Letzter Eintrag: Beschneidung, ein Nachtrag

Vielleicht habe ich unlängst nicht deutlich genug gemacht, was die Geschichte der Beschneidung im antiken Judentum für die aktuelle Debatte nun ‘positiv' bedeuten könnte. Eines sollte aber deutlich geworden sein: Eine simple Gegenüberstellung von Innen und Außen, Widerstand und Druck, die Juden und die Umwelt verfehlt die Komplexität der Dinge. Denn auch innerjüdisch gab es eben stark differierende Positionen und gab es zugleich Dynamiken, die von „außen"...(read more)

Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/antike/archive/2012/11/20/beschneidung-ein-nachtrag.aspx

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Letzter Eintrag: Beschneidung, ein Nachtrag

Vielleicht habe ich unlängst nicht deutlich genug gemacht, was die Geschichte der Beschneidung im antiken Judentum für die aktuelle Debatte nun ‘positiv’ bedeuten könnte. Eines sollte aber deutlich geworden sein: Eine simple Gegenüberstellung von Innen und Außen, Widerstand und Druck, die Juden und die Umwelt verfehlt die Komplexität der Dinge. Denn auch innerjüdisch gab es eben stark differierende Positionen und gab es zugleich Dynamiken, die von „außen” stark beeinflußt waren – nach dem Makkabäeraufstand und der Bar-Kochbah-Katastrophe in die Richtung eines Festhaltens an der Säuglingsbeschneidung als einem Kern der Gesetzesobservanz und des Bundesgedankens. Es erscheint mir allerdings nicht geboten, von außen in einem solchen innerreligiösen und innerkulturellen Disput Partei zu ergreifen und etwa zu sagen, es sei besser, wenn sich eine bestimmte Richtung durchsetze, die zum Beispiel die Beschneidung aus der Perspektive einer kritischen Historisierung für nicht-essenziell hält – ein Argument, das sich bekanntlich auch gegen das Zölibat in der Katholischen Kirche oder gegen viele dominierende Ansichten im gegenwärtigen Islam in Anspruch nehmen ließe. Nietzsche hat in Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben das Argument treffend zugespitzt (wenn auch wohl nicht in erster Linie mit Blick auf Religionen):

„Mit­unter aber verlangt eben dasselbe Leben, das die Vergessenheit braucht, die zeit­weilige Ver­nich­tung dieser Vergessenheit; dann soll es eben gerade klar werden, wie ungerecht die Existenz irgend eines Dinges, eines Privile­giums, einer Kaste, einer Dynastie zum Beispiel ist, wie sehr dieses Ding den Untergang ver­dient. Dann wird seine Vergangenheit kritisch betrachtet, dann greift man mit dem Messer an seine Wurzeln, dann schreitet man grausam über alle Pietäten hinweg. (…) (Aber) da wir nun einmal die Resul­tate früherer Geschlechter sind, sind wir auch die Resultate ihrer Verir­rungen, Leiden­schaften und Irrthümer, ja Ver­brechen; es ist nicht mög­lich sich ganz von dieser Kette zu lösen. Wenn wir jene Verirrun­gen verurtheilen und uns ihrer für enthoben erachten, so ist die Thatsache nicht beseitigt, dass wir aus ihnen herstammen. Wir bringen es im besten Falle zu einem Wider­streite der ererbten, angestammten Natur und unserer Erkenntniss, auch wohl zu einem Kampfe einer neuen strengen Zucht gegen das von Alters her Angezogne und Angeborne, wir pflanzen eine neue Gewöhnung, einen neuen Instinct, eine zweite Natur an, so dass die erste Natur abdorrt.

[...]

Quelle: http://blogs.faz.net/antike/2012/11/20/beschneidung-ein-nachtrag/

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Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern


Das 2002 begonnene Großprojekt „Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern / German History in Documents and Images“ (DGDB/GHDI) ist abgeschlossen. Bei DGDB handelt es sich um eine digitale Quellensammlung zur Geschichte Deutschlands von 1500 bis zur Gegenwart. Das zweisprachige Projekt umfasst etwa 1.700 Primärtexte (im deutschen Original und englischer Übersetzung) und 2.400 Bildquellen, die von namhaften Fachvertretern zusammengestellt wurden.

Das Projekt ist unterteilt in zehn Zeitabschnitte und bietet neben einer Einführung in die zentralen Entwicklungen der deutschen Sozial-, Politik- und Kulturgeschichte des betreffenden Zeitabschnittes, ausgewählte Quellen – sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache –, ausgewählte Bildquellen der Zeit und solche, die sich auf diese beziehen, und ausgewähltes Kartenmaterial.

Die Dokumente und Bildquellen wurden in Kategorien eingeteilt und sind so durch Stichwort- und Autorensuche leicht zugänglich. Gerade außerhalb Deutschlands bietet DGDB ein Angebot, Dokumente, die sonst kaum verfügbar sind, zu nutzen. Zudem wurden alle deutschsprachigen Dokumente der Quellensammlung für das Projekt ins Englische übersetzt.

2010 erhielt DGDB den James Harvey Robinson Prize der American Historical Association für das beste Lehrmittel im Bereich Geschichte. Die Webseite wird mittlerweile täglich von ca. 10.000 Benutzern aus aller Welt aufgerufen. Ermöglicht wurde das Projekt durch die Unterstützung der Max Kade Stiftung, der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und den Friends of the GHI Washington.

Das Angebot ist unter www.germanhistorydocs.ghi-dc.org abrufbar.

Quelle: http://mws.hypotheses.org/1175

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Ö1-Sendung zur Buchwissenschaft

Übermorgen in den Ö1-Dimensionen (Do 22.11.2012, 19:05-19:30):

Gedruckt und gebunden. Einblicke in die Buchwissenschaft.
Gestaltung: Nicole Dietrich

Bücher lesen bedeutet Gedanken lesen. Seit bald 500 Jahren werden Gedanken (von Toten), Rezepte und Handlungsanweisungen gefasst und sind für mehr als eine Handvoll Schriftgelehrter zugänglich. Doch es mutet anachronistisch an, im Zeitalter des e-publishing und der e-books das Analogmedium Buch - gedruckte Schrift auf gebundenem Papier - zu erforschen.
Welche Fragen treiben die Buchwissenschafter/innen der Gegenwart an? Das Schreiben, Verlegen, Handeln und Vermarkten von Büchern gestaltet seit Gutenberg das geistige Fundament von Gesellschaften, ähnlich wie heute die "Krake" der sozialen Netzwerke Kommunikation und Identität revolutioniert. Der älteste Lehrstuhl für Buchwissenschaft im deutschsprachigen Raum hat sich vor 65 Jahren in Mainz etabliert. Hier wird die Zeitachse in beide Richtungen gespannt: in die Vergangenheit und die Zukunft.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/219022443/

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Stellenausschreibung: eCodicology – Algorithmen zum automatischen Tagging mittelalterlicher Handschriften

Im Fachbereich II – Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaften der Universität Trier ist zum 1. Februar 2013 eine Stelle befristet zu besetzen als

Wissenschaftliche(r) Mitarbeiter(in)
(Entgeltgruppe 13 TV-L, 50%)

im Projekt „eCodicology – Algorithmen zum automatischen Tagging mittelalterlicher Handschriften“ am Trier Center for Digital Humanities.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „eCodicology“ nutzt den Fundus des digitalisierten und bereits mit Metadaten erschlossenen mittelalterlichen Bestandes von rund 500 Handschriften aus der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier. Ziel des Projekts ist es, neue informationstechnologische Algorithmen zu entwickeln, zu erproben und zu optimieren, die makro- und mikrostrukturelle Elemente der Handschriftenseiten automatisch erkennen und in den Metadaten ablegen. Unter anderem sollen metrische Daten wie Blattgröße, Schriftraumgröße, Zeilenzahl, Bildfelder, Überschriften, Register, Paratexte, Marginalien, Randzeichnungen, Verhältnis von Bildraum und Textraum erhoben sowie statistisch und qualitativ ausgewertet werden. Umgesetzt wird das Projekt von der Technischen Universität Darmstadt, dem Karlsruher Institut für Technologie, der Universität Trier sowie Stadtbibliothek und Stadtarchiv Trier.

Aufgaben:

  1. Koordination und Durchführung des Arbeitspaketes „Data Ingest und Metadatenmanagement“ mit den Zielen (i) der vollständigen Einspeisung von Digitalisaten und Metadaten in das TextGrid Repository sowie (ii) der Grundlegung eines Workflows in DARIAH zur automatischen Replizierung und Auswertung von Digitalisaten und Metadaten
  2. Öffentlichkeitsarbeit und Organisation einer Ausstellung mit Exponaten der Stadtbibliothek Trier

Anforderungen:

  1. Hochschulabschluss in einem geisteswissenschaftlichen Fach gemäß § 56 des Hochschulgesetzes des Landes Rheinland-Pfalz mit einem Schwerpunkt in der Handschriftenforschung und Erfahrungen im Bereich der Digital Humanities
  2. Kenntnisse in SQL/PHP
  3. Kenntnisse in XML und XSLT
  4. Kenntnisse im Umgang mit Metadaten
  5. Möglichst Erfahrungen mit der Planung von Ausstellungen

Schwerbehinderte Bewerber/innen werden bei entsprechender Eignung bevorzugt berücksichtigt. Die Einstellung erfolgt vorbehaltlich der Zuweisung der Mittel zunächst für 18 Monate und kann um weitere 18 Monate verlängert werden. Bitte senden Sie Ihre Bewerbungsunterlagen bis zum 15. Dezember 2012 an

Prof. Dr. Claudine Moulin
Universität Trier
FB II Germanistik
Universitätsring 15
D-54286 Trier

Wir bitten die Bewerbungsunterlagen nicht in Mappen oder Hüllen und nur als unbeglaubigte Kopien einzureichen, da die Unterlagen nicht zurückgesandt werden.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1089

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BGH-Urteil zu illegalem Filesharing im Internet: Eltern haften nach Belehrung nicht für ihre Kinder

http://www.sueddeutsche.de/digital/1.1524424 Der Bundesgerichtshof hat in einem Urteil entschieden, dass Eltern für illegale File-Sharing-Aktivitäten nicht haften, wenn Sie ihre Sorgfaltspflichten erfüllt haben. Als solche sehen die Richter eine ausreichende Belehrung der Kinder. Ein Urteil, welches nicht nur dem Verfolgungswahn der Musikindustrie gewisse Grenzen setzt, sondern auch ein Klima des Misstrauens innerhalb von Familien verhindert.

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2012/11/3598/

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GcjZ: 60 Jahre in Hamburg

von Carina Seebur - 

Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) in Hamburg feiert in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass findet vom 13. bis 24. November eine kostenlose Ausstellung in der Rathausdiele des Hamburger Rathauses statt. Die Ausstellung „60 Jahre in Hamburg – Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit“ wurde von Studierenden der Universität Hamburg entwickelt und realisiert. Im Zuge dieses Ausstellungsprojekts entstand eine enge Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung und der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Weitere Unterstützer der Ausstellung sind das Erzbistum Hamburg, die jüdische Gemeinde Hamburg, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland, die Evangelisch-Reformierte Kirche in Hamburg, die Liberale Jüdische Gemeinde sowie der Lions-Club Hamburg-Walddörfer.

Ein Blick in die Ausstellung „60 Jahre in Hamburg – Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit“ in der Rathausdiele
des Hamburger Rathauses / Foto: Carina Seeburg
 
 

In mehreren Monaten der Vorbereitung erarbeiteten die Studierenden alle Bereiche der Ausstellung – von der Recherche über die Konzeption bis hin zur Gestaltung. Alle Texte wurden zudem auch  ins Englische und ins Russische übertragen. Die Ausstellung begleitende Audioguides wurden ebenfalls in drei Sprachen eingesprochen.

Das Arbeitsergebnis ist eine 42 Tafeln umfassende Ausstellung, die seit Dienstag zu besichtigen ist. Der Senat der Stadt Hamburg würdigte die Eröffnung der Ausstellung mit einem Empfang im Bürgermeistersaal des Rathauses. Dabei wurden mehrere Reden und Ansprachen gehalten.

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Der Erste Bürgermeister Olaf Scholz hielt anlässlich der Ausstellungseröffnung eine Rede vor den rund 150 geladenen
Gästen / Foto: Carina Seeburg
 
 

Bürgermeister Olaf Scholz betonte: „Was sich so schnörkellos christlich-jüdische Zusammenarbeit nennt, bezeichnet einen Grundgedanken, dessen gesellschaftlicher Wert nicht hoch genug einzuschätzen ist: das Zusammenwirken von Angehörigen beider Religionen im Geist des Respekts und der Toleranz. […] Trotzdem ist der Alltag der jüdischen Gemeinden in Deutschland noch längst kein ganz normaler – solange unsere Synagogen Polizeischutz und Videokameras brauchen. Dessen sollten sich alle hier Lebenden stets bewusst sein und, wo immer es angebracht ist, aufstehen gegen den rechten Ungeist.“ Weiter erinnerte Olaf Scholz daran, die gegenseitige Toleranz nicht nur auf die christliche und die jüdische Religion zu beziehen: „Mehr als hundert Religionsgemeinschaften gibt es in Hamburg. Wir tolerieren es nicht, wenn unter dem Deckmantel politischer oder religiöser Bekenntnisse Hass geschürt wird – weder gegen Juden noch gegen Christen oder Andersgläubige.“ Die Ausstellung – 60 Jahre in Hamburg – zeige, dass eine tolerante Gesellschaft nicht von alleine entstehe, sondern erarbeitet werden wolle: „durch Dialog und Aufklärung, den unverstellten Blick auf die gemeinsame Geschichte, durch die Bereitschaft zum offenen aufeinander Zugehen.“

Grußworte des Projektteams an die Gäste

Neben Olaf Scholz richteten auch zwei Studenten des Projektteams, Daniela Göbel und Jonas Stier, im Namen der Studierenden ein Grußwort an die geladenen Gäste und gaben den Anwesenden einen Einblick in den Arbeitsprozess der vergangenen Monate: „Zu Beginn des Projekts herrschte bei uns große Unklarheit darüber, was von uns verlangt werden würde. Was sollte gezeigt werden? Welchen Umfang würden wir liefern? Wie würde das Projekt finanziert? Welches sind unsere eigenen Erwartungen und welche Erwartungen würden an uns gestellt werden? […] Nach einem ersten Treffen mit dem Projektausschuss der GCJZ wurden unsere Fragen in soweit geklärt, als dass wir keine Einschränkungen zu erwarten hatten. […] Der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit möchten wir daher dafür danken, dass sie uns in unserer wissenschaftlichen Arbeit nicht nur freie Hand gelassen, sondern vielmehr dazu ermutigt hat, sowohl eigene inhaltliche als auch gestalterische Schwerpunkte zu setzen.“

„Dieses Projekt sprengte den durchstrukturierten Stundenplan von uns Bachelorstudierenden […] nun sind wir sehr stolz, dass wir Ihnen ein so umfangreiches Projekt präsentieren können“, so Daniela Göbel in ihrer Ansprache.

Rien van der Vegt, geschäftsführender Vorsitzender der GCJZ, beschrieb das Arbeitsergebnis des studentischen Projektteams mit den Worten: „Das ist eine sehr schöne Ausstellung geworden, zu einem wichtigen Thema Hamburger Zeitgeschichte. Alle, denen das Zusammenleben verschiedener Menschen in Hamburg wichtig ist, lade ich herzlich ein, sich diese Ausstellung anzuschauen.“

GCJZ – 60 Jahre in Hamburg aktiv für gegenseitigen Respekt und Toleranz

Ausstellungslogo

Am 12. Mai 1952 wurde die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) in Hamburg gegründet. Von Beginn an machte es sich die Hamburger GCJZ zur Aufgabe, „Christen und Juden im Dialog zusammenzuführen und sich aktiv und entschieden gegen Antisemitismus, Rassismus und jegliche Art der Diskriminierung zu positionieren.“

Seither kommen in der GCJZ und in von ihr initiierten Veranstaltungen regelmäßig Menschen jüdischen und christlichen Glaubens zusammen. Die Arbeit der GCJZ reicht von zahlreichen Veranstaltungen wie Tagungen, Reisen, Gesprächsrunden und Debatten bis hin zur aktiven Integrationsarbeit jüdischer Zuwanderer.

Die Ausstellung „60 Jahre in Hamburg – Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit“ blickt auf sechs Jahrzehnte GCJZ in Hamburg zurück. Die Geschichte der Hamburger GCJZ wurde in der Arbeit des Projektteams aufmerksam und kritisch betrachtet.

Begleitet wird die Ausstellung von einem Rahmenprogramm, das eine Synagogenbesichtigung sowie den Vortrag „Der bedrohte Friede – Nach 60 Jahren der Annäherung von Christen und Juden“ von Dr. Siegfried von Kortzfleisch, mit einschließt.

Projektteam: v.l. oben: Patrick Grabowski, Marcel Anders, Matis Schick, Josephine Lesniak, Amelie Berking, Annika Linsner,
Maximilian Thinnes, Lisbeth Dorothee Cordes, Miriam Braun, Jonas Stier. V.l. unten: Anna Krystyna Kienitz, Carina Seeburg,
Anna Baade, Daniela Göbel, Filiz Kaba, Kathrin Klein
 

AUSSTELLUNG

60 Jahre in Hamburg – Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit

13. bis 24. November 2012

Rathausdiele, Rathausmarkt 1, 20095 Hamburg

Mo.-Fr. 7 – 19 Uhr, Sa. 10-17 Uhr

Nähere Informationen sowie mp3-Dateien der Audioguides zur Ausstellung finden Sie unter:

www.zusammen-in-hamburg.de

Ausstellungsplakat

 

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=533

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Digital Classicist Seminar Berlin: Treebanking in the World of Thucydides.

Der dritte Vortrag im Rahmen des neuen “Digital Classicist Seminar Berlin” wird morgen stattfinden.
Jede/r ist herzlich zur Teilnahme an dieser und/oder den folgenden Seminarsitzungen eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Dieser Vortrag wird über ein Projekt berichten, in dem das DAI unmittelbar beteiligt ist.

ZEIT
Di. 20. November 2012,17:00-18:30 Uhr

ORT
TOPOI-Haus Dahlem
Hittorfstr. 18
14195 Berlin

VORTRAGENDER
Francesco Mambrini (DAI Berlin / Center for Hellenic Studies, Harvard University, Washington DC, USA)

TITEL
Treebanking in the World of Thucydides. Linguistic annotation for the Hellespont Project

ABSTRACT
What contribution can digital collections give to research in Ancient History? In order to answer this question, digital historians have rightly concentrated on the problem of how to structure the different documents (such as texts, surviving artifacts, geographical locations and related published works), so that the relevant materials can be retrieved with meaningful content-oriented queries. Among the projects that are pursuing this goal, the Hellespont Project (DAI, Perseus Project) focuses on the history of Athens in the years 479-431 BCE, as narrated in the text of Thucydides’ Histories (I, 89-118).
Yet, written sources for Ancient History (such as the works of Ancient historians) are especially complex. In order to get access to their content, they need structuring at a far more advanced level than current digital editions can provide. We propose to use the methods of current computational linguistics to address this issue. In particular we will explore how, in the Hellespont Project, we are taking advantage of the available annotated syntactic corpora and upgrading their model with supplementary annotation. Our goal is to enrich the text of Thucydides with with word-by-word linguistic annotation on morphology, syntax, valency frame and other discursive features such as semantic roles, verbal aspect, anaphora resolution and topic-focus articulation. Semi-automatic linguistic annotation is also the foundation for a data-driven event extraction from an ancient text. Moreover, a fine-grained linguistic analysis is not only useful for digital representation. A text annotated with syntactic and semantic information can allow for a multitude of linguistic and literary studies that can help us understanding Thucydides’ work.

WEITERE INFORMATIONEN
http://de.digitalclassicist.org/berlin/2012/11/12/Mambrini

Das vollständige Programm des Seminars:
http://de.digitalclassicist.org/berlin/seminar2012

KONTAKT/ORGANISATIONSTEAM
http://de.digitalclassicist.org/berlin/about

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1081

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Trancribe Bentham in a Panopticon: verspätete Berichterstattung zum Vortrag von Philipp Schofield im Rahmen der Darmstädter Ringvorlesung am 8.11.

Text von Jörg Lehning, TU Darmstadt

Im Rahmen der Ringvorlesung “Digital Humanities” war Philip Schofield, Leiter des Bentham-Projektes und General Editor der Gesammelten Werke Jeremy Benthams zu Gast und erfreute die interessierten Hörerinnen und Hörer mit seinem Vortrag “Transcribe Bentham – An experiment in scholarly crowdsourching”.

Das (im Übrigen preisgekrönte) interdisziplinäre Bentham-Projekt ist ein großartiges Beispiel für ein wissenschaftliches Projekt, das mit den neuen Technologien zusammenwächst. Das “scholarly crowdsourcing”, was man vielleicht mit “wissenschaftliche Bearbeitung durch unwissenschaftliche Mengen” etwas wenig elegant umschreiben könnte, ist hierbei ein elementarer Baustein des Projekts.

Wie Schofield ausführte, sei es auch in diesem Projekt zunächst wichtig, Ziele zu definieren. In diesem Fall sei das die Erstellung einer neuen gedruckten Edition gewesen, ein weiteres, dass diese kostengünstig sein sollte.

Bentham, so Schofield, hätte den technologischen Fortschritt mit offenen Armen begrüßt, und das nicht nur, weil er zeitlebens Technik zur Vereinfachung von Arbeitsabläufen erfunden hatte, sondern auch, weil er mit ihr seine Ideen wesentlich besser hätte umsetzen können.

Das Computerzeitalter wäre mitunter auch hilfreich, veraltete oder nicht hilfreiche Strukturen zu überwinden, meinte Schofield mit Blick auf diverse alte Regularien (Oxford Standard of storage rules), etwas was auch in den Debatten um die Definition der Digital Humanities eine Rolle spielt.

Die Bentham Dokument Datenbank, die von 2003-2006 bearbeitete Dokumente bereitstellt, ist eine zentrale Quelle für Metadaten, die von Editoren und Forschern genutzt werden kann.
Die Technik hat jedoch nicht nur Vorteile: im Rahmen des Arbeitsablaufs wird durch einen wissenschaftlichen Mitarbeiter die Qualität der fertig bearbeiteten Dokumente geprüft, bevor sie hochgeladen werden können. Die Erfahrung zeigt hier, dass händisches XML/TEI-Tagging zu steigender Fehlerzahl und somit auch zu steigendem Zeitverbrauch führen kann. Aber: Die Probleme mit der Technik können mitunter auch durch die Technik behoben werden, so z.B. durch das Interface, das die Text-XML-TEI-Erstellung erleichtert und somit die menschlichen Fehlerquellen in diesem Fall umgeht.

Mitarbeiter werden bei Wunsch genannt und bekommen auch Rückmeldung zu ihrer Arbeit. Von den Transkripten werden 95% von sogenannten “super-transcribers” bearbeitet. Bemerkenswert ist, dass viele der “User”, die an dem Projekt arbeiten, gar nicht unbedingt an Bentham interessiert waren und sind, sondern vor allem die Art der Arbeit im Rahmen des Projekts interessant fanden. Auch die digitale Komponente schien zu reizen.

Projekte wie dieses haben als limitierende Faktoren oft Zeit und Komplexität. Wirtschaftliche Argumente für diese Projekte sind wichtig, wenn es darum geht, sie überhaupt in die Tat umzusetzen. Die ökonomische Rechtfertigung kann hier darin bestehen, dass die Methode des “scholarly crowdsourcing” kosteneffizient ist, z.B. im Vergleich zu bezahlten Forschern.

Abschließend stellte sich Schofield Fragen nach der Berechtigung und dem Erfolg des Projekts und kam zu dem Schluss, dass es ein Erfolg sei, weil Bedarf daran besteht und es wissenschaftlich fundiert sei. Die digitalen Geisteswissenschaften indes würden das Projekt dazu zwingen, die Funde auch mit neuen Methoden aufzubereiten und zu präsentieren.

Fragen hinsichtlich der Existenzberechtigung des Projektes beinhalten die Überprüfung der Zielsetzung Druck im Hinblick auf Ideen und Modelle der “freien Information”. So taucht zum Beispiel die Frage auf, ob nicht nur noch eine editierte Fassung online stehen soll, die die gedruckte Ausgabe ersetzt. Hier stehen sich die Punkte Kosteneffektivität und beständige, gesicherte Referenz durch physikalische Permanenz gegenüber.

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Am 22.11.2012 ist Martin Wynne (Oxford University) zu Gast: “Corpus and Text Analysis for Research in the Humanities”; 18.00 Uhr s.t., Schloss, Raum 36. Gäste sind herzlich willkommen.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1077

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Was war die Provisorische Zentralgewalt und warum sollten ihre Akten ediert werden?

Protokoll der 180. Sitzung des Gesamtreichsministeriums
Von Revolutionen bleibt meist dasjenige in Erinnerung, was sich am sichtbarsten aus dem politischen Alltag abhebt: Straßenkämpfe und Barrikaden. So verhält es sich auch mit den Revolutionen von 1848/49 im heutigen kollektiven Gedächtnis der deutschen Öffentlichkeit. Dass die Revolution schließlich zur Wahl einer Nationalversammlung führte, blieb auch noch im Bewusstsein. Anders verhält es sich hingegen mit der Einsetzung einer provisorischen Regierung für das noch nicht als Einheit existierende Reich. Eine Erinnerung an die erste parlamentarische, wenn auch provisorische Zentralgewalt für ganz Deutschland ist kaum vorhanden. Wem ist heute noch bekannt, dass ein österreichischer Erzherzog für rund eineinhalb Jahre als so genannter „Reichsverweser“ dieser Provisorischen Zentralgewalt vorstand und somit als erstes von einem Parlament gewähltes Regierungsoberhaupt über Deutschland fungierte?

Die Provisorische Zentralgewalt war die Exekutive der deutschen verfassunggebenden Nationalversammlung in der Revolution. Mit ihrer Gründung im Juni 1848 hat die im Frankfurter Parlament bereits institutionalisierte Revolutionsbewegung besonders gegenüber den staatlichen Gewalten in den Bundesstaaten ihren politischen Führungsanspruch mit Berufung auf die Volkssouveränität untermauert. Die Zentralgewalt bestand neben dem Reichsverweser Erzherzog Johann aus einem „Gesamt-Reichsministerium“ mit einem Ministerpräsidenten, Ressortministern und Unterstaatssekretären, hatte damit eine an das Vorbild der Ministerialregierungen der größeren deutschen Staaten angelehnte Form und versuchte auch ähnliche Aufgaben und Tätigkeiten wahrzunehmen. Insbesondere sorgte sie für die Publikation der von der Nationalversammlung beschlossenen „Reichsgesetze“ und versuchte deren Durchsetzung in den Einzelstaaten zu erreichen; beanspruchte die Führung gemeinsamer militärischer Operationen, namentlich im Krieg gegen Dänemark um den Status Schleswig-Holsteins; griff durch die Entsendung von „Reichskommissaren“ und fallweise auch den Einsatz von Truppen an den Schauplätzen revolutionärer Erhebungen ein; übernahm die Organisation der ersten deutschen Kriegsmarine, an deren Aufbau sich anfangs verbreitete nationale Begeisterung knüpfte; und versuchte zwischen Nationalversammlung und einzelstaatlichen Regierungen in der Frage der Annahme der von der Ersteren beschlossenen Verfassung zu vermitteln. Allerdings stieß sie wegen ihrer fehlenden beziehungsweise erst im Aufbau befindlichen Ministerialverwaltung, ihrer begrenzten realen machtpolitischen Möglichkeiten gegenüber den entscheidenden Mächten Preußen und Österreich sowie der ausbleibenden diplomatischen Anerkennung durch die außerdeutschen Staaten immer wieder an Grenzen ihrer Wirksamkeit. Nach der sukzessiven Auflösung der Frankfurter Nationalversammlung im Frühjahr 1849 bestand die Provisorische Zentralgewalt noch bis zum Jahresende fort und spielte trotz ihrer beschränkten Mittel eine mitentscheidende Rolle im Machtkampf zwischen Preußen, Österreich und den deutschen Mittelstaaten um die künftige Ausgestaltung des deutschen Nationalstaats.

Sowohl die Kanzlei des Gesamtministeriums als auch die einzelnen Ressorts – auswärtige Angelegenheiten, Inneres, Justiz, Krieg, Finanzen, Handel und Marine – entwickelten rasch eine geordnete Aktenführung und richteten Registraturen ein. Die von ihnen angelegten Akten wurden nach Auflösung der Provisorischen Zentralgewalt im Dezember 1849 von deren Nachfolgerin, der Bundeszentralkommission, übernommen. In der Folge gelangten sie in das Archiv des Bundestags (des Entscheidungsgremiums des Deutschen Bundes) und wurden nach dessen Auflösung 1866 von der Stadtbibliothek Frankfurt am Main verwahrt, bis 1925 eine eigene Außenstelle Frankfurt des Reichsarchivs (später des Bundesarchivs) errichtet wurde. Als diese nach der Wiedervereinigung aufgelassen wurde, gelangten die Bestände zunächst in das Bundesarchiv Koblenz und 2010 schließlich in das Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde. Der Bestand im Ausmaß von insgesamt etwa 25 Laufmetern Archivgut wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in aufwendigen Arbeiten nach dem ursprünglichen Registratursystem der Ministerien geordnet; er ist heute durch detaillierte Findbücher gut erschlossen und wurde vor einigen Jahren vollständig verfilmt.

Diese Quellenbestände sind von der Forschung erst nach dem Zweiten Weltkrieg in nennenswertem Umfang herangezogen worden, ihr Potential ist aber bei weitem nicht ausgeschöpft; insbesondere hat eine Edition der Ministerialprotokolle, wie sie für die Regierungen der größten deutschen Staaten seit längerem betrieben wird, bisher nicht stattgefunden. Die von unserem Projekt angestrebte Fondsedition wird nicht nur den Anteil einer bisher unterschätzten Kraft am Revolutionsgeschehen erhellen, sondern zugleich unter politikwissenschaftlicher Fragestellung Aufschluss über das Funktionieren der ersten parlamentarischen Regierung in Deutschland geben. Immerhin musste die Zentralgewalt aus dem Nichts heraus die Infrastruktur für ihr Regieren schaffen durch die Errichtung von Behörden, die Rekrutierung von Personal und die Sicherstellung der Finanzen – ein bisher kaum beachteter Umstand von besonderem verfassungs- und verwaltungsgeschichtlichem Reiz.

Ziel unseres Unternehmens ist es, die Protokolle der insgesamt 185 Sitzungen des Gesamtministeriums, die einen „roten Faden“ zur Tätigkeit der Zentralgewalt liefern, vollständig im Wortlaut zu edieren; die umfangreichen Aktenbeilagen zu den Protokollen sowie ausgewählte weitere Aktenstücke aus den Registraturen der Ministerien sollen in Regestenform präsentiert werden. Da jedoch amtliches Schriftgut in der Regel nur teilweise den politischen Gehalt von Entscheidungen offenbart und selten Atmosphärisches spiegelt, sollen ergänzend auch die Publikationen und handschriftlichen Nachlässe der Mitglieder des Reichsministeriums ausgewertet werden. Die gesamte Edition wird durch detaillierte Register erschlossen. In Form eines (voraussichtlich mehrbändigen) Lesebuchs zur Organisation und Tätigkeit der Provisorischen Zentralgewalt sollen der Geschichtswissenschaft wertvolle Materialien vor allem im Hinblick auf die folgenden vier Fragenkomplexe leicht verfügbar gemacht werden:

1. Aufarbeitung von Einfluss und machtpolitischen Möglichkeiten der Provisorischen Zentralgewalt gegenüber der Nationalversammlung und den Regierungen der Bundesstaaten.

2. Erschließung der verfassungsgeschichtlichen Funktion und Praxis des im Juni 1848 errichteten Systems als Versuch einer Symbiose des parlamentarischen Regierens mit dem traditionellen Konstitutionalismus.

3. Eine institutionen- wie verwaltungsgeschichtliche Erforschung der politischen Probleme wie praktischen Herausforderungen des Aufbaus einer Regierung aus dem Nichts.

4. Ein mentalitäts- wie kulturgeschichtlicher Ansatz, um das Selbstverständnis der Mitglieder der ersten parlamentarischen Regierung in Deutschland, deren Motive, Formen der Entscheidungsfindung, Perzeption der Handlungsmöglichkeiten wie Außendarstellung offenzulegen.

Text von Karsten Ruppert und Thomas Stockinger

 

Quelle: http://achtundvierzig.hypotheses.org/37

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