Podcast – Mahon Murphy: Prisoners of war from Tsingtao during the First World War: A Comparative Perspective

The historiography of the First World War has over the last few years quickly shifted beyond the confines of the fields of Flanders and the Somme. The ripples from the seismic change that the First World War enacted were instantly felt in countries beyond Europe’s borders. The participation of non-European countries, the economic and military mobilisation of the British and French Empires means that the war must be looked at from a global context. Internment in the First World War perfectly highlights this global phenomenon. Britain ran a global camp network that stretched from the Isle of Man, to South Africa, India, the Caribbean and Australia, while France transferred many of its prisoners of war to its possessions in North and West Africa. Neutral countries as far away from Europe as Chile even had internment camps. Japan housed around 4,800 Prisoners of War, taken after its successful siege of Tsingtao. This talk will offer a comparative perspective on the treatment of Germans in internment from 1914-1920. The “myth” of the good treatment of Prisoners of War in Japan is being challenged as more and more research into the camps is done. In contribution to this debate, the main question this talk will seek to address is how did prisoners from the colony of Tsingtao fare in comparison to their counterparts from the other German colonies?

Podcast

Mahon Murphy is a PhD candidate at the London School of Economics and Political Science under the supervision of Professor David Stevenson. His thesis concerns the establishment of prisoner of war and civilian internee camps to house internees from the former German colonies. In the course of his research Mahon has received a one year research grant from the DAAD and a Gerda Henkel/l’Historial Peronne Bourse. He is currently a visiting Research Fellow at the Freie Universität Berlin where he is participating in the 1914-1918-online.net online First World War encyclopaedia. His chapter on the cultural impact of First World War internment in Japan will be published early next year in an edited volume by Brill.

This posting first appeared on dijtokyo.org.

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1574

Weiterlesen

“Europäisch-amerikanische Wahrheiten sind nur partielle Wahrheiten”


Ein Plädoyer für die Überwindung alter Weltbilder in den Sozialwissenschaften

“Wie sieht die Welt eigentlich aus, wenn man sie von Bangladesch aus betrachtet?

Anders als in Berlin, so viel ist sicher.” Um Phänomene wie den Zusammenhang zwischen Wohlstand und Demokratie oder das Konzept des Föderalismus weltweit vergleichen zu können, müssen SozialwissenschaftlerInnen heute mit Methoden arbeiten, die disziplinäre sowie regionale Grenzen überwinden.

In Der Tagesspiegel plädiert Andreas Mehler, Direktor für Afrika-Studien am Hamburger GIGA German Institute for Global and Area Studies, für einen Blick über den Tellerrand und eine stärkere Forcierung der Vergleichenden Regionenforschung (Comparative Area Studies), die unter anderem auch die Perspektiven und Impulse des sogenannten globalen Südens, das heißt Afrika, Südasien und Lateinamerika, miteinbezieht.

Den vollständigen Artikel lesen Sie hier.

Quelle: http://trafo.hypotheses.org/955

Weiterlesen

Einführung in Semantic-Web-Technologien auf openHPI

Angesichts der großen Bedeutung semantischer Auszeichnungen von Online-Inhalten für die digitalen Geisteswissenschaften ist es zu begrüßen, dass das Hasso-Plattner-Institut einen frei zugänglichen “Massive Open Online Course” zum Thema “Knowledge Engineering with Semantic Web Technologies” anbietet. Die MOOC-Plattform openHPI wurde kürzlich einem Relaunch unterzogen, so dass die Nutzung noch komfortabler wird. Der in englischer Sprache angebotene Kurs umfasst u. a. Video-Vorträge, Lesematerialien, Verweise auf einschlägige Online-Informationen und Testaufgaben. Auch wenn Nicht-Informatiker von Teilen des Kurses vor beträchtliche Herausforderungen gestellt werden: Die Hinführung zur Materie erfolgt ziemlich anschaulich und anhand von diversen Online-Beispielen. Man muss sich einmalig registrieren, kann dann aber nach Belieben an Tests teilnehmen oder auch nicht. Selbst wenn man nur in ausgewählten Bereichen herumstöbert und Informationen zu einzelnen Themen auswertet, kann der Besuch sehr lohnend sein.

Das vom 26. Mai bis zum 15. Juli 2014 laufende Lernangebot ist erreichbar über die Kursübersicht auf openHPI.

Quelle: http://dhmuc.hypotheses.org/158

Weiterlesen

Fotograf_innen für das neue Studienportal “studium.org” gesucht!

Hinter den Kulissen schreitet die Entwicklung eines Informationsportals für Studieninteressierte, das die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)  gemeinsam mit dem Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) initiiert hat und dem sich weitere Fachgesellschaften anschließen werden, in großen Schritten voran. … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/6759

Weiterlesen

Valeska Huber – Re-Ordering the mind: International Education in the Middle East after The First World War

Valeska Huber talks about a region that was heavily affected by the Great War and was re-ordered in the aftermath. During her talk she explores distinct meaning of ordering the minds, namely:

1. Education and formation of elites in the Middle East.
2. The setting of international standards of comparability – finding expression in attempts to measure the mind or standardise admission to education or to unify degrees.
3. The creation of new mindsets aiming for instance at self-determination
4. The development of an international mind – to use a rather vague term of the period.

Valeska Huber, who joined the Deutsches Historisches Institut London in April 2011, studied history and political science at the London School of Economics and Political Science (LSE) and at the University of Cambridge. After undertaking archival research in Britain, France and Egypt she spent a year as Visiting Fellow at Harvard University working on her doctoral dissertation on the history of mobility and acceleration in the Suez Canal Region (1869-1914). Her main fields of interests are colonial and global history with a focus on the Middle East, the history of mobility and migration, as well as spatial approaches in history, particularly urban and maritime history. She is currently engaged in a research project on globalization and the export of education in the twentieth century.

Valeska Huber – Re-Ordering the mind: International Education in the Middle East after WWI from maxweberstiftung on Vimeo.

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1572

Weiterlesen

Ulrich Nieß, Social Media in der Historischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Zur Erarbeitung einer Web 2.0-Empfehlung für die Bundeskonferenz der Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag (BKK)

Das Video und die Präsentation des Kurzvortrags (4. April 2014, Offene Archive 2.1) sind jetzt online!

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/1709

Weiterlesen

Viertes TextGrid-Nutzertreffen: Anpassungen und Erweiterungen

Am 4. und 5. August 2014 wird an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg das vierte TextGrid-Nutzertreffen stattfinden. Der Themenschwerpunkt „Anpassungen und Erweiterungen“ verbindet dabei Erfahrungsberichte aus Projekten, die TextGrid nutzen, mit Workshops zur fortgeschrittenen Nutzung von TextGrid Laboratory und Repository. Die Veranstaltung richtet sich aber auch an Interessierte, die noch keine Erfahrung im Umgang mit der Forschungsumgebung TextGrid haben.

In Vorträgen und bei den Posterpräsentationen im Rahmen des TextGrid-Cafés werden die Projekte „SlaVaComp“, „Theodor Fontanes Notizbücher“ und „Blumenbach online“ vorgestellt. Eine einführende Schulung vermittelt im Vorfeld des Treffens die Grundlagen für die Arbeit mit der virtuellen Forschungsumgebung. In Workshops werden Anpassungen aus konkreten Projekten vorgestellt und in Übungen nachvollzogen. In einem Workshop wird gezeigt, wie XML-Datenbanken in TextGrid eingebunden werden können. Ein anderer demonstriert, wie mit XSLT synoptische Ansichten erzeugt werden können. Die Möglichkeit, mit Entwicklern von TextGrid direkt ins Gespräch zu kommen, rundet das Programm ab.

Eine Anmeldung ist erforderlich. Das entsprechende Formular und weitere Informationen finden sich auf der Webseite zum Nutzertreffen.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3556

Weiterlesen

Zur Aktenkunde der Emser Depesche

 

Einige Male wurde ich gefragt, ob das Bannerbild zu diesem Blog aus der Emser Depesche stamme. Das ist richtig. Genau gesagt: Es zeigt einen Ausschnitt des Kopfes der Entzifferung des telegrafischen Berichts Abekens aus Bad Ems.

Die Emser Depesche eignet sich gut, um den Erkenntnisgewinn einer aktenkundlichen Herangehensweise an die archivalischen Quellen zu demonstrieren. Dabei wird deutlich, wo die Unterschiede zu einer rein historisch-philologischen Textkritik liegen, die mit Texten und Textzeugen operiert, ohne die Natur von Aktenschriftstücken als Produkten von Verwaltungsprozessen zu berücksichtigen.

Walder (1972) ist die maßgebliche Edition der Depesche. Sie bietet einen zuverlässigen Text, zeugt aber auch von einer gewissen Ratlosigkeit im Umgang mit Überlieferungsverhältnissen, die aus aktenkundlicher Sicht eigentlich recht übersichtlich sind. Walder betrachtete Abekens Konzept des Telegramms und die Bismarck vorgelegte Entzifferung als unterschiedliche Dokumente und konnte auch die Ausfertigungen des Runderlasses mit dem redigierten Text begrifflich nicht treffend bezeichnen.

Walder (1972: 3) wollte “von der Depesche in den verschiedenen Stadien, die sie durchlaufen hat” jeweils “den genauen Text durch wortgetreuen Abdruck der erhaltenen Originale [...] geben”. Das ging soweit, das Originallayout im Drucksatz nachzubilden, andererseits aber Abkürzungen unaufgelöst zu lassen. Imitation also statt Edition, eine drucktechnische Variante der “paläographischen Abschrift” der klassischen Diplomatik. Zur an sich in der Tat gebotenen Differenzierung stellte Walder unglücklicherweise der “Emser Depesche” eine “Depesche aus Ems” gegenüber und perfektionierte damit die Verwirrung.

Die heute maßgebliche Quellensammlung zu den Ursprüngen des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71, Becker (2007: Nr. 854), übernimmt Walders Text, geht in der Fokussierung auf die Textgestalt aber noch weiter, indem die “Depesche aus Ems” der “Emser Depesche” im Paralleldruck gegenübergestellt wird – als wären es Original und interpolierte Verfälschung einer mittelalterlichen Urkunde in einem Diplomata-Band der MGH.

Einen Aktenvorgang, auch wenn er nur aus wenigen Stücken besteht, kann man in dieser Weise aber nicht aufbereiten, weil jedes einzelne Aktenschriftstück eben nicht bloß ein Textzeuge ist, sondern in seiner Materialität, mit unikalen Bearbeitungsspuren, eine räumlich und zeitlich definierte Momentaufnahme eines Entscheidungsprozesses markiert.

Dies zur Einleitung. Ich habe mir vorgenommen, an dieser Stelle in den nächsten Wochen fünf aktenkundliche Aspekte des als “Emser Depesche” bekannten Vorgangs zu behandeln:

  1. Der Überlieferungszusammenhang
  2. Abekens Telegramm I: Das Konzept
  3. Abekens Telegramm II: Die Entzifferung
  4. Bismarcks drei Teilrunderlasse
  5. Aktenkundliche Perspektiven

Der letzte Teil soll ein von Schäfer (2009: 98-101, 119) angemahntes Desiderat aufgreifen: Die Aktenkunde sollte sich, wie vor ihr schon die Urkundenlehre, stärker als umfassende Diplomatik begreifen, die “die Schriftlichkeit in Gerichtsbarkeit und Verwaltung sowie deren Produkte” zum Gegenstand hat. Hinzuzufügen ist die Regierungstätigkeit, die trotz Bürokratisierung keine Verwaltung im engeren Sinne ist. Das Telegramm in der Diplomatie ist dafür ein dankbares Demonstrationsobjekt.

Auf den Inhalt im Einzelnen und die historische Bedeutung der Emser Depesche muss hier wohl nicht eingegangen werden. Indem Bismarck den Bericht über die Begegnung Wilhelms I. mit dem französischen Botschafter in Bad Ems in einer redigierten Fassung verbreitete, provozierte er Frankreich zur Kriegserklärung. In wie weit Bismarck dies planvoll betrieb oder die Entwicklung ihn vor sich hertrieb, ist in der Forschung bis heute umstritten (monographisch zuletzt Wetzel 2005: 176 f.). Man könnte den Eindruck haben, es würden mi dt dieser Sachfrage in der Hand auch jahrzehntealte Gelehrtenfehden um Imperialismus und den Primat der Innenpolitik fortgesetzt. Der Wikipedia-Artikel hinkt der Forschung hinterher.

Ich arbeite seit einigen Wochen an diesem Thema, an dem ich einmal das ganze Instrumentarium der Aktenkunde demonstrieren möchte. Es ist zwar für die Depesche nicht relevant, aber ein schöner Zufall, dass das Landesarchiv Baden-Württemberg jetzt eine wichtige, von Becker (2007) schon ausgewertete Parallelüberlieferung zu den Akten des Auswärtigen Amts zur spanischen Thronfolge digitalisiert und online gestellt hat (über Archivalia).

Ich bin froher Hoffnung, etwa wöchentlich bloggen zu können … Demnächst also mehr: gleiche Stelle, gleiche Welle.

Literatur

Becker, Josef 2007. Bismarcks spanische “Diversion” 1870 und der preußisch-deutsche Reichsgründungskrieg: Quellen zur Vor- und Nachgeschichte der Hohenzollern-Kandidatur für den Thron in Madrid 1866-1932. Bd. 3: Spanische “Diversion”, “Emser Depesche” und Reichsgründungslegende bis zum Ende der Weimarer Republik: 12. Juli 1870-1. September 1932. Paderborn. (Eingeschränkte Vorschau bei Amazon. Wer sich einloggt und nach Nr. 854 sucht, kann den gesamten Editionstext der Depesche lesen.)

Schäfer, Udo 2009. Amtliche Aktenkunde der Neuzeit: Records Management des 21. Jahrhunderts. Zur Schnittmenge zweier Disziplinen. In: Uhde, Karsten Hg. 2009. Quellenarbeit und Schriftgutverwaltung – Historische Hilfswissenschaften im Kontext archivischer Aufgaben. Veröffentlichungen der Archivschule Marburg 48. Marburg. S. 89-128.

Wetzel, David. 2005. Duell der Giganten: Bismarck, Napoleon III. und die Ursachen des Deutsch-Französischen Krieges 1870-71. Paderborn.

Walder, Ernst Hg. 1972. Die Emser Depesche. Quellen zur neueren Geschichte 27-29. 2. Auflage. Bern.

 

 

 

Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/181

Weiterlesen

Russische Pfadfinder im Nachkriegsdeutschland

DP Scouting Archive 1gDie Bayerische Staatsbibliothek konnte im vergangenen Jahr eine Sammlung zur Geschichte der exilrussischen Pfadfinderbewegung in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg erwerben. Die gedruckten sowie handschriftlichen Materialien dokumentieren die Bemühungen um den Aufbau und die ideologische Ausrichtung der Pfadfinderorganisation „Organizacija rossijskich junych razvedčikov“ (ORJuR) in den ersten Jahren nach ihrer Gründung im Jahr 1945.

Der 30. April 1909, an dem das erste Pfadfinderfeuer im Schlosspark von Pavlovsk bei Sankt Petersburg entzündet wurde, gilt als das Gründungsdatum der russischen Pfadfinderbewegung. Der in den Folgejahren mit wohlwollendem Interesse des Zaren Nikolaus II. begleitete Aufbau kam in den Wirren der Oktoberrevolution und des Bürgerkriegs vorläufig zum Erliegen. Anfang der 20er Jahre wurden in der Sowjetunion im Zuge der Machtmonopolisierung die Pfadfinder verboten und durch die von der Kommunistischen Partei kontrollierte Pionierorganisation – die gleichwohl eine ganze Reihe Pfadfinderelemente übernahm – ersetzt. Während die Pfadfinderbewegung in der UdSSR bis Ende der 20er Jahre mit brutalen Mitteln weitgehend zerschlagen wurde und – bis auf einige wenige illegale Gruppen – praktisch aufgehört hat zu existieren, lebte sie in den Zentren der Russischen Emigration in West- und Südosteuropa, China und Amerika weiter. Einen weiteren empfindlichen Einschnitt für die europäischen Pfadfinder brachten der deutsche Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg mit sich. Die Gleichschaltung des öffentlichen Lebens im Dritten Reich und seiner Einflusssphäre zwang auch die exilrussischen Pfadfindergruppen zur Auflösung oder zum Gang in den Untergrund. Für sie markierte das Kriegsende de facto einen Neuanfang, in Russland selbst ließ dieser dann allerdings noch bis in das Jahr 1990 auf sich warten.DP Scouting Archive 1d

Die Sammlung füllt eine in etwa schuhkartongroße Schachtel aus und beinhaltet verschiedene Zeitschriften, Rundbriefe, Formulare und Handreichungen für Pfadfinderanführer etc., die vorwiegend in den DP-Lagern in der Region München sowie dem Lager Mönchehof bei Kassel gedruckt wurden. Außerdem sind diverse handschriftliche Notizen und Aufzeichnungen sowie Korrespondenz von Irina Vasil’evna Brunst und ihrem späteren Ehemann Andrej Korolenko mit anderen Aktivisten der Organisation enthalten.

Die sehr seltenen bzw. unikalen Materialien der Jahre 1945-1951 werden im Nachlassreferat der Abteilung für Handschriften und Alte Drucke unter der Signatur Fasc.germ. 307 aufbewahrt. Alle Zeitschriftentitel aus dem Bestand wurden katalogisiert und sind in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen. Sie können separat durch die Eingabe der Nachlasssignatur Fasc.germ. 307 im OPAC der BSB abgerufen werden.

Eine Beschreibung der ganzen Sammlung erhalten Sie hier.

Filip Hlušička

 

DP Scouting Archive 1b DP Scouting Archive 1f

Quelle: http://ostbib.hypotheses.org/135

Weiterlesen

Petition: Kein Verkauf von kommunalem Archivgut in NRW!

Wer uns in der Causa Stralsund unterstützt hat, wird gebeten, jetzt auch die von Thomas Wolf initiierte Petition “Kein Verkauf von kommunalem Archivgut in NRW!” zu unterschreiben:

https://www.openpetition.de/petition/online/kein-verkauf-von-kommunalem-archivgut-in-nrw

Die Facebook-Seite zur Petition:
https://www.facebook.com/keinverkaufkommunalesarchivgutnrw

“Zurzeit erfolgt im Landtag des Landes Nordrhein-Westfalen die Überprüfung des Archivgesetzes NRW auf dessen Praxistauglichkeit. In § 10 Abs 5 Satz 2 des aktuellen Entwurfs (s. u.) gilt die Unveräußerlichkeit für Archivgut bei Kommunen nur für Verwaltungsunterlagen.
Stadtarchive und Kreisarchive in Nordrhein-Westfalen verwahren nicht nur Unterlagen amtlicher Herkunft, die aus den behördlichen Registraturen stammen, sondern auch vielfältiges Sammlungsgut wie beispielsweise Nachlässe bedeutender Persönlichkeiten. Nach dem jetzt gültigen Archivgesetz ist dieses Sammlungsgut nicht unveräußerlich, darf also verkauft werden. Das soll nach dem Entwurf der Gesetzesüberarbeitung so bleiben. Damit sind wir nicht einverstanden. Auch kommunales Archivgut muss unveräußerlich sein!

Begründung:
Aus archivfachlicher Sicht ist diese Bestimmung abzulehnen, wonach nichtstaatliches Archivgut nur dann unveräußerlich ist, wenn es sich um zu Archivgut umgewidmete Unterlagen aus dem Verwaltungshandeln der Träger der (kommunalen) Selbstverwaltung, von deren Verbänden sowie von kommunalen Stiftungen handelt. Die Norm gilt über eine Verweisung im Gesetz auch für sonstige öffentliche Archive, also insbesondere die Universitätsarchive, obwohl davon ausgegangen werden kann, dass sowohl Archivträger als auch Archivar/innen dieser Archive an potentiellen Verkäufen kein Interesse haben.

Wie der erfolgreiche Protest gegen die Verkäufe aus der Gymnasialbibliothek Stralsund 2012 gezeigt hat, besteht ein großer Konsens, kommunale Kulturgüter, also auch archivisch ordnungsgemäß bewertetes Sammlungsgut, als unveräußerlich anzusehen. Bei der Veräußerung ist vor allem an Verkäufe zu denken, die in der Regel das betroffene Kulturgut seiner öffentlichen Zugänglichkeit entziehen und im Fall von Sammlungen durch Zerstückelung als Geschichtsquelle vernichten. Der Schutz der Landesverfassung für die Denkmäler der Geschichte und der Kultur muss auch für Archivgut gewährleistet sein.

Die Bestimmung hat in den vergangenen fünf Jahren keinerlei praktische Konsequenzen gehabt, sondern läuft ins Leere. Es ist im Gegenteil inkonsequent und birgt das Risiko einer ständigen Rechtsunsicherheit, wenn archivwürdige Unterlagen nichtamtlicher Provenienz, die für die nichtstaatliche Überlieferungsbildung von höchster Bedeutung sind, vom Gesetzgeber mit einem niedrigeren Schutz ausgestattet sind als das übrige Archivgut. Es geht hier ja um Archivgut, das den nichtstaatlichen Archiven aus privater Hand anvertraut wird (z. B. Nachlässe lokal und regional bedeutender Kulturschaffender oder Politiker/innen, Unterlagen von Unternehmen) oder sich seit langem im Archiv befindet (z. B. historische Bibliotheken, Fotosammlungen). Dieses muss genauso so gut geschützt werden wie das amtliche Archivgut. Es ist zudem nicht gesetzeslogisch, zwischen unveräußerlichem nichtamtlichem Archivgut in staatlichen Archiven einerseits und veräußerlichem nichtamtlichem Archivgut in nichtstaatlichenArchiven andererseits zu unterscheiden.

Von den Archivar/innen wird die Bestimmung einhellig abgelehnt, während Verbände der kommunalen Archivträger an ihr festhalten wollen. In den anderen Bundesländern ist Archivgut generell unveräußerlich, ohne dass die kommunalen Träger Einwände dagegen vorbringen. Daher fordern wir: Um das Kulturgut des Landes wirksam zu schützen, muss § 10 Absatz 5 Satz 2 im Landesarchivgesetz ersatzlos gestrichen werden.

Links:
Landtagsdebatte über einen Antrag der Piratenfraktion zur Evaluierung des Archivgesetzes: http://www.youtube.com/watch?v=ok28El2Iq2I .
Sitzungsniederschrift der Debatte: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMP16-51.html#_Toc380942657 .
Entwurf des Archivgesetzes: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD16-5774.pdf
Einbringungsrede zum Entwurf des Archivgesetzes (Anlage 6 zu TOP 23): http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMP16-58.html#_Toc388036353

Zur Gesetzgebung siehe auch http://archiv.twoday.net/search?q=sammlungsgut+nrw

Aktuelles zum Stand der Petition und zum Gesetzgebungsverfahren: http://www.facebook.com/keinverkaufkommunalesarchivgutnrw

Im Namen aller Unterzeichner/innen.

Siegen, 26.05.2014 (aktiv bis 25.11.2014)”

Siehe auch:

Klaus Graf, Lehren aus der Causa Stralsund: Mehr Schutz für historische Bestände, in: Weblog Kulturgut, 15. 5. 2013, http://kulturgut.hypotheses.org/204.
Der Text erschien zuerst in LIBREAS: Klaus Graf: Lehren aus der Causa Stralsund: Mehr Schutz für historische Bestände. In: LIBREAS.Library Ideas, Jg. 9, Heft 1 /Heft 22 (2013)
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:11-100208891 (PDF).

Quelle: http://kulturgut.hypotheses.org/397

Weiterlesen