Nur den zwei Dutzend Astronauten des Apollo-Programms war es bislang vergönnt, mit eigenen Augen einen Blick auf die Erdkugel in ihrer Gesamtheit zu erhaschen. Dieser Anblick beeindruckte die nüchternen Wissenschaftler und abgebrühten Piloten so sehr, dass sich ihr Blick auf die Welt nachhaltig veränderte.
Der Overview-Effekt
Frank White stellte in seinem auf zahlreichen Interviews mit Besatzungsmitgliedern von Raumfahrt-Missionen basierenden Buch die These vom Overview-Effekt auf: Die radikal veränderte Perspektive auf unseren Heimplaneten bewirkte, so White, eine Bewusstseinserweiterung, die die Astronauten bei ihrer Rückkehr wieder auf die Erde brachten.
„Wenn wir auf die Erde aus dem Weltraum herabschauen, sehen wir diesen erstaunlichen, unbeschreibbar schönen Planeten – der wie ein lebender, atmender Organismus aussieht.“
– Jon Garan[1]
Was die Raumfahrer ausserdem mitbrachten: atemberaubende Bilder, die einen Bruchteil ihrer Erfahrung der Ganzheit und tiefen Verbundenheit mit dem Planeten auch der zu Hause gebliebenen Menschheit zugänglich machten. „Earth Rise“ etwa, das 1968 aus dem Mond-Orbit aufgenommen, den Aufgang des blauen Planeten hinter dem eintönig grauen Horizont ihres Trabanten zeigt (das Einstiegs-Bild zu diesem Blogbeitrag zeigt eine aus dem Mondoberflächenmodell und späteren, farbigen Aufnahmen rekonstruierte Version des ursprünglich schwarz-weissen Originalbildes). Oder „Blue Marble“, das auf der letzten Mondmission geschossene Bild, das die Erde erstmals im Gesamtanblick, ohne Schatten, komplett ausgeleuchtet, als fragil und verletzlich wirkende, im grenzenlosen Weltall schwebende Glasmurmel zeigt.
[...]