Call for Papers „Schleppen“, schleusen, helfen. Flucht zwischen Rettung und Ausbeutung

Interessanter Call for Papers der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung (noch nicht online auf der Homepage):

Call for Papers
„Schleppen“, schleusen, helfen. Flucht zwischen Rettung und Ausbeutung

Grundkonzept und wissenschaftliche Gesamtkoordination: Dr. Gabriele Anderl
Organisationsteam: Dr. Gabriele Anderl, Dr. Edda Engelke, Mag. Simon Usaty

Beirat:
ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas Albrich
Elias Bierdel
Dr. Espérance-François Bulayumi
Mag. Julia Edthofer
ao. Univ.-Prof. Dr. Fritz Hausjell
Dr. Edith Hessenberger
Dr. Konstantin Kaiser
MMag. Michael Kasper
Dr. Stefan Keller
René Korotin
Dr. Herbert Langthaler
Dr. Hanno Loewy
Dr. Irene Messinger
ao. Univ.-Prof. Dr. Christoph Reinprecht
Univ.-Prof. Dr. Sieglinde Rosenberger

Ein Symposium der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung (öge, Präsident:
ao. Univ.-Prof. Dr. Fritz Hausjell) in Kooperation mit folgenden Institutionen:
Afro-Asiatisches Institut Wien
asylkoordination Österreich
borderline europe – Menschenrechte ohne Grenzen e.V. Berlin
CLIO Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit
Forschungsgruppe [KriMi] Kritische Migrationsforschung
Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien
Institut für Soziologie der Universität Wien
Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck
Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien
Paul Grüninger Stiftung

Einmalige oder mehrfache illegale Grenzüberschreitungen waren im Kontext der Fluchtbewegungen der Jahre 1933 – 1945 wesentlich häufiger als vielfach angenommen.
Diese Form des Grenzübertritts und andere nicht gesetzeskonforme Praktiken wie das Fälschen von Visa oder Dokumenten erwiesen sich vielfach als lebensrettend, auch wenn bereits damals die Beteiligten – Verfolgte wie Helferinnen und Helfer – oft in undifferenzierter Weise kriminalisiert
wurden. Es ging dabei vor allem um die (versuchte) Einreise in potentielle Transit- und Zufluchtsländer, aber auch um die Flucht aus dem Deutschen Reich, besonders nach dem Ende der Vertreibungsphase und dem Verbot der jüdischen Auswanderung 1941.
Ohne die Zuhilfenahme der erwähnten Methoden wäre die Bilanz der Shoah-Opfer bzw. der sonstigen Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung noch wesentlich höher ausgefallen als ohnedies der Fall.
Auch in der Nachkriegszeit war das Thema von Bedeutung. Nun ging es beispielsweise, organisiert von der Untergrundbewegung „Brichah“, um das Schleusen von jüdischen „Displaced Persons“ aus Europa in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina oder später um die Flucht von Menschen aus verschiedenen Ländern des Ostblocks.
Heute ist das Thema angesichts der immer rigoroseren Abwehrmaßnahmen, die zur Sicherung der „Festung Europa“ ergriffen werden, brisanter denn je. Das haben zuletzt die Diskussionen um die Flüchtlinge aus der Wiener Votivkirche und die zahllosen im Mittelmeer ertrunkenen Bootsflüchtlinge gezeigt. Politik und Medien beschäftigten sich vielfach höchst undifferenziert mit dem Phänomen „Schlepperei“, wobei sich die Energien auf die Bekämpfung dieses Symptoms einer verfehlten Asyl- und Zuwanderungspolitik konzentrieren und einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den Ursachen und der Suche nach konstruktiven Lösungen aus dem Weg gegangen wird. So wäre etwa auch die Frage zu stellen, inwieweit der in der Genfer Konvention definierte Flüchtlingsbegriff den heutigen weltweiten Krisen- und Bedrohungsszenarien noch angemessen ist.
Zur Zeit der NS-Herrschaft hatte die Abschottung der meisten potentiellen Zufluchtsländer einen enormen Anstieg der illegalen Fluchtbewegungen zur Folge gehabt. Ähnlich sind heute die Möglichkeiten für Flüchtlinge, auf legalem Weg nach Österreich und in andere europäische Länder zu gelangen, äußerst begrenzt, da durch das Dublin-II-Abkommen die Bewältigung des Flüchtlingszustroms vor allem an die Staaten an den Rändern der EU delegiert wird. Dies und die Tatsache, dass die Asylgesetzgebung seit den 1990er Jahren sukzessive verschärft worden ist und die Anerkennungsquoten rückläufig sind, hat dazu geführt, dass von Flüchtlingen immer häufiger die Form der illegalen (irregulären) Einreise in die EU und eben auch nach Österreich, selbst unter größter Lebensgefahr, gewählt wird.
Die geplante interdisziplinäre Tagung soll sich mit den Themen Fluchthilfe und „Schlepperei” in Vergangenheit und Gegenwart beschäftigen, wobei der Fokus auf der Zeit nach 1933 liegen wird. Der Rettung von Menschen, die während der NS-Zeit aus rassistischen und / oder politischen Gründen verfolgt wurden und ihr Leben durch unerlaubtes Überwinden von Grenzen retten konnten, sowie der Bedeutung des Phänomens in der Gegenwart und dem gesellschaftspolitischen Umgang damit soll besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Dabei kann es sowohl um die illegale Einreise in Zufluchts- und Transitländer als auch um die illegale Flucht aus verschiedenen Ländern gehen. Nach Möglichkeit sollte auch ein Bezug zu Österreich und dessen Grenzen beziehungsweise zu aus Österreich stammenden Flüchtlingen oder, wenn es um die Gegenwart geht, zu den Außengrenzen der EU bzw. den Grenzen innerhalb der EU bestehen. Rückgriffe auf frühere Perioden sind grundsätzlich möglich, sofern sie sich in den Gesamtkontext der Veranstaltung sinnvoll einbinden lassen.

Inhaltlich soll es um folgende Schwerpunkte gehen:
- Formen und Phasen der illegalen Fluchtbewegungen im jeweiligen historischen und politischen Kontext
- Fluchtrouten, Netzwerke der Fluchthilfe
- Biographien und Motive von „Schlepperinnen“ und „Schleppern“ bzw. Fluchthelferinnen und Fluchthelfern, das Spannungsfeld zwischen Hilfeleistung / Menschenrettung auf der einen und Ausbeutung / Kriminalität auf der anderen Seite
- die spätere Rehabilitierung von Fluchthelferinnen und Fluchthelfern
- Erfahrungen von „Geschleppten“
- die Involvierung politischer, konfessioneller und sonstiger Organisationen und Gruppierungen, Hilfeleistungen seitens der Bevölkerung, aber auch Verrat und Denunziation
- Strafverfolgung, Internierung und Abschiebung nach illegaler Einreise und andere Abwehrmaßnahmen der potentiellen Zufluchts- und Transitländer, einschlägige Gesetze und die Organisation von Grenzschutz
- Politische Diskurse zum Thema „Schlepperei“ in Vergangenheit und Gegenwart sowie Fragen des Sprachgebrauchs (Suche nach einer adäquaten Terminologie, mögliche Alternativen zu den Begriffen „Schlepper“ und „illegal“).

Der Call richtet sich in erster Linie an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, doch können auch Beiträge von Journalistinnen und Journalisten sowie in der
praktischen Flüchtlingsarbeit tätigen Personen in einem gewissen Ausmaß berücksichtigt werden.

Die Tagungssprache ist Deutsch, Referate auf Englisch sind jedoch möglich.
Zudem ist an ein Rahmenprogramm, etwa in Form von Diskussionsveranstaltungen sowie einem Filmschwerpunkt zum Thema, gedacht.

Die eingereichten Papers sollten ein bis maximal zwei A4-Seiten lang sein und können auf Deutsch oder Englisch verfasst werden. Dem Abstract ist ein knapper Lebenslauf beizufügen.

Voraussichtlicher Tagungstermin: Montag, 13. bis Mittwoch, 15. Oktober 2014
Einreichschluss ist der 15. März 2014

Die Vorschläge sind zu richten an s.usaty@exilforschung.ac.at
Österreichische Gesellschaft für Exilforschung (öge) / A-1020 Wien Engerthstr. 204/40
Tel. +43 (0)699/1093 34 11 / s.usaty@exilforschung.ac.at / http://www.exilforschung.ac.at

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/603122149/

Weiterlesen

Rezensions-Digest Dezember 2013

Markus M. Totzeck: Rezension zu: Irena Backus / Philip Benedict (ed.): Calvin and His Influence, 1509–2009. Oxford 2011, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 12.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/backus_totzeck

Nadir Weber: Rezension zu: Fabrice Brandli: Le nain et le géant. La république de Genève et la France au XVIIIe siècle. Cultures politiques et diplomatie. Rennes 2012, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 10.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/brandli_weber

Christian Mühling: Rezension zu: Tatiana Debbagi Baranova: À coups de libelles. Une culture politique au temps des guerres de religion, 1562–1598. Genève 2012, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 12.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/debbagi-baranova_muehling

Karen Lambrecht: Rezension zu: Johannes Dillinger: Kinder im Hexenprozess. Magie und Kindheit in der Frühen Neuzeit. Stuttgart 2013, in: sehepunkte 13 (2013), Nr. 12, 15.12.2013

http://www.sehepunkte.de/2013/12/23361.html

Sebastian Kühn: Rezension zu: Hervé Drévillon / Diego Venturino (dir.): Penser et vivre l’honneur à l’époque moderne. Actes du colloque organisé à Metz par le CRULH du 20 au 22 novembre 2008. Rennes 2011, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 12.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/drevillon_kuehn

Guido Braun: Rezension zu: Heinz Duchhardt / Martin Espenhorst (Hrsg.): Frieden übersetzen in der Vormoderne. Translationsleistungen in Diplomatie, Medien und Wissenschaft (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Abteilung für Universalgeschichte, Beihefte, 92). Göttingen, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 10.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/duchhardt-espenhorst_braun

Günther Hebert: Rezension zu: Mireille Geering: Als badischer Militärmusiker in Napoleons Kriegen. Balthasar Eccardts Erinnerungen an die Feldzüge nach Österreich, Preußen und Russland 1805-1814 (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden Württemberg A 57). Stuttgart 2013, in: ZBLG, 03.12.2013

http://www.kbl.badw-muenchen.de/zblg-online/rezension_2559.html

 

Thomas Manetsch: Rezension zu: Mark Häberlein: The Fuggers of Augsburg. Pursuing Wealth and Honor in Renaissance Germany. Charlottesville 2012, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 10.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/haeberlein_manetsch

Jörn Henrich: Rezension zu: Roger Hahn (éd.): Correspondance de Pierre Simon Laplace (1749–1827). Tome I: Années 1769–1802; Tome II: Années 1803–1827 et lettres non datées. Texte préparé pour la publication par Patricia Radelet de Grave, Jan Vandersmissen, Thierry Mozdziej (De Diversis Artibus, 90). Turnhout 2013, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 12.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/hahn_henrich

Eberhard Busch: Rezension zu: Darryl G. Hart: Calvinism. A History. New Haven, London 2013, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 10.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/hart_busch

Michael Rohrschneider: Rezension zu: Mark Hengerer: Kaiser Ferdinand III. (1608–1657). Eine Biographie. Wien 2012, in: H-Soz-u-Kult, 16.12.2013

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2013-4-211

Martina Winkler: Rezension zu: David Igler: The Great Ocean. Pacific Worlds from Captain Cook to the Gold Rush. New York 2013, in: H-Soz-u-Kult, 13.12.2013

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id=21000

Wolfgang Wüst: Rezension zu: Rolf Kießling / Thomas Max Safley / Lee Palmer Wandel (Hrsg.): Im Ringen um die Reformation. Kirchen und Prädikanten, Rat und Gemeinden in Augsburg. Epfendorf/Neckar 2011, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 12.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/kiessling_wuest

Tobias Huff: Rezension zu: Martin Knoll: Die Natur der menschlichen Welt. Siedlung, Territorium und Umwelt in der historisch-topografischen Literatur der Frühen Neuzeit. Bielefeld 2013, in: sehepunkte 13 (2013), Nr. 12, 15.12.2013

http://www.sehepunkte.de/2013/12/23201.html

Tim Neu: Rezension zu: Beat Kümin (Hrsg.): Political Space in Pre-industrial Europe. Aldershot 2009, in: H-Soz-u-Kult, 03.12.2013

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2013-4-178

Bernd Klesmann: Rezension zu: Klaus Malettke: Hegemonie – multipolares System – Gleichgewicht. 1648/1659-1713/1714. Paderborn 2012, in: sehepunkte 13 (2013), Nr. 12, 15.12.2013

http://www.sehepunkte.de/2013/12/20256.html

Simone Zweifel: Rezension zu: John A. Maxfield / Anna Marie Johnson (ed.): The Reformation as Christianization. Essays on Scott Hendrix’s Christianization Thesis (Spätmittelalter, Humanismus, Reformation, 66). Tübingen 2012, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 12.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/maxfield_zweifel

Peter Voss: Rezension zu: Leos Müller / Philipp Robinson Rössner / Toshiaki Tamaki (ed.): The Rise of the Atlantic Economy and the North Sea/Baltic Trades, 1500–1800. Proceedings of the XVth World Economic History Congress (Utrecht, Netherlands 2009) (Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 117). Stuttgart 2011, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 10.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/mueller_voss

Friedrich Edelmayer: Rezension zu: Ana Mur Raurell: Diplomacia secreta y paz/Geheimdiplomatie und Friede. La correspondencia de los embajadores españoles en Viena Juan Guillermo Ripperda y Luis Ripperda (1724–1727)/Die Korrespondenz der spanischen Botschafter in Wien Johan Willem Ripperda und Ludolf Ripperda (1724–1727) (Biblioteca diplomática española. Sección Fuentes 4; Österreichisches Historisches Institut, Sektion Madrid, Quellen I, 1–2). Madrid 2011, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 12.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/mur-i-raurell_edelmayer

Markus Meumann: Rezension zu: Olaf van Nimwegen: The Dutch Army and the Military Revolutions, 1588–1688 (Warfare in History, 31). Translated by Andrew May. Woodbridge 2010, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 10.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/nimwegen_meumann

Anton Tantner: Rezension zu: Sanja Perovic: The Calendar in Revolutionary France. Perceptions of Time in Literature, Culture, Politics. Cambridge 2012, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 12.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/perovic_tantner

Michael Weise: Rezension zu: Ralf Pröve / Carmen Winkel (Hrsg.): Übergänge schaffen. Ritual und Performanz in der frühneuzeitlichen Militärgesellschaft. Göttingen 2012, in: H-Soz-u-Kult, 19.12.2013

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2013-4-226

Jochen Hoock: Rezension zu: Gaël Rideau / Pierre Serna (dir.): Ordonner et partager la ville (XVIIe–XIXe siècle). Préface de Claude Michaud. Postface de Michel Pertué. Rennes 2011, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 10.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/rideau_hoock

Alexander Jendorff: Rezension zu: Marcus Sandl: Medialität und Ereignis. Eine Zeitgeschichte der Reformation. Zürich 2011, in: sehepunkte 13 (2013), Nr. 12, 15.12.2013

http://www.sehepunkte.de/2013/12/18826.html

Sven Externbrink: Rezension zu: Frederick C. Schneid (ed.): The Projection and Limitations of Imperial Powers, 1618–1850 (History of Warfare, 75). Leiden 2012, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 10.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/schneid_externbrink

Esther-Beate Körber: Rezension zu: Gerd Schwerhoff (Hrsg.): Stadt und Öffentlichkeit in der Frühen Neuzeit. Köln 2011, in: H-Soz-u-Kult, 17.12.2013

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2013-4-216

Marc Mudrak: Rezension zu: Gesa Stedman: Cultural Exchange in Seventeenth-Century France and England. Farnham 2013, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 10.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/stedman_mudrak

Michael Quisinsky: Rezension zu: Nicolas Terpstra / Adriano Prosperi / Stefania Pastoria (ed.): Faith’s Boundaries. Laity and Clergy in Early Modern Confraternities (Europa Sacra, 6). Turnhout 2011, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 10.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/terpstra_quisinsky

Julian Kümmerle: Rezension zu: Thomas Töpfer: Die “Freyheit” der Kinder. Territoriale Politik, Schule und Bildungsvermittlung in der vormodernen Stadtgesellschaft. Das Kurfürstentum und Königreich Sachsen 1600-1815. Stuttgart 2012, in: sehepunkte 13 (2013), Nr. 12, 15.12.2013

http://www.sehepunkte.de/2013/12/22555.html

Bernd Jeschonnek: Rezension zu: Jean Tulard: Napoléon, chef de guerre. Paris 2012, in: Francia-Recensio 2013/4 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 10.12.2013

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2013-4/FN/tulard_jeschonnek

Quelle: http://frueheneuzeit.hypotheses.org/1586

Weiterlesen

Das Jahr 2014 wird schlimm (für die Geschichte)

Was jedoch nicht daran liegt, dass es ein Super-Erinnerungsjahr ist, sondern daran, dass die Geschichte sich allerlei fadenscheinige Vergleiche gefallen lassen muss.

In ihrer Neujahrsansprache schwor die Bundeskanzlerin die Bevölkerung auf das Super-Erinnerungsjahr 2014 ein. 100 Jahre Erster Weltkrieg, 75 Jahre Zweiter Weltkrieg, 25 Jahre Berliner Mauer sind die Eckpfeiler dieses Erinnerungsmarathons, der schon seit Monaten angekündigt wird.

Ich habe kein Problem damit, an runden Jahrestagen historischer Ereignisse zu gedenken. Die magische Anziehung dieser Zahlen bringt Menschen dazu, an Jubiläen ihr eigenes Leben zu feiern (Geburtstage, Hochzeitstage, Dienstjubiläen usw.) oder eben auch, sich einer übergreifenden und kollektiven Vergangenheit zu versichern. Diese Jahre wirken als erinnerungskulturelle Katalysatoren und sind imstande, das öffentliche Bewusstsein auf Ereignisse und Prozesse zu richten, die in “normalen” Jahren nur wenig Beachtung finden und in ihren “Ehrenjahren” notwendige Neubewertungen erfahren und Gegenstand größerer Debatten werden. [1]

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird das Erinnerungsjahr 2014 dominieren. Das liegt einerseits an der runden magischen Zahl 100, aber auch daran, dass dieses Ereignis (in Deutschland) vergleichsweise wenig öffentlich diskutiert wird. Zweiter Weltkrieg und Mauerfall hingegen werden auch außerhalb runder Jahrestage häufiger vergegenwärtigt. Dies alles finde ich in Ordnung. Eine möglichst breite Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg wird der Erinnerungskultur und auch der Geschichtswissenschaft gut tun.

Was mich allerdings monströs nervt, sind diejenigen, die die Erinnerungswelle ausnutzen und alles Mögliche, was im Jahr 2014 passiert oder nicht passiert, in Beziehung zu den Ereignissen des Jahres 1914 setzen. So bieten im Super-Erinnerungsjahr die Finanzkrise und die europäische Eurokrise wie selbstverständlich Parallelen zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Nur: Hätte diese Parallele auch jemand bemüht, wenn die magischen 100 Jahre nicht im Spiel wären?

Ich möchte zwei Beispiele anführen, die mir in jüngster Zeit aufgefallen sind. Das erste ist extrem dreist, das zweite etwas intelligenter, aber nicht weniger falsch.

Der Spiegel-Online-Kolumnist Wolfgang Münchau schrieb im Dezember über die Eurokrise und argumentierte, dass die Krise sich weder über eine politische Integration noch über Markt-Anpassungsmechanismen lösen lasse, sondern nur über die Schaffung einer übergeordneten staatlichen Einheit auf europäischer Ebene, die über ein Mindestmaß an wirtschaftspolitischer Souveränität verfügen müsse, wozu unter anderem das Recht auf Steuererhebung und Verschuldung gehöre.

Mit dieser Analyse ist Münchau seiner Aufgabe als Wirtschafts- und Finanzexperte nachgekommen. (Vermutlich wird alles ganz anders kommen, aber dass sind wir von Wirtschaftsexperten ja gewöhnt, was uns hier aber nicht stören soll.) Da sich aber das Jahr 2013 zu Ende neigte und 2014 vor der Tür stand, musste noch der Erste Weltkrieg in die Kolumne hinein. Münchaus Argumentation ist folgendermaßen aufgebaut: Angela Merkel habe kürzlich Christopher Clarks Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog [2] gelesen und sogar daraus zitiert. Daraus könne geschlossen werden, dass die heutige europäische Politik etwas mit der des Vorkriegs-Europas gemeinsam haben. Das war gewissermaßen der Teaser des Artikels. Alle Leser, die erwartet haben, dass jetzt eine Reihe von Gemeinsamkeiten zwischen 1914 und 2014 aufgelistet würden, wurden bitter enttäuscht. Es kommt kein einziges Argument, das sich auf 1914 bezieht. Lediglich am Schluss wird vage auf eine gegenseitige Blockade verwiesen, die als Parallele zum Ersten Weltkrieg zu verstehen sei: „Da sich jetzt alle Beteiligten perfekt gegenseitig blockieren, passiert gerade nichts. Das Schiff driftet. Irgendwann kommt es an das Ende vom Auge des Sturms. Was dann passiert, ist ergebnisoffen. Ohne den historischen Vergleich überzustrapazieren, es gibt in der Tat einige, spezifische Parallelen mit 1913/14.“

Und das ist die  Dreistigkeit des Artikels: Es wird nur eine fadenscheinige Mini-Verbindung zum Ersten Weltkrieg gezogen und die geht auch noch komplett am Ziel vorbei. Wenn Münchau schon Clark zitiert, warum schaut er nicht einfach mal in das Buch hinein. Es ist wirklich keine Qual. Im Gegenteil: Es ist bestechend, wie scheinbar mühelos Clark ein komplexes und fesselndes Narrativ entwirft, das an keiner Stelle platt, analytisch schwach oder anekdotenhaft wirkt. Nicht die gegenseitige Blockade der europäischen Mächte hat den Ersten Weltkrieg ermöglicht, sondern der Handlungsspielraum, der durch zwei voneinander getrennte und gegeneinander gerichtete Blöcke entstanden war. Im Jahr 1878 kann man hingegen von einer diplomatischen oder politischen Blockade durch das europäische Bündnissystem sprechen. Der Dreibund zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien hielt die Spannungen zwischen Wien und Rom unter Kontrolle, der Rückversicherungsvertrag zwischen Russland und Deutschland bewahrte Deutschland davor, in den Konflikt zwischen Russland und Österreich hineingezogen zu werden. Ebenfalls konnte so ein russisch-französisches Bündnis gegen Deutschland verhindert werden. Großbritannien war durch die Mittelmeerentente mit Österreich und Italien verbunden und somit indirekt auch mit Deutschland. Erst das Auslaufen des Rückversicherungsvertrags zwischen Deutschland und Russland ermöglichte ab 1890 die Bildung eines bipolaren Europas, das sich nicht blockierte, sondern trotz aller dynastisch-familiären Verbindungen gegeneinander in Stellung brachte. [3] Wenn Münchau sich schon nicht von einem historischen Vergleich abbringen lässt, dann wäre die Gefahr der erneuten Bildung eines bipolaren Europas doch eine viel plausiblere (wenn letztendlich auch ebenso falsche) Warnung an die heutigen Politiker: die Nordentete gegen den Südbund etwa oder die Reichmächte gegen die Armallianz.

Das zweite Beispiel ist von Jakob Augstein, der ebenfalls eine Kolumne auf Spiegel Online hat. Augstein geht in seinem Text 1914, 2014 und weiter? etwas ausführlicher auf den Ersten Weltkrieg ein als Münchau, bei dem es wirklich nur das Mäntelchen war (um vermutlich mehr Clicks zu generieren).

Augstein hat zwei Argumente. Er argumentiert, dass Angela Merkel die Zersetzung Europas betreibe. Dies führe dazu, dass die Mehrheit der Deutschen den Untergang Europas als Befreiung empfänden, ohne die ungeahnten Risken einer solchen Entwicklung zu sehen. Merkel mit Wilhelm II. zu vergleichen, ist wirklich kein feiner Zug. Von Augstein, der vor einem Jahr selbst Opfer eines abstrusen Vergleichs wurde, hätte ich mehr Takt erwartet. Sein zweites Argument ist völlig unabhängig vom ersten und betrifft den Konflikt zwischen China und den USA. Seines Erachtens mimt heute China das aufstrebende Deutschland zum Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts und die Vereinigten Staaten sind das Vereinigte Königreich, die sich mit ihrem schwindenden Status in der Welt nicht abfinden mögen. Es fehle also nur noch ein Auslöser wie damals die Ermordung des Kronprinzen in Sarajewo oder irgendeine loose cannon und die Welt stehe wieder in Flammen. Auf den ersten Blick ist dieser Vergleich interessant, da er sich auf den ewigen Konflikt zwischen dem Emporkömmling und dem Platzhirschen reduzieren lässt. Der zweite Blick zeigt jedoch, dass dies ein extremer Fall von Rosinenpickerei ist, der in keiner Weise der Komplexität der Julikrise oder der Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs gerecht wird. Erstens gibt es in der Geschichte immer Auf- und Absteiger, was mal zu größeren Konflikten führt und mal nicht. Zweitens war Großbritannien nicht der erbitterte Gegner Deutschlands, sondern Frankreich. Das Vereinigte Königreich war viel stärker auf die Konflikte außerhalb Europas konzentriert. Den Ersten Weltkrieg auf einen Konflikt zwischen Großbritannien und Deutschland zu reduzieren, ist eine unzulässige Verkürzung, ähnlich wie der Versuch, die Weltpolitik heute lediglich als Auseinandersetzung zwischen den USA und China zu sehen. Trägt man den Vergleich auch nur einen Schritt weiter und versucht, die damaligen Interessen und das damalige Bündnissystem auf heute zu übertragen, führt er sich selbst ad absurdum. Denn wer ist heute in der Rolle von Frankreich, Russland, Österreich-Ungarn, den Balkan-Ländern, dem Osmanischem Reich, den USA und so weiter? Ist Taiwan dann Serbien oder doch eher Japan?

Wenig überraschend wird Christopher Clark auch von Augstein angeführt, um die kruden Vergleiche zu rechtfertigen. Dieser habe die Akteure von 1914 schließlich als unsere Zeitgenossen bezeichnet, die gewusst hätten, dass sie mit dem Feuer spielten. Ja, Clark schreibt, dass die Zeitgenossen von damals moderne, heutige Züge trugen. Er schreibt aber auch: “Accepting this challenge does not mean embracing a vulgar presentism that remakes the past to meet the needs of the present, but rather acknowledging those features of the past of which our changed vantage point can afford us a clearer view.” [4]

Was in den besprochenen Kolumnen passiert, ist das Gegenteil der von Clark geforderten Anstrengungen, eine klare Sicht auf die Dinge zu bekommen. Es sind Nebelkerzen, die die Vergangenheit mit der Gegenwart einräuchern – und andersherum. Presentism eben, für das sich noch keine deutsche Übersetzung etabliert hat.

Bleibt die Hoffnung, dass nach all den Gedenkfeiern, Reden, Talkshows, Dokumentationen, Fernsehfilmen etc. die das Jahr 2014 noch bringen wird, so viel Wissen über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs kursiert, dass es schwieriger wird, weiterhin solche nebulösen, effekthascherischen Vergleiche anzustellen. Die Geschichtswissenschaft vermag diese nicht alleine zu verhindern, wie der falsche Gebrauch von Clarks Arbeit zeigt. In diesem Sinne: Happy New Memory Boom Year!

 

[1] Für eine Kritik an Gedenktagen siehe Achim Landwehrs Blog-Post Gedenken auf Teufel komm raus. 

[2] Christopher Clark, The Sleepwalkers: How Europe Went to War in 1914, (London: Allen Lane, 2012).

[3] Ebd. 121ff.

[4] Ebd. xxvi.

Quelle: http://fyg.hypotheses.org/156

Weiterlesen

Soziologischer Monatsrückblick Dezember 2013

Zu aller erst: ein frohes neues Jahr! Wir wünschen euch nur das Beste für 2014 und hoffen, dass ihr uns weiterhin gewogen bleibt. Wir selbst beendeten das Jahr 2013 hin und hergerissen zwischen Plätzchen und Lektorat mit dem Review eurer eingesendeter … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/5929

Weiterlesen

Ein Bild sagt mehr … (XIII): “Magot de la Chine” (1834)

Nach der Juli-Revolution (1830) begann die Blüte der satirisch-humoristischen Periodika mit La Caricature morale, religieuse, littéraire et scénique. Die erste Nummer der von Charles Philipon (1800-1862) herausgegebene Zeitschrift erschien 4. November 1830, das Blatt war nur im Abonnement erhältlich. Jede Nummer von La Caricature bestand aus vier Seiten Text und zwei ganzseitigen Lithographien, die herausnehmbar waren. Ein großer Teil dieser Blätter stammte von Honoré Daumier (1808-1879), einem der bedeutendsten Karikaturisten der Zeit.

Daumier nutzte die exotische Verfremdung, um die aktuelle Situation in Frankreich zu charakterisieren.[1] Der Mode der Zeit entsprechend konnte sich Daumier nicht entziehen, Chinoiserien (im weitesten Sinn) sind in seinem Œuvre häufiger zu finden. Das Blatt “Magot de la Chine (Tiré du Cabinet de M. Ch. Philipon.)”, das in La Caricature am 28.8.1834 erschien, war wohl das erste Mal, dass Daumier ein China-Motiv aufgriff.[2]

Daumier: Magot de la Chine (1844)

Daumier: “Magot de la Chine (Tiré du Cabinet de M. Ch. Philipon.)” (1844) – Quelle: gallica

“Magot de la Chine” ist ein lachender Buddha (chinesisch bùdài 布袋 (japanisch: hotei, wörtlich “Stoffsack”, “Leinensack”[3]), eine populäre Figur der chinesischen (und japanischen Volksreligion), in der Regel dargestellt als dickbäuchiger lachender Kahlkopf im Mönchsgewand mit mālā [Gebetskette] und einem Sack für Almosen.

Auf den ersten Blick scheint Daumiers Darstellung die geradezu idealtypische Abbildung eines bùdài. ((Dass der Buddha die Gebetskette, die deutlich weniger als 108 Perlen hat), in der Hand hält die auf dem Knie ruht, erscheint vernachlässigbar.)) Erst auf den zweiten Blick werden die zahlreichen Doppel- und Mehrdeutigkeiten erkennbar …

  • Die für Buddha-Darstellungen typischen langen Ohrläppchen[4] sind so lang, dass sie auf den Schultern aufliegen.
  • Die Figur ist nicht kahlköpfig, auf dem höchsten Punkt steht ein kurzes Zöpfchen.
  • Der Buddha lächelt nicht, das Gesicht ist zur Fratze verzerrt.

Der Titel “Magot de la Chine (Tiré du Cabinet de M. Ch. Philipon.)” macht klar, dass es nicht um ein Glückssymbol geht, sondern darum, die Gier des “Bürgerkönigs” Louis-Philippe (1773–1850, regierte 1830-1848) anzuprangern.[5].

“Magot de la Chine” ist die übliche Bezeichnung für Nippes-Figuren aus Ostasien, “magot” (ohne jeden Zusatz) ist mehrdeutig. Im Trésor de la langue française finden sich unter “magot” zwei Einträge:

magot¹
A. Singe à queue rudimentaire du genre macaque vivant en Afrique du Nord et à Gibraltar. [...]
B. Bibelot figurant un personnage plus ou moins grotesque, sculpté ou modelé, provenant ou imité de l’Extrême-Orient. [...][6]

und

magot²
Fam. Somme d’argent assez importante que l’on a thésaurisée et que l’on cache. [...][7]

Daumiers “Magot de la Chine” hat die Gesichtszüge Louis Philippes, das Zöpfchen und die Ohrläppchen ersetzen die Perücke und evozieren die Assoziation “Birne” – und damit die Dekodierung (und damit das Verstehen) der Karikatur sichergestellt ist, gibt es den Zusatz “Tiré du Cabinet de M. Ch. Philipon” ["Aus der Sammlung von Mr. Charles Philipon"].[8] Schon in “Gargantua” (1831) hatte Daumier den Bürgerkönig als von der Gier aufgeblähten Nimmersatt gezeigt, von Gier und Fresssucht aufgebläht – was ihn ins Gefängnis gebracht hatte. Bei “Magot de la Chine” arbeitet er subtiler – und doch wird der König wieder als gierig und gefräßig charakterisiert: der Sack für Almosen kann als Geldsack gedeutet werden.[9].

  1. S. dazu: Elizabeth C Childs: Daumier and exoticism: satirizing the French and the foreign (=Hermeneutics of art, v. 11; New York: Peter Lang 2004).
  2. La Caricature Numéro 199 (28 aout 1834), Pl. 416.
  3. S. Patricia Jaaland Welch: Chinese Art. A Guide to Motifs and Visual Imagery (Tokyo/Rutland, Vermont/Singapore: Tuttle 2008), 191 f. “Laughing Buddha”.
  4. Die buddhistische Kunst war zunächst anikonisch, die ersten erhaltenen Statuen entstanden um 1000 n. Chr. Grundlage der Darstellung waren Lehrreden, die das Aussehen des Buddha beschrieben, vor allem die “32 Merkmale eines Großen Mannes” und die “80 Kleineren Merkmale”, die die 32 großen ergänzen. Dort heißt es, die Ohren wären ‘lang wie Lotosblüten’. Zum Bild des Buddha: Y. Krishan/Kalpana K. Tadikonda: The Buddha image: its origin and development (2nd rev. & enlarged edition; New Delhi: Munshiram Manoharlal Publishers 2012).
  5. Vgl.  Elizabeth C. Childs, “The Body Impolitic: Press Censorship and the Caricature of Honoré Daumier.” In: Dean de la Motte/Jeannene Przyblyski (ed.): Making the News: Modernity and the Mass Press in Nineteenth-Century France (Amherst: University of Massachusetts Press 1999), 43-81, speziell 56 f.
  6. http://atilf.atilf.fr/dendien/scripts/tlfiv5/visusel.exe?11;s=3308966700;r=1;nat=;sol=0;) <abgerufen am 4.1.2013>.
  7. http://atilf.atilf.fr/dendien/scripts/tlfiv5/visusel.exe?12;s=3308966700;r=1;nat=;sol=1; <abgerufen am 4.1.2014>.
  8. Charles Philipon hatte mit “La Métamorphose du roi Louis-Philippe en poire” (1831). [BnF, Estampes et Photographie, Rés. B-16-Boîte] die Birne gleichsam unsterblich gemacht. S. auch: Ursula Koch/Pierre-Paul Sagave/André Fontaine: Le Charivari. Die Geschichte einer Pariser Tageszeitung im Kampf um die Republik (1832 – 1882) ; ein Dokument zum deutsch-französischen Verhältnis. (Köln: Leske 1984), 45-50.
  9. S. dazu auch Childs (2004) 127-129. Die dort hergestellte Verbindung zu Cruikshanks “The court at Brighton à la Chinese!!” von 1816 erscheint allerdings weit hergeholt.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1240

Weiterlesen

Centrum für Hochschulentwicklung schlägt umfassende „Bundesstudienförderung“ statt kleinteiliger BAföG-Reform vor

http://www.bundesstudienförderung.de Alle an der Großen Koalition beteiligten Parteien streben eine BAföG-Reform an. Das CHE Centrum für Hochschulentwicklung hält jedoch punktuelle Änderungen allein für unzureichend. Die Lösung ist nach Ansicht des CHE eine „Bundesstudienförderung“, die die isolierten Instrumente der Studienfinanzierung unter einem Dach zusammenführt. Text: http://www.che.de/cms/?getObject=5&getNewsID=1631; Via http://idw-online.de/pages/de/news556795;

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/01/4871/

Weiterlesen

Horizont 2020: Förderung offener Forschungsdaten

LOGO CE_Vertical_EN_quadriWie die Europäische Kommission in einer Pressemitteilung bekannt gab, startet ein Pilotprojekt zur Öffnung von Forschungsdaten. Forschende in diesem Pilotprojekt, welches im Rahmen von “Horizont 2020” (wir berichteten) durchgeführt wird, werden dazu aufgefordert, ihre Daten der Öffentlichkeit frei zur Verfügung zu stellen. Diese politische Entscheidung verfolgt das Ziel einer effizienteren Ökonomie und einer höheren Transparenz. Außerdem soll durch die Bereitstellung der Grunddaten, also der Daten, die zur Validierung der Ergebnisse dienen, Innovation gefördert werden, da andere WissenschaftlerInnen mit diesen Daten arbeiten können. Für dieses Pilotprojekt stellt die EU im Zeitraum 2014-2105 ungefähr drei Milliarden Euro bereit. Ziel ist es also, nicht nur die Publikation am Ende des Forschungsprozesses nach dem “Open Access Prinzip” zu veröffentlichen, sondern auch alle relevanten Daten, die während des Prozesses entstehen.

„Wir wissen, dass die gemeinsame Nutzung und Weiterverwendung von Forschungsdaten ein gewaltiges wissenschaftliches, gesellschaftliches und wirtschaftliches Potenzial birgt. Dieses Pilotprojekt ist eine gute Gelegenheit, um zu sehen, wie die unterschiedlichen Disziplinen Daten in der Praxis gemeinsam nutzen und welche Hindernisse es noch gibt.“, so Neelie Kroes, die Vizepräsidentin der Kommission.

Projekte, die durch “Horizont 2020″ gefördert werden, müssen ihre Publikationen spätestens sechs Monate nach Veröffentlichung (12 Monate bei Geistes- und Sozialwissenschaften) frei zugänglich machen; die Veröffentlichung der Forschungsdaten ist dabei noch optional.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2808

Weiterlesen

Historical accuracy, games and World War II

Crosspost von The Nerdstream Era. 

Practically every game that takes place in the World War II era has one selling point in common, whether it's a stategy game or a shooter: historical accuracy. They all pride themselves on conveying the details of the epoch right, able to give the player that unique feeling. The shooters, like Medal of Honor or Call of Duty, went over great lengths to incorporate the correct sounds of all weapons, for example, the physics, the looks. In the Hearts of Iron series, you can equip your divisons and brigades with the contempory leaders and weaponry. And if you browse the Company of Heroes forums, you find people asking themselves how accurate the depiction of the Sturmgeschütz III Ausführung E in comparison to Ausführung F is. There's a great emphasis on getting the details right.

Detail, with a capital D

But I would argue that this entirely misses the point. While World War II has been a playground for amateur historians most of the time, in their minds winning the crucial battles by a simple change in the deployment of troops, seldom is the question asked whether these games really depict the time accurately, or whether this should be a goal in the first place. 

Before you get me wrong, most of these games do a marvellous job to simulate the equipment that was used by the combattants. Firing a M1 carabine feels different than the KAR98, for example, and commanding Tiger tanks is different to ordering an advance with Shermans. Often, the weapon effects also seem very realistic, with explosions tearing up the battlefield, and said battlefield is often carefully reconstructed from historic photographs and other sources.

Depicted: stuff happening
But I seriously doubt that this comes down to giving you a realistic feel of the conflict. It often gives you a feel of how it would feel to fire a special weapon in a totally controlled, cartoon-like environment. It's like the old war movies, with their John-Wayne-like antics, where heroes would shine and prove themselves in the line of fire while nameless guys are dying in dignity all around them to show how dangerous the situation is.



But unfortunately, the dying seldom is dignified, as death in combat often comes unexpected and gruesome, and apart from the short intervals of brutal combat, the feeling that all soldiers of all times agree on is boredom. This doesn't mean that you should try to make the dying as gory as possible in a vein attempt on even more "realism". If you really do this, there can be only two possible outcomes. One, the game becomes unplayable, not a game anymore, but an experience that wants to make you hurl. Or, second, it degrades the game only further by using the gore to justify other lackluster elements, like especially unnecessary violent setpieces. This often feels like one of Uwe Boll's rat-ass ideas, like showing the Auschwitz gas chamber POV style. That's violence porn.



The master himself.


So, with that out of the way, where is the problem? I want to single out three games or game lines, because they all attempt at varying degrees of realism for a World War II setting and all fail at it: Paradox Interactive's "Heart of Iron" series, Activision's "Call of Duty" series, and Relic Entertaintment's "Company of Heroes". In each of those games, you are thrown into the setting in some capacity, influencing historic events.



The "Heart of Iron" series is the flagship of Paradox Entertaintment, a small Scandinavian firm that specializes in strategy titles so complex and user-unfriendly that they are only for the most dedicated of gamers. You take the control over a country during the period of 1936 to 1949 (extended by later expansions to 1953) - any country. Play as the German Reich and unleash the Wehrmacht on Europe, or try to establish an empire as Yemen.

Is it a game? Art? Torture? Exam? You decide.


In the game, you have control over various bloated menus and sliders, where you produce units, research technology, balance the domestic politicies and manage foreign policy. On a world map, you then proceed to send the produced units into foreign countries to paint their provinces in your own color. This sounds derivative, and in part it is. I played Hearts of Iron for many, many hours, and I thoroughly enjoyed it, make no mistake. But in the end, the pleasure comes from painting a map. Since we are on a grand strategic level, many decisions and details get swamped (like geography and such, which is highly abstracted).



But the most interesting thing I find is that the game, for all its meticulous details and totally overloaded menues, is not really realistic. For example, logistics don't really play a role. Fighting starts when you send your (oftentimes ridiculously large) armies into a province. Sliders move, a side wins, marches in, the province is painted. Yes, there are partisans and such, but the idea that by moving into a foreign country you "own" it hasn't worked for any invader anywhere, anytime.



See? All red.
Also, you don't need to plan offensives in this game. You order the an army of several millions to march into a swamp, and literally a minute later, they will move. I'm still waiting for a war game that tries to really show us how a war on the strategic level feels and not what many amateur leaders wanted it to feel (although, incidentally, this is how the Germans managed to loose two World Wars on the military side of things: an obcession with the idea that the map is the land, and that you can simply paint it).



Going down on the other end of the spectrum, we meet Call of Duty, a series of First-Person-Shooters set in the age of World War 2. As a disclaimer, I only played Call of Duty 5, but I'm told the others are very similar. Here you are one single soldier, shooting your way through hordes and hordes of enemies. The developers tried to give you the feeling that you are a cog in the machinery of war by letting stuff happen - soldiers running around, tanks driving and firing, explosions - but in the end, the nature of the genre makes it impossible for you not to shoot hordes of enemies and survive improbable stuff. It's an action game, after all.



Things tend to become easy when viewed over a rifle's sights.
But that means that the feeling is more Captain America than Saving Private Ryan. Although they are copying scenes from all the great war movies (often blatantly so), the set pieces don't really fall together. The games are also guilty of shamelessly unloading every war movie cliche and reinforcing popular cliches about World War II - Japanese soldiers as totally dishonorable, Russians as cold-blooded killers, and so on. If the Wehrmacht soldiers come around as the nice team while I'm playing Russians, something is going wrong. Seriously.



The last series takes the fighting to the tactical level. Company of Heroes is a Real-Time-Strategy game, allowing you to command squads of three to six soldiers and some vehicles on tightly confined battlefields, conveniently empty of civilians (something that Call of Duty does, too, even if there should be some). The fighting feels realistic, and the option to retreat units rather than to simply send them to the slaughter makes for an important gameplay aspect.



Depicted: Stuff happening
On the other hand, every feeling of immersion that the realistic and not at all glorious depiction of the actual combat could bring is destroyed by a lackluster voice acting and of course the almost unsulting campaign that comes with the game. In the campaign, you revisit all bad cliches about the Soviets in the war, while the game mechanics manage to mindlessly send literally endless waves of soldiers into machine guns to die - until you silence them. No one will ever stop sending those guys in otherwise. Mechanics like this are just so utterly stupid, they defy any resemblance of sense.



And the voice acting! Whoever wrote these lines must have played too much Command&Conquer. The Russian Penal Battailon, historically a unit for all those who dared to speak up or try to shirk that had to perform the most dangerous duties, greets you with such uplifting lines as "Do you need a suicide squad?" when clicked. Other troops display a similar detached sense of heroism in their comments that totally doesn't match the things going on.



Because nothing screams heroism like being burned alive.




I don't have a recipe for making a truly "realistic" World War II game. I seriously doubt that this is something anyone in their right mind wants anyway. But please, stop to distort the real events to match history to the tropes of video game storytelling. The Russians aren't the Orcs, and the Germans aren't the Alliance.

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2014/01/historical-accuracy-games-and-world-war.html

Weiterlesen

Die Redtube-Abmahnwelle im BR-Magazin Quer

So weit gingen die Anwälte noch nie: In den vergangen Tagen bekamen Zehntausende eine kostenpflichtige Abmahnung von einer Regensburger Anwaltskanzlei. Sie hatten angeblich urheberrechtlich geschützte Erotikfilmchen auf dem Porno-Portal Redtube abgespielt. Wohlgemerkt: nur abgespielt, nicht heruntergeladen. Rechteinhaber: quer mit Christoph Süß: Sehen was quer läuft!; Quelle: http://www. youtube.com/watch?feature=player_profilepage&v=NbyK0la24Dg; Lizenz: Standard-YouTube-Lizenz

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/01/4858/

Weiterlesen