International conference “Les défenseurs de la paix 1899-1917″: Podcasts available now!
Within the framework of the centenary of the First World War, the colloquium “Les défenseurs de la paix 1899-1917. Approches actuelles, nouveaux regards” took place from 15 to 17 January 2014 at the GHI Paris. The conference was attended by a large number of experts in their field, which generated international recognition. The GHI Paris has now made all of the contributions available as podcasts. To listen to them, please follow this link. Please note that – due to the number of podcasts offered – the datavolume on the linked site is quite large and loading will take a few seconds.
Photo: Waiting by el patojo, licence CC BY-NC-SA 2.0
Fundstücke
- "Unsere Mütter, unsere Väter" in amerikanischer Rezeption
- De Re Militari - Englischsprachige Seite über Kriegführung im Mittelalter
- Ausstellungen zum 100jährigen Weltkriegsjubiläum.
- "Polnische Konzentrationslager" - Warum muss man Leuten ernsthaft sagen, dass man diese Begriffe nicht in einen semantischen Zusammenhang stellen sollte?
Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2014/02/fundstucke_17.html
„Wiener Gebote“ im Augustin
Zeitgemäß publizieren?
von Fabian Steiner und Max Trecker
EDIT: Der Videomitschnitt wird ab Mittwoch (19.02.14) auf dem L.I.S.A. Portal der Gerda Henkel Stiftung abrufbar sein.
Die vom ZEP der BSB, dem Institut für Kunstgeschichte der LMU und dem GraduateCenterLMU am 11. Februar 2014 veranstaltete Podiumsdiskussion “Nachwuchswissenschaftler, Verlage, Bibliotheken & Open Access. Zeitgemäßes Publizieren in den Geisteswissenschaften” war prominent besetzt und stieß verdientermaßen auf reges Interesse. Als kurzer Bericht und um die Diskussion auch online weiterführen zu können sind hier einige vorgebrachte Punkte kurz zusammengefasst.
Kosten und Nutzen von OA
Thierry Chervel eröffnete die Veranstaltung mit der Feststellung, niemand habe mit dem Internet gerechnet und stellte die Frage in den Raum, was der Nachwuchs nun an dieser Epochenschwelle tun solle. Nicht um eine Antwort verlegen gelang Dr. Lilian Landes mit ihren Ausführungen zu Green und Gold Open Access (OA) und der Bedeutung des digitalen Wandels für den widersprüchlich beratenen wissenschaftlichen Nachwuchs eine Einleitung, die klar Stellung bezog und vielfältige Anknüpfungspunkte bot. Wichtig für die weitere Diskussion war ihre These einer breiten Digitalisierungsskepsis und ihre Frage nach der zukünftigen Rolle der Verlage. Dass Doktorarbeiten gegenwärtig nach Erscheinen im Schnitt keine drei Leser finden, steht in scharfem Gegensatz zu der “einzigen Währung” für den wissenschaftlichen Nachwuchs: Sichtbarkeit.
Der Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität München Prof. Dr. Bernd Huber wies auf das EU-Förderprogramm Horizont 2020 hin, in dem eine klare Position zum Thema OA bezogen würde. Er bekräftigte die Wichtigkeit des Themas und gab zugleich zu, selbst über nur unzureichende Expertise auf dem Feld zu verfügen. Als Präsident einer überwiegend aus Steuermitteln finanzierten Universität und Ökonom stellte er mit Bezug auf Wissenschaft als öffentliches Gut die Frage: wer zahlt? Die von ihm angesprochenen neuen Lizenzmodelle gingen in der weiteren Diskussion etwas unter, die Finanzierung von OA blieb jedoch ein zentrales Thema.
Darauf ging auch Dr. Klaus Ceynowa als stellvertretender Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek ein. Er führte aus, dass der häufig vorgeschlagene Weg hybrider Publikationen (sowohl gedruckt als auch OA) mit großem zusätzlichem Aufwand verbunden sei und damit letztlich die teuerste Option darstelle. Direkt vom digitalen Wandel betroffen, würden Bibliotheken schon heute ihre Arbeitsweise anpassen, Expertise aufbauen und neue Formen der Kooperation finden. Es könne nicht sein, dass hunderte Repositorien nebeneinander existieren, ohne miteinander vernetzt zu sein. Abhilfe und weitaus grössere Sichtbarkeit können über Metadaten verlinkte Repositorien schaffen. Als Beispiele für die künftige mögliche Entwicklung verwies er auf Europeana und die DDB.
Dass Druckkostenzuschüsse ein Ärgernis darstellen, erkannte auch Dr. Stefan von der Lahr an, Lektor im Verlag C. H. Beck. Ihm war es wichtig klarzustellen, dass OA nicht als eine Auseinandersetzung zwischen Autoren und Verlagen zu sehen sei. Die Wurzeln von OA sieht er in den Vereinigten Staaten, als Antwort auf die Zeitschriftenkrise und die massenhafte Kündigung von Abonnements durch Bibliotheken infolge starker Budgetkürzungen Anfang der neunziger Jahre. Auch er warnte zugleich davor, digitales Publizieren als per se kostengünstiger anzusehen als das klassische Buch und bezog sich dabei auf den Artikel Pixel Dust von Johanna Drucker. Unabhängig davon müsse sich die Verlagslandschaft grundlegend den neuen technischen Möglichkeiten anpassen, was gerade kleinen Verlagen schwer fallen könnte. Durch ihre Rolle des Qualitätsmanagements sieht er ihre Daseinsberechtigung jedoch nicht in Frage gestellt. Ohne professionelle Begleitung durch einen Verlag könne ein Nachwuchswissenschaftler, zugespitzt formuliert, seine Dissertations- oder Habilitationsschrift auch an der Bushaltestelle verteilen.
Gedruckte Qualität?
Prof. Dr. Martin Schulze Wessel bekannte sich als Vorsitzender des Verbands der Historiker und Historikerinnen Deutschlands zu gedruckten Büchern als komfortabelstem Umgang mit wissenschaftlichen Publikationen. Er wies darauf hin, dass nicht die materielle Beschaffung von Büchern, sondern die inhaltliche Aneignung weitaus am meisten Zeit beanspruche und äußerte sich prägnant: “Die große Erzählung bedarf weiterhin des gedruckten Buches”. In welcher Sprache die Publikation dann erscheint hängt seinem Votum nach entscheidend von dem Fachgebiet und dem Publikum ab, eine mehrsprachige Publikation könne daher durchaus Sinn machen, sei aber kein Muss.
Nicht nur physisch am anderen Ende des Tisches sondern auch in seiner inhaltlichen Position am weitesten entfernt antwortete der Dekan der Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften der LMU Prof. Dr. Hubertus Kohle mit einem Plädoyer für Maschinenlesbares. Er wies mit einer Anekdote auf die um ein vielfaches höhere Zitierung von OA publizierten Artikeln hin. Er sieht großes Potential für IT gestützte Verfahren in den Geisteswissenschaften, deren Durchbruch nur noch eine Frage der Zeit sei. Im Bezug auf das Format “Buch” als Endziel von Promotion und Habilitation bezweifelte er, ob die zwei Bücher denn wirklich gelesen würden.
Diesen Vorwurf wies in erster Linie Prof. Schulze Wessel zurück. Er betonte, dass Dissertationen und Habilitationen sehr genau gelesen würden und deutete an, dass auch die digitale Revolution nichts an der Voreingenommenheit der Wissenschaftsgemeinde gegenüber der Reputation des Autors und dem Ort einer Publikation ändern würde. Prof. Kohle kritisierte schließlich, dass Verlage alles publizieren würden solange Zuschüsse bezahlt werden. Sollten Verlage nicht offener auf OA eingehen, drohe eine Abwanderung von Wissenschaftlern.
Die vom Publikum im Anschluss an die Podiumsdiskussion gestellten Fragen zeigten sowohl die Relevanz des Themas für Nachwuchswissenschaftler als auch dessen bisherige Vernachlässigung im deutschsprachigen Raum. In den Fragen äußerten sich mit der Digitalisierung verbundene Ängste wie die Furcht, im Internet wesentlich einfacher plagiiert werden zu können, aber auch viel Unwissenheit und Ratlosigkeit. Deutlich wurde auch die Unzufriedenheit des wissenschaftlichen Nachwuchses mit der etablierten Praxis vieler Verlage. Nicht Sichtbarkeit alleine helfe Nachwuchswissenschaftlern, sondern wenn digitale Publikationen ernst genommen würden. Die Freiheit der neuen Medien müsse als Chance begriffen werden.
Reaktionen auf Twitter
Bereits vor dem Anfang der Podiumsdiskussion fand sich auf Twitter ein erstes Echo: Einen Hashtag hätten sich Tanja Praske und Christian Gries gewünscht, @swimtt in Anbetracht der Teilnehmerzahl auch die Anwesenheit von Pressevertretern. Während der Veranstaltung wurde die Diskussion ausführlich wiedergegeben, praktisch in Echtzeit durch stichpunktartige Zusammenfassungen und prägnante Zitate. Neben den hier bereits ausgeführten groben Linien der Diskussion wurde auf eine Vielzahl weiterer Aspekte eingegangen, so beispielsweise auf die von Prof. Kohle angeführten Druckkosten einer kunstgeschichtlichen Publikation (zwischen 3.000 und 30.000 Euro) und die jährlich sieben Millionen Euro Abokosten der BSB für 62.500 Zeitschriften.
Bei einer flüchtigen Durchsicht der Beiträge sprechen sich alle Kommentare dediziert für OA aus – auch für die eigene Dissertation. Indirekt antwortete auch der O’Reilly Verlag und wehrte sich mit lächelndem Smilie gegen den Vorwurf, Verlage würden alles publizieren so lange Druckkostenzuschüsse gezahlt werden. Erstaunliche Entspanntheit wurde der Diskussion bescheinigt und in die Runde gefragt, ob der “weiche warme Hippie-Kitsch” von 2013 verdampft sei. Trotz der entspannten Diskussion zeigte sich Andrea Hacker erstaunt über die “blatant disconnect between junior researchers & decision makers“, die scheinbar von fehlender Informiertheit letzterer herrühre. Dass bei der Diskussion durchaus Emotionen dabei waren, zeigen nicht zuletzt die Reaktionen von Prof. Kohle einen Tag nach der Diskussion, die hier in ihrem Kontext unkommentiert dargestellt werden:
Wenn ich mich doch nicht immer so aufregen würde … http://t.co/6MDzF18il1
— Hubertus Kohle (@hkohle) February 12, 2014
@hkohle Worüber denn konkret?
— Marko Demantowsky (@mdemanto) February 12, 2014
@mdemanto Falschmedungen in Sachen OA, die im Mantel der Abendlands-Verteidigung daherkommen
— Hubertus Kohle (@hkohle) February 12, 2014
@hkohle Der Inhalt der Mitteilungen ist weitgehend irrelevant, auch ihr Wahrheitsgehalt. Auf die Haltung kommt es an. #abendland @mdemanto
— Erbloggtes (@Erbloggtes) February 12, 2014
@Erbloggtes @hkohle Ja, es ist ein dummer Topos. Und die geistlose Redundanz macht es besonders ärgerlich.
— Marko Demantowsky (@mdemanto) February 12, 2014
Open access überflüssig. Wir gehen alle zu Beck und machen es wie Jürgen Osterhammel: http://t.co/6MDzF18il1
— Hubertus Kohle (@hkohle) February 12, 2014
@hkohle … oder wer zieht die Bushaltestelle für den Vertrieb seines Buches vor? #oa #verlage
— Claudie Paye (@naponaps) February 12, 2014
@naponaps @hkohle Und erst das hochseriöse Peer Reviewing! Nur von Verlagen durchführbar [auf Kosten des Steuerzahlers selbstredend]. #oa
— swimtt (@swimtt) February 12, 2014
@swimtt @naponaps @hkohle Der Präsident gab zu, keine Ahnung von OA zu haben. Wäre das ein MOOC gewesen; ich hätte den Browser geschlossen.
— Sabine Scherz (@SabineScherz) February 12, 2014
@SabineScherz @naponaps @hkohle Einspruch. Eindeutiger Erfolg des Abends: Jetzt HAT er sich damit beschäftigt u.d. Interesse gesehen (=Ziel)
— swimtt (@swimtt) February 12, 2014
Quelle: http://rkb.hypotheses.org/668
Die Urkunden des Schwarzwälder Prämonstratenserstifts Allerheiligen sind digitalisiert
Ein Gastbeitrag von Kurt Andermann:
Allerheiligen im Schwarzwald ist dem Wanderer bekannt durch seine spektakulären Wasserfälle und seine stimmungsvolle Kirchenruine. Das einst dazugehörige Prämonstratenser-Chorherrenstift, das am Ende des 12. Jahrhunderts durch Uta von Schauenburg gegründet wurde und bis 1802 Bestand hatte, ist gewissermaßen zu neuem Leben erweckt, indem seine Urkunden, die seit 1805 im Generallandesarchiv Karlsruhe verwahrt werden, inzwischen im Internet für jedermann weltweit frei einsehbar und benutzbar sind.
Es handelt sich um einen Bestand (GLAK 34) von knapp 1750 Urkunden aus sechs Jahrhunderten, die für die Landes-, Orts- und Kirchengeschichte beiderseits des mittleren Oberrheins von großer Bedeutung sind.
Im Rahmen des ‚Virtuellen deutschen Urkundennetzwerks‘ konnten alle diese Dokumente aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft nicht allein mit ihren Vorderseiten, sondern auch mit ihren Rückseiten hochauflösend digitalisiert werden, so dass Forscher künftig von ihren heimischen Schreibtischen aus bequem über alle auf den alten Pergamenten überlieferten schriftlichen Informationen verfügen können. Davon profitieren nicht allein die Historiker aus nah und fern, sondern auch die alten Urkunden selbst, weil die Originale fortan nur noch in seltenen Ausnahmefällen beansprucht werden müssen und so zum Nutzen ihrer Erhaltung für viele weitere Jahrhunderte angemessen geschont werden können.
Link zum Bestand beim GLA Karlsruhe
Link zum Bestand beim ‚Virtuellen deutschen Urkundennetzwerk‘
P.R.I.M.E. – DAAD kündigt neues Förderprogramm für PostDocs an (12 Monate Ausland, 6 Monate Reintegration an dt. Hochschule)
Der DAAD hat ein neues Förderangebot für Postdocs angekündigt. Die Förderdauer umfasst insgesamt 18 Monate: 12 Monate Auslandsaufenthalt und 6 Monate (Re-)Integrationsphase an einer deutschen Hochschule. Dabei handelt es sich nicht um ein Stipendium sondern um die Finanzierung einer entsprechenden … Continue reading →
Quelle: http://dfmfa.hypotheses.org/766
Pressefotografie

Unter den Begriff der Pressefotografie fallen im engeren Sinn all diejenigen Fotografien, die zum Zweck der Verbreitung in Zeitungen und Zeitschriften aufgenommen werden. Im erweiterten Sinn fallen darunter zudem auch solche Fotografien, die in einem anderen Kontext (zum Beispiel Wissenschaft, Wirtschaft oder Kunst) aufgenommen und dann in Zeitungen oder Zeitschriften publiziert wurden.[1] Darüber hinaus bezeichnet der Begriff der Pressefotografie ein Berufsbild, dessen Protagonisten das Ziel verfolgen, die Öffentlichkeit über regelmäßig erscheinende Printmedien mit Bildern zu versorgen.[2] Dieses Berufsfeld entstand im Verlauf des 19. Jahrhunderts[3] und etablierte sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts, mit der Einführung der Autotypie als neuem Standardverfahren zur Reproduktion von Fotografien, als fester Bestandteil der modernen Medienlandschaft.[4] Waren Zeitschriften anfangs mit Hilfe von Holzschnitten illustriert worden – zum Teil auch mit Holzschnitten, die Fotografien reproduzierten –, erlaubte das Verfahren der Autotypie erstmals den seriellen Abdruck von Fotografien.[5]
Leica II mit Canon F1.4 50mm, 16. Mai 2005, Foto: Takekazu Omi, Wako, Japan
Quelle: Flickr, Lizenz: CC
Illustrierte Zeitschriften und Bildagenturen
Die Entwicklung der Pressefotografie steht also in engem Zusammenhang mit dem Aufkommen illustrierter Zeitschriften, deren Geschichte bis in das 19. Jahrhundert zurückreicht und die in den 1920er-Jahren eine enorme Expansion erlebten. Ausschlaggebend hierfür war einerseits das vermehrte Angebot an Fotografien, das auf die Einführung von Kleinbildkameras in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre zurückzuführen ist, andererseits die wachsende Nachfrage nach dokumentarischen und illustrativen Fotografien seitens der Magazine.[6] Mit dem Foto-Essay entwickelte sich zudem ein neues Format, das nicht mehr text-, sondern bildbasiert war. Die Funktion der Fotografien war nun nicht mehr die der Illustration von Text, sondern die der Narration, wobei der Text umgekehrt eine ergänzende Funktion übernahm. Autor des Fotoessays war an erster Stelle der Fotograf, nicht der Verfasser des Textes, sofern dieser nicht mit der Person des Fotografen identisch war. Diese Zeitschriften bildeten eine für das 20. Jahrhundert spezifische Form der visuellen Öffentlichkeit, deren Bedeutung erst mit der Verbreitung des Fernsehens wieder deutlich abnahm. Zu den führenden illustrierten Zeitschriften gehörten in Deutschland die „Münchner Illustrierte Presse“, die „Berliner Illustrirte Zeitung“ und die „Arbeiter Illustrierte Zeitung“ (AIZ), in Großbritannien die „Picture Post“, das US-amerikanische „Life Magazine“, in Frankreich „Vu“ und „Regards“ sowie „Asahi Graph“ in Japan.
Titelbild „Life Magazine“, 19. Juli 1943
Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: gemeinfrei
Titelbild des japanischen Wochenmagazins „Asahi Graph“, Vol. 31, No. 1, 6. Juli 1938, Urheber: The Tokyo Asahi Shimbun Publishing Co., Ltd., Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: CC
Da die Fotografie ein von der Sprache unabhängiges Medium ist, wurden Fotos bzw. Fotoserien bald nicht mehr nur auf dem nationalen Markt verkauft, sondern international gehandelt. Dabei profitierten die Redaktionen von der Entstehung von Bildarchiven und Bildagenturen, die häufig zunächst als Unterabteilungen von Presseagenturen (wie Associated Press/AP Images) oder Verlagen (Ullstein/Ullstein Bilderdienst) eingerichtet wurden, zum Teil aber auch unabhängig operierten (Keystone, Dephot, später Magnum). Neben London und Paris entwickelte sich das Berlin der Weimarer Zeit schnell zu einem der Zentren des europäischen Fotohandels.[7] Hier gründete Simon Guttmann Ende 1928 die Agentur Dephot, die sich auf die Vermarktung ganzer Fotoserien bzw. -essays in enger Zusammenarbeit mit einem Pool von festangestellten sowie freiberuflich tätigen Fotografen spezialisierte (darunter Otto Umbehr und Endre Friedmann alias Robert Capa).[8] Anders als bei anderen Agenturen blieben die für Dephot tätigen Fotografen im Besitz ihrer Bildrechte, weshalb die Agentur wiederholt als Vorläufer der 1947 in New York gegründeten Agentur Magnum bezeichnet worden ist.
Neue Berufsbilder
Neben dem Aufkommen von Kleinbildkameras und der Expansion der illustrierten Zeitschriften ist die Entwicklung neuer Berufsbilder als dritter Faktor für den Erfolg des Fotojournalismus zu nennen. Dazu gehörte zum einen der Pressefotograf, zum anderen der Bildredakteur, der für die Auswahl, Bearbeitung und Kontextualisierung der Fotografien zuständig war, und schließlich der Bildagent, der Bilder von Fotografen ankaufte, um sie an die Redaktionen von Zeitungen, Zeitschriften und Verlagen weiterzuverkaufen. Zu den Fähigkeiten, die einen guten Pressefotografen auszeichneten, gehörte – neben dem „guten Auge“ – vor allem die Fähigkeit, sehr schnell zu arbeiten. Maßgeblich für den Erfolg der Fotografen und Agenturen war nämlich die Garantie von Tagesaktualität durch schnelles Arbeiten und kurze Wege zwischen dem Ort des Geschehens und der Redaktion. Bereits 1911 erklärte Paul Knoll, Leiter der Illustrations-Zentrale des Berliner Scherl-Verlags, nach seinem Eindruck sei für die Berichterstattung über aktuelle Vorgänge stets „das Material jenes Photographen durch die Redaktion erworben worden, der mit seinen Einsendungen zuerst zur Stelle war“.[9] Sowohl von den Studiofotografen als auch von den Kunstfotografen unterschied sich der Pressefotograf also durch sein Zeitmanagement, das schnelles Reagieren auf unerwartete Ereignisse erzwang; darüber hinaus verfügten Pressefotografen in den allermeisten Fällen nicht über eine Ausbildung, sondern begannen als Amateure und Autodidakten.[10] Gleichzeitig aber zeigte sich, dass erfolgreiche Pressefotografen oft außergewöhnlich reisefreudige Menschen waren, was ihnen die Tätigkeit an verschiedenen, oft weit voneinander entfernten Orten erleichterte. Letzteres sollte sich vor allem für diejenigen Fotografen als großer Vorteil erweisen, die Deutschland in den dreißiger Jahren verlassen mussten. Die nationalsozialistische Gleichschaltung nämlich bereitete dem Boom der illustrierten Presse ein jähes Ende.[11] Die Tätigkeit des Fotojournalisten erforderte nun eine Mitgliedschaft im Reichsverband der Deutschen Presse (RDP), die den Juden verweigert wurde. Zusammen mit einigen wenigen nichtjüdischen Deutschen, die das neue Regime ablehnten, verließen sie das Land und bauten sich eine Existenz im westeuropäischen oder US-amerikanischen Exil auf.[12] Zentren des Bildjournalismus waren fortan London, Paris und New York sowie Tokio für den ostasiatischen Raum.
Berlin, Pressefotograf auf der Quadriga, Januar 1930
Originalbildunterschrift: „Die Jagd nach der Sensation, der Pressephotograph bei der Arbeit! Hoch zu Ross. Der Pressfotograf auf der Quadriga des Brandenburger Tors bei der Arbeit.“
Fotograf: unbekannt, Aktuelle-Bilder-Centrale, Georg Pahl (Bild 102), Quelle: Wikimedia Commons Bundesarchiv Bild 102-09031, Lizenz: CC
Themen der Fotografie
Zu einem der weltweit bekanntesten und einflussreichsten illustrierten Magazine entwickelte sich das in New York herausgegebene „Life Magazine“, das erstmals 1936 erschien und von dem der Verleger Henry R. Luce einmal behauptete, Adolf Hitler habe die Gründung des Blatts aktiv dadurch unterstützt, dass er so viele talentierte Fotojournalisten aus Europa vertrieben habe.[13] Ab 1939 entwickelte sich „Life“ – vom Verleger zunächst unbeabsichtigt – zum „Kriegsmagazin“, obwohl die Redaktion keinen einzigen Fotografen in den Spanischen Bürgerkrieg geschickt hatte: „The onset of World War II finally brought America out of the Depression; it also marked the ascension of Life. As Henry Luce once commented, ,Though we did not plan Life as a war magazine, it turned out that way.’”[14] Neben dem Krieg, der bereits in den frühen Tagen des Fotojournalismus einen Schwerpunkt der Berichterstattung gebildet hatte,[15] widmeten sich Pressefotografen – in Abstimmung mit Redaktionen und Agenturen – vor allem folgenden Themen: Unfälle im Transportwesen (Eisenbahn-, Schiffs- und Flugunglücke), Naturkatastrophen (Erdbeben, Überschwemmungen usw.), Unfälle im Arbeitsbetrieb (Grubenunglücke, Explosionen), politische Ereignisse wie Konferenzen, Demonstrationen oder Streiks, gesellschaftliche Ereignisse (Hochzeiten, Bälle), Ereignisse in Kunst und Kultur sowie sportliche Wettkämpfe.[16] Gleichermaßen hat sich die Sozialreportage als klassisches Feld der Pressefotografie etabliert, wozu in den USA der 1930er-Jahre vor allem die Aktivitäten der Farm Security Administration beitrugen, in deren Auftrag zwischen 1937 und 1944 die Lebens- und Arbeitsbedingungen US-amerikanischer Landarbeiter dokumentiert wurden.[17]
„Migrant Mother“, Fotografin: Dorothea Lange, Kalifornien, USA 1936
Das Bild zeigt Florence Owens Thompson, 32 Jahre alt, mit drei ihrer Kinder 1936 in Kalifornien. Die berühmt gewordene Fotografie ist unter dem Titel „Migrant Mother“ in die Fotogeschichte eingegangen. Die Library of Congress untertitelt das Bild so: „Destitute pea pickers in California. Mother of seven children. Age thirty-two. Nipomo, California.“ Das Foto entstand im Auftrag der Farm Security Administration (FSA).
Zur Geschichte des Fotos siehe den Aufsatz von Thomas Hertfelder: Unterwegs im Universum der Deutungen: Dorothea Langes Fotozyklus „Migrant Mother“, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 4 (2007), H. 1+2
Quelle: United States Government. Dorothea Lange’s „Migrant Mother“: Photographs in the Farm Security Administration Collection: An Overview. Prints and Photographs Reading Room. Library of Congress, United States Goverment, Wikimedia Commons, Lizenz: Public Domain
Fotografien in Tageszeitungen
Während sich die Forschungsliteratur vornehmlich dem Magazinjournalismus widmet, soll hier allerdings auch darauf verwiesen werden, dass der Einsatz von Fotografien in Tageszeitungen im Verlauf des 20. Jahrhunderts stetig an Bedeutung gewann – nicht zuletzt deshalb, weil viele der zwischen 1920 und 1970 führenden Magazine in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entweder eingestellt wurden („Picture Post“: 1957, „Life“: 1972) oder in der Konkurrenz zum Fernsehen bzw. später zum Internet deutlich an Einfluss und vor allem an Deutungshoheit verloren. Tageszeitungen hingegen drucken nach wie vor zahlreiche Fotos, seit den 1990er-Jahren sogar überwiegend in Farbe.[18] Darüber hinaus sollte nicht unerwähnt bleiben, dass viele Pressefotografen auch das Medium des Bildbands nutzten, um ihre Bildreportagen gebündelt einem Publikum vorzustellen, das sich für soziale und politische Themen interessierte, gleichermaßen aber auch für das Medium der Fotografie.[19] Etwa um die Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich zudem die Ausstellung in Museen und Galerien zu einer Möglichkeit, Fotografien der Öffentlichkeit zu präsentieren (und zu verkaufen). Zu den ersten Museen, die Fotografien ankauften, gehörte das Museum of Modern Art in New York; ein Meilenstein war die von Edward Steichen kuratierte Wanderausstellung „The Family of Man“.[20]
Politische Rahmenbedingungen
Betrachtet man das Feld des Fotojournalismus im 20. Jahrhundert in globaler Perspektive (und unter Berücksichtigung des Kalten Kriegs als desjenigen Konflikts, der weltweit an keiner Gesellschaft spurlos vorbeiging), wird deutlich, dass Pressefotografen unter sehr unterschiedlichen Bedingungen arbeiteten und deshalb sehr verschiedenen Zeigbarkeitsregeln unterworfen waren – je nachdem, ob sie in demokratischen, faschistischen, kolonialen oder totalitären Gesellschaften arbeiteten (bzw. häufig zwischen verschiedenen Gesellschaften wechselten). Neuere Forschungen zeigen allerdings, dass Fotojournalisten oft einen im Vergleich zu schreibenden Journalisten größeren Handlungsspielraum hatten, der sich unmittelbar aus den Eigenschaften des Mediums Fotografie ergab. Neben linientreuen Fotografen, die ihre Arbeit in den Dienst von Diktaturen stellten, gab es deshalb auch in Diktaturen oft solche Fotografen, die sich diese Uneindeutigkeit des Mediums zunutze machen konnten.[21] Eine dichotomische Trennung zwischen staatstragender Fotografie in Diktaturen und kritischer Fotografie in Demokratien, wie sie für andere Felder des Journalismus gerade im Kalten Krieg oft diagnostiziert worden ist, lässt sich also schon deshalb nicht aufrechterhalten, weil es zum einen oppositionelle Fotografie in Diktaturen, zum anderen auch in Demokratien Pressefotografen im Staatsdienst gab.[22]
Ausstellung des NS-Reichsausschusses der Bildberichterstatter, Berlin März 1940, Fotograf: Eisenhart
Original-Bildunterschrift ADN: „Bildberichterstatter stellen aus. Der faschistische Reichsausschuss der Bildberichterstatter im Reichsverband der Deutschen Presse veranstaltete Mitte März 1940 im Rahmen eines Kulturabends eine Ausstellung von Spitzenleistungen seiner Mitglieder unter besonderer Brücksichtigung der Arbeit der Angehörigen der Propaganda-Kompanie der faschistischen deutschen Wehrmacht.- Blick in die Ausstellung. (Mitte in Wehrmachtsuniform) der Leiter des Referats Bildpresse im faschistischen Propagandaminsteriums, Heiner Kurzbein.“
Quelle: Wikimedia Comons Bundesarchiv Bild 183-LO2529, Lizenz: CC
Marktentwicklung
Bedingt durch eine Konzentration auf dem Zeitungs- bzw. Zeitschriftenmarkt, bedingt auch durch die Einführung der digitalen Fotografie bzw. die Digitalisierung älterer analoger Fotografien durch große Bildarchive und -agenturen lässt sich auf dem längst global gewordenen Bildmarkt seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts eine starke Konzentrationsbewegung ausmachen. Die Folge ist, dass einige wenige Agenturen (allen voran die Marktführer Corbis, Getty Images, AP und AFP) einen großen Teil des Fotobestands verwalten und damit sowohl die thematische Ausrichtung des Fotojournalismus als auch die Preise der Bilder bestimmen. Nur noch wenige Zeitungen und Magazine beschäftigen Hausfotografen in Festanstellung. Auch die Fotografenkooperative Magnum hat sich zu einer recht elitären Vereinigung entwickelt, die weniger Breitenwirkung entfaltet und stattdessen die qualitative Spitze des Fotojournalismus besetzt. Im Bereich der Pressefotografie sind deshalb ähnliche Veränderungen zu beobachten wie in anderen Bereichen einer globalisierten Wirtschaft, nämlich eine Tendenz zur Monopolisierung des Marktes durch einige wenige Anbieter bei gleichzeitiger Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für die einzelnen Fotografen. Parallel hat sich im Bereich der Pressefotografie ein spezifisches Wettbewerbssystem herausgebildet. Zu den bekanntesten Auszeichnungen auf diesem Gebiet zählen der US-amerikanische Pulitzer-Preis (Kategorien: Breaking News Photography und Feature Photography) sowie der von einer internationalen Kommission vergebene World Press Photo Award. Über die Vergabe von Preisen steuern sie Aufmerksamkeit, befördern Karrieren und setzen ästhetische Maßstäbe. Darüber hinaus verstehen sie sich auch als politisch-moralische Instanz, die sich den Werten eines universalen Humanismus verschreibt und damit an das journalistische Ethos vieler in der ersten Jahrhunderthälfte tätiger Fotojournalisten anknüpft. Inwieweit sich die Tradierung dieser Werte mit denen eines auf Sensationsfotos fixierten Marktes vereinbaren lässt, sei dahingestellt. Abschließend sei darauf verwiesen, dass Pressefotografien einen großen Teil der kollektiven Bildgedächtnisse moderner Gesellschaften bestücken. Viele zu Ikonen gewordene bzw. gemachte Bilder des 20. Jahrhunderts wurden im Auftrag von Bildredaktionen und -agenturen produziert und hätten ohne deren steuernden Eingriff in den Bildmarkt nicht den Bekanntheitsgrad erlangen können, den sie heute haben. Dabei spielen ästhetische Faktoren ebenso eine Rolle wie politische, ethische und wirtschaftliche Überlegungen: Was kann man zeigen, was kann man moralisch vertreten, was lässt sich zu welchem Preis verkaufen? Diese Fragen bestimmen die Pressefotografie als Kommunikationssystem und als Teilsystem eines politischen Journalismus, der auch nach dem Ende der klassischen Magazinfotografie nicht an Bedeutung verloren hat.
Quelle: http://www.visual-history.de/2014/02/17/pressefotografie/
China-News: Der Tod des Jiaqing-Kaisers (1820) in österreichischen Zeitungen
Die lose Reihe China-News widmet sich Zeitungsmeldungen, die Ereignisse in China behandeln. Am Beispiel der Meldungen über den Tod eines Kaisers in österreichischen Blättern sollen hier gezeigt werden, auf welchen Wegen Nachrichten aus Ostasien nach Wien kamen – und wie lange es dauerte, bis ein Ereignis in den österreichischen Zeitungen auftauchte.

清 佚名 《清仁宗嘉庆皇帝朝服像. By Annonymous Qing Dynasty Court Painter (Palace Museum, Beijing) [Public domain], via Wikimedia Commons
Am 25. Tag des 7. Monats des Jahres Jiaqing 25 (清仁宗嘉慶25年7月25日), am 2. September 1820 starb der Jiāqìng 嘉慶-Kaiser im kaiserlichen Sommerpalast (Bì Shŭ Shānzhuāng 避暑山庄) in Rèhé 热河.[1] Die konkrete Todesursache ist unbekannt, die Angaben in den Renzong rui huangdi shilu 仁宗睿皇帝實錄 sind kryptisch und gaben später zu zahlreichen Spekulationen Anlass, unter anderem: er wäre vom Blitz erschlagen worden.[2]
Es dauerte, bis die Nachricht vom Tod des Kaisers nach Europa kam, die ersten Meldungen finden sich Ende Dezember, also nach etwa drei Monaten:
Kaiserthum China. Authentischen Nachrichten zufolge ist der Kaiser von China, Kia-Kin, mit Tode abgegangen.
(Der Wanderer Nr. 363 (28.12.1820), 624. Online: ANNO)
Nach sichern Nachrichten aus Kjachta[3] ist der Kaiser von China, Kia – Kin, mit Tod abgegangen.
(Wiener Zeitung Nr. 297 (30.12.1820), 1180. Online: ANNO)
Nach sichern Nachrichten aus Kiachta ist der Kaiser von China, Kia – King [sic!], mit Tod abgegangen.
Österreichischer Beobachter Nr. 365 (30.12.1820), 1687. Online: ANNO
Von Wien ins schlesische Opava [dt. Troppau] brauchte diese Nachricht einige Tage. Am 5.1.1821 bringt die Kaiserliche-Königliche schlesische Troppauer Zeitung mit Angabe der Quelle die Meldung aus dem Österreichischen Beobachter.((Kais. König. Schlesische Troppauer Zeitung Nr. 2 (5.1.1821) 11. Online: ANNO.)).
Einige Monate später, im April 1821, taucht das Thema wieder in den Zeitungen Wiens auf.
Nachrichten aus Canton [Guangzhou 廣州] vom 18. October, in Englischen Blättern, melden, daß der Kaiser von China gestorben sey, zwey seiner Söhne kämpften um die Thronfolge, und einige Provinzen hätten dieß benutzt, um sich gegen die regierende Dynastie zu empören. Dabey richtete die von Bengalen eingebrachte Cholera-Krankheit in China große Verheerungen an.
(Wiener Zeitung Nr. 78 (4.4.1821) 309. Online: ANNO)
Ganz ähnlich die Nachricht in der Lemberger Zeitung:
China. Canton, den 18. October. Wir haben hier die Nachricht von dem erfolgten Tode des Kaisers von China erhalten. Dieser Vorfall hat zu einem Streite zwischen seinen beiden Söhnen die Veranlassung gegeben; beide machen Anspruch auf den Thron. Verschiedene Provinzen des Chinesischen Reiches sollen sich in Folge dieses Streites in einem Insurrections-Zustande befinden. [...] (H.C.)[4]
(Lemberger Zeitung Nr. 45 (13.4.1821) 233 – Online: ANNO)
Ende April kommen Wiener Zeitungen erneut auf die Vorgänge in China zurück:
China. Aus Batavia vom 26. November enthalten Hamburger Blätter Folgendes: Der Kaiser von China ist am 25sten Tage des siebenten Monaths (nach unserer Zeitrechnung am 2. September) zu Ye-h-kol in der Tatarey (Mongoley ?) plötzlich an demselben Tage, als er dort angekommen war, mit Tode abgegangen. Alle Chinesen haben auf erhaltenen Befehl, auf 100 Tage Trauer angelegt. Der zweyte Sohn des Verstorbenen[5] folgt ihm in der Regierung, da der älteste schon in seiner Kindheit verstorben ist. [...]
(Wiener Zeitung Nr. 98 (28.4.1821) 389 – Online: ANNO)
Weitgehend ident findet sich die Meldung auch im Österreichischen Beobachter vom 28.4.1821.[6] In den Wochen danach finden sich in dien Blättern Meldungen über das “Testament”[7] des Jiaqing-Kaisers, das dieser am 2. September 1820, dem Tag seines Todes verfasst haben soll. Der Österreichische Beobachter, der sich auf “Londoner Blätter” beruft, bringt nur eine kurze Notiz.[8] Andere Blätter drucken den Text vollständig ab, unter anderem die Wiener Zeitung ((Wiener Zeitung Nr. 104 (5.5.1821), 413 – Online: ANNO.)) und - nach dem Wanderer – die Klagenfurter Zeitung, dort wird das Datum fehlerhaft (“20. September 1820″ anstatt 2. September 1820) angegeben.[9]
Im Juli 1821 wird der Tod des Jiaqing-Kaisers noch einmal Thema – es gibt die ‘offizielle’ Meldung:
China. [...] Die Pekinger Zeitung [d.i. Jīng bào 京報 ["Peking Gazette"].)) zeigt den Tod des Kaisers Kea King [d.i. Jiaqing] folgendermaßen an: Am fünfundzwanzigsten Tage des siebenten Mondes traten Se. kaiserliche Majestät in der Stadt Jeho Jhre Reise an, um unter den Unsterblichen zu wandeln.
(Österreichischer Beobachter Nr. 202 (21.7.1821) 931 – Online: ANNO
Wortident findet sich diese Meldung unter anderem in der Wiener Zeitung (26.7.1821)[10], in der Lemberger Zeitung (30.7.1821)[11] und in der Troppauer Zeitung (3.8.1821)[12], die sich auf die Wiener Zeitung beruft.
Die kleine Presseschau zeigt die Wege, auf denen Nachrichten aus Ostasien nach Wien kamen: Auf dem Landweg kamen Meldungen über Russland, in der Regel aus Sankt Petersburg, wohin Nachrichten aus China über Kâhta kamen. Auf dem Seeweg kamen zum einen ‘englische’ Meldungen, die zumeist aus Guangzhou stammten, dem einzigen Platz, wo (nicht-russische) Ausländer Handel treiben konnten, zum anderen Meldungen aus Hamburg, die zumeist über Handelsplätze in Südostasien kamen. Der Landweg dauerte etwa drei Monate, der Seeweg dauerte – vor der Einführung von Clippern[13] – etwa sechs Monate. In Anbetracht der technischen Möglichkeiten der Zeit, und der vielen Stationen, über die eine Nachricht ging, bevor sie in einer Zeitung abgedruckt wurde, erscheint inhaltliche Kohärenz und faktische Richtigkeit der Nachrichten bemerkenswert.
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- Die Anlagen des Palastes in Rehe, des Bì Shŭ Shānzhuāng 避暑山庄 ["Mountain Villa for Avoiding the Heat"] wurden im 18. Jahrhundert errichtet, die Kaiser verbrachten dort die Sommermonate. Seit 1994 steht das “Mountain Resort and its Outlying Temples, Chengde” auf der UNESCO-Welterbe-Liste.
- S. dazu: Fabien Simonis <fabsimonis@yahoo.com>: “Cause of Death of Qing Jiaqing Emperor (response)” In: H-ASIA <h-asia@msu.edu>, 12 March 2007, archived at h-asia discussion logs for March 2007) <abgerufen am 13.2.2014>.
- Der Ort Kâhta [Кяхта] war durch den 1727 geschlossenen Vertrag zwischen China und Russland als Handelsplatz zwischen den beiden Reichen festgelegt worden und war nicht nur Umschlagplatz für Waren, sondern auch für Nachrichten.
- “H.C.” steht für Hamburgischer Correspondent.
- D.i. der Daoguang-Kaiser [Dàoguāng Dì 道光帝] (17.9.1782-25.2.1850).
- Österreichischer Beobachter Nr 118 (28.4.1821) 552 – Online: ANNO.
- Gemeint ist damit das yízhào 遺詔, ein vom verstorbenen Kaiser hinterlassenes Schreiben, s. Grand dictionnaire Ricci de la langue chinoise Bd. III, Nr. 4549, S. 434.
- Österreichischer Beobachter Nr. 125 (5.5.1821) 588 – Online: ANNO.
- Klagenfurter Zeitung Nr. 37 (9.5.1821) 5 – Online: ANNO.
- Wiener Zeitung Nr. 170 (26.7.1821), 677 – Online: ANNO.
- Lemberger Zeitung Nr. 91 (30.7.1821) 480 – Online: ANNO.
- Kais. Königl. Schlesische Troppauer Zeitung Nr 62 (3.8.1821) 549 – Online: ANNO.
- Die schnellsten dieser Schiffe, die die jeweils erste Tee-Ernte einer Saison nach Europa brachten, legten in den 1860ern die Strecke von der Mündung des Min-Flusses bei Fuzhou nach London in knapp 4 Monaten zurück, die Taeping, die das legendäre “Great Tea Race of 1866″ gewann, legte die Strecke in 102 Tagen zurück.