Vortrag von Dominik Geppert und Thomas Weber: „Militärische und geistige Mobilisierung an den Universitäten Bonn und Oxford“, 23.9., 15.30 Uhr

Die Referenten vergleichen die Studentenschaft und den Lehrkörper der Bonner und Oxforder Universität, was dem Thema eine intergenerationelle und eine internationale Perspektive gibt. Sie stellen die These auf, dass gerade im Bildungsbürgertum die Begeisterung für den Krieg in beiden Universitätsstädten besonders enthusiastisch war. Diese belegen sie mit der Anzahl der freiwilligen Kriegsdienstleister, die bei beiden Universitäten über die Hälfte der Studentenschaft ausmacht. Danach folgt eine Betrachtung der Studentenschaften und Professoren der beiden Universitäten, die die Gründe für einen Vergleich nahelegen. Zunächst wird festgestellt, dass es Unterschiede in der Sozialisation der deutschen und britischen Studenten gibt, jedoch die Gemeinsamkeiten den Ausgangspunkt des Vergleiches bieten. Neben der Universität verband die Städte, dass sie eher klein waren und eine ähnliche Studentenzahl hatten. Aber auch die Rolle der Universität als Ausbildungsstätte der Hohenzollern und die Universität Oxford als „finishing school des britischen Establishments“ verbinden sie. Der Blick wird anschließend auf die Sozialisation der Studenten- und Professorenschaft gelegt. Dabei lassen sich grundlegende Gemeinsamkeiten feststellen: Vor allem das Verständnis der Professoren als “objektive Wissenschaftler”, jedoch auch die Ambivalenz zwischen der nationalbejahende Haltung einerseits und der internationalen Kooperation der Gelehrten und Studenten andererseits, wird betont. Hierbei nehmen beide Referenten Bezug auf den Vortrag von Jay Winter, der auch die Internationalität der Wissenschaft thematisierte.

Zum Schluss stellen beide Referenten die Frage, was Studenten dazu motiviert hat, freiwillig in den Krieg zu gehen. Geppert und Weber sehen die Rolle des Nationalismus und Militarismus nur als geringfügig ausschlaggebend an. Das Pflichtgefühl, das aus der Sicht der Zeitgenossen zu Unrecht angegriffene Vaterland zu verteidigen, betrachten sie hingegen als bedeutenderen Auslöser. Auch der Gruppenzwang spiele eine Rolle unter Studenten, denn „keiner will hinter dem anderen zurückbleiben“. Die Rolle der Professoren während des Kriegs wird ebenfalls von den Referenten abschließend bewertet: Insgesamt sind die Aktivitäten der Professoren als Impuls zu sehen, selbst etwas für den Krieg und das Vaterland beizutragen.

Quelle: http://1914lvr.hypotheses.org/349

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Vortrag von Dominik Geppert und Thomas Weber: „Militärische und geistige Mobilisierung an den Universitäten Bonn und Oxford“, 23.9., 15.30 Uhr

Die Referenten vergleichen die Studentenschaft und den Lehrkörper der Bonner und Oxforder Universität, was dem Thema eine intergenerationelle und eine internationale Perspektive gibt. Sie stellen die These auf, dass gerade im Bildungsbürgertum die Begeisterung für den Krieg in beiden Universitätsstädten besonders enthusiastisch war. Diese belegen sie mit der Anzahl der freiwilligen Kriegsdienstleister, die bei beiden Universitäten über die Hälfte der Studentenschaft ausmacht. Danach folgt eine Betrachtung der Studentenschaften und Professoren der beiden Universitäten, die die Gründe für einen Vergleich nahelegen. Zunächst wird festgestellt, dass es Unterschiede in der Sozialisation der deutschen und britischen Studenten gibt, jedoch die Gemeinsamkeiten den Ausgangspunkt des Vergleiches bieten. Neben der Universität verband die Städte, dass sie eher klein waren und eine ähnliche Studentenzahl hatten. Aber auch die Rolle der Universität als Ausbildungsstätte der Hohenzollern und die Universität Oxford als „finishing school des britischen Establishments“ verbinden sie. Der Blick wird anschließend auf die Sozialisation der Studenten- und Professorenschaft gelegt. Dabei lassen sich grundlegende Gemeinsamkeiten feststellen: Vor allem das Verständnis der Professoren als “objektive Wissenschaftler”, jedoch auch die Ambivalenz zwischen der nationalbejahende Haltung einerseits und der internationalen Kooperation der Gelehrten und Studenten andererseits, wird betont. Hierbei nehmen beide Referenten Bezug auf den Vortrag von Jay Winter, der auch die Internationalität der Wissenschaft thematisierte.

Zum Schluss stellen beide Referenten die Frage, was Studenten dazu motiviert hat, freiwillig in den Krieg zu gehen. Geppert und Weber sehen die Rolle des Nationalismus und Militarismus nur als geringfügig ausschlaggebend an. Das Pflichtgefühl, das aus der Sicht der Zeitgenossen zu Unrecht angegriffene Vaterland zu verteidigen, betrachten sie hingegen als bedeutenderen Auslöser. Auch der Gruppenzwang spiele eine Rolle unter Studenten, denn „keiner will hinter dem anderen zurückbleiben“. Die Rolle der Professoren während des Kriegs wird ebenfalls von den Referenten abschließend bewertet: Insgesamt sind die Aktivitäten der Professoren als Impuls zu sehen, selbst etwas für den Krieg und das Vaterland beizutragen.

Quelle: http://1914lvr.hypotheses.org/349

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Die Zeit in der wir leben (hier: Massendigitalisierung)

Die Bayerische Staatsbibliothek, die ich für ihre Vorreiterrolle in der Digitalisierung sehr, sehr schätze, bringt uns einen Druck von 1752 als digitales Faksimile (PDF-Download).

Digitale Bibliothek OPAC Europeana
Die Thorheit ein übler Rathgeber : vorgestellt durch ein Sing-Spiel von dem Seminario S. Francisci Xaverii zu Ingolstatt in dem Hornung 1752 ; [Periocha]Verlagsort: Ingolstadt | Erscheinungsjahr: 1752Signatur: Bavar. 4025,IV,121/181#Cah.160Permalink: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10382505-5 Titel: Die Thorheit ein übler Rathgeber :
Untertitel: vorgestellt durch ein Sing-Spiel von dem Seminario S. Francisci Xaverii zu Ingolstatt in dem Hornung 1752 : [Periocha]
Ort: Ingolstadt
Erscheinungsjahr: 1752
BSB-ID: 1132493
B3Kat-ID: BV001705279
Signatur: Bavar. 4025,IV,121/181#Cah.160
Signatur: Film R 710-50
Signatur: Film R 710-47
Nebentitel: ¬Die Torheit ein übler Rathgeber
Normnummer: VD18 14741881-001
Standortsignatur: Film R 710-50
Standortsignatur: Bavar. 4025,IV,121/181
Standortsignatur: Film R 710-47
OCLC-Nr.: 165924923
Medienart: Online-Ressource
Medienart: Computerdatei
Medienart: Monographie
Medienart: Druckschrift
Die Thorheit ein übler Rathgeber : vorgestellt durch ein Sing-Spiel von dem Seminario S. Francisci Xaverii zu Ingolstatt in dem Hornung 1752 ; [Periocha]Alternative Title: Die Torheit ein übler Rathgeber
Date: 1752
Date of creation: 1752
Type: Druck
Identifier: bvb-id : BV001705279; oclc : 165924923; urn : urn:nbn:de:bvb:12-bsb10382505-5; vd18 : VD18 14741881-001
Relation: Signatur: Bavar. 4025,IV,121/181#Cah.160
Language: mul
Publisher: Ingolstadt
Data provider: Bayerische Staatsbibliothek
Provider: Bayerische Staatsbibliothek
Providing country: Germany
Auto-generated tags
When
Period Term: http://semium.org/time/17xx_3_quarter
Period Label: [3e quart 18e siècle] (fr); [3 quarter of the 18th century] (en); [3-я четверть 18-го века] (ru)
Period Term: http://semium.org/time/1752
Period Label: [1752] (def)

Das Werk wird durch 16 digitale Abbildungen repräsentiert. Reihenfolge: von oben links (#1) nach unten rechts (#16). Sammelbild in Originalgröße verlinkt.

BSB_VD18_14741881-001_klein

Eigentümerin der Vorlage: Bayerische Staatsbibliothek

 

Natürlich hat das seine eigene Ästhetik und ist irgendwie auch Kunst. Insofern erfreut es mich. Als Digitalisat und Grundlage wissenschaftlicher Nutzungen macht es mich eher ratlos. Ich bitte um Kommentare.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2309

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Spex zu Prism/NSA et al.

Durchaus lesenswert, Michael Seemanns für die Spex verfasster Beitrag Das neue Spiel: Prism vs. Kontrollverlust. Zwei Passagen daraus:

Es kann in diesem Spiel nicht mehr darum gehen, Leute davon abzuhalten, Daten zu sammeln. Es muss darum gehen, den Geheimdiensten kein Monopol auf Daten zu gewähren. Ihre eigenen klandestinen Strukturen, die Deutungsmacht über die Realität, der Informationsvorsprung gegenüber der Restgesellschaft sind der Stoff, aus dem die Dienste ihre Macht beziehen. Ihre Macht zu brechen, heißt, sie ins Licht zu zerren, ihre Datenbanken zu öffnen und allen Zugang zu gewähren. Sie haben viel zu verlieren.

Eine globale Regierungselite hat sich zusammengetan, um gegenseitig ihre Bevölkerungen auszuspähen und die Daten dann auszutauschen. Wir – die Weltöffentlichkeit – können den Regierungen in dieser Frage nicht vertrauen. Es kann deswegen nicht darum gehen, die Geheimdienste unter eine vermeintlich bessere Kontrolle zu bekommen. Ziel des neuen Spiels muss die restlose Transparentmachung und schließliche Abschaffung aller geheimdienstlichen Aktivitäten sein.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/498216554/

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Die französische Nationalbibliothek – Teil 2: Literatursuche und Konsultation der Dokumente

Im ersten Beitrag zur französischen Nationalbibliothek wurden die Bestände und die Abteilungen der BnF vorgestellt. In diesem Teil werden die Kataloge der BnF präsentiert und einige Hinweise zur Benutzung der BnF-Ressourcen gegeben. 1) Die Kataloge der BnF Die Anzahl der … Continue reading

Quelle: http://francofil.hypotheses.org/479

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Workshop “Das materielle Objekt in der digitalen Welt”

Der zweite Workshop des Berliner Einstein-Zirkels Digital Humanities findet am 11. Oktober 2013 im Grimm-Zentrum der HU Berlin statt.

Unter der Überschrift Das materielle Objekt in der digitalen Welt wird es diesmal vorwiegend um den Umgang mit Artefakten gehen. Vertreterinnen und Vertreter u.a. aus der Archäologie, Informatik, Museologie und den Bibliothekswissenschaften werden dabei aus ihrer Disziplin berichten.

Weitere Informationen stehen unter: http://dhzirkel.tge-adonis.fr/archive/166

Termin: 11.10.2013, 14:00-19:30 Uhr
Ort: Jakob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Auditorium, Geschwister-Scholl-Str. 3, D-10117 Berlin

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2306

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“ZeitenWelten”. Zur Verschränkung von Weltdeutung und Zeitwahrnehmung im frühen und hohen Mittelalter. Ein Zwischenbericht

“Schichten” – das ist wohl das wichtigste Stichwort unter dem sich die ersten Teilergebnisse des DFG-geförderten Netzwerks “ZeitenWelten” zusammenfassen lassen: in Zeitschichten, die sich an- und überlagern, aufbrechen und gegeneinander verschieben lassen sich Zeitwahrnehmung und -konzeptualisierung des frühen und hohen Mittelalters am besten beschreiben.
Das interdisziplinäre Netzwerk, das seit 2012 besteht, erforscht das Verhältnis von Zeitwahrnehmung und Weltverständnis zwischen dem 6. und 13. Jahrhundert. Auf fünf Arbeitstreffen und einer großen Abschlusstagung im Frühjahr 2015 werden in elf Teilprojekten sowie im Gespräch mit zahlreichen Gästen aus Geschichte, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaften Zeittheorien und -praktiken, Zeitdarstellung, temporale Qualitäten von Raum u.v.m. untersucht.
Gestartet ist das Netzwerk mit der Vorannahme, dass Zeit und Zeitwahrnehmung immer soziale bzw. kulturelle Konstrukte sind, die sich im Zusammenspiel mit theologischen, ästhetischen oder auch ökonomischen Vorstellungen von “Welt”, “Realität” und “Wahrheit” verändern. Die bisherigen Arbeitstreffen haben gezeigt, dass gerade diese Viel-schichtigkeit “Zeit” zu einem Thema für intellektuell anregende Gespräche macht, die sich zu methodischen und theoretischen Grundsatzdiskussionen erweitern.

Nach bisher drei Arbeitstreffen ist es Zeit für eine Zwischenbilanz:
In kritischer Auseinandersetzung mit den Zeitkonzepten Reinhard Kosellecks haben wir einen gemeinsamen Analyserahmen geschaffen, der insgesamt von einer größeren Dynamik mittelalterlicher Zeitvorstellungen ausgeht.
So trägt zum Beispiel die Logik der Heilsgeschichte zur Konzeption von “Zeit in Bewegung” bei: die hermeneutische Auslegung der Bibel führt einerseits zu einem linearen andererseits zu einem zyklischen Zeitverständnis. Aus der Feststellung der zeitlichen Dialektik entwickeln sich Fragen zum Umgang mit Veränderungsdynamiken im Rahmen eschatologischer Zeitkonzepte und mit Widersprüchlichkeiten innerhalb von Zeitkonzeptionen. So interpretiert Richard Corradini (Wien) das “Zeitbuch” des Walahfrid Strabo als Reaktion auf eine Krisenzeit, in der die präsentierten unterschiedlichen und konkurrierenden Zeitstrukturen und -konzepte als variable Alternativmodelle im Sinne von “Langzeitperspektiven und Nachhaltigkeitskonzepten” entworfen werden. Inhaltlich bietet das Zeitbuch “Zeit” in drei verschiedenen Schichten dar: die instabile menschliche Geschichte, die zyklische Zeit Gottes auf Erden und die göttliche Zeit im Zeichen der Gestirne. Aus seinem zeitgenössischen Kontext bietet es in langfristigen Perspektiven intellektuelle Lösungen für den Umgang mit den politischen
Konflikten und Umbrüchen der eigenen Zeit.
Analoge Mehrschichtigkeit lässt Miriam Czock (Essen) zufolge auch in der frühmittelalterlichen Bibelexegese aufzeigen. So offenbaren sich in der “Unberechenbarkeit der berechenbaren Zukunft” zwei Facetten von “kommender Zeit”: zum einen ist die Zukunft das Ergebnis einer linearen Entwicklung, das zurückwirkt auf die Bedingungen des gegenwärtigen Lebens. Zum anderen gibt es das Konzept einer “geoffenbarten Zukunft”, die mit Gegenwart und Vergangenheit verschmilzt. Diese „breite Gegenwart“ (Gumbrecht) der karolingischen Zeit bezieht nicht nur die Vergangenheit in die Gegenwart mit ein, sondern auch die Zukunft, die, obwohl geoffenbart, als offen, gestalt- und planbar verstanden wird. In der Bibelexegese zeigt sich zudem, dass die lineare Zeit zwischen Schöpfung und Jüngstem Gericht als sehr dynamisch gefasst werden kann in ihrer jeweils unmittelbaren Verbindung zu Gott. In ihrer prinzipiell chronologischen Ordnung wird die Zeit der Exegese damit mitunter zyklisch und kann zerdehnt und gestaucht werden. Auch die Gäste des Netzwerks Sumi Shimahara (Paris) und Felicitas Schmieder (Hagen) konnten in ihren Beiträgen die Dynamik der Zeit im Verhältnis zur Ewigkeit in der karolingischen Exegese respektive die “Offenheit” der planbaren Zukunft in der frühmittelalterlichen Apokalyptik feststellen und damit die Ergebnisse der Teilprojekte ergänzen und bestätigen.

Die “Praxen der Zeitlichkeit” können anhand von liturgischen, historiographischen und Memorial- und Rechtsquellen sowie der Frage nach der Logik der Tageseinteilung durch (Gebets)Stunden erschlossen werden. Bestimmte temporale Praktiken lassen sich spezifischen Nutzungskontexten zuordnen, wobei der Umgang mit institutionellen oder theologischen Vorgaben pragmatische ist und Zeitordnungen auch zu Gunsten politischer oder ökonomischer Vorteile verschoben werden können.
In ihrer Analyse der zeitlichen Dimensionen der liturgischen Quellen aus Halberstadt kann Patrizia Carmassi (Göttingen/Wolfenbüttel) drei Aspekte voneinander unterscheiden: die Reflexion über Zeit in heilsgeschichtlicher Perspektive unter Berücksichtigung ihrer Rolle im sakramentalen Geschehen, die Ordnung und Gestaltung der kirchlichen Zeit durch den liturgischen Kalender in synchronischer und diachronischer Perspektive (z. B. durch die Einführung neuer Feste) sowie die Bedeutung der Zeit im Spannungsfeld zwischen liturgischer Kontinuität und Liturgiereform. Diese drei Punkte spielen auch in der Königsabtei St.-Denis im 12. Jahrhundert eine bedeutende Rolle, die im Projekt von Anja Rathmann-Lutz (Basel) untersucht wird. Für die Frage ob und inwiefern sich die Zeitregime der „monastischen Zeit” und der “höfischen Zeit” unterscheiden eignet sich die Multifunktionalität von St.-Denis als kontemplativer Ort, als königliche Grablege und caput regni sowie als Pilgerstätte in besonderer Weise. Mindestens fünf Modi der Zeitorganisation und -repräsentation, die sich wiederum in unterschiedlicher Weise überlagern, können hier idealtypisch beschrieben werden: Die heilige/biblische Zeit und die historische Zeit sind zwar beide vergangen, aber liturgisch aktualisierbar. Die liturgische Zeit ist präsent und momentan und hängt eng zusammen mit der somatischen Zeit, die körperlich und subjektiv messbar ist. Über diesen Zeitebenen liegt dabei die eschatologische Zeit. Vergleicht man die Repräsentation von Zeit im klösterlichen und im höfischen Milieu, zeigen sich zwei gegensätzliche, ideologisch gerahmte Zeitregime: der stabilitas des Klosters steht der durch körperliche Präsenz, kontinuierliche Bewegung und hohe Geschwindigkeit gekennzeichnete, in Historiographie und höfischer Literatur idealisierte Alltag des Hofes gegenüber.
Aus den verschiedenen Techniken bei der Organisation der Namenlisten in libri memoriales aus dem 9. Jahrhundert ergeben sich in den Untersuchungen von Eva Maria Butz (Dortmund) jeweils ganz unterschiedliche Verknüpfungen zwischen den Zeitebenen. So werden im Salzburger Zeugnis Personen der Heilsgeschichte (Patriarchen, Propheten und Apostel), noch lebende Gönner und Vorsteher (Bischöfe, Abt, regionaler Adel, karolingische Könige) und die verbrüderten Verstorbenen, nach ordines gestaffelt, vergegenwärtigt. Andernorts (St. Gallen) hingegen wird gar nicht zwischen Lebenden und Toten unterschieden. Alle Bücher jedoch werden als das irdische Gegenstück zum himmlischen liber vitae gesehen und sind ausnahmslos auf das Jüngste Gericht hin konzipiert. Auswahl und Anordnung der Namenslisten steht in der Regel im Dienste der Sinnstiftung und Legitimation der eigenen Gegenwart. Durch erkennbare Rasuren in einigen Nekrologen (Remiremont) wird deutlich, dass mit der fortschreitenden gegenwärtigen Zeit die Namen ständig umgruppiert wurden und damit eine Neujustierung von Vergangenheit stattfand.
Ebenfalls um Legitimation und Legitimität ging es im Workshop von Andreas Thier (Zürich). Es wurde deutlich, dass in der Lex Baiuvariorum und im Sachsenspiegel durch die Einschreibung rechtlicher Normativität in zeitliche und historische Entwicklungslogiken eine Verbindung des Rechts mit dem göttlichen Heilsplan erreicht wurde, die das sich ständig verändernde Recht legitimierte.
Soziale und ökonomische Einflussnahme auf Zeitordnungen zeigt sich in der von Michael Oberweis (Mainz) untersuchten “Nonverschiebung” bei der aus der “hora nona” im Lauf des 11. -13. Jahrhunderts “high noon” wurde. Sieht man mit Oberweis diesen Vorgang im Zusammenhang mit einer Ausweitung der Sonntagsruhe in der Zeit der Gottesfriedensbewegung so zeigt sich, dass in dieser Einflussnahme zugleich eine Kontrolle der Gesellschaft durch die Zeit liegen kann.

Als nächstes wird das Netzwerk über die räumlichen und bildlichen Dimensionen des Zeitlichen debattieren. Außerdem wird zu fragen sein, auf welche Weise die offenbar gleichzeitig präsenten unterschiedlichen Zeitschichten jeweils wahrgenommen, dargestellt und gewichtet wurden.

Aktuelle Mitteilungen, die ausführlichen Workshop-Berichte von Eva-Maria Butz, Petra Waffner und Uta Kleine (auf denen vorliegende Zwischenbilanz teilweise aufbaut), weitere Informationen und Kontaktdaten finden Sie unter www.zeitenwelten.unibas.ch.

 Miriam Czock und Anja Rathmann-Lutz im September 2013

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/2266

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3. Berliner Gespräche zur Digitalen Kunstgeschichte

Das Institut für Kunst- und Bildgeschichte (IKB) der Humboldt-Universität zu Berlin lädt am 18. November 2013 zum dritten Mal zu den “Berliner Gesprächen zur Digitalen Kunstgeschichte” ein – diesmal zum Thema Kultur in Raum und Zeit.

Logo_BGDK3-300x297Mehr Informationen zur Veranstaltung und das vorläufige Programm gibts unter: http://www.kunstgeschichte.hu-berlin.de/2013/07/18-november-2013-berliner-gesprache-zur-digitalen-kunstgeschichte-iii-kultur-in-raum-und-zeit/

Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenlos, um formlose Anmeldung per E-Mail wird gebeten unter: ikb.bgdk@hu-berlin.de

Termin: 18.11.2013, 10:00-17:00 Uhr
Ort: Jakob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Auditorium, Geschwister-Scholl-Str. 3, D-10117 Berlin

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2301

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Ein Bild sagt mehr … (XII): Die Revolution in China (1911)

Später als die meisten anderen satirisch-humoristischen Periodika Europas thematisiert Der wahre Jacob[1] die Xinhai辛亥-Revolution, die im Oktober 1991 das Ende der Qing-Dynastie einleitete und an deren Ende die Gründung der Republik China 1912 stand.

Am 4. November 1911 heißt es zur “Revolution in China”:

Das chinesische Volk sollte bisher nur “erwacht” sein; man sieht aber, daß es bereits “ganze Arbeit” macht.

Einst hieß es: der chinesische Teekessel wird seien Wände sprengen! Jetzt ist statt dessen nur der monarchische Topfdeckel in die Luft geflogen.

Die Chinesen gelten für die “umständlichste Nation des Erdballs”. Trotzdem machen sie jetzt mit ihrem historischen Gerümpel die allerwenigsten Umstände.

China ist wirklich ein sehr gelehriger Schüler Europas: sein früherer Meister kann heute schon allerlei von ihm lernen![2]

In der folgenden Nummer folgt das Thema auf dem Titel – mit einer Variation des Motivs ‘Völker Europas …‘, einer Karikatur von M(aximilian) Vanselow.

Der Wahre Jakob (18.11.1911)
Quelle: UB Heidelberg

Im Hintergrund brennt eine chinesische Stadt, die ersten Türme/Pagoden stürzen um. Über den Flammen schwebt eine durch Bart und Kleidung asiatisch markierte Figur mit roter Jakobinermütze auf dem Kopf, die eine große dreieckige rote Fahne schwenkt. Auf der Klippe im Mittelgrund der Erzengel Michael und allegorische Figuren, die die Mächte darstellen. Der Engel hält eine Feuerspritze in der Hand, hinter ihm eine Figur mit Pickelhaube an einer Wasserpumpe, doch aus dem Schlauch kommen nur wenige Trupfen. Unterhalb der Klippe sind die Dächer Berlins zu sehen (der Turm deutet das Rote Rathaus an, daneben ist ein Gebäude mit “Alexanderpl[atz]” beschriftet).  Die Bildunterschrift lautet: “Der heilige Michael erblaßt! Wer konnte auch voraussehen, daß die gelbe Gefahr einmal – rot werden könnte.”[3]

Die Karikatur lässt viel Raum für Interpretationen:

  • Beginnen die Löschversuche gerade oder wurden die Löschversuche aufgegeben?
  • Steht (der Erzengel) Michael für (den deutschen) Michel?
  • Und warum hält der Beobachter im Vordergrund das Fernrohr verkehrt herum?

  1. Der Wahre Jacob, der 1879 in Hamburg gegründet worden war, ab 1884 in Stuttgart verlegt wurde und – mit Unterbrechungen – bis 1933 erschien, war eine vielgelesene Zeitschrift im Umfeld der SPD. Seit 1891 dominierte eine vierfarbig gedruckte Karikatur das Titelblatt. Zur Geschichte des Blattes: Konrad Ege: Karikatur und Bildsatire im Deutschen Reich: Der ‘Wahre Jacob’, Hamburg 1879/80, Stuttgart 1884-1914; Mediengeschichte, Mitarbeiter, Chefredakteure, Grafik (=Form & Interesse; 44; Münster/Hamburg: Lit 1992); Der Wahre Jacob – Digital: UB Heidelberg.
  2. Der Wahre Jacob Nr. 660 (4.11.1911) 7262;  online: UB Heidelberg.
  3. Der Wahre Jakob Nr. 661 (18.11.1911), [1] – Online: UB Heidelberg.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/971

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Irische Geschichte, Teil 6: Etablierung zweier Irland

Von Stefan Sasse

Teil 1 findet sich hier. In ihm wurde beschrieben, wie Irland seit der Personalunion mit der englischen Krone eine wechselhafte Beziehung mit England unterhielt und vor allem durch seine inneren Konflikte gespalten war, die entlang der Konfessionsgrenzen und Besitzverhältnisse verliefen. In Teil 2 wurde deutlich gemacht, wie die Politik der britischen Regierung und des Parlaments eine immer stärkere Wechselwirkung mit Irland entwickelten, in dem sich eine nationalistische Bewegung zu bilden begann und stets an Boden gewann. Als Großbritannien sich für die Selbstverwaltung Irlands, die Home Rule, entschied, hatten die Devolutionisten, die die totale Unabhängigkeit wollten, bereits deutlich an Boden gewonnen. Teil 3 beschrieb die zunehmende Gewaltbereitschaft zwischen den Unionisten in Ulster und den Nationalisten im Rest des Landes und die Konflikte um die Home Rule und wie diese Konflikte durch den Ersten Weltkrieg erst vertagt und dann verschärft wurden. In Teil 4 wurde gezeigt, wie die Iren den bewaffneten Kampf gegen die Briten aufnahmen und bereits in diesen Tagen der inner-irische Konflikt zu einer Art verdeckten Bürgerkrieg wurde. Auch die irische Nationalbewegung spaltete sich über das Ergebnis des Konflikts - die Teilung Irlands und den Dominion-Staus - und begann den bewaffneten Kampf gegeneinander. In Teil 5 haben wir gesehen, wie die Spaltung in offenen Bürgerkrieg ausartete, der letztlich mit der Niederlage der Radikalen und dem Tod vieler Moderater endete. Profitiert hat vor allem Großbritannien, das die Unabhängigkeit Nordirlands als Ganzes sichern konnte. Viele strukturelle Probleme blieben jedoch in beiden Ländern bestehen und noch ungelöst.

Eamonn de Valera
Um die Wirren des Bürgerkriegs endlich hinter sich zu lassen, beschloss die nun regierende Fianna Fàil, die IRA zu legalisieren und einen Schlussstrich zu ziehen, indem man Amnesien für politische Gewalttaten der Vergangenheit aussprach. Die Wahlen von 1932 gewann Fianna Fàil entscheidend gegen ihre Gegner der Gründerpartei Cumann na nGaedheal, indem sie von deren laissez-faire-Politik abrückte und stattdessen ein staatlich gesteuertes Industrialisierungsprogramm, die Schaffung von Jobs und die Errichtung eines sozialen Netzes propagierte. Sie forderte außerdem die vollständige Unabhängigkeit vom britischen Empire, anstatt im bisherigen Dominion-Status zu verbleiben. Bis weit ins 20. Jahrhundert ist die Fianna Fàil die natürliche Regierungspartei Irlands geblieben.

In den 1930er Jahren erwuchs ihr jedoch Konkurrenz am rechten Rand. Die "Army Comrades Associaton", die sich bald als "National Guard" taufte und deren Anhänger wegen ihrer Uniformierung "Blauhemden" genannt wurden, versuchten zwar nicht, die Macht auf parlamentarischem Wege zu erobern (wie es Hitlers Nationalsozialisten 1933 tun würden), sondern orientierten sich mehr am Vorbild von Mussolinis italienischen Schwarzhemden. Gleichwohl gefährdeten sie die innere Sicherheit, weil sie sich beständig mit der IRA Scharmützel und offene Straßenschlachten lieferten, was gleichzeitig einen ohnehin vorhandenen Linksruck der IRA beförderte, die man bald nur noch als linksextrimistische Terrororganisation beschreiben konnte (eine Entwicklung, die in Nordirland bereits vorher verlaufen war). Als die Blauhemden 1933 in einer Nachahmung von Mussolinis "Marsch auf Rom" einen erfolglosen Angriff auf die Dáil unternommen, wurde die Organisation von Präsident de Valera verboten. Das Gespenst einer faschistischen Machtübernahme zerstob damit in Irland genausoschnell wie in Großbritannien, wo Mosley mit seiner faschistischen Partei ein ähnlich unrühmliches Ende fand.

Abzeichen der Blauhemden
Es zeigte sich bald, dass de Valeras entschiedenes Durchgreifen gegen die Blauhemden auch den anderen inneren Unruheherd begünstigte. Nachdem die IRA nun vor allem gegen Repräsentanten des Systems vorging und diese ermorderte, erließ de Valera 1936 auch ein Verbot der IRA, das 1939 mit drakonischen Maßnahmen verschärft und durchgesetzt wurde. Die irische Politik löste sich damit endgültig von der bewaffneten Durchsetzung und bewegte sich ab sofort auf verfassungsrechtlicheren Pfaden. Dazu passte, dass de Valera dem Land 1937 eine neue Verfassung gab. Sie wurde mit einfachem Plebiszit bestätigt und schaffte viele der früheren Provisorien ab, darunter auch die Titel der Regierungsorgane (Präsident statt Governor-General, Government statt Exeucutive Council, etc.). Eine Republik war das Land aber offiziell immer noch nicht, sondern Königreich im Vereinigten Königreich Großbritanniens.

Das sollte sich bald ändern, denn der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs schuf für Großbritannien eine Reihe wesentlich dringenderer Probleme als die irische Politik. Irland erklärte sich für neutral - was viele im Land als wichtigen Schritt zur echten Unabhängigkeit empfanden - arbeitete aber im Geheimen mit den Alliierten zusammen, was so weit ging, dass Pläne für den Fall einer deutschen Invasion ausgearbeitet wurden. In diesem Fall (von der Wehrmacht mit üblich deutscher Kreativität "Fall Grün" getauft) wäre die irische Armee alliiertem Kommando unterstellt worden. Dies stellte für Irland sicher, dass die siegreichen Alliierten das Land nicht als Feind betrachten würden. Die IRA dagegen sah die Ereignisse als Chance, die Briten aus Nordirland zu vertreiben und begann eine neue Terrorkampagne. Sie plante sogar, die Nazis um Hilfe zu bitten, wozu es freilich nie kam. De Valera griff hart durch, internierte alle bekannten IRA-Anführer und hängte diverse Terroristen. Die kurze IRA-Terrorwelle kam damit schnell wieder zum Erliegen, ohne große Auswirkungen zu haben.

Sitzungssaal des Dàil
1949 erklärte Irland sich endgültig zur Republik, was nach den geltenden Regularien des Commonwealth einen automatischen Ausschluss zur Folge hatte (da man ja das Oberhaupt der Krone von England nicht anerkannte). Dies war kein Ausschlussgrund; Indien etwa, das 1947 seine Unabhängigkeit als Republik erklärt hatte, trat danach wieder ein. Irland tat dies jedoch nicht, und die britische Regierung erklärte öffentlich, das Land fortan als Ausland zu betrachten. Erst 1962 jedoch wurde in Irland auch formell die englische Krone als Staatsoberhaupt abgelöst und die vakante Repräsentanz im britischen Parlament aufgegeben.

Die irische Wirtschaftspolitik hoher Schutzzölle und des Versuchs des Aufbaus eigener Industrie unter de Valera scheiterte in diesen Jahren jedoch. Obwohl Irland aus dem Zweiten Weltkrieg dank seiner Neutralität mit wesentlich besserer Wirtschaftslage herausgegangen war, stagnierte die Wirtschaft stark, während der Rest Europas einen Aufschwung erlebte. Dies führte 1958 zum Regierungswechsel. De Valera, der seit rund 20 Jahren Regierungschef gewesen war, wurde abgelöst, und mit ihm seine Wirtschaftspolitik. Irland senkte radikal die Zölle, investierte in Infrastruktur und erlebte bald hohe Wachstumsraten, die es an den europäischen Standard aufschließen ließen und die das Land verkrüppelnde Emigrationsraten deutlich senkten.

Charles de Gaulle
Auf der internationalen Bühne spielte Irland im Kalten Krieg praktisch keine Rolle. Ohne Zugehörigkeit zu einem der beiden Blöcke, aber mit starken Bindungen an die angelsächsische Welt verwehrte ihr die UdSSR bis 1955 die Anerkennung in der UNO. Danach war das große außenpolitische Projekt Irlands die Aufnahme in die Europäische Union, von der man sich - gerade dank der begonnenen Freihandelspolitik der niedrigen Zölle - deutliche Wachstumsimpulse erhoffte. Das Land wurde aber zur Geisel Frankreichs eigener Großmachtpolitik unter Charles de Gaulles in jener Zeit, der die geplante Aufnahme Großbritanniens aus machtpolitischen Gründen mit seinem Veto blockierte. Auch Irlands Aufnahme fiel unter dieses Veto, da die Insel wegen ihrer starken Anbindungen zur britischen Wirtschaft wirtschaftlich kaum von Großbriannien zu trennen war.

Eine der wichtigsten Reformen, die Irland in dieser Zeit vornahm, war die Schulgeldfreiheit. Sie gehörte in das größere Bündel der Infrastrukturmaßnahmen, war aber wesentlich mit dafür verantwortlich, dass die Gesellschaft den Sprung von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft schaffte. Breiten Schichten wurde erstmals der Zugang zu höherer Bildung ermöglicht, was gleichzeitig für eine Bewegung der Bevölkerung sorgte. Viele Menschen begannen vom Land in die Stadt zu ziehen, und das soziale Klima liberalisierte sich (wenngleich die starke katholische Ausrichtung des Landes es im europäischen Vergleich immer noch illiberal erscheinen lässt, besonders in Fragen wie der Abtreibung).

Parade des Orange Order
In der Zwischenzeit hatte Nordirland seine eigenen Probleme. Die weit reichende Diskriminierung der katholischen Minderheit durch die wirtschaftliche Elite der Protestanten fand praktisch eine Insitutionalisierung; zahlreiche Gesetze benachteiligten die Katholiken und schlossen sie von Staatsämtern aus. Gleichzeitig wurde durch Wahlmanipulation ihre Bedeutung verringert. Protestantische Opposition gegen die Ulster Unionist Party konnte keine große Bedeutung erreichen, weil sie zersplittert und über ihre Ziele uneins war.


Effektiv befand sich Nordirland von 1925 bis 1965 unter einer kontinuierlichen und ruhigen Kontrolle der Unionisten, die allerdings immer wieder von gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Katholiken und Protestanten kurz erschüttert wurde. Der schlimmste Zusammenstoß dieser Art fand 1935 statt, als der Orange Order bei einem Umzug von seiner Route abwich und durch ein katholisches Viertel zog. Erwartungsgemäß kam es zu einem Ausbruch von Gewalt mit neun Toten und zahlreichen Verletzten, der von der Regierung als Vorwand für Repressalien gegen die Katholiken genutzt wurde. Insgesamt blieb Nordirland ein Pulverfass, das kontinuierlich nicht explodierte. Die Unionisten schienen die Situation im Griff zu haben.

Parlament in Belfast
Ein Wandel wurde schließlich von innerhalb der Ulster Unionist Party erreicht, als Viscount Brookeborough von Terence O'Neill als Premierminister abgelöst wurde. Letzterer kam 1963 an die Macht, als auch die Republik Irland einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte. Der gemeinsame Weg zur Industrialisierung verbesserte die Beziehungen der beiden Irlands, und O'Neill bemühte sich sehr darum, die Beziehungen zwischen Katholiken und Protestanten zu verbessern. Radikale innerhalb Nordirlands selbst arbeiteten jedoch von beiden Seiten gegen ihn: weder der Orange Order noch die IRA hatten ernsthaftes Interesse an Frieden, und auch innerhalb der Partei selbst gab es heftige Kritik. Regierungsmitglieder wurden auf Versammlungen tätlich angegriffen. Doch all diese Unruhe war nichts gegen den Ärger, der ab 1969 über Nordirland hereinbrechen sollte.


Literaturhinweise: 
Richard English - Armed Struggle - The history of the IRA 
T. R. Dwyer - Michael Collins
Michael Collins (DVD, Spielfilm)
The Wind that shakes the Barley (DVD, Spielfilm) 
Bildnachweise: 
Eamonn de Valera - National Photo Collection (gemeinfrei)
Blauhemd-Abzeichen - Thomas Gun (gemeinfrei)
Sitzungssaal - Tommy Kavanagh (CC-BY-SA 3.0)
Charles de Gaulle - Office of War Information (gemeinfrei)
Parade - Helenalex (CC-BY-SA 3.0)
Parlament - LukeM212 (CC-BY-SA 2.0)

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2013/09/irische-geschichte-teil-6-etablierung.html

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