Abstract: Stéphanie Manfroid „Les tentatives éducatives de promotion du pacifisme par l`action concertée d`Henri La Fontaine et Paul Otlet : du partage de la connaissance à l`organisation de la paix“

L’éducation à la paix entreprise par  Paul  Otlet et Henri La Fontaine après la première guerre mondiale est évidente lorsque l’on examine les activités déployées au Palais Mondial – Mundaneum durant l’entre-deux guerres.

En plein cœur de Bruxelles sur l’esplanade du Cinquantenaire, un centre intellectuel à vocation internationale prend place avec une université internationale, un musée international. Là-bas, on se met d’ailleurs à rêver d’une ville internationale qui réunirait tous les services nécessaires à l’homme pour s’épanouir politiquement, économiquement et intellectuellement. C’est la cité mondiale.

Ce développement intense nous questionne sur l’origine d’un tel dynamisme. Remonter à la Belle-Epoque nous permet d’appréhender  leurs motivations, leurs tentatives, leurs échecs et leur persévérance dans un contexte moins fédérateur. La phrase que nous avons retenue pour synthétiser leur approche est la suivante : NIHIL HUMANI A ME ALIENUM PUTO.

Colloque international “Les défenseurs de la paix 1899-1917. Approches actuelles, nouveaux regards”, 15-17 janvier 2014

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1394

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Fotografie als Forschung

Zur Verfügung gestellt vom Fotomuseum Winterthur, Presseabteilung, Frau Martina Egli

Die Ausstellung Cross Over. Fotografie der Wissenschaft – Wissenschaft der Fotografie im Fotomuseum Winterthur (7. September – 17. November 2013) richtet ihren Fokus auf die Gattung innerhalb der Fotografie, die allgemein mit „wissenschaftlicher Fotografie“ umschrieben und unter der die Anwendung des Mediums in den Wissenschaften verstanden wird. Bereits der Titel der Ausstellung macht deutlich, dass Fotografie und Wissenschaft zwei nicht voneinander zu trennende Bereiche sind. So muss das Abbildungsmedium per se als wissenschaftlich bezeichnet werden, da seine Entwicklung und stete Veränderung auf naturwissenschaftlichem Wissen und Experimentieren beruht. Darüber hinaus kommt es durch die Anwendung der Fotografie im wissenschaftlichen Forschungsprozess immer wieder zu „Cross Overs“: Das visuelle Aufzeichnungsmedium dient seit seinen Anfängen in verschiedensten Disziplinen sowohl der Sichtbarmachung von Unsichtbarem und Visualisierung von Forschungsergebnissen als auch der Erkenntnissteigerung. Die Ausstellung thematisiert damit – bedenkt man die Vielfalt an Wissenschaftsfeldern und Forschungsmethoden – einen Bereich, der sich facettenreich und heterogen zeigt, dessen Material jedoch nur schwer recherchier- und auffindbar ist, je länger der Entstehungszeitpunkt zurückliegt. So stellt Kelley Wilder im begleitenden Katalogtext fest: „Wer in einem Ausstellungssaal voller Wissenschaftsfotografien (viele davon die seltenen ,originalen‛ Silbergelatine-Abzüge) steht, dem fällt es schwer zu glauben, dass es davon zu wenige geben könnte. Dem ist aber tatsächlich so.“[1]

Zur Verfügung gestellt vom Fotomuseum Winterthur, Pressabteilung, Frau Martina Egli

Thomas Ruff, MA.R.S.05, 2010, C-Print, Diasec Face, 255 x 185 cm.

Wilder beschreibt einen Eindruck, der auch von Cross Over ausgeht: Denn trotz der Schwierigkeit, Material in diesem Bereich zu finden, präsentiert die Ausstellung eine Vielzahl und Vielfalt an wissenschaftlichen Fotografien aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute. Anhand dieser wird die Rolle des Mediums als visuelle Forscherin der Wissenschaften aufgezeigt und dem Wechselspiel zwischen Fotografie und Wissenschaft nachgegangen.[2] Das historische Bildmaterial tritt dabei in einen Dialog mit zeitgenössischen Fotoarbeiten, die sich von der rein wissenschaftlichen Intention lösend einer kreativ, künstlerischen Fotografie zuordnen lassen. Teils reflektieren diese Arbeiten, wie die von Thomas Ruff oder Hannes Rickli, kritisch die Verwendung des Abbildungsmediums in den Wissenschaften, teils bedienen sich die Fotografen und Fotografinnen wie Hans Danuser oder Liz Deschenes dem der Fotografie zugrunde liegenden chemischen Prozess auf eine kreative Art und Weise.
Um der Vielfalt der Exponate hinsichtlich ihres Entstehungskontexts und äußeren Erscheinungsbilds habhaft zu werden, entschied man sich für ein kuratorisches Konzept, das die Ausstellung in fünf thematische Kapitel strukturiert: Einblick, Ausblick, Durchblick, Selbstblick, Reflektierender Blick. Paradigmatisch rückt hier der Blick ins Zentrum – sowohl der Blick durch die Kamera als auch der Blick auf die Fotografie und ihren Gegenstand.
Zu Beginn der Ausstellung werden Einblicke in eine dem menschlichen Auge unsichtbare Welt geboten. Wortwörtlich ermöglichen dies z.B. Strahlenfotografien von Irène Joliot-Curie sowie Röntgenaufnahmen. Darüber hinaus finden Mikrofotografien, die Einblicke in feinste Strukturen eröffnen, in diesem Raum ihren Platz. Räumlich daran anschließend, wird unter dem Thema Ausblick die entgegengesetzte Richtung – das Weltall – in den Blick genommen. Neben Aufnahmen der Himmelskörper und deren Bewegungen wird anhand der zeitgenössischen Arbeit MA.R.S.05 von Thomas Ruff deutlich, wie sehr sich die Bildgenerierung verändert hat. Digitale Marsaufnahmen der US-Raumfahrtbehörde werden von ihm bearbeitet und eingefärbt, um die der Fotografie (ehemals) zugeschriebene Authentizität zu entlarven. Ein Ausblick wird nicht nur in die unerreichbare Ferne geboten, sondern auch auf Fremdes und Unbekanntes. Anthropologische Aufnahmen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die auf Expeditionsreisen in „fremde Regionen“ entstanden, dienten zum Entstehungszeitpunkt dazu, den dort lebenden Menschen, ihrer Physiognomie, ihrem Leben und ihrer Kultur durch deren vermeintlich authentisches Abbild habhaft zu werden.

Zur Verfügung gestellt vom Fotomuseum Winterthur, Presseabteilung, Frau Martina Egli

Irène Joliot-Curie, Fotografie aus der Wilson Nebelkammer. Alphastrahlen von Polonium, 1937, Silbergelatine-Abzug, 12,4 x 16,6 cm.

Albert Londes Bewegungsstudien und Ernst Machs Hochgeschwindigkeitsaufnahmen aus den 1890er-Jahren zeigen, dass Fotografien in den Wissenschaften einen besseren Durchblick ermöglichen, indem sie als Serie Aufschluss über Veränderungen in der Zeit geben können. Die taxonomische Fähigkeit des Bildmediums kommt, wie die Aufnahmen von Alphonse Bertillon zeigen, auch bei Vergleichen in den Bereichen Medizin, Forensik oder Kriminalistik zum Einsatz. Den unter Selbstblick präsentierten Fotografien kann kein rein wissenschaftlicher Verwendungszweck zugeschrieben werden. Stattdessen dient/e das Medium der Selbstinszenierung und Repräsentation der forschenden Personen, deren Tätigkeit und Institutionen. An traditionelle Bildgattungen wie dem Gruppen- und Einzelporträt anschließend, übernimmt die Fotografie hier die Rolle des bildlichen Stellvertreters und löst/e das Medium der Malerei ab.

Der Bereich Reflektierender Blick nimmt innerhalb des räumlichen Ausstellungskonzepts eine zentrale Rolle ein. In die Mitte gesetzt, greift die von beiden Seiten bespielte Wand den zweiten Teil des Ausstellungstitels auf und vermittelt einen bildlichen Eindruck in die „Wissenschaft der Fotografie“. Neben frühen Farbfotografien und einer Bildtafel mit Fotopulver-Analysen[3] von Albert Londe finden hier vorwiegend zeitgenössische Arbeiten ihren Platz.

Stellenweise hätten Exponate der einen thematischen Gruppierung auch ebenso gut in eine andere integriert werden können. So z.B. die anthropologischen Kabinettkarten, die dem Kapitel Ausblick zugeordnet sind, ihren Platz aber auch im Einblick oder durch ihren taxonomischen Charakter im Durchblick gefunden hätten. Dies zeigt, wie vieldeutig das Material ist und wie schwer die Unterordnung in eine Kategorie fällt. Dennoch wird Cross Over seinem Objekt gerecht, das nicht per se als Ausstellungsstück entstand und folglich nicht alle Anforderungen erfüllt, die im heutigen institutionellen Kontext an dieses gestellt werden.

Viele der gezeigten Arbeiten kommen aus geografisch nahegelegenen Sammlungen und Archiven wie dem ETH-Bildarchiv, dem Medizinischen oder dem Pathologischen Institut der Universität Zürich, was verdeutlicht, dass wissenschaftliche Fotografien an fast allen Orten der Forschung entstehen und entstanden.

Zur Verfügung gestellt vom Fotomuseum Winterthur, Presseabteilung, Frau Martin Egli

Blick in den Ausstellungsraum zum Thema “Einblick”

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden sie zum wichtigen Hilfsmittel vieler unterschiedlicher Disziplinen, sodass auch in Winterthur Beispiele aus den verschiedensten Wissenschaften (Astronomie, Physik, Kriminalistik, Medizin, Anthropologie) vertreten sind.
In der Hängung, die mehrere Aufnahmen zu einzelnen Gruppen zusammenfasst und somit ein vergleichendes Sehen ermöglicht, spiegelt sich deutlich wider, dass wissenschaftliche Fotografien in seltenen Fällen als Einzelbilder funktionieren. Sie sind häufig Teil einer Gruppe oder Serie, in der sich schließlich ihre Bedeutung konstituiert. Erst im visuellen Vergleich werden z.B. in den bekannten Chronofotografien Erkenntnisse generiert oder Vermutungen bestätigt.

Das wissenschaftliche Foto fungiert als ein in den Arbeitsprozess integriertes Medium, das – als Mittel zum Zweck – der Erkenntnissteigerung oder Visualisierung dient/e. Es wird beschriftet, beschnitten, montiert, in Alben geklebt; die Arbeitsspuren bleiben auf dem Papierträger erhalten. Diese ursprüngliche Funktion auch in einem gänzlich anderen Kontext, nämlich dem Ausstellungsraum, spürbar werden zu lassen, ist eine Schwierigkeit, die die Deklarierung des wissenschaftlichen Fotos zum ausgestellten Foto häufig mit sich bringt. Der Ausstellung in Winterthur gelingt es, dem ursprünglichen Verwendungszweck der Aufnahmen gerecht zu werden, indem nicht lediglich das gerahmte Positiv gezeigt wird. Die Spuren des Arbeitsprozesses werden nicht durch überdeckende Passepartouts oder Rahmen kaschiert, sondern, wie etwa die Pfeile in Irène Joliot-Curies Fotografie der Alphastrahlen von Polonium, zur Schau gestellt.
Ihre eigentliche Rolle jenseits des Ausstellungsraums wird auch dadurch deutlich, dass wissenschaftliche Fotografien – insbesondere aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert – nicht den heute in Ausstellungen gängigen, großformatigen Bildern entsprechen, sondern in Form von kleinen, bräunlichen Abzügen erhalten sind. Sie aus diesem Grund jedoch nicht zu zeigen, würde an der Ausstellungsidee und ihrem Objekt vorbeigehen. So vermitteln viele der in Cross Over gezeigten Aufnahmen aus dem Bereich der Physik, der Mikroskopie oder der Bewegungslehre ihren eigentümlichen Charakter als schwer „lesbares“ und für den Außenstehenden verstehbares Material. Sie verlangen eine Rezeption aus der unmittelbaren Nähe und zusätzliche Informationen, um nachvollziehen zu können, was überhaupt rezipiert wird. Ob hierfür lediglich eine Bildunterschrift, wie es in der Ausstellung der Fall ist, genügt und ob man auf diese Weise den Bildern, die nicht allein aus sich heraus sprechen, gerecht wird, bleibt fraglich. An mancher Stelle wären daher einige zusätzliche Informationen wünschenswert gewesen, um der rein ästhetischen Rezeption eine zweite Lesart entgegenzusetzen. Dies wird schließlich im Katalog nur für die zeitgenössischen Positionen nachgeholt. Der optisch sehr ansprechende Katalog enthält Aufsätze von Michel Frizot, Christoph Hofmann und Kelley Wilder, die sich u.a. auch mit der Problematik des wissenschaftlichen Fotos als Ausstellungsobjekt beschäftigen.

Hervorzuheben bleibt, dass Cross Over neben den im Fotografiediskurs bereits bekannten Akteuren wie Anna Atkins, Alphonse Bertillon und Josef Maria Eder mehrheitlich unbekannte Namen und Exponate vorführt und auf diese Weise das große Feld, das es in diesem Bereich der angewandten Fotografie noch zu entdecken gilt, ein Stück weiter öffnet.

 

Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Fotomuseum Winterthur (7.9.2013-17.11.2013):

Christin Müller (Hrsg.), Cross Over. Fotografie der Wissenschaft + Wissenschaft der Fotografie. Photography of Science + Science of Photography (Katalog Ausstellung, Fotomuseum Winterthur, Winterthur 2013), Leipzig 2013: Spector Books, 25.50 €

 

 


[1] Kelley Wilder, Das fotografische Archiv der Wissenschaften. The Photographic Archive of Science, in: Christin Müller (Hrsg.), Cross Over. Fotografie der Wissenschaft + Wissenschaft der Fotografie. Photography of Science + Science of Photography (Katalog Ausstellung, Fotomuseum Winterthur, Winterthur 2013), Leipzig 2013, S. 100-326, hier S. 101.

[2] Vgl. Christin Müller, Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Cross Over, S. 5-7.

[3] Magnesiumpulver vermischt mit anderen Nitraten wurde um die Jahrhundertwende angezündet und auf diese Weise zur Erzeugung von Blitzlicht verwendet.

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/01/17/fotografie-als-forschung/

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Abstract: Jean-Francois Condette „« La guerre agonisante » : Les combats pour la paix de la revue pédagogique « le Volume » (1899–1914)“

La revue pédagogique Le Volume, Journal des instituteurs, des institutrices et de leur famille, fondée en 1887, est profondément remaniée en 1899 lorsque Jules Payot, alors inspecteur d’académie avant de devenir recteur, en prend la direction jusqu’en 1914. Jules Payot et ses collaborateurs militent dans Le Volume, pour un pacifisme patriotique exigeant et ne cessent de dénoncer les « braillards belliqueux » qui veulent en découdre avec les nations voisines. De 1899 à 1914, avec des thématiques et des cibles évolutives (contre la « perfide Albion » puis contre les coups de force allemands), Le Volume dénonce la guerre comme la pire des catastrophes et milite pour l’arbitrage international. La revue est à la fois actrice et reflet de la diffusion chez les instituteurs d’un esprit patriotique différent qui ne milite plus pour la revanche. Il s’agit alors d’expliciter les composantes de ce pacifisme patriotique et de mieux saisir la manière dont la revue analyse les différentes tensions internationales qui existent dans ces années 1899-1914.

Colloque international “Les défenseurs de la paix 1899-1917. Approches actuelles, nouveaux regards”, 15-17 janvier 2014

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1392

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Abstract: Justin Olmstead „Peace, a tactical approach: How Britain and Germany abused the Promise of Peace during the First World War“

Great Britain and Germany did not hesitate to use the promise of peace to give their troops the time needed to win the war in decisive fashion. This tactical use of peace allowed Britain to maintain the possibility of American intervention only if the military claimed it was needed to bring the war to a successful conclusion. Similarly, the German Foreign Office was able to use the idea of peace to diffuse American angst therefore allowing the German military time to manoeuvre in hopes of ending the war through military means. This paper will reveal that Britain and Germany spoke with the United States about peace only when they believe peace suited their purposes. Peace was only an option to either country if it was perceived to be in a position of strength and could dictate the terms. Peace, it turned out, was simply another weapon of war.

Colloque international “Les défenseurs de la paix 1899-1917. Approches actuelles, nouveaux regards”, 15-17 janvier 2014

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1390

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Abstract: Lukas Keller „L’Empire allemand en guerre : L’État, la société et le « danger pacifiste »“

Les relations entre le pacifisme « bourgeois » et l’État allemand, gouverné par les militaires, de 1914-1918 étaient tendues. Pour les dirigeants militaires et les organes de sécurité interne, le mouvement pacifiste représentait un danger car il exerçait un soi-disant effet néfaste sur l’opinion publique. Ainsi, afin de « protéger » la morale publique, les militaires et l’administration privèrent les pacifistes de nombreuses libertés individuelles fondamentales. Ils empêchèrent, avec une politique de censure rigoureuse, non seulement toute propagande pacifiste, mais rendirent également impossible l’organisation même du mouvement, en interdisant toute association libre. Avec des méthodes de surveillances modernes, les militaires contrôlèrent, en outre leurs activités politiques, la vie privée de nombreux pacifistes. La législation exceptionnelle leur permit de punir tous ceux qui se heurtaient à leurs prescriptions. Des avertissements, des amendes, des peines de prison et, finalement, des conscriptions militaires étaient les outils avec lesquels le régime arriva à supprimer quasi entièrement l’existence d’un pacifisme allemand, qui, pourtant, s’est toujours ressenti comme un mouvement patriote.

Colloque international “Les défenseurs de la paix 1899-1917. Approches actuelles, nouveaux regards”, 15-17 janvier 2014

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1388

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Abstract: Rémy Cazals „Une pacifiste au travail en pleine guerre : Marie-Louise Puech-Milhau (1915–1916)“

Avant 1914, Jules et Marie-Louise Puech sont au cœur du mouvement pacifiste : Dotation Carnegie, Société pour l’Arbitrage entre Nations, bibliothèque Frédéric Passy, revue La Paix par le Droit. La guerre survenant, Jules tient à contribuer à la victoire sur le militarisme allemand pour établir une paix fondée sur le droit. Marie-Louise le remplace et abat un travail impressionnant qui nous est connu par deux sources principales, la correspondance entre les époux et le courrier administratif des organisations. Il faut assurer la publication de la revue et affronter la censure, alimenter la bibliothèque, répondre à un abondant courrier. Des frictions se produisent avec d’Estournelles de Constant au caractère difficile ; il faut régler le « combat des chefs » Ruyssen et Richet. Il faut, enfin, définir une attitude à adopter, en pleine guerre, vis-à-vis des initiatives en faveur de la Paix : que faire vis à vis du congrès de La Haye ? des dames de la rue Fondary ? de la Société d’études documentaires et critiques sur la guerre ?

Colloque international “Les défenseurs de la paix 1899-1917. Approches actuelles, nouveaux regards”, 15-17 janvier 2014

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1386

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Die Technisierung des Todes

von Norbert Fischer – Die Einführung der Feuerbestattung im späten 19. Jahrhundert veränderte den Umgang mit Trauer und Tod grundlegend. An der Schnittstelle von Trauerfeier und Technik prallten die Vorstellungen der Befürworter auf die konservative Haltung ihrer Gegner – sowohl sinnbildlich als auch architektonisch. Somit war auch der Bau des ersten Krematoriums in Hamburg lange umstritten, bis äußere Umstände die Stadt zum Handeln zwangen.

Die Einführung der modernen Feuerbestattung und der Bau der ersten Krematorien technisierten den Umgang mit den Toten und veränderten die Bestattungskultur grundlegend. Sie vollzog sich im Kontext einer Epoche, die sich mit Stichwörtern wie Hochindustrialisierung, Urbanisierung, Technisierung und Verwissenschaftlichung kennzeichnen lässt. Mit der Feuerbestattung war eine mechanistisch-materialistische Vorstellung vom Körper verbunden, der zufolge dieser als bloße Zusammensetzung einzelner Teile galt. Parallel zur bürgerlichen „Feier“ des Todes im Gesamtkunstwerk des landschaftlichen Parkfriedhofes schritt die Entzauberung von Sterben und Tod voran. Der Tod erschien nun immer mehr in seiner bloßen technischen Materialität. Für den Umgang mit Tod und Trauer wurden praktisch-rationale Aspekte wie Hygiene und Technik entscheidend. Die Einführung der modernen Feuerbestattung und der Bau des ersten Hamburger Krematoriums 1892 zeigen schlaglichtartig, wie sich der Wandel der Bestattungskultur in steter Wechselwirkung zu sozialen, wirtschaftlichen, technischen und politischen Veränderungen vollzog.

Die Einführung der modernen Feuerbestattung im späten 19. Jahrhundert

Die im späten 19. Jahrhundert eingeführte moderne, durch industrielle Technik geprägte Feuerbestattung wurde zur grundlegenden Reform im Bestattungswesen. Hamburg zählte dabei zu den Zentren der frühen Feuerbestattungsbewegung. Das 1892 eingeweihte erste Hamburger Krematorium war (nach Gotha 1878 und Heidelberg 1892) das dritte seiner Art in Deutschland. Als Ursachen für die Einführung der modernen Feuerbestattungen gelten allgemein jene Entwicklungen, die im Zusammenhang mit Hochindustrialisierung und Urbanisierung standen: rasches Bevölkerungswachstum und zunehmender Platzmangel auf städtischen Friedhöfen, wachsendes Hygienebewusstsein, Technisierung von Gesellschaft und Kultur, der schrittweise Bedeutungsverlust christlicher Traditionen und die allgemeine Verwissenschaftlichung der Gesellschaft.[1]

Insgesamt entwickelte sich die Regelung der rechtlichen Voraussetzungen für die Feuerbestattung und den Bau von Krematorien in den einzelnen deutschen Teilstaaten uneinheitlich. Preußen schuf erst 1911 eine entsprechende gesetzliche Basis. In Hamburg wurden die gesetzlichen Bestimmungen zur Feuerbestattung nach langwierigen Streitigkeiten zwischen Bürgerschaft und Senat unter dem Druck der schweren Cholera-Epidemie von 1892 erlassen. Auch musste die Anlage hier, im Gegensatz zu den öffentlichen Friedhöfen von Gotha und Heidelberg, auf Druck des Senats auf einem Privatgrundstück errichtet werden (das immerhin nahe des Ohlsdorfer Friedhofs an der heutigen Alsterdorfer Straße lag). Der Hamburger Senat wollte zudem die Benutzung des geplanten Krematoriums auf die ortsansässige Bevölkerung beschränken, um keine diplomatischen Konflikte mit Preußen aufkommen zu lassen – und preußisch waren damals bekanntlich auch die direkten Nachbarstädte Altona, Wandsbek und Harburg. Neben politischem und gesellschaftlichem Konservativismus bildeten vor allem die christlichen Kirchen den Hauptgegner der Feuerbestattung, weil die Einäscherung der christlichen Tradition zutiefst zu widersprechen schien.

Trotz aller Widrigkeiten setzte sich die moderne Feuerbestattung schrittweise durch. Es waren vor allem Vertreter des aufgeklärt-gebildeten, vor allem auch protestantischen Bürgertums, die sich in der Frühzeit der Feuerbestattung einäschern ließen: Akademiker bzw. Freiberufler, Kaufleute, höhere Beamte. Speziell in Hamburg betrug der Anteil kaufmännischer Berufe, freier Akademiker und Beamter unter den Eingeäscherten zwischen 1892 und 1895 fast zwei Drittel, unter den Beerdigten des Ohlsdorfer Zentralfriedhofs hingegen nur ein gutes Fünftel.[2] Die Anhänger der Feuerbestattung organisierten sich in Vereinen, um den Bau von Krematorien durchzusetzen. Der erste Vorstand des 1883 begründeten Hamburger Feuerbestattungsvereins verzeichnete drei Ärzte, drei Kaufleute, je einen Rechtsanwalt, Beamten, Chemiker, Ingenieur und Buchdruckereibesitzer.[3] Bei den Anhängern der Feuerbestattung handelte es sich um einen spezifischen Kreis innerhalb des gebildeten Bürgertums, der offensiv auf die gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen reagierte und die sich nun entfaltenden (den neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu verdankenden) Potentiale entsprechend nutzte. Insbesondere Mediziner engagierten sich weiterhin für den Bau von Krematorien; nicht zufällig sprachen sich die internationalen medizinischen Kongresse 1869 in Florenz und 1871 in London für die Einführung der Feuerbestattung aus. Im Deutschen Reich waren es nicht zuletzt Vertreter der öffentlichen Gesundheitspflege, die auf die Bedeutung der Einäscherung für das Bestattungswesen vor allem der Großstädte hinwiesen. Nachdem Hygieniker und Ärzte für eine Ausbreitung hygienischer Gedanken in der Medizin gesorgt hatten, begannen sie nun in Zusammenarbeit mit Kommunalpolitikern, die öffentliche Gesundheitspflege in den Städten zu propagieren. Ärzte, kommunale Beamte, Architekten und Ingenieure wurden zu Trägern und Repräsentanten der neuen Hygienebewegung in den Städten. Dabei war das jeweilige Interesse und Engagement für die Feuerbestattung keineswegs rein ideeller Natur. Architekten erwuchsen neue Bauaufgaben, Rechtsanwälten winkte aufgrund der noch immer unsicheren Rechtslage ein weiteres Betätigungsfeld (zahlreiche Prozesse, etwa um Aschenbeisetzungen auf kirchlichen Friedhöfen, zeugen davon). Sich immer weiter professionalisierende Berufe wie Ärzte und Ingenieure konnten mit dem technischen Ausbau hygienerelevanter Einrichtungen ihre eigenen beruflichen Chancen ebenso steigern wie ihr gesellschaftliches Prestige. Jedenfalls gelang es den Feuerbestattungsvereinen bald in einigen deutschen Städten, eine hochtechnisierte Bestattungsart in einem stark von Traditionen geprägten Bereich wie Tod und Bestattung einzuführen, und dieser allmählich soziale Akzeptanz zu verschaffen.

Architektur an der Schnittstelle von Technik und Trauerfeier

Solange die nackte Technik aus Rücksicht auf herrschende Pietätsvorstellungen verborgen bleiben sollte, standen die Architekten vor einem Dilemma. Einen besonders aufschlussreichen Fall stellt hier das Hamburger Krematorium dar.[4] Errichtet nach Entwürfen des Architekten Ernst Paul Dorn, gilt es in seiner Synthese barocker, romanischer und byzantinischer Elemente als Beispiel für sehr späte Formen des Historismus.[5] Auf den ersten Blick fällt die Gestaltung des Schornsteins auf: Er wird an der Spitze von einem Zinnenkranz umgeben, seine Höhe von rund 25 Meter war baupolizeilich vorgeschrieben. Daneben prägen unterschiedliche Dachformen, wie Zeltdach und stumpfwinkliges Satteldach, den äußeren Eindruck. Zur architektonischen Gliederung des Gebäudes verwendete Dorn rote Verblendziegel und in geringem Maß Formsteine; Wandflächen setzte er teilweise durch einfachen Zementputz ab.[6]

Der Verarbeitung von Verblendsteinen maß der Architekt dabei besondere Bedeutung zu. Kunsthistorisch wird diese Gestaltungsweise als Ausdruck einer „fortschrittlichen und technisch modernen ‘Materialwahrheit’“ interpretiert; im zeitgenössischen Hamburg wurde sie bezeichnenderweise sowohl bei Industriebauten angewendet als auch in der sakralen Baukunst.[7] Ernst Paul Dorn selbst hatte noch kurz vor Fertigstellung des Krematoriums eine als Musterbeispiel technischen Bauens gerühmte Maschinenhalle für die Hamburger Industrie- und Gewerbeausstellung von 1889 errichtet.[8] Immerhin bildete die offensichtliche Nähe des Hamburger Krematoriums zur Fabrikarchitektur einen deutlichen Fingerzeig auf den technisch-industriellen Hintergrund der Feuerbestattung.

Bei der inneren Gestaltung verwirklichte Dorn die Idee eines Zentralraumes.[9] Mit ihrer achteckigen Grundform bot diese Halle bei Trauerfeiern Platz für rund 100 Personen; eine kleine Vorhalle beherbergte die Empore mit einem Harmonium. Eine gegenüber dem Haupteingang gelegene Nische markierte den Platz für die Aufbahrung des Sarges, die auf einem entsprechend geschmückten Katafalk erfolgte; hier fanden auch Ansprachen statt.[10] Dies versinnbildlicht den heikelsten Punkt der Feuerbestattung: die Schnittstelle von Technik und Trauerfeier.[11] Da die technischen Anlagen aus Rücksicht auf die Pietät in aller Regel in das Untergeschoss verbannt wurden, musste eine Verbindung zur Trauerhalle hergestellt werden. Dies geschah normalerweise durch eine Hebevorrichtung, die an ihrem oberen Ende in einen Katafalk mündete. Auf letzterem blieb der Sarg während der Trauerfeier aufgebahrt und glitt anschließend hinunter; die entstehende, den Blick auf die technische Anlage freigebende Öffnung wurde rasch wieder geschlossen (in Hamburg durch eine Rolljalousie). Im 1901 eröffneten Mannheimer Krematorium wurde der Katafalk zusätzlich mit einem von vier schlanken Säulen getragenen Dach versehen, das bei der Versenkung mit hinunterglitt und die Öffnung verschloss. Dass dieser Moment in der Öffentlichkeit als heikel empfunden wurde, zeigt folgender Pressekommentar zur Mannheimer Lösung: „Da das kaum mannshohe Dach leicht mit Kränzen und losen Blumen zu schmücken ist, so würde die Gruft wie mit diesen gedeckt und geschlossen erscheinen, und es ist wohl denkbar, daß ein solcher Abschluß der Trauerfeier von ästhetisch noch wohlthuenderer Wirkung wäre, als es in jenen Crematorien [Gotha und Hamburg] der Fall ist.“[12]

Traditionelle Atmosphäre: Trauerfeiern im Krematorium

Nach wie vor unter gesellschaftlichem Legitimationsdruck stehend, zeigten sich die Anhänger der Feuerbestattung bei der Gestaltung von Trauerfeiern in besonderem Maß bestrebt, traditionelle Pietätsvorstellungen nicht zu verletzen. Für derartige Rücksichten waren nicht zuletzt auch finanzielle Erwägungen ausschlaggebend: Nur eine genügende Auslastung der privat vorfinanzierten Krematorien konnte für einen kostendeckenden Einäscherungsbetrieb sorgen, und schon aus diesem Grund bemühten sich die Vereine natürlich um möglichst große Akzeptanz in der Bevölkerung. So verband die Feuerbestattungsbewegung die vorgegebenen Abläufe des Krematoriumbetriebes mit bekannten Versatzstücken der bei Beerdigungen üblichen Zeremonien. Die Zäsur, die der Einsatz moderner Technik bedeutete, wurde durch vertraute Muster der Sepulkralkultur übertüncht. Selbst wenn die Gestaltung der Zeremonien theoretisch den Angehörigen überlassen blieb, versuchte der Hamburger Feuerbestattungsverein über entsprechende Vorschläge immer wieder der Vorstellung entgegenzuwirken, dass mit der Einäscherung eine Absage an bisherige Traditionen verbunden sei.[13] Zu den wichtigsten (da sichtbaren) Arrangements zählte die Dekoration der Halle und des aufgebahrten Sarges mit Kränzen, Pflanzen und Blumen.[14] Verwendet wurden Arten, die als typische Zeichen der Anteilnahme galten (Palmen, Lorbeer, Immergrün, Rosen). Stimmungsvolle Gemälde und die im zweiten Jahr nach der Eröffnung angebrachten Bronzekandelaber sollten eine feierliche Atmosphäre im traditionellem Sinn erzeugen. Außerdem sorgte der Hamburger Feuerbestattungsverein gegen entsprechende Gebühren für Trauermusik und Trauergesang. Geistliche Traueransprachen fanden zwar häufig, aber keineswegs immer statt. Obwohl ab 1896 ein regelmäßig auf dem nahen Friedhof Ohlsdorf anwesender protestantischer Geistlicher auf Initiative des Vereins auch dem Krematorium zur Verfügung stand.[15]

Ein prominentes und daher gut dokumentiertes Beispiel, die Einäscherung des Pianisten und Dirigenten Hans von Bülow am 29. März 1894,[16] gibt detaillierteren Aufschluss über die sich bei den frühen Feuerbestattungen entfaltenden sepulkralen Muster und über die Einstellung der Beteiligten. Die Einäscherung Bülows, der sich 1887 in Hamburg niedergelassen hatte, geschah auf eigenen testamentarischen Wunsch. Bemerkenswert angesichts der Geschichte der Feuerbestattung erscheint zunächst, dass der Trauerzeremonie im Krematorium eine Feier in einer Hamburger Kirche vorausging. Nach der Kirchenfeier wurde der Sarg mit Bülows Leichnam zum Krematorium gefahren. Die dortige Trauerfeier war von Trauergesang und -musik geprägt (am Harmonium spielte Gustav Mahler) und mündete in einen weltlichen Nachruf. Schließlich glitt, untermalt von Gesang, der reichlich mit Blumen geschmückte Sarg mittels der hydraulischen Anlage in die Tiefe. Vor der Einäscherung entfernten Angestellte des Krematoriums den Trauerschmuck vom Sarg und übergaben ihn den Angehörigen; in Ausnahmefällen durften einzelne Blumen mit in die Verbrennungskammer gegeben werden – „gewissermaßen ein sinnlicher Ausdruck dafür, daß treue Liebe über den Tod hinausgeht“, wie der Vorsitzende des Hamburger Feuerbestattungsvereins, Eduard Brackenhoeft, in einer Broschüre vermerkt.[17] Zum darauf folgenden technischen Einäscherungsvorgang stand die Feier in keinerlei Verbindung.  Wie andere Vereine achtete auch der Hamburger Feuerbestattungsverein auf eine strikte Trennung zwischen Trauerfeier und Einäscherung, um die vielfach kritisierte Übergabe des Leichnams an die Technik zu kaschieren. Während sich die Trauerfeier im Krematorium in der Regel so eng als möglich an die auf Friedhöfen übliche Beisetzung anlehnte, wurde die Einäscherung und damit das eigentlich Neue unter Ausschluss der Öffentlichkeit vollzogen. Der Hamburger Vereinsvorsitzende Brackenhoeft hatte in seinen verschiedenen Publikationen zur Feuerbestattung in besonderem Maß die erforderliche Rücksichtnahme auf bestehende Traditionen betont: „Jeder neue Brauch wird am leichtesten dann volkstümlich und hat am ehesten dann Aussicht auf Verallgemeinerung, wenn er sich möglichst dem Hergebrachten anschließt. Ist doch die Abweichung von der Sitte oft einer der Hauptvorwürfe, die man den Freunden der Feuerbestattung macht.“[18]

Die Kommunalisierung der Feuerbestattung

Für die Feuerbestattung sollte es von großer Bedeutung sein, dass sie auch in breiten Arbeiterkreisen Fuß fassen konnte. Dies geschah im wesentlichen nach dem Ersten Weltkrieg, also in der Zeit der Weimarer Republik. Nun erwies sich die Feuerbestattung als ein entscheidender Baustein der Rationalisierung im kommunalen Bestattungswesen. Immer mehr Krematorien – auch das Hamburger – waren inzwischen, zum Teil auf gesetzlichen Druck, in kommunale Hände übergegangen, und die Einäscherungspraxis konnte gezielt in städtische Rationalisierungskonzepte einbezogen werden: „Die Friedhofsverwaltungen [besonders in Großstädten] haben ein lebhaftes Interesse daran, sie zu fördern, weil sie erhebliche Ersparnisse an Friedhofsgelände bringt. Dieses finanzielle Interesse, das sich naturgemäß auch auf die Kosten der Feuerbestattung selbst auswirkt, zwingt aber auch dazu, den Minderbemittelten Aschengrabplätze zur Verfügung zu stellen, die nicht mehr Raum in Anspruch nehmen, als für die Unterbringung der Aschenreste notwendig ist,“[19] hieß es von offizieller Seite. Die bessere Auslastung der Anlagen und effizientere Nutzung der Friedhofsfläche waren willkommene Folgewirkungen. Neue, pragmatische Formen der Aschenbeisetzung wurden nun entwickelt, die schließlich in den Formen anonymer Beisetzung münden sollten. Durch gezielte Gebührensenkungen gelang es den Kommunen, die Einäscherungszahlen deutlich zu steigern. Signifikant ist die Entwicklung vor allem in den Großstädten: In Hamburg beispielsweise, dessen erstes Krematorium 1915 kommunalisiert wurde, wuchs der Anteil der Einäscherungen an den Gesamtbestattungen stetig an. 1933 schließlich wurde auf Grund der steigenden Nachfrage auf dem Ohlsdorfer Friedhof das zweite, von Fritz Schumacher entworfene Hamburger Krematorium eingeweiht – letztes Bauwerk des von den Nationalsozialisten aus dem Amt getriebenen Oberbaudirektors. Insgesamt darf zumindest für die Städte behauptet werden, dass die Feuerbestattung in der Zeit der Weimarer Republik ihren „exotischen” Charakter verlor. Das bedeutete allerdings nicht, dass der Umgang mit ihr generell etwas Selbstverständliches wurde. Die katholische Kirche etwa erlaubte die Feuerbestattung erst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in den frühen 1960er Jahren. Gegenwärtig liegt der Anteil der Feuerbestattungen an den Gesamtbestattungen im deutschlandweiten Durchschnitt bei über 50 %, in einigen Städten und Regionen – darunter auch Hamburg – jedoch weit höher.



[1] Zur Geschichte der Feuerbestattung siehe Norbert Fischer: Zwischen Trauer und Technik. Eine Kulturgeschichte. Berlin 2002; siehe auch Axel Heike-Gmelin: Kremation und Kirche. Die evangelische Resonanz auf die Einführung der Feuerbestattung im 19. Jahrhundert. Berlin 2013.

[2] Eigene Auswertung folgender Unterlagen der Friedhofsverwaltung Hamburg: Sargregister 1892-1895; Feuerbestattungsregister 1892-1895 (Feuerbestattungen: n = 73; Beerdigungen: n = 76). Siehe auch Fischer: Umgang, 1986, S. 46.

[3] Eduard Brackenhoeft: Das Crematorium in Hamburg. Eine übersichtliche Darstellung der Entstehung, Einrichtungen und Betriebsvorschriften des Crematoriums in Hamburg. Hamburg 1896, S. 1, Fußnote.

[4] Für Beschreibung und Interpretation des Hamburger Krematoriums greife ich unter anderem auf folgenden Aktenbestand zurück: Denkmalschutzamt Hamburg: Akte Altes Krematorium Alsterdorfer Str. DA 39-407.301. Band 1-5. – Zur Geschichte der Krematoriumsarchitektur siehe Henning Winter: Die Architektur der Krematorien im Deutschen Reich 1878-1918. Dettelbach 2001.

[5] Hermann Hipp: Gutachten betr. Ehemaliges Krematorium Hamburg-Alsterdorf. 1976, S. 7. In: Denkmalschutzamt Hamburg, Akte Altes Krematorium.

[6] Brackenhoeft: Crematorium (wie Anm. 19), S. 10; Ernst Paul Dorn: Das Hamburger Crematorium. In: Deutsche Bauzeitung 26, 1892, S. 97.

[7] Hipp (wie Anm. 21), S. 7-8.

[8] Roland Jaeger: Hoch Hammonia! Gewerbe- und Industrieausstellung von 1889. In: Volker Plagemann (Hg.): Industriekultur in Hamburg. Des Deutschen Reiches Tor zur Welt. München 1984, S. 84-86, hier S. 85.

[9] Hipp (wie Anm. 21), S. 7.

[10] Brackenhoeft: Crematorium (wie Anm. 19), S. 12-13.

[11] Ernst Beutinger: Handbuch der Feuerbestattung. Leipzig 1911, S. 129.

[12] Illustrirte Zeitung Nr. 3010, 7.3.1901, S. 365.

[13] Eduard Brackenhoeft: Feuerbestattung und Pietät. Wien 1909, S. 4.

[14] Hierzu und der folgenden Beschreibung siehe Brackenhoeft: Crematorium (wie Anm. 19), S. 13.

[15] Ebd. S. 13 und S. 29-30.

[16] Bernhard Stockmann: „Ruht wohl, ihr teuren Gebeine“. Die Trauerfeiern für Hans von Bülow. In: Harald Weigel (Hg.): Festschrift für Horst Gronemeyer zum 60. Geburtstag. Herzberg 1993, S. 461-477.

[17] Diese Beschreibungen und das Zitat nach Brackenhoeft: Crematorium, 1986, S. 13-17 und S. 29-30.

[18] Eduard Brackenhoeft: Die Beisetzung der Aschen-Überreste Feuerbestatteter. Ihre Berechtigung und Gestaltung. Ein Beitrag zur Theorie und Praxis der Feuerbestattung. Hamburg 1904, S. 34.

[19] Frank/[Otto] Linne (Friedhofsverwaltung Hamburg): Aschengrabmale für den Ohlsdorfer Friedhof. Hamburg 1924, S. 6-8.

 

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=1226

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Crowdsourcing – Definition und Prozessbeschreibung

crowdsourcing_largeCrowdsourcing ist ein von Jeff Howe aus den Begriffen “Crowd” und “Outsourcing” geprägtes Kunstwort. Es bezeichnet die Auslagerung von Arbeitsprozessen an externe Personen, die jeweils über unterschiedliches (Fach)wissen verfügen.

Eine prägnante Definition von Crowdsourcing liefert Oliver Gassmann, Professor für Innovationsmanagement an der Universität von St. Gallen:

“Crowdsourcing ist eine interaktive Strategie des Auslagerns von Wissensgenerierung und Problemlösung an externe Akteure durch einen öffentlichen oder semi-öffentlichen Aufruf an eine große Gruppe. Typischerweise stehen kreative Themen im Zentrum, aber es sind auch repetetive Aufgaben möglich. In der Regel wird dieser Aufruf durch eine Webseite realisiert. In Kürze: Crowdsourcing ist eine interaktive, community-basierte Innovationsstrategie.”

Gassmann zeigt in seinem Buch “Crowdsourcing – Innovationsmanagement mit Schwarmintelligenz”  u.a. die verschiedenen Projektphasen eines Crowdsourcing-Prozesses auf. Ich möchte im folgenden diese Projektphasen anhand eines Beispiels aus der Kunstgeschichte veranschaulichen. Hierzu gibt der Kuppelbau von Florenz aus dem Jahr 1367 ein ausgezeichnetes Beispiel.

Beim Crowdsourcing gilt es ein Problem zu lösen, dass zuvor präzise definiert werden muss. In Florenz hieß das: Die große Öffnung über der Vierung sollte durch eine Kuppel verschlossen werden.

Für das weitere Gelingen eines Crowdsourcing-Prozesses ist von Bedeutung, an welche Crowd sich der Fragesteller wendet. Ist in den Online-Crowdsourcing-Prozessen im Internet die Zahl der teilnehmenden Innovatoren theoretisch unbegrenzt, ist es beim physischen Crowdsourcing um so wichtiger, an die richtigen Teilnehmer heranzutreten. Im Fall von Florenz wandten sich die verantwortlichen Domvorsteher an Künstler und Baumeister aus Europa. Botschaft hiervon erhielten die Angesprochenen über florentinische Kaufleute.

Zunächst werden beim physischen Crowdsourcing möglichst viele Ideen zusammengetragen, wobei auch “wilde” Ideen ihren Platz haben. Analog dazu haben sich die Domvorsteher ebenfalls zunächst die Ideen aller Innovatoren angehört.

Typisch für einen Crowdsourcing-Prozess ist die 90-9-1-Regel, die besagt, dass 1% der Teilnehmer die letztlich sichtbaren und verwirklichbaren Inhalte erstellen, 9% an der Modifzierung der Inhalte mitarbeiten und 90% der Teilnehmer die Inhalte lediglich konsumieren, ohne aktiv Wissen beizusteuern. Hinsichtlich des Kuppelbaus ist diese Regel insofern anwendbar, als es auch hier viele Vorschläge gab, aber letztlich nur die Idee Brunelleschis verwertbar war, alle anderen Ideen – insbesondere die der Ausfüllung der Kuppel mit Erde – ist nachträglich als “wilde” Idee zu bezeichnen. Diese Ideen sind nicht geeignet, aber im Brainstorming eines Crowdsourcing-Prozesses zunächst absolut erwünscht.

Auch eine Prämie als Belohnung ist ein motivationaler Anreiz für das Einreichen von Lösungsvorschlägen. Sie kann als Fixbetrag oder Umsatzbeteiligung ausgezahlt werden. Im Designwettbewerb um den Bau der Kuppel in Florenz war einzig die fixe Vergütung eine sinnvolle Art der Entlohnung und hier setzte man 200 Goldflorine als Gewinnerlösung aus.

Den besten Vorschlag machte Filippo Brunelleschi, der zunächst das Goldschmiedehandwerk erlernte, bevor er sich dem Studium der Baukunst widmete. Er gehörte der Zunft der Baumeister nicht an und aufgrund starker Vorbehalte gegen seine Person wurden seine Pläne mehrfach abgelehnt.

Heute weiß man, dass Lösungen häufig im Transfer von Wissen durch Experten gefunden werden, die Interesse an unterschiedlichen Wissensbereichen haben, und die nicht zwingend Experte für den Bereich sein müssen, für den sie eine Lösung finden. Nun hat der Goldschmied Brunelleschi die Baukunst durchaus ausgiebig studiert und war auf mehreren Gebieten Experte; das aber hat zu seiner Zeit zu großer Skepsis geführt.

Bei der Umsetzung der Lösung ist es wichtig, den bzw. die richtigen Mitarbeiter damit zu betrauen. Von zentraler Bedeutung ist weiterhin, dass sich die mit der Durchführung verantwortlichen Personen mit der Idee identifizieren. Außerdem ist eine umfassende Betreuung der mit der Umsetzung beauftragten Mitarbeiter durch das Unternehmen nötig. Dies alles erhöht die Umsetzbarkeit der Lösung. Kommt es bei der Durchführung zu Problemen, kann der ganze Crowdsourcing-Prozess jetzt noch scheitern.

Im Falle des Kuppelbaus mischten sich die für den Kirchenbau Verantwortlichen in die Durchführung ein und gängelten Brunelleschi, indem sie Lorenzo Ghiberti mit den Bauarbeiten betrauten. Brunelleschi, der darin die Untergrabung seiner Kompetenz sah, stellte sich daraufhin über mehrere Monate krank und erreichte schließlich, dass er die Arbeiten allein weiterführen konnte. Die mit dieser Maßnahme verbundene Anerkennung seines Sachverstands sicherte den reibungslosen Ablauf der weiteren Bauarbeiten an der Kuppel.

Anhand der geschilderten Schritte wird deutlich, dass es sich hier um einen Prozess menschlicher Interaktion handelt. Erkennbar ist weiterhin, dass es viele Aspekte gibt, die Ursachen für das Scheitern von Crowdsourcing sein können, weil sich die Teilnehmer, die Lösungen im Rahmen dieses Prozesses erarbeiten, nicht entsprechend behandelt, gewürdigt, angesprochen, etc. fühlen. Deshalb schließt sich die Frage an: Welche Bedürfnisse der Teilnehmer beachtet werden sollten, damit Crowdsourcing-Prozesse erfolgreich bzw. noch erfolgreicher gestaltet werden können. In den nächsten Artikeln will ich Antworten auf diese Frage finden.

Weitere Artikel dieser Serie:

  1. Auftakt zur Artikelreihe: Was macht Crowdsourcing erfolgreich?
  2. Crowdsourcing: Definition und Prozessbeschreibung

sowie:

Quelle: http://games.hypotheses.org/1442

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Vortrag von Daniel Meßner am IFK: Identifizierung durch Biometrie

Am 20.01.2014 um 18 Uhr am IFK in Wien Vortrag von Daniel Meßner:

Identifizierung durch Biometrie – Anwendungspraktiken zur Wiedererkennung von Personen

Inhalt:

Biometrie spielte bei der Identifizierung von Individuen Ende des 19. Jahrhunderts eine besondere Rolle: Mithilfe körperlicher Merkmale und persönlicher Informationen, die in einem internationalen Netzwerk sicherheitsbehördlicher Institutionen ausgetauscht wurden, erstellten Polizeiexperten in erkennungsdienstlichen Registraturen und Datensammlungen Identitäten von Personen, die als verdächtig galten oder straffällig waren. Körperliche Merkmale sollten sicherstellen, dass die Informationen den jeweiligen Individuen eindeutig zugeordnet wurden und nicht mehrere Datensätze für eine Person existierten. Damit war die Vision verbunden, der Kriminalität in den stetig wachsenden Großstädten ein wirksames Mittel entgegensetzen zu können. Die Identifizierung von Individuen durch biometrische Merkmale basiert auf der Annahme, dass diese einen Menschen eindeutig und zweifelsfrei kennzeichnen und sich die Referenz zwischen Körper und Merkmal objektivierbar dokumentieren lässt. Anhand konkreter Anwendungsfälle stellt Daniel Meßner Praxisformen kriminalpolizeilicher Identifizierung vor und arbeitet das Zusammenspiel von technischen Apparaturen, Medieninhalten und institutionellen Praktiken am Beispiel des Wiener Erkennungsdienstes heraus.

http://www.ifk.ac.at/index.php/events-detail/events/175

Quelle: http://www.univie.ac.at/identifizierung/php/?p=5615

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Mediengeschichtliches Forum: Vortrag Anna Bischof, M.A.

Das Mediengeschichtliche Forum lädt nächsten Montag zu einem Vortrag von Anna Bischof, M.A., mit dem Thema:

“Transnationale Wissensmittler: Die Migration tschechoslowakischer Journalisten und ihre Tätigkeit für Radio Free Europe in München (1950-1975)”

Der Vortrag mit anschließender Diskussion findet am Montag, 20. Januar 2014, um 18 Uhr c.t. im Übungsraum I des Historischen Seminars, Grabengasse 3-5, statt.

Das Mediengeschichtliche Forum wird von Martin Stallmann, M.A., am Historischen Seminar/ZEGK organisiert.

Mediengeschichtliches Forum Anna Bischof 200114

Quelle: http://hdmedia.hypotheses.org/88

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