In der Kindheit und Jugend hatte ich gewisse, mitunter auch recht glanzvolle Vorstellungen vom Leben als Wissenschaftler. Ich will nicht sagen, dass diese gelitten haben, aber ich nehme die täglichen Routinen doch mit der Zeit als weniger schillernd wahr, als ich mir das früher ausgemalt hatte: Der tägliche Wall administrativer Arbeiten, die zeitintensive Studierendenbetreuung, das einigermaßen-auf-dem-neuesten-Stand-in-der-Sprachtechnologie-und-dort-verfügbarer-Softwaretools-bleiben, die Anleitung bei den betreuten Projekten, die eigenen Interessengebiete beackern usw. usf. Ich würde nie auf die Idee kommen, mich zu beschweren, ganz im Gegenteil – wie ich auch hier im Blog fortwährend darzustellen versuche, mag ich meinen Job wirklich sehr. Nur bleibt bei all den anfallenden Arbeiten oft nicht viel Zeit, zu reflektieren. Gerade in der Wissenschaft / an Universitäten aber ist Reflexion des eigenen Tuns von essentieller Bedeutung, geht es doch nicht (nur) darum, Dinge zu verwalten, sondern sie immer wieder zu hinterfragen und – wenn möglich – zu verbessern.
Selbstverständlich gibt es an einer Universität Gelegenheit zu Reflexion, im Austausch mit den Studierenden, in Kollegengesprächen, in einberufenen Sitzungen zur Fortentwicklung des Fachbereichs, der Fakultät, der Universität. Aufgrund des vollen Terminplans der Beteiligten sind diese Gelegenheiten meist kurz und recht spärlich zwischen den anderen anfallenden Arbeiten verteilt. Mehrtägige Konferenzen bilden da eine Ausnahme, da man über längere Zeit Gelegenheit zum Austausch hat.
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Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/2137