Mord aus Notwehr
Durch die Mainzer Domprotokolle erfahren wir von einer Tat des Trechtingshäuser Friedrich Schwartz. Er tötete Heinrich aus Ockenheim, der zunächst nur “Heinrich Okenheim”, in den folgenden Protokollen aber “von Ockenheim” bezeichnet wurde. Die Uneinigkeit könnte durch Unachtsamkeit entstanden sein. Heinrich … Continue reading →
Ohlsdorf: Ein Friedhof in bewegten Zeiten
Friedhöfe sind nicht nur Orte der Trauer und der Verstorbenen. Es sind lebendige Räume. Sie geben Einblick in eine Gesellschaft und ihren Umgang mit dem Tod. Der großflächige Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf wurde als englischer Landschaftsgarten angelegt. Er wurde zum Vorbild für viele weitere städtische Begräbnisplätze. Welche Geschichte erzählt dieser Parkfriedhof?
Von Norbert Fischer
Die Geschichte des Hamburger Parkfriedhofs Ohlsdorf, der in der Kaiserreichzeit entstand, spiegelt die spannungsreiche Geschichte von Tod und Bestattungskultur. Die Veränderungen, welche Ende des 19. Jahrhunderts die Gesellschaft auf sozialer, wirtschaftlicher, technischer und politischer Ebene ergriffen, offenbaren sich in der Bestattungskultur. Der Hamburger Landschaftsfriedhof Ohlsdorf entstand 1877, in einem Zeitraum großer Umgestaltungen und Umbrüche in der Industrie, in den Städten, in der Wissenschaft und der Technik. Wie kein anderer Großfriedhof in Deutschland repräsentierte Ohlsdorf dabei die Sehnsucht nach einem möglichst naturnah gestalteten Raum. Der Friedhof bot einen gesellschaftlichen Fluchtpunkt gegenüber den neuartigen, auch in Hamburg immer massiver den Alltag prägenden großstädtisch-industriellen Lebenswelten. Die Gestaltung des Ohlsdorfer Friedhofs als landschaftliches Gesamtkunstwerk verweist direkt auf die gesellschaftlichen Verwerfungen einer alle Lebensbereiche umfassenden Umbruchsphase. Wie wirkte sich diese Angst vor Neuem auf die Friedhofsgestaltung aus und welche Aufgaben musste ein moderne Friedhof in dieser Zeit erfüllen?
Geschichte des Parkfriedhofs Ohlsdorf
Der im Norden der Hansestadt angelegte Friedhof erhielt in den 1880er Jahren als einer der ersten Großfriedhöfe Deutschlands den prägenden Stil des englischen Landschaftsgartens und wurde zu einem national und international weithin beachteten Vorbild. Früher als in Deutschland hatte sich die Tendenz zum landschaftlich gestalteten Friedhof jedoch in anderen Ländern gezeigt. In Frankreich wurde der 1804 eröffnete neue Pariser Ostfriedhof – besser bekannt unter dem Namen Père Lachaise – als malerischer Landschaftsgarten eingerichtet. Später wurden vor allem im angloamerikanischen Raum etliche landschaftliche Friedhöfe, sogenannte „rural cemeteries“ angelegt: beispielsweise Mount Auburn in Cambridge/ Massachusetts (1831), Laurel Hill Cemetery in Philadelphia (1836), Greenwood Cemetery in Brooklyn/ New York (1838) und Little Ilford in London (1856). In Deutschland waren es in den 1860er und 1870er Jahren der Alte Friedhof in Schwerin, der Kieler Südfriedhof und die Friedhöfe Riensberg und Walle in Bremen, die landschaftsnah gestaltet wurden.1 Hier fand die Verwandlung einer Friedhofsästhetik ihren Höhepunkt, deren Traditionslinien ins frühe 19. Jahrhundert zurückreichen. Auch der englische Landschaftsgarten des 18. Jahrhunderts übte starken Einfluss auf diese Art der Friedhofsgestaltung aus.2
Ein landschaftliches Gesamtkunstwerk
Im Jahre 1877 wurde der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg eröffnet. Der Architekt und spätere Friedhofsdirektor Wilhelm Cordes orientierte sich bei der Friedhofsgestaltung an diesem englischen Stil. Dieser zeichnete sich durch eine naturnahe Landschaftsgestaltung mit wenigen Blühpflanzen und sich durch die Landschaft schlängelnde Wege und Flüsse aus. Man orientierte sich an Landschaftsgemälden, sodass die Parks zu Kunstwerken wurden. Betrachtet man unter dieser Aussage den Ohlsdorfer Friedhof genauer, erscheint er ebenfalls als ein landschaftlich gezeichnetes Gesamtkunstwerk. Anregungen für diese Art der Landschaftsgestaltungen kamen aus England und der Kunst. Ein berühmtes Beispiel ist das zur gleichen Zeit entstandene populäre Gemälde „Toteninsel“ von Arnold Böcklin, welches ebenfalls als „Landschafts – Denkmal“ konzipiert worden war.3 Es zeigt eine aus dem Meer ragende Felsinsel, in deren Nischen Grabkammern eingelassen wurden. Ein Kahn mit einer weißverhüllten Gestalt, einem ebenfalls weißen Sarg und einem Ruderer steuern die mit Zypressen bewachsene Insel an.
Ein Friedhof zwischen Natur, Kultur und Technik
In der Kaiserreichzeit lag der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Diese Begräbnisstätten waren zu Fuß nicht mehr zu erreichen. So wurden die außerstädtischen Großfriedhöfe teilweise mit Bahnstrecken an die Stadt angebunden. Neben Ohlsdorf erhielt z.B. auch der 1909 eröffnete Stahnsdorfer Friedhof in Berlin eine eigene Bahnanbindung. Die Anlange von Großfriedhöfen weit außerhalb der Städte veränderte die Grundvoraussetzungen an Friedhöfe und wirkte sich auf die Bestattungskultur aus. Der neue Begräbnisplatz wurde am Rande der Stadt auf einem freien Feld angelegt. Diese Lage war typisch für jene Großfriedhöfe, die Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, weil die Städte durch das industrielle Wachstum in dieser Zeit rasch wuchsen. Durch seine wie gemalte Natur – und Landschaftskulisse, die den Tod in die Pracht der Bäume und Sträucher, Hügel, Bäche und Teiche geradezu einbettete, wurde der Friedhof zu einem sonntäglichen Ausflugsziel der großstädtischen Bevölkerung. Dazu hieß es in einer Illustrierten von 1906: “Nie wird man müde, den Sinn zu bewundern, der hier schaffend gewaltet. Der die Brücken schlug von Natur zu Kunst, von Kunst zu Natur. Zu höherer Einheit ist beides hier verbunden. Man wandelt wie in einer anderen Welt, wo die Gegensätze sich aufheben.“4 An diesem überschwänglichen Lob wird deutlich, wie der Friedhof Natur, Kultur und Technik zu einem harmonischen Arrangement verband.
Begünstigt wurde der landschaftsgestalterische Entwurf nach dem Vorbild der englischen Landschaftsgärten durch die lokalen topographischen Gegebenheiten. Das vorhandene, leicht hügelige Terrain forderte geschwungene Wege geradezu heraus, wollte man die notwendigen Erdarbeiten möglichst gering halten. Die später landschaftlich so reizvollen Teiche waren Ergebnis der technisch notwendigen Drainagearbeiten. Der Stettiner Friedhofsleiter Georg Hannig würdigt in seinem zeitgenössischen Werk “Der Friedhof und seine Kunst” die Anlage mit folgenden Worten: “Allein aus dem Zweck heraus ist hier alles geschaffen und einem Willen angepaßt. Das Gelände ist verwertet, wie es sich gerade bot … “5Die bunte Vielfalt aus heimischen und exotischen Pflanzen und Bäumen wie auch die Anlage eines “Geologischen Hügels” verwiesen zugleich auf pädagogische Absichten: Der Friedhof war nicht nur eine Stätte der Pietät, sondern hatte als botanisch-geologisches Freilichtmuseum auch eine moralisch-belehrende Funktion.
Aufgaben und Funktionen
Nach seiner Eröffnung präsentierte sich der Friedhof mit seinen idyllischen Teichanlagen und Bachläufen, verschlungenen Wegen, künstlich geschaffenen Hügeln und seiner betont abwechslungsreichen Bepflanzung als Synthese aus Natur, Kunst und Technik. Diese Synthese unterschiedlicher Funktionen war das Bestreben im Gesamtkunstwerk Ohlsdorf. Nicht umsonst äußerte sich der langjährige Friedhofsdirektor von Ohlsdorf, Wilhelm Cordes, in einem Friedhofsführer 1897 über die Aufgaben: “Der Friedhof soll nicht eine Stätte der Todten und der Verwesung sein. Freundlich und lieblich soll alles dem Besucher entgegentreten und dadurch der Ort aus der umgebenden Landschaft herausgehoben und geweiht werden.”6 Und weiter: “In der richtigen malerischen Vereinigung von Architektur, Sculptur und Landschaftsgärtnerei liegt ein weiter Spielraum für die Phantasie und ein unerschöpfliches, freies Arbeitsfeld; und ein Friedhof, nach diesen Gesichtspunkten geleitet, könnte vorbildlich werden für das harmonische Zusammenwirken von Architektur, Sculptur und Landschaftsgärtnerei.”7
Wachsendes Interesse an Grabstätten
Zugleich hatte die landschaftliche Differenzierung den Vorzug, reizvoll gelegene und privilegierte Bestattungszonen zu schaffen, die zu entsprechend hohen Gebühren verkauft werden konnten. Aufgrund ihrer stellenweise malerischen Lage erfreuten sich diese Bereiche zunehmender Beliebtheit. Je reizvoller die Anlage, desto höher die Gebühreneinnahmen: Diese Regel war den Friedhofsträgern auch damals durchaus geläufig. Das zeigt folgende Feststellung des bereits zitierten Georg Hannig: “Es ist eine überall beobachtete Tatsache, daß auf Friedhöfen, die dem ästhetischen Bedürfnis durch reichlich bemessene Anpflanzungen mehr Rechnung tragen als bisher, die Zahl der besseren Kaufgräber gerade dieses eben erwähnten Umstandes halber prozentual ganz erheblich steigt.”8 Nicht umsonst wurde um die Jahrhundertwende von Ohlsdorf berichtet, daß die Nachfrage nach größeren Grabstätten im Waldgürtel auffallend gestiegen war.9 Durch die sich nun entfaltete Vegetation entwickelte sich dieser zu einem der stimmungsvollsten Teile des Friedhofs. Gerade im bewaldeten Teil des Zentralfriedhofs wurden nur die entsprechend teuren Familiengrabstätten zugelassen, aber keine Reihengräber. Hier wurden dann jene naturgeprägten, großflächigen Grabmaltypen errichtet, die in besonderem Maß dem Stilrepertoire des Landschaftsgartens entsprachen, wie Felsen und Findlinge.10
Ohlsdorf als Vorbild
Ohlsdorf wurde zum ästhetischen Vorbild für die Friedhofsgestaltung des späten 19. Jahrhunderts und auf mehreren Ausstellungen, auch einem internationalen Publikum, vorgestellt.11 So wurde der Friedhof z.B auf der Pariser Weltausstellung 1900 als Modell deutscher Gartenkunst prämiiert.12
Zur Jahrhundertwende erwies sich der Ohlsdorfer Friedhof als ein wichtiges städtisches Renommierobjekt. In einem lokalen Hamburger Pressebericht hieß es: “Auch im letzten Jahre wurde der Friedhof von den hiesigen Vereinen sowie von auswärtigen Behörden, unter anderem von Berlin, München und Flensburg zum Studium für dort geplante Friedhofsanlagen besichtigt.“13 Entsprechend beeinflusste Ohlsdorf die Gestaltung anderer Friedhöfe. In Köln entstanden mit dem Nord – (1895/96) und dem Süd – Friedhof (1900) ebenfalls landschaftlich orientierte Anlagen, in Hannover wurde der Stöckener Stadtfriedhof ab 1901 landschaftsparkähnlich erweitert. Auf dem Mannheimer Hauptfriedhof wurden die Erweiterungsflächen der bisher streng rechteckig ausgerichteten Anlage durch kreis- und ellipsenförmige Wege und ansprechende Bepflanzung gartenarchitektonisch aufgewertet (1892 bzw. 1900). Der prämiierte und 1907 auf einer Gartenbauausstellung präsentierte Entwurf für einen neuen, wegen des Ersten Weltkriegs dann nicht realisierten Mannheimer Zentralfriedhof sah gleichfalls eine landschaftsartige Gestaltung mit einem Teich vor.14 Darüber hinaus sorgte das Gesamtkunstwerk Ohlsdorfer Friedhof mit dafür, daß die Forderung nach abwechslungsreicher Bepflanzung von Friedhöfen ebenso zu einem Thema in der Zeit des Kaiserreiches wurde als auch die Einpassung von Klein- und Kleinstarchitektur, wie Brunnen, Wegweiser und Orientierungstafeln, in das Gesamtbild.15 Anfang des 20. Jahrhunderts kam sogar ein Handbuch speziell für landschaftliche Friedhöfe heraus.16
Tod und Trauer
Der Ohlsdorfer Friedhof mit seinen unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben entwickelte sich in der Kaiserreichzeit zu einem Vorreiter und Vorbild in der landschaftlichen Gestaltung von Friedhöfen. Neben der naturnahen, romantischen Friedhofsgestaltung entwickelte sich zeitgleich und diametral ein eher praktisch – rationaler Umgang mit Tod und Trauer durch die Einführung der modernen Feuerbestattung, die Aspekte wie Hygiene und Technik in den Fokus rückte.
[i] Barbara Leisner: Ästhetisierung der Friedhöfe. Die amerikanische Parkfriedhofsbewegung und ihre Übernahme in Deutschland. In: Norbert Fischer/Markwart Herzog (Hrsg.): Nekropolis. Der Friedhof als Ort der Toten und der Lebenden. Stuttgart 2005, S. 68-70; zu Schwerin siehe auch Anja Kretschmer: Häuser der Ewigkeit. Mausoleen und Grabkapellen des 19. Jahrhunderts. Eine Einführung in die Sepulkralkultur am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns. Hamburg 2012, S. 103-106.
[i] Leisner: Ästhetisierung (wie Anm. 1), S. 59-78; Barbara Leisner /Ellen Thormann/Heiko K. L. Schulze: Der Hamburger Hauptfriedhof Ohlsdorf. Geschichte und Grabmäler. Bearbeitet von Andreas von Rauch. Zwei Bände. Hamburg 1990; als neueren Überblick siehe Helmut Schoenfeld (unter Mitarbeit von Norbert Fischer, Barbara Leisner und Lutz Rehkopf): Der Ohlsdorfer Friedhof. Ein Handbuch von A-Z. Bremen 2006.
[i] Franz Zelger: Arnold Böcklin: Die Toteninsel. Selbstheroisierung und Abgesang der abendländischen Kultur. Frankfurt/M. 1991, S. 54; zum “Landschafts-Denkmal” ebd., S. 7.
[i] Georg Hannig: Der Friedhof und seine Kunst. Zeitgemäße Betrachtungen über die Ausgestaltung unserer Friedhöfe. Berlin 1908, S. 50.
[i] Georg Hannig: Der Friedhof und seine Kunst. Zeitgemäße Betrachtungen über die Ausgestaltung unserer Friedhöfe. Berlin 1908, S. 50.
[i] Friedhof zu Ohlsdorf-Hamburg. Führer. Hamburg o. J. [1897], S. 14.
[i] Ebd., S. 15.
[i] Hannig (wie Anm. 4), S. 1.
[i] ”Von der Todtenstadt in Ohlsdorf”. In: Hamburger Fremdenblatt vom 13.7.1901, S. 6.
[i] Zu diesen Grabmälern siehe Leisner u.a. (wie Anm. 2), Band I, S. 83-89.
[i] Barbara Scharf: Der Ohlsdorfer Friedhof im Spiegelbild großer Ausstellungen. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 78, 1992, S. 135-161, hier S. 139.
[i] Scharf (wie Anm. 5), S. 143.
[i] Von der Todtenstadt in Ohlsdorf”. In: Hamburger Fremdenblatt vom 13.7.1901, S. 6.
[i] Volker Keller: Architektur der Friedhöfe. In: Jugendstilarchitektur um 1900 in Mannheim. Red.: Jörg Schadt. Mannheim 1986, S. 181-184.
[i] Hannig (wie Anm. 4), S. 119-120 sowie S. 138-141.
[i] Hans Pietzner: Landschaftliche Friedhöfe, ihre Anlage, Verwaltung und Unterhaltung. Leipzig 1904.
Auf fünf Minuten mit Hartmut Rosa (5/2014)
Daniel Meyer vom Studentenmagazin Akrützel stellt dem renommierten Gesellschaftstheoretiker Hartmut Rosa nicht nur Fragen rund um seine Person und Beschleunigungstheorie, sondern lässt ihn auch das aktuelle Zeitgeschehen kompetent und humorvoll kommentieren. Wir freuen uns, diese Kurzinterviews in unserem Blog veröffentlichen und somit … Continue reading
Ein Bild sagt mehr …: Das “Alte Observatorium von Beijing” vom 17. Jh. bis ins 21. Jh.
Der aktuelle Header von mind the gap(s) basiert auf einem Foto, das im September 2011 in Beijing entstand:

Beijing, September 2011 | © Georg Lehner
Das Bild blickt vom Straßenniveau hinauf auf das Běijīng gǔ guānxiàngtái 北京古觀象台, auf das “Alte Observatorium von Beijing”, genauer: zu den Instrumenten auf dem Beobachtungsturm dieses Observatoriums. Dieser Beobachtungsturm stammt aus der Ming明-Dynastie 1442, doch schon in der Yuan 元-Zeit befande sich in dem Bereich ein Observatorium.
Das Observatorium wurde laufend erneuert und seine Ausstattung verbessert, zuletzt im siebtzehnten und achtzehnten Jahrhundert durch Jesuitenmissionare, die für die Berechnung des Kalenders zuständig waren. Nach der Unterdrückung der Yihetuan 義和團-Bewegung wurde das Observatorium von den Alliierten Truppen geplündert.[1] Die Beutestücke wurden von Frankreich 1902 zurückgegeben, von Deutschland 1921.[2]
Heute befinden sich auf der Plattform acht Instrumente aus dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert:
- die Neue Armillarsphäre (1744)
- ein Quadrant (1673)
- ein Himmelsglobus (1673)
- eine ekliptische Armillarsphäre (1673)
- ein Altazimut-Instrument (1673)
- ein Azimutal-Theodolit (1715)
- ein Sextant (1673)
- eine äquatoriale Armillarsphäre (1673)
Die Instrumente aus dem 17. Jahrhundert stammen von Ferdinand Verbiest, S.J., der 1669 die Leitung des kaiserlichen Kalenderamtes übernommen hatte und 1673 einige der Instrumente erneuerte (Altazimut, Himmelsglobus, ekliptische Armillarsphäre, äquatoriale Armillarsphäre, Quadrant und Sextant), der Azimutal-Theodolit von Kilian Stumpf (1655-1720) und die Neue Armillarsphäre von Ignaz Koegler, S.J. (1680-1746) und Augustin Hallerstein, S.J. (1703-1774).
Das Bild im Header zeigt Teile von drei Instrumenten: (von links:) der äquatorialen Armillarsphäre[3], des Altazimut-Instruments[4] und des Azimuth-Theodoliten[5].
Die äquatoriale Armillarsphäre und das Altazimut-Instrument sind in einigen von Ferdinand Verbiests Werken abgebildet, unter anderem im 新製儀象圖 [Xinzhi yixiang tu[6], und im Compendium proponens XII posteriores figuras Libri observationum, nec non priores VIII figuras Libri organici. Astronomia europaea sub imperatore Cám Hý ex umbra in lucem revocata][7], s. äquitoriale Armillarsphäre 赤道經緯儀 [chìdào jīngwěiyí] und Altazimut-Instrument 地平經儀 [dìpíngjīngyí].
Einen Gesamteindruck von der Situation 1673 gibt Verbiest mit einer Abbildung der Beobachtungsplattform:.
新製儀象圖 Xin zhi yi xiang tu. Liber organicus Astronomię Europęę apud Sinas (1668) | Quelle: gallica[8]
Im Atlas général de la Chine, de la Tartarie chinoise, et du Tibet (1790 ?)[9], einer um einige Tafeln ergänzten Neuauflage des Nouvel atlas de la Chine, de la Tartarie chinoise, et du Thibet (1737)[10], findet sich eine Abbildung des “Observatoire de Peking” … allerdings seitenverkehrt:
![By Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' [Public domain], via Wikimedia Commons](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/49/Observatoire_de_Peking.jpg/800px-Observatoire_de_Peking.jpg)
Jean-Baptiste Bourguignon d’Anville: Observatoire de Peking. Via Wikimedia Commons.
Im 19. Jahrhundert machten einige der ersten Photographen, die in China arbeiteten, Aufnahmen vom Observatorium, darunter: John Thomson (1837-1921) “Peking Observatory.” (1874), Thomas Child (1841-1898): “Bronze armillary, Peking Observatory, 1875″ (1875) und “Some instruments on top of the observatory (Pekin).” (1890). Damals ragte der Beobachtungsturm über die Umgebung hinaus, während dermächtige Bau heute neben Stadtautobahnen und Hochhäusern fast unscheinbar wirkt und sich erst auf den zweiten Blick (und nach dem Aufstieg über eine steile Treppe) erschließt.
―
- Eine englische Aufnahme gibt einen Eindruck vom Observatorium vor der Plünderung: National Archives, Image ID 26564: Astronomical instruments in the Imperial Observatory on the city wall, Peking (1900).
- Vgl. die kurzen Anmerkungen bei Joseph Needham, Science and Civilisation in China: Volume 3, Mathematics and the Sciences of the Heavens and the Earth (Cambrige et al., Cambridge University Press 1959) p. 451 n. g. Zu der Debatte um die Rückgabe der Instrumente in den 1910er Jahren s. W. W. Campbell: “Kaiser Wilhelm as a Pillager in Boxer Days; He Refused to Return China’s Astronomical Instruments, Though France Set an Example, and Used Them to Ornament Potsdam Palace Grounds”. New York Times, January 06, 1918, , Section The New York Times Magazine, Page 71. Zu den Instrumenten in Potsdam s. Rolf Müller: “Die astronomischen Instrumente des Kaisers von China in Potsdam”, in: Atlantis, Heft 2 (Februar 1931), S. 120 f.
- S. dazu: Marilyn Shea: Equatorial Armilla – 1673 – 赤道经纬仪 <zuletzt abgerufen am 28.6.2014>.
- S. dazu: Marilyn Shea: Altazimuth – 地平经仪 <zuletzt abgerufen am 28.6.2014>.
- Marilyn Shea: Azimuth Theodolite 地平经纬仪 <zuletzt abgerufen am 28.6.2014>.
- 新製儀象圖 Xin zhi yi xiang tu. Liber organicus Astronomię Europęę apud Sinas Restitutę sub Imperatore Sino-Tartarico Cām-Hȳ appellato Auctore P. Ferdinando Verbiest Flandro-Belga Brugensi E Societate Jesu Academię Astronomicę In Regia Pekinensi Pręfecto Anno Salutis MDCLXVIII ([Beijing] [1674] – Digitalisat: gallica. Digitalisate aller Drucke: Museum of the History of Science [in sehr guter Qualität].
- Ferdinand Verbiest: Compendium proponens XII posteriores figuras Libri observationum, nec non priores VIII figuras Libri organici. Astronomia europaea sub imperatore Cám Hý ex umbra in lucem revocata (Pekini: [s.n.] 1678) – Digitalisate: gallica, [relativ bescheidene Bildqualität] Universiteit Antwerpen, Erfgoedbibliotheek Hendrik Conscience [gute Bildqualität].
- Diese Abbildung findet sich auch im [Compendium proponens XII posteriores figuras Libri observationum, nec non priores VIII figuras Libri organici. Astronomia europaea sub imperatore Cám Hý ex umbra in lucem revocata].
- Jean Baptiste Bourguignon d’Anville: Atlas général de la Chine, de la Tartarie chinoise, et du Tibet : pour servir aux différentes descriptions et histoires de cet empire (Paris : Dezauche [1790?].
- Jean-Baptiste Bourguignon Anville: Nouvel atlas de la Chine, de la Tartarie chinoise et du Thibet (La Haye: Scherleer 1737) – Digitalisate → Bibliotheca Sinica 2.0.
DARIAH-DE Tutorial “Digitale Textedition mit TEI” online
Das DARIAH-DE Tutorial Digitale Textedition mit TEI ist nun vollständig online. Das Tutorial, das Teil der DARIAH-DE Schulungsmaterialien ist, besteht aus einer Reihe von Kapiteln, die aufeinander aufbauend in verschiedene Aspekte der Kodierung und Edition von Texten nach den Guidelines der Text Encoding Initiative einführen.
Das Tutorial ist für den Einsatz in der Lehre konzipiert, kann aber auch im Selbststudium eingesetzt werden. Für weiterführende Lektüre zum Thema verweisen wir auf die Sammlung zum Thema “Enrichment” in der Doing Digital Humanities”-Bibliographie, die von DARIAH-DE auf Zotero zur Verfügung gestellt wird.
Jedes Kapitel behandelt einen bestimmten Aspekt des Themas und besteht jeweils aus drei Elementen: erstens aus einem Foliensatz für ein Inputreferat, das in die wichtigsten jeweils einschlägigen Begriffe und Elemente der TEI einführt; zweitens aus einem oder mehreren Aufgabenblättern, die zur praktischen Einübung des Gelernten dienen; und drittens aus den diversen Materialien, die für die Bearbeitung der Aufgaben notwendig sind, bspw. digitale Faksimiles, Transkriptionen, XML-Dateien, und mehr. Das Tutorial umfasst die folgenden Kapitel:
- Einführung in die digitale Textedition
- Was sind Markup und XML?
- Grundlagen der Textkodierung mit TEI
- Die TEI Guidelines, Kapitel 1-23
- Metadaten im teiHeader festhalten
- Primärquellen kodieren
- Varianten kodieren
- Dokument-zentriertes Kodieren
- Manuskript-Beschreibung
- TEI anpassen mit Roma
- Verwendung von XPath
Die Tutorials wurden von Christof Schöch an der Universität Würzburg umgesetzt und sind in den vergangenen zwei Jahren u.a. im Rahmen von DARIAH-DE entwickelt worden und konnten bisher in einer Reihe von Lehrveranstaltungen (universitäre Lehrveranstaltungen auf BA-Niveau sowie diverse Workshops für NachwuchswissenschaftlerInnen aus den Geisteswissenschaften) eingesetzt werden. Die Publikation als DARIAH-DE Schulungsmaterial konnte mit Unterstützung durch Mareike Laue, Philip Dürholt, Sina Bock und Keli Du, Universität Würzburg, realisiert werden. Die Aufgabenblätter selbst sind in TEI geschrieben und wurden mit Hilfe des Satzprogramms XML-Print automatisch in PDF-Dateien verwandelt.
Die Folien und Aufgaben basieren in großen Teilen auf den Materialien, die das Team “Digital Humanities @ Oxford” für die dortige Summer School 2012 entwickelt und veröffentlich hat. Die Materialien sind durchgehend nicht nur übersetzt, sondern auch weiter entwickelt und durch neue Themen, Aufgaben und Materialien ergänzt worden. Dies ist aufgrund der Creative-Commons-Lizensierung der Oxforder Materialien möglich. Wir publizieren die vorliegenden Tutorials mit der Lizenz Creative Commons Attribution 4.0 International (CC-BY), um weitere Bearbeitungen zu ermöglichen.
Neben den PDF-Dateien, die zur unmittelbaren Nutzung heruntergeladen werden können, stehen auch die XML-Dateien der Aufgabenblätter <http://dev.dariah.eu/svn/TTEI/Aufgaben/XML/> (einschließlich des RNG-Schemas, der ODD-Datei sowie der beiden Konfigurationsdateien für XML-Print) zum Download bereit. Dadurch können im Sinne der CC-BY Lizenz von Dritten Anpassungen an den Aufgaben vorgenommen und erneut mit XML-Print veränderte PDF-Dateien generiert werden. Die Speicherung im Hintergrund erfolgt in einem SVN-Repository, das die Nachverfolgung aller zukünftigen Änderungen erlaubt.
Über Rückmeldung zu dem TEI-Tutorial (sei es Lob, seien es Hinweise auf Ungenauigkeiten) freuen wir uns sehr und bitten um eine kurze Email an christof.schoech@uni-wuerzburg.de.
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3722
Hans-Ulrich Wehler ist tot
Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2014/07/hans-ulrich-wehler-ist-tot.html
Voransicht der Edition: Protokoll der 82. Sitzung des Gesamtreichsministeriums, 1849 Januar 22
Die Edition der Protokolle und ausgewählter Akten der Provisorischen Zentralgewalt für Deutschland soll Ende des Jahres 2014 im Manuskript fertig gestellt sein. Ein Teil der Dokumente ist aber bereits jetzt fertig bearbeitet. Als Kostprobe der geplanten Publikation folgt hier das Protokoll der 82. Sitzung des Gesamtreichsministeriums am 22. Januar 1849 samt zwei Beilagen. Das Nachstehende ist zur Publikation hier leicht umformatiert worden, entspricht aber in den meisten Hinsichten dem Erscheinungsbild, das die fertige Edition haben soll. Rückfragen oder Bemerkungen sind ausdrücklich willkommen! Einige Erläuterungen […]