Wolxheim – (m)eine Gemeinde im Unterelsass

Nach einem Archivaufenthalt während der Semesterferien kann ich vermelden: Ich habe eine zweite Untersuchungsgemeinde. An die Seite von Bernried am Starnberger See gesellt sich nun Wolxheim, eine kleine Gemeinde, heute im Arrondissement Molsheim, Département Bas-Rhin, etwa 20 Kilometer westlich von Strasbourg in der Nähe der Route des Vins d’Alsace gelegen.

Mairie in Wolxheim (Bas-Rhin)

Mairie in Wolxheim (Bas-Rhin); Foto: A. Schlimm

Die Auswahl einer Gemeinde für den Untersuchungsraum Elsass hat sich länger hingezogen, als ich erwartet hatte – unter anderem lag das daran, dass die Informationen über die archivalische Überlieferungslage nicht gut zugänglich waren. Wolxheim aber hat eine gute Überlieferung (im Vergleich zu anderen Gemeinden dieser Größe), wie ich jetzt weiß. Und das ist für mein Projekt ein gewichtiges Argument. Vor allem die Gemeinderatsprotokolle sind für meinen Untersuchungszeitraum lückenlos zugänglich. Warum das so wichtig ist? Hier habe ich darüber schon einmal geschrieben.

Wolxheim ist – abseits der guten Überlieferungslage – ein „ganz normales“ Dorf, nichts ist besonders herausragend oder speziell. Um 1850 hatte es rund 1000 Einwohner, meist Weinbauern, aber auch Kanalschiffer, denn es liegt am Canal de la Bruche (Breuschkanal), der bis zum Zweiten Weltkrieg als Wasserweg benutzt wurde. Dadurch und durch die geographische Lage – ca. 4,5 Kilometer vom Gerichts- und Kantonsort Molsheim entfernt – war Wolxheim nicht vollkommen isoliert. Vielmehr war es ein typisches Dorf, das im 19. und frühen 20. Jahrhundert zunehmend in überlokale Zusammenhänge integriert wurde und dadurch an vielen Entwicklungen partizipierte, ohne seinen dörflichen Charakter vollkommen zu verlieren.

Foto: A. Schlimm

Im Sitzungsraum in der Mairie Wolxheim; Foto: A. Schlimm

Wolxheim war darüber hinaus ein Dorf, das über eine ganze Reihe gemeindlicher Institutionen verfügte – über eine Feuerwehr zum Beispiel, auch über einen Armenrat. Um 1900 wurde eine Poststelle gegründet, und auch einen Fernsprecher und Telegraphen gab es ungefähr ab diesem Zeitpunkt. Alles in allem zeugt das von einer guten Einbindung in überlokale Kommunikationszusammenhänge bei gleichzeitiger Stärke der gemeindlichen Selbstverwaltung. Und damit ist Wolxheim – in seiner ganzen Normalität – ein guter Untersuchungsgegenstand für meine Arbeit.

Wie geht es nun weiter? Ich werde in den kommenden Monaten versuchen, die Gemeinderatsprotokolle auszuwerten und die sonstigen Archivalien, die ich als Fotografien aus Strasbourg und Wolxheim mitgebracht habe, zu sichten. Im Frühjahr geht es wohl wieder nach Wolxheim, dort wartet ein Schrank voller grob sortierter Unterlagen aus dem 20. Jahrhundert darauf, von mir durchforstet zu werden. Und dann ist da ja auch noch eine dritte Region, die ich untersuchen will … Dazu aber zu einem anderen Zeitpunkt mehr.

Auch wenn ich keine Dörfer, sondern nur in Dörfern untersuche, freue ich mich doch über mein neues Untersuchungsfeld. Willkommen, Wolxheim, auf meinem Schreibtisch, in meinem Kopf, und natürlich auch auf diesem Blog!

Quelle: http://uegg.hypotheses.org/206

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Köln: “Le[ ]re als Denkmal”. Führungen und Aktionen zum “Tag des offenen Denkmals” am 8. September

Der diesjährige Tag des offenen Denkmals steht unter dem Motto “Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?” Eines der unbequemsten Denkmale in Köln ist der Ort des Historischen Archivs in der Severinstraße. Hier wirkt allein der Raum, der nach dem Einsturz und der folgenden Räumung des Archivgutes als riesiger Krater zurückbleibt: Leere als Denkmal, oder hintersinniger:

Le[ ]re als Denkmal

Die Initiative ArchivKomplex ist am “Tag des offenen Denkmals” (8. September 2013) von 11 bis 17 Uhr am Ort des Geschehens präsent. In drei Führungen (11.30, 13.30 und 15.30 Uhr) gehen Mitglieder der Initiative erläuternd auf die Ereignisse ein. Es findet eine künstlerische Aktion zum Thema statt, an der das Publikum sich beteiligen kann. Um 13.58 Uhr, zur Zeit des Einsturzes, wird ein “Denkmal des unbekannten Bauarbeiters” enthüllt.

Wir laden Sie ein, am Sonntag, 8. September, zwischen 11 und 17 Uhr zum Treffpunkt vor dem Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (Severinstraße 241, 50676 Köln) zu kommen und teilzunehmen!

Damit setzt die Initiative ArchivKomplex die Serie von temporären Aktionen und Interventionen fort, um die Auswirkungen der Katastrophe vom 3. März 2009 auf die Stadt-Gesellschaft in Erinnerung zu halten – als “Denkmal im Prozess”. Dass das nötig ist, zeigt die Entscheidung der Stadtratsmehrheit vom 18. Juli, den Archiv-Neubau zu verkleinern: In der städtischen Politik lässt die Sensibilität für die Ereignisse offensichtlich bereits nach.

Dabei gibt es noch immer keine Antwort auf die Fragen: Wie konnte der Einsturz passieren? Wer trägt die Verantwortung? Der Bau des Erkundungsschachtes hat sich mehrfach verzögert, die Ermittlungen ziehen sich hin, der Rechtsstreit hat noch nicht einmal begonnen … So bleibt das Loch das nachdrückliche Denkmal menschlichen Versagens, das Tote, viele Traumatisierte, den Verlust von Gebäuden und einen immensen Schaden an unersetzlichen Kulturgütern hinterließ.

ArchivKomplex hat sich seit seiner Gründung Ende 2011 immer wieder zu Themen, die mit dem Einsturz zusammenhängen, geäußert, zum Beispiel in:

  • einer Erklärung zum Neubau des Stadtarchivs und zur Zukunft der Kunst- und Museumsbibliothek (23. Mai 2013),
  • einer Erklärung zum Planungsstopp für den Neubau des Stadtarchivs (12. April 2013),
  • einer Diskussionsveranstaltung zum Wettbewerbsergebnis “Erweiterung des Gymnasiums Kaiserin-Augusta-Schule und städtebauliche Entwicklung des Georgsviertels” (14. Januar 2013),
  • einer Erklärung dazu (4. Dezember 2012), die von vielen Bürgern der Stadt unterstützt wird, 
  • der Beteiligung an der “plan12″ Architektur Biennale Köln (21. – 28. September 2012), 
  • der Arbeit »24 Sätze zu 8 Minuten« am Bauzaun um den Archivkrater (seit 3. März 2012).

 

Ausführliche Dokumentationen, Texte und Presseberichte dazu finden Sie unter www.archivkomplex.de.

ArchivKomplex
c/o Dorothee Joachim, T 0221 37 82 45 / Reinhard Matz, T 0221 550 52 83[
Information und Kontakt: http://www.archivkomplex.de 

Quelle: Pressemitteilung ArchivKomplex vom 8.8.2013
http://www.archivkomplex.de/index.php/presse/presse-von-akx

via http://archiv.twoday.net/stories/453140241/

Quelle: http://kulturgut.hypotheses.org/261

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Archivnachlass von Emmanuel Herzog von Croÿ (1718-1784) inventarisiert und digitalisiert

DÜL_NEml_219_0002Am 11. Juli 2013 um 18 Uhr präsentiert das DHIP zusammen mit dem LWL-Archivamt für Westfalen das elektronische Inventar des Nachlasses von Emmanuel Herzog von Croÿ im Erbdrostenhof in Münster. Emmanuel de Croÿ, Feldherr, Diplomat und aufgeklärter Grandseigneur, interessierte sich für alle Entdeckungen und Erfindungen seiner Zeit, sei es auf dem Gebiet der Natur- und Geisteswissenschaften, Literatur, Volkswirtschaft oder Kunst und Musik.

Ein Jahr lang haben die beiden Institutionen in diesem Kooperationsprojekt ausgewählte Teilbestände aus dem Croÿ’schen Archiv in Dülmen (Westfalen) inventarisiert und digitalisiert. Insgesamt handelt es sich um etwa 30.000 Digitalisate von gut 50.000 Seiten, darunter die wertvollen Memoiren des Herzogs über sein Leben am französischen Hof und in den Feldzügen des Österreichischen Erbfolgekrieges und des Siebenjährigen Krieges, Korrespondenzen und Privatakten sowie zahlreiche Dossiers über seine Recherchen und weltanschauliche Betrachtungen.

Diese für die Forschung über den Hochadel, die Politik und die Kulturgeschichte Europas im 18. Jahrhundert äußerst wichtigen Archivalien können dank der freundlicher Genehmigung von Rudolph Herzog von Croÿ der Forschung online zur Verfügung gestellt werden. Aus dem Inventar heraus wird direkt auf das jeweilige Digitalisat verlinkt. Alle Digitalisate werden gemeinfrei, d.h. ohne Rechtebeschränkung bereit gestellt (Creative Commons Public Domaine Mark 1) und sind frei verfügbar[1].

Die offizielle Vorstellung des Projekts und des Online-Inventars wird von Lektüren von Textauszügen aus dem Archiv sowie musikalischen Intermezzi aus der Zeit des Emmanuel de Croÿ umrahmt. Nach dieser Vorstellung wird das Inventar für die Öffentlichkeit freigeschaltet.

Ergänzung, 13.7.2013: Link zum Inventar und zu den Digitalisaten: http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=451&id=2158&tektId=365

Einführung: Dr. Wolfgang Kirsch (Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe), Dr. Stefan Martens (Stellvertretender Direktor des DHIP), Rudolph Herzog von Croÿ.

Präsentation des Archivs: Dr. Antje Diener-Staeckling (LWL-Archivamt für Westfalen), Florence de Peyronnet-Dryden (DHIP).

Musikalische Umrahmung: Caroline Kirchhoff (Cembalo)

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Abbildung: Notizen von Emmanuel Herzog von Croÿ über das Attentat von Robert François Damiens auf König Ludwig XV., 1757, Creative Commons Public Domaine Mark 1.

  1. Mit Dank an Klaus Graf für seine Hinweise in dieser Sache, insbesondere für den Hinweis auf seinen Artikel: Die Public Domain und die Archive, in: Schmitt, Heiner (Hrsg.): Archive im digitalen Zeitalter: Überlieferung, Erschließung, Präsentation ; 79. Deutscher Archivtag in Regensburg. Fulda 2010, S. 177-185 <http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/1790/>.

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1879

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Archivbericht: Archiv für Christlich-Demokratische Politik

Wie vor drei Wochen versprochen kommt nun endlich der Nachbericht über meinen Archivaufenthalt im Hauptsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung bei St. Augustin (Bonn). Neben dem Archiv befindet sich in dem Gebäude noch eine für Zeithistoriker aufschlußreiche Bibliothek, der wissenschaftliche Dienst und die Betreuung für die Begabtenförderung. Insgesamt arbeiten in St. Augustin an die 200 Mitarbeiter für die CDU-nahe Stiftung, die als “Think Tank und Beratungsagentur wissenschaftliche Grundlagen und aktuelle Analysen vorausschauend für politisches Handeln [erarbeitet]“. Allerdings gibt es laut Bonner General-Anzeiger Umzugsgerüchte. Das Ziel heißt Berlin. Man darf in Zukunft also gespannt sein. Wobei mir als Wahlberliner die Reise ins Rheinland viel Freude bereitet hat. Eine Anfahrtsbeschreibung findet sich auf der Seite. Außerdem empfehle ich für einen längeren Aufenthalt den Bürgerhof in dem beschaulichen Örtchen Hangelar. Dieser liegt nur drei Trambahnstationen von der Konrad-Adenauer-Stiftung entfernt und man kann in der Regel einen guten Deal mit den Besitzern aushandeln.

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Das Archiv selbst wurde 1976 auf Initiative von Bruno Heck (dem langjährigen Vorsitzenden der KAS), Heinrich Krone und Helmut Kohl gegründet. Es wurde gleichzeitig mit der Einweihung des Neubaus (den ihr auf meinem letzten Blogeintrag bestaunen durftet) in Betrieb genommen und hat die Aufgabe: “Die geschichtliche Entwicklung der Christlichen Demokratie zu dokumentieren und zu erforschen”. Die Dokumentation wird durch die Abteilungen Schriftgut, Medienarchiv und Pressearchiv gewährleistet. Während die wissenschaftliche Forschung in dem hauseigenen Fachjournal “Historisch-Politische Mitteilungen. Archiv für Christlich-Demokratische Politik” und der Reihe “Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte” veröffentlicht wird. Außerdem gibt die KAS das politische Magazin “Die Politische Meinung” heraus. Das Blatt bietet Hintergrundanalyse und ist eine Meinungsplattform für Politiker der CDU. Zudem kann es durchaus als Quelle über die verschiedenen politischen Anschauungen innerhalb der CDU betrachtet werden. Die beiden Zeitschriften sind – wie auch einige Quellen, aber dazu später mehr – mittlerweile online einsehbar.

Aber nun zu den eigentlichen Schätzen für uns Historiker: die Quellen. Wie oben bereits erwähnt gibt es drei bzw. vier Kategorien. Das Schriftgut, die Medien und die Pressedokumentation bilden das Rückrad des Archivs. Als letzten Punkt würde ich ebenfalls das reichhaltige Onlineangebot hinzuziehen. Ein ausführliches Dokumentationsprofil findet ihr in dieser PDF.

Schriftgut

Das Herzstück bildet natürlich das Schrift- und Sammlungsgut der CDU. In den Beständen befinden sich die Akten der Bundespartei, der CDU/CSU-Fraktion, der regionalen Gliederungen und Vereinigungen (z.B. Junione Union, Frauen Union oder die einzelnen Landes- und Kommunalverbände). Die Bestände der Ost-CDU wurden ebenfalls übernommen und sind größtenteils einsehbar. Außerdem kommen zahlreiche Deposita und Nachlässe von mehr oder weniger wichtigen CDU Politikern hinzu. Zu nennen wären der Nachlass des Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger, der Bruno Hecks (erster Generalsekretär der CDU und Gründer der KAS) oder von Alfred-Müller Armack sowie Kurt Biedenkopf. Eine Bestandsübersicht und Suchmaske (die allerdings ohne tiefere Kenntnis der Quellenbestände relativ unübersichtlich ist) finden sich hier. Ein Großteil der Quellen ist nur durch eine 30 Jahresfrist gesperrt. Die Akten der Bundespartei und der regionalen Gliederungen machen den größten Teil der Sammlung aus und sind für die 1960er und 1970er Jahre sehr gut erschlossen. Nur bei den Nachlässen muss man für viele Personen Anträge stellen, die aber in der Regel relativ schnell bearbeitet werden.

Medien

Die Medienabteilung habe ich leider nicht aktiv genutzt. Sie besteht aus einer Film-, Foto- und Audiosammlung. Vor allem die Wahlkampfwerbespots sind wohl für viele Forscher (insbesondere Studenten) eine wichtige Quelle. Eine kleine Auswahl lässt sich sogar über die Homepage einsehen. Eine Digitalisierung der unterschiedlichen Filme ist im Gange. Allerdings hat mir einer der Mitarbeiter, Hans-Jürgen Klegraf, einen sehr guten Tipp gegeben. Das Archiv besitzt eine der größten öffentlich-zugänglichen Plakatsammlung in Deutschland, die auch noch komplett frei zugänglich ins Internet gestellt wurde. Die Sammlung beinhaltet neben Plaketen der CDU/CSU auch solche anderer Parteien. Ein einmaliger Service, zumal durch die CC Linzenz alle Bilder der CDU kostenlos

Pressedokumentation

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Lizenz CC: KAS/ACDP 10-001:1852 CC-BY-SA 3.0 DE

Zu guter Letzt wäre noch die sehr ausführliche Pressesammlung zu nennen. An ihr merkt man deutlich, dass die KAS Mitte der 1970er Jahre mehr Mitarbeiter zur Verfügung hatte, weil zu diesem Zeitpunkt die Dicke der Aktenordner gewaltig zunimmt. In der Pressedokumentation werden über 40 bundesweite und regionale Zeitungen sowie die Pressemitteilungen der DPA und der unionseigenen Pressestellen nach Stichworten erfasst und ausgewertet. Faktisch heißt das: Berge an Ordnern mit Zeitungsschnipseln zu bestimmten Themen und glaubt mir, es gibt fast alles. Ein weiterer Markenkern dieses Archivteils ist die Dokumentation aller Veröffentlichungen der Konrad-Adenauer-Stiftung und ihrer wissenschaftlichen Institute. Allerdings befinden sich einige Exemplare dieser grauen Literatur nicht im Archiv, sondern in der Bibliothek. Deshalb lohnt sich ein Blick in deren Bestände über den internen Opac. Die Sammlung als Ganzes bietet die Möglichkeit gezielt nach Schwerpunkten zu suchen, ohne eine eigene langwierige Presserecherche zu beginnen. Der Auswahlzeitraum reicht bis in die Weimarer Republik zurück. Der Hauptaugenmerkt liegt jedoch deutlich auf der Bundesrepublik bis zum letzten Bundestagswahlkampf 2009.

Onlineangebot

Das Onlineangebot des Archivs ist zwar keine eigene Kategorie, es besitzt aber für den Historiker einige überraschend gute Quellen im PDF Format (und damit auch per Suchfunktion bearbeitbar). Somit braucht man für eine Vorrecherche oder für eine Hausarbeit im Grunde gar nicht nach St. Augustin fahren (sollte man natürlich schon allein wegen dem schönen Bau trotzdem). Als erste Anlaufstelle ist die “Geschichte der CDU” zu nennen. Was sich nach einer populärwissenschaftlichen Überblicksseite anhört, entpuppt sich als toller Quellenfundus. Vor allem für die Bundespartei lassen sich wichtige Dokumente finden: Berichte der Bundesgeschäftsstelle, wichtige Beschlüsse, Koalitionsverträge, Mitgliederstudien (mit reichhaltigen Statistiken) und Organigramme. Das Kernstück sind aber eindeutig die Protokolle der Bundesvorstände und der Bundesparteitage sowie die Grundsatzprogramme. Abgerundet wird das Onlinepaket durch ausgewählte Reden und den Informationsdienst “Union in Deutschland” (UiD/DUD). Im Großen und Ganzen ist das Angebot wirklich gelungen und ermöglicht durch die Protokolle des Bundesvorstand (bis 1973) auch erste Einblicke in die Führungszirkel der Partei.

Fazit

Die Arbeit im Archiv war nicht nur wissenschaftlich für meine Promotionsarbeit seh fördertlich, vielmehr konnte ich einige Kontakte knüpfen und hatte Spaß bei der Recherche. Der Grund hierfür war die gute Zusammenarbeit und die freundliche Hilfe der KAS Mitarbeiter unter der Leitung von Herrn Kühne. An dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank. Ich komme wieder, keine Frage. Die Bestellung der Quellen ging zügig vonstatten und die Arbeitsplätze waren ausreichend geräumig. Einziges Manko sind die 40 cent pro Kopie (bei Quellen, in der Bibliothek und in der Pressedokumentation sind es nur 10 cent). Ein Service der für größere Mengen doch zu teuer ist. Außerdem wäre es sinnvoll für die Gäste einen WLAN Zugang anzubieten und nicht die teure Telekom Hotspot-Variant. Wobei, im Archiv braucht man eigentlich das Internet nicht wirklich. Der Lesestoff geht schließlich nicht so schnell zur Neige. Für Frage rund um das Archiv, Anfahrt oder Hotels kontaktiert mich ruhig.

Quelle: http://konservativ.hypotheses.org/41

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Online-Petition: Für die Aufhebung des Planungsstopps für den Neubau des Historischen Archivs der Stadt Köln

Der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln im März 2009 war die größte Katastrophe des deutschen Archivwesens nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine große Welle der Hilfsbereitschaft bewies die Solidarität mit diesem einzigartigen Kulturgut, und auch die Stadt Köln schien zunächst die Lehren aus dem kaum fassbaren Ereignis gezogen zu haben.  Nun aber sieht es so aus, dass der Kölner Stadtrat vergessen hat, was nach dem Einsturz Konsens war: Dass Köln rasch ein Stadtarchiv auf dem neuesten Stand braucht, das nicht nur den vielfältigen Anforderungen eines normalen Großstadtarchivs genügt, sondern auch den besonderen Bedingungen nach dem Unglück Rechnung trägt.

Wir bitten Sie daher, unbedingt die folgende Petition, die von dem Siegener Kreisarchivar Thomas Wolf initiiert wurde, der die oben verlinkte erste Meldung des Einsturzes in Archivalia verfasste, zu unterzeichnen!

Zur Petition: https://www.openpetition.de/petition/online/fuer-die-aufhebung-des-planungsstopps-fuer-den-neubau-des-historischen-archivs-der-stadt-koeln

“Wir appellieren nun an die Mitglieder des Stadtrates, die Bedeutung der Wiederherstellung des Stadtarchivs als Bürgerarchiv dauerhaft anzuerkennen und den verhängten Planungsstopp zurückzunehmen.

Das viel beschworene Kölner „Stadtgedächtnis“, ein europaweit bedeutendes Kulturgut, wird noch lange unter dem Einsturz zu leiden haben; die Restaurierung der Objekte wird noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Noch ist ungesichert, wie diese Arbeiten finanziert werden können. In dieser Situation wäre ein Rückzug des Stadtrates verheerend.

Den Neubau des Stadtarchivs – einschließlich der städtischen Kunst- und Museumsbibliothek und des Rheinischen Bildarchivs – zügig fertig zustellen ist das absolute Minimum.”

Offener Brief des Fachbeirats an den Oberbürgermeister: http://archiv.twoday.net/stories/342799312/

Presseerklärung der Freunde des Historischen Archivs der Stadt Köln e.V.: http://www.freunde-des-historischen-archivs.de/aktuell/archiv-neubau-einsparung-nur-am-standort-eifelwall-und-ohne-zeitverzoegerung-moeglich/001235/

Stellungnahme der Kölner historischen Vereine und Gesellschaften: http://archiv.twoday.net/stories/342799608/

Quelle: http://kulturgut.hypotheses.org/152

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Geschichtsfälschung der anderen Art

Während meines letzten Besuchs im dänischen Nationalarchiv, dem Rigsarkivet, in Kopenhagen bin ich auf verschärfte Sicherheitskontrollen und verkürzte Arbeitszeiten gestoßen. Der Grund hierfür war mir zunächst schleierhaft, bis ich auf diese Nachrichten stieß: „Stort tyveri fra Rigsarkivet“ [Großer Diebstahl aus dem Rigsarkivet, Übersetzung RZ], Berlinske, 25. Oktober 2012. Was ist passiert? Über die letzten 10 Jahre haben zwei Männer (46, 53 Jahre) insgesamt zwei Regalmeter Archivbestände aus dem Rigsarkivet, dem Kopenhagener Landsarkivet und dem Archiv des Ordenswesen im Schloss Amalienborg gestohlen. Der Raub fiel […]

Quelle: http://umstrittenesgedaechtnis.hypotheses.org/132

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Geschichtsfälschung der anderen Art

Während meines letzten Besuchs im dänischen Nationalarchiv, dem Rigsarkivet, in Kopenhagen bin ich auf verschärfte Sicherheitskontrollen und verkürzte Arbeitszeiten gestoßen. Der Grund hierfür war mir zunächst schleierhaft, bis ich auf diese Nachrichten stieß: „Stort tyveri fra Rigsarkivet“ [Großer Diebstahl aus dem Rigsarkivet, Übersetzung RZ], Berlinske, 25. Oktober 2012. Was ist passiert? Über die letzten 10 Jahre haben zwei Männer (46, 53 Jahre) insgesamt zwei Regalmeter Archivbestände aus dem Rigsarkivet, dem Kopenhagener Landsarkivet und dem Archiv des Ordenswesen im Schloss Amalienborg gestohlen. Der Raub fiel [...]

Quelle: http://umstrittenesgedaechtnis.hypotheses.org/132

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Archivreport digital: Archiv für Christlich-Demokratische Politik

http://www.kas.de/upload/ACDP/Dokumentationsprofil.pdf Archivalien der Christlichen Demokratie sammeln, sie Nutzern zugänglich machen, wissenschaftliche Forschungen fördern und deren Ergebnisse veröffentlichen – das sind die Kernaufgaben der Hauptabteilung Wissenschaftliche Dienste/Archiv für Christlich-Demokratische Politik. Ihre Abteilungen Schriftgutarchiv, Pressearchiv, Medienarchiv, Publikationen/Bibliothek und Zeitgeschichte bilden das Wissenschafts- und Informationszentrum der Konrad-Adenauer-Stiftung für Politik und Zeitgeschichte. Durch seine Dienstleistungen, mit Ausstellungen, Tagungen, Veranstaltungsreihen, Publikationen […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/01/3763/

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Rolle vorwärts. Warum Mikrofilme endlich aus den Archiven verschwinden müssen

Viel zu lange und trotz guter Alternativen haben Historikerinnen und Historiker geschwiegen. Doch jetzt muss es raus: Mikrofilme und Mikrofiches haben in den Archiven des 21. Jahrhunderts nichts mehr verloren. Meine momentane Recherche im Hauptstaatsarchiv München brachte das Fass zum Überlaufen. Was ich dort sehen will, ist auf den Mikrofilmen, die ich bekam, teilweise gar nicht und immer so abgelichtet, dass eine wissenschaftliche Rückverfolgbarkeit nicht gewährleistet werden kann. Dazu kommen die üblichen Schwierigkeiten mit dem Format Mikrofilm. In Zeiten des digitalen Wissensmanagements droht der status quo in deutschen Archiven in Vergessenheit zu geraten. Zeit also für ein Wutpamphlet in sechs Punkten.


Mikrofilm-Lesegeräte im Hauptstaatsarchiv Stuttgart.
Quelle: www.landesarchiv-bw.de

1. Quellenbestände auf Mikrofilmen sind unübersichtlich und oft schlampig gespeichert. Was auf den langen Rollen abgelichtet ist, bleibt bisweilen unklar. Das liegt an ihrer schieren Länge – mitunter dutzende Aktenbestände wurden aneinandergereiht. Nummerierungen und Bezeichnungen stimmen nicht mit dem überein, was in den Findbüchern steht. Mehrmals ist es mir schon passiert, dass in den Schächtelchen falsche Rollen lagen. Zudem scheint mir die Verfilmung, die zumindest bei den mich interessierenden Beständen oft aus den 1960er Jahren stammt, ungenau und unsystematisch. Im aktuellen Münchner Fall wurden aus einer Bestandsgruppe Aktenteile fast willkürlich durcheinander aufgenommen. Es mangelt an einer klaren Führung durch den Mikrofilm.

2. Mikroformate sind oft unleserlich und lassen zentrale Quellenbestandteile verschwinden. Jeder, der schon mal eine Quelle auf Mikrofilm gelesen hat, kennt das Problem. Sie sind oft verwischt, undeutlich oder zu kleinformatig aufgenommen. Problematisch wird das besonders bei vormodernen Dokumenten, an denen die Zeit besonders genagt hat und deren Schrift und Sprache wissenschaftlich besonders anspruchsvoll sind. Für diese ist in puncto Analysefähigkeit der Mikrofilm die schlechteste Wahl. Allgemein problematisch ist die schwarz-weiß-Verfilmung. Unterschiedliche Schriftfarben oder farbige Vermerke – die entscheidend sind für die korrekte Quelleninterpretation – sind so nicht erkennbar. 

3. Die Arbeit an Mikroformat-Lesegeräten ist gesundheitsschädlich. Die Benutzer/innen sind an die Lage des Apparats gefesselt. Anders als bei Papierdokumenten oder am Netbook können sie die Position des Arbeitsgeräts oder die eigene Haltung nicht wirklich wechseln. Das geht auf den Rücken, genauso wie die oft schlechten Verfilmungen, die zum ständigen Vorbeugen zum Bildschirm zwingen. Die schaden auf Dauer den Augen. Oft stehen die Lesegeräte in separaten Kabinen, die durch die Apparate schnell warm werden. Die schlechte Luft, das ungünstige Sitzen und die schlechte Dokumentqualität erschweren die Konzentration. Es leiden Gesundheit und wissenschaftliche Qualität.

Kein guter Arbeitsplatz: Mikrofilm-Lesegerät.

4. Mikrofilme sind schwierig und teuer zu reproduzieren. Wenn schon die Verfilmungen schlecht sind, gilt das um so mehr für die Abzüge von den Filmen. Bedenkt man, dass die meisten Historikerinnen und Historiker heute nicht zum Exzerpieren, sondern zum Reproduzieren in die Archive gehen, hat das negative Folgen für den wissenschaftlichen output. Denn am heimischen Schreibtisch sind manche Mikrofilme so schlecht reproduziert, dass die Auswertung schwierig wird. Zudem sind meiner Erfahrung nach Mikrofilm-Kopien immer teurer als Kopien aus den Originalen. Warum, bleibt mir rätselhaft. Die Benutzerinnen und Benutzer zahlen mehr, bekommen aber eine schlechtere Qualität der Repros.

5. Die Lesegeräte sind störanfällig, die Technik ist oft veraltet. Auch dieses Phänomen kennen Archivbesucherinnen und -besucher. Gerade hat man sich auf der unübersichtlichen Filmrolle zurechtgefunden, in eine Handschrift eingelesen und angefangen zu kopieren oder zu exzerpieren – da geht das Licht aus und das Lesegerät macht schlapp. Alte Geräte überhitzen leicht und geräuschvoll. Moderne Lesegerät-Technik ist nicht Standard in deutschen Archiven.

6. Mikrofilme entfremden von den Quellen. Dieser Vorwurf wird von Traditionalisten gerne an Historikerinnen und Historiker gerichtet, die mit digitalisierten Quellen arbeiten oder selbst in Archiven (was in Deutschland selten genug der Fall ist) Quellen digitalisieren. Wo bleibt der Geschmack des Archivs? Der ist bereits seit den 1960er Jahren durch die Mikrofilme verloren gegangen. Wo hingegen Digitalisate authentischer abbilden oder die Reproduktion selbst am Original vorgenommen werden muss, ist der Kontakt mit den Quellen viel direkter, physischer und visuell nachdrücklicher. All das fällt bei Mikrofilmen weg. Sie stehen unüberwindlich zwischen Historiker/in und Quelle – zumal die Originaldokumente von den Archiven mit dem Hinweis auf die Mikrofilme hermetisch unter Verschluss gehalten werden.

Oft unübersichtlich und unsorgfältig: Mikrofilm-Rollen.

Mikrofilme eignen sich also nicht für eine qualitativ hochwertige, exakte, kostengünstige und effektive historische Arbeit. Sie schaden sogar dem Leistungsvermögen der Archivbesucher und verbauen den direkteren Gang ad fontes. Dennoch prägen sie vielfach den Archivalltag, v.a. in den großen Archiven. Darüber muss gesprochen werden. Denn es gibt Alternativen: Digitalisierung, Foto-Reproduktion durch die Benutzer/innen (wie es etwa in den Archives départementales in Frankreich auch für vormoderne Dokumente möglich ist) oder der direkte Zugriff auf die Quellen. Und schon vorweg: gerade für alte Dokumente dürfte die Bestellfrequenz ohnehin nicht sonderlich hoch sein. Zudem werden die Originale von geprüften und gut ausgebildeten Fachleuten eingesehen, die wissen, wie man mit altem Schriftgut umgeht. Alles ist besser als Mikrofilme.

Quelle: http://catholiccultures.hypotheses.org/348

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