Ein Frontispiz sagt mehr als … (IV): Martino Martini, Novus Atlas Sinensis (1655)

Ferdinand Freiherr von Richthofen (1833–1905)[1] war voll des Lobes über Martino Martini, SJ (1614-1661)[2]:

In der That hat die ganze chinesische Missionsgeschichte des siebzehnten Jahrhunderts unter ihren hunderten von Sendboten einen einzigen Geographen aufzuweisen. Dies war Martin Martini, und er ist selbst während des achtzehnten Jahrhunderts nicht überboten, kaum erreicht worden. Nicht ein einziger Missionar vor und nach ihm hat so geflissentlich seine Zeit auf die Kenntnis des Landes verwendet, wie er.”[3]

Matini veröffentlichte 1655 seinen Novus Atlas Sinensis ((Zu den zahlreichen Ausgaben/Übersetzungen des Novus Atlas Sinensis s.  [Peter van der Krogt/Cornelis Koeman:]  Koeman’s atlantes Neerlandici. 2. The folio atlases published by Willem Jansz. Blaeu and Joan Blaeu. New ed., comp. by Peter van der Krogt   (‘t-Goy-Houten : HES Publ. 2000) pp. 295-315. Links zu einigen Digitalisaten → Bibliotheca Sinica 2.0.)). Das Werk enthält 17 Karten[4]und etwa 170 Seiten Beschreibungen. Richthofen meinte dazu:

Es ist die vollständigste geographische Originalbeschreibung von China, welche wir besitzen. Die Nachwelt hat wol über einzelne Gegenden sehr viel Besseres geliefert und auf compilatorischem Weg ist in unserer Zeit weit Vollständigeres über das ganze Land geschrieben worden; aber niemand hat Aehnliches in solcher Ausdehnung auf Grund eigener Beobachtungen gegeben, nicht weil es an reisenden Missionaren, sondern weil es unter denen, welche das Land in grösserem Umfang sahen, stets an Beobachtern der Natur gefehlt hat. Ueber die Beschreibung hinausgehend war Martini der erste, welcher nicht nur eine eingermassen correcte Gesammtkarte von China, sondern einen Atlas von Provincialkarten veröffentlicht hat.  Allerdings sind sie nicht das Resultat eigener Aufnahmen, sondern beruhen, wie Martini offen zugesteht, auf chinesischen Originalen. Aber auch diese waren längst den Missionaren zugänglich gewesen, jedoch nicht von ihnen benutzt worden, und Martini ist der Vater der geographischen Kenntnisse von China geworden, indem er den Atlas herausgab. Auch wäre wol dazu kaum ein Anderer fähig gewesen; denn man musste die chinesischen Karten verstehen, um sie in geeigneter Weise verwerthen und berichtigen zu können, und dazu wiederum in erster Linie Geograph sein und das Land aus eigener Anschauung kennen.[5]

Martini: Novus Atlas Sinensis

Novus Atlas Sinensis. By Martino Martini [Public domain], via Wikimedia Commons Ttitelversion 2:26B

Martini benutzte für seinen Atlas chinesisch Quellen, darunter eine Kopie eines (Manuskript)Atlas des Zhu Siben 朱思本 (kompiliert 1311/12) mit Anmerkungen aus dem Guangyutu 廣與圖 des Luo Hongxian 羅洪先 von 1555. Der Atlas, der bei Blaeu in fünf Sprachen – Latein, Französisch, Niederländisch, Deutsch und Spanischj – erschien, enthielt:

  • ein Vorwort mit Erläuterungen Martinis zur Arbeit mit den chinesischen Quellen
  • eine Karte von China (in den Grenzen der Ming-Zeit)
  • Beschreibungen jeder der 15 Provinzen, jeweils mit einer Karte der jeweiligen Provinz)
  • eine Beschreibung von Japan mit einer Karte
  • einen “Catalogus Longitudinum ec Latitudinum” (Liste von Orten mit geographischen Koordinaten)
  • ein Supplement “De Regno Catayo Additamentum Iacobus Golius Lectori”
  • “De Bello Tartarico Historia”, die Beschreibung der Eroberung Chinas durch die Mandschuren, die zuerst 1654 in Antwerpen erschienen war, ergänzt durch einen Brief von Francisco Brancaro, datiert Shanghai, 14.11.1651.

UB Heidelberg

Blaeu, Willem Janszoon; Blaeu, Joan ; Blaeu, Joan [Hrsg.]; Martini, Martino [Hrsg.]; Golius, Jacobus [Hrsg.]: Novvs Atlas, Das ist, Weltbeschreibung: Mit schönen newen außführlichen Land-Taffeln in Kupffer gestochen, vnd an den Tag gegeben: Novus Atlas Sinensis Das ist ausfuhrliche Beschreibung des grossen Reichs Sina ([Amsterdam], [1655])
UB Heidelberg (Lizenz: Creative Commons-Lizenz cc-BY-NC-SA) | Titelversion 2:26A

 

 

Er erschien separat und wurde als sechster Band dem Theatrum Orbis Terrarum beigefügt, unterschieden nur durch den Titelkupfer. Später wurde der Novus Atlas Sinensis mit anderen Texten und Karten zu Asien zu Band 10 des Atlas Maior verbunden.

Die einzelnen Ausgaben[6] unterscheiden sich in der Aufmachung , in vielen Fällen fehlt ein Titelblatt i.e.S. und es gibt ‘nur’ einen Titelkupfer in zwei Variationen. Die Version 2:26A hat ein leeres Feld für den (Reihen-)Titel, die Version 2:26B ist ein ‘typischer’ Titel der jesuitischen China-Literatur.[7]

Gemeinsam ist beiden Versionen, dass auf dem Titel wenig Chinesisches zu sehen ist: Die Putti im Vordergrund halten eine Karte von China hoch, der Globus, mit dem die Gruppe im Vordergrund in der Mitte spielt, zeigt ganz Ostasien.

Titel und Widmung sind in die geöffnete Tür rechts im Bild eingefügt – wobei unklar bleibt, auf welcher Seite dieser Tür zu China sich der Betrachter befindet …

  1. Zur Biographie: Uta Lindgren: „Richthofen, Ferdinand Paul Wilhelm Dieprand Freiherr von“, in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 543-544 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118745085.html.
  2. “Martin Martini” in: Louis Pfister: Notices biographiques et bibliographiques sur les jésuites de l’ancienne mission de Chine (1552-1773) Tome I, XVIe et XVIIe siècles (Shanghaï: Impr. de la Mission catholique 1932) 256-262.
  3. Ferdinand Richthofen: China. Ergebnisse eigener Reisen und darauf gegründeter Studien. Bd. 1 (Berlin: Reimer 1877) 674
  4. Scans: National Library of Australia
  5. Ferdinand Richthofen: China. Ergebnisse eigener Reisen und darauf gegründeter Studien. Bd. 1 (Berlin: Reimer 1877) 676
  6. Übersicht: [Peter van der Krogt/Cornelis Koeman:]  Koeman’s atlantes Neerlandici. 2. The folio atlases published by Willem Jansz. Blaeu and Joan Blaeu. New ed., comp. by Peter van der Krogt   (‘t-Goy-Houten : HESPubl. 2000) pp. 295-315.
  7. Zu den Versionen: Koeman, Atlantes Neerlandici. 2, 296.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/448

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Vom Entdecken – Zu einer Kulturgeschichte der europäischen Expansion (1450-1700)

Im Rahmen der am Institut für Geschichte der Universität Wien in jedem Sommersemester anzubietenden Kulturgeschichte-Ringvorlesung  beschäftigte sich die Vorlesung am 16.4. mit der Kulturgeschichte der europäischen Expansion (1450-1700) – 90 Minuten für weltumspannende 250 Jahre … Um nicht bei einer chronologischen Aufzählung von ‘Entdeckungen’ zu bleiben, stand im Zentrum eine  spezielle Form der europäischen Expansion: die Konfrontation mit dem Anderen über die Rezeption und Distribution des sich erweiternden Wissens über andere Teile der Welt – exemplarisch am Beispiel der europäischen Beschäftigung mit China abgehandelt.

Für Guillaume-Thomas Raynal war die Einordnung von Endeckungen einfach:

Il n’y a point eu d‘événement aussi intéressant pour l’espece humaine en general & pour les peuples de l’Europe en particulier, que la découverte du nouveau monde & le passage aux Indes par le Cap de Bonne-Espérance. Alors a commencé une révolution dans le commerce, das la puissance des nation, dans les mœurs, l’industrie & le gouvernement de tous les peuples.[1]

Ganz ähnlich äußert sich wenige Jahre später Adam Smith:

The discovery of America, and that of the passage to the East Indies by the Cape of Good Hope, are the two greatest and most important events recorded in the history of mankind. Their consequences have already been very great: but, in the short period of between two and three centuries which has elapsed since these discoveries were made, it is impossible that the whole extent of their consequences can have been seen. What benefits, or what misfortunes to mankind may hereafter result from those great events to human wisdom can forsee.[2]

Der Fokus auf Ereignisse und Schlüsseljahre verleitet zur irrigen Annahme, dass das ‘Zeitalter der Entdeckungen’ spontan beginnt, das irgendwann zum Zeitpunkt X Entdecker auf große Fahrt gehen – wohl weniger in Star Trek-Manier “to boldly go where no man has gone before”, sondern auf der Suche nach Reichtümern. Am Ende des 15. Jahrhunderts glaubte niemand ernsthaft, dass man hinter dem Horizont quasi ins Nichts stürzt.[3]

Michael Giesecke hat in Mythen der Buchkultur drei Arten des Endeckens beschrieben:

  • Entdecken1 – Wahrnehmen und Beschreiben neuer Umweltausschnitte mit bekannten Programmen
  • Entdecken2 – Einsatz neuer Programme zur Wahrnehmung und Beschreibung der Umwelt
  • Entdecken3 – Warnehmen und Orden von durch Entdecken1 und Entdecken2 gewonnenen Informationen[4]

Typus cosmographicus universalis [1532]

Typus cosmographicus universalis [1532] Biblioteca Nacional Digital do Brasil



Die Beschäftigung mit der europäischen Expansion muss über das Erfassen, Auflisten und Verifizieren/Falsifizieren von Entdecken1 hinausgehen – sonst bleibt es bei Dichtomien wie Richtig-Falsch oder Zutreffend-Verzerrt, wobei der Entstehungskontext weitgehend ausgeklammert wird. Als Beispiel mag eine Weltkarte von 1532 dienen. Sie ist Novus orbis regionum ac insularum veteribus incognitarum [...] (Basel 1532)[5], einer Sammlung von Reiseberichten und Briefen über Reisen nach Asien und Amerika, beigefügt.  Mehr als 150 Jahre nach dem Atlas catalan, 40 Jahre nach Columbus, 35 Jahre nach Vasco da Gama, 30 Jahre nach der Cantino-Planisphäre und 10 Jahre nach der ersten Weltumsegelug zeigt eine mit Typus cosmographicus universalis[6] überschriebene Karte ein dem heutigen Betrachter total verzerrt erscheinendes Bild der Welt: Nordamerika erstreckt sich in der Darstellung über nur etwa 10 Längengrade, Indien ist quasi ‘abgeschnitten’, Taprobane/Sri Lanka übergroß, Südostasien wirkt verzerrt, die malaische Halbinsel und Indochina erscheinen übergroß und Zipangri (Japan) erscheint am linken Rand der Karte, der Westküste Nordamerikas vorgelagert. Das verzerrte Bild dieser weit entfernten Regionen relativiert sich, wenn man die Darstellung Europas mit Zoom genauer betrachtet ….

Die Karte ist (inkl. der Legenden und Illustrationen im Rahmen[7] ) ein Versuch, neues Wissen mit bekannten Programmen zu beschreiben …

Aber kommt die Beschäftigung mit der europäischen Expansion mit den genannten drei Arten des Entdeckens aus? Oder braucht es – um die Phasen der Rezeption von Berichten über ferne (und weniger ferne) Weltregionen zu beschreiben – inzwischen Entdecken4 für die Be- und Verarbeitung dieser Texte in späteren Jahren/Jahrhunderten? Und Entdecken5 für das, was Digital Humanities und Konezpte der interkulturellen bzw. interinterkulturellen Kommunikation diesen Texten und Bildern entlocken?[8]

  1. Guillaume-Thomas Raynal: Histoire philosophique et politique des établissemens & du commerce des européens dans les deux Indes.  t. 1 (Amsterdam 1770) S. 1. – In der zeitgenössischen deutschen Fassung lautet die Stelle:

    “Keine Begebenheit ist für das menschliche Geschlecht überhaupt, und insbesondre für die Völker Europens so wichtig gewesen, als die Entdeckung der neuen Welt und die Fahrt nach Indien um das Vorgebirge der guten Hoffnung. Sie ist der Anfang einer Hauptveränderung im Handel, in der Macht der Nationen, in den Sitten, in der Industrie und der Regierungsform aller Völker. In dem Augenblick wars daß die Menschen der entferntesten Länder einander nothwendig wurden.”

    (G. T. F. Raynal: Philosophische und politische Geschichte der europäischen Handlung und Pflanzörter in beyden Indien. Bd. 1 (Kopenhagen/Leipzig: Faber 1774) 1.)
  2. Adam Smith: An Inquiry Into The Nature and Causes Of The Wealth Of Nations : In Two Volumes.  (London: Strahan; London: Cadell, 1776), Vol. II, p. 235.
  3. Dass dieses ‘Märchen’ vor allem seit dem 19. Jh. immer wieder aufgewärmt wurde – möglichst noch mit Flammarions ‘Au pelerin’/’Wanderer am Weltenrand’ (der dabei völlig aus dem Zusammenhang gerissen wurde) illustriert, soll nur am Rande erwähnt werden.  Dazu: Georg Peez: Ein vermeintlich mittelalterlicher Holzschnitt zur Darstellung pädagogischer und kunstpädagogischer Grenz- und Erfahrungsphänomene. http://www.georgpeez.de/texte/flamm.htm Zuletzt geändert am 20.04.2002 <Letzter Zugriff: 16.4.2013>.
  4. Michael Giesecke: Von den Mythen der Buchkultur zu den Visionen der Informationsgesellschaft (Frankfurt/M.: Suhrkamp 2002) 109-114.
  5. Zu anderen Ausgaben, bei denen die Karte fehlt bzw. durch eine andere ersetzt wurde → Bibliotheca Sinica 2.0.
  6. MUNSTER, Sebastian. Typus cosmographicus universalis. Basileae [Suiça]: I. Hervagium, [1532]. 1 mapa, 36 x 55,5cm em f. 42 x 61,5. Disponível em: <http://objdigital.bn.br/acervo_digital/div_cartografia/cart225747.htm>. Acesso em: 17 abr 2013.
  7. Im Rahmen finden sich  Elemente, die später in der Cosmographia des Sebastian Münster wieder auftauchen, z.B. die Kannibalen – auf der Weltkarte links unten – der blutrünstigste Teil findet sich in der ersten Ausgabe der Cosmographia (1544) auf Seite dcxxix) – Digitalisate unterschiedlicher Ausgaben von Münsters Kosmographie → Bibliotheca Sinica 2.0.
  8. Vgl. dazu: Johannes Schnurr: “Das Daumenkino des Mittelalters”, 28. August 2004, Universität Heidelberg/Pressemeldung <Zugriff: 16.4.2013>/ Johannes Schnorr: Daumenkino des Mittelalters. DIE ZEIT 07.04.2004 Nr.16 http://www.zeit.de/2004/16/A_Daumenkino.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/539

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Ein Frontispiz sagt mehr als 1000 Worte (III): Olfert Dapper: Gedenkwaerdig bedryf … (1670)

Nachdem die erste Gesandtschaft der Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) 1655-1657 gescheitert war und Formosa/Taiwan 1661 an Zheng Chenggong 鄭成功 (1624-1662) [1] gefallen war, wurde 1666 eine zweite Gesandtschaft an den Hof des Kaisers von China ausgerüstet, die der VOC endlich einen Zugang zum chinesischen Markt eröffnen sollte. Die Gesandtschaft wurde von Pieter van Hoorn (als Gesandtem der VOC) und Constantijn Nobel (als Kaufmann) umfasste etwa 23 Personen [2], darunter Pieter van Hoorns Sohn Joan. Die Schiffe verließen am 3.7.1666 Batavia und erreichte Fuzhou 福州 am 5.8.1666. Am 20. 1. 1667 brach die Gruppe auf und reiste – teils auf Flussschiffen, teils über Land – nach Beijing, wo man am 20.6.1667 eintraf. Der  Kaiser empfing die Gesandtschaft am 7.7.1667 in Audienz, in den Wochen danach wurde die Gruppe durch Bankette unterhalten. Am 5.8.1667 verließ die Gesandtschaft die Hauptstadt, am 29.11.1667 verließen die Schiffe Fuzhou und erreichten am 9.1.1668 Batavia. [3]

Nur fünf Jahre nach Johan Nieuhofs Gezandtschap der Neêrlandtsche Oost-Indische Compagnie, aan den grooten Tartarischen Cham erschien im selben Verlag eine Beschreibung der nchsten Versuche der VOC in China. Der Verfasser dieser Beschreibung war Olfert Dapper (1636–1689) [4]. Er hatte in Utrecht studiert, sich dann aber als sehr produktiver Autor einen Namen gemacht – beginnend mit einer fünfbändigen Historische Beschrijving der Stadt Amsterdam (1663). Zwischen 1668 und 1688 erschienen Reisebeschreibungen über Afrika, Südasien, China und das Mittelmeer, die rasch in andere europäische Sprachen übersetzt wurden. Dapper hat keine der Gegenden, die er beschrieb, selbst besucht; er arbeitete mit Material, das ihm zur Verfügung gestellt wurde.

Olfert Dapper: Gedenkwaerdig bedryf  (1670)

Olfert Dapper: Gedenkwaerdig bedryf [...]
(Amsterdam : J. van Meurs 1670) | Internet Archive

 Olfert Dappers Gedenkwaerdig bedryf der Nederlandsche Oost-Indische maetschappye, op de kuste en in het keizerrijk van Taising of Sina: behelzende het tweede gezandschap aen den onder-koning Singlamong en veldheer Taising Lipoui; door Jan van Kampen en Konstantyn Nobel. Vervolgt met een verhael van het voorgevallen des jaers zestien hondert drie ein vier en zestig, op de kust van Sina, en ontrent d’eilanden Tayowan, Formosa, Ay en Quemuy, onder ‘t gezag van Balthasar Bort: en het derde gezandschap aen Konchy, Tartarsche keizer van Sina en Oost-Tartarye: onder beleit van Zijne Ed. Pieter van Hoorn. Beneffens een beschryving van geheel Sina. Verciert doorgaens met verscheide kopere platen (Amsterdam: J. van Meurs 1670) enthält

  • die Beschreibung der Gesandtschaft unter Jan van Kampen und Constantijn Nobel zum Gouverneur von Fujian 1662-1663 (die Dapper als “Zweite Gesandtschaft” bezeichnet)
  • eine Beschreibung der Operationen Balthasar Borts an der Küste von China und auf Taiwan 1663/1664
  • die Beschreibung der Gesandtschaft unter Pieter van Hoorn und Constantijn Nobel nach Beijing 1666-1667 (die Dapper als “Dritte Gesandtschaft” bezeichnet)
  • eine Beschreibung von ganz China

Eine englische Version erschien 1671 in London, eine deutsche Fassung 1675 in Amsterdam bei Meurs. [5]

Die Frontispize der drei Versionen sind weitgehend identisch -  eine Collage aus Elementen,  die in den Illustrationen bei Nieuhof; Martini und anderen enthalten waren, kombiniert mit pseudo-asiatischen und/oder preudo-orientalischen Elemente.

Der Titel nimmt die Mitte der Darstellung ein – quasi als Inschrift des Sockels/Unterbaus eines Podests, auf dem unter einem Baldachin ein Mann mit untergeschlagenen Beinen sitzt. Auf ihn ist die Szene ausgerichet, die meisten anderen Figuren wenden sich ihm zu. Die Figuren rund um den Thron sind vornehm gekleidet, die Frauen mit Schmuck im Haar – die Dame links neben dem Titelschild schreibt mit einer Vogelfeder in ihr Notizbuch.

Im Vordergrund spielen sich brutale Szenen ab: Links hat ein Mann, dessen Haar zum Zopf gebunden ist, einen anderen am Haar gepackt und schickt sich an, diesem mit einer großen Schere das lange Haar zu schneiden.

Rechts stehen zwei Figuren trumphierend über zwei am Boden liegenden Gestalten. Diese Figuren sind deutlich als Chinesen – genauer als Anhänger der gerade abgelösten Ming-Dynastie  markiert: dünnen Bärte, Kleidung und Kopfbedeckungen, aber auc die langen spitzen Fingernägel, die schon bei Gonzalez de Mendoza erwähnt wurden.

Der Herrscher/Würdenträger auf dem Podest weist große Ähnlichkeiten mit Nieuhofs “‘t Conterfeytsel vande oude onder-koning” (Nieuhof, nl. Ausg. 1665 p.  53, dt. Ausgabe 1666 p. 64.), der dann auch im Thesaurus exoticorum (1688) von E.W. Happel als “ein alter Vice-Roy von einem sinesischen Königreich” auftaucht (p. 25).Das Äffchen, das neben dem Vogelkäfig am Rand des Podests sitzt, erinnert an das in Kirchers China illustrata (p. 233)

Im Kontext China wirkt der Morgenstern/Streitflegel, auf den sich die Figur rechts im Vordergrund stützt (und der mitten in den Titel hineinragt) doch verwunderlich, denn die Waffe war in der Form in China unbekannt … [6]

Auch bei Dapper erscheint die Darstellung (ähnlich wie bei Nieuhof) gleichsam als Programm, das die Linie vorgibt: China wird nun von ‘Barbaren’ beherrscht, die das ‘Reich der Mitte’ überrannt hatten und sich nun kultiviert geben – und mit denen will man jetzt Geschäfte machen.

[1] Zheng Chenggong 鄭成功 (1624-1662) wird in europäischen Texten des 17. und 18. Jahrhunderts meist als Coxinga/Koxinga (Guoxingye 國姓爺 “der mit dem Kaiserlichen Familiennamen”) bezeichnet. Er hatte in den Wirren des Untergangs der Ming-Dynastie gegen die Qing-Dynastie gekämpft und mit seinen Piratenschiffen entlang der Küsten Fujians operiert. 1661 landete Coxinga bei  Lu’ermen, um die niederländischen Kolonien auf Taiwan anzugreifen. Am 1.2.1662 kapitulierte Gouverneur Frederik Coyett und übergab Fort Zeelandia an Coxinga. Dazu zuletzt: Tonio Andrade: Lost Colony: The Untold Story of China’s First Great Victory over the West (Princeton NJ:[] Princeton University Press 2011).

[2] J. van der Chijs (ed.): Dagh-register gehouden int casteel Batavia vant passerende daer ter plaetse als over geheel Nederlandts-India 1666-1667 (Batavia 1895), S. 78 f., vgl. Friederike Ulrichs: Johan Nieuhofs Blick auf China (1655-1657). Die Kupferstiche in seinem Chinabuch und ihre Wirkung auf den Verleger Jacob van Meurs (Wiesbanden: Harrassowitz 2003) 107 Fn. 334.

[3] Friederike Ulrichs: Johan Nieuhofs Blick auf China (1655-1657). Die Kupferstiche in seinem Chinabuch und ihre Wirkung auf den Verleger Jacob van Meurs (Wiesbanden: Harrassowitz 2003) 107, dazu J. van der Chijs (ed.): Dagh-register gehouden int casteel Batavia vant passerende daer ter plaetse als over geheel Nederlandts-India 1668-1669 (Batavia 1895), S. 2.

[4] Kurzbiographie, Bibliographie der Werke Dappers und der wichtigsten Titel über ihn:  “141 Dapper, Olfert” in:  E.O.G. Haitsma Mulier/G.A.C. van der Lem (ed.): Repertorium van geschiedschrijvers in Nederland 1500-1800. (Den Haag: Nederlands Historisch Genootschap 1990) 114-117. (Online: dbnl).

[5] Digitalisate der niederländischen und der deutschen Version: Bibliotheca Sinica 2.0, bibliographische Daten zur englischen Version: English Short Title Catalogue Reference Number R5629; Frontispiz und einige Abbildungen: Folger Shakespear Library.

[6] Das Prinzip der an einer Kette befestigten Kugel findet sich im Meteorhammer (liúxīng chuí 流星錘), einer Waffe, die aus zwei durch eine Kette verbundenen Metallkugeln besteht.

 

 

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/445

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Ein Frontispiz sagt mehr als 1000 Worte (II): Kircher, China monumentis … illustrata (1667)

Athanasius Kircher SJ (1602–1680) war Universalgelehrter und Vielschreiber.  Er hatte Interesse signalisiert, in die China-Mission zu gehen, dazu kam es allerdings nicht, er verbrachte den Großteil seines Lebens am Collegium Romanum und veröffentlichte ausführliche Werke zu einem breiten Spektrum an Themen. [1] Eines dieser Werke ist ein früher Klassiker über China: China monumentis, qua sacris qua profanis, nec non variis natrae et artis spectaculis, aliarumque rerum memorabilium argumentis illustrata.

Dafür, dass es “ein[es] der meistegelesenen Chinabücher der frühen Neuzeit”[2] war, gibt es nur wenige Ausgaben:

Die Ausgaben unterscheiden sich zum Teil beträchtlich voneinander – die Meurs-Ausgabe ist leicht gekürzt, die französische Ausgabe enthält am Ende des Buches einen “Dictionaire chinois & françois ” (324-267), ein Wörterverzeichnis ohne Schriftzeichen.

Dieser “Meilenstein in der europäischen Chinakenntnis” [4] basiert auf den Berichten und Briefen von Missionaren in Indien, Japan und China. Etwa zwei Drittel des Bandes ist der Nestorianerstele (“Pars I., Monumenti Syro-Sinici Interpretatio,” pp. 2-45), der Ausgabe Amsterdam, Janssonius à Waesberge 1667), dem Vordringen des Christentums in Asien (“Pars II., De Variis Itineribus In Chinam Susceptis,” pp. 46-128) und den Religionen Asiens (“Pars III., De Idololatria Ex Occidente primum in Persidem, Indiam, ac deindè in ultimas Orientis, Tartariae, Chinae, Japoniae Regiones successivâ propagatione introducta,” pp. 129-163)  gewidmet. Danach kommt ein Überblick zu Pflanzen und Tieren Chinas (“Pars IV., China Curiosis Naturae & Artis miraculis illustrata,” pp. 164-211), kurze Bemerkungen zur Architektur (“Pars V., De Architectonica, Caeterisque Mechanicis Artibus Sinensium,” 212-224) und abschließend ein Abschnitt zur chinesischen Sprache und Schrift (“Pars VI., De Sinensium Literatura, pp. 225-238).

Kircher: China illustrata (1667) | © Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel <http://diglib.hab.de/drucke/gv-2f-5/start.htm>

Kircher: China illustrata (1667) | © Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.
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Der Inhalt – und die Frage, ob China illustrata tatsächlich ein Meilenstein ist – wird noch ausführlicher zu besprechen sein, hier soll zunächst nur ein Blick auf das Frontispiz.

Auf den ersten Blick ist hier nur wenig Chinesisches, das Sujet ist rein europäisch – nnd arbeitet so die Rolle der Societas Jesu in China heraus.

Neben zahlreichen Putten sind vier männliche fiugren abgebildet, die zum Teil durch Attribute, zum Teil aus dem Text des Bandes identifizierbar werden:

Ricci und Schall von Bell werden von Strahlen aus dem Strahlenkranz um das Christusmonogramm IHS be/erleuchtet. Auf einem Podest stehen links und rechts Säulenhallen, der Blick auf die Landschaft im Hintergrund wird von der China-Karte verdeckt, im Vordergrund links liegen astronomische Werkzeuge und Geräte, darunter Zirkel,  Kompass, Armillarsphäre und Winkelmaß. Auf den Setzstufen des Podests finden sich der Name des Verfassers und der (Kurz-)Titel.

Chinesisches bzw. direkte Bezüge auf China beschränken sich auf die Umrißkarte im Zentrum des Bildes (die Ricci, Schall von Bell und ein schwebender Putto hochhalten) und die Kleidung der beiden Missionare. Die Darstellungen sind vereinfachte (verkleinerte und spiegelverkehrte) Varianten von ganzseitigen Abbildungen von Ricci und Schall von Bell m Buchinneren. Ricci erscheint schlicht gewandet wie ein konfuzianischer Gelehrter, Schall von Bell im zeremoniellen Gewand eines Mandarins dargestellt, komplett mit Mandarin-Tuch (bŭzi 補子 [11]) und Hut.

Das Frontispiz hat wenig Bezug zum Inhalt des Werks, es handelt sich vielmehr um eine Glorifizierung des Wirkens der Societas Jesu in China.

[1] Kurzbiographie: Fritz Krafft: „Kircher, Athanasius“. In: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 641-645 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118562347.html, Werk und Literaturverzeichnis: Gerhard Dünnhaupt: Athanasius Kircher S.J. (1602–1680). In: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Bd 3 (Stuttgart: Hiersemann 1991) 2326–2350.

[2] Hartmut Walravens: China illustrata. Das europäische Chinaverständnis im Spiegel des 16. bis 18. Jh. (=Ausstellungskataloge der Herzog-August-Bibliothek 55; Weinheim 1987) 96 f.

[3] Links zu Digitalisaten : Bibliotheca Sinica 2.0.

[4] Hartmut Walravens: China illustrata. Das europäische Chinaverständnis im Spiegel des 16. bis 18. Jh. (=Ausstellungskataloge der Herzog-August-Bibliothek 55; Weinheim 1987) 96 f.

[5] Zur Biographie: Cándido de Dalmases SJ, Ignatius von Loyola; Versuch einer Gesamtbiographie (München: Neue Stadt 2006).

[6] Kurzbiographie: Claudia von Collani: “Franz Xaver”. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL), Bd. 14 (Herzberg: Bautz 1998) Sp. 269–272.

[7] Liam Matthew Brockey: Journey to the East. The Jesuit Mission to China 1579-1724. (Cambridge, MA/London: Harvard University Press 2008) 32 f.

[8]Kurzbiographie: Walter Demel: “Matteo Ricci”. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Bd. 8 (Herzberg Bautz 1994), Sp. 181–185.

[9] Zur Praxis des lingchi: Timothy Brook/Jérôme Bourgon/Gregory Blue: Death by a Thousand Cuts (Harvard University Press 2008).

[10]  Zur Biographie: Claudia von Collani: SCHALL, Johann Adam S. von Bell. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL) Bd. 8 (Herberg: Bautz 1994) Sp. 1575–1582; Hartmut Walravens: „Schall von Bell, Johann Adam“. In: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 551-552 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118606387.html

[11] Dazu: Schuyler Cammann: “The Development of the Mandarin Square”. In: Harvard Journal of Asiatic Studies Vol. 8, No. 2 (August 1944), pp. 71-130.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/455

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Ein Frontispiz sagt mehr als 1000 Worte (I): Johan Nieuhof: Gezandtschap der Neêrlandtsche Oost-Indische Compagnie, aan den grooten Tartarischen Cham (1665)

Die Serie “Ein Frontispiz/Bild sagt mehr als 1000 Worte” hält Beobachtungen bei der (ersten) Sichtung von vor 1700 publizierten Texten zu China fest.

In den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts unternahm die Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) große Anstrengungen, das portugiesische Monopol in Macau (Aomen 澳門) zu brechen, 1603 und 1607 scheiterten Versuche, Macau einzunehmen. In den 1620ern versuchte man erneut, Macau zu erobern und sich auf den Pescadoren festzusetzen. Während diese Versuche scheiterten, gelang es 1624, auf Formosa einen Stützpunkt einzurichen (Fort Oranje (ab 1627: Fort Zeelandia; [heute Anping 安平/Distrikt Tainan 臺南]) der bis 1661 gehalten werden konnte. Um Zugang zum China-Handel zu bekommen, schickte die VOC wiederholt Gesandtschaften nach Beijing, die erste war 1655-1657 unter Pieter de Goyer (fl. 1655-1657) [1] und Jacob de Keyser (fl. 1655-1657). Hofmeister, vor allem aber als Zeichner und Schreiber dieser ersten Expedition war Johan Nieuhof (auch Joan Nieuhoff, 1618-1672 [2])

Zwei Schiffe der VOC, die Koudekerke und die Bloemendaal verließen Batavia am 19.7.1655 mit Kurs Guangzhou 廣州, die Koudekerke erreichte den Hafen von Guangzhou am 4.9.1655, die Bloemendaal am 05.10.1655. Von Guangzhou aus machte man sich im März 1656 auf die etwa 2400 km lange Reise nach Beijing 北京, wo die Gesandtschaft am 16.7.1656 eintraf und rund drei Monate blieb. Am 16.10.1656 verließ die Gesandtschaft Beijing und erreichte, kam am 28.1.1657 Guangzhou und kehrte von dort nach Batavia zurück. Das Ziel der Gesandtschaft, der freien Zugang zum chinesischen Markt, wurde nicht erreicht – die Niederländer ‘durften’ alle acht Jahre eine Handelsdelegation in Verbindung mit einer Tributgesandtschaft nach China schicken und nur in dieser Zeit in Guangzhou Handel treiben. [3]

Nieuhofs Het Gezandtschap der Neêrlandtsche Oost-Indische Compagnie, aan den grooten Tartarischen Cham, den tegenwoordigen Keizer van China, die 1665 in niederländischer Sprache erschien [4], gibt eine ausführliche Beschreibung dieser Reise – und darüber hinaus  eine Beschreibung des Landes und seiner Geschichte. Der Band wurde – wie Nieuhofs andere Bücher – von seinem Bruder Hendrik auf der Basis von Joans Skizzen und Aufzeichnungen herausgegeben. Das Besondere an diesem Band sind die etwa 150 Abbildungen, die darin enthalten sind – und die einen ‘authentischen Blick’ auf China versprachen. Nicht zuletzt die Abbildungen machten  den Titel  schnell zu einem ‘Bestseller’, es gab nicht nur mehrere Ausgaben in niederländischer Sprache, sondern auch Übersetzungen ins Deutsche, ins Englische, ins Französische und ins Lateinische, u.a.:

Von den beiden englischen Ausgaben und der in Antwerpen 1666 veröffentlichten Ausgabe abgesehen, erschienen alle Versionen bei Jacob van Meurs [5]. Die Frontispize dieser Ausgaben unterscheiden isch nur durch den in dem in eine Art Vorhang eingefügten Titel in unterschiedlciehn Sprachen.

Das Frontispiz kann als Programm für Nieuhofs Bericht und Beschreibungen gelesen werden für einen der ersten Texte eines ‘Augenzeugen’, der außerhalb katholischer Missionarskreise stand: Oben steht – klein und unauffällig ins Bild gefügt – der Titel, zusammen mit den drapierten Stoffbahnen bildet er gleichsam den Theatervorhang, der sich vor einem seltsamen Schauspiel hebt.

Im Zentrum der Komposition – quasi auf der Bühne – entfaltet sich die Szene, die den größten Teil der Darstellung einnimmt. Da sitzt der Kaiser auf einem mit geflügelten Drachen reich verzierten Thronsessel. Er hat eine Hand in die Hüfte gestützt, die andere ruht auf einem Globus. Der Globus zeigt Teile Zentralasiens, Indien, Südostasien, China, Japan und den Umriss Westaustraliens (soweit er von den Fahrten des Dirk Hartog (1616), des Frederick de Houtmann (1619) und des Abel Tasman (1644) bekannt war – der Norden Asiens und der Pazifik verlieren sich im Schatten.

Der Kaiser ist ein junger Mann, seine Gesichtszüge sind ebenmäßig, er trägt einen kleinen Kinnbart und einen Schnurrbart. Die Augenbrauen über schmalen, gerade stehenden Augen zeigen einen eleganten Schwung. Auf dem Kopf trägt er eine Art Kappe mit zwei Pfauenfedern, die nach rechts unten (vom Betrachter aus gesehen) hängen. Er trägt ein langes Kleid aus einem gemusterten Stoff, das mit drei Knöpfen geschlossen (Knopfleiste vom Halsansatz bis unter den Arm) wird, und eine lange Kette aus großen Perlen mit einer Quaste.

Rund um den Thron stehen Diener /einer hält einen Schirm über den Kaiser), Bewaffnete und Würdenträger – direkt rechts und links neben dem Thron zwei Beamte mit langen Perlenketten. Alle tragen Kopfbedeckugnen, bei einigen hängt im Rücken der Zopf herunter.

‘Realistischer’ Blick?

Im Vordergrund – also vor der Bühne im Parterre – , finden sich vier weitere Figuren – ohne Kopfbedeckungen, eher ärmlich gekleidet. In der Mitte liegt eine Gestalt in einem einfachen langen Kleid mit einem sehr dicken Holzbrett um den Hals auf dem Boden. Die Arme der Figur, die zu Füßen des Liegenden sitzt, und die der Figur ganz links sind durch Ketten gefesselt. Alle drei haben dichtes Haar, das am Oberkopf zu einem Zopf zusammengebunden ist. Ganz anders erscheint die Figur rechts außen,  die zwar ebenfalls nur in Tücher gehüllt ist, aber wirres Haar und einen wirren Bart trägt.

‘Realistischer’ Blick auf China?

  • Die ab 1645 proklamierten Gesetze (tifaling  剃髮令 “Haarschneidedekrete”) befahlen den Han-Chinesen, den Großteil des Kopfes kahl zu scheren und das verbleibende Haar zum Zopf (bianzi 辮子) zu flechten. Die Durchsetzung stieß auf großen Widerstand, eine flächendeckende Umsetzung gelang erst in den 1660ern, also nach Nieuhofs Aufenthalt in China. Ausgenommen von dieser Regelung waren buddhistische Mönche, die vollständig kahl geschoren waren, und daoistische Priester, die Haar und Bart nicht schoren.

    Diese Veränderung beschreibt Nieuhof im Abschnitt über das Aussehen der Chinesen (dt. Ausg. S. 289, frz. Ausg. S. 47 , nl. Ausgabe (1665) S. 57, engl. Aus. (1669) S. 209)
  • Die Figur mit dem Halsbrett findet sich bei Nieuhof noch einmal in der ‘Beschreibung Chinas im Kapitel über Gaukler und Bettler  (frz. Ausg. S. 36, nl. Ausgabe  (1665) S. 36, dt. Ausg. (1666) S. 267); in der englischen Version (1669) ist die Abbildung spiegelverkehrt (S. 171)). Allem Anschein nach findet sich nur in der deutschen Version eine kurze Beschreibung der  Szene:”Unter andern Possen und Triegereyen / womit die Bettler in ·Sina· den Leuten das Geld vexieren / habe ihch auchzum offtern in unterschiedenen Städten und Dörffern / gesehen / daß sie den Hals durch einen grossen viereckten Stein / der ihren gantzen Leib wol zuschmettern konte [sic!] / gesteckt / und also auff der Erden gelegen; massen im beygefügten Kupffer recht lebendig abgebildet.” (S. 268)Bei dem ‘Stein’ handelt es sich um den sogenannten “Kang” (frz. cangue, von port. canga ‘Joch’, chin. mujia 木枷  oder jiasuo 枷鎖) wurde bis ins frühe 20. Jahrhundert zur Bestrafung eingesetzt (ähnlich dem in Europa verbreiteten Pranger). Der Apparat bestand aus zwei Teilen, die zusammen ein schweres, flaches Brett mit einem Loch in der Mitte bildeten. Die Öffnung war so bemessen, dass der Delinquent atmen und schlucken konnte, aber mit seinen Händen nicht an den Mund kam (und daher beim Essen Hilfe brauchte).  Je nach Schwere des Verbrechens war das Halsholz unterschiedlich schwer, das jeweilige Strafmaß war seit dem Da Ming lü 大明律 von 1397 geregelt. Darstellungen dieser Bestrafung sind in der westlichen China-Literatur sehr häufig. [8]

Die Darstellung ist Programm: Einerseits wird in dem Band ausführlich die Gesandtschaft, die vor allem mit Beamten und Würdenträgern zusammentraf beschrieben, andererseits gibt es auch Informationen über ‘das gemeine Volk’ und dessen Sitten und Gebräuche. Anders als bei (in den nächsten Posts dieser Reihe zu diskutierenden) Texten von – in der Regel – jesuitischen Autoren fehlen hier sämtliche Bezüge auf göttliche Allmacht und/oder religiöse Symbole.

[1] Zur Biographie: “Goyer [Pieter de]” in Van der Aa e.a., Biographisch Woordenboek der Nederlanden, Deel 7 (1862), 328.

[2] Nieuhof verbrachte den größten Teil seines Lebens fern seiner niederländischen Heimat: im Dienst der Geoctroyeerde West-Indische Compagnie (WIC) 1640-1649 in Brasilien, danach im Dienst der VOC – und später als Privatmann – auf dem indischen Subkontinent, auf Ceylon, in China und auf den Molukken.

[3] Dazu (mit Literaturhinweisen und kursorischen Verweisen auf Quellen im VOC-Archiv) Friederike Ulrichs: Johan Nieuhofs Blick auf China (1655-1657). Die Kupferstiche in seinem Chinabuch und ihre Wirkung auf den Verleger Jacob van Meurs. (=SInologica Coloniensia 21, Wiesbaden: Harrassowitz 2003) 10 f.

[4] Links zu zahlreichen Digitalisaten → Bibliotheca Sincia 2.0.

[5] Zur Biographie: “Moers [Jacob van]” in: A.J. van der Aa, Biographisch woordenboek der Nederlanden. Deel 12. Tweede stuk. J.J. van Brederode, Haarlem 1869.

[6] S. Patricia Bjaaland Welch: Chinese Art. A Guide to Motifs and Visual Imagery (Tokyo/Rutland/Singapore: Tuttle 2008) S. 257.

[7] H. S. Brunnert/V. V. Hagelstrom: Present day political organization of China (New York : Paragon (s. l. s. a.; Vorwort datiert “Foochow, 1911″), Nr. 950, S. 498.

[8] Zwei Beispiele aus dem 19. Jahrhundert: Plate 13 in Mason/Dadley (engr.): The punishments of China (1804) und eine Photographie von John Thomson (Nr. 13, Abb. unten links) in Bd. 3 seiner  Illustrations of China and Its People (1874). Der Mann mit dem Halsbrett findet sich in einer der in den 1980ern von Leonard Blussé (wieder)entdeckten Skizzen. R. L. Falkenburg bezeichnet diese Skizze als Darstellung von “bedelaars en acrobaten (afb. 13)”, also “Bettlern und Akrobaten” ohne weiter zu kommentieren. Vgl.R. L. Falkenburg: “Johan Nieuhofs beelden van China” in:  L. Blussé and R. Falkenburg (ed.):  Johan Nieuhofs beelden van een Chinareis, 1655-1657 (1987) 63, Abb. S. 70 unten. (Online: Leiden University Repository)

 

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/428

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Transfer und Dissemination von Wissen im 17. Jahrhundert

Erasmus Finx, genannt Erasmus Francisci (1627–1694) war ein überaus produktiver – und zu seiner Zeit viel gelesener – Autor, der als Polyhistor betrachtet wurde [1] Der Vielschreiber wurde im 19. Jahrhundert eher kritisch gesehen, wie die Kurzcharakterisierung von Jakob Franck in der Allgemeinen Deutschen Biographie zeigt:

[Francisci] war der erste deutsche Büchermacher von Profession, aber so wie seine Schriften meist an der Tagesordnung waren, so sind sie jetzt fast alle vergessen und verschollen, weil er eben nur darauf ausging, Bücher zu machen und dabei vor allem darauf bedacht war, der neugierigen Menge zu gefallen, für sie Merkwürdigkeiten aus allen Weltgegenden zusammen zu schleppen und diese geschmacklos durch breite moralische Gespräche oder einen fortlaufenden Geschichtsfaden, so gut es eben gehen wollte, mit einander zu verbinden. [2]

Einer der umfangreichsten Texte war Franciscis Ost- und West-Indischer wie auch Sinesischer Lust- und Stats-Garten(1668), [3] In Form von Gesprächen, die sich über mehrere Tage hinziehen, werden “die Wunder der neuen Welt, die tropische Natur und alle Märchen [...] die damals über sie im Schwange gingen” [4] abgehandelt – und mit mehr als 60 Tafeln illustriert. Darin findet sich Alltägliches, Überraschendes, Skurriles und Phantastisches in einer nachgerade überwältigenden Fülle, die schon der vollständige Titel des Werks andeutet (s. Abb.):

Erasmus Francisci: Ost- und West-Indianischer wie auch Sinesischer Lust- und Stats-Garten

Erasmus Francisci: Ost- und West-Indianischer wie auch Sinesischer Lust- und Stats-Garten (1668)

Erasmi Francisici Ost- und West-Indischer wie auch Sinesischer Lust- und Stats-Garten. Mit einem Vorgespräch Von mancherley lustigen Discursen ; In Drey Haupt-Theile unterschieden.
Der Erste Theil Begreifft in sich die edelsten Blumen/ Kräuter/ Bäume/ Meel- Wasser- Wein- Artzney- und Gifft-gebende Wurtzeln/ Früchte/ Gewürtze/ und Specereyen/ in Ost-Indien/ Sina und America:
Der Ander Theil Das Temperament der Lufft und Landschafften daselbst ; die Beschaffenheit der Felder / Wälder / Wüsteneyen; die berühmten natür- und Künstliche Berge / Thäler / Hölen; imgleichen die innerlichen Schätze der Erden und Gewässer; als Mineralien / Bergwercke / Metallen / Edelgesteine / Perlen und Perl-Fischereyen; folgends unterschiedliche wundersame Brunnen / Flüsse / Bäche / lust-reiche Seen / schau-würdige Brücken; allerley Meer-Wasser / abentherliche Meer-Wunder; Luft- Spatzier- Zier- Kauff- und Kriegs-Schiffe:
Der Dritte Theil Das Stats-Wesen/ Policey-Ordnungen/ Hofstäte/ Paläse / denckwürdige Kriege / Belägerungen/ Feldschalchten / fröliche und klägliche Fälle / Geist- und weltliche Ceremonien / merckwürdige Thaten und Reden der Könige und Republicken daselbst. Wobey auch sont viel leswürdige Geschichte / sinnreiche Erfindungen / verwunderliche Thiere / Vögel und Fische / hin und wieder mit eingeführet werden.
Aus den fürnemsten / alten und neuen / Indianischen Geschicht- Land- und Reisbeschreibungen / mit Fleiß zusammengezogen / und auf annehmliche Unterredungs-Art eingerichtet.

Sieht man über die dem Leser des 21. Jahrhunderts doch sehr fremde Sprache  hinweg und ignoriert die im Gespräch immer wieder erhobenen Zeigefinger, so schnell klar, dass der Lust- und Stats-Garten eine bisher kaum beachtete Fundgrube ist, wenn es darum geht, (Wissens-)Transferprozesse näher zu beleuchten. Francisci schöpft aus einer Fülle von Material, das er, wohl um die Verlässlichkeit seiner Ausführungen zu untermauern, dem Leser vorstellt. Das Literaturverzeichnis überschreibt er mit:

“Was für ·Authores· bey diesem Werkce angezogen seyn / weiset nachgesetzter ·Catalogus· Darinn auch / denen zu Liebe / die eines oder andres irgend nachzushclagen begehrten / die ·Editio·nen (etliche wenige ausgenommen) beygefüget worden.” [5]

Der “Catalogus” enthält rund 270 Titel, die zwischen der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts und 1668, dem Jahr, in dem der Stats-Garten erschien, veröffentlicht worden waren. Bei etwa 60 Prozent der Titel wird das Erscheinungsjahr genannt, beim Rest fehlt das Datum. Das älteste der aufgelisteten Werke ist aus dem Jahr 1524 [6]); das jüngste Georg Horns Orbis Imperans … aus dem Jahr 1668 [7].

Beschränkt man sich auf die Literatur, die Francisci heranzieht, um über China und ‘Chinesisches’ im weitesten Sinne zu berichten, gewinnt man den Eindruck, er habe stets die ‘aktuellsten’ Titel benützt – von Mendoza abgesehen, finden sich vor allem Titel aus den 1650er und 1660er Jahren. Doch dieser Schluss ist vorschnell, betrachtet man den “Catalogus” genauer, wird erkennbar, dass Francisci Zugriff auf eine gut bestückte Bibliothek gehabt haben dürfte – ob die vorhandene Ausgabe die jeweils aktuellste war, spielte dabei keine Rolle …

Die derzeit in Arbeit befindliche Auswertung des “Catalogus” verspricht interessante Einblicke in Prozesse der Wissensdissemination – wird im Stats-Garten doch der Versuch unternommen, Wissen, das bis dahin (aus einer Reihe von Gründen) der res publica literaria vorbehalten war, einem interessierten allgemeineren Publikum zugänglich zu machen.

[1] Zur Biographie: Friedrich Wilhelm Bautz: Finx, Erasmus, genannt Francisci. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Band 2. (Hamm: Bautz 1990) Sp. 35 f.; Gerhard Dünnhaupt: “Erasmus Francisci.” In: Philobiblon 19 (1975), 272-303; zum Werk: Gerhard Dünnhaupt: “Erasmus Francisci.” In: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Band 2. (Stuttgart: Hiersemann1990) 1514–1549.

[2] Franck, Jakob, „Francisci, Erasmus“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), 207 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118534629.html?anchor=adb.

[3] Bibliographische Daten: VD 17 23:231724G.

[4] Franck, Jakob, „Francisci, Erasmus“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), 207 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118534629.html?anchor=adb.

[5] Francisci, Stats-Garten (1668) Catalogus [unpaginiert]

[6] Hernán Cortés: Praeclara de nova maris Oceani Hyspania narratio, Carolo Romanorum imperatori anno D. 1520. transmissa etc. per Petrum Savorgnanum ex hyspano idiomate in latinum versa (Norimbergae: Frideribus Peypus 1524), bibliographische Daten: VD16 C 5309 / VD16 A 2839

[7] Bibliographische Daten: VD17 3:308871V.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/234

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Der Kaiser von China — ein Bild aus dem 17. Jahrhundert

Die Rubrik “Splitter” notiert in loser Folge erste Beobachtungen, Überlegungen, “Angedachtes”, Geistesblitze aus laufenden Projekten/Arbeiten, um lose Enden festzuhalten, Ideen wachsen zu lassen … und neue Antworten zu finden.

Martino Martini: Histori von dem Tartarischen Kriege ... (1654)
In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts verdrängten die Mandschu und ihre Verbündeten die Ming-Dynastie (1368-1644), die Qing-Dynastie übernahm die Kontrolle über das Reich. Dieser bewaffnete Konflikt ist eines der ersten Ereignisse der Geschichte Chinas, für das Berichte von Europäern, die sich zu der Zeit in China befanden, nach Europa kamen. [1]

Der Jesuit Martino Martini (1614-1661), der ab 1643 in China arbeitete, berichtet in De bello tartarico historia (Antwerpen 1654), dt. Histori von dem Tartarischen Kriege wieder die Sineser (Amsterdam 1654) bzw. Historische Beschreibung des Tartarischen Kriegs in Sina (s. l. 1654) über die Ereignisse. [2] Die einzelnen Ausgaben unterscheiden sich beträchtlich, einige sind mit zahlreichen Illustrationen und einem illustrierten Titelblatt (s. Abb. links) ausgestattet, andere kommen ohne Illustrationen – gemeinsam ist allen das kleine Format (12°).

Das Titelblatt bleibt zunächst unverständlich: Der Titel ist von vier Feldern umgeben: oben ein Kopf mit zwei liegenden Gestalten, links eine stehende Figur in ‘exotischer’ Kleidung, rechts die stehende Figur eines Kriegers/Soldaten mit Pfeil und Bogen; unten eine ‘orientalische’ Stadtansicht. Blättert man in den Band hinein, wird die Figur links als chinesischer Kaiser identifizierbar, der in den unterschiedlichsten Situationen dargestellt wird. (vgl. u.a. die Illustration zu S. 26).

Der ‘Kaiser von China’ erscheint in Gestalt einer eher beleibten Figur mit schwarzer Kappe und wallenden Gewändern, über der Brust ein kreisförmiges Emblem mit zwei stehenden Vögeln – er erinnert an die ‘offiziellen Porträts der Ming-Kaiser, z.B. ein Porträt des Yongle 永樂 Kaisers (1360-1424, r. 1402-1424).

Dieser ‘Kaiser von China’ taucht nach De bello tartarico historia in zahlreichen Publikationen immer wieder auf:

  • In Martinis Novus Atlas Sinensis (1655) in der Titelvignette der Karte “Pecheli [i.e. BeiZhili 北直隶] sive Peking imperii sinarum provincia prima” sitzt ‘der Dicke’ unter einem Sonnenschirm [3]:
  • Nicht ganz so fein ausgearbeitet wie im Novus Atlas Sinensis, aber in gleicher Pose findet sich die Figur auf dem Titelblatt von De re litteraria sinensium commentarius (16660) von Theophil Spitzel:[4]
  • Unter dem Titel “Der alte Kayser von China” findet sich die Figur auch im Thesaurus Exoticorum
    Thesaurus Exoticorum. Oder eine mit Außländischen Raritäten und Geschichten Wohlversehene Schatz-Kammer : Fürstellend Die Asiatische, Africanische und Americanische Nationes Der Perser/ Indianer/ Sinesen/ Tartarn/ Egypter/ ... Nach ihren Königreichen.../ Eberhard Werner Happel. - [Online-Ausg.]. - Hamburg : Wiering, 1688

    E. W. Happel: Thesaurus Exoticorum. Oder eine mit Außländischen Raritäten und Geschichten Wohlversehene Schatz-Kammer : Fürstellend Die Asiatische, Africanische und Americanische Nationes Der Perser/ Indianer/ Sinesen/ Tartarn/ Egypter/ … Nach ihren Königreichen… (Hamburg : Wiering, 1688) http://diglib.hab.de/drucke/gv-2f-26/start.htm

In De bello tartarico historia wird nur aus dem Zusammenhang angedeutet, wer gezeigt wird, im Novus Atlas Sinensis und bei Spitzel bleibt die Figur ohne Erläuterungen und somit weitgehend Dekoration.
Happels Bezeichnung – “Der alte Kayser von China” – gibt Aufschluss darüber, wer hier dargestellt werden soll: Ein (nicht näher bezeichneter) Herrscher der (eben untergegangenen) Ming-Dynastie – den Herrscher der neuen Dynastie, den Shunzhi Kaiser, stellt er ganz anders dar [6].

 

Ein Beispiel von vielen, das zahlreiche Fragen aufwirft:

  • Fragen nach dem “Ursprung” und den “Vorlagen” europäischer China-Bilder
  • Fragen nach Original und Verfremdung
  • Fragen nach der Grenze zwischen Dekoration und Illustration


[1] Edwin J. Van Kley: “News from China; Seventeenth-Century European Notices of the Manchu Conquest”. In: The Journal of Modern History Vol. 45, No. 4 (Dec., 1973), pp. 561-582.

[2] Zu den Ausgaben von De bello tartarico historia und diversen Übersetzungen aus dem 17. Jh. s. Bibliotheca Sinica 2.0.

[3] “Pecheli sive Peking imperii sinarum provincia prima (Amsterdam: Blaeu 1655), Quelle: gallica.

[4] Gottlieb Spitzel: De re litteraria Sinensium commentarius (Lugd. Batavorum: ex officina Petri Hackii 1660), Titel.

[5] [Eberhard Werner Happel:] Thesaurus exoticorum. Oder eine mit Außländischen Raritäten und Geschichten Wohlversehene Schatz-Kammer Fürstellend Die Asiatische, Africanische und Americanische Nationes der Perser / Indianer / Sinesen / Tartarn / Egypter / Barbarn / Libyer / Nigriten / Guineer / Hottentotten / Abyssiner / Canadenser / Virgenier / Floridaner / Mexikaner / Peruaner / Chilenser / Magellanier und Brasilianer etc. Nach ihren Königreichen Policeyen, Kleydungen / Sitten und Gottes-Dienst. Darauff folget eine Umständliche von Türckey Beschreibung: [...] Alles mit Mühe und Fleiß aus den berühmtesten Scribenten zusammen getragen / mit schönen Kupfern und Landkarten / auch andern Figuren in sehr grosser Anzahl außgezieret / und denen Liebhabern zur Ergetzligkeit heraußgegeben Von Everhardo Guernero Happelio (Hamburg: Wiering, 1688) p. 19.

[6] [Eberhard Werner Happel:] Thesaurus exoticorum. Oder eine mit Außländischen Raritäten und Geschichten Wohlversehene Schatz-Kammer Fürstellend Die Asiatische, Africanische und Americanische Nationes der Perser / Indianer / Sinesen / Tartarn / Egypter / Barbarn / Libyer / Nigriten / Guineer / Hottentotten / Abyssiner / Canadenser / Virgenier / Floridaner / Mexikaner / Peruaner / Chilenser / Magellanier und Brasilianer etc. Nach ihren Königreichen Policeyen, Kleydungen / Sitten und Gottes-Dienst. Darauff folget eine Umständliche von Türckey Beschreibung: [...] Alles mit Mühe und Fleiß aus den berühmtesten Scribenten zusammen getragen / mit schönen Kupfern und Landkarten / auch andern Figuren in sehr grosser Anzahl außgezieret / und denen Liebhabern zur Ergetzligkeit heraußgegeben Von Everhardo Guernero Happelio (Hamburg: Wiering, 1688) p. 27.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/193

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