Blog carnival: Experimente in den Digital Humanities #dhiha6

8579313013_addda5b464_kCall for Blogartikel im Rahmen des Studientages #dhiha6 – “Experimente in den Digital Humanities”

Am 12. Juni findet in Paris die sechste Ausgabe des Studientages zu den Digital Humanities statt, organisiert vom Deutschen Historischen Institut Paris, dem Cléo, dem Institut d’études avancées und der European Sciences Foundation. Der Studientag zum Thema „Experimente“ stellt die Möglichkeit dar, Praktiken zu testen und die „wissenschaftliche“ Herangehensweise der Geistes- und Sozialwissenschaften zu hinterfragen, ein Themenfeld, das durch die Entwicklung der Digital Humanities begünstigt wird.

Aus diesem Grund und um diese sechste Ausgabe der Tagungsreihe gebührend zu begehen, rufen die Organisatoren in diesem Jahr zu einem Call for Blogartikel zum Thema „Experimente in den Digital Humanities“ auf. Dieser Call bietet so die Gelegenheit, vier Forschungspraktiken zu erproben:

  1. Der Call for Papers als ein Call for Blogartikel.
  2. Diese Blogartikel durchlaufen anschließend ein Open Peer Review (OPR)-Verfahren, ein noch wenig erprobtes und in Zukunft weiterzuentwickelndes Verfahren.
  3. Der „OPR-Sprint“, d.h. ein Open Peer Review binnen weniger Stunden während des Studientages, dient dem Testen der Onlinepublikation der Blogartikel und des Einbezuges der Kommentare.
  4. Abschließend erfolgt die Publikation der Blogartikel sowie (ebenso online) der Beiträge des Studientages, ausgehend vom OPR und nach Einarbeitung der Kommentare durch die Autoren der Blogartikel.

Einige Themen werden an dieser Stelle vorgeschlagen, wobei die Liste nicht vollständig ist und Blogbeiträge gern darüber hinaus gehen können:

  • Labore und Experimente in den Geistes- und Sozialwissenschaften
  • Entwicklung von Forschungsproblematiken durch Experimente
  • Interpretation als Experiment
  • Scheitern im Forschungsprozess
  • Forschungsinfrastukturen als Raum für Experimente
  • Interdisziplinäre Experimente
  • Einführung eines Versuchsprotokoll in den Geistes- und Sozialwissenschaften
  • Gemeinschaftliche Experimente: Wissenschaft und Gesellschaft, Crowdsourcing
  • Visualisierung von und Experimente mit Daten
  • Lehren von Experimenten in den Geistes- und Sozialwissenschaften

Die Blogbeiträge sollen zwischen dem 20. April und dem 31. Mai 2015 auf Französisch, auf Deutsch oder auf Englisch publiziert werden. Bitte verwenden Sie den Hashtag #dhiha6 im Titel und verlinken Sie den Artikel in einem Kommentar unter diesen Beitrag. Die Beiträge bitte gleichzeitig an die folgende Mailadresse schicken: sdumouchel [at] dhi-paris.fr. Wir sind gespannt auf die Beiträge!

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Abbildung: Chemistry Spectacular von Wellington College, Lizenz CC BY-NC 2.0

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/2405

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Eine Brücke zwischen Journal und Blog: Interview mit Marko Demantowsky über „Public History Weekly“ #wbhyp

PHWMareike König (MK): Public History Weekly (PHW) ist ein Blogjournal zu den Themen Geschichte und Geschichtsdidaktik, das seit etwa eineinhalb Jahren auf den Verlagsseiten von Oldenbourg/De Gruyter im Open Access angeboten wird. Was genau ist ein Blogjournal, oder anderes: Was ist das „Bloghafte“ an Public History Weekly, was entspricht eher einem Journal?

Mario Demantowsky (MD): Wir sind ein internationales und multilinguales Journal, das den öffentlichen Umgang mit Geschichte thematisiert, unsere BeiträgerInnen sind HistorikerInnen mit dem Schwerpunkt Geschichtsdidaktik und Geschichtskultur. Anfang September 2013 sind wir gestartet, seitdem haben wir 63 Ausgaben produziert mit jeweils 1 bis 2 sogenannten Initialbeiträgen. Auf diese Initialbeiträge haben bisher 190 in der Regel sehr ausführliche und fundierte Kommentare geantwortet.

In der Tat ist das Format ein neuartiger Hybrid, eher Wochenzeitschrift als Weblog. Die Ausgangsfrage lautete: Wie sollte eine Zeitschrift in unserem Fach heute beschaffen sein, damit sie möglichst viele potentiell Interessierte erreicht? Viele Features, die man vom Bloggen kennt, schienen uns für eine solche neuartige Zeitschrift außerordentlich hilfreich. Auch der Spirit des Bloggens, das unfertige, sich angreifbar machende Schreiben schien uns sehr hilfreich, um Interessierte zu erreichen.

Aber es gibt natürlich wesentliche Unterschiede zu einem Weblog, vor allem in Hinsicht Periodizität und Formatstandards. Die LeserInnen können sich auf Folgendes verlassen:

-          Die Beiträge erscheinen absolut regelmäßig zu einer festen Zeit, ja zu einer festen Minute: donnerstags, 8 Uhr MEZ.
-          Sie haben ein festes Format und erfüllen alle Ansprüche an wissenschaftliches Publizieren.
-          Die Kommentare werden redaktionell betreut. Bei PHW erscheint nichts, was nicht durch eine formale und inhaltliche Qualitätskontrolle gegangen ist.
-          Auch die Kommentare erscheinen zu festgelegten Zeiten.
-          Es ist möglich, ganz frei zu kommentieren. Wir bitten allerdings bei den meisten Beiträgen, auch 1-2 ExpertInnen um eine Stellungnahme (Peer Comment).

Aber auch von Fachzeitschriften unterscheidet uns natürlich vieles:

-          Unsere thematischen Beiträge beginnen mit einem "Initialbeitrag", der möglichst "anstößig" geschrieben, nicht für sich stehen soll, sondern auf direkte Diskussion abzielt. Die nach allen Regeln der Kunst erfolgende Erschließung in wissenschaftlichen Datenbanken bezieht sich dann auf die gesamte Texteinheit, die Initialbeiträge, Kommentare und AutorIn-Replik einschließt. Diese multiperspektivischen, kontroversen Texteinheiten sind m.E. eine ganze neue wissenschaftliche Textgattung. Damit das so sein kann, muss der Thread nach der Replik auch abgeschlossen werden. Soziales digitales Publizieren muss kein endlos mäanderndes Geschehen sein, zitierfähig wird das Ganze erst durch den Abschluss (siehe dazu auch Groebners Kritiken am digitalen Publizieren).

-          Wir arbeiten mit festen Stammautoren, die sich mindestens für 2 Jahre verpflichten. Auch diese Eigenart hat ganz pragmatische Gründe: Ein zuverlässiger wöchentlicher Erscheinungsturnus braucht im Hintergrund für Redaktion und Autoren absolut verlässliche Strukturen. Dank unserer Stammautorenriege können wir Redaktionspläne mit einem Vorlauf von 12 Monaten erarbeiten. Darüber hinaus stellt das Schreiben bei uns an unserer AutorInnen ganz neue Anforderungen, die einen formatspezifischen Professionalisierungsprozess nach sich ziehen, dem dient eine intensive Betreuung der AutorInnen durch die Redaktion ebenso wie nicht zuletzt unsere jährlichen Editorial Meetings in Basel. Dazu stossen immer wieder GastautorInnen als Überraschungsgäste.

Schließlich: Wir sind kein klassisches Verlagsprodukt und sind auch nicht auf Verlagsseiten verankert, sondern wir sind ein Kooperationsprojekt der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz mit dem De Gruyter Oldenbourg Verlag. Deshalb ist der Website auch neutral, seine technische Basis wird allerdings vom Verlag bereitgestellt und gewartet. Auch das macht unseren neuartigen Hybridcharakter aus. Wir lösen uns aus der müßigen Konfrontation von "alten" Wissenschaftsverlagen contra neuer Publikationskultur. Es ist De Gruyter Oldenbourg und dort v.a. Martin Rethmeier außerordentlich hoch anzurechnen, dass er sich auf dieses (teure) Experiment eingelassen hat.

MK: Der Untertitel von PHW lautet „Blogjournal for History and Civil Education“. Welche Themen werden in den wöchentlichen Ausgaben aufgegriffen? Wie kommen Sie auf Ihre Autorinnen und Autoren?

MD: Der Untertitel auf der Website ist renovierungsbedürftig. Bei Twitter und Facebook firmieren wir als BlogJournal for Public Use of History and History & Civics Education. Der explizit geschichtsdidaktische Bezug erscheint uns sinnvoll, weil der Einbezug des schulischen Geschehens in die kritische Geschichtskulturdebatte nach unserem Dafürhalten für beide Seiten wichtig und – zumindest in der angelsächsischen Community – neu ist. Geschichtsunterricht ist ein sublimer Ausdruck vorherrschender historischer Basisnarrative und bedarf der kritischen geschichtskulturellen Einordnung. Gleichermaßen wird man die Rezipienten musealer oder massenmedialer Angebote nicht erklären können, wenn man den Geschichtsunterricht als historische Sozialisationsinstanz außer Acht lässt. Wir wollen bei PHW die beiden Diskurse also zusammenführen.

Die thematische Wahl der einzelnen Beiträge bleibt den StammautorInnen völlig überlassen. Die jährlichen Meetings und ihre Diskussionen helfen natürlich, ein sinnvolles thematisches Spektrum näher zu bestimmen, aber für die Zuverlässigkeit der Texteinreichung bleibt die pure, wissenschaftsbetriebsferne Lust entscheidend, mit der sich AutorInnen auf uns einzulassen vermögen.

Wir haben uns in einem ersten Schritt bewusst bemüht, jüngere, namhafte und gleichwohl nicht-netzaffine ProfessorInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz anzusprechen und sind dabei auf ein großes Wohlwollen gestoßen, wofür ich auch nach zwei Jahren noch dankbar bin. In einem zweiten Schritt haben wir 2013 die Riege unserer StammautorInnen multilingual erweitert. Das Ziel bestand darin, führende VertreterInnen aus den separierten Diskursen zur Public History aus Argentinien, Australien, Kanada, Mexiko, Russland, Südafrika, USA und der Türkei zu gewinnen. Auch das hat sehr gut funktioniert. Im Herbst 2015 wird es bei PHW einen weiteren Globalisierungsschub geben.

MK: Ein kurzer Blick auf die Statistik, wenn es erlaubt ist: Wie hoch sind die Zugriffe auf das wöchentlich erscheinende Blogjournal? Welche Themen laufen besonders gut, sowohl vom Zugriff als auch von den Kommentaren her?

MD: Ich habe auf diese Frage vor Monaten freimütiger geantwortet als heute. Das liegt daran, dass ich den uns zugänglichen Zählmethoden nicht mehr ganz traue. Es gibt den eigenen WordPress-Zähler, es gibt das WordPress Add-on Google Analytics Summary, und es gibt das Google Analytics Tool selbst. Jeweils differente Zahlen. Hält man sich an letzteres, was mir am zuverlässigsten scheint, sollte man bedenken, dass alle User mit Cookie-Blocker nicht erfasst werden. Das dürften gerade in unserer netzaffinen Leserschaft nicht wenige sein. Insofern sind die Zahlen mit Vorsicht zu behandeln, solche Angaben sind grundsätzlich ja auch schwer nachzuprüfen ... Google Analytics bietet allerdings eine Reihe interessanter Features, die Tendenzen erkennen lassen. Mit einigen konservativen Berechnungen sind wir im vorigen Jahr  auf mindestens 4000 StammleserInnen gekommen (ca. 32.000 unique clients). Im vergangenen September haben wir auf multilingualen Betrieb umgestellt, seitdem wächst die Leserschaft, und sie wird naturgemäß internationaler.

In der Tat gibt es große Zugriffsdifferenzen zwischen den einzelnen Beiträgen. Das ist jeweils kein inhaltliches Gut/Schlecht-Kriterium, Aufsehen erregen die Besonderheiten. Inzwischen haben sich aber doch echte PHW-Stars mit stabil großem Erfolg herausgebildet, wie Prof. Dr. Markus Bernhardt, der für 2013/14 von unserem Advisory Board denn auch ausgezeichnet worden ist. Es laufen aber bei allen AutorInnen die Themen gut, die einen wirklichen Informationsgewinn versprechen, die eine These verfechten und die auch gerne Angriffsfläche bieten. Unsere Artikel sind im wahrsten Sinne anstößig, wenn sie funktionieren. Ein letzter Punkt: In den ersten Monaten hat sich das Interesse immer sehr fokussiert einzelnen Beiträgen zugewandt, inzwischen bemerken wir eine breite Diversifizierung des Interesses. Dafür ist zum einen die gestiegene Zahl der Beiträge verantwortlich (inzwischen 79). Aber vor allem auch im Nachhinein eingebaute Features wie das Issues- und das Contents-Menü, die die Vielfalt und die Vielzahl unserer Artikel wie ein klassisches Inhaltsverzeichnis dauerhaft präsent halten. Wir sind von daher nicht mehr nur eine Art von Wochenzeitschrift, sondern zunehmend auch ein Ideen- und Anregungspool.

MK: Die Beiträge des Blogjournals können kommentiert werden. Jedoch nicht beliebig: die Kommentare werden redaktionell betreut, laut Guidelines sollen sie „eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Initialbeitrag"[1] darstellen, teilweise werden Kommentare auch eingeworben, und sie werden nur zu Office-Zeiten freigeschalten. Nach einigen Wochen wird der Kommentar-Threat geschlossen. Warum diese Beschränkungen?

MD: Einiges habe ich oben schon beantwortet. Hier möchte ich nur auf einen weiteren wichtigen Aspekt eingehen: Social Media hat außerhalb der "Social-Media-Bubble" einen schlechten Ruf. Dieser speist sich einerseits natürlich aus einer gewissen grundsätzlichen kulturkonservativen Distanz gegenüber dem "Neuland". (Früher musste man bei diesem Begriff übrigens auf Scholochow verweisen, heute auf Merkel. Wer Merkels Neuland-Begriff aber verstehen will, sollte die DDR-Schulpflichtlektüre "Neuland unterm Pflug" einmal nachholen. Ich schweife ab.) Andererseits stehen dahinter natürlich auch mehr oder minder substantielle Erfahrungen mit wirklichen Fehlentwicklungen in der Social-Media-Kommunikation, vor allem der Trollerei. Unsere Hauptarbeit besteht also darin, diese Widerstände zu verflüssigen, jenseits der Probleme die wissenschaftlichen Potentiale deutlich zu machen. Wir sehen uns da tatsächlich als Brückenbauer. Also haben wir ein Tool konstruiert, dass die Vorteile der Social Media für Wissenschaftskommunikation ausschöpft und gleichzeitig die Risiken zu minimieren versucht. Das erreichen wir durch eine kleine Retardierung der Echtzeitigkeit und durch vorsichtige und sehr liberale Moderation.

MK: Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Kommentieren gemacht? Wie schwierig ist es, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Kommentieren zu bringen?

MD: Sehr schwierig, oft. Zur Begründung siehe vorige Antwort. Allerdings ist schon zu sagen, dass im Sinne des Formats gute, also anstößige Beiträge nicht lange auf Kommentare zu warten brauchen. Uns liegt aber auch schon sehr daran, zusätzlich ExpertInnen-Stimmen in die Diskussionen einzuladen, die von sich aus wegen der hinlänglich bekannten strapazierten Zeitbudgets vielleicht nicht kommentieren würden. Manch prominente Stimme will auch grundsätzlich eingeladen werden. Das zu den "Peer Comments".

Dazu kommt, das gilt aber ebenso für die Initialbeiträge: Viele KollegInnen sind es gar nicht gewöhnt, für eine echte Öffentlichkeit zu schreiben, so wie wir sie fachspezifisch sicher erreichen. Man wacht aus dem Schreiben von länglichen Sammelbandbeiträgen auf und soll für uns kommentieren, am besten von einem Tag auf den anderen. So schnell, so öffentlich und widersprechbar, da werden bei manchen offenbar doch Gefühle der Beklemmung geweckt. Das kann zurzeit sicher gar nicht anders sein, aber es markiert auch die große kulturelle Herausforderung, vor der sich die hochspezialisierte Wissenschaft, heute im digitalen Wandel mehr als je zuvor, plötzlich wieder sieht. Die berufliche Dimension "public intellectual" haben viele KollegInnen gar nicht mehr auf dem Zettel.

MK: Haben Sie Tipps und Hinweise für Bloggende, die mehr Kommentare einwerben möchten? Was ist zu beachten? Oder werden Kommentare überschätzt?

MD: Nein, Kommentare werden nicht überschätzt, sondern sind das Elixier des digitalen und sozialen Publizierens.

Das Grundproblem, angesehene WissenschaftlerInnen zum Kommentieren zu bringen, ist ein ökonomisches: Das Zeitbudget ist so extrem verknappt, der Arbeitsstau so hoch, dass man – wenn schon nicht nach dem finanziellen – dann nach dem Kriterium des Reputationsgewinns Aufgaben sortieren und aussortieren muss. Wir haben durch die Zusammenarbeit mit einem angesehenen Verlag, durch die Auswahl der StammautorInnen und des Advisory Boards, durch die Investition in Datenbankerschließung und in das Layout versucht, das Reputationsproblem zu lösen. Das war und ist für uns eine große Herausforderung, vor allem in der Perspektive einer nachhaltigen Etablierung von Reputationszuweisung! Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.

MK: Kann eine Mischform zwischen Blog und Journal, wie es „Public History Weekly“ darstellt, dem Bloggen zu mehr wissenschaftlicher Akzeptanz verhelfen?

MD: Ja, das hoffe ich. Allgemeiner besteht die Hoffnung darin, das mehr und mehr KollegInnen über die Brücke von PHW sich der Kommunikation in den sozialen Medien annehmen, verstehen, welches Potential diese Formate bereitstellen und wie wichtig es ist, dass ihre Stimmen auch dort gehört werden und zur Geltung kommen.

MK: Bloggen Sie selbst? Wenn ja, worüber?

MD: Ich setze mich als geschäftsführender Herausgeber von PHW auch der Beurteilung und der Diskussion um eigene Initialbeiträge aus. Das führt manchmal in einen double bind, aber es macht mir auch Spaß. Neben meiner aufreibenden Tätigkeit in Basel, meinen "normalen" wissenschaftlichen Verpflichtungen und der Redaktionsarbeit bei PHW komme ich leider nicht zu einem eigenen Weblog (meine Professur pflegt allerdings einen). In einer idealen Welt hätte ich dafür Zeit, irgendwann hoffentlich ist es möglich. Ich verstehe und schätze das Prinzip des Wissenschaftsbloggens und bin ein wirklich großer Bewunderer der bloggenden KollegInnen, die ich jetzt nicht einzeln nennen möchte, die aber wissen, dass ich sie meine.

MK: Wie geht es weiter mit dem Blogjournal? Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? Wird die Waage eher in Richtung Journal oder eher in Richtung Blog ausschlagen?

MD: Wir kultivieren erst einmal unseren Hybridcharakter. Ich glaube, nur so können wir unsere Brückenfunktion wahrnehmen. Bis 2016 läuft der Kooperationsvertrag, ist unsere Finanzierung gesichert. Meine Hochschule investiert einen erheblichen Betrag in die Redaktionsarbeit, der Verlag in die technische Basis und das Marketing. Wie es ab 2016 weitergeht, wissen wir im Moment noch nicht. Insbesondere unsere neuartige Multilingualität sorgt für Kosten, die wir ursprünglich nicht budgetiert hatten. Wir starten dazu in diesem Frühjahr ein Crowdfunding, und es wäre für das Projekt insgesamt von größter Bedeutung, dass sich möglichst viele unserer LeserInnen bereit finden könnten, etwas dazu beizutragen.

MK: Vielen Dank für das Interview!

____

Das Interview versteht sich als Beitrag zur Blogparade "Wissenschaftsbloggen - zurück in die Zukunft #wbhyp". Marko Demantowsky hat die Fragen schriftlich beantwortet.

 

  1. Siehe Guidelines von Public History Weekly, http://public-history-weekly.oldenbourg-verlag.de/contribute/.

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/2358

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Eine Brücke zwischen Journal und Blog: Interview mit Marko Demantowsky über „Public History Weekly“ #wbhyp

PHWMareike König (MK): Public History Weekly (PHW) ist ein Blogjournal zu den Themen Geschichte und Geschichtsdidaktik, das seit etwa eineinhalb Jahren auf den Verlagsseiten von Oldenbourg/De Gruyter im Open Access angeboten wird. Was genau ist ein Blogjournal, oder anderes: Was ist das „Bloghafte“ an Public History Weekly, was entspricht eher einem Journal?

Mario Demantowsky (MD): Wir sind ein internationales und multilinguales Journal, das den öffentlichen Umgang mit Geschichte thematisiert, unsere BeiträgerInnen sind HistorikerInnen mit dem Schwerpunkt Geschichtsdidaktik und Geschichtskultur. Anfang September 2013 sind wir gestartet, seitdem haben wir 63 Ausgaben produziert mit jeweils 1 bis 2 sogenannten Initialbeiträgen. Auf diese Initialbeiträge haben bisher 190 in der Regel sehr ausführliche und fundierte Kommentare geantwortet.

In der Tat ist das Format ein neuartiger Hybrid, eher Wochenzeitschrift als Weblog. Die Ausgangsfrage lautete: Wie sollte eine Zeitschrift in unserem Fach heute beschaffen sein, damit sie möglichst viele potentiell Interessierte erreicht? Viele Features, die man vom Bloggen kennt, schienen uns für eine solche neuartige Zeitschrift außerordentlich hilfreich. Auch der Spirit des Bloggens, das unfertige, sich angreifbar machende Schreiben schien uns sehr hilfreich, um Interessierte zu erreichen.

Aber es gibt natürlich wesentliche Unterschiede zu einem Weblog, vor allem in Hinsicht Periodizität und Formatstandards. Die LeserInnen können sich auf Folgendes verlassen:

-          Die Beiträge erscheinen absolut regelmäßig zu einer festen Zeit, ja zu einer festen Minute: donnerstags, 8 Uhr MEZ.
-          Sie haben ein festes Format und erfüllen alle Ansprüche an wissenschaftliches Publizieren.
-          Die Kommentare werden redaktionell betreut. Bei PHW erscheint nichts, was nicht durch eine formale und inhaltliche Qualitätskontrolle gegangen ist.
-          Auch die Kommentare erscheinen zu festgelegten Zeiten.
-          Es ist möglich, ganz frei zu kommentieren. Wir bitten allerdings bei den meisten Beiträgen, auch 1-2 ExpertInnen um eine Stellungnahme (Peer Comment).

Aber auch von Fachzeitschriften unterscheidet uns natürlich vieles:

-          Unsere thematischen Beiträge beginnen mit einem "Initialbeitrag", der möglichst "anstößig" geschrieben, nicht für sich stehen soll, sondern auf direkte Diskussion abzielt. Die nach allen Regeln der Kunst erfolgende Erschließung in wissenschaftlichen Datenbanken bezieht sich dann auf die gesamte Texteinheit, die Initialbeiträge, Kommentare und AutorIn-Replik einschließt. Diese multiperspektivischen, kontroversen Texteinheiten sind m.E. eine ganze neue wissenschaftliche Textgattung. Damit das so sein kann, muss der Thread nach der Replik auch abgeschlossen werden. Soziales digitales Publizieren muss kein endlos mäanderndes Geschehen sein, zitierfähig wird das Ganze erst durch den Abschluss (siehe dazu auch Groebners Kritiken am digitalen Publizieren).

-          Wir arbeiten mit festen Stammautoren, die sich mindestens für 2 Jahre verpflichten. Auch diese Eigenart hat ganz pragmatische Gründe: Ein zuverlässiger wöchentlicher Erscheinungsturnus braucht im Hintergrund für Redaktion und Autoren absolut verlässliche Strukturen. Dank unserer Stammautorenriege können wir Redaktionspläne mit einem Vorlauf von 12 Monaten erarbeiten. Darüber hinaus stellt das Schreiben bei uns an unserer AutorInnen ganz neue Anforderungen, die einen formatspezifischen Professionalisierungsprozess nach sich ziehen, dem dient eine intensive Betreuung der AutorInnen durch die Redaktion ebenso wie nicht zuletzt unsere jährlichen Editorial Meetings in Basel. Dazu stossen immer wieder GastautorInnen als Überraschungsgäste.

Schließlich: Wir sind kein klassisches Verlagsprodukt und sind auch nicht auf Verlagsseiten verankert, sondern wir sind ein Kooperationsprojekt der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz mit dem De Gruyter Oldenbourg Verlag. Deshalb ist der Website auch neutral, seine technische Basis wird allerdings vom Verlag bereitgestellt und gewartet. Auch das macht unseren neuartigen Hybridcharakter aus. Wir lösen uns aus der müßigen Konfrontation von "alten" Wissenschaftsverlagen contra neuer Publikationskultur. Es ist De Gruyter Oldenbourg und dort v.a. Martin Rethmeier außerordentlich hoch anzurechnen, dass er sich auf dieses (teure) Experiment eingelassen hat.

MK: Der Untertitel von PHW lautet „Blogjournal for History and Civil Education“. Welche Themen werden in den wöchentlichen Ausgaben aufgegriffen? Wie kommen Sie auf Ihre Autorinnen und Autoren?

MD: Der Untertitel auf der Website ist renovierungsbedürftig. Bei Twitter und Facebook firmieren wir als BlogJournal for Public Use of History and History & Civics Education. Der explizit geschichtsdidaktische Bezug erscheint uns sinnvoll, weil der Einbezug des schulischen Geschehens in die kritische Geschichtskulturdebatte nach unserem Dafürhalten für beide Seiten wichtig und – zumindest in der angelsächsischen Community – neu ist. Geschichtsunterricht ist ein sublimer Ausdruck vorherrschender historischer Basisnarrative und bedarf der kritischen geschichtskulturellen Einordnung. Gleichermaßen wird man die Rezipienten musealer oder massenmedialer Angebote nicht erklären können, wenn man den Geschichtsunterricht als historische Sozialisationsinstanz außer Acht lässt. Wir wollen bei PHW die beiden Diskurse also zusammenführen.

Die thematische Wahl der einzelnen Beiträge bleibt den StammautorInnen völlig überlassen. Die jährlichen Meetings und ihre Diskussionen helfen natürlich, ein sinnvolles thematisches Spektrum näher zu bestimmen, aber für die Zuverlässigkeit der Texteinreichung bleibt die pure, wissenschaftsbetriebsferne Lust entscheidend, mit der sich AutorInnen auf uns einzulassen vermögen.

Wir haben uns in einem ersten Schritt bewusst bemüht, jüngere, namhafte und gleichwohl nicht-netzaffine ProfessorInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz anzusprechen und sind dabei auf ein großes Wohlwollen gestoßen, wofür ich auch nach zwei Jahren noch dankbar bin. In einem zweiten Schritt haben wir 2013 die Riege unserer StammautorInnen multilingual erweitert. Das Ziel bestand darin, führende VertreterInnen aus den separierten Diskursen zur Public History aus Argentinien, Australien, Kanada, Mexiko, Russland, Südafrika, USA und der Türkei zu gewinnen. Auch das hat sehr gut funktioniert. Im Herbst 2015 wird es bei PHW einen weiteren Globalisierungsschub geben.

MK: Ein kurzer Blick auf die Statistik, wenn es erlaubt ist: Wie hoch sind die Zugriffe auf das wöchentlich erscheinende Blogjournal? Welche Themen laufen besonders gut, sowohl vom Zugriff als auch von den Kommentaren her?

MD: Ich habe auf diese Frage vor Monaten freimütiger geantwortet als heute. Das liegt daran, dass ich den uns zugänglichen Zählmethoden nicht mehr ganz traue. Es gibt den eigenen WordPress-Zähler, es gibt das WordPress Add-on Google Analytics Summary, und es gibt das Google Analytics Tool selbst. Jeweils differente Zahlen. Hält man sich an letzteres, was mir am zuverlässigsten scheint, sollte man bedenken, dass alle User mit Cookie-Blocker nicht erfasst werden. Das dürften gerade in unserer netzaffinen Leserschaft nicht wenige sein. Insofern sind die Zahlen mit Vorsicht zu behandeln, solche Angaben sind grundsätzlich ja auch schwer nachzuprüfen ... Google Analytics bietet allerdings eine Reihe interessanter Features, die Tendenzen erkennen lassen. Mit einigen konservativen Berechnungen sind wir im vorigen Jahr  auf mindestens 4000 StammleserInnen gekommen (ca. 32.000 unique clients). Im vergangenen September haben wir auf multilingualen Betrieb umgestellt, seitdem wächst die Leserschaft, und sie wird naturgemäß internationaler.

In der Tat gibt es große Zugriffsdifferenzen zwischen den einzelnen Beiträgen. Das ist jeweils kein inhaltliches Gut/Schlecht-Kriterium, Aufsehen erregen die Besonderheiten. Inzwischen haben sich aber doch echte PHW-Stars mit stabil großem Erfolg herausgebildet, wie Prof. Dr. Markus Bernhardt, der für 2013/14 von unserem Advisory Board denn auch ausgezeichnet worden ist. Es laufen aber bei allen AutorInnen die Themen gut, die einen wirklichen Informationsgewinn versprechen, die eine These verfechten und die auch gerne Angriffsfläche bieten. Unsere Artikel sind im wahrsten Sinne anstößig, wenn sie funktionieren. Ein letzter Punkt: In den ersten Monaten hat sich das Interesse immer sehr fokussiert einzelnen Beiträgen zugewandt, inzwischen bemerken wir eine breite Diversifizierung des Interesses. Dafür ist zum einen die gestiegene Zahl der Beiträge verantwortlich (inzwischen 79). Aber vor allem auch im Nachhinein eingebaute Features wie das Issues- und das Contents-Menü, die die Vielfalt und die Vielzahl unserer Artikel wie ein klassisches Inhaltsverzeichnis dauerhaft präsent halten. Wir sind von daher nicht mehr nur eine Art von Wochenzeitschrift, sondern zunehmend auch ein Ideen- und Anregungspool.

MK: Die Beiträge des Blogjournals können kommentiert werden. Jedoch nicht beliebig: die Kommentare werden redaktionell betreut, laut Guidelines sollen sie „eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Initialbeitrag"[1] darstellen, teilweise werden Kommentare auch eingeworben, und sie werden nur zu Office-Zeiten freigeschalten. Nach einigen Wochen wird der Kommentar-Threat geschlossen. Warum diese Beschränkungen?

MD: Einiges habe ich oben schon beantwortet. Hier möchte ich nur auf einen weiteren wichtigen Aspekt eingehen: Social Media hat außerhalb der "Social-Media-Bubble" einen schlechten Ruf. Dieser speist sich einerseits natürlich aus einer gewissen grundsätzlichen kulturkonservativen Distanz gegenüber dem "Neuland". (Früher musste man bei diesem Begriff übrigens auf Scholochow verweisen, heute auf Merkel. Wer Merkels Neuland-Begriff aber verstehen will, sollte die DDR-Schulpflichtlektüre "Neuland unterm Pflug" einmal nachholen. Ich schweife ab.) Andererseits stehen dahinter natürlich auch mehr oder minder substantielle Erfahrungen mit wirklichen Fehlentwicklungen in der Social-Media-Kommunikation, vor allem der Trollerei. Unsere Hauptarbeit besteht also darin, diese Widerstände zu verflüssigen, jenseits der Probleme die wissenschaftlichen Potentiale deutlich zu machen. Wir sehen uns da tatsächlich als Brückenbauer. Also haben wir ein Tool konstruiert, dass die Vorteile der Social Media für Wissenschaftskommunikation ausschöpft und gleichzeitig die Risiken zu minimieren versucht. Das erreichen wir durch eine kleine Retardierung der Echtzeitigkeit und durch vorsichtige und sehr liberale Moderation.

MK: Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Kommentieren gemacht? Wie schwierig ist es, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Kommentieren zu bringen?

MD: Sehr schwierig, oft. Zur Begründung siehe vorige Antwort. Allerdings ist schon zu sagen, dass im Sinne des Formats gute, also anstößige Beiträge nicht lange auf Kommentare zu warten brauchen. Uns liegt aber auch schon sehr daran, zusätzlich ExpertInnen-Stimmen in die Diskussionen einzuladen, die von sich aus wegen der hinlänglich bekannten strapazierten Zeitbudgets vielleicht nicht kommentieren würden. Manch prominente Stimme will auch grundsätzlich eingeladen werden. Das zu den "Peer Comments".

Dazu kommt, das gilt aber ebenso für die Initialbeiträge: Viele KollegInnen sind es gar nicht gewöhnt, für eine echte Öffentlichkeit zu schreiben, so wie wir sie fachspezifisch sicher erreichen. Man wacht aus dem Schreiben von länglichen Sammelbandbeiträgen auf und soll für uns kommentieren, am besten von einem Tag auf den anderen. So schnell, so öffentlich und widersprechbar, da werden bei manchen offenbar doch Gefühle der Beklemmung geweckt. Das kann zurzeit sicher gar nicht anders sein, aber es markiert auch die große kulturelle Herausforderung, vor der sich die hochspezialisierte Wissenschaft, heute im digitalen Wandel mehr als je zuvor, plötzlich wieder sieht. Die berufliche Dimension "public intellectual" haben viele KollegInnen gar nicht mehr auf dem Zettel.

MK: Haben Sie Tipps und Hinweise für Bloggende, die mehr Kommentare einwerben möchten? Was ist zu beachten? Oder werden Kommentare überschätzt?

MD: Nein, Kommentare werden nicht überschätzt, sondern sind das Elixier des digitalen und sozialen Publizierens.

Das Grundproblem, angesehene WissenschaftlerInnen zum Kommentieren zu bringen, ist ein ökonomisches: Das Zeitbudget ist so extrem verknappt, der Arbeitsstau so hoch, dass man – wenn schon nicht nach dem finanziellen – dann nach dem Kriterium des Reputationsgewinns Aufgaben sortieren und aussortieren muss. Wir haben durch die Zusammenarbeit mit einem angesehenen Verlag, durch die Auswahl der StammautorInnen und des Advisory Boards, durch die Investition in Datenbankerschließung und in das Layout versucht, das Reputationsproblem zu lösen. Das war und ist für uns eine große Herausforderung, vor allem in der Perspektive einer nachhaltigen Etablierung von Reputationszuweisung! Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.

MK: Kann eine Mischform zwischen Blog und Journal, wie es „Public History Weekly“ darstellt, dem Bloggen zu mehr wissenschaftlicher Akzeptanz verhelfen?

MD: Ja, das hoffe ich. Allgemeiner besteht die Hoffnung darin, das mehr und mehr KollegInnen über die Brücke von PHW sich der Kommunikation in den sozialen Medien annehmen, verstehen, welches Potential diese Formate bereitstellen und wie wichtig es ist, dass ihre Stimmen auch dort gehört werden und zur Geltung kommen.

MK: Bloggen Sie selbst? Wenn ja, worüber?

MD: Ich setze mich als geschäftsführender Herausgeber von PHW auch der Beurteilung und der Diskussion um eigene Initialbeiträge aus. Das führt manchmal in einen double bind, aber es macht mir auch Spaß. Neben meiner aufreibenden Tätigkeit in Basel, meinen "normalen" wissenschaftlichen Verpflichtungen und der Redaktionsarbeit bei PHW komme ich leider nicht zu einem eigenen Weblog (meine Professur pflegt allerdings einen). In einer idealen Welt hätte ich dafür Zeit, irgendwann hoffentlich ist es möglich. Ich verstehe und schätze das Prinzip des Wissenschaftsbloggens und bin ein wirklich großer Bewunderer der bloggenden KollegInnen, die ich jetzt nicht einzeln nennen möchte, die aber wissen, dass ich sie meine.

MK: Wie geht es weiter mit dem Blogjournal? Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? Wird die Waage eher in Richtung Journal oder eher in Richtung Blog ausschlagen?

MD: Wir kultivieren erst einmal unseren Hybridcharakter. Ich glaube, nur so können wir unsere Brückenfunktion wahrnehmen. Bis 2016 läuft der Kooperationsvertrag, ist unsere Finanzierung gesichert. Meine Hochschule investiert einen erheblichen Betrag in die Redaktionsarbeit, der Verlag in die technische Basis und das Marketing. Wie es ab 2016 weitergeht, wissen wir im Moment noch nicht. Insbesondere unsere neuartige Multilingualität sorgt für Kosten, die wir ursprünglich nicht budgetiert hatten. Wir starten dazu in diesem Frühjahr ein Crowdfunding, und es wäre für das Projekt insgesamt von größter Bedeutung, dass sich möglichst viele unserer LeserInnen bereit finden könnten, etwas dazu beizutragen.

MK: Vielen Dank für das Interview!

____

Das Interview versteht sich als Beitrag zur Blogparade "Wissenschaftsbloggen - zurück in die Zukunft #wbhyp". Marko Demantowsky hat die Fragen schriftlich beantwortet.

 

  1. Siehe Guidelines von Public History Weekly, http://public-history-weekly.oldenbourg-verlag.de/contribute/.

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/2358

Weiterlesen

Eine Brücke zwischen Journal und Blog: Interview mit Marko Demantowsky über „Public History Weekly“ #wbhyp

PHWMareike König (MK): Public History Weekly (PHW) ist ein Blogjournal zu den Themen Geschichte und Geschichtsdidaktik, das seit etwa eineinhalb Jahren auf den Verlagsseiten von Oldenbourg/De Gruyter im Open Access angeboten wird. Was genau ist ein Blogjournal, oder anderes: Was ist das „Bloghafte“ an Public History Weekly, was entspricht eher einem Journal?

Mario Demantowsky (MD): Wir sind ein internationales und multilinguales Journal, das den öffentlichen Umgang mit Geschichte thematisiert, unsere BeiträgerInnen sind HistorikerInnen mit dem Schwerpunkt Geschichtsdidaktik und Geschichtskultur. Anfang September 2013 sind wir gestartet, seitdem haben wir 63 Ausgaben produziert mit jeweils 1 bis 2 sogenannten Initialbeiträgen. Auf diese Initialbeiträge haben bisher 190 in der Regel sehr ausführliche und fundierte Kommentare geantwortet.

In der Tat ist das Format ein neuartiger Hybrid, eher Wochenzeitschrift als Weblog. Die Ausgangsfrage lautete: Wie sollte eine Zeitschrift in unserem Fach heute beschaffen sein, damit sie möglichst viele potentiell Interessierte erreicht? Viele Features, die man vom Bloggen kennt, schienen uns für eine solche neuartige Zeitschrift außerordentlich hilfreich. Auch der Spirit des Bloggens, das unfertige, sich angreifbar machende Schreiben schien uns sehr hilfreich, um Interessierte zu erreichen.

Aber es gibt natürlich wesentliche Unterschiede zu einem Weblog, vor allem in Hinsicht Periodizität und Formatstandards. Die LeserInnen können sich auf Folgendes verlassen:

-          Die Beiträge erscheinen absolut regelmäßig zu einer festen Zeit, ja zu einer festen Minute: donnerstags, 8 Uhr MEZ.
-          Sie haben ein festes Format und erfüllen alle Ansprüche an wissenschaftliches Publizieren.
-          Die Kommentare werden redaktionell betreut. Bei PHW erscheint nichts, was nicht durch eine formale und inhaltliche Qualitätskontrolle gegangen ist.
-          Auch die Kommentare erscheinen zu festgelegten Zeiten.
-          Es ist möglich, ganz frei zu kommentieren. Wir bitten allerdings bei den meisten Beiträgen, auch 1-2 ExpertInnen um eine Stellungnahme (Peer Comment).

Aber auch von Fachzeitschriften unterscheidet uns natürlich vieles:

-          Unsere thematischen Beiträge beginnen mit einem "Initialbeitrag", der möglichst "anstößig" geschrieben, nicht für sich stehen soll, sondern auf direkte Diskussion abzielt. Die nach allen Regeln der Kunst erfolgende Erschließung in wissenschaftlichen Datenbanken bezieht sich dann auf die gesamte Texteinheit, die Initialbeiträge, Kommentare und AutorIn-Replik einschließt. Diese multiperspektivischen, kontroversen Texteinheiten sind m.E. eine ganze neue wissenschaftliche Textgattung. Damit das so sein kann, muss der Thread nach der Replik auch abgeschlossen werden. Soziales digitales Publizieren muss kein endlos mäanderndes Geschehen sein, zitierfähig wird das Ganze erst durch den Abschluss (siehe dazu auch Groebners Kritiken am digitalen Publizieren).

-          Wir arbeiten mit festen Stammautoren, die sich mindestens für 2 Jahre verpflichten. Auch diese Eigenart hat ganz pragmatische Gründe: Ein zuverlässiger wöchentlicher Erscheinungsturnus braucht im Hintergrund für Redaktion und Autoren absolut verlässliche Strukturen. Dank unserer Stammautorenriege können wir Redaktionspläne mit einem Vorlauf von 12 Monaten erarbeiten. Darüber hinaus stellt das Schreiben bei uns an unserer AutorInnen ganz neue Anforderungen, die einen formatspezifischen Professionalisierungsprozess nach sich ziehen, dem dient eine intensive Betreuung der AutorInnen durch die Redaktion ebenso wie nicht zuletzt unsere jährlichen Editorial Meetings in Basel. Dazu stossen immer wieder GastautorInnen als Überraschungsgäste.

Schließlich: Wir sind kein klassisches Verlagsprodukt und sind auch nicht auf Verlagsseiten verankert, sondern wir sind ein Kooperationsprojekt der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz mit dem De Gruyter Oldenbourg Verlag. Deshalb ist der Website auch neutral, seine technische Basis wird allerdings vom Verlag bereitgestellt und gewartet. Auch das macht unseren neuartigen Hybridcharakter aus. Wir lösen uns aus der müßigen Konfrontation von "alten" Wissenschaftsverlagen contra neuer Publikationskultur. Es ist De Gruyter Oldenbourg und dort v.a. Martin Rethmeier außerordentlich hoch anzurechnen, dass er sich auf dieses (teure) Experiment eingelassen hat.

MK: Der Untertitel von PHW lautet „Blogjournal for History and Civil Education“. Welche Themen werden in den wöchentlichen Ausgaben aufgegriffen? Wie kommen Sie auf Ihre Autorinnen und Autoren?

MD: Der Untertitel auf der Website ist renovierungsbedürftig. Bei Twitter und Facebook firmieren wir als BlogJournal for Public Use of History and History & Civics Education. Der explizit geschichtsdidaktische Bezug erscheint uns sinnvoll, weil der Einbezug des schulischen Geschehens in die kritische Geschichtskulturdebatte nach unserem Dafürhalten für beide Seiten wichtig und – zumindest in der angelsächsischen Community – neu ist. Geschichtsunterricht ist ein sublimer Ausdruck vorherrschender historischer Basisnarrative und bedarf der kritischen geschichtskulturellen Einordnung. Gleichermaßen wird man die Rezipienten musealer oder massenmedialer Angebote nicht erklären können, wenn man den Geschichtsunterricht als historische Sozialisationsinstanz außer Acht lässt. Wir wollen bei PHW die beiden Diskurse also zusammenführen.

Die thematische Wahl der einzelnen Beiträge bleibt den StammautorInnen völlig überlassen. Die jährlichen Meetings und ihre Diskussionen helfen natürlich, ein sinnvolles thematisches Spektrum näher zu bestimmen, aber für die Zuverlässigkeit der Texteinreichung bleibt die pure, wissenschaftsbetriebsferne Lust entscheidend, mit der sich AutorInnen auf uns einzulassen vermögen.

Wir haben uns in einem ersten Schritt bewusst bemüht, jüngere, namhafte und gleichwohl nicht-netzaffine ProfessorInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz anzusprechen und sind dabei auf ein großes Wohlwollen gestoßen, wofür ich auch nach zwei Jahren noch dankbar bin. In einem zweiten Schritt haben wir 2013 die Riege unserer StammautorInnen multilingual erweitert. Das Ziel bestand darin, führende VertreterInnen aus den separierten Diskursen zur Public History aus Argentinien, Australien, Kanada, Mexiko, Russland, Südafrika, USA und der Türkei zu gewinnen. Auch das hat sehr gut funktioniert. Im Herbst 2015 wird es bei PHW einen weiteren Globalisierungsschub geben.

MK: Ein kurzer Blick auf die Statistik, wenn es erlaubt ist: Wie hoch sind die Zugriffe auf das wöchentlich erscheinende Blogjournal? Welche Themen laufen besonders gut, sowohl vom Zugriff als auch von den Kommentaren her?

MD: Ich habe auf diese Frage vor Monaten freimütiger geantwortet als heute. Das liegt daran, dass ich den uns zugänglichen Zählmethoden nicht mehr ganz traue. Es gibt den eigenen WordPress-Zähler, es gibt das WordPress Add-on Google Analytics Summary, und es gibt das Google Analytics Tool selbst. Jeweils differente Zahlen. Hält man sich an letzteres, was mir am zuverlässigsten scheint, sollte man bedenken, dass alle User mit Cookie-Blocker nicht erfasst werden. Das dürften gerade in unserer netzaffinen Leserschaft nicht wenige sein. Insofern sind die Zahlen mit Vorsicht zu behandeln, solche Angaben sind grundsätzlich ja auch schwer nachzuprüfen ... Google Analytics bietet allerdings eine Reihe interessanter Features, die Tendenzen erkennen lassen. Mit einigen konservativen Berechnungen sind wir im vorigen Jahr  auf mindestens 4000 StammleserInnen gekommen (ca. 32.000 unique clients). Im vergangenen September haben wir auf multilingualen Betrieb umgestellt, seitdem wächst die Leserschaft, und sie wird naturgemäß internationaler.

In der Tat gibt es große Zugriffsdifferenzen zwischen den einzelnen Beiträgen. Das ist jeweils kein inhaltliches Gut/Schlecht-Kriterium, Aufsehen erregen die Besonderheiten. Inzwischen haben sich aber doch echte PHW-Stars mit stabil großem Erfolg herausgebildet, wie Prof. Dr. Markus Bernhardt, der für 2013/14 von unserem Advisory Board denn auch ausgezeichnet worden ist. Es laufen aber bei allen AutorInnen die Themen gut, die einen wirklichen Informationsgewinn versprechen, die eine These verfechten und die auch gerne Angriffsfläche bieten. Unsere Artikel sind im wahrsten Sinne anstößig, wenn sie funktionieren. Ein letzter Punkt: In den ersten Monaten hat sich das Interesse immer sehr fokussiert einzelnen Beiträgen zugewandt, inzwischen bemerken wir eine breite Diversifizierung des Interesses. Dafür ist zum einen die gestiegene Zahl der Beiträge verantwortlich (inzwischen 79). Aber vor allem auch im Nachhinein eingebaute Features wie das Issues- und das Contents-Menü, die die Vielfalt und die Vielzahl unserer Artikel wie ein klassisches Inhaltsverzeichnis dauerhaft präsent halten. Wir sind von daher nicht mehr nur eine Art von Wochenzeitschrift, sondern zunehmend auch ein Ideen- und Anregungspool.

MK: Die Beiträge des Blogjournals können kommentiert werden. Jedoch nicht beliebig: die Kommentare werden redaktionell betreut, laut Guidelines sollen sie „eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Initialbeitrag"[1] darstellen, teilweise werden Kommentare auch eingeworben, und sie werden nur zu Office-Zeiten freigeschalten. Nach einigen Wochen wird der Kommentar-Threat geschlossen. Warum diese Beschränkungen?

MD: Einiges habe ich oben schon beantwortet. Hier möchte ich nur auf einen weiteren wichtigen Aspekt eingehen: Social Media hat außerhalb der "Social-Media-Bubble" einen schlechten Ruf. Dieser speist sich einerseits natürlich aus einer gewissen grundsätzlichen kulturkonservativen Distanz gegenüber dem "Neuland". (Früher musste man bei diesem Begriff übrigens auf Scholochow verweisen, heute auf Merkel. Wer Merkels Neuland-Begriff aber verstehen will, sollte die DDR-Schulpflichtlektüre "Neuland unterm Pflug" einmal nachholen. Ich schweife ab.) Andererseits stehen dahinter natürlich auch mehr oder minder substantielle Erfahrungen mit wirklichen Fehlentwicklungen in der Social-Media-Kommunikation, vor allem der Trollerei. Unsere Hauptarbeit besteht also darin, diese Widerstände zu verflüssigen, jenseits der Probleme die wissenschaftlichen Potentiale deutlich zu machen. Wir sehen uns da tatsächlich als Brückenbauer. Also haben wir ein Tool konstruiert, dass die Vorteile der Social Media für Wissenschaftskommunikation ausschöpft und gleichzeitig die Risiken zu minimieren versucht. Das erreichen wir durch eine kleine Retardierung der Echtzeitigkeit und durch vorsichtige und sehr liberale Moderation.

MK: Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Kommentieren gemacht? Wie schwierig ist es, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Kommentieren zu bringen?

MD: Sehr schwierig, oft. Zur Begründung siehe vorige Antwort. Allerdings ist schon zu sagen, dass im Sinne des Formats gute, also anstößige Beiträge nicht lange auf Kommentare zu warten brauchen. Uns liegt aber auch schon sehr daran, zusätzlich ExpertInnen-Stimmen in die Diskussionen einzuladen, die von sich aus wegen der hinlänglich bekannten strapazierten Zeitbudgets vielleicht nicht kommentieren würden. Manch prominente Stimme will auch grundsätzlich eingeladen werden. Das zu den "Peer Comments".

Dazu kommt, das gilt aber ebenso für die Initialbeiträge: Viele KollegInnen sind es gar nicht gewöhnt, für eine echte Öffentlichkeit zu schreiben, so wie wir sie fachspezifisch sicher erreichen. Man wacht aus dem Schreiben von länglichen Sammelbandbeiträgen auf und soll für uns kommentieren, am besten von einem Tag auf den anderen. So schnell, so öffentlich und widersprechbar, da werden bei manchen offenbar doch Gefühle der Beklemmung geweckt. Das kann zurzeit sicher gar nicht anders sein, aber es markiert auch die große kulturelle Herausforderung, vor der sich die hochspezialisierte Wissenschaft, heute im digitalen Wandel mehr als je zuvor, plötzlich wieder sieht. Die berufliche Dimension "public intellectual" haben viele KollegInnen gar nicht mehr auf dem Zettel.

MK: Haben Sie Tipps und Hinweise für Bloggende, die mehr Kommentare einwerben möchten? Was ist zu beachten? Oder werden Kommentare überschätzt?

MD: Nein, Kommentare werden nicht überschätzt, sondern sind das Elixier des digitalen und sozialen Publizierens.

Das Grundproblem, angesehene WissenschaftlerInnen zum Kommentieren zu bringen, ist ein ökonomisches: Das Zeitbudget ist so extrem verknappt, der Arbeitsstau so hoch, dass man – wenn schon nicht nach dem finanziellen – dann nach dem Kriterium des Reputationsgewinns Aufgaben sortieren und aussortieren muss. Wir haben durch die Zusammenarbeit mit einem angesehenen Verlag, durch die Auswahl der StammautorInnen und des Advisory Boards, durch die Investition in Datenbankerschließung und in das Layout versucht, das Reputationsproblem zu lösen. Das war und ist für uns eine große Herausforderung, vor allem in der Perspektive einer nachhaltigen Etablierung von Reputationszuweisung! Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.

MK: Kann eine Mischform zwischen Blog und Journal, wie es „Public History Weekly“ darstellt, dem Bloggen zu mehr wissenschaftlicher Akzeptanz verhelfen?

MD: Ja, das hoffe ich. Allgemeiner besteht die Hoffnung darin, das mehr und mehr KollegInnen über die Brücke von PHW sich der Kommunikation in den sozialen Medien annehmen, verstehen, welches Potential diese Formate bereitstellen und wie wichtig es ist, dass ihre Stimmen auch dort gehört werden und zur Geltung kommen.

MK: Bloggen Sie selbst? Wenn ja, worüber?

MD: Ich setze mich als geschäftsführender Herausgeber von PHW auch der Beurteilung und der Diskussion um eigene Initialbeiträge aus. Das führt manchmal in einen double bind, aber es macht mir auch Spaß. Neben meiner aufreibenden Tätigkeit in Basel, meinen "normalen" wissenschaftlichen Verpflichtungen und der Redaktionsarbeit bei PHW komme ich leider nicht zu einem eigenen Weblog (meine Professur pflegt allerdings einen). In einer idealen Welt hätte ich dafür Zeit, irgendwann hoffentlich ist es möglich. Ich verstehe und schätze das Prinzip des Wissenschaftsbloggens und bin ein wirklich großer Bewunderer der bloggenden KollegInnen, die ich jetzt nicht einzeln nennen möchte, die aber wissen, dass ich sie meine.

MK: Wie geht es weiter mit dem Blogjournal? Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? Wird die Waage eher in Richtung Journal oder eher in Richtung Blog ausschlagen?

MD: Wir kultivieren erst einmal unseren Hybridcharakter. Ich glaube, nur so können wir unsere Brückenfunktion wahrnehmen. Bis 2016 läuft der Kooperationsvertrag, ist unsere Finanzierung gesichert. Meine Hochschule investiert einen erheblichen Betrag in die Redaktionsarbeit, der Verlag in die technische Basis und das Marketing. Wie es ab 2016 weitergeht, wissen wir im Moment noch nicht. Insbesondere unsere neuartige Multilingualität sorgt für Kosten, die wir ursprünglich nicht budgetiert hatten. Wir starten dazu in diesem Frühjahr ein Crowdfunding, und es wäre für das Projekt insgesamt von größter Bedeutung, dass sich möglichst viele unserer LeserInnen bereit finden könnten, etwas dazu beizutragen.

MK: Vielen Dank für das Interview!

____

Das Interview versteht sich als Beitrag zur Blogparade "Wissenschaftsbloggen - zurück in die Zukunft #wbhyp". Marko Demantowsky hat die Fragen schriftlich beantwortet.

 

  1. Siehe Guidelines von Public History Weekly, http://public-history-weekly.oldenbourg-verlag.de/contribute/.

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/2358

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Bloggende Doktoranden. Eine Bilanz zu Fragen und Antworten #wbhyp

3284010276_ebfa71b07e_zEin Dauerbrenner in Gesprächen über das wissenschaftliche Bloggen ist nach wie vor die Frage: „Was und wie dürfen Doktorandinnen und Doktoranden überhaupt bloggen?“. Viele Doktoranden sind im Rahmen von Forschungsprojekten angestellt, bei denen publiziert wird. Aber auch Doktoranden ohne Stelle sind auf Konferenzen präsent, stellen ihre Forschung vor und müssen darauf achten, was sie vor Abgabe der Dissertation publizieren. Besonders viele Fragen und Bedenken kommen jedoch beim Publizieren in Blogs auf.

Welche Bedenken und Vorbehalte existieren?

Über das Bloggen während des Promotionsstudiums hat Matthias Meiler einen Blogbeitrag verfasst, der seine Unsicherheit bezüglich der Publikation von noch nicht fertigen Gedanken zum Ausdruck bringt. Ebenso stellt er sich die Frage, wie groß das Risiko ist, Überlegungen zu bloggen, die womöglich in der Dissertation einen größeren Stellenwert einnehmen könnten, als zunächst gedacht.

Werfen unfertige Gedanken ein schlechtes Bild auf die Arbeit von Doktoranden? Oder greift jemand anders einen unfertigen Gedanken auf und entwickelt ihn einfach weiter? Wie und was können Doktoranden also bloggen, wenn doch das Mantra der Professoren lautet, es sei normal, dass sich die Struktur der Arbeit, die Fragestellung, die Überlegungen, etc. im Lauf des Promotionsstudium noch ändern? Woher weiß man, was man vorab verbloggen darf und was nicht?

Und wie sieht es mit Selbstplagiat aus? Dürfen Doktoranden vorab publizierte Texte mit in die Dissertation aufnehmen? Klaus Graf hat darauf eine sehr deutliche Antwort: „Ein Eigenplagiat ist kein Plagiat, da man das Ergebnis einer eigenen und nicht einer fremden Leistung verwertet. Sich selbst kann man nicht bestehlen.“ Doch denken die Prüfer am Ende genauso?

Was haben Doktoranden überhaupt vom wissenschaftlichen Bloggen?

Wie Mareike König in ihrem Blogbeitrag schreibt, kommen immer wieder Bedenken von Wissenschaftlern auf, die diese wissenschaftliche Schreibform noch nie ausprobiert haben. Vielmehr wird der Zeitmangel häufig als Gegenargument genannt. Gerade Doktoranden müssen zusehen, dass sie ihre Dissertation fertig stellen. Anne Baillot beispielsweise rät in ihrem Beitrag zu #wbhyp ihren Doktoranden daher vom regelmäßigen Bloggen ab. Aus welchem Grund sollten Doktoranden also Zeit opfern und sich dem wissenschaftlichen Bloggen zuwenden?

Hierzu hat Johannes Walschütz verschiedene Gründe genannt, weshalb das Bloggen für Doktoranden sinnvoll ist:

  • Es ist eine Möglichkeit, auf die eigene Forschung aufmerksam zu machen.
  • Die Publikation erfolgt schnell und die Beiträge sind gut auffindbar.
  • Es stellt eine sinnvolle Art der Ablenkung von der Arbeit an der Dissertation dar.
  • Das eigene Blog ist ein hervorragender Ort, um Schreib- und Publikationserfahrungen zu sammeln.
  • Bloggen hilft Gedanken zu strukturieren.

Neben der Werbung für die eigene Arbeit stellt also das Bloggen an sich den Grund für’s Bloggen dar. Durch das Schreiben im Blog muss die Arbeit dargestellt werden, was eine zusätzliche Beschäftigung mit der Thematik erfordert. Das Thema muss nicht „nur“ gedacht, sondern auch geschrieben werden. So hat Maxi Platz für das eigene Bloggen festgestellt, dass es „für Nachwuchswissenschaftler wirklich heilsam [ist], eigene Themen verständlich zu formulieren. Ist man dazu nicht in der Lage, hat man vielleicht etwas selbst nicht ganz verstanden und kann das so durchaus überprüfen.“

Neben dem Schreiben übt Bloggen auch das Loslassen. Einen Gedanken zu publizieren und ihn zur Debatte zu stellen, eine These öffentlich zu verteten und nicht mehr "noch einmal eine Nacht drüber schlafen", erfordert zu Beginn Überwindung. Zudem ist allen Doktoranden (zumindest in den Geistes- und Sozialwissenschaften) gemeinsam, dass sie einen irre langen Text schreiben. Alles wird vorher irgendwie irgendwo geübt, aber bei der Dissertation wird erwartet, dass es gleich so funktioniert.

Dieser Text beinhaltet dann eine jahrelange Reflexion, wobei man erst am Ende weiß, was und worüber genau man eigentlich schreibt. Aber das kann nicht der Grund sein, auf das Bloggen zu verzichten. Denn, nicht zu vergessen (und hier schon wieder das Mantra der Professoren): Das, was einem zu Beginn des Promotionsstudiums durch den Kopf geht und was in Form eines Blogartikels festgehalten wird, spiegelt mit Sicherheit nicht mehr die Position wider, die man während der Disputation hat. Blogartikel stellen also vor allem die einzelnen Arbeits- und Gedankenschritte während des Promotionsstudiums dar.

Wie bloggen andere Doktoranden?

Ein Blick auf die Blogs anderer Doktoranden macht deutlich, worüber diese so bloggen. Aber vor allem zeigt dieser Blick auch, dass andere Doktoranden bloggen und dass dies so einige tun. Eine ehemalige Doktorandin und zwei Doktoranden von de.hypotheses geben einen Einblick über ihr Bloggen und ihre Blogerfahrungen. Ein ganz herzlicher Dank gilt hier Johannes Waldschütz, Matthias Meiler und Maxi Platz, die auf meinen Mailaufruf an die Community von de.hypotheses Ende letzten Jahres geantwortet haben.

Matthias Meiler bloggt vor allem aus wissenschaftlichem Interesse, weil die Kommunikationsform Gegenstand seiner Dissertation ist (METABLOCK). In den Beiträgen verbloggt er Randüberlegungen, die in der Dissertation keinen Platz finden, aber dennoch von Interesse sind. Auf diese Weise könnten auch solche Randüberlegungen ausgearbeitet werden und einer Leserschaft präsentiert werden. „Aspekte, die diesen Stellenwert dennoch haben, neige ich im Blog nur zu nennen bzw. nur knapp auszuführen. In vielen Fällen geht das aber auch gar nicht anders, da ich zum jeweiligen Zeitpunkt mehr Fundiertes dazu noch gar nicht sagen kann oder auf Basis meines bisherigen Kenntnisstandes noch nicht sagen will.“ Außerdem: „Integrale Aspekte meiner Diss im Blog zu veröffentlichen, wäre der Kommunikationsform 'Weblog' auch gar nicht angemessen.“

Maxi Platz hat während ihres Promotionsstudium ebenfalls über Nebenaspekte ihrer Dissertation gebloggt (MinusEinsEbene). Rückblickend stellt sie fest, dass sie sehr unterschiedlich gebloggt hat und sich ihr Schreibstil im Lauf der Zeit auch sehr verändert hat. Auch wenn Artikel dabei waren, die nicht direkt mit dem Thema der Arbeit zusammenhingen, so hat sie zu interessanten Fragestellungen, die die Dissertation nur streifen und die in dieser keinen Platz mehr gefunden haben, oder über Gedankengänge der Arbeit geschrieben, aber ebenso über Problematiken, ohne dabei in die Tiefe zu gehen. Sie sagt: „Man muss vielen Bedenkenträgern vorhalten, dass nicht alles, was man in einer historischen oder archäologischen Dissertation schreibt, neu ist und einen wissenschaftlichen Fortschritt bedeutet. Vieles ist ein Referieren des Forschungsstandes oder das Einordnen von eigenen Ergebnissen in einen bestimmten Kontext. Aspekte des Forschungstandes bilden sehr schöne Themen, über die es sich lohnt zu bloggen.“ Bedenken als Doktorandin zu bloggen hatte sie nicht, im Gegenteil: „Ich glaube zudem, dass die meisten Bedenken, beim Bloggen wie im Leben, unnötig sind. Wenn man bestimmte Regeln beachtet, also Kernergebnisse nicht publiziert, Fachkollegen nicht beleidigt oder nicht über die letzte Party allzu detailliert berichtet, kann eigentlich nichts schief gehen.“

Johannes Waldschütz stellt heraus, dass natürlich auch der Zeitfaktor eine Rolle beim Bloggen spielt. Je nach Finanzierung des Promotionsstudiums steht unterschiedlich viel Zeit zur Verfügung, sodass die eigenen Zeitressourcen ebenfalls eine Auswirkung auf die Art und Weise des Bloggens haben. Rückblickend ist sein Fazit bisher, dass er nicht über seine Dissertation selbst bloggt, sondern für den Lehrstuhl an dem er arbeitet (Mittelalter am Oberrhein) oder er verfasst Gastbeiträge für andere Blogs. Wenn er über die Dissertation bloggen würde, könnte er sich eine Projektvorstellung, für ein breites Publikum aufbereitete Kapitel oder verschriftliche „Nebenprodukte“ vorstellen.

Was ist zu tun?

Da Promotionsordnungen alle etwas anderes besagen, sollte man die eigene Ordnung sehr gut lesen. Die Dissertation muss eine selbstständige Arbeit sein, aber zur Vorabpublikation werden völlig unterschiedliche Angaben gemacht. Am Fachbereich für Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität heißt es lediglich: „Kern der Promotion ist die eigene, selbstständige und originäre Forschungsleistung, die zum Erkenntnisfortschritt im jeweiligen Fach beiträgt.“ Das Adjektiv „originär“ können Doktoranden, Professoren und findige Prüfungsamtsmitarbeiter im Zweifelsfall sehr unterschiedlich interpretieren. Die Promotionsordnung der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig geht nur an einer Stelle auf Vorabpublikationen ein. „Beinhaltet die Dissertation wissenschaftliche Erkenntnisse, die der Doktorand vorab mit Koautoren in einer wissenschaftlichen Zeitschrift publiziert hat, so hat der Doktorand anzugeben, welcher Teil dieser Erkenntnisse bzw. dieser Publikation auf ihn zurückgeht. Die Gutachter haben die Plausibilität dieser Angaben zu überprüfen und können im Zweifel weitergehende Nachweise vom Doktoranden verlangen.“

Da das wissenschaftliche Bloggen noch relativ jung ist, haben sich noch nicht viele Prüfungsausschüsse mit diesem Thema beschäftigt. An dieser Stelle heißt es wohl: Solidarität unter den bloggenden Doktoranden und auf in ein aufrichtiges Gespräch mit dem Doktorvater oder der Doktormutter, die womöglich mehr wissen. Zudem ist so ein Gespräch die „sichere Seite“, um in der Disputation (oder danach) keine bösen Überraschungen zu erleben.

Und was nun?

Vorschlag: Einfach mal machen!

Maxi Platz erklärt beispielsweise, warum sie sich für das Bloggen entschieden hat: „Ich fand das Medium Blog spannend und wollte es ausprobieren. Ich wollte einfach bloggen und dachte, dass die Zeit der Dissertation sich dafür eignet. Was stimmt.“

Wer dann beim Bloggen die Quellen offenlegt und nicht aus der Dissertation copy-pastet (bzw. anders herum), kann eigentlich nicht viel falsch machen. Was, wenn man etwas bereits Gebloggtes in der Dissertation aufgreifen möchte? Auch Blogs sind zitierfähig.

Aber was genau dürfen Doktorandinnen und Doktoranden denn jetzt bloggen? Die eine wichtige Quelle oder der Kern der theoretischen Überlegungen gehören wohl weniger in das Blog. Stattdessen vielleicht zwei Vorschläge: Zum einen Dinge, die man eh tut, die aber nicht in die Dissertation aufgenommen werden, beispielsweise methodische Erfahrungen oder etwas zum Forschungsstand. Zum anderen alles „rund um das Thema“, beispielsweise Tagungsberichte, Rezensionen, Archivbesuche, Ausstellungen, Linklisten, Interviews, ... Aber genau genommen gibt es keinen Leitfaden zum „richtigen“ wissenschaftlichen Bloggen (generell oder speziell für Doktoranden), zumal die Themen und Disziplinen sehr unterschiedlich sind und sich die Forschungslandschaften sehr unterscheiden.

Kommentare und Rückmeldungen zu diesem Beitrag sind im Übrigen ausdrücklich erwünscht. Es wäre großartig, wenn das Phänomen „wissenschaftliches Bloggen von Doktorandinnen und Doktoranden“ weniger suspekt behandelt werden würde und sich mehr Forschende ins kalte Wasser stürzen würden. Eines ist klar: Diese Art wissenschaftlich zu publizieren und zu kommunizieren ist noch jung und irgendwer muss ja anfangen!

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Abbildung: X von Ben Murray, Lizenz CC BY-NC-SA 2.0

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/2343

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Bloggende Doktoranden. Eine Bilanz zu Fragen und Antworten #wbhyp

3284010276_ebfa71b07e_zEin Dauerbrenner in Gesprächen über das wissenschaftliche Bloggen ist nach wie vor die Frage: „Was und wie dürfen Doktorandinnen und Doktoranden überhaupt bloggen?“. Viele Doktoranden sind im Rahmen von Forschungsprojekten angestellt, bei denen publiziert wird. Aber auch Doktoranden ohne Stelle sind auf Konferenzen präsent, stellen ihre Forschung vor und müssen darauf achten, was sie vor Abgabe der Dissertation publizieren. Besonders viele Fragen und Bedenken kommen jedoch beim Publizieren in Blogs auf.

Welche Bedenken und Vorbehalte existieren?

Über das Bloggen während des Promotionsstudiums hat Matthias Meiler einen Blogbeitrag verfasst, der seine Unsicherheit bezüglich der Publikation von noch nicht fertigen Gedanken zum Ausdruck bringt. Ebenso stellt er sich die Frage, wie groß das Risiko ist, Überlegungen zu bloggen, die womöglich in der Dissertation einen größeren Stellenwert einnehmen könnten, als zunächst gedacht.

Werfen unfertige Gedanken ein schlechtes Bild auf die Arbeit von Doktoranden? Oder greift jemand anders einen unfertigen Gedanken auf und entwickelt ihn einfach weiter? Wie und was können Doktoranden also bloggen, wenn doch das Mantra der Professoren lautet, es sei normal, dass sich die Struktur der Arbeit, die Fragestellung, die Überlegungen, etc. im Lauf des Promotionsstudium noch ändern? Woher weiß man, was man vorab verbloggen darf und was nicht?

Und wie sieht es mit Selbstplagiat aus? Dürfen Doktoranden vorab publizierte Texte mit in die Dissertation aufnehmen? Klaus Graf hat darauf eine sehr deutliche Antwort: „Ein Eigenplagiat ist kein Plagiat, da man das Ergebnis einer eigenen und nicht einer fremden Leistung verwertet. Sich selbst kann man nicht bestehlen.“ Doch denken die Prüfer am Ende genauso?

Was haben Doktoranden überhaupt vom wissenschaftlichen Bloggen?

Wie Mareike König in ihrem Blogbeitrag schreibt, kommen immer wieder Bedenken von Wissenschaftlern auf, die diese wissenschaftliche Schreibform noch nie ausprobiert haben. Vielmehr wird der Zeitmangel häufig als Gegenargument genannt. Gerade Doktoranden müssen zusehen, dass sie ihre Dissertation fertig stellen. Anne Baillot beispielsweise rät in ihrem Beitrag zu #wbhyp ihren Doktoranden daher vom regelmäßigen Bloggen ab. Aus welchem Grund sollten Doktoranden also Zeit opfern und sich dem wissenschaftlichen Bloggen zuwenden?

Hierzu hat Johannes Walschütz verschiedene Gründe genannt, weshalb das Bloggen für Doktoranden sinnvoll ist:

  • Es ist eine Möglichkeit, auf die eigene Forschung aufmerksam zu machen.
  • Die Publikation erfolgt schnell und die Beiträge sind gut auffindbar.
  • Es stellt eine sinnvolle Art der Ablenkung von der Arbeit an der Dissertation dar.
  • Das eigene Blog ist ein hervorragender Ort, um Schreib- und Publikationserfahrungen zu sammeln.
  • Bloggen hilft Gedanken zu strukturieren.

Neben der Werbung für die eigene Arbeit stellt also das Bloggen an sich den Grund für’s Bloggen dar. Durch das Schreiben im Blog muss die Arbeit dargestellt werden, was eine zusätzliche Beschäftigung mit der Thematik erfordert. Das Thema muss nicht „nur“ gedacht, sondern auch geschrieben werden. So hat Maxi Platz für das eigene Bloggen festgestellt, dass es „für Nachwuchswissenschaftler wirklich heilsam [ist], eigene Themen verständlich zu formulieren. Ist man dazu nicht in der Lage, hat man vielleicht etwas selbst nicht ganz verstanden und kann das so durchaus überprüfen.“

Neben dem Schreiben übt Bloggen auch das Loslassen. Einen Gedanken zu publizieren und ihn zur Debatte zu stellen, eine These öffentlich zu verteten und nicht mehr "noch einmal eine Nacht drüber schlafen", erfordert zu Beginn Überwindung. Zudem ist allen Doktoranden (zumindest in den Geistes- und Sozialwissenschaften) gemeinsam, dass sie einen irre langen Text schreiben. Alles wird vorher irgendwie irgendwo geübt, aber bei der Dissertation wird erwartet, dass es gleich so funktioniert.

Dieser Text beinhaltet dann eine jahrelange Reflexion, wobei man erst am Ende weiß, was und worüber genau man eigentlich schreibt. Aber das kann nicht der Grund sein, auf das Bloggen zu verzichten. Denn, nicht zu vergessen (und hier schon wieder das Mantra der Professoren): Das, was einem zu Beginn des Promotionsstudiums durch den Kopf geht und was in Form eines Blogartikels festgehalten wird, spiegelt mit Sicherheit nicht mehr die Position wider, die man während der Disputation hat. Blogartikel stellen also vor allem die einzelnen Arbeits- und Gedankenschritte während des Promotionsstudiums dar.

Wie bloggen andere Doktoranden?

Ein Blick auf die Blogs anderer Doktoranden macht deutlich, worüber diese so bloggen. Aber vor allem zeigt dieser Blick auch, dass andere Doktoranden bloggen und dass dies so einige tun. Eine ehemalige Doktorandin und zwei Doktoranden von de.hypotheses geben einen Einblick über ihr Bloggen und ihre Blogerfahrungen. Ein ganz herzlicher Dank gilt hier Johannes Waldschütz, Matthias Meiler und Maxi Platz, die auf meinen Mailaufruf an die Community von de.hypotheses Ende letzten Jahres geantwortet haben.

Matthias Meiler bloggt vor allem aus wissenschaftlichem Interesse, weil die Kommunikationsform Gegenstand seiner Dissertation ist (METABLOCK). In den Beiträgen verbloggt er Randüberlegungen, die in der Dissertation keinen Platz finden, aber dennoch von Interesse sind. Auf diese Weise könnten auch solche Randüberlegungen ausgearbeitet werden und einer Leserschaft präsentiert werden. „Aspekte, die diesen Stellenwert dennoch haben, neige ich im Blog nur zu nennen bzw. nur knapp auszuführen. In vielen Fällen geht das aber auch gar nicht anders, da ich zum jeweiligen Zeitpunkt mehr Fundiertes dazu noch gar nicht sagen kann oder auf Basis meines bisherigen Kenntnisstandes noch nicht sagen will.“ Außerdem: „Integrale Aspekte meiner Diss im Blog zu veröffentlichen, wäre der Kommunikationsform 'Weblog' auch gar nicht angemessen.“

Maxi Platz hat während ihres Promotionsstudium ebenfalls über Nebenaspekte ihrer Dissertation gebloggt (MinusEinsEbene). Rückblickend stellt sie fest, dass sie sehr unterschiedlich gebloggt hat und sich ihr Schreibstil im Lauf der Zeit auch sehr verändert hat. Auch wenn Artikel dabei waren, die nicht direkt mit dem Thema der Arbeit zusammenhingen, so hat sie zu interessanten Fragestellungen, die die Dissertation nur streifen und die in dieser keinen Platz mehr gefunden haben, oder über Gedankengänge der Arbeit geschrieben, aber ebenso über Problematiken, ohne dabei in die Tiefe zu gehen. Sie sagt: „Man muss vielen Bedenkenträgern vorhalten, dass nicht alles, was man in einer historischen oder archäologischen Dissertation schreibt, neu ist und einen wissenschaftlichen Fortschritt bedeutet. Vieles ist ein Referieren des Forschungsstandes oder das Einordnen von eigenen Ergebnissen in einen bestimmten Kontext. Aspekte des Forschungstandes bilden sehr schöne Themen, über die es sich lohnt zu bloggen.“ Bedenken als Doktorandin zu bloggen hatte sie nicht, im Gegenteil: „Ich glaube zudem, dass die meisten Bedenken, beim Bloggen wie im Leben, unnötig sind. Wenn man bestimmte Regeln beachtet, also Kernergebnisse nicht publiziert, Fachkollegen nicht beleidigt oder nicht über die letzte Party allzu detailliert berichtet, kann eigentlich nichts schief gehen.“

Johannes Waldschütz stellt heraus, dass natürlich auch der Zeitfaktor eine Rolle beim Bloggen spielt. Je nach Finanzierung des Promotionsstudiums steht unterschiedlich viel Zeit zur Verfügung, sodass die eigenen Zeitressourcen ebenfalls eine Auswirkung auf die Art und Weise des Bloggens haben. Rückblickend ist sein Fazit bisher, dass er nicht über seine Dissertation selbst bloggt, sondern für den Lehrstuhl an dem er arbeitet (Mittelalter am Oberrhein) oder er verfasst Gastbeiträge für andere Blogs. Wenn er über die Dissertation bloggen würde, könnte er sich eine Projektvorstellung, für ein breites Publikum aufbereitete Kapitel oder verschriftliche „Nebenprodukte“ vorstellen.

Was ist zu tun?

Da Promotionsordnungen alle etwas anderes besagen, sollte man die eigene Ordnung sehr gut lesen. Die Dissertation muss eine selbstständige Arbeit sein, aber zur Vorabpublikation werden völlig unterschiedliche Angaben gemacht. Am Fachbereich für Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität heißt es lediglich: „Kern der Promotion ist die eigene, selbstständige und originäre Forschungsleistung, die zum Erkenntnisfortschritt im jeweiligen Fach beiträgt.“ Das Adjektiv „originär“ können Doktoranden, Professoren und findige Prüfungsamtsmitarbeiter im Zweifelsfall sehr unterschiedlich interpretieren. Die Promotionsordnung der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig geht nur an einer Stelle auf Vorabpublikationen ein. „Beinhaltet die Dissertation wissenschaftliche Erkenntnisse, die der Doktorand vorab mit Koautoren in einer wissenschaftlichen Zeitschrift publiziert hat, so hat der Doktorand anzugeben, welcher Teil dieser Erkenntnisse bzw. dieser Publikation auf ihn zurückgeht. Die Gutachter haben die Plausibilität dieser Angaben zu überprüfen und können im Zweifel weitergehende Nachweise vom Doktoranden verlangen.“

Da das wissenschaftliche Bloggen noch relativ jung ist, haben sich noch nicht viele Prüfungsausschüsse mit diesem Thema beschäftigt. An dieser Stelle heißt es wohl: Solidarität unter den bloggenden Doktoranden und auf in ein aufrichtiges Gespräch mit dem Doktorvater oder der Doktormutter, die womöglich mehr wissen. Zudem ist so ein Gespräch die „sichere Seite“, um in der Disputation (oder danach) keine bösen Überraschungen zu erleben.

Und was nun?

Vorschlag: Einfach mal machen!

Maxi Platz erklärt beispielsweise, warum sie sich für das Bloggen entschieden hat: „Ich fand das Medium Blog spannend und wollte es ausprobieren. Ich wollte einfach bloggen und dachte, dass die Zeit der Dissertation sich dafür eignet. Was stimmt.“

Wer dann beim Bloggen die Quellen offenlegt und nicht aus der Dissertation copy-pastet (bzw. anders herum), kann eigentlich nicht viel falsch machen. Was, wenn man etwas bereits Gebloggtes in der Dissertation aufgreifen möchte? Auch Blogs sind zitierfähig.

Aber was genau dürfen Doktorandinnen und Doktoranden denn jetzt bloggen? Die eine wichtige Quelle oder der Kern der theoretischen Überlegungen gehören wohl weniger in das Blog. Stattdessen vielleicht zwei Vorschläge: Zum einen Dinge, die man eh tut, die aber nicht in die Dissertation aufgenommen werden, beispielsweise methodische Erfahrungen oder etwas zum Forschungsstand. Zum anderen alles „rund um das Thema“, beispielsweise Tagungsberichte, Rezensionen, Archivbesuche, Ausstellungen, Linklisten, Interviews, ... Aber genau genommen gibt es keinen Leitfaden zum „richtigen“ wissenschaftlichen Bloggen (generell oder speziell für Doktoranden), zumal die Themen und Disziplinen sehr unterschiedlich sind und sich die Forschungslandschaften sehr unterscheiden.

Kommentare und Rückmeldungen zu diesem Beitrag sind im Übrigen ausdrücklich erwünscht. Es wäre großartig, wenn das Phänomen „wissenschaftliches Bloggen von Doktorandinnen und Doktoranden“ weniger suspekt behandelt werden würde und sich mehr Forschende ins kalte Wasser stürzen würden. Eines ist klar: Diese Art wissenschaftlich zu publizieren und zu kommunizieren ist noch jung und irgendwer muss ja anfangen!

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Abbildung: X von Ben Murray, Lizenz CC BY-NC-SA 2.0

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/2343

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Ein Schritt vor und zwei (oder drei) Schritte zurück | #wbhyp

Ist Bloggen im Wissenschaftsbetrieb angekommen? Oder ist  Wissenschaftsbloggen so wenig relevant/irrelevant, wie Anne Baillot in ihrem Beitrag meint? Können kritische Überlegungen dazu auf "das Totschlagargument 'Zeitmangel'"[1] reduziert werden?

Kurzantworten: Nein. Ja. Nein.

Wissenschaftsblogs haben die unterschiedlichsten Formen und Formate. Diese Vielfalt kann "eine Stärke"[2] sein (und wird von Bloggenden als solche gesehen). Aber: Nicht-Bloggende können mit dieser Vielfalt wenig anfangen. Es ist wenig überraschend, dass die populärsten Wissenschaftsblogs Blogs im weitesten Sinn journalistisch motivierte Blogs sind mit dem Ziel, Wissenschaft populär zu machen (und ggf. populärwissenschaftlich zu präsentieren).
Das Beschwören der Chancen, unterschiedliche Formen und Formate unter dem Dach 'Wissenschaftsblog' unterzubringen[3] oder unterbringen zu können, entpuppt sich als zweischneidiges Schwert: Einerseits erscheint alles möglich, andererseits scheint die Unsicherheit zu wachsen, wie 'man' es 'richtig' angeht.[4] Aber pressen die normativen Kräfte des Faktischen nicht erst recht wieder Wissenschaftsblogs in 'traditionelle' Kästchen - wenn etwa Blogs ISSNs bekommen?

Ein Blog ist "a room of one's own", ein Raum, in dem selbstgesteuert und selbstverantwortlich publiziert wird - mit allen Vor- und Nachteilen. Der wohl größte Nachteil ist (und bleibt vorläufig) die fehlende Anerkennung, die zu vergessen schwer fällt. Denn das bedeutet, dass Bloggen eine Randaktivität bleibt, die man sich leisten wollen (und können) muss.

Die (noch immer / nach wie vor) nicht/kaum vorhandene Anerkennung steht weiter im Raum. Ich sehe (m)ein Blog weder als  Schreibübung noch als öffentliches Tagebuch, ich sehe die Beiträge als (kleine und nicht ganz so kleine) Miszellen. Das Format ist nicht besonders kreativ - es entspricht den üblichen Kriterien, die für wissenschaftliche Texte etabliert sind. Aber ich kann, will und werde in einem Format, das keine Anerkennung findet, nichts 'Neues' oder 'Originelles' (mehr) versenken.

Als "weiche Gründe", trotzdem zu bloggen, werden unter anderem Abbildung/Dokumentation der Arbeiten, Dialog und Austausch,  Rückhalt in der Community und mehr Sichtbarkeit genannt ...

Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, ... (Goethe, Faust I.[5].)

So spannend der Weg zu einem bestimmten (Forschungs-)Ergebnis ist, so wenig zielführend ist es, ungeordnete Gedanken, die in (m)einem Journal und in Notiz-Apps stehen,  in (m)einem Blog öffentlich zu machen - denn das Netz vergisst nichts.

Das Vorwärtskommen im dialogischen Wissenschaftsprozess passiert  nicht in Blogs und Kommentaren. Es passiert viel mehr in (mehr oder weniger) direkter Kommunikation - via E-Mail, DM auf Twitter, via Skype und Telefon, in der Kaffeepause und/oder spät in der Nacht nach einem langen Konferenztag, etc., etc.). Das von Christof Schöch in Anerkennung fürs Bloggen ? Eine Geschichte über die Eigendynamik des Digitalen geschilderte Beispiel, wie aus einem Vortrag ein Blogbeitrag und daraus ein Beitrag in einer Zeitschrift wurde,  ist außerhalb des (blog-affin(er)en) Feldes der Digital Humanities eher die Ausnahme.

Vernetzung basiert auf gemeinsamen Interessen und darauf, einen Draht zu finden. Im virtuellen Raum kann sich dieser Draht schwer entwickeln - genauso schwer wie die oft beschworene Community der Wissenschaftsbloggerinnen und Wissenschaftsblogger. Plattformen wie  hypotheses.org geben ein Dach, aber ein Dach macht keine Community. Also wird auf althergebrachte Formen wie Workshops, Tagungen und Konferenzen zurückgegriffen, wo Vernetzung passieren kann, wenn die richtigen Leute am richtigen Platz zur richtigen Zeit zusammenkommen.

[...] Und grün des Lebens goldner Baum. (Goethe, Faust I[6].

Ich werde weiter bloggen, aber die Miszellen auf mind the gap(s) werden auf absehbare Zeit (noch) wenig(er) mit meinen aktuellen Arbeiten zu tun. [7]

  1. Mareike König: Wissenschaftsbloggen - quo vadis? Vier Aufrufe und zwei Lösungen #wbhyp (19.1.2015).
  2. Mareike König: Wissenschaftsbloggen - quo vadis? Vier Aufrufe und zwei Lösungen #wbhyp (19.1.2015).
  3. Um Blogs mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz zu verschaffen, wurden Portale (wie hypotheses.org) geschaffen, die die Vielfalt beschwören, dabei aber einen Rahmen vorgeben müssen. ((S. de.hypotheses.org: "Blog eröffnen".).
  4. Zu dieser Verunsicherung trägt wohl auch der bei machen arrivierten Bloggenden übliche Ton (von mildem Spott bis zum herablassenden Abkanzeln und darüber hinaus) bei.
  5. Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie erster Teil. Tübingen: Cotta. 1808, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: http://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_I_(Goethe)_124.jpg&oldid=1663549 (Version vom 3.10.2011).
  6. Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie erster Teil. Tübingen: Cotta. 1808, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: http://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_I_(Goethe)_124.jpg&oldid=1663549 (Version vom 3.10.2011).
  7. Vgl. dazu auch frühere Überlegungen.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/2006

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Anerkennung fürs Bloggen ? Eine Geschichte über die Eigendynamik des Digitalen

Anläßlich des dreijährigen Bestehens der Blog-Plattform de.hypotheses.org findet derzeit eine sogenannte Blogparade statt. Mareike König hat in ihrem Beitrag zu diesem Anlass unter anderem die Frage aufgeworfen, warum sich wissenschaftliches Bloggen “lohnt”, auch wenn diese Praxis nicht als wissenschaftliche Publikation im engeren Sinne anerkannt wird. Der lesenswerte, durchaus etwas provokante Beitrag, der unter anderem die Rolle des post-publication reviews anspricht, also einen Modus der Anerkennung jenseits des peer reviews, hat mich zu dem hier folgenden Erfahrungsbericht angeregt.

Zunächst einmal scheint der primäre Grund für die mangelnde Anerkennung von Blogs nicht mehr so sehr das digitale Medium an sich zu sein, sondern der beim bloggenden Selbstpublizieren fehlende Prozess der Qualitätssicherung und Filterung durch die KollegInnen, bekanntlich auch peer review genannt. Als Ausweg gibt es zwei Strategien: Entweder man folgt der Logik des Print-Zeitalters, in der hübsch gebundenes Papier knapp und teuer ist, führt auch für Blogs eine vorab selektierende Qualitätssicherung ein und entwickelt das Genre gewissermaßen zu einer WordPress-basierten digitalen Zeitschrift für kleinere Beiträge. Oder man folgt der Logik des Digitalen, in dem Speicherplatz fast unbegrenzt und sehr günstig ist und vertraut auf die Mechanismen der Aufmerksamkeitsökonomie und des post-publication reviews, ganz nach Clay Shirky’s Devise: “publish-first, filter later” (kürzlich von Hubertus Kohle diskutiert). Was bedeutet das? Kurz gesagt: Die knappe Ressource ist nicht das Papier, sondern die Zeit der LeserInnen. Und: Alle dürfen alles jederzeit publizieren, aber es gibt Mechanismen, die dafür sorgen, dass bestimmte Beiträge besonders viel Aufmerksamkeit bekommen.

Aber funktioniert das auch? Man wirft dem klassischen peer review immer mal gerne vor, dass hier besonders innovative, randständige oder irgendwie störende Beiträge erst gar nicht zur Publikation kämen. Und man sorgt sich etwas, dass im digitalen post-publication review nur die attraktiven, massenfähigen Beiträge genügend Schwung bekommen, um durch diverse Auszeichnungen die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen und nicht völlig unterzugehen, nicht unbedingt die besten Beiträge. Ohne hier darüber urteilen zu können und zu wollen, möchte ich einfach nur an einem persönlichen Beispiel berichten, wie so etwas ablaufen kann, um den Prozess zu veranschaulichen.

Schritt 1: Die Geschichte beginnt Anfang 2013, da hat mich Elisabeth Burr eingeladen, bei der European Summer University im Juli 2013 einen Vortrag zu halten. Es sollte ein Thema von allgemeinerem Interesse sein und ich habe mich entschieden, mir einmal das Thema der “Daten” in den (digitalen) Geisteswissenschaften vorzunehmen. Grundideen des Beitrags waren, dass es in den Geisteswissenschaften “big data” einerseits, “smart data” andererseits gibt; dass wir für beide Datentypen spezifische Methoden haben; aber dass wir eigentlich darauf abzielen sollten, “smarter big data” zu bearbeiten. Und weil mir das Ganze doch etwas komplex erschien und präzise Formulierungen wichtig sind, habe ich den Vortrag in der Vorbereitung schriftlich festgehalten.

Schritt 2: Nachdem der Vortrag gut gelaufen war, ich den Text ohnehin schon hatte, und das Ganze sowieso auf Englisch war, dachte ich mir: Das passt doch wunderbar auf deinen Blog! Also habe ich Ende Juli 2013 den Vortragstext einschließlich ein paar Abbildungen und Ergänzungen auf The Dragonfly’s Gaze publiziert, ohne mir viel dabei zu denken. So weit, so normal. Für mich war das Thema (der Blogpost, nicht die Frage nach den Daten in den Geisteswissenschaften) damit eigentlich erledigt.

Aber hoppla, Schritt 3: Erstens bekam der Beitrag mehrere Kommentare, was auf meinem Blog eher ungewöhnlich ist. Vor allem aber war ein Kommentar dabei, in dem mich die Redaktion von hypotheses.org informierte, dass der Beitrag auf der Startseite von hypotheses.org verlinkt worden ist. Das fand ich toll! (Und nein, das war nicht die Redaktion von de.hypotheses.org, der ich selbst angehöre und für die ich selbst Beiträge auf die Startseite setze, sondern die französische Redaktion.) Der post-publication review hatte gegriffen und eine digitale Dynamik war losgetreten.

Schritt 4: Ein zweiter post-publication review passierte. Die Redaktion von DH Now wurde auf den Blogpost aufmerksam, weil sie in der Zwischenzeit den RSS-Feed meines Blogs in die Liste der Ressourcen aufgenommen hatten, die von freiwilligen, ständig rotierenden Redakteuren wöchentlich gesichtet werden. Und diesmal hat jemand angebissen und den Beitrag bei DH Now mit dem Label “Editor’s Choice” ausgezeichnet, wodurch der Beitrag wiederum auf der Startseite von DH Now landete und noch einmal mehr LeserInnen bekam. (Und ja, ich war auch einmal für ein paar Wochen einer dieser Redakteure, aber das dürfte ein Jahr später keine Rolle mehr gespielt haben; oder ist mein Blog so auf deren RSS-Liste gekommen?). An dieser Stelle wurde mir das fast schon unheimlich. Warum gerade dieser Beitrag?

Und weiter, Schritt 5: Wenige Wochen später, Anfang November 2013, bekam ich eine Mail von Lisa Rhody vom Journal of Digital Humanities, eine Zeitschrift, die bereits erschienene Beiträge aus den DH auswählt und erneut publiziert (und wie DH Now vom Roy Rosenzweig Center for Digital Humanities herausgegeben wird). Lisa Rhody hatte den Beitrag auf DH Now gesehen und schlug mir vor, daraus einen Artikel für JDH zu machen. Wow! Also begann ein erneuter Prozess der Überarbeitung: beim JDH wurde der Beitrag gelesen und ich bekam eine Reihe von Anregungen für Verbesserungen, die unter anderem darauf abzielten, vorhandene Forschung zum Thema etwas stärker einzubinden und den Beitrag sprachlich auf Vordermann zu bringen. Kein sehr strenger peer review-Prozess, aber doch auch keine schlichte Übernahme des vorhandenen Textes.

Schon Mitte Dezember 2013 war es soweit: Was als einfaches Vortragsmanuskript begonnen hatte, war in wenigen Monaten zu einem Artikel im Journal of Digital Humanities geworden! Und einer meiner Posts von The Dragonfly’s Gaze hatte plötzlich wesentlich mehr Aufmerksamkeit bekommen, als die anderen. Dieser kleinen Erfolgsgeschichte stehen natürlich Dutzende Blogposts gegenüber, bei denen nichts derartiges passiert ist. Ob das nun am Thema des Artikels, an seiner Qualität, oder am Zufall der digitalen Dynamik lag, wage ich nicht zu beurteilen. Wahrscheinlich kam alles irgendwie zusammen.

(Dies ist übrigens nur eine von mehreren solcher Geschichten, die ich erzählen könnte. Eine weitere, etwas anders gelagerte, ist die von einem Vortrag über “Collaborative Writing Tools” bei der Digital Humanities Australasia, dessen Slides ich auf Zenodo.org gepostet und darüber getwittert hatte, woraus letztlich ein Blogpost bei Impact of Social Sciences wurde. Der Beitrag wurde anschließend über 700 Mal auf Twitter erwähnt! Vermutlich ist dieser kleine Post in einem halben Jahr öfter gelesen wurde, als alles, was ich sonst je publiziert habe, zusammen genommen. Ist das nun gut oder schlecht?)

Welches Fazit also ziehen? Gewöhnungsbedürftig ist auf jeden Fall der Kontrollverlust über den Prozess, der sich stärker als zuvor aus der Eigendynamik der Mechanismen ergibt, die sich das Feld der Digital Humanities mit Blogplattformen, Twitter, RSS und Initiativen wie DH Now gegeben hat. Diese selbst mitzugestalten dürfte der beste Weg aus diesem Gefühl des Kontrollverlustes sein. Spannend und lehrreich ist dies auf jeden Fall, ebenso wie die Erfahrung, was da mit dem eigenen Beitrag passiert. Und “gelohnt” hatte sich der Beitrag übrigens schon ganz zu Anfang, nach dem Vortrag in Leipzig!

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4611

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#wbgavie | Ein Blog als Weg zum Buch. Erfahrungen aus zwei Jahren “de rebus sinicis”

Die folgenden Zeilen sind die ausformulierte Fassung der Notizen für meinen Vortrag beim Workshop “Bloggen in Geschichtswissenschaft und Archivwensen” (Wien, 10.11.2014).

Sowohl Name als auch URL meines Blogs weisen in groben Zügen auf die thematische Ausrichtung hin. “de rebus sinicis” – also “von chinesischen Dingen” – ist unter Historikern quasi selbsterklärend. Mit wenhua 文化 (wenhua.hypotheses.org), dem modernen chinesischen Begriff für “Kultur”, soll auf die bewusst breite thematische Ausrichtung des Blogs hingewiesen werden.[1] Der zeitliche Schwerpunkt liegt dabei auf dem spätkaiserlichen China, womit in diesem Zusammenhang die Zeit vom 17. bis ins 20. Jahrhundert gemeint ist.

Auch für die Entwickung des Blogs, das die Arbeit am Buchprojekt einer einführenden Darstellung der Kulturgeschichte des spätkaiserlichen China begleitet, können die beiden Zeichen des chinesischen Begriffs für “Kultur” herhalten – gab es doch  bisher etwas Text (wen 文) und viel Wandel (hua 化).

Bei der Suche nach einer Strategie zur kontinuierlichen Arbeit am im November 2012 eröffneten Blog erschien mir bald die Veröffentlichung kleinerer “Serien” zweckmäßig. Die folgende Auflistung gibt neben der Zahl der Folgen/Teile der einzelnen Serien auch einen Eindruck von den bisherigen thematischen Schwerpunkten des Blogs

Ein Blick auf die Beschlagwortung der Artikel verrät ebenfalls die thematischen Schwerpunkte:

Während die Intentionen hinter dem Buchprojekt mit den Begriffen “Einführung”, “Grundlagen”, “Handbuch”, “Leitfaden”,  “Orientierung” benannt werden können, standen hinter der Eröffnung des Blogs folgende Motive: “Öffentlichkeit”, “Sichtbarkeit”, “Interaktion”, “Diskussion”, “Themensetzung”.

Die Zwischenbilanz von Buchprojekt und Blog sieht wie folgt aus.

Umfang. Buchprojekt: ca. 110.000 Wörter (Rohfassung einiger Abschnitte, ansonsten derzeit eher noch mehr eine Sammlung von Notizen). – Blog: 102 Beiträge zwischen dem 27.11.2012 und dem 5.11.2014.

Frequenz. Während die Arbeit am Buchprojekt eher unregelmäßig vor sich geht, gibt es für den Blog seit 2.1.2013 einen Beitrag pro Woche, der in der Regel am Mittwoch veröffentlicht wird.

Während bei der Reihenfolge und thematischen Gewichtung der Blog-Beiträge eher der “Zufall” Regie führt, zeichnet sich bei der Arbeit am Buch doch eine – für jede Einführung unbedingt erforderliche – klare Struktur ab.

Die Möglichkeiten, die ein Blog bei der Begleitung eines Buchprojekts bietet, sind vielfältig. Die Präsentation von Online-Ressourcen (Stichwort: “Kulturgeschichte Chinas im Netz”) ist ebenso naheliegend, wie Einblicken in die eigene Sammlung von “China-Fotos”. Bei der Veröffentlichung von “Fundstücken” kann es allerdings schon einmal passieren, dass man sich hart am Rande zum “Insider-Gag” bewegt (etwa: “Was ein Pinguin mit der Umschrift des Chinesischen zu tun hat …”) – was aus meiner Sicht allerdings für den Genuss beim Schreiben des Artikels spricht. Und schließlich kann man sich durch das Bloggen auch “Stichwörter” liefern. Die Arbeit am Buchprojekt wird insofern angeregt, wenn man feststellt, dass zu bestimmten Punkten noch eingehendere  Recherchen nötig sind oder dass die Notizen zu einzelnen Aspekten noch ziemlich unausgegoren sind.

Das Blog ist – wenn überhaupt – nur sehr bedingt brauchbar, um den Stoff zu systematisieren, ebenso sei es keinesfalls als “öffentliches” Notizbuch verstanden. Der Aufwand, den man für das Blog treiben will/kann/muss, orientiert sich einerseits am eigenen Zeitbudget, andererseits doch an der Gratwanderung zwischen zu kurzen (und damit wenig informativen) Beiträgen und zu langen Beiträgen, die der Aufmerksamkeit der Leser nicht unbedingt zuträglich sind. Ein letzter Punkt, der im Zusammenhang mit den Grenzen des Bloggens erwähnt sei, ist die Herausforderung, die Beiträge allgemein verständlich zu verfassen, damit sie auch ohne sinologisches Vorwissen gelesen werden können: “Fachchinesisch” sollte also unbedingt vermieden werden!

  1. Vgl. dazu den Beitrag “Annäherungen an den Kulturbegriff im Chinesischen”
  2. Sowohl bei “Serien” als auch bei “Schlagwörtern” geben die Zahlenangaben den Stand vom 5.11.2014 wieder. Das Schlagwort “Kalligraphie” wurde für den Vortrag nicht berücksichtigt, da es ohnehin durch die “Vier Schätze des Studierzimmers” bei den “Serien” repräsentiert ist.

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/1483

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Workshop „Bloggen …“: Bloggen in einem kirchlichen Ein-Personen-Archiv

Am 10. November 2014 fand der vom Institut für Österreichische Geschichtsforschung veranstaltete Workshop „Bloggen in Geschichtswissenschaft und Archivwesen“ statt. Im Rahmen dessen hielt auch Stiftsarchivar Maximilian Alexander Trofaier, der Autor dieser Zeilen, einen Vortrag zum Thema

Bloggen in einem kirchlichen Ein-Personen-Archiv. Ein Erfahrungsbericht

Der subjektive und einschränkende Titel war bewusst mit Blick auf die gegebenen Voraussetzungen gewählt. Als „kirchliches Archiv“, konkreter eigentlich als Klosterarchiv, ist das Archiv des Schottenstifts nichts anderes als ein Privatarchiv. Der Status des „Ein-Personen-Archivs“ birgt auch eine Aussagekraft über die geringe Größe des Archivs. Beide Elemente führen nicht zuletzt auch zu einer deutlich geringeren Öffentlichkeit und Benutzerfrequenz als es in großen Staats- oder Landesarchiven der Fall ist. Dies gilt es auch zu berücksichtigen, wenn man über das Thema Bloggen spricht. Wenn außerdem im Titel von „Bloggen“ die Rede ist, dann bedeutet das im konkreten Fall des Schottenstifts nicht nur Blog sondern auch Facebook.    

Entwicklung

Seit Frühjahr 2013 betreibt das Archiv des Schottenstifts eine Facebook-Seite, seit Sommer 2014 auch einen eigenen Blog auf der Plattform Hypotheses.org, und es kann damit (zumindest in Österreich) durchaus als Vorreiter im Bereich der kleinen Archive betrachtet werden. Da die Erfahrungswerte für Facebook aufgrund der längeren Dauer etwas umfassender sind, macht es Sinn, sich in diesen Ausführungen auf die Facebook-Seite des Archivs zu konzentrieren.

Es ist nicht uninteressant, sich einmal anzusehen, welche österreichischen Archive überhaupt auf Facebook vertreten sind.1 Zunächst sind da das Diözesanarchiv St. Pölten, das Österreichische Staatsarchiv und das Archiv der Erzdiözese Salzburg, die seit Juni bzw. August 2010 auf Facebook sind und damit auch zu den ältesten Facebook-Seiten von Archiven des deutschsprachigen Raums überhaupt gehören. 2012 gab es ca. zwei Monate eine Seite des Stadtarchivs St. Andrä im Lavanttal, außerdem eine Seite von Bibliothek und Archiv des Zisterzienserstiftes Zwettl, die aber nie mit Inhalt befüllt wurde und inzwischen auch nicht mehr existiert. Seit April 2013 ist das Grüne Archiv, das bei der Grünen Bildungswerkstatt angesiedelte Archiv der politischen Partei „Die Grünen“, auf Facebook vertreten. Dann kam bereits das Archiv des Schottenstifts im Mai 2013, also auch erst vor eineinhalb Jahren. Im Oktober 2013 legte sich das Stadtarchiv Wels eine Seite zu, die aber bisher wenig mit Inhalt befüllt wurde. Seit Jänner 2014 gibt es noch die Seite von Archiv und Bibliothek des Benediktinerstiftes Admont.

Wenn man sich jetzt jene Seiten ansieht, die tatsächlich aktiv sind, dann stellt man fest, dass neben dem Staatsarchiv und dem Archiv einer politischen Partei vier kirchliche Archive (zwei Diözesanarchive, zwei Klosterarchive) auf Facebook vertreten sind. So traurig dies aus Sicht der Archivlandschaft erscheinen mag, so sehr bedeutet dies aber gleichzeitig – zumindest theoretisch – auch, dass die einzelnen österreichischen Archive mit Facebook-Seite aufgrund der geringen Konkurrenz eine vergleichsweise starke öffentliche Wahrnehmung verzeichnen können.

Pastorale Funktion

Ist es ein Zufall, dass bei dieser Auflistung kirchliche Archive scheinbar in der Überzahl sind? Hierzu sollte eine weitere Überlegung in Betracht gezogen werden:

Die Diskussion über eine Präsenz im Web 2.0 wird ja nicht nur von den Historikern und Archivaren geführt, sondern seit einigen Jahren auch von den Kirchen, und so stellen sich einem Klosterarchiv die damit verbundenen Fragen in doppelter Weise – wobei die Motivationsgründe im übertragenen Sinn ganz ähnliche sind. Von einer kirchlichen Präsenz im Web 2.0 erwartet man sich einerseits eine stärkere und positivere öffentliche Wahrnehmung sowie andererseits neue Möglichkeiten der Pastoral, der Ansprache des Einzelnen – man könnte auch sagen der Benutzerbetreuung.

Aus dieser sowohl auf höheren kirchlichen (diözesanen) Ebenen als auch hausintern geführten Diskussion heraus erschien es dem Archiv des Schottenstifts nicht nur als Archiv sondern auch als kirchliche Institution als ein Gebot der Stunde, auf Facebook präsent zu sein, zu zeigen, in welchem Ausmaß den Klöstern auch – bzw. auch den Klöstern – Aufgaben der Kulturgüter- und Wissenschaftspflege auferlegt sind, und dass sie diese Aufgaben vielleicht nicht gar so schlecht bewältigen.

Effekte

Was sind aber nun die Effekte dieser Blogtätigkeit, die für das Archiv des Schottenstifts konkret festgemacht werden können? Natürlich freut man sich über eine gesteigerte öffentliche Wahrnehmung mit Fans aus ganz Europa und Übersee. Tatsächlich hat das Archiv auch schon die eine oder andere Forschungsanfrage aufgrund von Facebook- und Blogbeiträgen verzeichnen können. Aber der wohl wesentlichste Effekt steht im Zusammenhang mit der Positionierung des Archivs auch innerhalb des Klosters – und dies ist wiederum ein Aspekt, der nicht nur für kirchliche Archive sondern für alle kleinen Archive innerhalb einer größeren Institution wichtig erscheint. Man kann in diesem Zusammenhang von nach innen gerichteter Öffentlichkeitsarbeit sprechen.

Man neigt oft dazu, als Adressatenkreis von Öffentlichkeitsarbeit eher Personen anzusehen, die außerhalb der eigenen Institution stehen. Dabei darf aber nicht vernachlässigt werden, dass eben auch jene Personen, die zwar außerhalb des Archivs aber innerhalb der Institution stehen, potentiell Anzusprechende sind. Neben Forschenden, Studierenden, Kollegen in anderen Archiven und interessierten Laien finden sich unter den Abonnenten der Facebook-Seite des Archivs auch viele Personen aus dem erweiterten Dunstkreis des Klosters, Angestellte aus anderen Teilbereichen des Stiftes (dem Kammeramt, dem Klosterladen, dem Gästehaus) aber auch direkt einige Mitglieder des Konvents. Und von all diesen bekommt man, wenn man sie trifft, stets außerordentlich positive Rückmeldungen zu den Mitteilungen auf Facebook.

Der Blog des Archivs hat hier natürlich nochmals eine neue Dynamik gebracht, weil ja nicht jeder bei Facebook angemeldet ist (was für die Ansicht der dortigen Seite jedoch gar nicht notwendig wäre). Neben der nun möglichen Ausführlichkeit waren vor allem auch Überlegungen hinsichtlich der breiteren Zugänglichkeit ausschlaggebend für die Eröffnung des Blogs und die damit verbundene Verlagerung bzw. Erweiterung der auf Facebook begonnenen Aktivitäten.

Die Wahrnehmung des Archivs und der hier geleisteten Arbeit hat sich nicht nur in der Öffentlichkeit sondern auch innerhalb des Klosters drastisch gesteigert. Diese Positionierung des Archivs innerhalb der Institution, die Schaffung eines Bewusstseins für die Aufgaben und die Anliegen des Archivs, ist ein ganz wichtiger Punkt, wenn man in einem Ein-Personen-Archiv nicht traurig vereinsamen möchte. Schon allein aus diesem Grund kann Archivarinnen und Archivaren das Bloggen im Archiv nur ans Herz gelegt werden.

  1. Vgl. hierzu die Angaben bei Uwe Heizmann: Deutschsprachige Archive bei Facebook (Stuttgart/Pottsdam 2012), in: Multimediale Geschichte, hg. von dems., online unter http://www.multimediale-geschichte.de/bilder_co/heizmann_uwe_-_dtspr_archive_b_facebook.pdf (13. November 2014); die Liste „Archive aus dem deutschsprachigen Raum auf Facebook“ von Klaus Graf auf dem Blog „Archivalia“, online unter http://archiv.twoday.net/stories/235546744 (13. November 2014); sowie die Liste „Archive im deutschsprachigen Raum“ von Maria Rottler auf Facebook, online unter http://www.facebook.com/lists/4881539393737 (13. November 2014).

Quelle: http://schotten.hypotheses.org/555

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