Wie können ehemalige DDR-Zwangsarbeiter heute angemessen entschädigt werden? Auch die Frage, wie viele westliche Firmen von dem System der Haftzwangsarbeit in der DDR profitierten, ist trotz umfangreicher Aktenlage noch immer nicht erforscht. In Ausgabe 10/2012 sprechen Jochen Thermann und Kaja Wesner mit dem Politologen Steffen Alisch über das System der Zwangsarbeit in der DDR.
Auf Druck der Sowjetunion erhielt die Haftzwangsarbeit in den Gefängnissen der DDR schon Ende der 40er Jahre eine beträchtliche ökonomische Dimension. Die öffentliche Empörung von westdeutscher Seite zu Beginn der 50er Jahre ebbte aufgrund der sich verschärfenden Beziehungen zwischen Ost und West wieder ab und blieb ohne Wirkung. Die Bundesregierung konnte seit dem Beginn der 60er Jahre bis zum Fall der Mauer knapp 34.000 politische Häftlinge freikaufen, als Gegenleistung erwarb die DDR-Regierung stark begehrte Devisen und Waren.
Gut 20 Jahre nach dem Ende der DDR ist die Frage der Entschädigung für die Zwangsarbeit noch immer aktuell. Mit Steffen Alisch diskutieren wir u.a. darüber, wie die derzeitige Opferrente, die sich am aktuellen Nettoeinkommen der Opfer orientiert, und die Haftentschädigung für Häftlinge nach ihrer Rehabilitierung zu bewerten sind.
Und hier die Timeline zum Gespräch
0:31 Aktualität des Themas: Beispiel Ikea
02:33 Kenntnis der Westfirmen
05:01 Produktionsfirmen weltweit?
07:04 Zwangsarbeit durch politische Häftlinge und Bausoldaten
08:00 Reaktionen der Bundesregierung
10:00 System und ökonomische Reichweite
14:30 Die Devisennot der 70er Jahre
15:30 Vertragsschließung mit westlichen Firmen
18:02 Opferrente und Entschädigung
21:37 Sollten Westfirmen zur Verantwortung gezogen werden?
23:30 Stand der Aufarbeitung
25:30 Interesse und Reaktionen der Öffentlichkeit in den 50er Jahren
29:00 Montagsradio-Fragebogen
Quelle: http://www.montagsradio.de/2012/07/02/zwangsarbeit-verantwortung-haftentschadigung-und-opferrente/