Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke Oktober 2013
Unter der Rubrik „Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke“ wird das Sondersammelgebiet Skandinavien an der UB Kiel (SSG) zukünftig regelmäßig eine Sammlung aktueller Informationen zu neuen Datenbanken, Entwicklungen in der digitalen Geschichtswissenschaft an Bibliotheken, Museen oder auch Forschungsinstitutionen, Digitalisierungsprojekte und vieles mehr veröffentlichen. Dieses Angebot wird ergänzt durch den aktuellen Kongress-und Terminkalender für Nordeuropa, der in der “Virtuellen Fachbibliothek Nordeuropa und Ostseeraum” vorgehalten wird.
Unser erster Beitrag beschäftigt sich mit den Veröffentlichungsstrategien skandinavischer Museen und Archive für Bilder im Netz, in diesem Fall vor allem mit dänischen Beispielen. Auffällig bei den beispielhaft ausgewählten Seiten ist die Vielfalt der Portale, die genutzt werden, um Bilder und auch andere Quellen zu veröffentlichen – wodurch gleichzeitig deutlich wird, wie breit gestreut sich die Suche nach Quellen mittlerweile gestalten muss.
Dänemark
Ein gutes Beispiel für Vielfalt der Veröffentlichungswege ist das dänische Nationalmuseet. Genannt sei hier der Blog Det Digitale Nationalmuseum, wo die Open-Source-Projekte des Museums, die bereits realisiert oder auch noch in Planung sind, vorgestellt und diskutiert werden.
Im Bereich der Runologie erstellen wissenschaftliche Mitarbeiter des Museums zusammen mit Wikipedia ein Lexikon mit Artikeln und Fotos der dänischen Runensteine. Eine größere Sammlung veröffentlicht das Nationalmuseum auf Wikimedia Commons. Auch auf Flickr hat das Nationalmuseet einen Fotostream mit Bildern aus den eigenen Sammlungen hinterlegt und plant sein digitalisiertes Material weiterhin bzw. zukünftig auf folgenden Kanälen zu veröffentlichen: Social Media (Twitter, Google+, Flickr, Pinterest, Instagram, Youtube), Wikimedia, Europeana (Europäisches Kulturerbeportal), Dansk kulturarv (Dänisches Kulturerbeportal mit Bildern, Videos und Hörbeispielen ) sowie in den Kulturerbeprojekten Historisk Atlas und TING.
Zu den weiteren für die nächste Zukunft geplanten Projekten zählt das Portal Det Digitale Frihedsmuseum, das die digitalisierte Archivsammlung mit 200.000 Dokumenten, 60.000 Fotografien, 2.000 Tonbändern sowie 200 Filmclips aus der Besatzungszeit der Öffentlichkeit zugänglich machen soll.
Neben den Museen planen 600 dänischen Lokalarchive 2014 ihre digitalisierten Archivbestände in dem Portal Arkibas zugänglich zu machen. Darunter befinden sich etwa 50 Millionen Bilder, daneben aber auch Filme und andere Archivalien. Bereits beim für 2014 anvisierten Onlinegang möchten die Lokalarchive “Dänemarks größtes Fotoalbum” präsentieren.
Schweden
In Schweden veröffentlichen die Museen ihre Fotosammlungen ebenfalls auf unterschiedlichen Plattformen. Das Nordiska Museet veröffentlicht auf Wikimedia Commons, während andere Museen wie das Stadtmuseum Göteborg das Datenbanksystem Carlotta bevorzugen. Eine Reihe von schwedischen Museen und Archiven bestücken das Metasuchsystem Kringla, das umfangreiches Informationsmaterial bündelt, darunter auch zahlreiche Bilder beispielsweise aus dem Världskulturmuseet, Tekniska museet, Vasamuseet, Historiska museet und Riksantikvarieämbetet. Derzeit 23 Museen nutzen eine gemeinsame Plattform, das Digitalt Museum. Eine Kooperation von drei Museen, u.a. die Stockholmer Livrustkammer, stellt eine größere Bildsammlung mit insgesamt 40.000 Bildern zum Download bereit. Abschließend sei noch das Jönköpings läns museum erwähnt, auf dessen Internetseite sofort ersichtlich ist, auf wievielen unterschiedlichen Plattformen ein Museum seine Inhalte präsentieren kann.
Norwegen und Finnland
Das Portal “Digitalt Museum”, auf dem Museen ihre Exponate und Bildsammlungen präsentieren, gibt es für Norwegen und Schweden. Dabei wird die norwegische Plattform mit derzeit 135 beteiligten Museen stärker bedient als die schwedische (23 Museen). Ein schönes Beispiel für die Beteiligung einzelner Museen an diesem Portal ist die Fotosammlung aus dem Bereich der Seemannsmission des Norsk Maritimt Museum, die gerade im Digitalt Museum eingestellt worden ist.
In Finnland bündeln zahlreiche Archive, Museen und auch drei große Bibliotheken ihre Bestände, darunter über 230.000 Bilder, in dem Portal Finna.
(2) “Die Gewalt wird immer weiter aus dem täglichen Leben verdrängt” – Im Interview mit Dietrich Oberwittler
Anknüpfend an das Interview mit den Wissenschaftlern in unserer aktuellen Ausgabe „Kriminalität und soziale Normen” werden in einer Blogreihe in wöchentlichen Abständen weitere Kriminalsoziolog_innen auf gleiche Fragen zum Teil zu ähnlichen, zu einem größeren Teil aber auch zu sehr unterschiedlichen Antworten … Continue reading
SdK 64: Jan Vermeers »Malkunst« und die Provenienzforschung
Das Gemälde »Die Malkunst« von Jan Vermeer ist heute eines der wertvollsten Ausstellungsstücke des Kunsthistorischen Museums in Wien. Dass das Bild in Wien hängt, ist das Resultat einer außergewöhnlichen Überlieferungsgeschichte. Eine Hauptrolle in dieser Geschichte spielt Adolf Hitler, der Vermeers Gemälde 1940 erwarb, weshalb sich um die Frage, ob das Bild nicht restituiert werden müsste, nach dem Krieg ein jahrzehntelanger Rechtsstreit entwickelte. Susanne Hehenberger und Monika Löscher arbeiten im Auftrag der Kommission für Provenienzforschung und sie beschäftigten sich ausführlich mit der Frage, ob das Gemälde an Hitler unter Zwang verkauft wurde.
Linkliste: Jan Vermeers »Malkunst« (Wikipedia), Susanne Hehenberger, Monika Löscher, Publikation: “Die verkaufte Malkunst. Jan Vermeers Gemälde im 20. Jahrhundert” (2013), herausgegeben von Susanne Hehenberger und Monika Löscher im Böhlau-Verlag, in der Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung; Provenienzforschung in Österreich, Elisabeth Gehrer (Wikipedia), Washington Principles, Gottfried van Swieten (Wikipedia), Philipp Reemtsma (Wikipedia), Hans Posse (Wikipedia)
SdK 64: Jan Vermeers »Malkunst« und die Provenienzforschung
Quelle: http://feedproxy.google.com/~r/kulturwissenschaften/~3/3rPvk2bWa9Y/sdk64
Die Hausnummern zu Frankfurt am Main, 1850
Die Hausnummern zu Frankfurt am Main: in einer vergleichenden Uebersicht der neuen mit den alten, und umgekehrt, zusammengestellt. Frankfurt am Main: Krug, 1850.
http://digital.obvsg.at/ulbtirol/content/titleinfo/59157
Nettes Vorwort, das die Hausnummernschilder durch den "Muthwillen böser Buben oder durch Eintrocknen der die Schrauben haltenden hölzernen Zapfen" (S.VIII) bedroht sieht. Auch musste erst der "Gebrauch der neuen Hausnummern" eingelernt werden, denn diese waren nun straßenweise vergeben, weswegen nun "mit Angabe der neuen Nummer immer die Nennung der Strasse bedingt ist, dass man also z.B. nicht sagen darf: 'Lit. E Nr. 1 neu ist ein Gewölb zu vermieten', denn daraufhin könnte der Suchende im ganzen fünften Quartier herumlaufen, da Nr. 1 neu in demselben nicht weniger als zwanzig Mal vorkömmt." (S.V)
Semantische Technologien
Die Fachtagung “Semantische Technologien - Verwertungsstrategien und Konvergenz von Metadaten” befasste sich vom 26. bis 27. September 2013 mit der Nutzbarkeit semantischer Technologien für die Kultur- und Medienbranche. Thematisiert wurden Institutionen wie Verlage, Museen und Bibliotheken sowie die Bereiche Projektdokumentationen, Werbung und Marketing.
Der rückblickende Tagungsbericht stellt die zentralen Fragestellungen, Probleme und Chancen des semantischen Internet dar.
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2447
Neue “Open Access” – Richtlinie
Im Rahmen der internationalen Aktionswoche “Open Access Week” gibt die Helmholtz-Gemeinschaft ihre neue Open-Access-Richtlinie bekannt, in der es heißt, dass von Mittelempfänger_innen des “Impuls- und Vernetzungsfonds” der Helmholtz-Gemeinschaft künftig erwartet wird, dass sie Veröffentlichungen, die in geförderten Projekten entstehen, frei zugänglich machen.
Weitere Infos finden Sie hier.
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2445
Mehr Denkmäler – weniger Gedenken?
Vor 25 Jahren entstand die Idee, in Berlin ein Holocaust-Denkmal zu errichten. Weil dieses Denkmal ausschließlich den ermordeten Juden gewidmet wurde, erlebt die deutsche hauptstädtische Geschichtskultur seit einiger Zeit einen regelrechten Memorialboom. Als vorerst letzter Gedenkort wurde heute vor einem Jahr das von Dani Karavan gestaltete Denkmal für die während der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma eingeweiht. Was diese Denkmäler über das Geschichtsbewusstsein in der Gesellschaft aussagen und welche Bedeutung sie für historische Lernprozesse haben, ist noch weitgehend unklar.
„Wir können wieder aufrecht gehen…“
Glaubt man Lea Rosh und Eberhard Jäckel, dann fassten sie den Entschluss, in Berlin ein Holocaust-Denkmal zu errichten, 1988 bei einem Besuch der „Allee der Gerechten“ in Yad Vashem. Schon dieser Entstehungskontext wirft Fragen auf, aber kritische Fragen und langwierige Debatten wollten Rosh und Jäckel am liebsten vermeiden. Trotzdem wurde über das Berliner Denkmal für die ermordeten Juden Europas bis zu seiner Einweihung im Mai 2005 mehr als fünfzehn Jahre lang heftig gestritten.1 Die Diskussion scheint inzwischen fast vergessen, doch manche Argumente sind auch heute noch so irritierend, dass sie historische Reflexionsprozesse vielleicht besser anstoßen könnten als das von Peter Eisenman entworfene Stelenfeld. Nicht selten war im Laufe der Debatte von Trost, Erleichterung, ja Erlösung die Rede. Doch Erlösung für wen eigentlich? „In anderen Ländern“, so Eberhard Jäckel anlässlich des fünfjährigen Denkmaljubiläums am 5. Mai 2010, „beneiden manche die Deutschen um dieses Denkmal. Wir können wieder aufrecht gehen, weil wir aufrichtig waren. Das ist der Sinn des Denkmals, und das feiern wir.“2 Träfe das zu, ginge es nicht (nur) um die Opfer der NS-Verbrechen und um die historische Auseinandersetzung mit den Tätern. Es ginge um uns: Holocaust-Denkmäler als Medien nationaler Identitätsstiftung, auch wenn das in Zeiten multikultureller Gesellschaften längst anachronistisch anmutet.
Denkmalboom und geschichtskulturelle Imagepflege
Sicher – Jäckels Position war nur eine von vielen; insgesamt verlief die Diskussion deutlich reflektierter. Trotzdem wird sich der bis heute andauernde Denkmalboom wohl nur erklären lassen, wenn man in Rechnung stellt, dass Denkmäler zum Gedenken an die NS-Verbrechen auch zu Instrumenten geschichtskultureller Imagepflege geworden sind. Manchen konservativen ZeitgeistkritikerInnen im Gefolge Ernst Noltes, die des NS-Gedenkens längst überdrüssig waren, hat das zweifelsohne den Wind aus den Segeln genommen. Jedenfalls hat sich die Berliner Gedenklandschaft, in der mittlerweile auch der Weg für die Repräsentation anderer Schlüsselthemen deutscher Geschichte – Stichwort Flucht und Vertreibung, Einheit und Freiheit3 – frei ist, inzwischen bemerkenswert differenziert. Im Mai 2008 wurde das Denkmal für die während der NS-Zeit verfolgten Homosexuellen eingeweiht, heute vor einem Jahr folgte das Denkmal für Sinti und Roma, und im Herbst kommenden Jahres soll auch der Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde fertiggestellt sein.4 Von der vielfach befürchteten und beklagten Hierarchisierung der Opfer spricht öffentlich kaum noch jemand.
Bausteine deutscher Erinnerungskultur?
Insofern ist es auf den ersten Blick auch durchaus plausibel, dass von politischer Seite bei der Einweihung des Denkmals für Sinti und Roma wie so oft von einem „wichtigen Baustein der deutschen Erinnerungskultur“ die Rede war.5 Wie in einem großen Mosaik fügt sich offenbar alles harmonisch zusammen, Verdrängen und Vergessen scheinen zugleich gebannt. Wer genauer hinsieht, merkt, dass es anders ist. In den Leserforen großer deutscher Tageszeitungen beispielsweise finden Denkmäler wie das für Sinti und Roma zwar einerseits großen Zuspruch – man trifft aber auch auf heftige Polemik. Dann werden immer noch Opferzahlen gegeneinander aufgerechnet, die vermeintliche „Holocaustkeule“ wird zum Gegenstand ätzender Kritik, und der Ruf nach einem Schlussstrich lässt sich kaum überhören.6 LehrerInnen sollten solche Statements, obwohl oder gerade weil sie dem Gebot der political correctness widersprechen, von Zeit zu Zeit in ihren Unterricht integrieren. Sie tragen nämlich dazu bei, mit dem Prinzip der Multiperspektivität wirklich ernst zu machen, sie sind Teil des Geschichtsbewusstseins in der Gesellschaft, und sie geben zugleich Aufschluss über informelle geschichtskulturelle Rezeptionsprozesse.
Historische Trauer?
Für die Geschichtsdidaktik wäre es interessant, solche Rezeptionsprozesse genauer zu untersuchen. Denn bislang wissen wir immer noch relativ wenig darüber, welche individuellen Reaktionen Denkmäler und Gedenkstätten (die ganze Bandbreite außerschulischer Lernorte überhaupt) auslösen und welche Bedeutung sie für historisches Lernen haben. Bezüglich des Berliner Holocaust-Denkmals gibt es immerhin erste aufschlussreiche Befunde. Einer qualitativen Studie zufolge fühlen sich SchülerInnen beim Besuch des Denkmals durchgehend mit der problematischen „Erwartung konfrontiert, Trauer und Schuld zu empfinden“. Darüber hinaus kommt es bei einigen von ihnen zu einer „Trauer ohne Gedenken“.7 Den angesichts des Holocaust-Denkmals empfundenen oder erzeugten Gefühlen fehlt dann aufgrund von Wissenslücken der notwendige historische Tatsachenbezug. Jörn Rüsens Konzept historischer Trauer hat unter solchen Umständen schlechte Chancen.
Literatur
- Klein, Marion: Schülerinnen und Schüler am Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Eine empirisch-rekonstruktive Studie, Wiesbaden 2012.
- Pampel, Bert (Hrsg.): Erschrecken – Mitgefühl – Distanz. Empirische Befunde über Schülerinnen und Schüler in Gedenkstätten und zeitgeschichtlichen Ausstellungen, Leipzig 2011.
- Rüsen, Jörn: Historisch trauern – Idee einer Zumutung. In: Ders.: Zerbrechende Zeit. Über den Sinn der Geschichte, Köln u.a. 2001, S. 301-324.
Externer Link
- Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma, http://www.stiftung-denkmal.de/denkmaeler/denkmal-fuer-die-ermordeten-sinti-und-roma
Abbildungsnachweis
Mahnmal für Sinti und Roma in Berlin-Tiergarten; Bild von Peter Kuley, 2013, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0.
Empfohlene Zitierweise
Thünemann, Holger: Mehr Denkmäler – weniger Gedenken. In: Public History Weekly 1 (2013) 8, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2013-416.
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China-Bilder im Oktober 2013: “Die chinesische Prinzessin”
Der WDR-Tatort “Die chinesische Prinzession” (Erstausstrahlung: Das Erste, 20.10.2013, 20:15) trug ziemlich dick auf. Im Drehbuch von Orkun Ertener werden viele Handlungsstränge miteinander verquickt. Der Münster-Tatort stellt die Protagonisten, Hauptkommisar Thiel (Axel Prahl) und Gerichtsmediziner Börne (Jan Josef Liefers) vor ganz neue Herausforderungen, die mit dem sonst für das Münsteraner Duo üblichen Slapstick-Akzenten, die sich aus der Gegensätzlichkeit des Duos ergeben, wenig zu tun haben; Die chinesische Künstlerin Songma stellt ihre Werke im Westfälischen Landesmuseum aus – und Börne ist begeistert. Am Morgen nach der Vernissage ist die Künstlerin tot – und Börne steht unter dringedem Tatverdacht …
In die ca. 80 Minuten von der Auffindung der Leiche bis zur Lösung des Falles sind viele Themen gepfercht:
- eine ‘chinesische Prinzession’ – und “Nessun dorma” aus Puccinis Turandot
- China und Chinesisches als ‘das Andere’ und ‘das Fremde’ schlechthin
- chinesische Kunst – hier Installationen von Bergen roter Lampions und Kissen und Wäldern aus grünen Bambusstangen[1] – als dissidente Stimme
- Kunsttransporte als Möglichkeit, Dokumente über Landesgrenzen zu bringen
- Triaden, die ihre dunklen Geschäfte unter dem Deckmantel des Export/Import-Unternehmens “Long” betreiben
- undurchsichtige chinesische Diplomaten und die Aktivitäten des chinesischen Geheimdiensts
- Amerikas Krieg gegen Terror (ein nach jahrelanger Inhaftierung in Guantanamo freigelassener Uigure mit einem Pass der Palau taucht in Münster auf, wo er ermordet wird)[2]
- Uiguren und ihre bedrohte kulturelle Identität
Trotz (oder wegen) des an sich ambitionierten Stoffes bleiben die ‘chinesischen’ Akteure stereotyp/schablonenhaft:
Die ‘chinesische Prinzessin’, die Künstlerin Songma (dargestellt von der in Taiwan geborenen, in Kaohsiung 高雄市 und Madrid ausgebildeten Huichi Chiu 邱惠祺) ist laut Drehbuch eine Nachfahrin des chinesischen Kaisers und der “Kaiserinnenwitwe”[3] und damit genau genommen eine mandschurische Prinzessin.[4] Ihre Aufmachung entspricht dem Abziehbild einer asiatischen Schönheit: tiefroten Lippen, sanft geschwungene tiefschwarze Brauen, das weiße Gesicht von tiefschwarzem Haar gerahmt.
Die Schläger des Triaden-Bosses sind großflächig tätowiert und besonders grausam gegen ‘Verräter’.
Die Diplomaten sind undurchsichtung und missbrauchen die diplomatische Immunität, um Regimegegner auszuschalten.
Die Verfolgten, wie z.B. die Assistentin der Künstlerin und ein Uigure, der ermordet wird, sind besonders bemitleidenswert.
Die Lösung hat – soviel sei angedeutet[5] – mit den ‘großen’ Themen wenig zu tun …
Last, but not least: Auch in diesem Setting bleiben die Gegensätze zwischen dem kultivierten Gerichtsmediziner Prof. Börne und dem eher hemdsärmeligen Kommissar Thiel bestehen: Börne zeigt – vor allem in den ersten Minuten des Films – seine Begeisterung für die chinesische Kunst, er spricht die Künstlerin in chinesischer Sprache an. Thiel hingegen hat Probleme, sich die Namen der Chinesinnen und Chinesen zu merken, zunehmend genervt nennt er sie dann nicht mehr beim Namen, sondern spricht von “Miau” oder “Tsching-Tschang-Tschung”.
China-Bilder im Herbst 2013 …
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- Die grünen Stangen erinnern an Szenen aus Shí miàn mái fú 十面埋伏 (“House of Flying Daggers”) von Zhang Yimou aus dem Jahr 2004.
- “Palau to take Guantanamo Uighurs”. BBC News. 2009-06-10 <abgerufen am 23.10.2013>.
- “Die chinesische Prinzession” <abgerufen am 23.10.2013>.
- Dazu auch Holger Gertz: Münster-Tatort “Die chinesische Prinzessin” Großzügig aufgetragen (sueddeutsche.de 20. Oktober 2013 12:28).
- Die Folge ist noch bis Ende der Woche in der ARD-Mediathek abrufbar.