Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2012/03/neue-informationen-vom-ohnesorg-mord.html
Von Stefan Sasse
Vor anderthalb Jahren machte die BILD Schlagzeilen mit bahnbrechenden Informationen zum Mord an Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967: der Todesschütze Kurras sei ein Stasi-Spitzel gewesen, bezahlt vom Osten um Informationen aus Westberlin zu liefern. Mit dieser Enthüllung hat die Springer-Presse an einer Saite gerührt, die noch heute einen scharfen Graben zwischen links und rechts, zwischen den 68ern und ihren Gegnern zieht. Der Mord an Benno Ohnesorg galt lange als Fanal der Radikalisierung der Studentenbewegung, spätestens seit "Der Baader-Meinhoff-Komplex" auch als Geburtsstunde der RAF. Es wurde um die Umdeutung der Ereignisse allerdings schnell ruhig. Ob Kurras nun auch noch von der Stasi bezahlt wurde oder nicht spielt letztlich keine große Rolle, was sich umso mehr bewahrheitete, als weitere Informationen über ihn und seinen Lebenswandel ans Licht kamen, die ihn als letztlich reichlich verkommenen Menschen erschienen ließen, der sowohl rechtsradikales Gedankengut pflegen als für den selbst ernannten "Arbeiter- und Bauernstaat" spionieren konnte, während er die freiheitlich-demokratische Grundordnung verteidigte. In einer großen Schlagzeile zeigt nun der Spiegel neue Informationen zum Fall an: die alte Frage, ob der Tod Ohnesorgs wirklich Mord war, ist diesen neuen Informationen zufolge endgültig entschieden.
In bisher unveröffentlichtem Bildmaterial ist demzufolge zu erkennen, dass Kurras sich mit gezückter Waffe einem von anderen Beamten abgeschirmten Ohnesorg genähert und ihn dann erschossen hat. Schlimmer noch als diese nicht unbedingt 100% stichhaltigen Bilder aber sind die Informationen über das Verhalten der Berliner Polizei und der zuständigen Ärzte. Auf Befehl von oben (wessen Befehl geht aus dem Spiegel-Artikel nicht hervor) haben die Ärzte rund um die Einschusswunde Schädelstücke entfernt und die Kopfhaut zugenäht, um so einen Tod durch eine Hiebwaffe vorzutäuschen, und anschließend darüber Stillschweigen bewahrt. Die Polizei selbst behinderte die internen Ermittlungen und versuchte, ihre Mitwirkung zu vertuschen. Diese neuen Erkenntnisse bestätigen die Verschwörungstheorien aller 68er und ihrer Sympathisanten ebenso, wie die Stasi-Enthüllungen von vor anderthalb Jahren ihren Gegnern neue Munition in einem Kampf geben, der kaum mehr als Schattenfechten ist. 1968 ist inzwischen so weit weg, dass der Fervor, mit dem besonders der Springer-Verlag die Schlachten von damals immer noch weiterführt kaum mehr nachvollziehbar ist.
Im Fall Benno Ohnesorg führen die beiden so kurz aufeinanderfolgenden Enthüllungen zu dem absurden Effekt, dass wir genau dort stehen, wo wir vor zwei Jahren waren. Beide Seiten haben immer noch den gleichen moralischen Boden besetzt, auf dem sie vorher standen, nurn haben sie frische Munition für einen Kampf erhalten, der längst kaum mehr jemanden interessiert und der endlich an die Historiker übergeben werden sollte. Die ständige Auffrischung des 68er-Konflikts von rechts wie von links ist Gift, das sich in eine Gesellschaft hineinfrisst, in der kaum mehr Protagonisten jener Tage aktiv sind. Weder die Springer-Angriffe auf die Legenden von 1968 noch die Verteidigungsversuche ihrer Träger werden irgendetwas zur Wahrheitsfindung beitragen. Es wird Zeit, dass sich Historiker ohne Einmischung der Publikationsorgane und politischen Verbindungen damit beschäftigen können, und vielleicht endlich ein Urteil finden, das ohne das Moralin derer auskommt, die dabei waren oder sich die alten ideologischen Schlachtfelder zu eigen gemacht haben. Die 68er-Debatte ist ein Beispiel dafür, wie eine intensive Beschäftigung mit der Geschichte verheerende Folgen für die Gegenwart haben kann. Wir sollten dieses Buch in die Hände anderer legen und uns aktuellen Dingen zuwenden.
ViFa Geschichte Nr. 03 (2012): Neuigkeiten aus der Bayerischen Staatsbibliothek
Leben, Glauben und Sterben in spätmittelalterlichen Blockbüchern. Ausstellung in der Bayerischen Staatsbibliothek bis 6. Mai 2012 sowie Virtuelle Ausstellung http://www.bsb-muenchen.de/Einzeldarstellung.403+M5897691acba.0.html?&no_cache=1 Blockbücher, von Holztafeln gedruckte Bücher, dienten in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vor allem zur Verbreitung von Werken, bei denen Bild und Text eine enge, nahezu untrennbare Verbindung eingegangen waren. Die meisten dieser xylographischen [...]
aussichten Nr. 23 [31.03.2012]: Neue Einträge bei aussichten-online.net; Digest 01.03.2012-31.03.2012
18. März 1961: Franz-Josef Strauß wird CSU-Vorsitzender http://www.aussichten-online.net/2012/03/2584/ http://www.faz.net/multimedia/videos/18-maerz-1961-franz-josef-strauss-wird-csu-vorsitzender-11077829.html Die Christlich-Soziale-Union wählt Franz-Josef Strauß zu ihrem Vorsitzenden. Auf Bundesebene ist er als Verteidigungsminister in der Regierung Adenauer in verschiedene Affären verstrickt, u.a. 1962 in die „Spiegel-Affäre“, die eine schwere Regierungskrise auslöste. Via NFH-Nachrichtendienst für Historiker [18.03.2012] .................................................. Peter Funke: Alte Grenzen – neue Grenzen. Formen [...]
Wikipedia, die Lehrerfreude
Lehrpersonen nutzen Wikipedia zur Unterrichtsvorbereitung. Dürfen die das? Klar. Vor ein paar Tagen habe ich einer ausgewählten Schar angehender Lehrer/innen im Rahmen eines Ringseminars meine Überlegungen zum Nutzen und Nachteil von Wikipedia für das Geschichtslernen vorgestellt.1 Dabei bin ich eher zufällig auf einen (eigentlich naheliegenden, mir aber bislang nicht bewussten) Sachverhalt aufmerksam geworden: die Lehrpersonen, [...]
Die deutsche Frage und Europa
Ein Vortrag der Historikerin Gabriele Clemens. Sie befasst sich mit der wechselseitigen Beziehung zwischen der deutschen Frage und der europäischen Integration.
Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/10266
"Das christliche Abendland ist eine Fiktion"
Der Historiker Michael Borgolte spricht über das deutsche Geschichtsbild im Zeichen von Europäisierung und Globalisierung. Ein Beitrag von DRadio Wissen vom 28.03.2012.
Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/10265
H-Soz-u-Kult Chancen-Digest Nr. 2-3/2012: Ausgewählte Job- und Stipendienangebote 01.02.-31.03.12
From: Tillmann Krach Date: 05.02.2012 Subject: Stip: Förderpeis "Anwalts- und Advokaturgeschichte" (Forum Anwaltsgeschichte e.V.) Forum Anwaltsgeschichte e.V., Mainz Bewerbungsschluss: 31.12.2012 http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/chancen/type=stipendien&id=6944 :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: From: Eva Kammann Date: 08.02.2012 Subject: Stip: Neues Förderprogramm "Security, Society and the State" (Gerda Henkel Stiftung Düsseldorf) Gerda Henkel Stiftung, Düsseldorf Bewerbungsschluss: 16.07.2012 http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/chancen/type=stipendien&id=6960 :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: From: Christa Engel Date: 10.02.2012 Subject: Stip: [...]
Das Leiden an der Twitterwall
Twitterwall an der re:publica 09 (von flickr-user leralle; CC BY-NC-SA 2.0) – davor: ein paar Menschen. Letzthin an der Tagung zur Eröffnung der Blog-Plattform de.hypotheses.org war ich zum ersten Mal mit einer Twitterwall konfrontiert. So darf man es wohl sagen, denn die Anordnung der Projektion (direkt über den Köpfen der Vortragenden, gleich neben der Projektion [...]
aventinus recensio Nr. 30 [29.03.2012]: Dieter Schiffmann u.a. (Hrsg.): Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz, Mainz 2011.
http://www.aventinus-online.de/recensio/neuzeit/art/Rezension_Diete/html/ca/7a6645b406bdc0c077fb48343a0fed4b/?tx_mediadb_pi1[maxItems]=10 Die Publikation trägt den Untertitel Wissenschaftliche Darstellung und Materialien für den Unterricht – und der Name ist Programm: Sie möchte in einem Band fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse, didaktische Konzepte und Ansätze zur Vermittlung der Thematik anbieten.
Ein Schrei hängt in der Luft. Stille und Präsenz in Gregor Schneiders Installation “Weiße Folter”
Gastbeitrag von Philipp Hindahl. Eine weiße Schiebetür schließt sich hinter dem Besucher. Vor ihm erstreckt sich ein weiß glänzender Korridor, so sauber, dass er blendet. Zur Linken und Rechten sind jeweils sechs rostrote Schiebetüren, die in kleine Räume führen, deren Ausstattung in ihrer Sterilität und Kargheit an Gefängniszellen erinnert. An den der Tür gegenüberliegenden Wänden befinden sich Pritschen mit dünnen Matratzen, darüber schmale, schießschartenartige Fenster, die keinen Blick nach draußen gewähren, da sie von außen geschwärzt sind. In der Ecke neben der Eingangstür steht [...]