Am 27. März 1714 starb Herzog Anton Ulrich achtzigjährig auf Schloss Salzdahlum. Bis zuletzt hatte ihn das Schicksal des Musikers Georg Österreich umgetrieben. Österreich war 1686 auf sein Geheiß für den Wolfenbütteler Hof als Sänger engagiert worden, und es war Anton Ulrich selbst, der 1692 Taufpate von Österreichs zweitältestem Sohn wurde. 1689 nahm Österreich eine Anstellung in Gottorf an, kehrte 1702 wieder zurück und blieb bis zu seinem Tod im Braunschweigischen tätig, ab 1724 als Schlosskantor am Wolfenbütteler Hof. 1714 scheint kein gutes Jahr … Ein Kantor, ein Fiat und viele offene Fragen weiterlesen →
Paradiesische Zustände
Medienfreiheit in Deutschland, Polen und der Ukraine im Vergleich
Im Medienrecht herrschen in Deutschland nahezu paradiesische Zustände, glaubt man dem Medienrechtler Gerrit Manssen. Ein Satz, der uns zwei Tage in Regensburg begleiten würde. Pünktlich zum Frühlingsanfang lud hier das Institut für Ostrecht im Wissenschaftszentrum Ost- und Südosteuropa zur Tagung „Medienfreiheit – Ukraine, Deutschland und Polen“. Experten aus allen drei Ländern diskutierten über Herausforderungen und Grenzen von Medienfreiheit – insbesondere vor dem Hintergrund politischen und sozialen Wandels sowie der digitalen Mediengesellschaft.
Die Betonung liegt auf „nahezu“, denn während im Bereich der klassischen Medien Qualitätssicherung und Rechtsschutz gegeben seien, sei die Situation im Internet unübersichtlich. Russische Medien etwa betrieben bewusst die Verbreitung von Desinformation und zielten auf eine politische und gesellschaftliche Destabilisierung in Deutschland. Paradebeispiel: die Falschmeldung über die Vergewaltigung eines russischen Mädchens, die zu Demonstrationen von Russlanddeutschen in der ganzen Republik führte. Warum hat man vor 20 Jahren keine russischen Programme in Deutschland gegründet, so das Resümee. Das Recht allein könne an dieser Stelle nicht helfen, genauso wenig wie im Falle des (in den Medien falsch wiedergegebenen) Zitats von AfD-Chefin Frauke Petry zu Beginn des Jahres.
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Lernsoftware für Jung und Alt – ein Überblick
von Nils Jahnel Lernsoftware ist allmählich zu einem großen Teil unserer Software-Industrie geworden. Lernsoftware existiert sowohl als reines Spiel aber auch als interaktiver Duden, als digitaler Globetrotter oder Mathematik lernen mit dem Findefuchs. Die…
Envisioning Palestine
Ikonoklasmus als Politikum
Die Geschichte der Kunstwerkevernichtungen ist lang und schrill. Lassen wir jetzt mal die ISIS-Annihilationszüge durch die Kunstgeschichte, oder Autodafés des staatlichen Totalitaritarismus (sei es „Entartete Kunst“ in München oder „Bulldozer-Ausstellung“ in Moskau) beiseite. Die Urheber der Kunstwerke sind es bisweilen selbst, die an Ihre Arbeit Axt anlegen. So wie hier:
Weil ein Künstler Teil der Ausstellung wurde, vernichtete er seine Werke.
Ai Wei Wei und Zerstörung des privaten Eigentums
Vor ungefähr 2 Jahren haben wir in diesem Blog bereits den Akt des „Vandalismus“ beleuchtet, der als eine Reaktion auf den Akt der Selbstzerstörung des Werkes von Ai Wei Wei durch den selbigen darstellte. Ja die Dadaisten selber zerstörten direkt oder indirekt ihre eigene Werke, wie zum Beispiel Max Ernst, der in seiner Kölner Dada Ausstellung eine Axt aushängte, damit die selbsternannte Kunstkritiker die Objekte ihrer Aversion buchstäblich auseinandernähmen.
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Selbstoptimierung durch Selfies oder Selfies durch Selbstoptimierung? Interview mit Alain Bieber, künstlerischer Leiter des NRW-Forums
Alain Bieber ist künstlerischer Leiter des NRW-Forums Düsseldorf und Kurator der Ausstellung „Ego Update – Die Zukunft der digitalen Identität“, die nun unter dem Titel „Me, Myself and I“ vom 20.03.16 – 19.06.16 in der Villa Rot in Ulm zu sehen sein wird. Christian Schulz führte mit Alain Bieber ein Gespräch in dem es vorwiegend um Selfies und die „Ego Update“-Ausstellung geht, aber auch das Verhältnis von Kunst und Alltagspraktiken, die Kontrollgesellschaft und die Datenmacht von Internetkonzernen angesprochen werden. Das Interview führte Christian Schulz.
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Selbstoptimierung durch Selfies oder Selfies durch Selbstoptimierung? Interview mit Alain Bieber, künstlerischer Leiter des NRW-Forums
Alain Bieber ist künstlerischer Leiter des NRW-Forums Düsseldorf und Kurator der Ausstellung „Ego Update – Die Zukunft der digitalen Identität“, die nun unter dem Titel „Me, Myself and I“ vom 20.03.16 – 19.06.16 in der Villa Rot in Ulm zu sehen sein wird. Christian Schulz führte mit Alain Bieber ein Gespräch in dem es vorwiegend um Selfies und die „Ego Update“-Ausstellung geht, aber auch das Verhältnis von Kunst und Alltagspraktiken, die Kontrollgesellschaft und die Datenmacht von Internetkonzernen angesprochen werden. Das Interview führte Christian Schulz.
Christian Schulz: Was ist denn deine Definition von Selfie?
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durchsichten: Rez.: The Palgrave Dictionary of Transnational History. From the Mid-19th Century to the Present Day, hrsg. v. Akira Iriye / Pierre-Yves Saunier, Basingstoke 2009
Virtuelles Sit-In
Daniel Becker
Online-Demonstrationen oder virtuelle Sit-ins sind eine Form des electronic civil disobedience, die in Computernetzwerken wie dem Internet praktiziert werden. In Anlehnung an die Sit-ins/Sitzstreiks der amerikanische Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre stellen sie eine Form des gewaltlosen Protestes dar, bei dem ein Ort oder ein Gebäude durch massenhaftes Sitzen blockiert und für eine andere Nutzung unzugänglich gemacht wird. Im Unterschied zur (Haus-)Besetzung ist diese Blockade aber nur temporär angelegt und dient primär der Aufmerksamkeit und nicht der dauerhaften Inbesitznahme. Als virtuelle Sit-ins werden in der Regel koordinierte Attacken vieler Computersystem auf ein anderes bezeichnet, die mit dem Ziel durchgeführt werden, die Struktur des angegriffenen Systems zu überlasten und deren Dienst nicht mehr verfügbar zu machen; sogenannte DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service). Im Allgemeinen ist der virtuelle Sit-in nur ein Werkzeug für Netzaktivisten, er war aber ein wesentlicher Bestandteil des Toywar (1999/2000), zwischen dem Künstlerkollektiv etoy und dem Unternehmen eToys.
Dem Toywar ging ein Streit zwischen dem amerikanischen New-Economy Unternehmen eToys und dem besagten Künstlerkollektiv um die Domain www.etoy.com voraus.
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Quelle: http://nomoi.hypotheses.org/761
Duran Adam – Standing Man
Christoph Scheurle
Am 18. Juni 2013 stellt sich der türkische Tänzer und Choreograf Erdem Gündüz für sechs Stunden auf den Taksim-Platz der türkischen Metropole Istanbul und schaut unverwandt die türkische Fahne und das überlebensgroße Porträt des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk an (Abb. I). An seinem Gürtel hängt eine Taucherbrille gegen eventuelle Tränengasangriffe, auf dem Rücken trägt er einen Rucksack, in dem sich außer einer Flasche Wasser nichts weiter befindet. Gündüz verharrt zunächst lange Zeit unbemerkt auf seinem Platz, dann werden Sicherheitsleute auf ihn aufmerksam und durchsuchen ihn. Gündüz lässt das ganze Procedere regungslos über sich ergehen. Da die Untersuchung nichts Verdächtiges hervorbringt, lassen ihn die Ordnungskräfte zunächst in Ruhe. Sie wissen nicht so recht, wie sie mit dem Mann umgehen sollen. Zwar manifestiert sich in seinem Auftreten und dem gewählten Ort eine Form des Protests – der Blick auf das Plakat von Atatürk erscheint als dezidierte Kritik und Befragung an der aktuellen Regierung unter Staatschef Erdogan – jedoch stellt Gündüz’ Performance keinen Gesetzesbruch dar.
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Quelle: http://nomoi.hypotheses.org/751