Fotos aus dem Internet – ohne Metadaten keine Authentizitätsklärung

„Paratroopers of the 1st Canadian Parachute battalion on a Churchill tank: Privates E. D. Aziz, P. G. Mulroy, Sergeant G. H. Jickels, Privates L. O. Fuson, J. Humeniuk, G.

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Quelle: https://archivamt.hypotheses.org/5504

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Kölner Betreffe in westfälischen Adelsarchiven – hier: Pläne zur Villa Hagen

Manchmal findet man bei der Erschließung eines Bestandes Betreffe, die man als Archivar (und vermutlich erst recht nicht als Benutzer) dort nicht unbedingt erwarten würde. Landes- oder bundesweite Internetportale, die eine archiv- und beständeübergreifende Suche ermöglichen, wirken diesem Phänomen zwar entgegen, doch trotzdem macht es Sinn, auf Verbindungslinien und Überlieferungsinseln hinzuweisen.

Ein besonders schöner Fall betrifft die sog. Villa Hagen, die kurz nach der letzten Jahrhundertwende in der Kölner Neustadt-Süd am Sachsenring 91-93 errichtet wurde. Ein Foto zeigt die Front des repräsentativen Gebäudes – heute steht an der Stelle ein sehr rechtwinkliges und hohes Gebäude einer großen Versicherungsgesellschaft.

„Villa Hagen“, Sachsenring 91-93, Köln (Foto Konservator der Stadt Köln), ca. 1910



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Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/4659

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Familienforschung in Archiven: Eine Übersicht über Online-Angebote

Archivarinnen und Archivare – gleich ob sie in Stadt-, Kreis-, Kirchen-, Uni- oder Staatsarchiven arbeiten – werden häufig mit familienkundlichen Anfragen konfrontiert. Dieser persönliche Zugang der Anfragenden zur Geschichte über Ihre eigene Herkunft wurde von den Archiven früherer Zeiten oft als lästig empfunden und oft gegenüber der „richtigen“ Forschung der wissenschaftlichen Historikerinnen und Historiker benachteiligt.

In den letzten Jahrzehnten hat sich familienkundliche Forschung verändert und es hat auch bei den Archiven eine Neubewertung der genealogischen Benutzung eingesetzt. Zuletzt hat Thekla Kluttig in Ihrem Beitrag für die Archivpflege in Westfalen-Lippe 84 (2016) „Neue Verwandtschaftsforschung oder: Die Eroberung der Archive?“ über diese Veränderungen berichtet.

Inzwischen bieten viele Archive spezialisierte Angebote für familienkundlich Interessierte an, von denen hier einige auf Westfalen bezogene aufgelistet werden sollen. Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll Einsteiger auf diesem Gebiet dazu einladen, sich auf den Archivbesuch optimal vorzubereiten. Erfolgreiches Suchen setzt einen systematischen Zugang zu den Quellen voraus!

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Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/3767

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Talk „Dem Staub der Jahrhunderte entreißen: Offene Archive!“ – #rpTEN

Auf der re:publica TEN hielten Dr. Antje Diener-Staeckling, Joachim Kemper (ISG Frankfurt) und Elisabeth Steiger (ICARUS/co:op) auf Stage T einen 30-minütigen Talk zu Offenen Archiven.

Zunächst erklärte Herr Kemper, was ein Archiv – im Gegenzug zu Bibliotheken – überhaupt ist. Im Anschluss erläuterte er die Aufgaben und Verantwortung von Archivarinnen und Archivaren und räumte mit Klischees auf, die nur allzu oft in Medien rezipiert werden. Allerdings hob er auch hervor, dass Archive bei der Digitalisierung stark hinter anderen Kultureinrichtungen aus dem sogenannten GLAM-Bereich (galleries, libraries, archives and museums) herhinken. So sind Archive auf Veranstaltungen wie dem Kultur-Hackathon CodingDaVinci stark unterrepräsentiert. PR-Arbeit werde zu häufig unterschätzt und das eigene Haus eher der Verwaltung als der Kulturabteilung zugerechnet.

Doch nicht alles sei schlecht und es gebe einige Vorreiter, denen zu folgen es sich lohne.

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Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/3613

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Informatiker erkennen Elektronische Langzeitarchivierung als große Herausforderung an.

neulandDie drei Informatiker Maximilian Eibl, Jens-Martin Loebel, Harald Reiterer von den Universitäten Chemnitz, Bayreuth und Konstanz haben sich in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift Informatik-Spektrum (August 2015, Volume 38, Issue 4, pp 269-276) mit dem Thema Langzeitarchivierung beschäftigt. Unter dem Titel

Grand Challenge ,,Erhalt des digitalen Kulturerbes“

geben die Autoren zunächst einen Überblick über die bisherigen Entwicklungen auf diesem jungen Forschungsgebiet.

Als zentrale Dokumente werden genannt:

  • Die von der UNESCO bereits 2003 veröffentlichten Richtlinien für die Bewahrung des digitalen Kulturerbes, durch die das immaterielle Kulturgut auf eine Ebene mit dem Weltkultur- und Weltnaturerbe gestellt wird.
  • Das Referenzmodell Open Archival Information System (OAIS), dessen Entwicklung ursprünglich von den Raumfahrtbehörden ESA und NASA angestoßen wurde, um ihre Forschungdaten zu sichern, und das sich inzwischen als Organisationsmodell (ISO 14721:2012) für die Planung und den Betrieb von elektronischen Langzeitarchiven in Bibliotheken und Archive etabliert hat.

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Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/2601

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Wissenschaftliches Rundgespräch zur Archivgutdigitalisierung

Am 26. Mai waren wir bei einer wichtigen Diskussion in der Archivschule in Marburg. Vertreter der Archive und Wissenschaftler aus der Forschung diskutierten über das wichtige Thema Digitalisat, was aus der aktuellen Forschung in vielen Fächern kaum mehr wegzudenken ist.

Die scheidene Projektkoordinatorin Stephanie Oertel hat jetzt einen Bericht dazu geschrieben, der die Wünsche und Probleme beider Seiten zum Thema Digitalisierung präsentiert und zusammenbringt. Er kann als Anregung für weitere Diskussionen zu diesem Thema dienen.

Der gleiche Bericht findet sich auf: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5567&count=5340&recno=35&sort=datum&order=down

Vielen Dank an die Autorin Stephanie Oertel.

Wissenschaftliches Rundgespräch zur Archivgutdigitalisierung

Von Stepanie Oertel

ArchivschuleMAR„Wenn ich mir was wünschen dürfte. Wunsch(t)raum Archiv für NutzerInnen im digitalen Zeitalter“ lautete einer der Vortragstitel auf dem 18. Archivwissenschaftlichen Kolloquium am 26. und 27. November 2013 in Marburg: SYLVIA NECKER (damals IRS, Erkner) ging in ihm auf eine mögliche Beständepriorisierung für die Archivgutdigitalisierung, das Rechercheverhalten und die Möglichkeiten eines digitalen Archivs aus wissenschaftlicher Sicht ein. Ihre Anregungen und auch die der anderen Referenten aus der Wissenschaft, den Bibliotheken und den Museen zeigte ein Potential auf, das innerhalb des DFG-geförderten Produktivpiloten „Digitalisierung von archivalischen Quellen“ genutzt werden soll. Ziel ist es, in den zukünftigen Digitalisierungsstrategien der Archive die Sicht und die Bedürfnisse der Nutzer stärker als bisher zu berücksichtigen. Die Koordinierungsstelle des DFG-geförderten Produktivpiloten „Digitalisierung von archivalischen Quellen“ nahm das wissenschaftliche Interesse am Thema, das im Kolloquium signalisiert wurde, zum Anlass und lud Forscher verschiedener geistes-, sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Sparten zu einem vertieften Austausch ein. Am 26. Mai 2014 fand dazu ein wissenschaftliches Rundgespräch in der Archivschule Marburg statt. Die Wissenschaftler diskutierten gemeinsam mit den Projektpartnern des Produktivpiloten die Möglichkeiten der digitalen Bereitstellung von archivalischen Quellen. Der Austausch fand als offenes Plenum statt. Die wichtigsten Gesprächsthemen werden nachfolgend zusammenfassend dargestellt:

1. Auswahl – Priorisierung

Der enorme Archivalienumfang ist ein möglicher Grund, warum die Digitalisierung in den deutschen Archiven bislang noch nicht umfassend voran geschritten ist. Da aus wirtschaftlichen Gründen eine Totaldigitalisierung nicht möglich ist, muss aus den als archivwürdig bewerteten Beständen eine relevante Auswahl getroffen werden. CLEMENS REHM (Landesarchiv Baden-Württemberg) veranschaulichte dies am Beispiel einer Priorisierungsliste, die lediglich 7 Prozent des Archivguts des Landesarchivs Baden-Württemberg umfasst und für deren Digitalisierung eine Summe von ca. 88 Millionen Euro bereitgestellt werden muss. Grundlage der Priorisierung sind aktuelle Forschungsschwerpunkte. Sie beinhaltet vorrangig Rückgratbestände, hoch frequentierte Bestände, Bestände zu Jubiläen und diejenigen, die von Bestandserhaltungsaspekten betroffen sind. Niedrig priorisiert werden hingegen schutzfristenbehaftete Bestände, bspw. Daten von Finanzämtern, die aus rechtlichen Gründen nicht online gestellt werden dürfen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nur mit einer Veröffentlichungsmöglichkeit der Digitalisate eine DFG-Förderung möglich ist. Für schutzfristenbehaftete Bestände findet diese Finanzierungsmöglichkeit keine Anwendung.

Von Seiten der Wissenschaft wurde angeregt, die Bestände, die die Grundlagenforschung bedienen, hoch zu priorisieren und möglichst als komplette Bestände online zu stellen. Zudem sollten alle Findmittel digital recherchierbar sein. Die Digitalisate, die bei der digitisation-on-demand Methode und der Sicherungsverfilmung entstehen, sind ebenfalls für die digitale Bereitstellung zu berücksichtigen. Neben ihren eigenen Forschungsschwerpunkten empfahlen die Wissenschaftler auch die digitale Bereitstellung von vollständig unbekannten Materialien, die wiederum neue potentielle Forschungsmöglichkeiten eröffnen.

Auf die wissenschaftlichen Anregungen folgten zum Teil archivarische Bedenken. Argumentiert wurde, dass die digitalen Auftragsbestellungen (digitisation-on-demand) meist nur wenige Seiten umfassen und eine Digitalisierung des vollständigen Bestandes mit Einbindung der notwendigen Kontextinformationen nicht finanziert werden kann. Zu den Kontextinformationen zählen die Bestandsinformationen im Findbuch und in der Klassifikation, sowie die Tektonik aller Bestände im jeweiligen Archiv und die Metadaten zum Digitalisat. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die Digitalisate, die parallel zur Schutzverfilmung entstehen, deutliche Qualitätsverluste beinhalten können.

2. Erschließung und Digitalisierung
2.1 Erschließungstiefe

Der Wunsch nach möglichst vielen digitalen Beständen mit flacher Erschließung wurde von den Forschern aus den Kreisen der Digital Humanities geäußert und als Beispiel die Protokolle der Behörden genannt. Die Archivare wiesen auf die Fehlerquellen hin, die die Umsetzung dieses Wunsches mit sich bringen würde. Werden Digitalisate nicht oder nur rudimentär erschlossen, kann deren Analyse zu Fehlinterpretation führen, da dem Benutzer die Informationen zur Rekonstruktion der ursprünglichen Zusammenhänge im Bestand fehlen. Die Interpretation des einzelnen Digitalisats kann mit dem Image und dem Dateinamen nicht ausreichend durchgeführt werden. Aus gutem Grund ist die Erschließung der Bestände mit der Darstellung der Bestands- und Behördengeschichte und der Bereitstellung weiterer Informationen eine Fachaufgabe im Archiv. Die meisten Historiker sind sich der Bedeutung der Informationsquelle bewusst. Sie sollte auch allen zukünftigen Wissenschaftlern vermittelt und in digitaler und gut ablesbarer Form bereitgestellt werden.

2.1 Normdaten

Die Normdatenerhebung und damit die Verzeichnung von normierten Begriffen ist bei der Erschließung der Bestände und ihrer digitalen Bereitstellung ein wissenschaftlicher Zusatzgewinn. Das automatische Auslesen durch den Einsatz der OCR (Optical Character Recognition) – Technologie für handschriftliche Quellen zeigt eine hohe Fehlerquelle auf. Aus diesem Grund sind hier die weiteren technischen Entwicklungen abzuwarten.

2.3 Crowdsourcing

Crowdsourcing könnte die Lücke zwischen Erschließungsansprüchen der Forschung und Erschließungsnormen der Archive verkleinern, wenn ein gegenseitiger Nutzen realisiert wird. Den Archivaren und Forschern ist das große Kooperationspotenzial mit Synergien auf beiden Seiten bewusst. Für die manuelle Anreicherung wird eine bedienerfreundliche Infrastruktur für effektives Arbeiten mit geringem Zeitaufwand angeregt. Dabei sollten Modulationen und semantische Bausteine ebenfalls berücksichtigt werden. Als Mangel wird bislang der Datenaustausch und damit die fehlenden Schnittstellen für die Einbindung der Daten in eine Forschungsumgebung und in das archivische Informationssystem gesehen. Hierfür bietet sich als technische Lösung das Daten-Harvesting zum automatischen Abgleich der Daten zwischen den Institutionen an.

3. Auffindbarkeit der Quellen (Persistent Identifier und Speicherort)

Für den Persistent Identifier empfahl PATRICK SAHLE (Universität Köln) eine „sprechende“ Signatur, die feingranular auf die einzelne Seite verweist, und die Bereitstellung der dazugehörigen technischen Metadaten. Die Umsetzung dieser Anregung beinhaltet enorme Personalkosten, die in einem Digitalisierungsprojekt nicht aufgebracht werden können, bemerkte MARTINA WIECH (Landesarchiv Nordrhein-Westfalen). Hier müssen automatische und halbautomatische Verfahren etabliert und weitere Möglichkeiten gefunden werden, damit Digitalisierungsprojekte realisiert werden können. HUBERT LOCHER (Bildarchiv Foto Marburg) wies darauf hin, wie essentiell ein verlässlicher Speicherort zum Zitieren der elektronischen Quelle sei.

Mit dem digitalen Wandel in der Informationstechnologie sind gerade auch die Begrifflichkeiten zu klären. Was ist die originale Quelle? In erster Hinsicht ist es das Unikat. Ist es aus bestandserhaltenden Gründen nicht mehr lesbar, tritt an dessen Stelle die digitale Kopie mit dem Informationsgehalt. In wissenschaftlichen Arbeiten sind möglichst beide Verweise, sowohl die analogen als auch die digitalen, aufzulisten und sollten daher in der digitalen Bereitstellung ablesbar sein.

4. Verwertung der Daten

Neben manuellen Quellenauswertungen werden heute immer häufiger automatische Auswertungen von Metadaten in der Forschung eingesetzt, die einen effizienten wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn versprechen. Die Aufgabe der Archivare ist dabei die Datenbereitstellung. Das in der Archivwelt etablierte Format EAD (Encoded Archival Description) sollte in seiner Funktion als Austauschformat genutzt und in Forschungsinfrastrukturen eingebunden werden.

Der hohe Aufwand, für die Nachbearbeitung der OCR-Erkennung ist in der Projektplanung für die Digitalisierung von archivalischen Quellen zu berücksichtigen. Der Anspruch ist, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geforderte Fehlergenauigkeit von 99,98 % für maschinenschriftliche und 98 % für handschriftliche Quellen zu garantieren. STEPHAN HOPPE (Institut für Kunstgeschichte München) bemerkte, dass auch ein fehlerfreies Arbeiten mit 80 %iger Genauigkeit einen Forschungsgewinn erbringt.

5. Vernetzung

Ein möglichst hoher Grad an Transparenz wurde für die Digitalisate angeregt und hierfür eine Ampelstrategie für die digitale Präsentation vorgeschlagen. Auf die Kooperation und den Austausch zwischen Bibliotheken, Museen und Archiven wurde aus wissenschaftlicher Sicht mehrfach hingewiesen. Im digitalen Zeitalter nähern sich die Merkmale der Sammlungstypen generell einander an. Der Mehrwert liegt hier in der Nachnutzung der technischen Errungenschaften und der Ausbildung gemeinsamer Standards innerhalb der Gedächtnisinstitutionen unter Einbindung der Forschung.

Fazit

Das wissenschaftliche Rundgespräch war auf beiden Seiten gewinnbringend und lädt zur Verstetigung des Austauschs ein. Deutlich wurden die verschiedenen Sichtweisen der Wissenschaftler, die zum Teil stark divergierten. Der Wunsch möglichst bald und möglichst viele Bestände online recherchieren zu können, wurde hingegen von allen Wissenschaftlern geäußert. Die Anregungen fließen in den Produktivpiloten ein und werden aktuell unter wirtschaftlichen und rechtlichen Gesichtspunkten auf ihre Umsetzbarkeit geprüft. Die spartenübergreifenden Gespräche werden weiter intensiviert. Das Protokoll zum wissenschaftlichen Rundgespräch ist auf der Projektseite der Archivschule Marburg abrufbar.[1]

Übersicht zum wissenschaftlichen Rundgespräch

Irmgard Ch. Becker (Archivschule Marburg): Begrüßung und Vorstellung des Produktivpiloten

Vorstellungsrunde der Teilnehmer

Offenes Plenum:
a)Auswahl – Priorisierung
b)Verhältnis zwischen Erschließung und Digitalisierung
-Erschließung (flach – tief / Quantität – Qualität)
-Normdaten
-Crowdsourcing – Bereitschaft der Forschung
c)Auffindbarkeit der Quellen (Persistent Identifier und Speicherort)
-Zitieren der archivalischen digitalen Quelle
d)Verwertung der Daten
-Auslesen der Metadaten / automatisierte Auswertung (Erschließungsinformationen, digitalisiertes Archivgut)
e)Vernetzung
-Metadaten und Archivalien
-Projekte

Irmgard Ch. Becker (Archivschule Marburg): Zusammenfassung und Ausblick

Anmerkung:
[1] Protokoll zum wissenschaftlichen Rundgespräch Link < archivschule.de/uploads/Forschung/Digitalisierung/Veranstaltungen/Protokoll_wissenschaftlichen_Rundgespraechs_zur_Archivgutdigitalisierung_2014-05-26.pdf> (Stand: 24.07.2014).

Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/1131

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Über 800 Jahre alte Bischofsurkunde zugunsten des Stifts Clarholz findet ihren Weg zurück ins Fürstliche Archiv Rheda

Als die alliierten Truppen Anfang April 1945 in Rheda einmarschierten, ließen sie sich vom damaligen Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg die Schlüssel zum Archiv aushändigen. Dort waren zu dem Zeitpunkt neben dem Archivgut auch Unterlagen der sich zurück ziehenden Wehrmacht eingelagert worden, die für die Alliierten von großer Bedeutung waren. Als die amerikanischen Truppen Ende April – wenige Tage vor der deutschen Kapitulation – abzogen, hinterließen sie das Archiv in großer Unordnung. Bei  den anschließenden Aufräumarbeiten wurde festgestellt, dass „einzelne Kaiserurkunden und andere mit gut erhaltenen Siegeln versehene Stücke“ fehlten, die in der Folgezeit trotz entsprechender Eingaben bei der Militärverwaltung und militärpolizeilicher Untersuchung nicht aufgefunden werden konnten.

Seit 2008 sind die noch fehlenden Urkunden bei Lost Art gemeldet, einer Einrichtung des Bundes und der Länder der Bundesrepublik Deutschland für Kulturgutdokumentation und Kulturgutverluste. Auktionshäuser und Galerien sind gehalten, vor Verkäufen und Versteigerungen zu prüfen, ob die angebotenen Stücke hier verzeichnet sind und diese gegebenenfalls  den Eigentümern zurück zu erstatten. Im Mai diesen Jahres wurde Dr. Peter Worm vom  LWL-Archivamt für Westfalen, der das Fürstliche Archiv betreut und die Benutzung der wertvollen Bestände ermöglicht, von der Londoner Galerie Sam Fogg, die sich unter anderem auf mittelalterliche Kunstobjekte spezialisiert hat, erfreulicher Weise in einem solchen Fall angeschrieben. Das Stück selbst wurde dann wohl verpackt und versichert aus London übersandt, in der Werkstatt des LWL-Archivamts aufbereitet und archivgerecht verpackt.

Fürstliches Archiv Rheda, Bestand: Stift Clarholz, Urkunden Rha.C.Uk 5

Fürstliches Archiv Rheda,
Bestand: Stift Clarholz, Urkunden
Rha.C.Uk 5

Inhaltlich lässt sich die Urkunde in eine Reihe von Rechtsgeschäften einordnen, mit denen das junge Stift seinen Grundbesitz und  damit seine Einkünfte erweitert und abrundet: Bischof Hermann II. von Münster beurkundet den Verkauf eines Anwesens in Sandrup – heute eine Bauerschaft nördlich von Münster – durch seinen Lehnsmann Otto an den Propst Friedrich und den Konvent von Clarholz für die beträchtliche Summe von 90 Mark. Dass hierfür jeweils der Münstersche Bischof Hermann II. als Beurkundender gewonnen werden konnte, betont den hohen Stellenwert, der dem Clarholzer Stift zu dieser Zeit zukam. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass der genannte Bischof in der Nachbarschaft das Zisterzienser-Kloster Marienfeld mit begründet und ausgestattet hat, das durchaus mit den Prämonstratensern in Clarholz um fromme Stiftungen konkurrierte.

Die schön geschriebene und mit einem hellen Wachssiegel versehende Urkunde steht nun der historischen Forschung wieder zur Verfügung (Fürstliches Archiv Rheda, Bestand: Stift Clarholz, Urkunden, Nr. 5 = WUB I, Nr. 578 = OUB I, Nr. 440). Die Benutzung findet über das LWL-Archivamt für Westfalen (www.lwl-archivamt.de) statt.

Der Aussteller:

Fürstliches Archiv Rheda, Bestand: Stift Clarholz, Urkunden, Rha.C.Uk 5 (Siegel)Hermann II. von Katzenelnbogen (* 1130 oder 1140; † 9. Juni 1203) war von 1174 bis 1203 der 24. Bischof von Münster. Kaiser Friedrich I. Barbarossa bestimmte Hermann II. zum Nachfolger des verstorbenen Bischofs Ludwig I von Wippra. Er stammt aus dem in Hessen ansässigen Adelsgeschlecht der Grafen von Katzenelnbogen.

Zur Vorbereitung des Dritten Kreuzzuges sandte Kaiser Friedrich I. Barbarossa eine Gesandtschaft unter der Führung Hermann II. zum Kaiser Isaak II. Angelos in Konstantinopel. 1189 bis 1192 nahm Hermann II. dann selbst am Kreuzzug teil und gehörte zum engeren Beraterkreis des Kaisers. Der Edelherr Widukind von Rheda, wie der Bischof selbst einer der Gründer Marienfelds, nahm auch an diesem Kreuzzug teil und fiel bei der Erstürmung von Akkon. Es ist nicht auszuschließen, dass es der Bischof Hermann II. war, der die sterblichen Überreste des Edelherrn nach Deutschland zurückbringen ließ.

Hermann der II. gab um die Jahrhundertwende seine vielfältigen Ämter und Tätigkeiten in Münster auf und zog sich nach Marienfeld zurück. 1203 starb er als einfacher Mönch und ließ sich in Marienfeld bestatten. Für den Konvent war dies eine große Geste und so liegt sein Leichnam im Chorraum, den Blick zum Hochaltar gewandt. Später wurde ein Grabmal hinzugefügt, das sich aber nicht mehr an dieser Stelle befindet.

Von Bischof Hermann II. gehen einige Stadtgründungen aus (etwa Coesfeld, Nienborg, Warendorf, Beckum, Ahlen und Dülmen). An seinem Bischofssitz Münster gründet er die Pfarreien St. Ludgeri, St. Martini, St. Aegidii und St. Servatii. Die Pfarreinteilung in Münster und der Bau der dortigen Befestigungsmauern gehen auf ihn zurück. An den Dom lässt er das westliche Querschiff anbauen.

 

Die Empfänger

Bei den Prämonstratensern handelt es sich um regulierter Chorherren, die nach der Augustinusregel leben. Das heisst, dass diese nicht Mönche im engeren Sinn des Worts sind, aber so wie diese die Gelübde der Armut, des Gehorsams und der Keuschheit ablegen und in einer klosterähnlichen Gemeinschaft leben. Ein weiterer Unterschied zu den an der Benediktsregel orientierten Mönchsorden ist, dass die Prämonstratenser das kontemplative monastische Leben mit der nach außen gerichteten Seelsorge verbinden. Der Orden ist ein Zusammenschluss selbständiger Stifter (Kanonien) und wurde im Jahr 1120 von Norbert von Xanten mit dreizehn Gefährten in Prémontré bei Laon gegründet. Sie  werden nach ihrem Gründer „Norbertiner“ genannt. Der weibliche Zweig sind die Prämonstratenserinnen.

Eine Besonderheit – in dieser Zeit allerdings nicht einzigartig – der ersten prämonstratensischen Gemeinschaften war, dass es sich bei ihnen um Doppelklöster handelte, in denen also Frauen und Männer, wenn auch in zwei voneinander organisatorisch getrennten Konventen, lebten. So auch hier in Clarholz, wo das zugehörige Frauenkonvent im benachbarten Lette seinen Sitz hatte, jedoch sich nur bis ins 15. Jh. nachweisen lässt. Neben den Kanonikern (canonici) lebten in den Niederlassungen der Norbertiner auch Laienbrüder (conversi). Ähnlich wie auch die Zisterzienser trugen die Prämonstratenser in den ersten Jahrhunderten nach ihrer Entstehung zur Verbesserung der Landwirtschaft bei.

 

Der Gegenstand

Zum ersten Mal erwähnt wurde der 45 km von Clarholz entfernte Haupthof Sandrup schon im 11. Jahrhundert in einer abschriftlich überlieferten Urkunde aus dem Cappenberger Archiv. Damals legte der Münstersche Bischof Siegfried von Walbeck (1022–1032) fest, dass für die neugeweihte Kirche von Coerde unter anderem die Bauerschaft Sandondorp zur Zahlung eines Zehnten als wirtschaftliche Grundlage für die Kirche und ihre Geistlichen verpflichtet wurde. Der Bischof hatte kurz vor seinem Tode noch sieben neue Landkirchen geweiht, unter denen sich auch die Kirche von Coerde befand. Ihr Pfarrsprengel sollte aus Teilen der alten Dompfarrrei so zusammengestellt werden, dass sie mit dem zu zahlenden Zehnten die wirtschaftliche Grundlage für die Kirche und ihre Geistlichen bilden konnte. Doch die Pfarrei Coerde kam nie zustande. Die ursprünglich Coerde zugedachte Bauerschaft Sandrup fiel an die von Bischof Hermann I. (1032 – 1042) ab dem Jahre 1040 gebaute Liebfrauen-Überwasserkirche im nahen Münster, ist aber zum Zeitpunkt der Urkundenausstellung als Lehen an  einen bischöflichen Ministerialen, namens Otto, vergeben.

Inhaltlich lässt sich die Urkunde in eine Reihe von Rechtsgeschäften einordnen, mit denen das junge Stift seinen Grundbesitz und  damit seine Einkünfte erweitert und abrundet: Bischof Hermann II. von Münster beurkundet den Verkauf eines Haupthofs in Sandrup – heute eine Bauerschaft nördlich von Münster – durch seinen Lehnsmann Otto an den Propst Friedrich und den Konvent von Clarholz für 90 Silbermark. Dieser Otto habe sich, wie es in der vorliegenden Urkunde heisst, spontan im Beisein von Klerikern und Laien zum Verkauf des Haupthofs Sandrup entschlossen. Aus der Zeugenliste der Urkunde erfahren wir, wer diese Personen sind: Es handelt sich um die Pröpste also geistlichen Vorstände der Münsterschen Dom- und Pfarrkirchen und viele Vertreter des örtlichen Adels. Wir können also von einem feierlichen Rahmen ausgehen!  Gegen einen allzu spontanen Entschluss spricht auch, dass die vom Verkauf mittelbar betroffenen Erben des Otto diesem Rechtsgeschäft zugestimmt haben.

Zu den 90 Mark: Hierbei handelt es sich um eine Rechengröße und nicht um geprägtes Geld, wobei eine Mark gut 233 gr. Silber entsprichen. 90 Mark sind also gut 20 kg Silber, im 14. Jh. entspricht das einem Gegenwert von 360 Schweinen. Jochen Ossenbrink hat in seiner Wirtschaftsgeschichte des Klosters ausgerechnet, dass Propst Friedrich in seiner Amtszeit insgesamt Güter für 462 Mark (fast 110 kg Silber) angekauft hat – Geld das als Stiftung vom landsässigen Adel oder als Eintrittsgeld von den Novizen in die Kasse gekommen sein muss.

Bemerkenswert ist, dass für die Beurkundungen jeweils der Münstersche Bischof Hermann II. gewonnen werden konnte, der auf diese Weise das Clarholzer Stift förderte.  Es erstaunt deshalb besonders, dass der genannte Bischof in der unmittelbaren Nachbarschaft das Zisterzienser-Kloster Marienfeld mit begründet und ausgestattet hat, das durchaus mit den Prämonstratensern in Clarholz um fromme Stiftungen konkurrierte. Der prominente Rahmen, in dem die Beurkundungen stattfanden, diente sicher einerseits der Rechtssicherung. Wer hätte dem Wort dieser versammelten Zeugen widersprechen wollen? Andererseits stellte es einen hohen Gunsterweis dar, dass der Bischof sein Siegel unter das Rechtsgeschäft setzte und dafür auch noch einen Großteil seines Münster’schen Beraterkreises einbestellte.

Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/1028

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