adelsgeschichte an sich, wird durch das Medium Internet förmlich potenziert. Dabei schont der Nutzer das unwiederbringliche Archivgut, ganz zu schweigen von der Umwelt, seinem Geldbeutel und noch dazu die Zeit des betreuenden Archivars und/oder Archivbesitzers. Hätte er diesen nicht noch gern vor Ort einige Fragen gestellt?

 

Mit der Online-Publikation einer Auswahl den einzelnen Themenbeiträgen zugrundeliegender Quellentranskriptionen nimmt die multiperspektivische Netzbiographie zum Fürsten Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck den oben skizzierten Diskurs ein gutes Stück weit auf. Sie möchte die besonderen Chancen der Adelsforschung einer breiteren Öffentlichkeit vermitteln, aber ebenso für ihre Spezifika sensibilisieren – und nicht zuletzt zur Diskussion anregen.

Florian Schönfuß

Quelle: http://rhad.hypotheses.org/113

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Latein in der Feldkorrespondenz

„Mitunter kamen die lateinischen Weisheiten ihm bequem.“ So Golo Mann in seiner Wallenstein-Biographie über den Protagonisten (S. 408). Und tatsächlich findet man über das gesamte Werk verteilt immer wieder Zitate aus der Korrespondenz des Feldherrn, in der entsprechende Sentenzen auftauchen. „Amor et dominium non patitur socium“, räsonnierte Wallenstein über die damaligen Machtkonstellationen, besonders mit Blick auf Schweden. „Fronte capillata est, post haec occasio calva“ war sein warnender Satz an die Vertreter Stralsunds, den Widerstand gegen die kaiserliche Belagerungsarmee nicht mehr allzu lange aufrecht zu halten. Was ist nun mit diesen lateinischen Sprüchen anzufangen?

Für den Biographen Mann bietet es zunächst die Möglichkeit, eine weitere Facette der Persönlichkeit Wallensteins zu beleuchten. Der oft als dämonisch, kalt und berechnend dargestellte Feldherr hatte eben auch seine Schrullen, und dazu gehörte offenbar die Eigenheit, den alltäglichen Schriftverkehr mit ein wenig Bildungssubstrat zu unterfüttern. Wallenstein hatte, wie es sich für einen Adligen gehörte, ein wenig studiert und auch eine Cavalierstour absolviert, die ihn bis Italien geführt hatte. Gleichwohl wird man ihm sicher nicht gerecht, wollte man in dieser Manier nur ein Protzen mit angelernten lateinischen Sprüchen sehen. Natürlich war er im Kreise der Reichsfürsten ein Emporkömmling, doch seine Akzeptanz konnte und wollte er mit diesen Latinismen nicht erhöhen. Vielmehr tat der Herzog von Friedland das, was allgemein verbreitet war: Lateinische Einsprengsel finden sich in der Korrespondenz des 17. Jahrhunderts allenthalben.

Daß die Kanzleien dieser Zeit längst von Schreibern bevölkert waren, die eine solide Ausbildung genossen hatten, dabei nicht nur in der klassischen Literatur bewandert waren, sondern auch Latein als Idiom der Gelehrten beherrschten, ist keine Neuigkeit. Hier fällt aber auf, daß auch im Schriftverkehr der Militärs lateinische Sentenzen häufig auftauchten. Natürlich waren die Offiziere ganz überwiegend Herren von Stand, und viele von ihnen hatten ähnlich wie Wallenstein eine gewisse Bildung genossen. Doch die Feldkorrespondenz, die im Alltag des Kriegs entstand und ihn reflektierte, bot kaum Anlaß für geistige Feinsinnigkeiten. Das hinderte die Offiziere nicht, in ihren Schriftstücken immer wieder lateinische Versatzstücke einzuflechten. Dies gilt auch für einen Kommandeur wie Pappenheim, dessen Bild in der Literatur vor allem das des draufgängerischen Kavalleristen ist. (Vor einiger Zeit hab ich einmal die andere, gelehrte Seite Pappenheims nachzuzeichnen versucht.)

Über diese gelehrten Anflüge einiger Militärs hinaus ist aber auch zu beobachten, wie sehr die Briefschaften in diesen Jahren von lateinischen Ausdrücken und Halbsätzen geprägt waren. Für Philologen und Germanisten nicht überraschend, doch frage ich mich, inwieweit nicht auch Historiker aus dieser Beobachtung Erkenntnisse ableiten können. Lassen sich bestimmte Wendungen häufig erkennen? Aus welchen literarischen oder lexikalischen Bereichen sind diese Latinismen entnommen: vor allem aus der Jurisprudenz, der Theologie, der Geschichtsschreibung oder auch der Dichtung? Und gibt es bestimmte thematische Kontexte, in denen derartige Versatzstücke auftauchen? Mir selbst sind keine Arbeiten dazu bekannt (vielleicht habe ich Forschungen übersehen?), aber mir erscheint die Mühe lohnenswert, Untersuchungen in dieser Richtung voranzutreiben.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/142

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Deutsch-Französisches-Freundschaftsfest war ein voller Erfolg!

Bei hochsommerlichen Temperaturen stellte sich das Interreg IVa-Projekt “Archivum Rhenanum”  anlässlich des Deutsch-Französischen-Freundschaftsfests auf der Rheininsel “Vogelgrun” bei Breisach der breiten Öffentlichkeit vor. Zahlreiche Besucher nutzten die Gelegenheit, um mit uns ins Gespräch zu kommen. Für Kinder gab es Mal- und Bastelbögen, die sehr begehrt waren. Eine rundherum gelungene Veranstaltung!

Nachfolgend Impressionen von unserem Infostand:

Das Team von Archivum Rhenanum beim Deutsch-Französischen Freundschaftsfest am 15.06.2013.

Das Team von Archivum Rhenanum beim Deutsch-Französischen Freundschaftsfest am 15.06.2013.

Großer Andrang herrschte am Pavillon von Archivum Rhenanum beim Deutsch-Französischen-Freundschaftsfest.

Großer Andrang herrschte am Pavillon von Archivum Rhenanum beim Deutsch-Französischen-Freundschaftsfest.

Die Kinder durften am Stand von Archivum Rhenanum kleine Archivkartons basteln und befüllen

Die Kinder durften am Stand von Archivum Rhenanum kleine Archivkartons basteln und befüllen

Quelle: http://de.hypotheses.org/72408

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Die Romantik: ein Vergleich – D/I/E

Ein Beitrag von Philipp, Marianna und Oriana

Ziel dieses Blogbeitrags ist es, einen Vergleich zwischen der italienischen, der englischen und der deutschen Fassung des Wikipedia-Artikels über Romantik darzustellen.

Länge und Chronologie: ein Vergleich

Die erste, naheliegende Beobachtung betrifft die Länge der Artikel: wo die deutsche und die italienische Fassung verhältnismäßig kurz gehalten sind (erstere liegt bei ca. 23 000 Zeichen, letztere bei ca. 33 000 Zeichen), ist die englische deutlich länger: Sie überschreitet die 64 000 Zeichen.

Der am frühesten angelegte Beitrag zur Romantik ist der englische, der am 11. Oktober 2001 erschien. Die deutsche Fassung wurde im September 2002 veröffentlicht. Erst im Dezember 2006 kam die Italienische Fassung des Artikels zustande.

Einleitungen

Zuerst haben wir die Einleitungen verglichen. Diese unterscheiden sich inhaltlich von einander. Die italienische und die deutsche Fassung beschäftigen sich hauptsächlich mit der Epoche und geben einen Überblick über die Phasen der Romantik. Die englischsprachige Einleitung hingegen ist insofern vollständiger, als sie ebenfalls auf die Themen in der Kunst und auf die Geschichte der Epoche eingeht.

Struktur

Was die Struktur betrifft, sind die italienische und die deutsche Fassung schematischer gestaltet, obwohl sie so angelegt sind, dass sie das Thema einigermaßen erschöpfend behandeln. Die englische Fassung ihrerseits geht auf diese grundlegenden Aspekte auf eine diskursive und dennoch vertiefte Weise ein. Bei aller Ausführlichkeit fehlt jedoch in der englischen Fassung ein klares und eindeutiges Schema, dem die Motive und die Kennzeichen der Romantik zu entnehmen wären.

Man kann grundsätzlich sagen, dass jede Fassung ihrer eigenen Nationalliteratur Vorrang verleiht. Die Literaturen aus anderen Ländern werden weniger ausführlich behandelt. In der englischen Fassung ist die Passage über die Weltliteratur besonders ausführlich. Zu finden sind dort Absätze zur Literatur aus Deutschland, England, Frankreich, Russland, Nordamerika und Katholischeuropa (!); es fehlt jedoch jedweden Hinweis auf die italienische Romantik, während diese in der deutschen Fassung durch die Personen Alessandro Manzoni und Giacomo Leopardi vertreten ist. In der deutschen Fassung werden Schriftsteller aus dem englischen, französischen, russischen, deutschen, pp. Sprachbereich nur aufgelistet, ohne dass genauer darauf eingegangen werden. In der italienischen Fassung sind Absätze zur italienischen, englischen, französischen und US-Literatur beinhaltet. Die deutsche Romantik wird quasi als historischer Hintergrund dargestellt.

Nicht-literarische Gattungen und Bilder

In der englischen Fassung werden nicht-literarischen Gattungen wie der bildenden Kunst und der Musik längere Ausführungen gewidmet. In der italienischen Fassung sind solche Aspekte etwas knapper gehalten, während die deutsche Fassung nur auf andere Artikel verweist. Was die Verweise angeht, ist zu bemerken,  dass die benutzten Quellen in der englischen Fassung erheblich reichhaltiger sind als in den anderen Versionen.

Darüber hinaus präsentiert die englische Fassung eine Vielfalt von Bildern, u.a. eine Galerie. Die italienische Fassung zeigt eine kleinere Auswahl an Bildern; die deutsche nur zwei Bilder.

Fazit

Infolge dieser Beobachtungen wären Veränderungen offensichtlich in jeder Fassung zweckmässig, damit wichtige, fehlende Askpekte ergänzt bzw. verbessert werden. In der deutschen Fassung wäre es ratsam, Absätze zur Literatur aus jedem Land zu schreiben anstatt eine schlichte Liste zur Verfügung zu stellen. Die englische Fassung könnte besser gegliedert werden und in der italienischen Version sollte der literarische Absatz über die anderen Länder (besonders Frankreich und USA) ergänzt werden.

Quelle: http://de.hypotheses.org/72095

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Archäologie als narratives Mittel bei Star Trek

Wenn man über Archäologie und Star Trek schreibt, könnte man zum Beispiel über Dokumentations- und Ausgrabungsmethoden der Zukunft sinnieren. Was wird in Zukunft möglich sein, und was ist jetzt schon möglich? Kann man, aber mach ich nicht. Das Spannende an Science-Fiction ist ja nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart, die sich solche Utopien, Fantasien oder Spekulationen ersonnen hat.

Archäologie ist kein bestimmendes Element bei Star Trek, aber eins, das immer wieder auftaucht. Und es taucht in den unterschiedlichsten Zusammenhängen auf. Manchmal wird sie nur kurz in einem Halbsatz der Figuren erwähnt, manchmal ist sie das entscheidende Element im Plot einer ganzen Episode. Eine Ursache, warum Archäologie so oft in Kinofilmen, Fernsehserien und Computerspielen vorkommt, ist wahrscheinlich ihre Beliebtheit. Archäologie ist positiv besetzt. Und auch bei Star Trek ist die Sicht auf die Archäologie positiv.[1] Sie ist als dramaturgisches Element auch sehr vielseitig einsetzbar, wie wir gleich sehen werden, aber vorher noch Grundsätzliches.

Das Phänomen Star Trek, mit seinen Anfängen in den späten 60er Jahren, ist heute Teil der Popkultur. Star Trek ist kein abgeschlossenes Universum. Begab man sich in den 60ern noch auf die Reise in ferne Welten, wird das Bild in TNG differenzierter und schafft den Sprung in die 90er Jahre. In der darauffolgenden Serie Deep Space Nine verändert sich der ganze Focus  im Vergleich zu ihren beiden Vorgänger-Serien.  Das Schiff fliegt nicht mehr ins Weltall hinaus, sondern das Universum-Geschehen kommt auf die Raumstation. Die vernunftorientierte, sozialistische Utopie wird aufgebrochen und die Föderation liegt in einem verlustreichen Krieg mit dem Dominion aus dem fernen Gamma-Quadranten. Die Voyager wird unfreiwillig in den Delta-Quadranten katapultiert und begegnet auf dem Weg nach Hause den verschiedensten Geschöpfen und Abenteuern. Die jüngste Serie Enterprise spielt vor TOS und bleibt hier vorerst außen vor. (Ich habe die Serie nämlich nicht vollständig gesehen). DS9, Voyager und Enterprise bilden in sich geschlossene Systeme aus, die auf der ursprünglichen Star Trek Idee Gene Rodenberrys beruhen, sich dadurch aber nicht eingrenzen lassen. Es scheint, dass dieses stete Weiterentwickeln und Reagieren auf die gesellschaftliche Wirklichkeit das Erfolgsrezept von Star Trek ist.[2]

In diesen unterschiedlichen Serien wird auch die Archäologie als narratives Element unterschiedlich eingesetzt. Während in Star Trek TOS die Archäologie immer wieder mal am Rande auftaucht, ist in TNG der Kapitän des Raumschiffes Cpt. Picard ein leidenschaftlicher Amateur-Archäologe, wohl mit Universitätsabschluss, und es gibt sogar regelrechte Archäologie-Folgen. In DS9 spielt die Archäologie eine mythologische Sonderrolle. In Voyager wird das moralische Element der gesellschaftlichen Reflexion, das in TNG bereits aufkommt, weitergeführt.

In TOS: Das letzte seiner Art liefert die Enterprise Versorgungsgüter auf Planeten M-113, auf dem eine mehrjährige archäologische Ausgrabung durchgeführt wird. Auch eine von Kirks Verflossenen ist eine Archäologin, die aber nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen ist (TOS: Gefährlicher Tausch). Dass exoarchäologische Forschung nicht ungefährlich ist, erfahren wir in TNG: Mutterliebe, in der die Archäologin Marla Aster bei der Untersuchung koinonianischer Ruinen getötet wird und einen Sohn zurücklässt. Aber nicht nur Menschen betreiben Archäologie, auch der hochrangige cardassianische Offizier Neral zeigt eine Schwäche für dieses Fach (DS9: Unter den Waffen schweigen die Gesetze).

Durch alle vier Serien zieht sich das Element, dass ein Relikt aus der Vergangenheit auftaucht und die fiktive Gegenwart durcheinander wirbelt. Die Erbauer sind vergangene Hochkulturen, deren Geschichte unbekannt oder mindestens äußerst mysteriös ist. Erzählerisch ist es ein einfacher Kniff: Ein völlig unbekannter historischer Gegenstand taucht auf und die Geschichte nimmt ihren Lauf:

In der Originalserie trifft die Enterprise auf den Planeten Amerind, auf dem sich ein seltsamer Obelisk befindet, der von einer untergangenen Zivilisation als Kometenabwehrschirm installiert wurde, aber nach mehreren Jahrhunderten in Betrieb jetzt kaputt gegangen ist (TOS: Der Obelisk).  Der Androide Data wird sogar einmal selbst zu einem archäologischen Fund in einer Schicht des 19. Jahrhunderts (TNG: Gefahr aus dem 19. Jahrhundert I &II). Die Star Trek Figuren müssen besonders auf ihren Nachwuchs aufpassen, sonst kann es nämlich passieren, dass dieser in einfach herumliegenden Zeitportalen verschwindet und als eine um mehrere Jahre gealterte Personen wieder herauskommt (DS9: Das Zeitportal).

Aber Exoarchäologie findet nicht nur auf Planeten statt, sondern auch im Weltall selbst. Der Enterprise D begegnet ein einsam im Raum fliegender Komet, der sich als gigantische Bibliothek herausstellt. Sie kann Materie morphologisch verändern und verwandelt das Schiff in eine Tempelanlage, die stark an altamerikanische Hochkulturen erinnert (TNG: Der Komet). Eine Hinterlassenschaft weniger hochentwickelter Zivilisationen im Weltall sind Sonden. Der Präwarp-Zivilisation auf Kataan im Parvenium-System droht die Vernichtung durch eine Supernova. Sie schicken eine Sonde ins Weltall, die mit Hilfe eines nukleonischen Strahls eine ganze Biografie eines Kataaner simulieren kann (TNG: Das zweite Leben). Manchmal wird man aber auch von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt wie im ersten Star Trek Spielfilm aus dem Jahre 1979, als sich V´ger als die verschollene Voyager 6 entpuppt, eine fiktive Nachfolge-Sonde der beiden tatsächlich entsandten Voyager 1 und 2.

Archäologie spielt aber nicht nur als erzählerischer Anlass eine Rolle, sondern steht in einigen Folgen auch im Zentrum des Plots. Über die drei wichtigsten Archäologie-Folgen in TNG habe ich bereits in dem vorhergegangen Star Trek Post berichtet. Erzählerisch handelt es sich zum Ersten um eine Indiana-Jones-Story (TNG: Picard macht Urlaub), zum Zweiten um ein Gut-jagt-Böse-Geschichte (TNG: Der Schachzug I & II) und zum Dritten vermittelt die klare moralische Botschaft: Alle Wesen im Weltall sind Geschwister (TNG: Das fehlende Fragment)!

Auffällig dabei ist, dass Archäologie als Wissenschaft erscheint, die aufklärt, echte Beweise anführt und dabei Mythen entzaubert. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass Roddenberry und seine Drehbuchautoren dem Christentum und überhaupt allen Religionen skeptisch gegenüber standen. In der Serie selbst gilt Religion zumindest in der Föderation als überwunden.

In der Serie Voyager wird dieses erzählerische Prinzip die Archäologie betreffend fortgeführt.

Der Molekularpaläontologe Forra Gegen vom Volk der Voth findet mit seinem Assistenten ein menschliches Skelett von einem verstorbenen Voyager-Crewmitglied. Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass Menschen und Voth vergleichbare DNS haben, also verwandt sind. Auf der Erde des Mesozoikums haben sich Hadrosaurier zu intelligenten Wesen weiterentwickelt, die schließlich auch zur Raumfahrt im Stande waren. Sie verließen die Erde und wurden im Delta-Quadranten sesshaft. Diese Erkenntnisse entsprechen aber nicht der politischen Doktrin der Voth und so kommt es zu einem Standgericht, das an den Prozess gegen Galileo erinnert (VOY: Herkunft aus der Ferne).

Auf dem Weg durch den Deltaquadranten wird die Raumschiffcrew durch Halluzinationen von einem Massaker während eines Kriegen geplagt. Die Besatzung scheint selbst an diesem Massenmord beteiligt gewesen zu sein. Es stellt sich heraus, dass diese vermeintlichen Erinnerungen von einem Sender verursacht werden, der ein Mahnmal für die Opfer eines sehr lang zurückliegenden Kriegsverbrechens ist. Die Voyager-Besatzung repariert den Sender, damit diesen historischen Geschehnissen auch weiterhin gedacht werden kann (VOY: Das Mahnmahl).

Mit der Verantwortung des Historikers beschäftigt sich VOY: Der Zeitzeuge. Das Backup des Doktors befindet sich in einem Museum auf dem Planeten der Vaskaner und Kyrianer im 31. Jahrhundert. Die Völkerschaften sind bereits über Jahrhunderte andauernden gesellschaftlichen Unruhen ausgesetzt. Die Durchquerung des Planetensystems durch die Voyager vor sieben Jahrhunderten wird als Anlass dafür gesehen. Nur die wissenschaftlich korrekte historische Forschung, die frei ist von Vorurteilen, kann den Frieden zwischen den Völkern stiften. Is klar.

Star Trek Deep Space Nine stellt in vielerlei Hinsicht eine Ausnahme im Star Trek Universum dar. Es ist die düsterste der Star Trek Serien und der dramaturgische Einsatz der Archäologie verändert sich. Hatte die Archäologie in TNG eine aufklärende Funktion, bekommt sie in DS9 eine Rolle innerhalb des mythisch-religiösen Weltbildes Bajors zugewiesen. Die Rolle von Religion für Gesellschaften wird in der Serie herausgearbeitet und der Glaube, als persönliches Erleben für Star Trek-Verhältnisse, überbetont.[3]

Bajors Götter sind nicht-körperliche Wesen, die in einem Wurmloch leben, der als Himmelstempel bezeichnet wird. Das Verhältnis zwischen den sogenannten Propheten und den Bajoranern ist ein wohlwollendes. Die Archäologie bestätigt Bajors Mythen als Wahrheit. So ist es dem Abgesandten der Propheten Cpt. Sisko vorbehalten, den Nachweis zu führen, dass die Bajoraner früher als die Völker benachbarter Planeten-Systeme Raumfahrt betrieben. Er baut archäologisch-experimentell ein Leuchtschiff und fliegt damit in Richtung Cardassia Prime. Durch natürlich vorkommende Tachyonenstürme erreicht das Leuchtschiff Warpgeschwindigkeit und gelangt damit bis ins cardassianische System. Die Cardassianer sehen sich gezwungen zuzugeben, dass die Absturzstelle des antiken Leuchtschiffes vor kurzem ausgegraben  worden ist (DS9: Die Erforscher). Es ist auch der Abgesandte, der die versunkene Stadt B`hala findet, nach der Generationen von Archäologen vergeblich gesucht haben (DS9: Heilige Visionen). Die Erforschung obliegt Ranjen Koral, einem bajoranischen Mönch, der bei Forschungsfragen ganz selbstverständlich den Abgesandten zu Rate zieht (DS9: Zeit der Abrechnung). Zu guter Letzt ist es auch, na wer? natürlich der Abgesandte, der den letzten verschollenen Drehkörper in einer wilden, affektiven Buddelei ausgräbt (DS9: Das Gesicht im Sand).

Archäologinnen und Archäologen treten als Rand- und Hauptfiguren auf, oder die Entdeckung eines historischen Fundes steht am Anfang der Episode. Archäologie wird aber auch als Mittel eingesetzt, um einen Sachverhalt zu verifizieren oder zu falsifizieren, denn archäologisch geborgene Gegenstände lügen nicht. Archäologie kann Aberglaube entlarven, oder es bestätigt den aufgebauten Mythos von Gottheiten und Prophezeiungen. Archäologie ist in Star Trek also nur bedingt ein Teil der sozialistischen Utopie amerikanischer Prägung, sondern vielmehr ein narratives Element, das vielseitig einsetzbar ist.

Verwendete Literatur

D. L. Bernardi, Star Trek and history. Race-ing toward in a white furure (New Brunswick, New Jersey u. London 1998)

H. Brandt-F. Schindel-J. Wellhöner, Indiana Jones im Weltraum? Das Bild der Archäologie in Star Trek, in: N. Rogotzki- T. Richter- H. Brandt- P. Friedrich- M. Schönhoff- P. M. Hahlbohm (Hrsg.), Faszinierend! Star Trek und die Wissenschaften 2 (Kiel 2003) 139-164

L. Russell, Archaeology and Star Trek: Exploring the past in the future, in: M. Russell (Hrsg.), Digging Holes in popular culture. Archaeology and science fiction, 2002, 19-29

O. Wenskus, Umwege in die Vergangenheit. Star Trek und die griechisch-römische Antike. Literaturwissenschaftliche Studien zu Antike und Moderne 13 (Innsbruck 2009)

Weitere Literatur:  Faszinierend! Ein archäologischer Ausflug ins Science-Fiction (Interner Link)

Siehe auch:  Das archäologische Geschichtsbild bei Star Trek (Interner Link)

[1] O. Wenskus, Umwege in die Vergangenheit. Star Trek und die griechisch-römische Antike. Literaturwissenschaftliche Studien zu Antike und Moderne 13 (Innsbruck 2009)11-13

[2] A. Rauscher, Das Phänomen Star Trek. Virtuelle Räume und metaphorische Weiten (Fulda 2003) 10-18

[3] O. Wenskus, Umwege in die Vergangenheit. Star Trek und die griechisch-römische Antike. Literaturwissenschaftliche Studien zu Antike und Moderne 13 (Innsbruck 2009) 11-13

Quelle: http://de.hypotheses.org/71688

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„Wir wollen freie Menschen sein!“ Film zum 17. Juni 1953 von Freya Klier

Lange Zeit war ein wirkliches Erinnern an den Volksaufstand von 1953 in der DDR, in der BRD und auch später nicht möglich. Der Aufstand wurde von Politikern aller am Kalten Krieg beteiligten Seiten so gedeutet, dass er sich für ihre jeweiligen Zwecke instrumentalisieren ließ. Im Ostblock sprach man vom „faschistischen Putschversuch“, den man erfolgreich in den Griff bekommen habe. Im Westen dagegen unterstellte man, es sei den Demonstranten vorrangig um die Wiedervereinigung Deutschlands gegangen. Lange hielt sich auch die Sichtweise, es habe sich um einen Aufstand der Berliner Arbeiter gehandelt. Fast auf den Tag genau 60 Jahre danach ist es überfällig, endlich einmal auf die menschlichen Schicksale einzugehen, die mit diesem Volksaufstand und seinem tragischen Ausgang verknüpft sind.

Dieser Aufgabe widmet sich Freya Klier auf engagierte Weise in ihrem Film „Wir wollen freie Menschen sein!“. Eingeordnet in die historischen Hintergründe schildert sie die Schicksale zweier Leipziger Zeitzeugen und ihrer Familien am 17. Juni 1953 ebenso wie die Konsequenzen, die dieses Ereignis für ihren weiteren Lebensweg hatte. Lebendig gestaltet wird der Film durch zeitgenössische Bilddokumente, Spielfilm-Szenen und Aufnahmen von den Originalschauplätzen. Der Zuschauer wird dabei mit auf eine Reise in das Jahr 1953 genommen.

Brigitte Dienst ist die Schwester des jüngsten Todesopfers bei der Niederschlagung des Volksaufstandes, dem damals 15-jährigen Paul Ochsenbauer. Peter Schmidt geriet als 10-jähriger zufällig in die Tumulte des 17. Juni und erlitt dabei einen Bauchschuss. Auf einfühlsame Weise bringt der Film den Zuschauern die Belastungen näher, mit denen die Opfer und ihre Familien in den Jahren danach fertig werden mussten. In der DDR durften sie nicht über ihr Schicksal sprechen und mussten den damit verbundenen Schmerz auf sich gestellt aushalten. Peter Schmidt durfte in der Schule nie die wahren Gründe für seine Verletzung nennen und Brigitte Diensts Familie konnte den Tod des Bruders nicht betrauern. Dass die Zeitzeugen 60 Jahre danach den Mut haben, offen vor der Kamera über ihr schweres Schicksal zu sprechen, ist zutiefst beeindruckend.

Freya Klier, die am eigenen Leib den Terror des SED-Regimes erlebt hat, leistet mit diesem Film einen entscheidenden Beitrag zu einer würdevollen Erinnerung an den 17. Juni 1953 und seine Opfer. Die Zuschauer – auch und gerade junge Menschen – erhalten hier durch die schonungslos offene Schilderung persönlicher Schicksale einen realistischen Einblick in die Lebenswirklichkeit in der DDR-Diktatur vor 60 Jahren. Der Film wird am 16. Juni 2013 um 22:45 Uhr im Fernsehsender RTL ausgestrahlt. Darüber hinaus finden zum 60. Jahrestag des 17. Juni zahlreiche weitere Vorführungen in Deutschland statt.

Quelle: http://de.hypotheses.org/71689

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Mit Fürsterzbischof Franz Anton durch das Kirchenjahr – 4. Sonntag nach Pfingsten

den 13. dito in Dominica 4ta post Pent. in festo sancti Antonii de Padua, umb 8 Uhr seyn Ihro hochfürstl. Gnaden etc. in langen Klaydern, in Bedienung dero Hoffstadt, und Einem hochwürdig dom-Capitel von dero Zimmer aus über dem Ritter. und Carabiniers Saal zu denen R. R. P. P. Franciscanern in alldorthiges oratorium Bae. Virg. Mariae gangen, und seyn daselbst bey der Predig und hochambt verblibn, auch daselbst die heylige Mess celebrirt, dabey haben aufgewarth dero beede Hoff-Caplänn. Eodem Nachmittag seyn höchst-gedacht Ihro Hochfürstl. Gnaden etc. durch dero Zimmer zu denen R. R. P. P. Franciscanern gangen, und haben von dem oratorio Bae. Virg. Mariae auss, der Predig, Litney, und hierauf-volgendem Umbgang aldorth beygewohnt.

Quelle: http://de.hypotheses.org/72042

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Nützliche Software Teil 1: digitale Notizbücher, Evernote und Zotero

Wer kennt nicht folgende Situation: man surft im Internet, findet mehrere gute Artikel und hat nicht die Zeit alle zu lesen. Woche später würde man dann gerne die eine oder andere Information daraus verwenden, leider sind die entsprechenden Artikel aber in den Weiten des Netzes verschollen. Natürlich könnte man sich einfach die URL aufschreiben, aber das artet oft in komischen Wordtabellen aus und wer will schon lange URLs in ein Notizbuch schreiben? Aber keine Sorge, der digitale Mensch hilft sich auf seine eigene Weise: Er greift zur Software, um seine Anregungen und Gedanken zu ordnen. Wie angekündigt möchte ich euch in meiner ersten Softwarebesprechung für Historiker zwei Programme vorstellen. Für  technikaffine Leser sind die Programme mit Sicherheit kein Neuland, aber ihre Nützlichkeit ist doch ein Grund sie ausführlicher zu erwähnen. Es handelt sich zum einen um Evernote und zum anderen um Zotero.

Evernote

Was soll man zu diesem Programm noch sagen? In den letzten Jahren hat das “virtuelle Gedächtnis” zweifelsohne einen Siegeszug hingelegt. Evernote hat heute über 60 Millionen Nutzer und im Juni letzten Jahres immerhin 1,4 Millionen Premiumkunden. Sprich diese Leute geben Geld für ein eigentlich kostenfreies Angebot aus. Aber was ist der Sinn und Zweck von Evernote? Laut der Homepage soll das Programm: “Festhalten, Abrufen und schnell Finden” können. Dabei ist es zunächst nicht mehr als ein Notizbuch, in welches man selbstgeschriebene Texte oder Bilder speichern und überall abrufen kann. Evernote gibt es für Windows, Mac und Android. Durch die Cloudfunktion können sie zu Hause, an einem anderen PC oder über ein Smartphone jederzeit auf ihr Archiv zugreifen. Jetzt fragt sich der ein oder andere Historiker sicher: Was bringt das mir?

In meinem Alltag ersetzt Evernote ein Moleskine Notizbuch. Mit Hilfe des Programms und meines Smartphones (oder PC bzw. Tablet) kann ich Gedanken schnell aufzeichnen. Ich speichere zum BeispieVollbildaufzeichnung 14.06.2013 161021
l Literaturlisten oder Buchbestellungen ab oder mache mir to-do Listen, die ich ohne Probleme in der Bibliothek einsehen kann. Mit der Premiumvariante kann man sogar ganze Worddateien  oder PDFs in Evernote ablegen. Anschließend hat man die Möglichkeit, alle Notizen zu durchsuchen oder mit Schlagwörter zu versehen. Einzelne Beiträge kann man für andere User oder extern per Link freigeben und dadurch mit anderen teilen. Eine weitere sinnvolle Funktion ist der “Web Clipper”. Dieses Addon gibt es für alle Browser (Safari, IE, Firefox, Chrome). Der Clipper erlaubt das Sichern ganzer Internetseit oder lediglich eines einzelnen Artikels auf diesen. Dazu klickt man einfach auf ein kleines Icon am Browser und wählt die entsprechende Option aus. Die Artikel lese ich später meist in aller Ruhe offline durch oder bearbeite sie zu Hause nach. Dies ist möglich, weil innerhalb von Evernote alle Notizen als Texte angezeigt werden. Für mich ist das Programm ein elektronischer Helfer, durch den ich weder orts- noch gerätegebunden bin. Durch die Synchronisierungsfunktion kann ich nämlich von überall auf meine Notizen zugreifen. Wenn die entsprechenden Notizen vorher online aktualisiert wurden, muss man dafür noch nicht einmal online sein. Auch wenn das Programm nicht für Wissenschaftlicher entwickelt wurde und ich damit sicherlich keinen wissenschaftlichen Texte schreiben würde, ist der schwarze Elefant auf grünem Grund ideal, um Artikel zu speichern, Gedanken festzuhalten oder kleinere Listen zu erstellen. Für Bastler sei noch erwähnt, dass Evernote mit “Skitch” ein internes Zeichenprogramm anbietet. Ich selbst habe diesen Zusatz jedoch noch nicht getest.

Ergänzung: Durch diesen Artikel wurde ich gerade darauf aufmerksam gemacht, dass es die Möglichkeit Notizen untereinander zu verlinken. Das ist sehr hilfreich, wenn man Artikel schreiben will und eine Struktur zwischen den einzelnen Notizen erstellen möchte.

Zotero

Im Gegensatz zu Evernote ist Zotero ein spezifischeres Programm, welches zur Sammlung und Verwaltung von Online- und Offlinequellen dient. Es fällt unter die Kategorie eines Literaturverwaltungsprogramms und wurde zu diesem Zweck seit 2006 am Center for History and New Media der Georg Mason University (USA) entwickelt. Das Programm wurde bewusst für die wissenschaftliche Arbeit geschrieben. Ursprünglich war es eine Erweiterung für den Firefox Browser. Heute gibt es neben einem Standalone Client auch eine Erweiterung für die Browser Chrome und Safari (Apple). Alle Varianten stehen kostenlos zur Verfügung. Das beste ist aber, dass beim Start von Zotero eine automatische Synchronisierung von allen Installationen (egal ob Standalone, auf das Firefox Addon auf dem PC oder dem Laptop) stattfindet. Dadurch seid ihr nicht an eine Installation gebunden. Die Humboldt Universität hat zum Beispiel an ihren Computern das Firefox Addon standardmäßig installiert. Zotero [zoh-TAIR-oh] kommt übrigens aus dem albanischen und bedeutet “etwas schnell erfassen, bewältigen”. Aber nun genug Historie und Wikipediawissen. Wollen wir einmal schauen, was die Anwendung so kann. Ich selbst benutze das Firefox Addon, weil ich mit dem Chrome Addon einige Probleme habe. Jetzt aber zu dem Hauptzweck von Zotero: Das Sammeln, Organisieren und Zitieren von Wissen.

Die für mich mit Abstand wichtigste Funktion ist das Sammeln von Artikeln und der zugehörigen URL. Wenn ihr auf einer Homepage seid und einen interessanten Artikel aufheben wollt, wird euch in der URL Zeile ein Zotero Zeichen angezeigt und mit eineVollbildaufzeichnung 14.06.2013 113321.bmpm einfachen Klick könnt ihr die Homepage eurem Archiv hinzufügen. Ihr könnt sogar PDFs, Bilder oder Audio- und Videodateien speichern. Diese werden in der Regel mit verschiedenen Symbolen angezeigt. Darüber hinaus erstellt euer Archiv automatisch einen Index für die wichtigsten Metadaten (Titel, Autor, Homepage, URL etc.) des Links. Außerdem kann man selbst Schlagwörter (Tags) und Notizen hinzufügen. Für mich als Historiker der Zeitgeschichte mit ihrer Nähe zur aktuellen Politik, ist das Speichern wichtiger Zeitungsartikel eine elementare Funktion. Allerdings habe ich mir angewöhnt alle Artikel erst zu lesen bevor ich sie speichere. Später komme ich sowieso nicht mehr dazu. Das bringt mich zum zweiten Punkt: dem Organisieren des gespeicherten Wissens. Wichtig ist dafür eine gute Verschlagwortung und die ausgiebige Nutzung der Notizfunktion. Für die etwas fauleren unter uns (hier zähle ich mich dazu), erstellt Zotero eigenständig eine Tagcloud mit den wichtigsten Begriffen oder Namen in den gesammelten Artikeln. Außerdem ist es sehr sinnvoll in der Bibliothek eigene Ordner für verschiedene Projekte oder Interessenfelder anzulegen. Dadurch kann man auch leicht sein wissenschaftliches Interesse von den weltlichen Hobbys trennen und die Links separat speichern. Die Bibliothek lässt sich einfach per Suchbegriffen oder den Tags durchstöbern, falls einem der gewünschte Titel der Homepage oder des Artikels entfallen ist. Das Bild unten zeigt euch die Zoterotoolbar mit der Bibliothek, dein einzelnen Einträgen und den Metadaten.

Vollbildaufzeichnung 14.06.2013 122304.bmp

Der letzte Schritt ist die Erstellung einer Zitatsammlung. Dadurch könnt ihr eure Artikellisten problemlos in Hausarbeiten oder Papers integrieren. Zotero bietet die Auswahl aus 12 verschiedenen Zitationsstilen. Ich muss leider gestehen, dass die meisten aus den USA kommen und ich für die typische deutsche Zitation in der Geschichtswissenschaft noch keinen sinnvollen Stil gefunden habe. Deshalb muss man die Liste noch ein wenig nachbearbeiten. Aber ein Hauptteil der Arbeit wird einem definitiv abgenommen.

Für weitere Fragen zu den Programmen oder wenn ihre bessere Alternativen kennt, schreibt einfach in die Kommentarspalte. Im nächsten Teil werde ich mich entweder Citavi oder dem pfiffigen Präsentationswerkzeug Prezi zuwenden.

Quelle: http://de.hypotheses.org/71690

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Kathrin Michels, Das Angebot der Freiwilligenzentralen im Kulturbereich

Seit 16 Jahren gibt es Freiwilligenzentralen in Deutschland, die Menschen, die sich engagieren möchten aber auch Institutionen, die ehrenamtliche Tätigkeiten anbieten möchten Hilfestellung durch Beratung und Vermittlung bieten. Zu den Aufgaben gehören die Öffentlichkeitsarbeit und die Beteiligung an der politischen Diskussion der untereinander gut vernetzten Freiwilligenzentralen.

Unterschieden werden die drei Begriffe des Ehrenamts, des bürgerschaftlichen Engagements und als modernster Variante die Freiwilligenarbeit. Für den kulturellen Bereich ist das ehrenamtliche Engagement die übliche Form. Entscheidend  ist, dass die Tätigkeit unentgeltlich erfüllt wird, auch wenn eine Kostenerstattung selbstverständlich ist. Ehrenamtler dürfen keine Tätigkeiten übernehmen, die vorher von bezahlten Kräften erledigt wurden.

Der Eindruck, dass ehrenamtliche Arbeit rückläufig ist, kann objektiv nicht bestätigt werden, aber die Fluktuation der Interessenten ist gewachsen.

Um die ehrenamtlich Tätigen bei der Stange zu halten, sollten bestimmte Rahmenbedingungen auf Seiten des Anbieters erfüllt sein. Dazu gehören die Regelung der Versicherungsfrage, die Kosten- und Sachmittelerstattung und die Bestimmung eines festen Ansprechpartners.

Es gibt ca. 2 Mio Menschen, die ehrenamtlich im Kulturbereich engagiert sind. Damit liegt der Kulturbereich gemeinsam mit dem Sozialbereich auf dem 4. Platz der verschiedenen Engagements. Insgesamt sind mehr Männer als Frauen ehrenamtlich tätig, wobei Männer sich eher für Sachen und Frauen eher für Menschen einbringen.

Archive oder andere kulturelle Institutionen, die mit Ehrenamtlern zusammen arbeiten möchten, sollten ihren Bedarf möglichst genau einschätzen und beschreiben, damit die Einsatzmöglichkeiten deutlich werden. Zitat Frau Michels: „Denken Sie nicht in Geld!“

Zu den Vorüberlegungen gehört allerdings auch die Entwicklung von Ablehnungsstrategien, denn nicht jede Person ist für jede ehrenamtliche Tätigkeit geeignet.

Es sollte berücksichtigt werden, dass das Ehrenamt die einzige selbstbestimmte Arbeit ist, die wir haben, bei der der Spaß nicht auf der Strecke bleiben darf. Es sollten Vereinbarungen getroffen werden, diese sind aber jederzeit kündbar. Das durchschnittliche zeitliche Engagement ist mit ca. 3-5 Stunden pro Woche anzusetzen.

Quelle: http://de.hypotheses.org/71691

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Podiumsdiskussion

Frage an Frau Wiggers: Wie sieht die Finanzierungssituation in den Niederlanden aus? Frau Wiggers erklärt, die staatlichen Archive in den Niederlanden seien nicht so unter Druck. die Einwerbung von Drittmitteln werde aber größeres Gewicht gewinnen und werde ein Lernprozess sein. Es gibt vermehrt Kooperationen zwischen staatlichen und kommunalen Archiven. Die gesetzliche Situation stehe jedenfalls erst einmal für die nächsten 10 Jahre fest.

Herr Fischer erklärt, man müsse sich „gnadenlos darüber im Klaren sein, was man will“. Es sei dann leichter, Gelder für kurzfristige Projekte zu bekommen.

Reaktion von Herrn Bartella: Hinweis auf das immense Fundraising für das Berliner Stadtschloss oder die Dresdner Frauenkirche. Beides sei nur erklärbar durch ein gesellschaftliches Bedürfnis an Historizität. Die Frage sei daher für Archive, wie man seine Belange für die Öffentlichkeit aktivieren könne.

Reaktion von Frau Wiggers, die zustimmt. Die Öffentlichkeitsarbeit werde an Bedeutung gewinnen.

Herr Fischer erklärt, für spektakuläre Aufgaben sei Geld da, aber für alltägliche Bedarfe fehlen die Mittel. Man solle nicht Verlorenes wieder aufbauen, sondern Vorhandenes bewahren.

Herr Bartella: Das breite Interesse an Geschichte sei z. B. an den zahlreichen historischen Filmen der letzten Jahre ablesbar. Dieses Interesse sei nutzbar. Die Profession der Archivare sei hinsichtlich der Nutzbarmachung dieses Interesses noch nicht professionell genug: „Graben Sie ein Loch, kippen Sie ihr Archiv rein, holen Sie’s wieder raus und sehen Sie, wieviel Geld Sie dafür kriegen!“

Frau Wiggers: Die Kooperationen mit fachfremden Partnern könne bei der Nutzbarmachung des vorhandenen Interesses bereichend sein.

Herr Fischer drückt die Hoffnung aus, dass angesichts der Struktur der Gesellschaft die Bedeutung der Geschichte und derer, die sie vermitteln, wachsen.

Herr Soénius: Es gebe Möglichkeiten und Grenzen der Förderung. die Rolle der Fördervereine werde wachsen, es werde aber auch Konkurrenzkämpfe um die Wahrnehmung durch die potentiellen Förderer geben. Einzelne Punkte, z. B. Bestände müssten stärker in den Vordergrund gestellt werden.

Herr Richter: Es gebe den Bundesverband der deutschen Stiftungen mit 3.800 Mitgliedern. Fördermöglichkeiten seien oft nicht bekannt. Vielleicht könne es z. B. von den Städten Hilfestellungen bei der Antragstellung geben.

Herr Fischer: Der Austausch finde auf der Fachbereichsebene statt. Die Findigkeit des jeweiligen Archivars bleibe gefordert. Stiftungen seien aber auch kein Allheilmittel. Es schütteten auch nicht alle Geld aus. Möglichkeiten der Stiftungsförderung seien abrufbar auf der Webseite des Innenministerium mit einem Verzeichnis der Stiftungen.

Herr Bartella weist auf die Schrift des Deutschen Museumsbundes hin: Zwischen Akzeptanz und Diskrepanz. Zur Lage der Museen in Deutschland. Hier gibt es eine Bestandsaufnahme und Hinweise dazu, wie sich Akquise und Öffentlichkeitsarbeit darstellen.

Quelle: http://lvrafz.hypotheses.org/1054

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