Über Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Drogenkartellen und Archäologie sowie das geringere Risiko, erschossen zu werden.

http://alexandreafonso.wordpress.com/2013/11/21/how-academia-resembles-a-drug-gang Basierend auf einer wissenschaftlichen Analyse der Sozialverhältnisse von Drogenbanden in den USA, die bereits im Jahr 2000 erschienen ist (und hier als pdf online steht), unternimmt es A. Afonso, Asisstant Professor für Political Economics in London, den archäologischen Arbeitsmarkt in den USA, England und Deutschland zu analysieren – und findet erschreckende Ähnlichkeiten. © Text: […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/06/5165/

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Round Table Debate – 1914: What Historians Don’t Know about the Causes of the First World War

In cooperation with the University College London and the Arts and Humanities Research Council the German Historical Institute London holds a round table debate on 6pm on the 18th of June 2014:

The majority of lectures and conferences marking the centenary of the outbreak of the First World War will be examining why the conflict occurred, concentrating on particular sets of events leading to war or on different aspects of the war’s course, character and consequences. By contrast, the emphasis of this roundtable discussion – and claim to originality – will be on continuing areas of uncertainty in the historical account of the outbreak of war: it will show how key decisions are still ‘unexplained’, allowing a variety of interpretations. This roundtable of internationally-renowned scholars will ask what we still do not know about the causes of the First World War.

Chair: Mark Hewitson (UCL)
Speakers: Margaret MacMillan (Oxford)
Annika Mombauer (Open University)
Sönke Neitzel (LSE)
John Röhl (Sussex)

Owing to limited seating, prior registration is essential: Please register by Email: abellamy(ghi)ghil.ac.uk, Tel: 0207 309 2023
Download flyer (PDF file)

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1591

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Chronicon Bürglense – Einleitung, Übersetzung und Kommentar (Kapitel 1)

Nachdem es im Blog aus verschiedenen Gründen eine Weile still war, soll nun eine neue Reihe gestartet werden. Geplant ist es, in den nächsten Monaten kapitelweise das sogenannte Chronicon Bürglense, Gründungsbericht und Traditionsbuch des sanktblasianischen Priorats Bürgeln mit lateinischem Text und deutscher Übersetzung im Blog zu veröffentlichen. Damit adaptieren wir eine Idee des Mittelalterblogs, wo seit einigen Monaten eine Übersetzung der Historia Occidentalis des Jakob von Vitry veröffentlicht wird.

Im Folgenden soll kurz die Relevanz der Quelle für die Forschung sowie deren Inhalt, Entstehungskontext und Überlieferung vorgestellt werden. Daran an schließen der lateinische Text und eine deutsche Übersetzung des ersten Kapitels, sowie ein kurzer Kommentar zum ersten Kapitel.

I. Relevanz der Quelle für die Forschung

Zwar hat das Chronicon Bürglense einen deutlich lokaleren Bezug als die Historia Occidentalis des Jakob von Vitry, es handelt sich aber keineswegs um eine nur für die landesgeschichtliche Forschung interessante Quelle. Es ist vielmehr ein gutes Beispiel dafür, dass die anlässlich der Ausschreibung eines Editionsstipendiums von den MGH unlängst postulierte Trennung in landesgeschichtliche Quellen einerseits und für die Mittelalterliche Geschichte im Allgemeinen relevante Quellen andererseits, kaum möglich ist.1 Das Chronicon bietet nämlich sowohl Informationen für die landesgeschichtliche Erforschung des Klosters St. Blasiens, von dessen Prioraten sowie der Adelsgeschichte des Breisgaus, ist aber auch als Beispiel klösterlicher Gründungsgeschichten oder Historiae fundationum monasteriorum – so der von Jörg Kastner gewählte Sammelbegriff2 – relevant. Es bietet Ansatzpunkte für Fragen nach Entstehungsgrund und Funktion dieser Quellen3, aber auch zu Fragen adligen Selbstverständnisses, klösterlichen Reformbewegungen oder der Qualität von Besitzübertragungen.

II. Inhalt

Ähnlich wie die wesentlich prominenteren Zwiefalter Chroniken (1, 2) beschreibt das Chronicon Bürglense die Gründung eines, wenn auch deutlich kleineren Klosters, durch eine Adelsfamilie. Im Falle des zwischen Basel und Freiburg, unweit von Schliengen gelegenen Bürgelns,4 war dies die nach Ausweis des Chronicons die im Breisgau, Burgund und Rhätien begüterte Familie der Herren von Kaltenbach. Anders als die Gründer von Zwiefalten, die Grafen Liutold von Achalm und Kuno von Wülflingen, traten Werner von Kaltenbach und seine Frau Ita aber bereits anlässlich der initialen Schenkung in das Kloster St. Blasien ein, ein Schritt, den  – teilweise vor, teilweise nach den Eltern – auch zwei Söhne und zwei Töchter vollzogen.5. Damit traten alle Mitglieder der Familie ins Kloster St. Blasien und dessen Priorate ein,6, hier Kapitel 2, S. 367)), ein in seiner Totalität durchaus ungewöhnlicher Fall.7

Neben dem beinahe hagiographisch anmutendem Lob der Gründerfamilie und deren Klostereintritt, schildert das Chronicon auch die weitere Entwicklung Bürgelns und damit verbundene Rechtsstreitigkeiten. Besonderen Raum nimmt dann das Wirken der von Werner dem Jüngere und Wipert von Kaltenbach, den Söhnen des ursprünglichen Schenkers, für Bürgeln ein. Während beide zeitweise als Pröpste von Bürgeln tätig waren8, hebt das Chronicon insbesondere Wipert von Kaltenbach hervor, der im 17. und letzten Kapitel des Chronicons – einer Auflistung von Traditionsnotizen – mehrfach als Ankäufer von Gütern und Vermittler von Schenkungen dargestellt wird.9. Das Chronicon Bürglense beinhaltet damit auch Elemente eines Traditionsbuchs, wenngleich mir diese weniger im Vordergrund zu stehen scheinen, als dies Jörg Kastner in seiner vergleichenden Studie postuliert und in der “Darstellung der Besitzgeschichte” Bürgelns, das “eigentliche[n] Vorhaben” des Chronicons gesehen hat10.

III. Entstehungskontext und Überlieferung

Das Chronicon selbst ist wohl zwischen 1160 und 1180 im Kloster St. Blasien entstanden, ein späteres sankblasianisches Repertorium schreibt es einem Mönch Konrad des 12. Jahrhunderts zu, der möglicherweise noch Zeitgenosse Wiperts von Kaltenbach war.11.

Das Chronicon Bürglense liegt bislang nicht in einer modernen Edition, sondern lediglich in einem Druck des 18. Jahrhunderts vor, den der Sanktblasianer Mönch Rusten Heer besorgte.12. Dieser stützte sich dabei zwar hauptsächlich auf eine Abschrift des Chronicons, die 1494 der Notar Ulrich Buck anfertigte und zudem ins Deutsche übersetzte,13) konnte aber auch noch auf das heute verlorene Autograph zurückgreifen, nach Angabe Bucks ein ungefähr handbreiter und sieben Ellen langer Rodel, der heute wohl verloren ist.14 Heer notierte gelegentlich Variationen aus dem Autograph hielt sich aber sonst an die Abschrift Bucks, der nach Heer auch die zusammenfassenden Kapiteltitel verfasste.15.

Notarszeichen und Schriftproben

Notarzeichen des Notars Ulrich Buck und Schriftproben aus dem heute verlorenen Autograph sowie der Handschrift GLA Karlsruhe 65/139, gedruckt Chronicon Bürglense, S. 384

 

IV. Lateinischer Text und Deutsche Übersetzung

Kapitel 1: Qualiter Monasterium in monte Bürglen inchoatum sit, et cuius mons ipse antea fuit?

Omne, quod praedicatur aut scribitur, si veritatis ratione caret, vacuum et inane non ambigitur. Unde ad depellendas caliginosas tetrae oblivionis tenebras, et ad verae cognitionis luces serenandas, stili narratione duximus dignum, ad utilitatem posterorum, qualiter Dei servitium in monte Bürglon monasteriali more sit initiatium. Praedictus namque mons cum omni sua pertinentia in Dominium parentelae, quae dicitur de Caltinbach, attinet hereditario iure a progenitorum prosapia, et illorum potestati deditus fuit et subditus curae. Nam pridem vetus ibidem constructa habebatur ecclesia, ac unius Clerici informabatur instantia: Nunc vero Domini optitulante gratia monachorum (uti in praesenti cernere est) solerti instituitur vigilantia.

Kap. 1: Wie das Kloster am Berg Bürgeln begonnen sein soll und wem der Berg zuvor gehörte?16

Man zweifelt nicht an, dass alles, was verkündet oder geschrieben wird – sofern es am Grundsatz der Wahrheit mangelt – leer und unnütz ist. Deshalb, um die dunkle Finsternis des schändlichen Vergessens zu vertreiben und um das Licht der wahrhaften Erkenntnis zu erhellen, hielten wir es für angemessen zum Nutzen der Nachwelt zu erzählen, wie am Berg Bürgeln der Dienst an Gott nach klösterlicher Gewohnheit seinen Anfang nahm. Der besagte Berg gehört – erbrechtlich von einer Vorfahrensippe herrührend – nämlich, mit allem seinem Zubehör zur Herrschaft einer Verwandtengruppe, die von Kaltenbach genannt wird; er war ihrer Herrschaft gegeben und ihrer Obhut unterworfen. Dort soll vor langer Zeit eine alte Kirche erbaut und ihr durch die Emsigkeit eines einzelnen Klerikers Gestalt gegeben worden sein. Nun aber ist sie dank der Hilfe und der Gnade des Herrn mit der klugen Fürsorge der Mönche versehen worden (wie es derzeit zu sehen ist).

V. Kommentar

Jörg Kastner hat dieses erste Kapitel als “einleitende Arenga” beschrieben, in der “in gewohnter Weise die Entstehungsursache des Werkes” angezeigt werde.17. Dabei wird einerseits auf den Nutzen des Werks für die Nachwelt (ad utilitatem posterorum) verwiesen, andererseits ein allgemeiner Impetus für Geschichtsschreibung bemüht, nämlich, dass Geschehenes nicht in Vergessenheit geraten dürfe (ad depellendas caliginosas tetrae ovlivionis tenebras).

Ist die Rechtfertigung des Schreibens also eher topisch gehalten und kann als “weiteres Beispiel für die im Hirsauisch-St. Blasianischen Bereich wirksamen Formtendenzen” beschrieben werden,18, so scheinen mir die allgemeine Qualität des Lateins, insbesondere aber die Bemühungen um eine ausgeprägte Metaphorik, sowie gewisse Parallelitäten in der Satzkonstruktion (ac unius Clerici informabatur instantia […] monachorum solerti instituitur vigilantia) auf eine hohe sprachliche Bildung des Autors und dessen literarischen Anspruch hinzuweisen. Auch wenn der Autor ähnliche Werke möglicherweise gekannt hat, habe ich aber keine größeren Übernahmen aus anderen Werken feststellen können.

Mangels eigener Kompetenz in der Beurteilung sprachlicher Fragen wird sich die Kommentierung künftiger Kapitel eher auf den historischen Kontext konzentrieren, für Anregungen, Kommentare und Hinweise zur sprachlichen Qualität des Chronicon Bürglense sowie hinsichtlich von möglichen wörtlichen Übernahmen aus anderen Quellen bin ich aber sehr dankbar.

Empfohlene Zitierweise: Chronicon Bürglense, Kapitel 1, eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Johannes Waldschütz, in: Mittelalter am Oberrhein, 13. Juni 2014,  http://oberrhein.hypotheses.org/?p=425 (ISSN: 2199-210X).

  1. Vgl. dazu auch die Diskussion bei Archivalia
  2. Vgl. Jörg Kastner: Historiae fundationum monasteriorum. Frühformen monastischer Institutionengeschichtsschreibung im Mittelalter (Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung 18), München 1978
  3. Vgl. die bisherige Forschungsdiskussion zusammenfassend: Stephan Molitor: Das Traditionsbuch. Zur Forschungsgeschichte einer Quellengattung und zu einem Beispiel aus Südwestdeutschland, in: Archiv für Diplomatik 36 (1990), S. 61–92, der dazu tendiert auch Chartularchroniken als Traditionsbücher einzuordnen und deren rechtliche und sakrale Funktion gegenüber deren historiographischer und administrativer Funktion höher bewertet. Den historiographischen Aspekt betonen Kastner, Historiae und Hans Patze: Adel und Stifterchronik. Frühformen territorialer Geschichtsschreibung im hochmittelalterlichen Reich, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 100 (1964), S. 8–81 und 101 (1965), S. 67–128. Dabei hebt Patze eher die Bedeutung der Chronistik für den Adel hervor, während Kastner diese als “Frühformen monastischer Institutionengeschichtsschreibung” deutet
  4. Nicht wie Kastner, Historiae S. 45 fälschlicherweise meint Bürglen in der Schweiz
  5. Vgl. zur Chronologie der Eintritte Adolf Schmidt-Clever: Die Gründung der Probstei Bürgeln. Mit einem Nachwort von Friedrich Pfaff, in: Alemannia 40 (1912), S. 47-80, hier S. 76f., online einsehbar mit US-Proxy; hinsichtlich der historischen Fragen wenig hilfreich aber den Inhalt paraphrasierend: Robert Gerwig:
  6. Ein im Chronicon genannter dritter Sohn tritt ist sonst nicht historisch greifbar und könnte früh verstorben sein, vgl. Conradi de S. Blasio Chronicon Bürglense, hg. von Rusten Heer, in: Ders.: Anonymus Murensis denudatus et ad locum suum restitutus seu acta fundationis principalis Monast. Murensis denuo examinata, et auctori suo adscripta…, Freiburg i. Br. 1755, Appendix II, S. 365-84, Digitalisat bei der Bayerischen Staatsbibliothek
  7. Vgl. als Parallelbeispiel den Fall der Grafen von Cappenberg, die ihre Burg in ein Stift umwandelten, Norbert Bewerunge: Der Ordenseintritt des Grafen Gottfried von Cappenberg, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 33, 1981, S. 63-81
  8. Vgl. dazu Urkundenbuch des Klosters Sankt Blasien im Schwarzwald. Von den Anfängen bis zum Jahr 1299, bearb. von Johann Wilhelm Braun (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe A: Quellen 23), 2 Bde. und CD, Stuttgart 2003, Vorbemerkung zu Nr. 131
  9. Chronicon Bürglense, S. 381-383, UB St. Blasien, Nr. 131
  10. Vgl. dazu Kastner, Historiae, S. 45f. mit der Beurteilung des Werks als “Vorstufe einer Cartularchronik“
  11. Conradi Monachi Saeculo XII, vgl. ausführlich Adolf Schmidt-Clever, Gründung, S. 47
  12. Conradi de S. Blasio Chronicon Bürglense, hg. von Rusten Heer, in: Ders.: Anonymus Murensis denudatus et ad locum suum restitutus seu acta fundationis principalis Monast. Murensis denuo examinata, et auctori suo adscripta…, Freiburg i. Br. 1755, Appendix II, S. 365-84, Digitalisat bei der Bayerischen Staatsbibliothek
  13. Heute GLA Karlsruhe 65/139, vgl. zu dieser Handschrift den Eintrag im Katalog: Die Handschriften der Staatsarchive in Baden-Württemberg, Bd. 2: Die Handschriften 65/1-1200 im Generallandesarchiv Karlsruhe beschrieben von Michael Klein, Wiesbaden 1978, hier S. 61 (online einsehbar bei Google Books); ebenfalls zu dieser und weiteren davon abhängigen Handschriften, UB St. Blasien, Nr. 130 (Vorbemerkung
  14. Vgl. Chronicon Bürglense, S. 383
  15. Chronicon Bürglense, S. 365.
  16. Für Hilfe bei der Übersetzung bin ich Dr. Tobie Walther, Mark Wittlinger M. A. und Albert Stoer zu großem Dank verpflichtet
  17. Kastner, Historiae, S. 45
  18. Kastner, Historiae, S. 45

Quelle: http://oberrhein.hypotheses.org/425

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[Video] Das 20. Jahrhundert & der Erste Weltkrieg: Harold James – Cosmos, Chaos: Finance, Power and Conflict

Harold James is Professor of History and International Affairs at Princeton and holds a joint appointment as Professor of International Affairs in the Woodrow Wilson School.

Das 20. Jahrhundert & der Erste Weltkrieg: Harold James – Cosmos and Chaos from maxweberstiftung on Vimeo.

Abstract

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1587

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“Neue alte Sachlichkeit” – Ein Einführungstext stellt sich zur Diskussion

Seit dem Jahr 2003 fördert die DFG „Wissenschaftliche Netzwerke“, die auf Initiative von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern einen fachübergreifenden Dialog zu einem ausgewählten Thema etablieren. Romedio Schmitz-Esser und ich ergriffen im Sommer 2009 diese Gelegenheit, um einer gemeinsamen Leidenschaft folgend den Dingen des Mittelalters auf den Grund zu gehen.

Wir wussten erstaunlich wenig von dem, auf was wir uns unter dem Titel „Neue alte Sachlichkeit“ einließen. Von einem ‚material turn’ in den Geisteswissenschaften hatten wir damals noch kaum etwas läuten gehört und die ArchäologInnen und KunsthistorikerInnen des dreizehnköpfigen Teams hießen uns wohlwollend lächelnd auf ‚ihrem’ altgewohnten Forschungsterrain willkommen. Die ebenso kontroversen wie konstruktiven Diskussionen der folgenden Jahre erschlossen uns einen ganzen Kosmos innovativer Ideen und Impulse. Der nunmehr in Vorbereitung befindliche Sammelband unternimmt den Versuch, diese Vielfalt an Impressionen konzeptionell zu bündeln und in einen Einführungstext zu überführen, der sich wiederum an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler richtet.

Im Hinblick auf die inspirierenden Erfahrungen der Netzwerkarbeit möchten wir diesen Schritt ebenfalls nicht in stiller Heimarbeit vollenden. Wir freuen uns daher über die Gelegenheit, auf diesem Forum der avisierten Zielgruppe einen ersten Textentwurf vorstellen zu dürfen. Erneut erhoffen wir uns eine reiche Ernte an weiterführenden Einwürfen und Anmerkungen. Dabei geht es sowohl um jene Denkanstöße und Details, die aus Sicht benachbarter Disziplinen zu kritischen Nachfragen provozieren. Ebenso dankbar sind wir für generelle Statements zum Stand mediävistischer Dingwissenschaften, für Literaturhinweise und Korrekturanmerkungen. Zentrales Anliegen unseres Bandes ist es, eine disziplinübergreifende Diskussion über die Dinge der Vergangenheit zu fördern. Damit möchten wir möglichst schon vor der Drucklegung beginnen.

Die Vorpublikation an dieser Stelle versteht sich als Experiment, dessen Fragestellung lautet: Können Blogs als niederschwellige Medien wissenschaftlicher Kommunikation einen Beitrag zu Qualität und interdisziplinärer Anschlussfähigkeit von Printpublikationen leisten? Sind sie ein geeigneter Ort des Austausches fachlicher Expertise? Oder gelten die interessen der User – was völlig legitim wäre – eher dem schnellen Meinungsaustausch über Detailprobleme, etwa die Zitierfähigkeit der wikipedia? Natürlich mag man bei diesem Versuch die Gefahr wittern, das Forum mit halbfertigen Textentwürfen zu überschwemmen. Wir verstehen es daher ausdrücklich als Privileg, diesen Beitrag hier posten zu dürfen. Längerfristige Strategien lassen sich erst mit Blick auf das Ergebnis entwickeln.

Zum Text: Einführung in die “Neue alte Sachlichkeit”

Das Layout versteht sich als ein Vorläufiges, die zahlreichen in den Text gesetzten Kästen bedürfen noch einer endgüligen Platzierung und optischen Abhebung. Sie verstehen sich vornehmlich als optionale Lektüren außerhalb des Argumentationsganges des Haupttextes.

 

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/3904

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Arte-Dokumentation über Foucault

Kommenden MIttwoch (18.6.2014, 21:45-22:40) auf Arte: Die Dokumentation Foucault gegen Foucault, u.a. mit Arlette Farge, Didier Eribon und Georges Didi-Huberman.

Ankündigung:

Michel Foucault gilt als einer der wichtigsten Vertreter des französischen Strukturalismus. Seine Arbeiten, in denen er das Entstehen und die Mechanismen von Macht untersucht, und Schulen, Kasernen und Krankenhäuser mit Gefängnissen vergleicht, sorgten stets für Kontroversen. Zu seinen wichtigsten Werken zählen unter anderem „Wahnsinn und Gesellschaft“, „Die Ordnung der Dinge“, „Archäologie des Wissens“, „Überwachen und Strafen“ sowie seine großangelegte, dreiteilige Geschichte der Sexualität.

Wie seine Schriften war auch der Mensch Foucault komplex und voller Widersprüche: einerseits ein politisch engagierter und streitbarer Freigeist und Aktivist des Mai 68, andererseits ein Gelehrter, der seinen Lehrstuhl für die Geschichte der Denksysteme (1970-1984) am Collège de France sehr ernst nahm und sich als zentrale Figur der Institution Universität verstand. Foucault war ein scharfsinniger und rebellischer Intellektueller, der sich sowohl im akademischen als auch im öffentlichen Raum einmischte; ein Mann seiner Zeit, der ein zeitloses Werk schuf und Maßstäbe setzte.

Die Dokumentation beschreibt Foucaults philosophische Entwicklung, die nie linear verlief, sich oft selbst negierte, verschiedene Ansätze, Disziplinen und Forschungsgegenstände wählte, aber stets kohärent blieb. Er war Vertreter des Poststrukturalismus, Psychologe, Historiker, Soziologe und Begründer der Diskursanalyse. In 20-jähriger Arbeit entstand ein Gesamtwerk, dessen allgemein anerkannte Originalität wohl einzigartig ist.


Regie: François Caillat

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/894829525/

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Sex & Music: Eine Arte-Dokumentation widmet sich der sinnlichen Dimension des Pop

Dass Popmusik viel mehr als nur Klang ist, haben etliche akademische Studien herausgearbeitet. Wie eine aktuelle Arte-Dokumentation zeigt, kommt dieses Thema mittlerweile auch in den Medien an. Schon seit den sechziger Jahren widmeten sich Akademiker aus verschiedenen Disziplinen dem Studium der Populären Musik als Kulturphänomen. Pioniere waren die Untersuchungen des Birmingham Centre for Contemporary Cultural Studies, die u.a. den Wert der jugendlichen Subkulturen für die Sozialwissenschaften sowie für die Politik hervorhoben.

Eine der klassischen Studien des Zentrums über populäre Musik ist das Buch “Subcultures: the meaning of style” (1979) von Dick Hebdige. In dessen Seiten werden die Subkulturen des Reggae, Mods, Punks und Glam Rock erforscht, um die komplexe Beziehung zwischen Musik und Lebensstil deutlich zu machen. Populäre Musik wurde darin als ein Gefüge von Klängen, sozialen Schichten, Generationen, Ethnien und Geschlecht betrachtet.

Jüngste Forschungen über Popmusik zeigen jedoch, dass weitere Aspekte untersucht werden sollten, um der Komplexität der populären Kultur gerecht zu werden. Zum Verständnis des Phänomens tragen u.a. die Analyse der wirtschaftlichen, institutionellen, technologischen sowie auch sinnlichen Perspektiven bei. Dieser letzte Punkt gewann in den letzten Zeiten nicht nur in der Wissenschaft an Bedeutung, auch eine Fernsehdokumentation widmet sich jetzt dem Themenkomplex.

Die Dokumentationsreihe “Sex & Music” des Fernsehsenders Arte betrachtet die Beziehung zwischen Sex und Popmusik aus vier Blickwinkeln: der Sexuellen Befreiung in der Sendung “Von der Pille zu Aids”, des Feminismus in “Masters and Servants”, der Gender-Identität in “Neue Formen des Begehrens” und der extremen sexualen Verhaltensweisen in “Rock’n’roll muss wehtun”. Mit Interviews von Musikern und Wissenschaftlern, darunter auch die Historiker (und Redakteure des Pop-History–Blogs) Florence Tamagne (Paris/Lille) und Bodo Mrozek (Berlin/Potsdam), gibt die Reihe einen umfassenden Überblick über das Thema, das als eine gute Einführung für alle an Popmusik Interessierten gelten kann. Wer die erste Ausstrahlung im Mai verpasst hat, kann die Wiederholungen vom 14. bis 17. Juni sehen.

 

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/1471

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George Clooney im Museum – Was Kulturinstitutionen von #heftig Click-Baits lernen können

Immer mehr Online-Medien setzen auf plakative, Neugier erweckende oder emotionalisierende Headlines. Diese sogenannten Click-Baits - also Klickköder – die mittlerweile auch als Heftig-Stil bekannt sind, erzielen besonders in Social Media beachtliche Reichweiten. Kulturinstitutionen können hiervon lernen – auch wenn man nicht jeden Tag darüber berichten kann, dass George Clooney vor der Tür steht… Ich dachte, es wird ein ganz normaler Tag im Museum für Naturkunde – doch dann stand plötzlich George Clooney vor der Tür… So hätte die Ankündigung bei Facebook zum Artikel “Hollywood-Fieber vor dem Ostflügel” […]

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/1518

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Ist Geschichtsbewusstsein germanozentrisch?

Auf eine Tagung einzugehen, die man selbst nicht besucht hat, und das nur auf Grund eines Tagungsberichtes, von dem man nicht weiß, ob er der Tagung auch gerecht wird, ist nicht unbedingt zu empfehlen. Gerechtfertig erscheint es mir, wenn man im Tagungsbericht Formulierungen wiederfindet, die man auch andernorts schon gesehen – und nicht verstanden hat.

So wurde ausweislich des Berichts (http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5358) dem Geschichtsbewusstsein vorgeworfen, “dass gängige Theoriedebatten des Geschichtsbewusstseins allzu sehr die dualistischen Denkstrukturen des 19./20. Jahrhunderts spiegeln würden” (und später wird gefragt, “ob eine solche binäre Auflösung [migrantisch vs. biodeutsch; A.F.] nicht bereits in der Theorie des Geschichtsbewusstseins grundgelegt sei”). Themen und Inhalte von Geschichte und Geschichtsunterricht seien eurozentristisch und allein an Fakten und Ereignisse gebunden. Diese Kritik gipfelt in der revolutionären (?) Forderung, “Geschichte könne nicht an Nation gebunden und ebenso wenig nur rückwärtsgewandt sein”. Dabei wird die Frage aufgeworfen, “ob von Theorien, die dem Denken des 19./20 Jahrhunderts verhaftet sind, positive Impulse für aktuelle Debatten um historisches Denken und Lernen ausgehen könnten und nicht stattdessen postmoderne Theorien stärker rezipiert werden müssten”. Kritisiert wird auch, “dass das Individuum bislang zu stark vernachlässigt worden sei”. Ein weiterer Stein des Anstoßes ist die “Normativität gängiger Theorien des Geschichtsbewusstsein”. Der Rüsenschen Konzeptualisierung wird schließlich vorgeworfen, dass sie “stark homogenisierend sei, da diese normierenden Prüfungskategorien beinhalte und zudem einer kulturellen Orientierung diene, welche an einer nationalen Fokussierung festhielte”.

Kritik am Geschichtsbewusstsein ist nicht selten und lässt sich in Variationen auch in den Diskussionen auf Public History Weekly finden. Was kann man da tun?

Hilft der Rückgriff auf empirische Forschung? So wurde offenbar vorgeschlagen, “alle möglichen Modelle und Ebenen des Geschichtsbewusstseins zu operationalisieren und als Kompetenz zu testen, um sich dem Ziel einer bildungsorientierten Geschichtsdidaktik zu nähern”. Aus der Perspektive einer empirischen Forschung ist das nicht sinnvoll, denn Theorie geht vor Empirie; alles andere wäre ein ziemlich naiver Induktivismus und/oder Positivismus.

Wäre es denn eine Alternative, “auf die Kategorie Geschichtsbewusstsein zu verzichten und stattdessen auf ‘historische Mündigkeit’ im schulischen und wissenschaftlichen Diskurs zurückzugreifen”? Das hat den Charme einer klassischen Begrifflichkeit für sich; aber es ist nichts anderes als eine Spielart des Geschichtsbewusstseins aus der ja schon etwas älteren Diskussion. Dass “eher der Prozess der Begegnung mit Vergangenheit, genauer die „eigen-sinnig“ produktive Aneignung von Geschichte und Vergangenheit, in den Fokus rücken müsste”, passt just in diese Diskussionsrichtung. Dazu später mehr.

Ein weiterer Weg aus der postulierten Krise des Geschichtsbewusstseins besteht in der Forderung, “Prozesse historischen Lernens, aber auch die Struktur des Geschichtsbewusstseins, auf Basis einer gegenwärtig relevanten Gesellschaftstheorie abzubilden, da Geschichte immer nur aus der Gegenwart heraus gedacht werden könne”. Welche gegenwärtig relevante Gesellschaftstheorie soll das sein, und wieso ist das zwingend vorgängig? Geht es um eine Theorie der modernen Gesellschaft? Oder doch nur um eine Besinnung auf den eigenen Standpunkt, was ja selbstverständlich wäre – und in den diversen Konzepten des Geshcichtsbewusstseins ja durchaus angelegt?

Vor allem irritiert mich die offenkundig virulente Kritik an den Konzepten von Jörn Rüsen, die ja noch für das FUER-Projekt zumindest auf der argumentativen und der strukturierenden Ebene wegweisend waren – ob sie immer Rüsen entsprachen, kann man diskutieren. Ich habe auch selbst schon Kritik an Rüsen geübt – vgl. mein Beitrag unter dem Titel “Historik oder Wissenschaftstheorie der Geschichtswissenschaft?” in: Erwägen, Wissen, Ethik : EWE = Deliberation, knowledge, ethics 22 (2011) 4, S. 521-524. Mich stört aber eher, dass Rüsens Überlegungen nichts dazu beitragen, den spezifischen Wissenschaftscharakter von Geschichtswissenschaft klar gegen nicht-wissenschaftliche oder sogar unwissenschaftliche Beschäftigungen mit Geschichte abzugrenzen. Dass Rüsens Konzeption des Geschichtsbewusstseins normativ ist, stört mich nicht – wenn sie unterrichtsrelevant sein soll, muss sie das sein. Auch die “Fortschrittsfokussierung des genetischen Erzählens” stört mich nicht, da es nicht Rüsens einziges Modell des Erzählens ist – und auch nicht sein bevorzugtes. (Man mag allerdings darüber streiten, wie hilfreich die Typologie dieser Erzählweisen wirklich ist.) Die Vorstellung, dass die “Rüsensche Theorie des Geschichtsbewusstsein stark homogenisierend sei, da diese normierenden Prüfungskategorien beinhalte und zudem einer kulturellen Orientierung diene, welche an einer nationalen Fokussierung festhielte”, verstehe ich erst recht nicht; da hoffe ich einfach auf Erläuterungen. Ich erkenne bei Rüsen weder eine starke Intention der Homogenisierung noch eine nationale Fixierung.

Doch damit zurück zu dem Gedanken, den ich oben noch zurückgestellt hatte. “Dass sich die Beiträge dabei primär auf Rüsen und Pandel stützen, mag vielleicht eine kleinere Schwäche des Workshops gewesen sein, hätten doch zumindest die Arbeiten von Jeismann und v. Borries (noch) prominenter einbezogen werden können” – so der Bericht, und das möchte ich gerne unterstützen. Die Zielbestimmung von Geschichtsunterricht, die Jeismann 2000 im Anschluss an eigene, weit ältere Beiträge formuliert hat, weist m.E. einen guten Weg:

“Geschichtsunterricht […] muss sich das Ziel setzen, die Heranwachsenden zu befähigen, mit den unterschiedlichen und in Zukunft sich stets wandelnden Angeboten historischer Deutung im Horizont Ihrer Gegenwart sich auseinanderzusetzen und selber in wichtigen Fragen zu einer begründeten geschichtlichen Vorstellung zu finden […].” (Karl-Ernst Jeismann, “Geschichtsbewußtsein” als zentrale Kategorie der Didaktik des Geschichtsunterrichts, in: Ders. (Hg), Geschichte und Bildung. Beiträge zur Geschichtsdidaktik und zur historischen Bildungsforschung, Paderborn 2000, S. 46–72, hier S. 48)

Mit diesem Konzept ist Geschichtsbewusstsein im Grunde angelegt als die Fähigkeit, sich mit historischen Zumutungen der das Individuum umgebenden Welt produktiv und eigen-sinnig auseinanderzusetzen. Das kann man dann auch “historische Mündigkeit” nennen, und in der Tat ist “Geschichts-bewusstsein” keine glückliche Benennung (das “Bewusstsein” stört hier tatsächlich) – aber es ist ein eingebürgerter Terminus, und es spricht zu wenig dafür, auf ihn zu verzichten.

Wäre ein solches (in meinen Augen sehr pragmatisches und alltagstaugliches und zugleich durchaus theoriefähiges) Begriffsverständnis nicht der gleichen Kritik ausgesetzt, wie sie oben schon anklang? Teilweise sicher. Diese Begriffsverwenudng wäre normativ. Darin sehe ich kein Problem. Ich sehe allerdings nicht, wieso dieses Begriffsverständnis (genau so wenig wie Rüsens oder Pandels Konzeptualisierungen) hier Dualismen und binäre Weltordnungen reproduzieren sollten. Sie könnten auch im Gegenteil dazu dienen, solche Dualismen zu zertrümmern. Eurozentrismen sind diesem Begriffsverständnis auch nicht inhärent, es sei denn, man sieht schon in der Orientierung an Grundsätzen moderner Wissenschaftlichkeit einen Ausdruck von westlicher Hegemonie (was ich nicht tue).

Kurzum: Statt “Geschichtsbewusstsein revisited” plädiere ich für “Geschichtsbewusstsein rehabilitated”.

Quelle: http://geschichtsadmin.hypotheses.org/244

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