Meine kürzlich eingereichte Dissertation befasste sich mit der deutschsprachigen Rezeption der „Messa da Requiem“ von Giuseppe Verdi in den Jahren 1874–1878, also den Jahren der Erstaufführungen. Aufgrund des szenischen Charakters der Musik wurde das Werk im Deutschen Reich mehrfach als unangemessen verurteilt („kein Requiem nach deutscher Art“), was nicht nur unter den Vorzeichen von Wagnerismus und reichsdeutschem Kulturkampf, sondern auch unter dem zeitgenössischen Begriff von musikalischem „Realismus“ und romantischer Kirchenmusikästhetik zu begreifen ist. Auch gegenwärtig führt die Ambivalenz des Werkes, das sich in einer Grauzone zwischen Spiritualität und Inszenierung zu bewegen scheint, immer wieder zu Diskussionen hinsichtlich seiner Interpretation.
Als Grundlage der Analyse wurden zahlreiche Musikkritiken aus Tageszeitungen und Musikfachblättern zu einem Textkorpus zusammengestellt, das 330 Texte unterschiedlicher Gattung mit insgesamt ca. 950.000 Zeichen Reintext enthält. Die Texte wurden nach Digitalisaten und Fotokopien transkribiert und mit TEI-Markup versehen. Dabei wurde ein hoher Wert auf die Erschließung semantischer Einheiten gelegt: Insgesamt konnten 530 Personen, 142 Aufführungen, 96 Ortschaften und 135 Werke in insgesamt 8.000 Relationen identifiziert werden.
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Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/2836