Archivbenutzung im Digitalen Zeitalter

… lautete das Thema des Brandenburgischen Archivtages 2015, dem ich im Eröffnungsvortrag mit einigem Respekt und ein wenig Ehrfurcht gegenübertreten bin. Denn immerhin impliziert der Titel ja nicht weniger, als dass wir am Beginn einer neuen Epoche der Archivbenutzung stehen. Und man wird an den Ausspruch Goethes in den Französischen Revolutionskriegen erinnert, der am Vorabend der Kanonade von Valmy im September 1792 vor einigen jungen Offizieren den oft zitierten Satz formuliert haben soll:

„Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen.“

Ob Goethe dabei auch die Archivbenutzung im Hinterkopf hatte, ist nicht überliefert. Aber die Französische Revolution bedeutete ja tatsächlich auch für die Nutzung von Archiven, und damit am Ende für die Wahrnehmung und das Selbstverständnis der Archive, eine entscheidende Wende: Zwei Jahre nach Goethes legendärer Vorausschau regelte ein Archivgesetz in Frankreich erstmals den uneingeschränkten und kostenlosen Zugang zu den öffentlichen Archiven für jedermann – wenn auch zu festgelegten Öffnungszeiten.

Zugegeben, in Deutschland dauerte es dann noch ein langes 19. Jahrhundert, ehe die Archive interessierte Benutzer nicht nur in Einzelfällen zuließen, sondern ihnen sogar Lesesäle einrichteten.

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Quelle: https://archive20.hypotheses.org/3488

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BildGeschichte #3: Friedrich Jügels und Heinrich Anton Dählings „Napoleon am Sarkophag Friedrichs II.“

Napoleon_Grab Friedrich II._klein

Friedrich Jügel nach Heinrich Anton Dähling, Kupferstich, 13×18 cm, Foto: Roland Handrick, Copyright: SPSG

Die Darstellung zeigt den wichtigsten Moment von Napoleons Aufenthalt in Potsdam, den 25. Oktober 1806; die Bildunterschrift nennt das Datum. Der Kaiser der Franzosen war am Vortag, von den Schlachtfeldern bei Jena und Auerstedt kommend, in der Stadt angelangt. Er war im Stadtschloss abgestiegen, hatte dort „sogleich“ die ehemaligen Zimmer Friedrichs des Großen besehen und sich noch am Abend dessen Räume im Neuen Palais und in Schloss Sanssouci angeschaut.

„Er fand die Lage und die Einrichtung des Schlosses Sanssouci sehr angenehm“, wie es einen Tag später im 17. Bulletin der Großen Armee hieß. Der Kaiser habe einige Zeit im Zimmer Friedrichs des Großen verweilt, das „noch eben so eingerichtet und meublirt“ sei, wie bei seinem Tode – was nicht stimmte. Friedrichs „Geist, sein Genie und seine Wünsche“, so das Bulletin, seien mit Frankreich, „mit der Nation, welche er so sehr schätzte und von welcher er sagte, daß, wenn er ihr König wäre, so würde kein Kanonenschuß ohne seine Erlaubniß in Europa geschehen.

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Quelle: https://recs.hypotheses.org/579

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Nicht der Poké-Stop ist pervers, sondern das Land, in dem er liegt

Seit PokémonGo am 6. Juli zunächst in den USA, Neuseeland und Australien in den Appstores erschien, befindet sich die Welt im Ausnahmezustand. Als Historiker bin ich gespannt, wie dieser Sommer in 50 Jahren im Rückblick analysiert werden wird. Wird Nizza eine Rolle spielen? Welche Relevanz wird den Ereignissen in der Türkei zugesprochen werden? Wird man das Erscheinen von PokémonGo als Paradigmenwechsel hinsichtlich der Etablierung digitaler Realitäten interpretieren?

Denn Letzteres ist für mich derzeit der springende Punkt. PokémonGo ist nicht die erste Anwendung, die der materiellen Welt eine weitere Schicht hinzufügt und sie um Informationen erweitert, die ohne technische Hilfsmittel nicht mehr sichtbar sind. Zwar ist das Spiel der bisher wohl größte Erfolg und vielleicht auch der Durchbruch für diese Technologie (aber das sollen zukünftige Historiker_innen beurteilen), aber wer genauer hinschaut, sieht, dass Augmented Reality seit einigen Jahren Einzug in unser Leben gehalten hat und immer größere Fortschritte macht.

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Quelle: https://gedenkpaed.hypotheses.org/98

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Selbstzeugnisse zur Hexenverfolgung – bisher unbekannte Briefe der Hexerei Angeklagter im Stadtarchiv? (Teil 1)

Zuletzt wurde über archivalia auf die SeminararbeitZu tausend guter Nacht, denn dein Vater sieht dich nimmermehr‘ Emotionen und Subjektivität in Briefen aus dem Gefängnis während der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung von Isabelle D. Zeder an der Universität Basel  hingewiesen, die über academia.edu online veröffentlicht wurde.

Die Verfasserin analysiert in dieser Arbeit in mikrogeschichtlicher Perspektive frühneuzeitliche Briefe von insgesamt sechs Personen (darunter nur ein Mann) aus verschiedenen Territorien des Deutschen Reiches, die wegen Hexerei bzw. Zauberei angeklagt waren.  Die Untersuchung konzentriert sich dabei auf Sprache, Inhalt und Intention der Briefe. Die Verfasserin ordnet ihre Quellen folgerichtig in die Gruppe der sog. Selbstzeugnisse ein, wie etwa auch Autobiographien oder Tagebücher. Übergeordnet gehören sie zur Klasse der Ego-Dokumente, ein in der Geschichtswissenschaft nicht unumstrittener Begriff.

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Quelle: https://liparchiv.hypotheses.org/954

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Veranstaltungsbericht: “Faszination Mittelalter: Das Mittelalter entdecken und erforschen.” Der 5. Heidelberger Mittelaltertag

Der diesjährige fünfte Heidelberger Mittelaltertag am 25.06.2016 stand unter dem Motto Faszination Mittelalter: Das Mittelalter entdecken und erforschen. In seiner Eröffnungsrede ging Prof. Peter Schmidt auch auf die Erfolgsgeschichte des Mittelaltertags ein, der „gebraucht und gewollt“ sei und der auch…

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/8589

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Strahlender Goldklotz

Auch Museen sind auf die Massenmedien angewiesen, weil ihr Fortbestehen von Besucherzahlen abhängt. Das Lenbachhaus – ein Kunstmuseum, das sich im ehemaligen Wohnhaus des „Malerfürsten“ Franz von Lenbach befindet – steht als städtisches Münchner Museum unter Legitimationsdruck. Um in den Medien Beachtung zu finden, passt sich das Haus der Medienlogik an. Dokumentenanalyse und Experteninterviews belegen eine Medialisierung auf unterschiedlichen Ebenen.

Neben Kunst aus München gehören seit dem Ende der 1970er Jahre auch Werke internationaler Künstler zum Programm – Gerhard Richter und Andy Warhol zum Beispiel. Die Erweiterung des Repertoires sorgt für einen wachsenden Besucherandrang, dem die einst als privates Wohnhaus angelegte Villa nicht gerecht wird. Die Einrichtung des Kunstbaus in wenigen Metern Entfernung im Jahr 1994 entzerrt die Besuchermassen. Die dort stattfindenden Wechselausstellungen ziehen ihrerseits noch mehr Menschen an (2008 sind es rund 450.

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Quelle: http://medialogic.hypotheses.org/819

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Stalingrad in Bildbänden (2): Diskrepanzen zwischen Ursprung und Gebrauch von Fotografien

Neben der mangelhaften Einordnung der Fotografien als historische Quelle wie sie im vorherigen Artikel beschrieben wurde, konnte bei der Analyse der gesichteten Bände teilweise auch eine nicht weniger mangelhafte Recherche bezüglich der inhaltlichen und zeitlichen Einordnung der benutzten Bilder festgestellt werden:

Folgendes Foto zeigt eine Gruppe junger deutscher Soldaten, die aufgrund der hochgekrempelten Ärmel, aufgeknöpften Jacken und aufgesetzten Sonnenbrille offensichtlich bei starker Hitze marschiert.

 

Bild 101I-217-0465-32A_webgross

Bundesarchiv / Bild 101I-217-0465-32A / Fotograf: Klintzsch / CC-BY-SA-3.0-DE

Dem Bundesarchiv zufolge gehört diese Fotografie zur Überlieferung der PK 694, die der 4. Panzerarmee angehörte1, und wurde zwischen August und September 1942 in der südlichen Sowjetunion aufgenommen.



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Quelle: https://2wkvisuell.hypotheses.org/738

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Sterben und Erben

21.07.2016 Anja Zawadzki

Es ist eine menschliche Eigenart, dass man sich eine Zukunft, in welcher man selber nicht mehr lebt, nur ungern oder gar nicht vorstellen kann und will, da dies bedeutet, sich aktiv mit dem eigenen Tod und dem, was danach kommt, auseinander zu setzen. Wahrscheinlich verfasst auch deshalb nur jeder dritte Bewohner in Deutschland ein Testament– und das, obwohl im Jahr mehrere hundert Millionen Euro vererbt werden.1 Allerdings geht es bei Testamenten nicht nur um eine bloße Verteilung materieller Güter. Armut im Alter, Angst vor Erbstreitigkeiten und der Wunsch, auf das Leben der Nachkommen Einfluss nehmen zu können, sind nur einige der Handlungsmotive, die sich in den Rechtsverfügungen widerspiegeln. Mittels Verschriftlichung versucht man sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzten und damit Ängste vor einer nicht mehr selbst beeinflussbaren Zukunft abzubauen. Durch die Tatsache, dass man sich ganz genau überlegt, was man zu vererben hat und wie nach dem Tod mit dem zu vererbenden Besitz umzugehen ist, erfüllen Testamente eine Scharnierfunktion zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.



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Quelle: https://grk1919.hypotheses.org/185

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Schulische Inklusion in Deutschland und Italien

  • Die ideale Vorstellung von Inklusion als Definition
  • Der Alltag von Inklusion in deutschen Schulen
  • Inklusion an Schulen in Italien

 

Welche Möglichkeiten der Inklusion bietet das deutsche Schulsystem im Vergleich mit Italien?

Bevor ich das Thema aufgreife, möchte ich zunächst die Inklusion erklären. Kurze Definitionen sind zwar manchmal knackig. Im Falle der Inklusion, vor allem der schulischen, halte ich folgende, längere Erklärung aber für ein tiefergehendes Verständnis angemessener:

„Als soziologischer Begriff beschreibt das Konzept der Inklusion eine Gesellschaft, in der jeder Mensch akzeptiert wird und gleichberechtigt und selbstbestimmt an dieser teilhaben kann – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft, von Religionszugehörigkeit oder Bildung, von eventuellen Behinderungen oder sonstigen individuellen Merkmalen.

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Quelle: https://inklusion.hypotheses.org/1987

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