Die Organspende in der Krise? Podiumsdiskussion mit Christina Berndt, Antje Kahl, Alexandra Manzei und Axel Rahmel , moderiert von Hubert Knoblauch (am 12.06.2014)

(Bild: „Kopf“, 2012 Videoperformance, 18:44 min Video Still © Alexandra Meyer) Das hochkarätig besetzte Podium zum Thema “Die Organspende in der Krise?” widmet sich am 12. Juni 2014 um 19 Uhr im Frankfurter Kunstverein der Debatte um die gegenwärtige Situation … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/6914

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Fastnacht der Hölle – Inklusion als Herausforderung im Museum

 

 

Die Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention zeigt auch Wirkungen auf die museumspädagogische Arbeit. Derzeit wird am Haus der Geschichte Baden-Württembergs in Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg/Abt. Geschichte und Abt. Sonderpädagogik für die aktuelle Ausstellung “Fastnacht der Hölle. Der Erste Weltkrieg und die Sinne”1 an einem Angebot für Förderschüler/innen gearbeitet. Das kooperative Erarbeiten eines solchen Angebots von Vertreterinnen der Museumspädagogik, der Geschichtsdidaktik und der Sonderpädagogik kann durchaus als innovativ und den Herausforderungen angemessen bezeichnet werden.2

 

 

Gemeinsamer Nenner: Das Erlebnis

Bei dem kooperativen Projekt wird kein eigentlich inklusives Angebot erarbeitet, sondern die museumspädagogischen Zielgruppen werden um die FörderschülerInnen erweitert. Diese Adressatengruppe ist in sich nicht homogen, sondern umfasst SchülerInnen mit Lerneinschränkungen und solche mit geistigen Beeinträchtigungen. Deren kognitiven Fähigkeiten, z.B. was die Lesekompetenz oder schriftsprachliche Fähigkeiten angeht, können weit auseinander liegen.3 Auch über deren Ausprägungen des Geschichtsbewusstseins ist wenig empirisch Gesichertes bekannt: SchülerInnen mit Lernbeeinträchtigungen können recht sicher zwischen Vergangenheit und Gegenwart unterscheiden, äußern aber, z.B. nach einer Bildbetrachtung, kaum konkrete Unterscheidungsmerkmale. Sie betrachten Geschichte im Sinne eines Wandels und haben ein sehr subjektives Verständnis für Chronologie, d.h. sie stellen häufig keinen korrekten Bezug zu Daten bzw. Zeiträumen her.4 Auch in der Museumspädagogik gibt es nur wenige, eher allgemeine Hinweise, die sich mit den Ansätzen in der Sonderpädagogik decken: Ein Museumsbesuch ist nachhaltiger, wenn er als Erlebnis gestaltet wird und die Inhalte auf mehreren Wahrnehmungsebenen gleichzeitig und emotional angebunden vermittelt werden.5 Die Forschungsergebnisse sind direkt in das Konzept des museumspädagogischen Angebots für Förderschulen eingegangen. So steht am Anfang die Arbeit am Zeitbegriff (vor 100 Jahren), durch das Anknüpfen an die eigene Familiengeschichte: Damals haben die Urgroßeltern gelebt! Gleichzeitig ist für die SchülerInnen wichtig zu erfahren, dass es sich um ein Geschehen in der Vergangenheit handelt, sie also keine Angst haben müssen, dass “morgen” ähnliches passiert.

“Der Erste Weltkrieg zerstörte die Sinne!”

Genauso wie bei allen anderen museumspädagogischen Angeboten gilt, dass die Ausstellungsziele im museumspädagogischen Angebot zentral sind und für die entsprechende Zielgruppe aufgearbeitet werden. Die Kuratorin der Ausstellung formuliert die Ausstellungsziele wie folgt:

“Die Ausstellung zeigt das Empfinden des Krieges mit allen Sinnen. Denn der Erste Weltkrieg sprengte damals alle Maßstäbe der Wahrnehmung, beeinträchtigte und zerstörte die Sinne. Doch die Regierungen instrumentalisierten die Sinne auch, indem sie die Kriegswahrnehmung bewusst lenkten.”

Die Sinneserfahrungen wirkten sich nachhaltig auf den Menschen aus: auf seinen Körper, auf sein Erleben und seine Psyche – nicht nur an der Front, sondern auch in der Etappe und in der Heimat. Diese Zielsetzung soll elementarisiert und auf die Aneignungsniveaus der Adressaten bezogen beibehalten werden.

Wie fühlt sich der Krieg an?

Wichtige Zugänge zu den Ausstellungszielen sind für die FörderschülerInnen sinnliche Wahrnehmungen, also direkt zu empfinden, wie sich der Krieg angefühlt (Tornister, Gewehr, Papierhemd), angehört (Kanonendonner), angesehen (Bilder von Schützengräben, Lazarette), wie er gerochen (Leichengeruch, Eau de Cologne) und geschmeckt (“nachgebackener” Notzwieback) hat. Hinzu kommt, dass für diese Adressatengruppe der Lebensweltbezug und die Einbettung in eine Rahmenhandlung als direkt fassbarer “roter Faden” wichtig ist, weshalb eine reale Familie durch einen Tag im Krieg begleitet werden soll. Allerdings gestaltet sich die Recherche einer solchen Familie aufgrund der Quellenlage schwierig: Meist sind nur die Feldpostbriefe der Soldaten erhalten, weil deren Ehefrauen diese gesammelt haben. Die weibliche Perspektive und damit auch die Perspektive der Heimat fehlt häufig. Hier ist die Museumspädagogin dabei, nach einer realen, im Südwesten verankerten Familie zu recherchieren, die im Idealfall ein Kind im Alter der SchülerInnen hat: Wie nimmt der Vater an der Front und in der Etappe den Krieg wahr, wie die Mutter und das Kind in der Heimat? Wie verändern sich deren Sinne durch den Krieg? Um diesen Lebensweltbezug beizubehalten soll das museumspädagogische Angebot in der Heimat beginnen: Der Vater wird aus dem Familienalltag herausgerissen, fährt an die Front, hat Angst und muss kämpfen, wird verwundet und die restliche Familie bleibt in der Heimat und muss mit dem Mangel zurechtkommen.

Originalobjekte als „Leitquelle“

Die Ausnahmesituation des Krieges, die ein anderes Verhalten erzwang als es in der Zeit üblich war, soll kontinuierlich angesprochen werden: Das Gewehr steht für das Töten und Sterben an der Front, für die Angst in den Schützengräben und für das Töten auf Distanz, das natürliche Hemmschwellen verringert. Die Prothese in der Etappe und in der Heimat für eine Verletzung im Krieg, die die Amputation erzwang und ein Weiterleben mit größten Beeinträchtigungen zur Folge hatte. Den Originalobjekten sollen Materialien zur Seite gestellt werden, die die SchülerInnen anfassen/lesen/betrachten können. So kann beispielsweise ein Tornister, der den Vater als Soldaten durch den Kriegsalltag begleitete, diesen erfahrbarer machen und gleichzeitig eine Art “Leitquelle” durch das museumspädagogische Angebot darstellen. Ein Feldpostbrief übersetzt in “Leichte Sprache” kann eine Brücke für das unterschiedliche Kriegserleben in der Heimat und in der Etappe sein. Für die Stationen Front-Etappe-Heimat wird das Material differenziert für SchülerInnen mit Lerneinschränkungen und für SchülerInnen mit geistigen Beeinträchtigungen bereitgestellt werden. Bevor das museumspädagogische Angebot im September 2014 zur Verfügung steht, sollen Rückmeldungen bei den anfragenden Lehrpersonen und gegebenenfalls bei Selbsthilfeorganisationen eingeholt werden.

 

 

Literatur

  • Barsch, Sebastian / Hasberg, Wolfgang (Hrsg.): Inklusiv – Exklusiv. Historisches Lernen für alle, Schwalbach/Ts. 2014.
  • Barsch, Sebastian / Dziak-Mahler, Myrle: Problemorientierung inklusive: Historisches Lernen im inklusiven Unterricht. In: Amrhein, Bettina / Dziak-Mahler, Myrle (Hrsg.): Fachdidaktik inklusiv. Auf der Suche nach didaktischen Leitlinien für den Umgang mit Vielfalt in der Schule, Münster 2014, S. 119-132.
  • Deutscher Museumsbund (Hrsg.): Das inklusive Museum – Ein Leitfaden zu Barrierefreiheit und Inklusion. Berlin 2013.

Externe Links

 



Abbildungsnachweis
Ausstellungsplakat. © Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart.

Empfohlene Zitierweise
Alavi, Bettina: Fastnacht der Hölle - Inklusion als Herausforderung im Museum. In: Public History Weekly 2 (2014) 21, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2014-2120.

Copyright (c) 2014 by De Gruyter Oldenbourg and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact: julia.schreiner (at) degruyter.com.

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Anmeldefrist verlängert: Zweitägiger Workshop – Forschungsdaten für Andere. Lizenzen und Werkzeuge für Historiker

Das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz richtet im Rahmen von DARIAH-DE (Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities) einen zweitägigen Workshop zur Lizenzierung von Forschungsdaten aus und lädt dazu Historikerinnen und Historiker ein, die selbst über Forschungsdaten verfügen, planen diese zu veröffentlichen und nun nach einer geeigneten Lizenz für ihre Daten suchen. Hier der Link zum Programm!

Anmeldungen sind ab sofort bis zum 09.06.2014 über das Registrierungsformular möglich. Der Workshop ist auf max. 18 Personen beschränkt, die Vergabe der Plätze und eine Zusage über eine Teilnahme erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Die TeilnehmerInnen werden gebeten, Ihren eigenen Computer/Laptop mitzubringen, um an den Hands-On-Sessions aktiv teilnehmen zu können.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3607

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DFG präsentiert aktuelle Forschungsprojekte

Wissenschaftsjahr 2014: Die DFG präsentiert aktuelle Forschungsprojekte zum digitalen Wandel – mit einer neuen Website und auf dem Ausstellungsschiff „MS Wissenschaft“

Welche Auswirkungen haben die digitalen Technologien auf unser Leben und wie verändert sich unser gesellschaftliches Miteinander? Von der DFG geförderte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen diesen und weiteren Fragen zum digitalen Wandel nach und befassen sich mit den Bedingungen und Konsequenzen der Digitalisierung. Im Wissenschaftsjahr 2014 „Die digitale Gesellschaft“ stellt die DFG nun eine Auswahl ihrer Arbeiten auf einer neuen Website und auf dem Ausstellungsschiff „MS Wissenschaft“ vor.
Pressemitteilung
Zur Website der Terra Digitalis unter terra-digitalis.dfg.de
Weitere Informationen zum Wissenschaftsjahr 2014 im DFG-Magazin
Zur Website der MS Wissenschaft

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3580

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Rückenkratzer und Zepter – und (doch kein) Kulturtransfer (I)

Lange Zeit ging man davon aus, dass sich das chinesische ruyi 如意-Zepter aus dem Rückenkratzer buddhistischer Mönche, die es aus Indien mitgebracht hätten, entwickelt hatte. Mittlerweile gibt es zahlreiche Belege, die auf eine zwar parallele aber doch unabhängige Entwicklung des Zepters in China hindeuten.[1]

Hinweise auf einen – nach neueren Belegen nun doch nicht stattgefundenen – Kulturtransfer – gab Wolfram Eberhard in seinem Lexikon chinesischer Symbole:

“In vielen Folkloresammlungen findet man einen Rückenkratzer. Er ist meist aus einem Bambusstock, an dem der eigentliche Kratzer, der wie eine Klaue oder Hand aussieht, befestigt ist. Dieses Instrument scheint aber noch eine andere Bedeutung gehabt zu haben, nämlich als ‘Diskussionsstab’ (t’an-chu): ein Stab, manchmal auch nur ein Kiefernzweig und nicht selten ein Zepter, den der Lehrer vor sich aufstellte; ein Schüler, der eine Diskussion beginnen wollte, nahm ihn heraus und sprach dann. Dieser Stab scheint schon ziemlich früh mit dem Buddhismus nach China gekommen zu sein.”[2]

Im Zusammenhang mit dem möglichen Ursprung des Rückenkratzers und dessen anschließender Verbreitung in China weist Eberhard auch auf eine Legende hin, in derem Mittelpunkt die Göttin Magu 麻姑 steht. Legenden zufolge lebte Magu im 2. Jh. n. Chr. Am Rande eines Banketts habe sich der Kaiser Huan 桓  (147-168 n. Chr.) vorgestellt, wie schön es sein müsse, von diesen langen Fingernägeln gekratzt zu werden, wenn einem der Rücken jucke. Wiewohl der Kaiser “für solchen frevlerischen Gedanken mit einer unsichtbaren Peitsche gestraft worden” wäre, wurde Magu seither stets mit Wohlergehen und Langlebigkeit assoziiert.[3]

Lesen Sie nächste Woche: Rückenkratzer und Zepter – und (doch kein) Kulturtransfer (II): Das ruyi-Zepter

  1. Vgl. dazu Ronald G. Knapp, Michael Freeman: Things Chinese. Antiques – Crafts – Collectibles (Singapore 2011) 133.
  2. Wolfram Eberhard: Lexikon chinesischer Symbole. Die Bildsprache der Chinesen (München, 5. Aufl. 1996) 246 f. (“Rückenkratzer, sao-chang 搔杖”).
  3. Eberhard: Lexikon, 185 f. (“Ma-ku”; zum Zitat ebd., 186 f.) vgl. dazu auch Patricia Bjaaland Welch: Chinese Art. A Guide to Motifs and Visual Imagery (Singapore 2008) 206 f. (“Magu”) sowie das Glossar in Sun Yaoting: Der letzte Eunuch des Kaisers Puyi. Autobiographie. Aus dem Chinesischen von Uwe Frankenhauser (München 1993) 676 (“Fee Tante Ma”).

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/1161

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Funktion des Fernsehens aus Elternsicht

Die erste Aufgabe des Blended-Learning Seminars “Frühkindliche Medienbildung”, das von Prof. Dr. Helen Knauf geleitet wird, befasste sich mit der Recherche von Grundlagen des Lernens und der Entwicklung von (kleinen) Kindern. Dieses von den Teilnehmenden selbst erarbeitete Wissen sollte dann mit der digitalen Medienumwelt in Verbindung gesetzt werden. Und zwar in Form einer Präsentation, die zusammen mit dem gesprochenen Text als Screencasts produziert werden sollte. Funktion des Fernsehens im Alltag von 0-5-jährigen aus Elternsicht In diesem Screencast werden die Ergebnisse einer Studie vorgestellt, die […]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/6866

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Robert Siodmak Retrospektive: Kopienrückschau (2): Frankreich

Die im Zeughauskino gezeigten 35mm Kopien der Filme, die in der Zeit von Robert Siodmaks Exil in Frankreich entstanden, stammen aus zwei Quellen: Die Archives françaises du Film du CNC, Bois d’Arcy stellten Kopien der von Siodmaks Cousin Seymour Nebenzahl mit seiner Firma Nero Film produzierten Filme Le sexe faible (1933), La crise est finie! (1934), La vie parisienne (1936) und Le chemin de Rio (1937) zur Verfügung, ebenso die Kopie von Mister Flow  (1936). Die Kopien von Mollenard (1938) und Pièges (1939) stammten aus dem 2002 von Gaumont übernommenen Télédis-Bestand.

Die Qualität der CNC-Kopien ist insgesamt sehr gut. Bei La crise est finie! scheint es sich um eine erst vor kurzem gezogene Kopie zu handeln, mit entsprechend exzellentem Bild und Ton. Auch die Kopien von Le chemin de Rio und La vie parisienne sind und optisch und mechanisch sehr gut; leider ist der Ton der Kopie von La vie parisienne sehr schwankend. Vermutlich durch eine Filterung wurde er zwar von Nebengeräuschen gesäubert, leise Passagen sind dadurch aber kaum noch hörbar, während laute Geräusche und Dialoge einwandfrei, beinahe zu sauber, klingen. Die Kopie von Le sexe faible wurde vom beschädigten Originalnegativ umkopiert. Die Schäden betreffen den Ton stärker als das Bild, vor allem im vierten und fünften Akt gibt es massive Störgeräusche (die mitunter ein wenig an einen kreisenden Helikopter erinnern). Die Kopie von Mr. Flow zeigt ein paar Gebrauchsspuren, war ansonsten aber völlig in Ordnung.

Beide Télédis/Gaumont Kopien sind in akzeptablem Zustand, aber weit entfernt von der optischen und mechanischen Qualität der CNC Kopien. Die Kopie von Mollenard ist auf ORWO (!) Material kopiert und hat schöne schwarz/weiß-Werte, wenn auch etwas körnig. Die Kopie von Pièges dagegen ist relativ hell und wenig kontrastreich.

Eine Schwierigkeit bei allen Filmen besteht darin, dass offenbar keine untertitelten Kopien in der oben beschriebenen Qualität existieren. Eine Live-Untertitelung war zumindest für vier Filme möglich, zu Mollenard und Pièges waren zur Berlinale Retrospektive 2013 digitale englische Untertitel angefertigt worden – die dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt wurden – zu La crise est finie! und Mister Flow wurden von SUBS Hamburg deutsche Untertitel für die Retrospektive im Zeughauskino hergestellt.

Quelle: http://filmeditio.hypotheses.org/422

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Digital Humanities Tag 2014, UB Mainz

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Die UB Mainz informiert:

Am 30.06.2014 findet der erste Digital Humanities Tag 2014 in Mainz statt!

Im Mittelpunkt des Digital Humanities Tag steht die wissenschaftliche Praxis. Denn was mit „Digital Humanities“ vielerorts als Zukunftsthema beschworen wird, stellt auch die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) bereits vor konkrete Herausforderungen. Von der digitalen Edition eines Werkes bis zum Forschungsdatenmanagement – digitale Werkzeuge helfen auch in den klassischen Disziplinen, zunehmend neue Themen zu erschließen und alte Fragen neu zu beantworten.

Beim Digital Humanities Tag der Universitätsbibliothek Mainz präsentieren Vertreter verschiedener geisteswissenschaftlicher Fachbereiche und Forschungsinstitute aus Mainz ihre aktuellen Projekte in Workshops und im Rahmen des Info-Marktplatzes „Forum DHMainz“, einer Initiative der Wissenschaftsallianz e.V. Als Höhepunkt der Veranstaltung erwartet die Besucher ein Abendvortrag mit anschließender Podiumsdiskussion zwischen Wissenschaftlern aus Mainz, Köln und Würzburg.

„Der Digital Humanities Tag bietet eine ideales Forum, um den Dialog und Informationsfluss zwischen den geisteswissenschaftlichen Disziplinen an der Universität Mainz zu stärken. Die Universitätsbibliothek Mainz, als Veranstalter des Digital Humanities Tag, steht mit ihrem Digital Humanities Service den Geisteswissenschaften an der Universität Mainz als kompetenter Partner zur Seite“, so Dr. Andreas Brandtner, Direktor der Universitätsbibliothek.

Doch der Digital Humanities Tag bietet nicht allein Gelegenheit für fachlichen Austausch. Das Referat für Forschung und Technologietransfer der Johannes Gutenberg-Universität Mainz informiert in einem Förderworkshop über finanzielle Fördermöglichkeiten für Digital-Humanities-Projekte.

Die Veranstaltung findet am 30.06.2014 von 10:00 bis 19:30 Uhr im Fakultätssaal des Philosophicums der Universität Mainz statt.

Abendvortrag und Podiumsdiskussion sind öffentlich, für die Teilnahme an den Workshops wird um Anmeldung gebeten unter www.e-science-services-ub.uni-mainz.de/digital-humanities-tag-2014-anmeldung/  

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Weitere Informationen unter

www.uni-mainz.de/dht >>
Anmeldung >>
Programm der Veranstaltung >>

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3600

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Universität Göttingen gründet eResearch Alliance

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Unterstützung von Forschung und Lehre mit digitalen Infrastrukturen am Standort Göttingen

Als erste deutsche Universität baut die Georg-August-Universität Göttingen eine eResearch Alliance auf, um eine institutionelle Unterstützung für ihre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Standort Göttingen zu bieten. Aus der Pressemitteilung:

“IT- und Informationsinfrastrukturen sollen danach campusweit koordiniert, angepasst, zukunftsorientiert weiterentwickelt und kosteneffizient sowie nachhaltig bereitgestellt werden.
Geleitet wird die eResearch Alliance gemeinsam von der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) und der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen (GWDG).  Die SUB und die GWDG verbindet eine langjährige Kooperation, die sich durch zahlreiche erfolgreiche Projekte im Bereich eResearch zeigt. Die gemeinsamen Angebote werden in enger Abstimmung mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Göttingen Research Campus (GRC) ausgebaut und etabliert. Dem GRC gehören neben der Universität Göttingen acht außeruniversitäre Forschungseinrichtungen am Wissenschaftsstandort Göttingen an.
„Bei wachsendem Bedarf an IT- und datengestützten eResearch-Diensten und einer zunehmenden Durchdringung von Forschungsdisziplinen mit digitalen Forschungs- und Informationsinfrastrukturen ist die eResearch Alliance ein wichtiger Faktor für die Zukunftsfähigkeit des Wissenschaftsstandortes Göttingen“, betont Prof. Dr. Norbert Lossau, zuständiger Vizepräsident für Infrastrukturen der Universität Göttingen. Zu den Angeboten, die die eResearch Alliance in den kommenden Jahren entwickelt, gehören der Aufbau von digitalen Infrastrukturen für die Natur-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften. Außerdem sollen Beratungen und Schulungen angeboten und Dienste für das Forschungsdatenmanagement aufgebaut werden. Weitere Informationen sind im Internet unter www.e-research.uni-goettingen.de zu finden.”

 

 

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3591

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Elisabeth Steiger: “Crowdsourcing, Online-Präsentationen und -Ausstellungen. Zur Nutzung von Flickr im Stadtarchiv Speyer”

 

 

 

 

Crowdsourcing, Online-Präsentationen und -Ausstellungen. Zur Nutzung von Flickr im Stadtarchiv Speyer

 

Ich werde Ihnen heute einen kleinen Einblick in die Arbeit des Stadtarchivs Speyer mit Flickr geben.
Seit Juni 2011 betreibt das Stadtarchiv Speyer einen eigenen Flickr-Account. Wir gehören damit immer noch zu den ganz wenigen Archiven hierzulande, die Flickr institutionell einsetzen.

Seit dem Sommer 2011 haben wir zu Crowdsourcing-Zwecken, vor allem aber auch für Online-Präsentationen und Online-Ausstellungen ca. 1550 Fotos in 38 verschiedenen thematischen Alben auf Flickr präsentiert. Wir nutzen Flickr daneben auch für fotografische Impressionen von Veranstaltungen.
Zunächst ein kurzer Überblick über den Fotobestand unseres Archivs: Die Fotosammlungen des Stadtarchivs Speyer sind sehr umfangreich. Alleine die „alte“ Fotosammlung auf Karteikarten umfasst ca. 40.000 Fotos, dazu kommen diverse Foto-Nachlässe, z.B. der Nachlass von Karl Lutz aus dem 2. Weltkrieg oder auch die Negative des wichtigen Speyerer Pressefotografen Fred Runck mit einer stattlichen Anzahl von 180.000 Negativen. Weiterhin sind natürlich zahlreiche Aufnahmen vorhanden, die uns nur digital vorliegen. Zusammengefasst befinden sich also insgesamt weit über 200.000 Fotos im Stadtarchiv Speyer. Leider muss man sagen, dass davon mindestens 75 % noch ohne Erschließung sind.
Seit dem Jahr 2013 helfen dem Stadtarchiv Speyer mehrere ehrenamtliche Mitarbeiter, die intensiv mit den Fotonachlässen und deren Digitalisierung und Erschließung beschäftigt sind. So wird beispielsweise der genannte Nachlass Runck durch ehrenamtliche Mitarbeiter identifiziert und digitalisiert. Ebenso verhält es sich zum Beispiel mit dem Nachlass Lutz, der Stück für Stück in einem eigens dafür vorgesehenen Weblog präsentiert wird. Auch auf Flickr befinden sich digitalisierte Beispiele aus diesem Nachlass.

Doch was genau ist eigentlich Flickr?

Flickr ist ein Portal, das besonders für digitale oder digitalisierte Fotografien geeignet ist. Außerdem können Videos bis zu drei Minuten mit Kommentaren und Notizen auf die Website geladen werden. Dies kann über den „herkömmlichen“ Weg, aber auch durch E-Mail oder vom Mobiltelefon aus geschehen. Die Fotos auf Flickr können in Kategorien oder in Tags, also in Schlagwörter, sortiert werden. Es ist möglich, nach Stichworten zu suchen, Fotostreams anderer Benutzer anzusehen, Fotos zu teilen und Bilder mit Bildausschnitten zu kommentieren. Weiterhin wird das Einbetten und die Darstellung auf beliebigen Webseiten oder das finden neuer Bilder zu einem bestimmten Thema durch zahlreiche RSS-Feeds vereinfacht. Durch eine spezielle Suchfunktion kann der Nutzer Bilder mit Creative-Commons-Lizenzen finden, also Bilder, die der Gemeinfreiheit und somit keinem Urheberrecht unterliegen, das eine Weiterverarbeitung verbieten würde. Beim Stichwort „Commons“ muss man kurz auf die Flickr-Commons hinweisen: Das eigentliche Ziel von „The Commons“ ist, verborgene Schätze der öffentlichen Fotoarchive auf der ganzen Welt allgemein verfügbar zu machen. Dazu soll der Flickr-User Tags und Kommentare zu den Fotos hinzufügen, die das Foto erläutern und identifizieren – nutzergenerierte Erschließung sozusagen. Teilnehmer an Flickr Commons sind teils namhafte Institutionen wie zum Beispiel das Nationalmuseum von Dänemark, das Nationalarchiv der Niederlande oder auch die U.S. National Archives.
Im Februar 2012 begann Flickr, seine Seite umzugestalten. Das Ziel war eine einfachere Navigation, weniger Weißflächen im Layout, erweiterte Social-Features und ein besserer Austausch zwischen den Mitgliedern der Flickr-Community. Wir haben damals von unserem erweiterten kommerziellen Account auf einen „normalen“ wieder umgestellt, da uns der „neue“ kommerzielle (mit Kosten von 24,95 Dollar pro Jahr) unnötig teuer erschien. Unser jetziger Account umfasst Daten in maximaler Höhe von einem Terabyte.

Wie genau nutzt das Stadtarchiv Speyer nun Flickr?

Wie schon erwähnt, verwenden wir Flickr zu mehreren Zwecken: Zum einen stellen wir ausgewählte Bestände darauf online für virtuelle Ausstellungen oder Präsentationen. Dies war und ist immer noch die Hauptaktivität, die auch sehr gut angenommen wird. In ähnlicher Weise nutzen wir außerdem übrigens seit einigen Monaten intensiver Pinterest. Zum anderen verwenden wir Flickr, um in einfacher Weise und mittels klar umrissener kleiner Bestände und Präsentationen nutzergenierte Erschließung zu erhalten, also Crowdsourcing.
Auch für diese Aufgabe ist Flickr ein sinnvoll einsetzbares Medium: Es kommt vor, dass Bilder Motive enthalten, die nicht zuzuordnen sind. Gerade in den Fotonachlässen haben wir es oftmals mit Abbildungen von gewissen Gebäuden oder Landschaften zu tun, die wir nicht kennen. Hier kommt das Online-Publikum ins Spiel: Je mehr Menschen dieses Foto sehen, desto größer ist die Chance, dass jemand das Motiv erkennt und identifiziert. In unserem konkreten Fall wurden auf diese Weise von 88 unerschlossenen regionalen Pfalz-Bildern der 1920er Jahre aus dem Nachlass Arthur Barth immerhin 48 Fotos erschlossen, bei 5 Bildern haben wir eine konkrete Vermutung, um was es sich bei dem Motiv handeln könnte. Aus dem Nachlass Dr. Weisbrod wurden innerhalb von vielleicht 3 Tagen von 103 Fotos 21 Motive erschlossen. Mittlerweile sind wir bei 27 erschlossenen Motiven.
Die genannten Beispiele beweisen, dass sich Crowdsourcing via Flickr durchaus lohnt:
Jedes erschlossene Foto ist ein Gewinn für das Archiv und Erfolgsaussichten von über 50 %, wie im Beispiel Nachlass Barth, sprechen für sich! Das Hochladen auf Flickr dagegen ist keine große Sache. Eher ein Problem ist, dass die Kommentare nicht nur via Flickr selbst kommen (wozu man ja einen Yahoo-Account braucht), sondern auch über diverse andere Kanäle, z.B. über Facebook, Twitter oder E-Mails.
Wir wollen demnächst mit der genannten Fotosammlung Runck über Flickr einen großflächigeren Versuch wagen: Derzeit werden im Stadtarchiv viele Tausend Negative aus den 1970er Jahren digitalisiert, die nur nach Ort, Monat und Jahr beschrieben sind. Hier geht es also um die Identifizierung der Motive, Personen und Veranstaltungen. Da viele Fotos in der Zeitung abgedruckt wurden und die „Zeitzeugen“ heute im „besten Alter“ sind, besteht da eine ganz gute Hoffnung auf gute Ergebnisse.

Ein ähnliches Crowdsourcing – Projekt, wie wir es in Speyer betreiben, ist derzeit vom Staatsarchiv Hamburg geplant, allerdings nicht mit Fotos: Dort lagern Urkunden mit ungeklärter Provenienz, die 1919/1920 aufgekauft wurden. In einer ersten Phase sollen nun 150 dieser Urkunden digitalisiert und online gestellt werden, die dann mithilfe der Kommentarfunktion von Flickr erschlossen werden sollen.
Da Flickr jedoch ein Portal ist, das im Wesentlichen auf Fotos basiert, könnte sich dieses Unterfangen meiner Einschätzung nach als eher schwierig erweisen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass kleinere und überschaubare Sammlungen von der Flickr-Community eher angenommen werden, als große Bestände. Und am besten Fotos, die ein regionales Publikum ansprechen.

Wie dem auch sei, wir stellen nicht nur „Altes“ auf Flickr: Auch neue Bilder, beispielsweise von aktuellen Ereignissen, an denen das Stadtarchiv beteiligt ist, werden darüber verbreitet. Ganz leicht können unsere virtuellen Besucher so gewissermaßen selbst an den gezeigten Veranstaltungen teilnehmen.
Die Vorteile von Flickr für kleinere Archive sind unbestritten: Auf schnelle, kostensparende und einfache Weise können große Mengen an Bildern publik gemacht und in die Öffentlichkeit getragen werden. Mit wenig Arbeits- und vor allem Personalaufwand kann eine Ausstellung historischer Fotos „aufgebaut“ werden, die nicht nur regional, sondern theoretisch weltweit Besucher erreichen kann.
Abschließend noch ein Hinweis, der allen klar sein muss: Wie viele andere Social-Media-Plattformen ist Flickr ebenfalls ein kommerzielles Produkt, das theoretisch jederzeit wieder verschwinden kann. Es empfiehlt sich daher, nicht den gesamten Fotobestand, sondern nur einzelne Teile davon via Flickr anzubieten und damit sozusagen „frei“ zu geben. Wir laden sämtliche Fotos, die wir auf Flickr zeigen, auch über unsere normale Datenbank ins Netz hoch; die Digitalisierung der Fotosammlungen läuft immer parallel mit. Ergebnisse der Identifizierung werden dann händisch (anders geht es nicht) von Flickr in unser System übertragen.
Unsere Fotos werden unter der folgenden Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht: Eine Namensnennung muss erfolgen, die Bilder dürfen nicht kommerziell genutzt werden. Eine Weitergabe darf nur unter gleichen Bedingungen erfolgen.
Zusammengefasst lässt sich Folgendes sagen: Auch wenn gewisse Dinge bedacht und kritisch beurteilt werden müssen (dies gilt auch für das neue Design, das nicht immer Freude macht), so leistet Flickr doch unbestritten einen guten Beitrag zur Fotoerschließung des Stadtarchivs Speyer. Sowohl in Sachen Crowdsourcing, als auch in Sachen virtuelle Präsentation kann es eingesetzt werden.
Es ist ein wichtiger Bestandteil unserer Web20-Auftritte und Kanäle: Von Facebook angefangen über Twitter, Pinterest, einen Videokanal, natürlich Flickr bis hin zu derzeit sechs verschiedenen Blogs.
Flickr erweist sich vor allem für kleinere und mittlere Archive als sehr einfach zu nutzendes Medium. Man würde dieser Plattform im deutschen Archivwesen gerne mehr Verbreitung wünschen. Betrachtet man sich im konkreten Beispiel des Stadtarchivs Speyer die Zugriffszahlen auf die Fotoalben, so stellt man fest, dass dieser Wunsch durchaus gerechtfertigt ist: Bei einigen Alben können wir über 1000 Zugriffe verzeichnen, teilweise sogar mehr als 2000. Das Album zur Ausstellung „Josel von Rosheim“ ist unser aussagekräftigstes Beispiel – mit mehr als 5100 Zugriffen.
Diese Zahlen sprechen für sich!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/1718

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