Eine verpasste Chance der Geschichtswissenschaft? Eine historische Perspektive des Jahres 2049 auf damals.


von Daniel Giere*

 

Wir schreiben das Jahr 2049: Laut der aktuellen 51. JIM-Studie werden „analoge“ Bücher nur noch von rund 6 % der 12- bis 19-Jährigen täglich oder mehrmals pro Woche gelesen. Das digitale Spiel konnte indessen seinen Siegeszug fortsetzen und wird inzwischen von 99 % der Jugendlichen täglich über mehrere Stunden hinweg konsumiert [1]. Vergleicht man dieses Ergebnis mit den fast historisch anmutenden Werten der JIM-Studie des Jahres 2013, welche erstmalig die freizeitliche Mediennutzungsintensität analoger Bücher geringer als die digitaler Spiele ausmachte [2], stellt sich der Historiker doch die begründete Frage: „Wie konnten nur digitale Spiele innerhalb so kurzer Zeit zum weltweiten Leitmedium emporsteigen?“

Eigentlich ist das kaum verwunderlich, vermochte das digitale Spiel doch schon 1993 die visuelle Wahrnehmung des Menschen – annähernd – dreidimensional zu simulieren. Die VR-Systeme der 2010er Jahre ließen Immersion und Engagement in immer realistischeren Rezeptionssituationen zu. Wurden in den Jahren 2012 bis 2014 die Fantastereien einer universitären Ausbildung von Pro-Gamern der Webserie Video Game High School noch herabwürdigend belächelt, stellt 2049 die Ausbildung von „Pro-Gamern“ einen wichtigen und die Entwicklung digitaler Spiele sogar einen fächerübergreifend integralen Bestandteil des Studienangebots dar.  Die Entwicklerinnen und Entwickler digitaler Spiele besannen sich alsbald darauf eine stärkere Subjektorientierung zu etablieren.

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Quelle: https://spielkult.hypotheses.org/870

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Roths Rheingauer Ostereier

fake_red „Auf Ostern bekamen die Kinder von den Lehrern in der Schule gefärbte und gemalte Eier“, heißt es in dem Aufsatz: Zur Geschichte der Volksgebräuche im Rheingau während des 17. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für Kulturgeschichte Neue (4.) Folge Bd. 2 (1895), S. 182-191.1 Er stammt aus der Feder des Nassauer Privatgelehrten Ferdinand Wilhelm Emil Roth und stützt sich auf den lateinischen Bericht des Rüdesheimer Pfarrers Konrad Noll, der 1601 auf Geheiß des Mainzer Vikariats einen Bericht über den religiösen Zustand des Rheingaus einreichte. Elmar Lorey ist in seinem Online-Beitrag „Von Nikoläusen, Ostereiern und historischen Schinken“ der Sache nachgegangen. Roth gibt keinen Fundort der Quelle an, und Lorey suchte vergeblich nach ihr: „Das Original des historischen Dokumentes war leider in keinem der einschlägigen Staats- oder Diözesanarchive mehr aufzutreiben und muss vermutlich als verschollen gelten.“ Herrn Lorey bin ich sehr dankbar, dass er mir am 3.

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Quelle: https://archivalia.hypotheses.org/55564

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Wie eine Urkunde zweimal verschwand oder die „Entdeckung“ der Stadtrechtsbestätigung

Bestätigung der Stadtrechte, Lemgo 1245 (StaL U 2)

Bestätigung der Stadtrechte, Lemgo 1245 (StaL U 2)

Die älteste Urkundenausfertigung im Stadtarchiv Lemgo ist die Bestätigung der vermutlich um 1190 durch Bernhard II. verliehenen Stadtrechte durch seinen Enkel Bernhard III. vom 8. Januar 1245 (StaL U 2). Auf dem Foto ist das passende Siegel Bernhards III. beigefügt, das sich aber nicht mehr im Original an der Urkunde befindet. Hier soll nicht näher auf die Fragen und Probleme der Stadtgründung Lemgos eingegangen werden, sondern nur auf die „Entdeckung“ der Urkunde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

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Quelle: https://liparchiv.hypotheses.org/731

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6.1. Aussagestrategien?

Ob für den Fall einer Festnahme Absprachen getroffen wurden, lässt sich wohl nicht klären. In diesem Zusammenhang sind die Vernehmungsprotokolle von Josef Kasel und Werner Engel im Vergleich interessant, da sie veranschaulichen, wie sich durch die Konfrontation mit den Aussagen des jeweils anderen in den Verhören der Gestapo ein gemeinsames Narrativ entwickelte.

Josef Kasel lernte nach seinen Aussagen Werner Engel in seiner Funktion als Verkäufer kennen, beide seien aber erst Anfang 1939 bei einer Wehrmachtsübung näher in Kontakt getreten.[1] Die Schriften, die Engel erhalten habe, habe dieser als „interessant und richtig“ kommentiert.[2] Ein weiterer wichtiger Punkt der Verhöre ist die Frage nach einer Finanzierung Winzens. Kasel gab hierzu an, dass dieser Wert darauf gelegt hätte, dass die „Anhänger“ seines Kreises auch bereit seien, sich finanziell für seine Idee einzusetzen. Sowohl Franz Padberg, als auch Walter Gawehn hätten zugestimmt, Winzen zu unterstützen. Er selbst gab zu, Paul Winzen finanziell mit fast 1000 RM gefördert zu haben.

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Quelle: http://winzen.hypotheses.org/714

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On the Grammars of School History: Who Whom?

 

English

Grammar has a reputation for tedium, and a well-deserved one, perhaps, given the way in which was traditionally taught and the facility with which concern with grammar can become pedantry.[1] Grammar can, however, be a valuable tool for appraising historical thinking and for reflecting on how school history is made and understood.

 

 

Agency

Consider ‘agency’, or, in grammatical terms, the question ‘Who does what to whom?’[2] Grammatical analysis can reveal a great deal about our relationships with the past. ‘Critical historical consciousness’, for example – the historical equivalent of Nietzsche’s ‘philosophy with a hammer’ – subjects the past to the stringent scrutiny of the present, judging it iconoclastically (as with #RhodesMustFall).

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Quelle: http://public-history-weekly.oldenbourg-verlag.de/4-2016-11/on-the-grammars-of-school-history-who-whom/

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Kontingenzen eines literarischen Raumes. Beiläufige Bemerkungen zu Emma Donoghues Roman „Room“

30.03.2016 Jan-Hendryk de Boer

„Liebe kennt keine Grenzen“ – mit diesem etwas klebrigen Motto wird die zurzeit im Kino laufende Verfilmung des Romans „Room“ (dt. „Raum“) der irisch-kanadischen Schriftstellerin Emma Donoghue beworben. Spätestens, nachdem Hauptdarstellerin Brie Larson mit dem Oscar ausgezeichnet worden ist, durfte sich der Film großer Aufmerksamkeit sicher sein. Die Verfilmung mag Anlass bieten, noch einmal durch den 2010 erschienenen Roman zu streifen – und dabei die Brille dessen aufzusetzen, der Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln erforscht.

Bei dem Roman handelt es sich, der Autorin zufolge, um eine literarische Verarbeitung des Falls Fritzl.

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Quelle: http://grk1919.hypotheses.org/143

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Neue Archivbeschreibung nach ISDIAH

ISDIAH – das ist der International Standard for Describing Institutions with Archival Holdings. Dieser ermöglicht die standardisierte Beschreibung von Archiven und wurde 2008 vom Internationalen Archivrat (International Council on Archives, ICA) verabschiedet. Eine Archivbeschreibung nach ISDIAH geht weit über die Angabe von Archivbeständen, Kontaktmöglichkeiten und Benutzungsbestimmungen hinaus. Sie umfasst 31 Verzeichnungselemente (gegliedert nach den sechs Bereichen Identifikation, Kontakt, Beschreibung, Zugang, Service und Kontrolle) und gibt etwa Aukunft zur Geschichte des Archivs, zu seinem geographischen und kulturellen Kontext, zum Archivgebäude, zu Findmitteln und Publikationen über das Archiv oder zur Erreichbarkeit des Archivs.

Seit kurzem bietet auch das Archiv des Schottenstifts eine eigene solche Archivbeschreibung nach ISDIAH an, die von der Webseite des Archivs heruntergeladen werden kann. Diese berücksichtigt natürlich bereits die neue Archiv- und Benutzungsordnung, enthält aber auch zahlreiche Angaben, die sich bislang nirgendswo nachlesen ließen. Wir hoffen, dass sie potentiellen Benutzerinnen und Benutzern hilfreich sein und eine interessierte Leserschaft finden wird.

ISDIAH



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Quelle: https://schotten.hypotheses.org/1079

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Memorandum: digitale Forschungsinfrastrukturen

Memorandum zur nachhaltigen Bereitstellung digitaler Forschungsinfrastrukturen für die Geistes- und Kulturwissenschaften in Deutschland

Dieses Memorandum entstand in Folge der zweiten Konferenz zum Thema „Nachhaltigkeit digitaler Forschungsinfrastrukturen für die Geisteswissenschaften“ am 19.10.2015 in Berlin, zu dem die beiden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsinfrastrukturprojekte TextGrid und DARIAH-DE eingeladen hatten.

Ziel der Unterzeichnenden ist es, die Voraussetzungen für die nachhaltige Bereitstellung digitaler Forschungsinfrastrukturen für die Geistes- und Kulturwissenschaften innerhalb Deutschlands zu schaffen, damit ihre Forschenden und Lehrenden zur Spitzenforschung und deren Entwicklung langfristig beitragen können. Dies ist insbesondere im Hinblick auf die Digitalisierung von Wissenschaft und Gesellschaft von herausragender Bedeutung. Zur Gestaltung, Deutung und Forcierung dieses tiefgreifenden Wandels leisten die Geistes- und Kulturwissenschaften einen wesentlichen Beitrag.

Um digitale Forschungsinfrastrukturen auf europäischer Ebene langfristig, d.

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Quelle: http://dhd-blog.org/?p=6559

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Geschichte und Gesellschaft: Surveilance Studies-Nummer mit Aufsatz zu Adressbüros

Frisch erschienen: Das Heft 1/2016 von Geschichte und Gesellschaft zum Thema Surveillance Studies. Ich habe dafür den Aufsatz Zwischen “policie” und “strengster Verschwiegenheit”. Europäische Adressbüros der Frühen Neuzeit im Spannungsfeld obrigkeitlicher und privater Interessen beigesteuert, mit dem ich das Material meiner Habil nicht wie dort nach geographischen Gesichtspunkten sortiere, sondern den Blickwinkel der Surveillance Studies daran anlege. Bei Wunsch schicke ich gerne ein PDF zu!

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022555286/

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