Archivale des Monats – Juli 2013
Franz Xaver Gruber (1787–1863), Deutsche Landmesse, C-Dur (GWV deest) Erste Singstimme und Orgel; AES, Provenienz: Wagrain, o. Sign.
Im Frühjahr 2012 konnte in einem Salzburger Antiquariat ein Stoß von Kirchenmusik aus der Pfarre Wagrain für das Archiv der Erzdiözese erworben werden. Bei näherer Durchsicht stellte sich heraus, dass sich in diesem Stoß neben zahlreichen Kirchenmusikalien aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts drei Autographen von Franz Xaver Gruber (1787–1863), die dem Vernehmen nach aus dem Besitz von Joseph Mohr stammen sollen, und weitere Abschriften seiner Werke befanden, und demnach höchst interessantes Notenmaterial erworben worden war. Während zwei der autograph überlieferten Werke im Gruber-Werkverzeichnis bereits nachgewiesen sind, stellt die vorliegende Deutsche Landmesse einen Neufund dar.
Bei den Autographen Franz Xaver Grubers handelt es sich durchwegs um Stimmen. Es findet sich das Deutsche Requiem in F-Dur „Um unsre Freunde weinen wir“ (GWV[1] 49) von dem 2 Singstimmen und Orgel erhalten sind, die Deutsche Vesper in D-Dur „Kommt, ihr Christen! Gott zu preisen” (GWV 80), bei der zwei Singstimmen, Orgel und erstes Horn überliefert sind und eine Deutsche Landmesse in C-Dur “Vor deiner höchsten Majestät” für zwei Singstimmen, Orgel, von der sich eine Sopran- und die Orgelstimme erhalten haben und die im Werkverzeichnis bisher nicht verzeichnet ist. Alle diese Stimmen sind auf dem gleichen Papier geschrieben, was eine zeitlich nahe Entstehung wahrscheinlich macht.
Die Entstehungsdaten der Musikstücke sprechen nicht gegen die mündliche Überlieferung, Joseph Mohr sei der erste Besitzer dieser Abschriften Franz Xaver Grubers gewesen. Zumindest zwei der Stücke – das Deutsche Requiem ist vor 1835 entstanden, während das bisher bekannte Partiturautograph der deutschen Vesper (GWV 80) mit Februar 1843 datiert ist – sind nachweislich noch in der Lebenszeit Joseph Mohrs (1792–1848) komponiert worden und zeugen so von der Freundschaft der beiden.
(Eva Neumayr, RISM Arbeitsgruppe Salzburg)
[1] Thomas Hochradner, Franz Xaver Gruber (1787–1863). Thematisch-systematisches Verzeichnis der musikalischen Werke, Bad Reichenhall: Comes-Verlag, 1989. Alle Angaben beziehen sich auf dieses Verzeichnis, für das in der Folge das Kürzel „GWV“ verwendet wird.
Quelle: http://aes.hypotheses.org/204
Geisteswissenschaftler, wo sind Eure Antworten? Max Weber Stiftung und Gerda Henkel Stiftung eröffnen eine gemeinsame Internetreihe zur Zukunft der Geisteswissenschaften
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Der Gelbe Fluss
Die Bedeutung des Huanghe 黃河 (i. e. Gelber Fluss) für Kultur und Geschichte Chinas ist offensichtlich. Mit dem niedrigen Wasserstand dieses und anderer Flüsse wurde in der Tradition auch das Schicksal von Dynastien verbunden: “Als der Yi und der Luo austrockneten, gingen die Xia unter, als der He [i.e. der Huanghe, siehe dazu auch unten] austrocknete, gingen die Shang unter.”[1]
Im Gegensatz dazu wurde es äußerst positiv bewertet, wenn der Gelbe Fluss klar wurde [2]. Dies war nach der traditionellen Auffassung jedoch nur einmal in tausend Jahren der Fall (Huanghe qiannian yi qing 黃河千年一清). Der Ausdruck “wenn der Gelbe Fluss klar ist” (he qing 河清) bezeichnet daher eine überaus seltene Gelegenheit und wird auch in der Bedeutung “für eine unbestimmt lange Zeit” verwendet.
Der Name des Flusses leitet sich von den großen Mengen an Schwemmpartikeln her, die der Fluss vor allem während des Sommerhochwassers aus dem Lößplateau mit sich führt. Ein geflügeltes Wort spielt auf die großen Mengen Schlamm an: “Wer einmal in den Gelben Fluss gefallen ist [...] wird nie wieder sauber.”[3]
Ursprünglich nur als “(der) Fluss” (he 河) bezeichnet, erhielt er zur Zeit des Ersten Kaisers (221-210 v. Chr.) den Namen Deshui 德水 (d. i. “Tugendstrom”). Seit der Han-Dynastie wird er als Gelber Fluss (Huang He 黃河), aber auch als Großer Fluss (Da He 大河) bezeichnet.
Die Angaben zur Länge des Gelben Flusses variieren in der Literatur beträchtlich – zwischen 4800 und 5464 Kilometern.[4]
Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Fluss in den letzten zweieinhalb Jahrtausenden seinen Lauf wiederholt großräumig verlagerte.[5], was ihm spätestens im 19. Jahrhundert die Bezeichnung als “Kummer Chinas” oder auch “Chinas Sorge” beschert hat.[6]
Von den vielen “natürlichen” Verlagerungen abgesehen, hatten zumindest zweimal – 1642 und 1938 – kriegerische Ereignisse wesentlich zur Verlagerung des Unterlaufs beigetragen. Vor allem die Region zwischen Kaifeng 開封 und Zhengzhou 鄭州 war häufig von riesigen Überschwemmungen betroffen. Allein durch die Überschwemmungen des Frühjahrs 1938 sollen 12 Millionen Menschen zu Tode gekommen sein.[7]
- Zitiert nach Kai Vogelsang: Geschichte Chinas (Stuttgart 2012) 239.
- Wolfram Eberhard: Lexikon chinesischer Symbole. Die Bildsprache der Chinesen (München, 5. Aufl. 1996) 90 (“Fluss”).
- Vogelsang: Geschichte Chinas, 239
- Zu ersterem Wert vgl. etwa Wolfgang Franke (Hg.) China-Handbuch (1974) Sp. 518 (“Huang Ho (Gelber Fluss)”, J. Küchler), zu letzterem Brunhild Staiger, Stefan Friedrich, Hans-Wilm Schütte (Hg.) Das große China-Lexikon (2003), 240 f. (“Gelber Fluss”, Eduard B. Vermeer)
- Vgl. Iwo Amelung: Der Gelbe Fluß in Shandong, 6 (Karte und Tabelle zu den Verlagerungen des Unterlaufes) sowie Vogelsang: Geschichte Chinas, 240: “In den letzten 2000 Jahren ist der Huanghe rund 1600mal über die Ufer getreten, 26mal hat er seinen Kurs im Unterlauf gewechselt, wobei seine Mündung sich bisweilen um mehrere hundert Kilometer verlagerte.”
- Nach Herbert A. Giles: A Glossary of Reference on Subjects Connected with the Far East (Hongkong 1878) 24 (“China’s Sorrow”) hatte der Daoguang 道光-Kaiser (reg. 1821-1850) den Fluss so genannt.
- Die Zahl folgt Franke (Hg.) China-Handbuch, Sp. 499 (“Honan”, P. Trolliet).
Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/594
Musikkulturelle Bildung und Menschen mit Behinderung
Eva Krebber-Steinberger veranstaltete auf der Summer School ein Seminar zum Thema “Musikvermittlung, kulturelle musikalische Bildung und Menschen mit Behinderung im Kontext von Inklusion und Diversity”.
Hier ist die Präsentation der Veranstaltung:
Quelle: http://elm.hypotheses.org/280
Ein Desiderat: Die Kulturgeschichte der Rolltreppe
Baker, Nicholson: Rolltreppe oder die Herkunft der Dinge. Reinbek: rororo 13300, 1993.
Die zitierte Studie ist Open Access zugänglich:
Wolbring, Tobias/Bozoyan, Christiane/Langner, Dominik: Links gehen, rechts stehen! Ein Feldexperiment zur Durchsetzung informeller Normen auf Rolltreppen, in: Zeitschrift für Soziologie, 42.2013/3, S. 239-258.
http://www.zfs-online.org/index.php/zfs/article/view/3133/2671
Nachtrag: Zumindest eine Dissertation liegt zum Thema vor:
Mihm, Andrea: Die Rolltreppe. Kulturwissenschaftliche Studien zu einem mechanisch erschlossenen Zwischenraum. Dissertation an der Universität Marburg, 2005.
http://nbn-resolving.de/urn%3Anbn%3Ade%3Ahebis%3A04-z2007-00618
Und wieder ein Manifest
Jede Menge Wünschenswertes steht im Young Researchers in Digital Humanities: A Manifesto, das Anfang Juni 2013 beim internationalem Kolloqium “Research Conditions and Digital Humanities: What are the Prospects for the Next Generation?” am DHI in Paris entstanden ist. Wer den Inhalten folgt und sich unter dem vertraut anmutendem Slogan “Yes we digital!” wiederfindet, mag es per Kommentar daselbst zeichnen.
Zum Manifest und zum Hintergrund
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1935
Fundstücke
- In Russland wird gerade ein Gesetz verabschiedet, dass das Sprechen über russische Kriegsverbrechen unter Strafe stellt.
- 24 Fotos vom Bau des Empire State Building, die einem wirklich das Blut in den Adern gefrieren lassen.
- Detaillierte Auseinandersetzung mit den "Lesefähigkeitstests" die in den Südstaaten bis in die 1960er Voraussetzung zum Wählen waren und nun wiederkommen könnten, mit Beispielen. Das ist wirklich gruselig. (Englisch)
- Historay Today evaluiert zim 75jährigen "Jubiläum" die Schlacht an der Somme (Englisch).
Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2013/07/fundstucke_9.html
Guck mal, wer da bloggt 6! Blogs bei de.hypotheses.org
Unsere Plattform entwickelt sich weiter, neue Blogs kommen ständig dazu und deshalb gibt es immer etwas zu entdecken. Bevor wir hier ein paar “Frischlinge” des Bloggens vorstellen, kommen wir aber noch mal zu ein paar “alten Hasen”. Auf gehts in eine weitere Vorstellungsrunde…
Blogs, Blogs, Blogs
Hier veröffentlichen die Autorinnen und Autoren um das Redaktionsteam Anton F. Guhl, Malte Habscheidt und Telse Rüter aktuelle Forschungsergebnisse aus dem Netzwerk der Jungen Hamburger Geschichtswissenschaft. Seit 2009 besteht dieses epochen-, methoden- und regionenübergreifende Netzwerk von Doktorandinnen und Doktoranden am Historischen Seminar der Universität Hamburg. Das Blog wird jetzt seit eineinhalb Jahren betrieben, und die Qualität der Beiträge lässt sich auch daran ablesen, dass schon so mancher von ihnen von der Redaktion nicht nur für die Startseite unseres Portals, sondern auch für den Bilderdurchlauf ausgewählt wurde.
Ebenfalls seit 2009 lädt das Historische Seminar der Universität Münster einmal im Monat junge französische Kolleginnen und Kollegen dazu ein, im Rahmen eines französischsprachigen Vortrages ihre laufenden Projekte und Forschungsvorhaben vorzustellen und zu diskutieren. Im Blog wird über das Programm und die Gäste informiert. Außerdem werden ausführliche Zusammenfassungen der Beiträge in deutscher Sprache angeboten. Verantwortlich für das Konzept zeichnen Juniorprofessor Dr. Torsten Hiltmann und Professor Dr. Martin Kintzinger.
Jan Taubitz, Doktorand an der Universität Erfurt, kommentiert in seinem Blog aktuelle Ereignisse aus kulturhistorischer Perspektive. Auch er hat sich bereits mit einem Beitrag eine prominente Platzierung im Bilderdurchlauf unserer Startseite “erschrieben”. In “Destroy when done” ging es um die Auswirkungen von Open Access auf misstrauische Menschen. Dazu fällt uns vor allen Dingen eines ein: Gerne mehr, Herr Taubitz! Interessant ist auch der Titel seines Blogs bzw. die Mehrschichtigkeit der Metapher, die er in seinem Blog sehr schön beschreibt und die wohl auch Wiedererkennungspotential hat.
Seit gut einem Jahr bloggt Pascal Föhr zum Thema historische Quellenkritik im digitalen Zeitalter. Sein Arbeitsgebiet motiviert er selbst wie folgt: “Die äußere Historische Quellenkritik befindet sich in einer Umbruch- oder Erweiterungsphase: Die bisherigen Methoden fußen auf das Vorhandensein von physischen Materialien als Quelle. Mit Audio und Video hat die Geschichtswissenschaft immerhin schon über 100 Jahre Erfahrung, es sind aber immernoch verhältnismässig ‘neue’ Quellen. Das digitale Zeitalter stellt die Geschichtswissenschaft mit ihrer Quellenkrik vor neue Herausforderungen, denn die digitalen Informationen sind eben nicht mehr physisch fassbar, sondern sind ‘irgendwo’ gespeichert oder verlinkt und können jederzeit (unbemerkt) verändert, kopiert oder gelöscht werden.” In seiner Dissertation, die er mit seinem Blog begleitet, versucht er Antworten auf die Fragen nach dem Umgang mit und der Verwendung dieser Quellen zu finden.
“Geisteswissenschaft im Dialog will die Geisteswissenschaften ins Gespräch bringen – miteinander, mit den anderen Wissenschaften und mit der Öffentlichkeit.” Die prägnante Formulierung aus der Selbstbeschreibung des Blogs bringt das Anliegen des gemeinsamen Projektes der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland auf den Punkt. Zu den Podiumsdiskussionen mit Wissenschaftlern und Experten rund um Themen aus Wissenschaft, Kultur und Politik liefert das Blog Termine, Hintergrundmaterial und Berichte.
Siehe auch
Mareike König, Guck mal wer da bloggt! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 24.4.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/485
Mareike König, Guck mal wer da bloggt 2! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 11.6.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/527
Mareike König, Guck mal wer da bloggt 3! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 27.8.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/622
Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 4! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in Redaktionsblog, 22.10.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/732
Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 5! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 11.01.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/875
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