Aktenstücke gut zitieren

Historiker, die im Archiv forschen, sind sich oft unsicher, wie sie Aktenschriftstücke zitiert werden sollen. Jedenfalls wurde ich mehrfach darauf angesprochen, seit ich dieses Blog betreibe. Hier also Faustregeln eines Historiker-Archivars zum guten Zitieren:

  1. Nenne den Typ des Schriftstücks!
  2. Gib Entstehungsstufe und Überlieferungsform an, wenn sie von der Norm abweichen.
  3. Übergehe kanzleitechnisches Beiwerk.

Was ist darunter zu verstehen?

Das Problem

Ich schreibe bewusst "gut" statt "richtig zitieren", denn den einzig wahren Weg gibt es meiner Auffassung nach nicht. Was anzugeben ist und was nicht, sollte sich nach den Eigenheiten des zitierten Schriftstücks und dem Argumentationszusammenhang in der zitierenden Arbeit richten. Eine Zitation würde ich als gut bezeichnen, wenn ihr Informationsgehalt in diesen beiden Bezügen angemessen ist.

Normalerweise wird zu Zitaten aus Archivalien nur die Fundstelle angegeben, also eine mehr oder weniger komplizierte Sigle, die es erlaubt, den zitierten Text im Archiv exakt wiederzufinden. Dazu braucht es neben der meist dreiteiligen Archivaliensignatur (Archiv, Bestand, Bestellnummer) die Blattzahl (fol. oder Bl.). Manche Zeitschriften untersagen in ihren Manuskriptrichtlinien sogar weitergehende Beschreibungen als zur Wiederauffindung unnötig. Kostet im Druck eben Platz.

Das ist etwa so, als würde man eine Online-Veröffentlichung nur mit ihrem URN zitieren.

Und man kommt schon in Schwierigkeiten, wenn die Archivalien-Einheit, aus der zitiert wird, nicht foliiert ist. Das Schriftstück dann durch das Datum näher zu bezeichnen, wie ich das in meinem Erstling auch getan habe (Berwinkel 1999 - um mit schlechtem Beispiel voranzugehen), hilft nur bei weniger dichten Serien, bei denen dies ein eindeutiges Merkmal ist, und setzt für die nicht triviale Datierung unübersichtlicher Entwürfe selbst aktenkundliche Expertise voraus. Weit kommt man damit also nicht.

Der Schriftstücktyp

Es liegt nahe und ist verbreitet, Verfasser und Adressat plus Datum zu nennen: X an Y, 1. 1. 1900 (oder 1900 Januar 1 oder wie auch immer). Aber was tun, wenn es sich nicht um Korrespondenz mit Y handelt, sondern um Aufzeichnungen für die eigenen Akten des X? In diesem Fall führt schon rein sprachlich kein Weg daran vorbei, das Schriftstück näher zu charakterisieren.

Aus dieser praktischen Not sollte man eine methodische Tugend machen. Durch die Suche nach der treffenden Bezeichnung für ein Schriftstück vergewissert man sich des richtigen Verständnisses von dessen Form und Funktion, die als Kontext der Textinformation für die Quellenkritik entscheidend sind, und gibt seinen Lesern ein Hilfsmittel zur Falsifizierung der eigenen Schlüsse an die Hand. Gutes Zitieren zwingt zur Stellungnahme.

Bei der Benennung des Typs geht es um die Identifizierung des Zwecks einer verschriftlichten Information (Mitteilungen an Entfernte, Stütze des eigenen Gedächtnisses usw. - siehe Papritz 1959) und, bei Korrespondenzen, der aktenkundlich so genannten Schreibrichtung. Die Schreibrichtung ist ein elementares quellenkritisches Merkmal. Aktenstücke in öffentlichen Archiven stammen zumeist aus hierarchischen Institutionen, die das Verhältnis der korrespondierenden Personen bestimmten. Es wird von unten nach oben berichtet, von oben nach unten verfügt oder auf gleicher Ebene mitgeteilt.

X schreibt an Y mit einem bestimmten Inhalt - gut. Aber berichtet er seinem Vorgesetzten Y oder weist er seinen Untergebenen Y an? Die Bedeutung dieses Kontexts für die Interpretation des Texts liegt auf der Hand. Also zitiert man besser:

X an Y, Bericht, 1. 1. 1900, oder:
Behördenreskript der Kriegs- und Domänenkammer X an den Bergbaubeflissenen Y, 31. 12. 1770.

Entsprechend bei immobilem Memorienschreibwerk, wie man es aktenkundlich nennt:

X, Aktenvermerk, 30. 9. 1965, oder:
Abrechnung des Amtmanns X, 12. 12. 1701.

Ich bevorzuge die Stichwortform ohne Genitive. Man muss die Umständlichkeit der Quellensprache nicht emulieren.

Zweck und Form haben im Laufe der Jahrhunderte sehr unterschiedliche Typen von Schriftstücken hervorgebracht. Die Aktenkunde hat die zeitgenössischen Bezeichnungen vereinheitlicht und systematisiert. Im Ergebnis liegt ein sehr fein differenziertes Instrumentarium vor, das für die "klassische" Zeit bis 1918 bei Kloosterhuis (1999) mustergültig und handhabbar zusammengestellt ist. Dieser Begriffsapparat kann beim Erstkontakt abschreckend wirken. Am Gebrauch der aktenkundlichen Verabredungsbegriffe führt aber kein Weg vorbei, weil nur über diese eine wissenschaftliche Verständigung möglich ist. Man sollte sich nicht, wie es oft geschieht, eine private Terminologie aus zeitgenössischen Selbstbezeichnungen der Stücke und heutiger Umgangssprache stricken.

Die Bestimmung des Schriftstücktyps (Klassifizierung im Sinne der Systematischen Aktenkunde) betrachte ich als unverzichtbar, um ein Schriftstück als physischen Informationsträger angemessen zu zitieren.

Entstehungsstufe und Überlieferungsform

Bei Entstehungsstufe und Überlieferungsform halte ich es aber für ausreichend, Abweichungen von der Norm anzugeben. Dazu muss man diese beiden Kriterien aber zunächst vom Schriftstücktyp unterscheiden. Zur Illustration des Problems hier einige Beispiele aus der inhaltlich vorzüglichen Arbeit von Simone Derix (2009), die ich zufällig in den Händen hatte:

"Abschrift BM Lehr an StS BKAmt" (40 Anm. 63) - eine Abschrift wovon? Doch wohl von einem Mitteilungsschreiben unter praktisch gleich Gestellten (Bundesminister - Amtschef des Bundeskanzlers).
"Paper prepared in the Department oft State, Washington" (259 Anm. 240) - das ist ein Zitat aus dem Inhalt (Überschrift?), aber keine Charakterisierung.
"Funkübermittlung, BKA" (293 Anm. 49) - Was wird übermittelt, ein Bericht? Und in welcher Form liegt das Stück in den Akten vor? Schließlich musste die drahtlose Übermittlung verschriftlicht werden.

Korrespondenz liegt in Behördenakten in der Regel in zwei Entstehungsstufen vor:

  1. Eigene ausgehende Schreiben im Entwurf, der von allen zuständigen Instanzen genehmigt wurde und infolge dessen eine Reihe von Vermerken zum Urtext trägt.
  2. Fremde eingehende Schreiben als Ausfertigung, wie sie in der Kanzlei des Absenders als Reinschrift von dessen Entwurf hergestellt wurde.

Wenn nun in den Akten einer Behörde ein Bericht an das Ministerium als Entwurf vorliegt und dessen darauf folgender Erlass als Ausfertigung, dann ist das normal und muss beim Zitieren nicht beachtet werden.

Hoch relevant sind dagegen die Abweichungen von der Norm: Warum ist die Ausfertigung des eigenen Berichts bei den Akten? Ist er niemals abgegangen, wurde er im letzten Moment kassiert? Warum zeigt der Entwurf keine Spuren des Genehmigungsverfahrens? Im Zitat kann dies so ausgedrückt werden:

X an Y, Bericht, nicht genehmigter Entwurf, 15. 5. 1925.
Kabinettsordre Herzog Xs an den Amtmann zu Y in nicht vollzogener Ausfertigung, 1781 März 18.

Die Überlieferungsform ist etwas anderes. Ihre Kategorien sind Original - Abschrift/Kopie - Durchschlag usw. Hier findet man sich am ehesten instinktiv zurecht, dennoch drohen schwere Fehler: Ausfertigung und Original sind nicht identisch; auch von einem Entwurf gibt es ein Original (und beliebig viele Doppelstücke als Durchschläge oder Kopien). Auch "Abschrift" sagt nichts über den Typ des Schriftstücks aus.

Gleichwohl ist die Angabe der Überlieferungsform essentiell, sofern es sich nicht um das Original handelt. Es ist leicht einzusehen, dass es einen Unterschied macht, ob z. B. ein Schreiben des späten Mittelalters vom Original (der Ausfertigung oder des Entwurfs) oder von der Abschrift in einem Briefbuch zitiert wird.

Es geht um den Nachweis, die Quelle in ihrer maßgeblichen Form benutzt zu haben. Daran erweist sich auch das handwerkliche Können bei der Archivrecherche: Es war z. B. normal, einen Bericht der vorgesetzten Behörde mit einer bestimmten Zahl von Durchschlägen (der Ausfertigung) einzureichen, die an die zuständigen Stellen im Hause verteilt wurden. Das Original blieb dabei das Arbeitsexemplar, auf dem die Entscheidungsfindung (wie soll auf den Bericht reagiert werden?) durch Vermerke dokumentiert ist. Auf diese Bearbeitungsspuren richtet sich das historische Interesse manchmal mehr als auf den Urtext. Wer zufällig auf einen Durchschlag stößt und es dabei bewenden lässt, zitiert nicht die maßgebliche Überlieferung und begeht damit einen schweren methodischen Fehler.

Wenn nun das Arbeitsexemplar verloren oder nach Ausschöpfung aller Mittel nicht aufzufinden ist, muss ausgewiesen werden, dass ausnahmsweise nach einer sekundären Überlieferungsform zitiert wird:

X an Y, Bericht, Durchschlag, 23. 5. 1949.
Kopie der Ausfertigung des Erlasses des Ministerialrats X an das Finanzamt Y-Innenstadt, 3. 6. 1980.

Konzentration auf das Wesentliche

In der Archivarbeit führt Unsicherheit zum Drang nach Vollständigkeit: Ein normales Behördenschriftstück enthält eine große Menge von Bearbeitungsspuren, vom Eingangsstempel bis zum Grünstift des Chefs. Aus Furcht, etwas wichtiges zu unterschlagen, bringen viele Wissenschaftler eine methodisch unreflektierte Auswahl aus den formalen Merkmalen des Schriftstücks, die das Wesentliche eher verschleiert.

Hier ein Beispiel aus einem ausgezeichneten Aufsatz, dem wegen seiner tagespolitischen Aktualität breite Rezeption zu wünschen ist (Spohr 2010: 30 Anm. 89):

"Drahterlass, Telko Nr. 1374 an BM Delegation, D2, Dr Kastrup; Betr: Gespräch mit AM Schewardnadze (10.2.1990 im Kreml)—Fortsetzung zu Plurez 1373, 11 February 1990"

Hier sind überflüssig:

  1. der Betreff,
  2. der Bezug zum Vorgänger-Erlass,
  3. die fernmeldetechnische Kontrollnummer.

Nicht optimal ist die unverarbeitete Angabe des Adressaten in Form eines Zitat (und das auf Deutsch, mit nicht aufgelösten Abkürzungen, in einem englischen Text).

Als Zitation reicht: Auswärtiges Amt an Kastrup, Drahterlass, 11. 2. 1990.

Rein kanzlei- und registraturtechnische Vermerke, bei modernen Schriftstücken auch Angaben zum Beglaubigungsmittel und dergleichen haben nur in Ausnahmefällen eine Bedeutung. Diese Fälle sind wichtig, aber aktenkundliche Forensik lässt sich in einer Zitation aber nicht mehr unterbringen, sondern verlangt Erläuterungen im Text.

Dass sie in der Zitation übergangen werden können, bedeutet keineswegs, dass diese technischen Spuren als Bestimmungsfaktoren ignoriert werden können! Schließlich ergeben sich der Schriftstücktyp, die Entstehungsstufe und die Überlieferungsform aus ihren Kombinationen. Aber wenn das Haus gebaut ist, soll das Gerüst verschwinden.

Über Kommentare zu zitiertechnischen Spezialproblemen würde ich mich freuen.

Literatur

Berwinkel, Holger 1999. Münzpolizei in geteilter Landesherrschaft. Beobachtungen aus der Ganerbschaft Treffurt 1601-1622. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 49. S. 67-86.

Derix, Simone 2009. Bebilderte Politik. Staatsbesuche in der Bundesrepublik Deutschland 1949-1990. Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 184. Göttingen.

Kloosterhuis, Jürgen 1999. Amtliche Aktenkunde der Neuzeit. Ein hilfswissenschaftliches Kompendium. Archiv für Diplomatik 45. S.465–563. (Preprint online)

Papritz, Johannes 1959. Die Motive der Entstehung archivischen Schriftgutes. In: Mélanges offerts par ses confrères étrangers à Charles Braibant. Brüssel. S. 337–448.

Spohr, Kristina 2012. Precluded or Precedent-Setting?: The "NATO Enlargement Question" in the Triangular Bonn-Washington-Moscow Diplomacy of 1990-1991. In: Journal of Cold War Studies 14. S. 4-54.

Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/289

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Soundtrack zum Ersten Weltkrieg – Einstürzenden Neubauten und die Vertonung von Geschichte

Die Einstürzenden Neubauten (Album: Lament, 7.11.14, BGM) haben die Geschichte des Ersten Weltkriegs vertont: beeindruckend, verstörend, mitreißend und: eine Erinnerung für HistorikerInnen, an der Sprache und an den Erzählungen kritischer Geschichte zu arbeiten, klar und deutlich zu sein, ohne zu propagieren, damit sie verständlich bleibt und sich versendet…


Einsortiert unter:Uncategorized

Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2014/12/30/soundtrack-zum-ersten-weltkrieg-einsturzenden-neubauten-und-die-vertonung-von-geschichte/

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Rückblick, Ausschau

Auch aus Bloggerperspektive ist die Jahresendzeit eine gute Gelegenheit für Rückschauen auf das, was man so produziert hat. Einerseits kann man sich dadurch selbst gut zureden, dass man trotz aller Zweifel an der eigenen Blogfähigkeit doch tatsächlich etwas veröffentlicht bekam. Andererseits hofft man, dass der ein oder andere imaginäre Leser (oder gar tatsächliche Leserin?) einen Post übersehen hat, der im Nachhinein doch noch von Interesse ist. Oder es gelingt sogar, durch einen solchen Rückblick Ideen für mögliche weitere Blogposts zu entwickeln.

Tatsächlich habe ich einen solchen Jahresrückblick im letzten Jahr verpasst, da das Jahresende in eine längere Blogpause fiel, aus der ich nur herausgekommen bin, indem ich ein dickes Meta bemühte. Den letzten Rückblick verfasste ich auch nicht als Schau auf das vergangene Jahr, sondern anlässlich der Lieblingsblogwahl meiner Plattform de.hypotheses im Jahr 2013. Aus dem Publikumspreis für den 4. Platz dort wurde im Jahr darauf ein geteilter 5. Platz bei der Jurywahl 2014, was mich selbstredend erfreute, wenngleich auch ein wenig überraschte.

Gleich drei Posts in diesem Jahr beschäftigten sich mit meiner Arbeit als Postdoc an meinem Lehrstuhl: Allgemeines zum Lehrdeputat, Spezielles zur Planung einer Lehrveranstaltung und etwas weiter Ausgeholtes zur Organisation multipler Tasks. Großes Thema in diesem Jahr war auch wieder das Voynich-Manuskript, was auch über diesen Blog hinaus Schatten warf. Ich wurde von Holger Klein für seinen Kanal Wrint interviewt und durfte meinen Post zur Theorie von Torsten Timm für die Online-Zeitung Ruhrbarone ausbauen und und in der Folge verteidigen. Die eingefleischte Garde der Voynich-Forscher wehrt sich zwar noch immer ein wenig gegen Torstens Ansatz - aber ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr (vielleicht in einer Gemeinschaftsarbeit) dazu kommen, die Bedenkenträger durch neue informationstheoretische Belege ein wenig mehr aus der Reserve zu locken.

Komplettiert wurde der Blog in diesem Jahr von Posts, die sich in zwei Schubladen stecken lassen, die ich immer mal wieder bediene: Zum Einen habe ich einen Fetisch für statistisch-kombinatorische Probleme, die ich trotz unzureichendem mathematischen Handwerkszeug zu lösen versuche, wie hier die Wichtelproblematik (auf Twitter hatte ich das etwas großspurig als Problemlösen im 21. Jahrhundert: Googlen, Denken, Programmieren angekündigt).

Ein wenig ernsthafter unternehme ich Versuche, mich bei bestimmten Themen, bei denen ich als Computerlinguist/Sprachwissenschaftler/Informationsverarbeiter/Programmierer über ein mehr oder weniger fundiertes Wissen verfüge, in laufende Diskussionen einzumischen, wie ich das hier zu Algorithmen oder hier zu Programmiersprachen als Teil der Schulbildung getan habe.

Eine Handvoll Ideen sind mir nun tatsächlich während des Schreibens an diesem Blogpost gekommen - insofern hat er sich für mich schon gelohnt. Und so bleibt mir noch, allen (imaginären?) Leserinnen und Leser einen guten Start ins Jahr 2015 zu wünschen!

Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/1251

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End-Tag-Mysterium in Bleeding Edge

Mit viel Freude habe ich zuletzt Pynchons Bleeding Edge gelesen, was mich ein bisschen fertig macht, ist in Kapitel 20 allerdings dieser Fehler im End-Tag von Erics T-Shirt:

p-end-tag1
(Rowohlt, Epub-Version)

Im Rowohlt-Imagefilm ist das Tag korrekt dargestellt:

p-end-tag2
http://youtu.be/J6I8zNcKra8

Im englischen Original steht ebenfalls korrekt:

p-end-tag3
(GBS)

Ein Versehen? Eine geheime Botschaft des Rowohlt-Lektorats? Des Übersetzers? Was kündigt sich hier an? Eine bewaffnete Befreiungsfront für sauberes HTML etwa?

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022382001/

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God-Porn oder: Vom Jesuskind im Trikot und übermenschlichem Muskelspiel

Die Diffusion religiöser Elemente in die Populärkultur ist in den letzten Jahren bereits thematisiert worden (vgl. Knoblauch 2009). Religiöse Events werden medial überformt, religiöse Narrative in populärkultureller Gestalt an anderer Stelle aufgegriffen – in Diskussionen über Leben und Tod, aber auch materiell manifestiert. Wir kennen Buddha-Statuen in Einrichtungshäusern, Yin-und-Yang-Symbole in Wellness-Anstalten und Engelsflügel als Kettenanhänger.

"MY GOD IS A DJ" von monsieur haze. CC BY-NC-ND.

"MY GOD IS A DJ" von monsieur haze. CC BY-NC-ND.

Ganz allgemein lassen sich diese Übernahmen vielleicht als Verweis auf das Faszinosum Religion deuten. Letztere ist noch präsent im kulturellen Gedächtnis, ihre Bilder und Begriffe rufen Assoziationen hervor – aber sie hat für viele ihre Selbstverständlichkeit und Alltäglichkeit verloren. Religiöse Symbole taugen deshalb als faszinierendes, geheimnisvolles, und damit oft attraktives und schmückendes Lifestyle-Accessoire für Einrichtung, Kleidung, Körperschmuck. (Damit ist übrigens, erstens, kein dystopischer Unterton verbunden. Zweitens ist damit nicht impliziert, dass es sich hier um einen Transfer von genuin religiöser Gedankenwelt in eine genuin nicht-religiöse Umwelt handele: Hier soll beides als stetig untrennbar verbunden begriffen werden und zudem das, was hier als „religiös“ benannt wird, nur als diskursiv im Feld der Religion verortbar verstanden.)

Trotzdem ist dieses Thema noch erstaunlich wenig systematisch unerforscht. Vielleicht auch, weil es umfangreiche Kautelen – wie in der vorangegangenen Klammerbemerkung nur kurz angerissen – mit sich bringt. Ich werde dennoch später darauf eingehen, warum es eine fruchtbare Perspektive kulturwissenschaftlicher Religionsforschung sein kann. Zunächst möchte ich dafür aber ein einschlägiges Beispiel vorstellen.

Über 5 Minuten ist der Werbespot „The Game before the Game“ lang, der für die Fußballweltmeisterschaft in diesem Sommer produziert wurde, mit einem riesigen Staraufgebot (von Neymar Jr. über Schweinsteiger zu Suarez und van Persie, aber auch VIPs anderer Provenienz wie LeBron James, Serena Williams, Lil' Wayne oder Nicky Minaj) aufwartet und, das nur am Rande, für Kopfhörer der Marke „Beats by Dr. Dre“ wirbt. Der Clip ist in vielerlei Hinsicht beeindruckend. Und: Fußball wird in ihm ganz fest mit Religion vernäht. (Das ist auch insofern spannend, als dass er die üblichen „Fußball-als-Religion“-Debatten deutlich in den Hintergrund verweist, indem er klare visuelle und narrative Referenzen auch auf „traditionelle Religionen“ bietet.) Schaut euch den Clip hier an:

Meines Erachtens spielen religiöse Elemente hier auf drei Ebenen eine eminente Rolle: In einer christlich geprägten Rahmenerzählung, in einer ritualgeprägten Visualität, und in der Stilisierung der Fußballspieler zu einem neuen griechischen Götterpantheon.

  • Zur Rahmenerzählung: Neymar Jr., einer der Helden dieses Clips (und tragischer Held der folgenden WM) telefoniert vor dem Eröffnungsspiel mit seinem Vater. Dieser ermahnt ihn, zu rennen wie niemals zuvor, glücklich zu sein, sich nicht zurückzuhalten, keine Hemmungen zu haben. Am Ende des Clips folgt den Ratschlägen die Ermutigung, während Neymar als dunkle Gestalt auf einen hellen Durchgang zusteuert: „Put God's army in front of you. Wear Gods armour from the helmet to the sandals. Go with God. God bless you.“ - Vermutlich ein Verweis auf Epheser 6.11-18: Ziehet an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermöget wider die Listen des Teufels. […] beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens [...] Nehmet auch den Helm des Heils“. Wie auch immer, die Einbettung in christliche Tradition ist deutlich und passt zu Neymars eigenen Überzeugungen, soweit sie der Öffentlichkeit bekannt sind.
  • Zur ritualgeprägten Visualität: „The Game before the Game“ lautet der Titel des Clips, und es geht demzufolge um die Vorbereitung aller Beteiligten – Spieler, Fans, Reporter – auf das Fußballspiel. Diese Vorbereitungen bestehen geradezu ausschließlich darin, Rituale durchzuführen und Glücksbringer zu aktivieren. Neben einigen Bezügen auf die Nation – Fahnen schwenken und schminken, die Unterwäsche oder den Nagellack in Landesfarben wählen – finden sich eine Vielzahl religiöser Referenzen: ein Hausaltar mit Jesuskind in Fußballtrikot, ein Ritual mit möglicherweise amazonas-indianischen Bezügen (Hinweise werden gern genommen, gemeint ist die Sequenz bei 3:50), das Versenken im Gebet und viele kleinere beschwörende und rituelle Handlungen wie das Anbringen von Glücksbringern bei Fans ebenso wie Fußballern. Stetiger Bezugspunkt ist auch hier, dem Titel des Clips gemäß, die optimale Vorbereitung auf das Spiel: Alle Register werden gezogen, um Gott und Glück auf die jeweils eigene Seite zu schlagen.
"Aztec Gods" von Andrew Becraft. CC-BY_NC_SA.

"Aztec Gods" von Andrew Becraft. CC-BY-NC-SA.

  • Zur Stilisierung der Fußballer: Im Gegensatz zu den anderen Ebenen ist diese deutlich weniger explizit, sie drängt sich nur bei einem Blick auf abstrakterer Inszenierungsstrategien auf. Markant ist aber gleich der Beginn – ein Schelm, wer Böses (d.h. hier: Riefenstahlsches) dabei denkt: Mit Neymar Jr. fliegen wir über Meer und Land, durch die Wolken herab in die Niederungen der jubelnden Menge, die uns frenetisch begrüßt. Und im Folgenden ist körperbetonende Heldenhaftigkeit die Leitlinie der Darstellung: Die Beherrschung des Balles, lässige Gänge durch die Flure, von hinten betrachtet, vor allem aber Körperlichkeit bis hin zu deutlicher Erotisierung durchziehen das Video. Viel Nacktheit, Muskelspiel, Tattoos, Schweiß und die rituell-feiernde Pflege des männlichen Körpers, all dies macht den Fußballer zu einem sexualisiertem Helden. Die einsame Inszenierung – nie geht es um eine Mannschaft, nie sind mehrere Fußballer gleichzeitig zu sehen – das Kämpfen, das Beherrschen besonderer Fähigkeiten, das frenetische Gefeiertwerden, die Verehrung durch die (auch weiblichen) Fans, die Bilder ihrer Helden austauschen, sich am Körperbefestigen, für sie ihren Körper verändern (bis hin zur Tätowierung), es macht sie zu angebeteten, übermenschlichen, halbgotthaften Gestalten und Heilsträgern.

Zum Clip könnte noch viel mehr gesagt werden. Etwa zur Musik, die immer wieder die Zeile „Ain't no God in these streets/in the heart of the jungle“ wiederholt. Zum Bezug zum Titel, „The Game before the Game“, oder zu den fast vergessenen Kopfhörern. Hier aber stattdessen zurück zu religiösen Elementen in populärer Kultur: Die sind im geschilderten Beispiel auf verschiedenen Ebenen zu finden, und greifen dort jeweils auf unterschiedlichste Traditionsbestände zurück. Diese Bricolage begünstigt auch die Freiheit, gleichermaßen visuelle Marker wie Rollen- und weitere Referenzen zu verbinden und macht die Vielfalt möglicher Verweise nachdrücklich deutlich.

Warum nun diese Betrachtung? Sicher lässt sich nichts über die Wirkung sagen – ob durchschnittliche Betrachter*innen angesichts des Clips religiös musikalisch werden, ist zweifelhaft. Ebenso lässt sich über produzentenseitige Intentionen nur spekulieren. Einzig möglich ist daher so etwas wie eine Diskursanalyse religiöser Narrative. Was nutzt dies, über den unterhaltsamen Einzelfall hinaus? Der Aufgriff und die Adaption religiöser Narrative jenseits dessen, was gemeinhin als das eigentliche religiöse Feld verstanden wird, lässt Rückschlüsse zu auf das, was an Religion mit Blick auf breite gesellschaftliche Schichten als attraktiv verstanden wird. Oder besser: auf die Schnittmenge von Religion und gegenwärtig Interessantem, Reizvollem, Erstrebenswertem. Das individuell ermutigende traditioneller religiöser Botschaften und die magischen Werkzeuge, mit denen sich ein Geschick steuern lässt, so lässt sich dem Clip entnehmen, sind populärkulturell anschlussfähige Faszinosi. Religion als Werkzeug und als Entlastung, das könnten demnach zwei größere Themen sein, die sich weiterverfolgen ließen, wenn es um den Aufgriff religiöser Narrative in Narrationen der Populärkultur geht. Ein weitere Thema ist die Attraktivität übermenschlicher Lichtgestalten, die das leisten, was wir nicht können – attraktiv in doppeltem Wortsinne, denn angesichts der Figuren wird deutlich, wie sehr die Halbgötter menschlichen Schönheits- und Sexualitätsvorstellungen unterworfen sind. All dies gibt zunächst Aufschluss über Gesellschaft, nicht über religiöse Traditionen im klassischen Sinne. Eine Sprachfähigkeit hierzu steht aber auch Religionswissenschaftler*innen nicht schlecht zu Gesicht. Und davon ausgehend, dass wechselseitige Beeinflussungen an der Tagesordnung sind, oder aber sich Gesellschaft und Religion überhaupt nicht voneinander scheiden lassen, ist die Untersuchung solcher Adaptionsprozesse umso wichtiger für gegenwärtige Religionsforschung.

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Quelle: http://marginalie.hypotheses.org/53

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Das widersprüchliche Erbe Karl Polanyis – von Florian Finkbeiner

Karl Polanyi gilt als Mitbegründer der Wirtschaftssoziologie. Mit The Great Transformation liefert er einen Hauptbeitrag zur Soziologie der Märkte. Darin beschäftigt er sich mit der Geschichte des Kampfes zwischen Gesellschaft und Markt vor allem ab dem 19. Jahrhundert. Seine Kernforderung … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/7640

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Das war 2014 | Mein erstes Jahr mit grammata.hypotheses.org

Wenn man im Dezember den Fernseher einschaltet, könnte man meinen, das Jahr sei nur dazu da, um am Ende darauf zurückzublicken. Auch wenn ich nicht ganz dieser Meinung bin, will ich mich dem Rückblick doch nicht völlig entziehen. Auch ich versuche nun also eine Rückschau auf mein erstes Jahr als Hypotheses-Blogger. Was war 2014 Thema? In der wissenschaftlichen Welt hat 2014 sicherlich die Debatte um die Dissertation von Annette Schavan für Furore gesorgt. Im vergangenen März hatte ich in einem Blog-Beitrag Leserkommentare zu diesem […]

Quelle: http://grammata.hypotheses.org/1119

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Ein Seminar, ein Blog und ein Netzwerk neuer Akteure

screenshot_madapEs ist im Wortsinne eine verrückte Sache: Ein Seminarblog, der von Beginn an dazu angelegt ist, altgewohnte Sichtweisen zu ver-rücken. Er repräsentiert in doppelter Hinsicht ein Experiment: Inhaltlich wagt er sich mit der Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) auf ein unter Mediävisten weithin unbekanntes Terrain. Methodisch prüft er die Möglichkeiten, über das Medium 'Blog' nicht nur die interne Seminardiskussion anzuregen, sondern auch Außenstehende unmittelbar an den gewonnenen Einsichten teilhaben zu lassen. Er verknüpft damit akademische Lehrveranstaltung, wissenschaftlichen Arbeitsprozess und Fachveröffentlichung, ohne dass die Grenzen dieser zumeist hermetisch getrennten Sphären erkennbar blieben.

Wer sich auf ein solches Experiment einlässt, sollte auch seine Risiken benennen können. Ein Blog wirkt weitaus extrovertierter als ein geschlossenes Diskussionsforum, z.B. auf der learnweb-Plattform der Universität. Es enthüllt mindestens ebensoviel Handwerk wie Erkenntnis und legt das Scheitern von Denkansätzen - oder gar der ganzen Veranstaltung - schonungslos offen. Es inspiriert und provoziert zu rasch verfassten Einträgen und Kommentaren, die qualitativ nicht überall das Niveau mehrfach redigierter und lektorierter Druckpublikationen erreichen. Dies alles bedeutet ein Mehr an Transparenz, aber auch ein höheres Maß an Exponiertheit für die Studierenden und den Dozenten.

Diesen Risiken haben wir Rechnung getragen, indem wie das Blog zunächst als 'Leerraumphänomen' in den Weiten des WWW unvernetzt belassen haben. WordPress verfügt über einen Löschen-Button, den wir im Falle eines absehbaren Scheiterns bedenkenlos betätigt hätten. Das Netz sollte auch einmal vergessen können. Während wir inhaltlich derzeit zwischen Kritik und Begeisterung der ANT schwanken, betrachten wir den methodischen Teil des Versuches mittlerweile als geglückt.

Als Dozent kann ich über das Blog Denkanstöße aus dem Seminargespräch aufnehmen und über die Woche 'retten'. Als Forscher profitiere ich hochgradig von der selbstauferlegten Notwendigkeit zur vertieften schriftlichen Debatte. Als Wissenschaftler freue ich mich, dass das Blog als Werkzeug der Vernetzung allmählich seine Wirkung entfaltet. So hat sich kürzlich Bruno Latour, der prominenteste Mitbegründer der ANT, per E-Mail in unsere kritische Diskussion eingeschaltet. Es ist offenbar tatsächlich eine Plattform entstanden, die Grenzen und Hierarchien zu überwinden in der Lage ist. Ich lade daher ausdrücklich alle Interessierten ein, sich am Blog als Leser, Kommentatoren oder Autoren zu beteiligen.

Noch ein Wort zu den Rahmenbedingungen des Experiments: Möglich wurde es im Kontext eines kleinen, aber umso lebendigeren Oberseminars. Es basiert auf dem Selbstvertrauen, Engagement und Erkenntnisinteresse von höchst heterogenen Akteuren (zu den wir mittlerweile auch Tageslichtprojektoren und Kaffeetassen zählen). Mit einem gut gefüllten Pro- oder Hauptseminar hätte ich diese Form kaum gewählt, hier haben sich geschlossene Foren bewährt. Das Projekt profitiert sicherlich auch davon, dass es sich außerhalb des mediävistischen Mainstreams bewegt. Aus seiner kalkulierten Verrücktheit ist somit eine Tugend geworden.

Seminarblog: Auf dem Ameisenpfad (seit heute mit Hinweis auf die 'Ersterwähnung' des Weihnachtsbaums von 1521)

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/4924

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Die Hausnummer des Dadaisten: Limoges, 80 Rue Aristide Briand

Der 1886 in Wien geborene Dadaist Raoul Hausmann lebte von 1944 bis zu seinem Tod 1971 in Limoges, wo erst vor kurzem eines seiner Gedichte in den Gehsteig vor jener Adresse - 6, rue Neuve-Saint-Etienne - eingelassen wurde (vgl.), wo er von 1958 bis 1971 wohnte; das Haus existiert heute nicht mehr. Sehr wohl noch vorhanden ist die Adresse, wo Hausmann von 1944 bis 1958 wohnte, nämlich 80 Rue Aristide Briand:

HausmannRaoul_Limoges_80rueAristideBriand_1

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022380294/

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100 Years of the “Christmas Truce”. Longing for a New Narrative

Not all is quiet on the Western Front: The annual unofficial competition for the best Christmas advert in the United Kingdom was decided as long ago as 12 November. Sainsbury’s, the British supermarket chain, stunned its…


 

English

Not all is quiet on the Western Front: The annual unofficial competition for the best Christmas advert in the United Kingdom was decided as long ago as 12 November. Sainsbury’s, the British supermarket chain, stunned its competitors and the public with an extremely professional film about the “Christmas Truce” on the Western Front in 1914.[1]

 

 

A TV advert

Its slogan: “Christmas is for sharing.” The ongoing discussion about whether advertising should be allowed to use war for its own purposes overlooks something rather important: the current search for a transnational narrative about World War One.
Duration: 3 minutes 20 seconds. High-quality. Almost real. First scene: trenches on the Western Front. Snowflakes. Insert: “Christmas Eve 1914.” A young British soldier is looking at a cookie, his meal for Christmas Eve, surrounded by the noise of artillery fire and detonating grenades. Mail from home arrives, containing the picture of a young woman, a letter, and a bar of chocolate. Suddenly the noise of war stops. Blowing across no man’s land the Brits can hear the Germans singing “Silent night, Holy night.” Cut. Long shot to the snow-clad no man’s land. Cut. German trench with singing soldiers. Cut. British trench. Soldiers singing “Silent night.” Cut. Cut. Cut. German and British soldiers are singing louder and louder. Together: “Silent night, Holy night.” Cut. – This is the beginning of the current Christmas advert of the British supermarket chain Sainsbury’s. It then shows British and German soldiers climbing out of their trenches, meeting in no man’s land, exchanging small goods, taking photographs and, of course, playing soccer. Peace ends suddenly when artillery fire resumes. The war is back. Telling this story, the film refers back to a historic event known in the United Kingdom as “Christmas Truce” and “Weihnachtsfrieden” in Germany.

Being disrespectful?

True, Sainsbury’s Christmas advert plays on emotion. Yet the same holds true for John Lewis, another British department store, and also for the German supermarket chain Edeka.[2] Nevertheless, the public debate on this film is highly controversial. Journalist Ally Fogg writes in the Guardian: “Sainsbury’s Christmas ad is a dangerous and disrespectful masterpiece. In making the First World War beautiful to flog groceries the film-makers have disrespected the millions who suffered in the trenches.”[3] Sainsbury’s is criticized for doing nothing but exploiting an emotional event of the First World War solely for profit. The supermarket chain counted on the fact that public attention was guaranteed on the 100th anniversary. Therefore, the advertisement was disrespectful against the soldiers who lost their lives. Contrary to the John Lewis Christmas advert, with its soft toy penguin that, of course, is offered for sale in the department stores, Sainsbury’s sells the chocolate from Jim’s parcel— produced in Ypern (!), a town in Flanders—for only £1. In addition, the money will be given to The Royal British Legion, the British welfare organization for war veterans—quite a clever way of avoiding critical remarks in the first place!

As accurate as possible…

The Royal British Legion considers the commercial to be absolutely unproblematic; there is no mention whatsoever of disrespectfulness. Quite on the contrary, the Legion is full of praise: “[…] the advert is a creative interpretation of the moment when on Christmas Day 1914, British and German Soldiers paused […]. Emphasis is placed on how close the advert is to the real historical event: “Sainsbury’s and The Royal British Legion have sought to make the portrayal of the truce as accurate as possible, basing it on original reports and letters, as well as working with historians throughout the development and production process.”[4] This can also be seen in two accompanying short films, a making-of and a short documentary.[5] Indeed, the Sainsbury commercial is based on events documented in historical sources dating from 1914, albeit in an extremely abbreviated version: The carol-singing, the “Barber Shop” in no man’s land, the soccer match, the snapshots, playing cards, and the bartering – but whereas these events all actually occurred in 1914, they did not take place at one single location.[6] The TV commercial does not show the historical event (something it cannot show), but rather how it can be told in the UK in 2014.

Narrative traditions

While using the film for advertising purposes is debated in the press, the story itself is uncontroversial. Forgotten in Germany until ten years ago, the “Christmas Truces” are common knowledge in the United Kingdom, part of the basic narratives about the First World War. Ample evidence exists in the shape of academic publications, children’s books, movies, songs, and caricatures.[7] Using the “Christmas Truces” in the context of the current remembrance hype about World War One is quite obvious and far from unique. In view of “Poppy Pizza” or the steel helmets of Belgian chocolate, the film is not the most irritating product invented by the remembrance industry in 2014.[8] In fact, the television advert follows a (narrative) tradition that has developed since the first press releases on the “Christmas Truces” in 1915. Moreover, the film draws on former visualisations of the event, such as Paul McCartney’s music video for “Pipes of Peace” (1983), or the film “Merry Christmas” (2005). Thus, neither the story, nor its narration, is the noise coming from the Western Front.

Searching for transnational narratives

Something elementary, however, is being overlooked: The Sainsbury commercial also reflects the numerous attempts to overcome traditional, and specifically national, ways of commemorating the First World War or at least to add transnational elements to such commemorations in 2014, the year of remembrance.[9] New memorials testify to the same gesture. On 6 December, politicians inaugurated a memorial created by British and German students dedicated to the “Christmas Truces” and on 11 December a corresponding UEFA memorial was unveiled.[10] The “Christmas Truces” almost immediately spring to mind as a place of remembrance in 2014 since they offer a coalescing Europe a remembrance narrative that enables all participants to remember the First World War and the soldiers in the trenches and—like in December 1914—to join hands with peaceful intentions on the former battlefields. While remembering the “Christmas Truces” this year says much about the fraternisation of 1914, present-day commemoration says even more about us and our longing for reconciling narratives.

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Literature

  • Brown, Malcom/Sheaton, Shirley: Christmas Truce. The western front December 1914. London 2014 (Erstauflage: 1984).
  • Bunnenberg, Christian: Christmas Truce. Die Amateurfotos vom Weihnachtsfrieden 1914 und ihre Karriere, in: Paul, Gerhard (Hrsg.): Das Jahrhundert der Bilder. Band 1: 1900 bis 1949. Göttingen 2009, S. 156-163.
  • Weintraub, Stanley: Silent Night. The remarkable Christmas Truce of 1914. London 2001.

External links

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[1] The advert by Sainsbury’s https://www.youtube.com/watch?v=NWF2JBb1bvM was clicked more than 13,775,000 times on 15.12.2014 (last accessed 15.12.2014).
[2] The advert by John Lewis https://www.youtube.com/watch?v=iccscUFY860 and EDEKA https://www.youtube.com/watch?v=H965m0Hkk5M (last accessed 15.12.2014).
[3] http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/nov/13/sainsburys-christmas-ad-first-world-war (last accessed 15.12.2014).
[4] http://www.britishlegion.org.uk/about-us/news/remembrance/sainsburys-and-the-legion-partner-to-bring-ww1-christmas-truce-story-to-life (last accessed 15.12.2014).
[5] The Making of https://www.youtube.com/watch?v=Jx3pQWbysmM of the Sainsbury’s advert has been clicked more 369,000 times by 15.12.2014 and the corresponding documentary https://www.youtube.com/watch?v=2s1YvnfcFVs has been clicked about 670,000 times. (last accessed 15.12.2014).
[6] Bunnenberg, Christian: Dezember 1914: Stille Nacht im Schützengraben – Die Erinnerung an die Weihnachtsfrieden in Flandern, in: Arand, Tobias (ed.): Die „Urkatastrophe“ als Erinnerung. Geschichtskultur des Ersten Weltkrieges (= Geschichtskultur und Krieg, Band 1). Münster 2006, S. 15-59. Ausführliche und quellengesättigte Darstellung der „Weihnachtsfrieden“ here: S. 26-44.
[7] Bunnenberg, Christian: Christmas Truce. Die Amateurfotos vom Weihnachtsfrieden 1914 und ihre Karriere, in: Paul, Gerhard (ed.): Das Jahrhundert der Bilder. Band 1: 1900 bis 1949. Göttingen 2009, S. 156-163, here: 162-163.
[8] Report on Poppy-Pizza: http://www.london24.com/entertainment/around-the-web/tesco_sells_special_poppy_roni_pizzas_for_remembrance_day_nobody_is_hungry_for_them_1_3842019 (last accessed 15.12.2014).
[9] Consider as well the conference “Auf dem Weg zu einer transnationalen Erinnerungskultur? Konvergenzen, Interferenzen und Differenzen der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg im Jubiläumsjahr 2014“, that took place in October 2014 at University of Potsdam. (http://www.uni-potsdam.de/db/geschichte/getdata.php?ID=2891). A conference transcript will be published soon. (last accessed 15.12.2014).
[10] For further information on the historical monuments designed by British and German pupils see https://bid.lspb.de/portal/Index/1141780/ and UEFA http://www.tagesschau.de/ausland/weihnachtsfrieden-ploegsteert-101.html (last accessed 15.12.2014).

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Image Credits
A Tweet by Sainsbury’s © Screeshot by Christian Bunnenberg

Recommended Citation
Bunnenberg, Christian: 100 years “Christmas Truce”. Longing for a New Narrative. In: Public History Weekly 2 (2014) 45, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2014-3151.

Copyright (c) 2014 by De Gruyter Oldenbourg and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact: elise.wintz (at) degruyter.com.

Deutsch

Aus dem Westen etwas Neues: Der jährliche inoffizielle Wettbewerb um den besten für das Weihnachtsgeschäft produzierten Werbefilm in Großbritannien ist bereits seit dem 12. November entschieden. Die britische Supermarktkette Sainsbury’s überraschte ihre Konkurrenz und die Öffentlichkeit mit einem aufwändig produzierten Film über die 1914 an der Westfront stattgefundenen “Weihnachtsfrieden”.[1]

 

Ein Werbefilm

Die Botschaft: Christmas is for sharing. Die seit November anhaltende Diskussion darüber, ob Werbung den Krieg für ihre Zwecke instrumentalisieren darf, übersieht allerdings etwas Wichtiges – die gegenwärtige Suche nach transnationalen Narrativen über den Ersten Weltkrieg.
Länge: 3 Minuten 20 Sekunden. Kinoqualität. Erste Einstellung: Schützengraben an der Westfront. Es schneit. Einblendung: “Christmas Eve 1914.” Ein junger britischer Soldat betrachtet einen Keks, die Ration für den Weihnachtstag. Im Hintergrund das Grollen der Artillerie. Granateinschläge. Dann Post aus der Heimat. Darin: Das Foto einer jungen Frau, ein Brief und eine Tafel Schokolade. Plötzlich ist der Gefechtslärm verstummt. Über das Niemandsland hinweg hören die Briten deutschen Gesang: “Stille Nacht, heilige Nacht”. Schnitt. Totale auf das verschneite Niemandsland. Schnitt. Deutscher Graben mit singenden Soldaten. Schnitt. Britischer Graben. Man singt: “Silent Night”. Schnitt. Schnitt. Schnitt. Deutsche und britische Soldaten singen lauter und lauter. Gemeinsam: “Stille Nacht, Holy Night.” Schnitt. – So beginnt der aktuelle Weihnachtswerbefilm der britischen Supermarktkette Sainsbury’s. Im weiteren Verlauf zeigt er, wie die britischen und deutschen Soldaten aus den Schützengräben klettern, sich im Niemandsland treffen, Kleinigkeiten tauschen, sich zusammen fotografieren und vor allem: Fußball spielen. Der Friede endet abrupt, als wieder Artillerie schießt. Der Krieg ist zurückgekehrt. Mit dieser Erzählung nimmt der Film inhaltlich Bezug auf ein historisches Referenzereignis, das man in Großbritannien als “Christmas Truce” und in Deutschland als “Weihnachtsfrieden” kennt.

Eine Respektlosigkeit?

Zugegeben, der Weihnachtswerbefilm von Sainsbury’s setzt auf Emotionen. Darauf setzen aber auch das Kaufhaus John Lewis und sogar die deutsche Einzelhandelskette Edeka.[2] Trotzdem wird der Film in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Der Journalist Ally Fogg schreibt im Guardian: Sainsbury’s bediene sich nur aus Profitstreben eines emotionalen Ereignisses aus dem Ersten Weltkrieg. Die Supermarktkette setze dabei auf die im Jahr des 100. Jubiläums erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit. Aus diesem Grund sei die Werbung respektlos gegenüber den gefallenen Soldaten.[3] Im Gegensatz zu dem von John Lewis im Spot gezeigten und im Kaufhaus angebotenen Plüschpinguin ist bei Sainsbury’s aber die in Ypern (!) produzierte Schokolade aus Jims Päckchen erhältlich. Zum Preis von 1 £. Der Erlös geht an The Royal British Legion, der britischen Kriegsveteranen-Organisation – keine ungeschickte Absicherung gegen die anscheinend einkalkulierte Kritik.

So akkurat wie möglich …

The Royal British Legion sieht den Spot auch völlig unproblematisch, von Respektlosigkeit ist keine Rede. Man gibt sich voll des Lobes: “[…] the advert is a creative interpretation of the moment when on Christmas Day 1914, British and German Soldiers paused […]” Betont wird vor allem die Nähe zum historischen Referenzereignis: “Sainsbury’s and The Royal British Legion have sought to make the portrayal of the truce as accurate as possible, basing it on original reports and letters, as well as working with historians throughout the development and production process.”[4] Das äußert sich auch in den zwei zum Spot ergänzend produzierten Kurzfilmen, einem Making-Of und einer kurzen Dokumentation.[5] Und in der Tat greift der Film in Quellen von 1914 belegte Ereignisse auf, allerdings hochverdichtet: Der gemeinsame Gesang, die “Rasierstube” im Niemandsland, das Fußballspiel, die Schnappschüsse, das Karten spielen und die Tauschgeschäfte – alles das hat 1914 stattgefunden, allerdings nicht an einem Ort.[6] Der Werbefilm zeigt also weniger das historische Ereignis (das kann er auch gar nicht), sondern vielmehr wie es 2014 in Großbritannien erzählt werden kann.

Erzähltraditionen

Während die Nutzung als Werbefilm in der Presse diskutiert wird, bleibt die Darstellung an sich von Kritik unberührt. Waren die “Weihnachtfrieden” von 1914 in Deutschland bis vor zehn Jahren “vergessen”, gehören sie in Großbritannien zum festen Erinnerungsrepertoire, zu den Basisnarrativen über den Ersten Weltkrieg. Das äußert sich in wissenschaftlichen Publikationen, Kinderbüchern, Filmen, Liedern oder Karikaturen.[7] Eine Nutzung der “Weihnachtsfrieden” im Kontext der aktuellen Hochkonjunktur der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg ist also naheliegend und auch nicht singulär. Und im Gegensatz zur “Poppy-Pizza” oder Stahlhelmen aus belgischer Schokolade ist der Film auch nicht das Irritierenste, was die Erinnerungsindustrie 2014 hervorgebracht hat.[8] Vielmehr steht der Spot in einer (narrativen) Traditionslinie, die sich seit den ersten Presseberichten über die “Weihnachtsfrieden” im Jahr 1915 herausgebildet hat. Zudem greift der Film auf ältere Visualisierungen des Ereignisses zurück, wie das Musikvideo zu “Pipes of Peace” (1983) von Paul McCartney oder den Kinofilm “Merry Christmas” (2005). Die Geschichte an sich und das Erzählen der Geschichte ist also nicht das Neue aus dem Westen.

Suche nach transnationalen Perspektiven

Übersehen wird etwas Grundlegendes: In der Werbung spiegeln sich auch die zahlreichen Versuche des Erinnerungsjahres 2014, Formen nationaler Erinnerung an den Ersten Weltkrieg zu überwinden oder doch wenigstens um transnationale Formen ergänzen zu wollen.[9] Das äußert sich auch in neuen Denkmalsetzungen. Am 6. Dezember weihten Politiker ein von britischen und deutschen Schülerinnen und Schülern in Erinnerung an die “Weihnachtsfrieden” geschaffenes Denkmal in Belgien ein und am 11. Dezember ein ebensolches Denkmal der UEFA.[10] Die “Weihnachtsfrieden” drängen sich 2014 Erinnerungsort geradezu auf, denn sie bieten einem zusammenwachsenden Europa ein Erinnerungsnarrativ, das es allen Beteiligten ermöglicht, an den Ersten Weltkrieg und die Soldaten in den Schützengraben zu erinnern und sich gleichzeitig – wie im Dezember 1914 – auf den ehemaligen Schlachtfeldern mit friedlicher Absicht die Hände reichen zu können. Das diesjährige Erinnern an die “Weihnachtsfrieden” erzählt viel über die Verbrüderungen von 1914, aber eigentlich noch viel mehr über uns und unsere Sehnsucht nach versöhnlichen Narrativen.

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Literatur

  • Brown, Malcom/Sheaton, Shirley: Christmas Truce. The western front December 1914. London 2014 (Erstauflage: 1984).
  • Bunnenberg, Christian: Christmas Truce. Die Amateurfotos vom Weihnachtsfrieden 1914 und ihre Karriere, in: Paul, Gerhard (Hrsg.): Das Jahrhundert der Bilder. Band 1: 1900 bis 1949. Göttingen 2009, S. 156-163.
  • Weintraub, Stanley: Silent Night. The remarkable Christmas Truce of 1914. London 2001.

Externe Links

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[1] Der Werbefilm von Sainsbury’s https://www.youtube.com/watch?v=NWF2JBb1bvM hatte am 05.12.2014 bereits mehr als 13.775.000 Zugriffe (letzter Zugriff 15.12.2014).
[2] Der Werbefilm von John Lewis https://www.youtube.com/watch?v=iccscUFY860 und Edeka https://www.youtube.com/watch?v=H965m0Hkk5M (letzter Zugriff 15.12.2014).
[3] http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/nov/13/sainsburys-christmas-ad-first-world-war (letzter Zugriff 15.12.2014).
[4] http://www.britishlegion.org.uk/about-us/news/remembrance/sainsburys-and-the-legion-partner-to-bring-ww1-christmas-truce-story-to-life (letzter Zugriff 15.12.2014).
[5] Das Making Of https://www.youtube.com/watch?v=Jx3pQWbysmM von Sainsbury’s hatte am 15.12.2014 über 369.000 und die Kurzdokumentation https://www.youtube.com/watch?v=2s1YvnfcFVs über 670.000 Zugriffe (letzter Zugriff 15.12.2014).
[6] Vgl. dazu Bunnenberg, Christian: Dezember 1914: Stille Nacht im Schützengraben – Die Erinnerung an die Weihnachtsfrieden in Flandern, in: Arand, Tobias (Hrsg.): Die “Urkatastrophe” als Erinnerung. Geschichtskultur des Ersten Weltkrieges (= Geschichtskultur und Krieg, Band 1). Münster 2006, S. 15-59. Ausführliche und quellengesättigte Darstellung der “Weihnachtsfrieden” hier: S. 26-44.
[7] Vgl. dazu Bunnenberg, Christian: Christmas Truce. Die Amateurfotos vom Weihnachtsfrieden 1914 und ihre Karriere, in: Paul, Gerhard (Hrsg.): Das Jahrhundert der Bilder. Band 1: 1900 bis 1949. Göttingen 2009, S. 156-163, hier: 162-163.
[8] Bericht über Poppy-Pizza: http://www.london24.com/entertainment/around-the-web/tesco_sells_special_poppy_roni_pizzas_for_remembrance_day_nobody_is_hungry_for_them_1_3842019 (letzter Zugriff 15.12.2014).
[9] An dieser Stelle ein Verweis auf die Tagung “Auf dem Weg zu einer transnationalen Erinnerungskultur? Konvergenzen, Interferenzen und Differenzen der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg im Jubiläumsjahr 2014″, die im Oktober 2014 unter der Leitung von Monika Fenn an der Universität Potsdam stattfand (Programm: http://www.uni-potsdam.de/db/geschichte/getdata.php?ID=2891). Ein Tagungsband ist geplant (letzter Zugriff 15.12.2014).
[10] Beschreibungen der Denkmalprojekte der Schülerinnen und Schüler aus Cambridge und Paderborn https://bid.lspb.de/portal/Index/1141780/ und der UEFA http://www.tagesschau.de/ausland/weihnachtsfrieden-ploegsteert-101.html (letzter Zugriff 15.12.2014).

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Abbildungsnachweis
A Tweet by Sainsbury’s © Screeshot by Christian Bunnenberg

Empfohlene Zitierweise
Bunnenberg, Christian: 100 Jahre “Weihnachtsfrieden”. Sehnsucht nach einem neuen Narrativ. In: Public History Weekly 2 (2014) 45, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2014-3151.

Copyright (c) 2014 by De Gruyter Oldenbourg and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact: elise.wintz (at) degruyter.com.

The post 100 Years of the “Christmas Truce”. Longing for a New Narrative appeared first on Public History Weekly.

Quelle: http://public-history-weekly.oldenbourg-verlag.de/2-2014-45/100-years-christmas-truce/

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