Stalingrad im kollektiven Gedächtnis der Wolgograder Bevölkerung. Wie sich der Generationenwechsel auf die Erinnerung auswirkt

bundesarchiv_bild_183-w0506-316_russland_kampf_um_stalingrad_siegesflaggeÜber dem zentralen Platz in Stalingrad weht die sowjetische Fahne – die Rote Armee hat gesiegt; Ende Januar, Anfang Februar 1943, Foto: Bundesarchiv, Bild 183-P0613-308 / CC-BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Für die historische Perzeption und das sogenannte kollektive Gedächtnis in der Russländischen Föderation stellt der Zweite Weltkrieg eine entscheidende Zäsur dar. Die russländische Erinnerungskultur ist geprägt von einem Siegeskult, der Stolz und eine gewisse Ehrerbietung den Veteranen gegenüber offenbart.

In diesem Blog-Eintrag wird untersucht, wie die Schlacht von Stalingrad von der Wolgograder Bevölkerung kollektiv erinnert wird, und inwieweit der Wandel der Generationen die Rezeption der Schlacht von Stalingrad verändert. Dies ist insbesondere für die Identitätsbildung, welche sich aus der kollektiven Erinnerung speist, eine bedeutende Frage, denn eine Änderung des allgemeinen Gedächtnisses ist auch für den Wandel der ‚nationalen Identität‘ verantwortlich.

 

Zunächst soll die historische Entwicklung der allgemeinen sowjetisch-russischen Erinnerung skizziert werden.

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Quelle: https://erinnerung.hypotheses.org/1067

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Geteilte Geschichte, gespaltenes Gedenken. Der 9. Mai in der heutigen Ukraine

Jochen Hellbeck, Professor für Russische und Europäische Geschichte an der Rutgers University in New Brunswick (New Jersey, USA), veröffentlichte im Online-Magazin “Krautreporter” unlängst einen Beitrag zum Gedenken an den 9. Mai 1945 in der heutigen Ukraine. Darin beschreibt er, wie stark  das ukrainische Gedenken an den Sieg über das nationalsozialistische Deutschland und an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa in diesem Jahr vom bewaffneten Konflikt mit Russland beziehungsweise mit pro-russischen, separatistischen Kräften im Osten des Landes sowie von der handstreichartigen Einverleibung der Krim in die Russische Föderation beeinflusst wurde.

Während sich die mediale Aufmerksamkeit in Europa und Nordamerika zuletzt vor allem auf die traditionelle Militärparade in Moskau als “Siegesparade der Superlative” (F.A.Z., 4.5.2015) und als unverhohlene Machtdemonstration Putins gegenüber dem Westen sowie auf das ostentative Fernbleiben eigener Staatsrepräsentanten richtete, blieb das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren in der krisengeschüttelten Ukraine weitgehend unbeachtet.

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Quelle: https://erinnerung.hypotheses.org/181

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“Wer nicht mehr befreit werden konnte”

Ansprache von Katrin Stoll anlässlich der Eröffnung der Ausstellung “Niemandsorte” am DHI Warschau.

“Schritte –

In welchen Grotten der Echos
seid ihr bewahrt
den ihr den Ohren einst weissagtet
kommenden Tod?

[…]
Schritte –
Urzeitspiel von Henker und Opfer,
Verfolger und Verfolgten,
Jäger und Gejagt –
[…]”

Katrin Stoll, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am DHI Warschau.

Katrin Stoll, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am DHI Warschau.

Nelly Sachs‘ Werk gehörte nicht zur Pflichtlektüre des Deutschunterrichts des Gymnasiums in Ost-Westfalen, an dem ich vor 20 Jahren mein Abitur ablegte. Damals, 50 Jahre nach Kriegsende, hielt der leitende Lehrer meines Jahrgangs auf unserer Abschlussfeier eine bewegende, emotionale Rede, in deren Mittelpunkt er die von Deutschen verübten Verbrechen in ganz Europa stellte und uns unsere politische Verantwortung vor Augen führte.

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Quelle: https://mws.hypotheses.org/27404

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Die triumphale Gedenkkultur des 9. Mai und die Leerstellen der Erinnerung in Deutschland

Die Feiern zum 9. Mai werden sich in Berlin  auch in diesem Jahr an Orten abspielen, die von der sowjetischen Gedenkkultur geprägt wurden, wie zum Beispiel dem Treptower Park und dem Ehrenmal am Brandenburger Tor. Die Gedenk-Ensemble sind durch internationale Verträge zwischen Deutschland und Russland geschützt, dennoch entzündet sich immer wieder Kritik an der Formsprache der Denkmäler. Vor einem Jahr, am 15.4.2014, titelte die BILD-Zeitung gar: „Russen-Panzer als Symbol kalter Machtpolitik!“ und initiierte zusammen mit der B.Z. eine Petition zur Entfernung der zwei T-34 Panzer, die das 1945 errichtete Denkmal zur Erinnerung an den sowjetischen Sieg im Zweiten Weltkrieg flankieren. „In einer Zeit, in der russische Panzer das freie, demokratische Europa bedrohen, wollen wir keine Russen-Panzer am Brandenburger Tor!

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Quelle: http://erinnerung.hypotheses.org/80

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Ein Fest für wen? Erinnern an den Krieg in Russland

“…der stumme Streit zwischen dem siegreichen Volk und dem siegreichen Staat setzte sich fort. Von diesem Streit hing das Schicksal des Menschen, seine Freiheit ab”, schrieb Wassilij Grossmann in seinem Roman “Leben und Schicksal” und meinte damit, dass der Sieg über das nationalsozialistische Deutschland nicht dank, sondern trotz Stalins Führung gewonnen wurde. Grossmanns Satz gilt auch für die heutige Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg in Russland. Am 9. Mai wird am Roten Platz in Moskau eine Militärparade abgehalten, um dem Sieg im Großen Vaterländischen Krieg zu gedenken. Diese Form der Erinnerung an den Krieg, die sich allein auf den Sieg konzentriert, mag im 21. Jahrhundert anachronistisch erscheinen. Es stellt sich die Frage, warum im Gedenken an diesen Krieg, in dem die Völker der Sowjetunion unfassbare Menschenverluste erlitten, vorrangig das russische Militär geehrt und Waffen zur Schau gestellt werden, die Kriegsopfer hingegen nicht betrauert werden.

Unbestritten ist die Tatsache, dass der deutsche Eroberungs- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion 1941 – 1945 für Russland verheerende Verluste brachte: Millionen starben an der Front, in der Kriegsgefangenschaft, auf den besetzten Gebieten, in den belagerten Städten. (...)

Quelle: http://erinnerung.hypotheses.org/48

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