Der Preis des Erfolgs

In Zeiten des Kriegs schien alles möglich zu sein: Als einfacher Kriegsknecht anfangen und am Ende General werden – dieses Karrieremuster war Traum vieler Söldner, die sich auf das Abenteuer Krieg einließen und hofften, hier ihr Glück zu machen. Ein prominentes Beispiel für einen derart erfolgreichen Werdegang ist Jan von Werth. Wir wissen nicht einmal, wann genau er seinen Kriegsdienst begann, nur daß er sich bei den spanischen Truppen verdingte, die im frühen 17. Jahrhundert am Niederrhein, wo Werth seine Heimat hatte, stark präsent waren. Um 1630 wechselte er zur Armee der Katholischen Liga, damals schon als Offizier, nutzte dann aber, als die Krise der kaiserlich-katholischen Truppen im Schwedenkrieg manifest war, seine Chance. Bereits 1634 war er Feldmarschall-Leutnant, im Jahr 1635 erhob Kaiser Ferdinand II. ihn in den erblichen Reichsfreiherrenstand. Später wurde er noch General der Kavallerie. Auch wenn seine Karriere in den letzten Kriegsjahren etwas stockte und er kein großes Kommando erhielt, blieb sein Werdegang beispiellos.



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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1286

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Reichssteuern im Krieg

Für die Finanzierung des Kriegs benötigte man riesige Geldsummen. Um diese Gelder aufzubringen, wurden allenthalben Kontributionen erhoben, Abgaben also, die als Kriegssteuern ausgewiesen waren. Zwar gab es auch Möglichkeiten, ganz regulär Reichssteuern zu erheben, aber wie sollte dies in einer Phase geschehen, in der das Reich samt seinen Institutionen gelähmt schien? Tatsächlich läßt sich nachweisen, daß in den Jahren des Dreißigjährigen Kriegs das Reich nicht völlig dysfunktional war, sondern daß es auch hier möglich war, regulär Reichssteuern zu erheben. Dies führt ein Beitrag vor, der kürzlich erschienen ist:
Fabian Schulze, Silent leges inter arma? Zur Rolle reichsrechtlicher Normen und Verfahrensweisen bei Türkensteuerforderungen im Dreißigjährigen Krieg, in: Was das Reich zusammenhielt. Deutungsansätze und integrative Elemente, hrsg. von Josef Bongartz, Alexander Denzler, Ellen Franke, Britta Schneider und Stefan Andreas Stodolkowitz, Köln/Weimar/Wien 2017, S. 125-147.



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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1268

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Eine fremde Schutzmacht

Nichts ist besser als ein eindeutiger Befehl. Und einen solchen bekam der ligistische Hauptmann von seinem Feldherrn Tilly: Wenn feindliche Streifparteien in diesem Gebiet auftauchten und man ihrer habhaft werden könne, habe er diese „stracks niedermachen zulaßen, oder gefenglich anzunehmen“. Auffällig ist die Reihenfolge der Anweisung, die das Niedermachen eindeutig gegenüber der Gefangennahme priorisiert. Auch dies machte unmißverständlich klar, daß der Hauptmann kompromißlos durchgreifen sollte.

Aufschlußreich ist wie so oft der Kontext dieser Anweisung: Tilly gab diesen Befehl im Mai 1630 an einen Hauptmann, dessen Einheit offenbar in der Grafschaft Mark stationiert war (Generalleutnant Tilly an Hauptmann Carivicre [?], Stade 13.5.1630, GStA PK I. HA Rep.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1222

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Schuldzuweisungen unter Verbündeten

In seiner Antwort an Maximilian von Bayern kam der Feldherr Tilly gleich zur Sache: Den Vorwurf, daß der spanische Rückzug bei Frankenthal wegen „meinem langsamen hierunter marchiern“ nötig gewesen sei, solle „billicher massen von mir refutiert, vnd abgelaint werden“. Es war durchaus ungewöhnlich und zeigte die helle Wut des Feldherrn, wie sehr er sich über die Vorhaltungen des spanischen Feldherrn Gonzalo de Cordova echauffierte (Generalleutnant Tilly an Maximilian von Bayern, Ladenburg 14.11.1621, BayHStA Kurbayern Äußeres Archiv 2297 fol. 414-415 Ausf.). Mit ihm sollte der Generalleutnant der Katholischen Liga in abgestimmten Aktionen gegen die Truppen vorgehen, die im Reich noch für die Sache des geächteten Pfalzgrafen kämpften.

Die Abstimmung aber war alles andere als einfach, und so erhob Tilly seinerseits Vorwürfe gegen den spanischen Feldherrn. Generell machte der Generalleutnant der Liga klar, daß er „Don Gonzalo fir ainen beschaidnen Caualliero im comandirn erckhenne“ – ein in seiner Deutlichkeit bemerkenswert drastisches Urteil.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1220

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1618

Am Anfang steht der Fenstersturz vom 23. Mai 1618, mit dem die Ereigniskette ausgelöst wurde, die dann in dem endete, was wir als Dreißigjährigen Krieg bezeichnen. Und „1618“ allein ist auch der Titel einer vor wenigen Tagen ausgelieferten Publikation, die sich der Anfangsphase dieses Kriegs widmet: Robert Rebitsch (Hrsg.), 1618. Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges, Wien/Köln/Weimar 2017. Damit wird klar, daß unter den historischen Jubiläen, für die eine interessierte Öffentlichkeit gewonnen werden soll, neben 1517 und 1917 auch jetzt schon 1618 hinzutritt; Aktivitäten wie solche zum Jubiläum von 1918 werden sicher auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Der vorliegende Band will sich nun der Vorgeschichte des Dreißigjährigen Kriegs widmen und hat dabei nicht nur die Spezialisten im Blick, sondern dezidiert das interessierte Lesepublikum (S. 13). Also keine ausufernden Fußnotenapparate, sondern griffige, anschauliche Darstellungen waren gefragt, um den Weg in den Krieg zu veranschaulichen.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1183

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Die protestantischen Kurfürsten und die Entlassung Wallensteins

Dieser Text führt einen Gedanken weiter, der vor einigen Wochen in „Neuigkeiten aus Regensburg, II“ angesprochen wurde. Ulrich Kober hat mich auf das Problem gestoßen, wie sich die Kurfürsten insgesamt zur Forderung nach einer Entlassung Wallensteins verhalten haben. Waren sie sich tatsächlich einig, daß der Feldherr aus dem Dienst entfernt werden müßte? Oder hatten die protestantischen Kurfürsten eine andere Haltung dazu? Auf den ersten Blick eine Kleinigkeit, aber ich möchte die Sache doch ernst und diesen Punkt deswegen noch einmal gesondert unter die Lupe nehmen.

Zu diesem Thema gibt es auch neuere einschlägige Literatur. Ulrich Kober selbst hat in seiner Arbeit zu Graf Adam zu Schwarzenberg, in der vor allem die kurbrandenburgische Politik im Dreißigjährigen Krieg nachgezeichnet wird, auch die Haltung Kurfürst Georg Wilhelms dargestellt. Da dem Brandenburger generell an einer Abschaffung aller Truppen im Reich gelegen war, ging ihm die Forderung nach einer Absetzung Wallensteins allein nicht weit genug. Der Kurfürst, der nicht in Person in Regensburg war, wies seine Gesandten an, sich aus dieser Sache herauszuhalten (S.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1176

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Gut dänisch oder kaiserlich?

Schlauer ist man meistens erst im Nachhinein, diese Erfahrung bestätigte sich bereits im Dreißigjährigen Krieg. Gerade Städte standen vielfach vor der schwierigen Entscheidung, genau im richtigen Moment den nötigen Gehorsam zu zeigen und ihre Loyalität unter Beweis zu stellen. Ein Beispiel dafür war die Stadt Buxtehude, die zum Erzstift Bremen gehörte. Im Zuge des Dänisch-Niedersächsischen Kriegs versicherte sich der dänische König Buxtehudes und legte Truppen in die Stadt. Es zeigte sich aber, daß die kaiserlichen Truppen unter Wallenstein und Tilly schnell nach Norden vorstießen und die Dänen eine Position nach der anderen räumen mußten. Wie sollte man sich nun verhalten: Gemeinsam mit den Dänen kämpfen oder sich der offenbar stärkeren Macht des Kaisers unterwerfen?

Welchen Weg Buxtehude eingeschlagen hat, ist in einer zeitgenössischen Schrift unter dem Titel „Buxtehuda Bellicosa“ aus dem Jahr 1628 nachgezeichnet. Vorgestellt und kommentiert wurde sie bereits vor fast 50 Jahren von Ingeborg Klettke-Mengel in: Heimatliches Buxtehude, Bd. 2, Buxtehude 1959, S.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1153

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Die Kurie und die Neugründung der Liga

Wie sich die Situation im Reich zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs darstellte, ist jetzt auch anhand der Berichte nachzuvollziehen, die der Kölner Nuntius verfaßte. Die vorliegende Edition der Nuntiaturberichte, die bereits 2015 erschienen ist, umfaßt die Jahre 1617 bis 1621 und damit die Schlußphase der Mission des Nuntius Antonio Albergati. Dieser war, als er 1610 seinen Posten antrat, mitten in die große Krise hineingeraten, die sich am Niederrhein um das Jülich-Klevische Erbe entsponnen hatte. Mit dem Xantener Vertrag 1614 hatte sich die Lage etwas beruhigt, auch wenn nach wie vor Spannungen bestanden.

Nun aber beobachtete der Nuntius die eskalierende Lage in Böhmen und die darauf erfolgenden Reaktionen im Reich – sowohl bei den protestantischen als auch den katholischen Reichsständen. In dem Rahmen ist vor allem die Neugründung der Katholischen Liga ein zentrales Thema. Den ersten Ligabund hatte die habsburgische Politik erfolgreich ins Abseits manövriert: Wien sah hier einen übergroßen wittelsbachischen Einfluß auf die katholischen Reichsstände und schätzte dazu die Lage im Reich als nicht so prekär ein, daß die kaiserliche Politik eine solche Liga wirklich nötig haben würde.

Im Laufe der böhmischen Krise änderte sich die Wahrnehmung auf Wiener Seite.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/967

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Stichtag 17. Mai

Im Mai 1631 schaute die Öffentlichkeit auf die Stadt Magdeburg, die nun schon seit Wochen von den Truppen des Kaisers und der Liga belagert wurde. Eine Entscheidung, wie diese Kämpfe ausgehen würden, war nun in Bälde zu erwarten – entweder würde die kaiserliche Seite die Metropole an der Elbe gewinnen oder Gustav Adolf würde, wie er es versprochen hatte, die Stadt entsetzen können. Ein Schreiben vom 17. Mai 1631, das Kurfürst Maximilian an seinen Feldherrn Tilly schickte, berührte das Thema Magdeburg nur am Rande. Andere Aspekte traten hier in den Vordergrund (Kurfürst Maximilian an den Generalleutnant Tilly am 17.5.1631, Bay HStA, Kurbayern Äußeres Archiv 2402 fol. 303‘-308 Kopie).

Der bayerische Kurfürst schaute gar nicht so sehr auf die Kämpfe an der Elbe, ihn bewegten vielmehr schon die nächsten anstehenden Aufgaben.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/913

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Ein streitbarer Gelehrter

Wenn von Humanisten die Rede ist, denkt man an Gelehrte, die vor allem ihr perfektes klassisches Latein schulen, ansonsten aber eine eher weltabgewandte Existenz führen. Das mag es gegeben haben, doch nahmen viele dieser Gelehrten lebhaften Anteil an den Debatten ihrer Zeit und prägten sie auch mit. Dies gilt in ganz besonderem Maße für Kaspar Schoppe, der seine Gelehrsamkeit für zahlreiche polemische Attacken im konfessionellen Streit des frühen 17. Jahrhunderts einsetzte. Ursprünglich stammte Schoppe aus einer protestantischen Familie in der Oberpfalz, doch konvertierte er, knapp 22jährig, 1598 zum Katholizismus. Schon damals hatte er begonnen, sich mit seinen philologischen Studien einen Namen zu machen. Doch ein ruhiges Gelehrtenleben war nicht seine Sache; konfessioneller Furor, nicht ganz untypisch für Konvertiten, und Streitlust verschafften ihm eine Berühmtheit von zweifelhaftem Ruf: Seine Publikationen machten ihn teilweise so verhaßt, daß er sich im Reich nicht mehr sicher fühlte und bereits vor Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs nach Italien ging. Dort lebte und wirkte er an verschiedenen Orten, bis er sich 1635 in Padua niederließ, wo er bis zu seinem Tod 1649 bleiben sollte.

Schoppe erlebte also nicht nur den Dreißigjährigen Krieg bis zu seinem Ende, sondern hatte auch die Vorkriegszeit mit ihrer sich ständig weiter aufheizenden konfessionellen Spannung miterlebt – und beschränkte er sich dabei nicht nur auf die Rolle eines Zuschauers, sondern gestaltete die Phase auch mit. Er begeisterte sich für die Idee, daß sich die katholischen Reichsfürsten in einem Sonderbund zusammenschließen, wie es dann in der Katholischen Liga geschah (vergleiche den Aufsatz von Franziska Neuer-Landfried), und half mit seiner Publizistik eifrig mit, die Tonart zwischen den Konfessionsparteien zu verschärfen: sein berüchtigtes „Classicum belli sacri“ von 1619 war nichts weniger als ein Aufruf zum Krieg gegen den Protestantismus; die lateinische Urfassung wurde auch rasch in deutscher Übersetzung verbreitet als „Alarm zum Religions-Krieg in Teutschland“. Seine Schriften – und genauso die harschen Gegenreaktionen, die er damit hervorrief – sind mittlerweile sehr gut über das VD17 zu recherchieren. Doch gibt es neben den publizistischen Zeugnissen auch eine Autobiographie und einen umfänglichen Briefwechsel, die mittlerweile in sieben stattlichen Bänden ediert vorliegen. Für diese Edition zeichnet Klaus Jaitner verantwortlich, der diesen Quellenkorpus zwischen 2004 und 2012 herausgegeben hat.

Unter dem Titel „Philotheca Scioppiana“ ragt besonders die Autobiographie hervor, die Schoppe 1585 einsetzen ließ (es war das Jahr, als er in Amberg das Pädagogicum besuchte) und bis zum Jahr 1630 fortführte; hier beschreibt er noch den Regensburger Kurfürstentag (er war damals selbst vor Ort), bevor dieses Werk unvermittelt abbricht. Hinzu kommen knapp 1.500 Briefe, die einen Zeitraum von Anfang 1595 bis August 1649 abdecken. Aus diesen Zeugnissen erschließt sich ein schillerndes Bild der miterlebten Jahre; auch auf viele zeitgenössische Persönlichkeiten fällt ein Schlaglicht – nicht unbedingt immer ein positives: Ferdinand II. erfährt keine sonderlich schmeichelhafte Würdigung, ihm wirft Schoppe vor, allzu sehr von jesuitischen Einflüsterungen abhängig zu sein. Dafür belegt der Humanist den Feldherrn Tilly, den er noch 1630 in Regensburg getroffen hatte, mit den ehrenden Beinamen eines Gideon und Judas Maccabäus – Streiter für den Glauben, wie er es auch bei Tilly sah.

Die Philoteca ist natürlich in lateinischer Sprache verfaßt (in der Edition ist allerdings eine deutsche Übersetzung beigefügt), auch die Korrespondenz ist vor allem auf Italienisch und Lateinisch gehalten, wenige Briefe in deutscher und spanischer Sprache. Das mag mühselig erscheinen, doch einem Humanisten kommt man nun einmal nur auf diese Weise nahe. Immerhin bietet jetzt eine kurze, aber illustrative Würdigung der Edition von Alexander Koller in den QFIAB eine erste Einführung zu diesen Schriften Schoppes: Die Freiheit von Wort und Schrift. Zur Edition der Autobiographie und der Korrespondenz des Philologen und politisch-konfessionellen Grenzgängers Kaspar Schoppe (1576-1649), in: QFIAB 93 (2013), S. 363–376 (der vollständige Text wird auf perspectivia.net im März 2015 erscheinen können).

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/495

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