Von der Nummerierung in Utopien

Der Wohleingerichtete Staat, 1699 erschienen, gilt als die erste deutschsprachige, als Monographie publizierte Utopie und beschreibt die gemäß dem anonymen Autor vorbildhaften Verhältnisse auf der Insel Ophir:1 Den Anfang macht eine recht langatmige Schilderung der Fürstenerziehung, wir erfahren, dass Reisende verpflichtend Berichte über ihre Reise abliefern müssen (S. 309), Juden streng überwacht werden, die Gassen „rein und sauber gehalten“ werden müssen und darin „keine Löcher gelassen“ werden dürfen (S. 382f); die Gastwirte agieren auch als Spitzel (S. 435 f), die BewohnerInnen jedes Dorfs müssen ihre je eigene, an eine Uniform („Soldaten-Habit“) gemahnende dorfspezifische Einheitskleidung tragen (S. 448) – Trachten konnten also schon im 17. Jahrhundert als erfunden imaginiert werden.  Kurzum, die Utopie des Wohleingerichteten Staats liefert – ohne dass irgendeine spannungsfördernde Handlung vorkäme – ein Panorama dessen, was um 1700 als gutes Regieren gilt

An zwei Stellen findet in diesem Buch der Einsatz der Kulturtechnik der Nummerierung Erwähnung; einmal soll sie verwendet werden, um die Tätigkeit der Advokaten effizienter zu gestalten:

Die Advocaten müssen nur in Schrifften verfahren / und ihre Sätze in gewisse Numeros eintheilen / und auch die Seiten numeriren / und dieselbe / wie alles / versiegelt eingeben / dürffen auch nicht / was in einer Schrifft befindlich / in der andern wiederholen / sondern sich nur bloß wenn es nöthig / mit Anführung des numeri und der Seite darauf beziehen;2

Es wäre zu überprüfen, wie weit die hier beschriebenen Praktiken Ende des 17.

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Quelle: https://nummer.hypotheses.org/255

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