Objekt des Monats / object of the month: January 2014

Manganfarbene Flasche mit gekämmtem Dekor und Goldbemalung Syrien, um 1200 Höhe: 13,4 cm / Durchmesser: 8 cm Museum für Islamische Kunst, Inv. Nr. I. 5625 Über einem Fußring erhebt sich der flach ansteigende Körper der bauchigen Flasche, der sich zum … Continue reading

Quelle: http://jameel.hypotheses.org/432

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Lesetipp: “Ist ein Archiv, das nicht bloggt, ein schlechtes Archiv?”

Drüben bei Archivalia hat unser Redaktionsmitglied Klaus Graf gerade einen äußerst lesenswerten Beitrag publiziert zum Thema Archive und Bloggen, auf den hier als Lesetipp hingewiesen werden soll. Der Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade des Siwiarchivs, “Warum sollten Archive worüber wie bloggen?“. Die Blogparade, zu deren Teilnahme wir aufrufen, läuft noch bis Ende Februar.

Die Überschrift “Ist ein Archiv, das nicht bloggt, ein schlechtes Archiv?” mag zwar zunächst provozieren, sie ist jedoch zum einen als clin d’œil zu verstehen, und zum anderen als Aufhänger für die dann folgenden, sehr ausgewogenen Überlegungen, die in erster Linie zum Bloggen motivieren und dabei mit konkreten Hinweisen nicht sparen.

So lautet die implizite Antwort auf die selbstgestellte Frage, dass ein nicht-bloggendes Archiv zwar nicht per se schlecht ist, es könnte aber eines besser machen: Es könnte bloggen! Ein Engagement in den sozialen Netzen wie Facebook oder Twitter zählt dabei bereits.

Unterstrichen und anhand von Beispielen belegt wird im Beitrag von Klaus Graf die große Bedeutung von frei zugänglichen Publikationen (Open Access), wie sie Blogs darstellen. Blogs sollten daher von Archiven – und das gilt auch für Forschungsinstitutionen und Bibliotheken – als Chance verstanden werden, sich, ihre Arbeit und ihre Bestände einem breiten Publikum zu präsentieren. Wichtig ist ihm dabei vor allem der Vernetzungsgedanke:

Archive sollten sich, wenn sie bloggen, auch als Teil der Wissenschaftsblogosphäre verstehen. Dies bedeutet: Sie informieren über eigene und externe Forschung in ihren Beständen, sie publizieren (kleinere) Beiträge mit neuen Erkenntnissen und eröffnen diese Möglichkeit auch Forschern außerhalb der eigenen Institution.”

Klaus Graf rät den Archiven, das Angebot von de.hypotheses.org zu nutzen und sich über die Plattform zu vernetzen, denn das tun bereits einige Archivblogs und Blogs zu Archiven wie:

________

Zum Beitrag: Klaus Graf: Ist ein Archiv, das nicht bloggt, ein schlechtes Archiv? In: Archivalia, 29.1.2014, http://archiv.twoday.net/stories/640154245/.

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/1955

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Lesetipp: “Ist ein Archiv, das nicht bloggt, ein schlechtes Archiv?”

Drüben bei Archivalia hat unser Redaktionsmitglied Klaus Graf gerade einen äußerst lesenswerten Beitrag publiziert zum Thema Archive und Bloggen, auf den hier als Lesetipp hingewiesen werden soll. Der Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade des Siwiarchivs, “Warum sollten Archive worüber wie bloggen?“. Die Blogparade, zu deren Teilnahme wir aufrufen, läuft noch bis Ende Februar.

Die Überschrift “Ist ein Archiv, das nicht bloggt, ein schlechtes Archiv?” mag zwar zunächst provozieren, sie ist jedoch zum einen als clin d’œil zu verstehen, und zum anderen als Aufhänger für die dann folgenden, sehr ausgewogenen Überlegungen, die in erster Linie zum Bloggen motivieren und dabei mit konkreten Hinweisen nicht sparen.

So lautet die implizite Antwort auf die selbstgestellte Frage, dass ein nicht-bloggendes Archiv zwar nicht per se schlecht ist, es könnte aber eines besser machen: Es könnte bloggen! Ein Engagement in den sozialen Netzen wie Facebook oder Twitter zählt dabei bereits.

Unterstrichen und anhand von Beispielen belegt wird im Beitrag von Klaus Graf die große Bedeutung von frei zugänglichen Publikationen (Open Access), wie sie Blogs darstellen. Blogs sollten daher von Archiven – und das gilt auch für Forschungsinstitutionen und Bibliotheken – als Chance verstanden werden, sich, ihre Arbeit und ihre Bestände einem breiten Publikum zu präsentieren. Wichtig ist ihm dabei vor allem der Vernetzungsgedanke:

Archive sollten sich, wenn sie bloggen, auch als Teil der Wissenschaftsblogosphäre verstehen. Dies bedeutet: Sie informieren über eigene und externe Forschung in ihren Beständen, sie publizieren (kleinere) Beiträge mit neuen Erkenntnissen und eröffnen diese Möglichkeit auch Forschern außerhalb der eigenen Institution.”

Klaus Graf rät den Archiven, das Angebot von de.hypotheses.org zu nutzen und sich über die Plattform zu vernetzen, denn das tun bereits einige Archivblogs und Blogs zu Archiven wie:

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Zum Beitrag: Klaus Graf: Ist ein Archiv, das nicht bloggt, ein schlechtes Archiv? In: Archivalia, 29.1.2014, http://archiv.twoday.net/stories/640154245/.

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/1955

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Andreas Greim: Stadt, Region und städtische Gesellschaft im Übergang. Das Zusammenspiel von Alltag, Öffentlichkeit und Politik am Beispiel von Darmstadt, Offenbach a. M. und der hessischen Provinz Starkenburg (1914-1924). Workshop Weimar / Infrastruktur- und Kommunalgeschichte

Beschreibung des Forschungsvorhabens

1. Einleitung

Gegenstand der im vorliegenden Beitrag vorgestellten Forschungsarbeit ist die Interdependenz
von politischer Kommunikation und gesellschaftlicher Selbstreflexion, die am Beispiel der Moralisierung von Markt und Konsum untersucht wird. Zeitrahmen bilden die zwei Jahrzehnte zwischen dem Beginn des Ersten Weltkrieges und dem Ende der Weimarer Republik und innerhalb dieser Zeitspanne insbesondere die Jahre zwischen Krieg, Revolution und Hyperinflation, die eng verknüpft sind mit der Interpretation der europäischen Zwischenkriegszeit als „Krisenjahre“ der klassischen Moderne (Detlev Peukert).

2. Forschungskontext

Neuere Konzepte für eine teils ideen- und transfergeschichtlich, teils konsum- und mediengeschichtlich erweiterte Gesellschaftsgeschichte des europäisch-atlantischen 20. Jahrhunderts schließen mit dem von der Kunst- und Literaturgeschichte übernommenen Begriff der Klassischen Moderne“ an verschiedene Lesarten des letzten Jahrhunderts an, in denen die Scheidelinien politischer Zäsuren hinter gemeinsame sozial-, wirtschafts- und kulturgeschichtliche Schnittmengen zurücktreten. „Klassische Moderne“ liest sich insofern wie ein Querverweis auf die Grundlegung der sozioökonomischen Strukturen wie der soziokulturellen Signaturen des europäisch-atlantischen 20. Jahrhunderts (2; 16-18). Als Epochenbegriff verweist „Klassische Moderne“ auf eine neuerdings auch als frühe Hochmoderne bezeichnete Übergangsphase (6; 16). Die frühe Hochmoderne lässt sich hierbei (angelehnt an das Konzept der „Epochenschwelle“ von Hans Blumenberg) als Schwellenzeit beschreiben, die mit den drei Jahrzehnten vor und nach 1900 das „lange“ 19. vom „kurzen“ 20. Jahrhundert trennt, ohne indes eine feste Epochengrenze zu setzen (14). Als Querverweis bezieht sich „Klassische Moderne“ wirtschaftsgeschichtlich auf den Prozess der „großen Transformation“ (Karl Polanyi). Gemeint ist die transatlantische Ausbreitung der Warenwirtschaft und darin eingeschlossen: der Geld- und Marktwirtschaft zwischen den beiden großen wirtschaftlichen Depressionen von 1873/96 und 1929/32. Ihren Höhepunkt erreichte diese in ideen- und transfergeschichtlicher Perspektive erste globale Ausbreitungswelle des Industrie-, Finanz- und Konsumkapitalismus mit dessen noch vor 1914 in den hochindustrialisierten Nationalstaaten und Volkswirtschaften der westlichen Welt in paradigmatischer Weise nahezu vollständig ausgeformten Ordnungsmustern der modernen Marktgesellschaft. Ein zentrales Ordnungsprinzip stellt dabei das mit dem Ersten Weltkrieg zum Durchbruch gelangte Taylor-System dar, das in Verbindung mit frühen Formen fordistischer Warenproduktion ein wesentliches Element industrieller Betriebsorganisation der Zwischenkriegszeit war. Während dessen arbeitsorganisatorische Konsequenzen in sozialgeschichtlicher Perspektive eng verknüpft sind mit der Frage nach der Lage und Stellung des Arbeitnehmers im arbeitsteiligen Produktionsprozess, stehen tayloristisch-fordistische Produktionsformen ideengeschichtlich zugleich auch für die Vision eines auf breiter Basis durch Massenproduktion realisierbaren Massenkonsums (17). “Klassische Moderne“ bezieht sich insofern auch auf den Durchbruch der bis dahin von der Marktgesellschaft verdeckten Konsumgesellschaft (5). Als deren Zentren galten die gro§en industriellen Metropolen, die aufgrund ihrer vielfältigen kommerziellen Vergnügungs- und Warenangebote einerseits Inbegriff von Konsumfreiheit waren, andererseits aber auch eine Konsumkultur symbolisierten, die zeitgenössische Kultur- und Zivilisationskritik verurteilte, weil sie Menschen physisch wie mental zerrütten würde und ihnen die Einsicht nähme in die wahren Verhältnisse sozialer Ungleichheit und politischer Herrschaft. „Klassische Moderne“ verweist insofern auch auf das Entstehen der modernen Medien(konsum)gesellschaft (19). Voraussetzung dafür war die Herausbildung eines großflächigen Zeitungs- und Zeitschriftenmarktes, der im Zeichen einer seit 1860 spürbaren Liberalisierung des Presserechts mit der Erfindung des Rollen-Rotationsdrucks (1863) und mit der Entdeckung des Warenwerts von Zeitungen und Zeitschriften als Massenkonsumgütern entstanden war. Eine zentrale Rolle übernahm dabei der groß- und hauptstädtische Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt, dessen Reichweite sich auflage- und vertriebsabhängig von der lokalen bis auf die nationale Ebene erstreckte, und der über seine Verteilungsfunktion ein entsprechend großes Publikum kommunikativ vernetzte. Zeitungen erlangten infolgedessen eine Breitenwirkung, welche für die gesellschaftliche Selbstbeobachtung auch nach dem Aufkommen von Rundfunk und Fernsehen zwischen 1920 und 1950 noch lange Zeit entscheidend war.

3. Forschungsansatz und erkenntnisleitende Kategorien

Die Forschungsarbeit folgt Vorschlägen, die gegenüber den linearen Erzählstrukturen der großen geschichtlichen Meta-Deutungen für eine Geschichtsschreibung plädieren, die sich öffnen soll für plurale, aber zugleich auch interdependente Erzählungen (10). Ferner folgt sie Forderungen nach einer „Problemgeschichte der Gegenwart“ (18), die ihrerseits an Vorschläge anschließen, welche eine Geschichtsschreibung anregen, der es mehr um die Vorgeschichte gegenwärtiger als um die Nachgeschichte vergangener Problemlagen geht (7). Im Hinblick darauf löst sie sich von der zentralen Kategorie der „Krise“, die als narrativer Leitbegriff und lineares Erzählmuster insbesondere jene Darstellungen strukturiert, die die Geschichte der Weimarer Republik aus ihrem Scheitern erklären (3). Die Fragestellung nach der Interdependenz von politischer Kommunikation und gesellschaftlicher Selbstreflexion eröffnet dabei mit den erkenntnisleitende Kategorien der „Öffentlichkeit“ und „Politik“ einen anderen Zugang. Prämisse ist dabei die These, dass in modernen Gesellschaften die durch die Informations-, Artikulations- und Sozialisationsfunktionen von Leitmedien der politisch-kulturellen Kommunikation hergestellte Öffentlichkeit jenen sozialen Raum schafft, in dem die am Kommunikationsprozess beteiligten Akteure in der Auseinandersetzung um kulturelle Deutungshoheit und politische Definitionsmacht zugleich auch um die Zustimmung der Bürger für bestimmte Modelle der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ordnung konkurrieren (müssen). Die Rolle von Leitmedien und deren Bedeutung für die politisch-kulturelle Bewusstseinsbildung wird insofern neu bewertet, insbesondere im Gegensatz zu älteren Theorien des Alltagsbewusstseins, die mit den „Kulturindustrie“-Thesen der Frankfurter Kritischen Theorie davon ausgehen, dass das Alltagsbewusstsein sich gegenüber der Reflexion der komplexen gesellschaftlichen Wirklichkeit prinzipiell verschließt und unter dem negativen Einfluss einer durch die Massenmedien manipulierten Öffentlichkeit steht (11). Die Interdependenz von politischer Kommunikation und gesellschaftlicher Selbstreflexion verweist insofern mit der Frage nach der politisch-kulturellen Bewusstseinsbildung auf die Kategorie „Alltag“ als dritten erkenntnisleitenden Begriff. Um „Alltag“, „Öffentlichkeit“ und „Politik“ als erkenntnisleitende Kategorien miteinander zu verknüpfen, schließt die Forschungsarbeit an die von Kurt Imhof entwickelte Theorie der Öffentlichkeit an, deren Basis ein arenatheoretisches Öffentlichkeitsmodell ist, das als Synthese systemtheoretischer Spiegelmodelle und kommunikationstheoretischer Diskursmodelle mit einem funktionalen wie partizipatorischen Öffentlichkeitsbegriff operiert (8-9). Forschungsansatz und erkenntnisleitende Kategorien bieten an, die Forschungsarbeit als stadt- und regionalgeschichtliche Studie anzulegen. Die „doppelte“ stadt- und regionalgeschichtliche Perspektive bringt aber das heuristische Problem mit sich, Stadt und Region, die als räumlich nebeneinander angeordnete Phänomene geschichtlich in Erscheinung treten, als erkenntnisleitende Kategorien voneinander abgrenzen und zugleich miteinander verknüpfen zu müssen. Die Forschungsarbeit knüpft hierzu einerseits mit der Stadt- und Raumsoziologie an handlungszentrierte „Beziehungsraum“-Ansätze an, die mit der „Dualität des Raums“ auf die soziale wie physische Hybridität von Räumen verweisen (12). Die Hybridität des städtischen Raums definiert insofern auch die „Eigenlogik der Städte“ (13). Eigenlogik beschreibt dabei die Wechselwirkung von Menschen, Gütern und Informationen auf der materiell-physischen, institutionellen, kulturellen und symbolischen Ebene des städtischen Sozialraums. Andererseits schließt die Forschungsarbeit mit neueren „Zentrale-Orte“-/“Regionen“-Konzepten an raum(struktur)zentrierte Regionalisierungsansätze an, in denen Städte nicht nur eine Reihe von Zentralitätsfunktionen für ein klein- oder mittelräumiges Umlandgebiet übernehmen, sondern auch in Beziehung zu anderen zentralen Städten stehen, mit denen sie in einem mittel- bis großräumigen Verdichtungs- und Verstädterungsgebiet ein hierarchisches Städtesystem bilden, das auf einer regionalen Ebene ebenso Formen interkommunaler Konkurrenz wie interkommunaler Kooperation ermöglicht oder verhindert (1).

4. Untersuchungsbeispiele und Untersuchungsraum

Untersuchungsbeispiele sind Darmstadt, einstige Landeshauptstadt des Volksstaates Hessen, und Offenbach, einstmals bedeutender Industriestandort vor den Toren des Finanz- und Handelsplatzes Frankfurt. Beide Städte besitzen aufgrund ihres Stadttypus, ihrer zentralörtlichen Funktionen, ihrer Größe, Lage und Bedeutung ein jeweils „eigenlogisches“ Gepräge. Andererseits gehören beide Städte als zentrale Orte (wie die anderen Zentren in einem 60-Kilometer-Umkreis um Frankfurt) zum verstädterten Kern des Mittelrhein-Untermain-Raums. Als landschaftlich heterogener Verdichtungsraum ändert sich dessen Ausdehnung und Ausstrahlung mit den auf die Region projizierten Vorstellungen ebenso wie mit den (messungsvariablen) Graden der regionalen Verdichtung und Verflechtung. Die regionalisierte Form des Mittelrhein-Untermain-Raums, das „Rhein-Main-Gebiet“, lässt sich dabei als ein System mit mehreren Zentren in einem abgegrenzten Raum beschreiben. Der Begriff „Zentrum“ meint hierbei sowohl das Verteilungsmuster zweier oder mehrerer miteinander konkurrierender/kooperierender Kernstädte als auch die räumliche Verdichtung von Menschen, Gütern und Dienstleistungen innerhalb eines von einer einzigen Kernstadt dominierten Gebietes (4). Im Lichte dessen lassen sich die Untersuchungsbeispiele als Oberzentren beschreiben, die einerseits im Einflussbereich des Frankfurter Großzentrums liegen, andererseits aber selbst wichtige Zentralitätsfunktionen für ein eigenes Einzugsgebiet übernehmen, das als teils agrarisches, teils industrielles „Hinterland“ weitgehend mit dem Gebiet der früheren hessischen Provinz Starkenburg übereinstimmt, das damals wie heute zu den wirtschaftlich stärksten Subregionen des Rhein-Main-Gebietes zählt.

5. Aufbau und Quellen der Forschungsarbeit

Die Forschungsarbeit umfasst zwei Hauptteile, die aufgrund der systematisch angelegten Studie notwendigerweise keiner reinen chronologischen Darstellung folgen. Der erste Teil schlägt einen strukturgeschichtlichen Bogen über die Grundzüge und Rahmenbedingungen der sozial- und wirtschaftsstrukturellen Entwicklung der Provinz Starkenburg in den drei Jahrzehnten vor und nach 1900. Die strukturgeschichtliche Darstellung ist in jeweils unterschiedlich lange Zeitblöcken gegliedert, um (auch in vergleichender Perspektive zu anderen Rhein-Main-Subregionen) Strukturen und Prozesse von langer, mittlerer und kurzer zeitlicher Reichweite differenziert herauszuarbeiten. Profile der wichtigsten regionalen Tageszeitungen, ebenso wie Stadtporträts, die vor dem Hintergrund der mit der Zeit veränderten zentralörtlichen Funktionen die Entwicklung von Darmstadt und Offenbach skizzieren, ergänzen dabei den ersten Teil um weitere strukturgeschichtliche Aspekte. Die Rolle der städtischen und anderer Funktionseliten werden dabei insoweit thematisiert, als deren Beweggründe und Handlungen zum Verständnis beitragen. Die strukturgeschichtliche Betrachtung tritt insoweit an diesen Stellen hinter einer historisch-hermeneutische Interpretation zurück. Der zweite Teil widmet sich dem eigentlichen Untersuchungsgegenstand. Die kommunikations- und medientheoretische Basis bildet dabei das Arena-Modell, welches gestützt auf mediensoziologische Forschungsansätze auch das nötige methodische Instrumentarium bereitstellt, um am Beispiel der Markt- und Konsum-Moralisierung den in den Themen und Inhalten der öffentlichen politisch-kulturellen Kommunikation reflektierten Wandel der Gesellschaft sowohl von einer strukturzentrierten Gesellschaftsebene als auch einer handlungszentrierten Akteursebene mit einer Reihe erkenntnisleitender Fragen zu erfassen. Der Quellen- und Textkorpus setzt sich aus sechs großen Tageszeitungen zusammen, die in der Provinz Starkenburg zwischen 1914 und 1924 erschienen sind, fallweise ergänzt durch eine Auswahl einiger Lokal- und Regionalzeitungen. Die Erfassung der zentralen Ressorts Nachrichten, Politik und Wirtschaft erfolgt dabei (nach entsprechender thematischer Vorsichtung) auf Grundlage einer hermeneutischen Quellen- und Textanalyse. Wegen des inneren Textgefüges der meisten journalistischen Darstellungsformen verzichtet die Forschungsarbeit im Gegensatz zu medien- und kommunikationwissenschaftlichen Studien darauf, die öffentliche politische Kommunikation mithilfe eines Kodierschlüssels quantitativ zu erfassen. Offene oder auch heimliche, zwischen den Zeilen lesbare Parteinahme, Verzerrungen in der Berichterstattung und Feinheiten öffentlichen Meinungswandels lassen sich trotz elaborierter Kodierschemata nicht in einer angemessenen validen Form verschlüsseln (20).

6. Literaturhinweise

1. Dietrichs, Bruno: Art. „Konzeptionen der Raumordnung“, in: Ritter, E.-H. (Red.): Handwörterbuch der Raumordnung, Hannover 2005, S. 521-531.
2. Doering-Manteuffel, Anselm: Konturen von „Ordnung“ in den Zeitschichten des 20. Jahrhunderts, in: Etzemüller, T. (Hg:): Die Ordnung der Moderne. Social engineering im 20. Jahrhundert, Bielefeld 2009, S. 41-64.
3. Föllmer, Moritz/Graf, Rüdiger (Hgg:): Die „Krise“ der Weimarer Republik. Zur Kritik eines Deutungsmusters, Frankfurt/M. 2005.
4. Growe, Anna/Lamker, Christian: Polyzentrale Stadtregionen – Die Region als planerischer Handlungsraum, in: Growe, A./Lamker, C. u. a. (Hgg.): polyzentrale Stadtregionen – Die Region als planerischer Handlungsraum (Arbeitsberichte der ARL; 3), Hannover 2012, S. 1-9.
5. Haupt, Heinz-Gerhard/Nolte, Paul: Markt. Konsum und Kommerz, in: Mauch, C./Patel, K. K. (Hgg.): Wettlauf um die Moderne. Die USA und Deutschland 1890 bis heute, München 2008, S. 187-224.
6. Herbert, Ulrich: Europe in High Modernity. Reflections on a Theory of the 20th Century, in: JMEH 5: 1 (2007), S. 5-21, bes. S. 9-18.
7. Hockerts, Hans Günter: Zeitgeschichte in Deutschland. Begriff, Methoden, Themenfelder, in: Hub 113: 1 (1993), S. 98-127.
8. Imhof, Kurt: Die Krise der Öffentlichkeit. Kommunikation und Medien als Faktoren des sozialen Wandels, Frankfurt/M. 2011.
9. Imhof, Kurt: Öffentlichkeit und Krise. Theorie des sozialen Wandels, Frankfurt/M. 2006.
10. Jarausch, Konrad H.: Die Krise der nationalen Meistererzählungen. Ein Plädoyer für plurale, interdependente Narrative, in: Jarausch, K. H./Sabrow, M. (Hgg.): Die historische Meistererzählung. Deutungslinien der deutschen Nationalgeschichte nach 1945, Göttingen 2002, S. 9-32.
11. Leithäuser, Thomas/Volmerg, Birgit/Wutka, Bernhard: Entwurf zu einer Empirie des Alltagsbewusstseins, Frankfurt/M. 1977.
12. Löw, Martina: Eigenlogische Strukturen – Differenzen zwischen Städten als konzeptuelle Herausforderung, in: Berking, H./Löw, M. (Hgg.): Die Eigenlogik der Städte. Neue Wege für die Stadtforschung, Frankfurt/M 2008, S. 34-53.
13. Löw, Martina: Raumsoziologie, Frankfurt/M. 2001.
14. Nolte, Paul: Abschied vom 19. Jahrhundert oder auf der Suche nach einer anderen Moderne, in: Osterhammel, J./Langewiesche, D. u. a. (Hgg.): Wege der Gesellschaftsgeschichte, Göttingen 2006, S. 103-132.
15. Peukert, Detlev J. K.: Die Weimarer Republik. Krisenjahre der Klassischen Moderne, Frankfurt/M. 1987.
16. Raphael, Lutz: Ordnungsmuster der „Hochmoderne“? Die Theorie der Moderne und die Geschichte der europäischen Gesellschaften im 20. Jahrhundert, in: Schneider, U./Raphael, L. (Hgg.): Dimensionen der Moderne, Frankfurt/M. 2008, S. 73-91.
17. Raphael, Lutz: Ordnungsmuster und Selbstbeschreibungen europäischer Gesellschaften im 20. Jahrhundert, in: Raphael, L (Hg.): Theorien und Experimente der Moderne. Europas Gesellschaften im 20. Jahrhundert, Köln u. a. 2012, S. 9-20.
18. Raphael, Lutz/Doering-Manteuffel, Anselm: Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970 Göttingen 2008.
19. Requate, Jörg: Kennzeichen der deutschen Mediengesellschaft des 19. Jahrhunderts, in: Requate, J.: (Hg.): Das 19. Jahrhundert als Mediengesellschaft, München 2009, S. 30-42.
20. Stöber, Rudolf: Die erfolgverführte Nation. Deutschlands öffentliche Stimmungen 1866-1945, Stuttgart 1999.

 

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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1540

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Eine Reise nach Königsberg

„Weill wir nicht woll gewust, wie wir der streufenden Partheyen halber sicher durchkommen möchten, sein wir diesen tagh daselbst still gelegen, vnnd vnnß ümb einer Convoy beworben, damit wir, weilen die Schwedischen auß holtstein vnd Stifft Bremen in der Marche begriffen, unbefahrt reisen möchtten.“ Dies ist ein kurzer Ausschnitt aus dem Bericht, mit dem Vertreter der klevischen Landstände über die Reise zu ihrem Landesherrn, dem Kurfürsten von Brandenburg, Rechenschaft ablegten. Der ganz überwiegende Teil dieser Dokumentation umfaßt die Verhandlungen, die die Ständevertreter mit ihrem Landesherrn führten – die üblichen Eingaben, Gravamina sowie Relationen und Resolutionen also, wie man sie auch von den Verhandlungen auf einem Landtag kennt. Zu Beginn und am Ende aber berichteten die Ständevertreter von ihrer Reise zum Kurfürsten, denn in dem Fall handelte es sich um eine außergewöhnliche Mission: Sie führte die klevische Delegation vom Niederrhein bis nach Königsberg.

Daß eine solche Reise zu dieser Zeit alles andere als eine kurzweilige Lustpartie war, erhellen viele zeitgenössische Berichte, die von schlechten Straßen und Unterkünften, aber vor allem auch von der Unsicherheit erzählen: Überfälle von Räuberbanden und genauso von umherstreifenden Söldnertrupps. Hinzu kam, daß ein solches Reiseunternehmen auch ins Geld ging: Die Kosten für die Transportmittel, den Unterhalt, auch Repräsentationskosten verschlangen Summen, die sich auch nicht jeder Reichsstand leisten konnte. Die Landstände von Kleve sahen hier offenbar keine Probleme: Sie deputierten fünf Vertreter aus ihrer Mitte, hinzu kam eine unbekannte Zahl von Bediensteten.

Der Gefahren war sich die klevische Gesandtschaft aber sehr wohl bewußt. Sie brach am 10. Oktober 1645 in Emmerich auf und wandte sich zunächst auf niederländisches Gebiet, offenbar eine sichere Route. Über Emden kamen die Klever wieder auf Reichsboden und versuchten von hier über Oldenburg, Bremen, Stade und Hamburg bis Lübeck zu kommen. Am 18. Oktober waren sie in Bremen, als sie von den obenerwähnten Streifparteien hörten. Diese Etappe bewältigten sie dann noch ohne Zwischenfall, doch auf der Etappe zwischen Hamburg und Lübeck wurden sie unweit Trittau von einigen schwedischen Reitern abgefangen. Sie hatten aber noch Glück im Unglück und kamen mit der Zahlung eines „Trinkpfennigs“, wie sie berichteten, davon. Von Lübeck aus ging es vor allem mit dem Schiff an der Ostseeküste entlang. Der Wind stand nicht immer günstig, doch am Ende langten die Klever am 27. November 1645 wohlbehalten in Königsberg an: Das eigentliche Geschäft, die Verhandlungen mit dem Kurfürsten, konnte beginnen.

Einige Materialien zu dieser Gesandtschaft sind bereits verfügbar in der klassischen Edition der Urkunden und Actenstücke, Bd. 5, aus dem Jahr 1869. Ich habe hier zurückgegriffen auf die Weseler Überlieferung: Stadtarchiv Wesel, A 1: Magistratsregistratur, Capsel 160, Nr. 1 (Acta wegen der nach Königsberg gesandten Deputation, 1645-1646, fol. 1-674). Dieses Archiv hält übrigens eine äußerst reichhaltige Überlieferung zu landständischen Geschichte des Herzogtums Kleve bereit, die zu benutzen allemal lohnt.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/385

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Das virtuelle Projektbüro

von Monika E. König Projekte im virtuellen Team beackern – wo und wie? Das Virtuelle ist kein Ort, an dem man sich einfinden kann, trotzdem fühlt es sich dorten an wie in einem Projektbüro.  Für euch unternehme ich den kleinen Versuch der Beschreibung, mit welchen Mitteln man – z.B. – sein virtuelles Projektbüro erschaffen kann. 1. Kommunikation: synchron miteinander zu sprechen: Das geht zu zweit via Skype (mehrere Gesichter kosten dann), via Google Hangout mit bis zu 10 Menschen. Letzterer hat den Charme, dass […]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/4969

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Frühneuzeitliche Klosterhandschriften in Düsseldorf

Man kann sich darüber streiten, welcher Gegenstand stiefmütterlicher behandelt wurde und teilweise noch wird: die überwiegend lateinisch geprägte monastische Kultur der  Frühen Neuzeit oder die in den Bibliotheken verwahrten frühneuzeitlichen Handschriften, die gegenüber den mittelalterlichen Codices extrem benachteiligt wurden und werden. So gut wie unbekannt ist der frühneuzeitliche Handschriftenbestand der ehemaligen Düsseldorfer Landesbibliothek, der im Heinrich-Heine-Institut der Stadt gelandet ist, während die mittelalterlichen Manuskripte von der ULB Düsseldorf ausgezeichnet erschlossen sind und derzeit ins Netz gestellt werden. Christian Liedtke, Archivar am Heinrich-Heine-Institut der Landeshauptstadt […]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/6584

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Mobile History – Apps für Geschichtsinteressierte, Apps für Historiker?

 

Nach drei Monaten ist endlich wieder Zeit für einen Blogbeitrag. Auch wenn mich in der letzten Zeit eher andere Dinge beschäftigt haben, – wissenschaftliche Theorie und fachjournalistische Praxis – sind dabei ein paar Blogideen entstanden, die mit dem Arbeitsalltag in beiden Bereichen zusammenhängen, mit Apps und Tools – und natürlich der Geschichte.

Apps für (Geschichts-)Museen gibt es in der Zwischenzeit in geraumer Zahl. Sie bieten meist entweder Informationen wie Öffnungszeiten und Grundlegendes über das Haus oder dienen als Guides zu Dauer- oder Sonderausstellungen. Davon abgesehen gibt es nur wenig andere mobile Anwendungen, wie mir Dorian Iris Gütt, Spezialistin für dieses Thema mit einem zugehörigen Blog, kürzlich auf einer Tagung erklärte. Individuellere digitale Aufbereitungen, etwa als virtuelle Museen mit Gamification-Aspekten oder interaktive Reisen zu antiken Stätten, stehen bisher eher als Websites zur Verfügung.

Apps für Geschichtsinteressierte

Auf Apps zur Geschichtsvermittlung außerhalb von Museen bin ich auf der re:publica im letzten Jahr das erste Mal auf aufmerksam geworden und seitdem auf einige spannende Beispiele gestoßen. Dort präsentierte Guido Brombach das Educaching – eine App, die die Bundeszentrale für Politische Bildung mitentwickelt hat und die auf Basis von Geocaching-Schnitzeljagden historische Informationen rund um die moderne Geschichte Berlins mit einer spielerischen Suche nach der Vergangenheit verbindet. Gedacht war die App ursprünglich für Schulklassen, ist aber genauso anwendbar für Familien oder Erwachsene, die historische Stätten und Zusammenhänge nicht mit Führungen oder Audioguides entdecken wollen. Bei dieser Gamification-Umsetzung spielt für das Lernpotenzial wohl die größte Rolle, dass die Inhalte selbst erarbeitet werden. Zudem lenkt der Spaßfaktor vom lernen müssen ab. Apps wie diese oder auch jene zum Jüdischen Köln von Pausanio oder zur Burg Katzenstein aus dem Haus Zentourio bauen auf multimediale Inhalte, auf Abwechslung und überraschende Wendungen. Auch diese App überträgt die wechselhafte Geschichte der Burg in eine spielerische Form. Sie verzichtet auf den location-based Ansatz und kann zuhause auf der Couch ebenso durchgespielt werden, wie vor Ort mit dem zugehörigen Audioguide. Da die App auf einer Idee der Herstellerfirma basiert, ist sie kostenpflichtig. Ob die Idee, einen historischen Ort mit einer App bekannter zu machen, sich in dieser Form schon rentiert, bleibt abzuwarten. Die Idee des Edu- oder Historycaching findet in der Zwischenzeit aber vielfach Verwendung, auch wenn bei den Verantwortlichen noch viele Zweifel bezüglich des Nutzens und der Rentabilität oder Angst vor möglichem Missbrauch der Informationen besteht, wie Tanja Praskes Nachbericht zur Podiusmdiskussion „Geschichte als App – Neue Weg der Vermittlung“ am 20. Juni 2013 in München zeigt.

Einen anderen Weg schlagen Apps wie Capsuling.me oder Zeitfenster ein (dessen Entwickler im letzten Jahr eine der Kreativ-Piloten-Awards gewonnen haben). Diese Apps wollen nicht vornehmlich belehren und Informationen liefern, sondern unterhalten. Dazu nutzen sie sowohl das Empfehlungsmarketing als auch Social- und location-based Faktoren. Hier sollen historische Orte in den verschiedenen Phasen und Epochen ihrer Geschichte greifbar werden. Dazu bieten die Entwickler für viele Stätten, wie das Brandenburger Tor, historische Fotos, die vor Ort den Unterschied zwischen damals und heute zeigen können. Aber auch die Nutzer können moderne oder alte Fotos oder Darstellungen hochladen und anderen zur Verfügung stellen. Bei Capsuling.me kann der Nutzer zudem Botschaften oder Bilder mit einem bestimmten Punkt verknüpfen, die von anderen nur an demselben Punkt abgerufen werden können.

Die historischen Outdoor-Apps, die es bisher gibt, widmen sich v.a. der Zeitgeschichte und dem Mittelalter, die Antike spielt eher bei den Museumsapps eine Rolle ­– wahrscheinlich, weil die Museen hier bereits einen entscheidenden Schritt weiter sind, als die archäologischen Landesämter, für die sich die Vermarktung ihrer unbekannteren Freiland-Fundstellen bisher schwieriger gestaltete und deswegen eher im Hintergrund stand. Auch hierfür gibt es aber durchaus nur Zielgruppen und immer stärker auch die Erwartung von Seiten der Touristen und Besucher, auf so etwas zurückgreifen zu können. Zudem können die immer wieder thematisierten Diskussionen um den Sinn archäologischer Ausgrabungen in Deutschland ein Grund sein, die Bedeutung solcher Orte und ihrer Erkenntnisse mehr zu präsentieren, als es bisher der Fall war.

Apps für Historiker

Bei diesen verschiedenen Ideen spielen neue Rahmenbedingungen für Marketing, Geschichtsvermittlung und Ansätze wie location-based-Services und augmented reality natürlich die grundlegende Rolle. Was zwischen den zahlreichen Apps jedoch fehlt, sind solche, die auch für den Arbeitsalltag hinter der Kamera, für Journalisten, Historiker, Archäologen oder Museumspädagogen anwendbar sind. Für Naturwissenschaftler wurde hier bereits einiges vorgelegt – Apps, die Formeln ausrechnen, Geigerzähler und Sternenkarten. Auch wenn die Zielgruppe Fachleute natürlich wesentlich kleiner ist, als die der Touristen, besteht hier eine Marktlücke, da sie hilfreiche Anwendungen wahrscheinlich regelmäßiger benutzen würden und eher bereit wären, aufgrund dieser Nutzbarkeit für gute Produkte Geld zu bezahlen. Spannend so z.B. Plagiatsfinder-Apps sein, inwieweit sie auf dem Tablet oder Smartphone Vorteile gegenüber der Anwendung auf einem Rechner bieten, ist offen. Spannender wären hier Anwendungen, die auch in der Bibliothek, im Archiv, bei Tagungen, längeren Bahnreisen oder auf einer Ausgrabung das Arbeiten erleichtern.

  • Ein echtes Desiderat ist so meiner Meinung nach eine Citavi-App, mit der man beispielsweise abfotografierte ISBN-Codes direkt in ein Projekt laden und mit Anmerkungen versehen kann.
  • Ähnliches gilt für Projektkoordinations-Tools, die neben interner Kommunikation die Möglichkeit bieten, gemeinsam erstellte Texte zu überarbeiten, Aufgaben zu verwalten, zu schauen, was dringend zu erledigen gilt usw.
  • Mit beiden eng in Verbindung steht entsprechend digital oder multimedial aufbereitete Fachliteratur, Tagungsprogramme oder -paper. Ein PDF hält hier längst nicht alle Optionen bereit, die ein E-Book-Format bieten kann. Dazu gehören exportierbare und mit einer Arbeitsgruppe teilbare Notizen, hinterlegte Quellenauszüge im Original, Bilder und Karten in guter Auflösung, inhaltliche Querlinks oder Verweise zu online verfügbarer Literatur.
  • Auch die Ausgrabungspraxis beinhaltet eine Vielzahl an Tätigkeiten, die mit einer App erleichtert werden könnten.
  • Eine erste Idee, auf die ich gestoßen bin, ist, das Smartphone als 3D-Scanner zu verwenden und Funde damit direkt in eine digitale datenbanktaugliche Form zu übertragen.

Im Online-Bereich gibt es in der Zwischenzeit eine Vielzahl an Tools und Websites, die die Arbeit des Historikers erleichtern können. Insgesamt fehlt es aber noch stark an Anknüpfungen an archäologische und historische Datenbanken – sowohl projektintern, als auch übergreifend. Im Museum, in der Bibliothek und auch auf der Ausgrabung könnte man damit schon vor Ort Vergleichsbeispiele oder Hinweise zur Bestimmung, aktuelle Literatur zum Thema oder Kollegen suchen, die in ähnlichen Bereichen forschen.

Viele Arbeitsbereiche des Historikers wurden speziell für Apps bisher sicher noch nicht entdeckt, vielleicht weil es uns selbst schwer fällt, die Einsatzmöglichkeiten in unserem Arbeitsalltag zu erkennen. Die wenigen Dinge, die mir dazu eingefallen, kamen vor allem durch Bahnfahrten und Tagungen, bei denen ich viele Ideen und to-dos vertagen musste, weil mir mit Tablet und Handy die Möglichkeiten fehlten. Wenn anderer weitere (und wahrscheinlich bessere) Ideen und Vorschläge dazu haben, würde ich sie gern in die Liste aufnehmen.

 

 

Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/1038

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