Jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt – ein kollaboratives Forschungsprojekt

Die Erforschung und Erhebung von Mikrodaten zu jüdischen Gemeinden erfolgt oft nicht flächendeckend für größere Räume und oftmals nur punktuell durch lokale Gruppen, Initiativen und einzelne Forscher. Eine Ausnahme bildet hier die Familiendatenbank “Juden im Deutschen Reich” von Ingo Paul, die einen großflächigeren Ansatz verfolgt, aber nur genealogische Forschungsdaten erschließt.

Das hier beschriebene Projekt auf FactGrid zielt hingegen darauf ab, für den Raum des heutigen Sachsen-Anhalts, epochenübergreifend und über reine Personendaten hinausgehend, umfassende Forschungsdaten zu jüdischen Gemeinden zu sammeln; ausgehend von genealogischen Daten bis hin zu Informationen über Gemeindestrukturen, weitere jüdische Organisationen, Gebäude, die Dokumentation von Friedhöfen, die Erschließung von Quellen, bis hin zur Kartierung von Stolpersteinen etc. Langfristig soll FactGrid dabei sowohl als zentrale Sammelplattform für die entsprechenden Forschungsdaten fungieren, als auch Vernetzungsmöglichkeiten für alle Akteure bieten, die zur vielfältigen Landschaft jüdischer Gemeinden in Sachsen-Anhalt forschen.


Abb. 1: Übersichtskarte bisher im Projekt erfasster Jüdischer Gemeinden.

In einer ersten Projektphase wurden dazu aus gängiger Forschungsliteratur und zeitgenössischen Überblickswerken alle Gemeinden auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt und teilweise darüber hinaus erfasst, in denen jüdisches Leben stattfand oder bis heute stattfindet.

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Quelle: https://blog.factgrid.de/archives/3824

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Erich Riewe (1889-1972) und Erich Riewe (1897-1929) – zwei Schaupieler im Berlin der 1920er Jahre

Im Zuge der Quellenarbeit für das Projekt “Jüdisches Sachsen-Anhalt” stieß ich während der Auswertung der Militärstammrolle der Stadt Aschersleben für 1910 auf den Eintrag eines jüdischen Schauspielers, Erich Riewe, der nur von Januar bis März 1910 in der Stadt lebte, weshalb der Aktenvorgang nach Berlin-Charlottenburg weitergegeben wurde.

Erich Riewe, 1889 in Märkisch-Friedland geboren, war vermutlich für ein Theater-Engagement zu Beginn des Jahres 1910 für einige Monate nach Aschersleben gekommen, kurz vor Antritt seines Militärdienstes, im Alter von 21 Jahren – der Beginn einer Karriere?

Beim Versuch der Rekonstruktion seiner folgenden Lebensstationen sollte sich schnell herausstellen, dass dies ein weniger einfaches Unterfangen werden sollte: Finden sich auf gängigen Plattformen wie Wikidata, der GND oder der Datenbank des Deutschen Literaturarchivs in Marbach bereits Einträge zu einem Schauspieler Erich Riewe, die nur sehr spärlich mit Informationen bestückt sind, wird aufgrund der unterschiedlichen Lebensdaten schnell klar: Im Berlin der 1920er Jahre muss es zwei Schauspieler selbigen Namens gegeben haben, die sich zur gleichen Zeit in ähnlichen Milieus bewegt haben müssen.

Weitere Recherchen in den Berliner Personenstandsregistern führten zu ersten Ergebnissen zu beiden hier untersuchten Personen: Erich Riewe, der 1910 in der Militärstammrolle gelistet war, hatte dreimal geheiratet: zunächst 1916 die Korrespondentin Martha Elisabeth Kornetzke (die Ehe wurde 1927 geschieden); fünf Monate später heiratete er bereits seine zweite Frau Klara Hermine Hedwig Fernow (verstorben 1954 an einer chronischen Lungenentzündung), und im selben Jahr seine dritte Frau Ella, geb. Dumke, mit der Riewe bis zu ihrem Tod 1970 zusammenlebte. Erich Riewe selbst starb zwei Jahre später 1972 in Berlin-Schöneberg. Sein Namensvetter Erich Max Richard Riewe wurde am 06.

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Quelle: https://blog.factgrid.de/archives/3811

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Deutschlands erstes Schuhimperium – das Filialnetzwerk der Schuhwarenfabrik Conrad Tack & Cie. in FactGrid

Nachdem 1883 die Brüder Conrad und Jean Tack sowie Wilhelm Dedermann in Burg eine Schuhwarenfabrik gegründet hatten, die ab 1888 unter dem Namen “Conrad Tack & Cie” firmierte, begann die Geschäftsleitung schon früh mit neuen Verkaufsmethoden zu experimentieren.

Eine dieser Innovationen war ab etwa 1890 der Aufbau eines eigenen Verkaufsnetzes mit Geschäften, die exklusiv die Produkte von Tack führten. So existierten 1890 zunächst sechs eigene Filialen, die bis 1895 bereits auf ein Netz von 25 Geschäften ausgebaut werden konnten.  Folgende Karte des Vertriebsnetzes um 1895 zeigt, dass der Fokus zunächst auf Mitteldeutschland und einige Großstädte im Reich, wie Hamburg, Berlin oder Frankfurt am Main, lag.


Zweigniederlassungen von Conrad Tack (1895).

Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges sollte dieses Netzwerk auf über 140 Geschäfte wachsen. Der Krieg führte zu einigen kurzzeitigen Wachstumseinbrüchen und Verlusten, wie der Aufgabe der Geschäfte in Straßburg und Metz, aber mit dem Eintritt des Berliner Unternehmers Hermann Krojanker in den Vorstand des Unternehmens, konnte das Netzwerk der Verkaufsstellen in den 1920er Jahren noch einmal signifikant ausgebaut werden.

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Quelle: https://blog.factgrid.de/archives/3795

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