Ein Anfang fast von Null für das DHI Moskau

Im Gespräch mit Michail Bojcov und Nikolaus Katzer

In der Nacht zum 31. Januar 2015 wurde das Deutsche Historische Institut (DHI) Moskau durch einen Großbrand schwer beschädigt. Es gab keine Personenschäden, große Teile des Gebäudes, in dem auch die Bibliothek für Gesellschaftswissenschaften der Russischen Akademie der Wissenschaften (INION) untergebracht war, wurden jedoch zerstört.

Amtsübergabe des Präsidenten der Max Weber Stiftung Foto: © Jennifer Zumbusch

Nikolaus Katzer und Michail Bojcov am 27. Februar in Bonn.

Wie ist die Situation des DHI Moskau vor Ort, welche Auswirkungen hat der Brand auf den laufenden Betrieb und die aktuellen Forschungsschwerpunkte des Instituts? Und wie sehen Ihre weiteren Planungen für das DHI aus?

[...]

Quelle: http://mws.hypotheses.org/27459

Weiterlesen

“Gehorsam” im Berliner Jüdischen Museum – kritische Anmerkungen

Die derzeitige Sonderausstellung im Jüdischen Museum Berlin erregte in der Presse viel Aufsehen. Peter Greenaway und Saskia Boddeke widmen sich unter dem Titel „Gehorsam” dem Isaak-Motiv. Insbesondere Greenaway ist durch seine künstlerisch ausgefeilten Filme, die zugleich den Schaffensprozess von Kunst reflektieren einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Daher interessiert es, wie der Regisseur das Medium Film für den Ausstellungskontext aufbereitet. Die begehbare Videoinstallation ermächtigt die BetrachterInnen dazu, das Tempo bzw. die Intensität der Erzählung selbst zu bestimmen. Von Saskia Boddeke stammen die theatralen Elemente wie Choreographie und räumliche Inszenierung.

Auf den ersten Blick erscheint das Konzept, die Isaak-Erzählung als Kernbestand dreier monotheistischer Religionen zu thematisieren auch sehr lobenswert. Es lässt auf eine integrative-innovative Sichtweise hoffen, wie man sie eben von der Kunst erwartet.

[...]

Quelle: http://artincrisis.hypotheses.org/777

Weiterlesen

Kindheit ist keine medienfreie Zone – Ergebnisse der miniKIM 2014

Wenn ich im Freundes- oder Kollegenkreis erzähle, dass ich mich mit Medien in der (frühen) Kindheit beschäftige, ernte ich oft irritierte Blicke. Irgendwie geht man davon aus, dass Kinder, die noch nicht zur Schule gehen, wenig bis nichts mit Medien zu tun haben. Medien und Kinder, das sollen getrennte Welten sein. Aber wenn wir uns die Lebenswelt von Familien anschauen, wird klar, dass dies eine Illusion ist: Medien aller Art sind im Leben auch kleiner Kinder omnipräsent. Sei es Mamas iPad oder Papas Handy, der Laptop der großen Schwester, der Fernseher im Wohnzimmer oder das Radio im Auto. All dies umgibt Kinder vom ersten Lebenstag an. Die starke Präsenz von Medien im Leben von Kindern belegt auch die jüngst erschienene miniKIM Studie. Bereits zum zweiten Mal stellte der Medienpädagogische Verbund Südwest vergangene Woche die miniKIM Studie vor. Dabei handelt es sich um einen Ableger der schon klassischen Studien zur Erhebung des Mediennutzungsverhaltens, der KIM-Studie (6- bis 13-Jährige) und der JIM-Studie (12- bis 19-Jährige). Für die miniKIM wurden die Haupterzieher*innen von 623 Kindern zwischen 2 und 5 Jahren befragt.

[...]

Quelle: https://kinder.hypotheses.org/694

Weiterlesen

Hausnummern-Widerstand zu Prag 1968

In ihrem Erinnerungswerk Zu Hause in Prag beschreibt die Schriftstellerin Lenka Reinerová Widerstandsmaßnahmen gegen die 1968 erfolgte Okkupation der Tschechoslowakei durch die Truppen des Warschauer Pakts:

Über den Haustoren und an den Straßenecken gab es tagelang blinde Stellen. Die Hausnummern und Straßenschilder fehlten. Die Eindringlinge sollten ihren Weg nicht finden. (…) Als ich am ersten Tag der Niederwalzung des Prager Frühlings am Abend nach Hause kam, war an unserer Wohnungstür ein neues Namensschild festgemacht. Dubček stand darauf in dicken schwarzen Lettern. Ich blickte mich um, sah an der Tür bei meinen Nachbarn denselben Namen. Ein junges Mädchen hatte in unserem Haus von unten bis oben an allen Wohnungen diese Namensänderung vorgenommen. Niemand hatte dagegen protestiert, obwohl die Wohnungsinhaber sehr unterschiedlicher Anschauung waren. Aber in jenen Tagen war das überfallene Volk einmütig.

[...]

Quelle: http://nummer.hypotheses.org/64

Weiterlesen

Auschwitz auf Instagram

Von Hannes Burkhardt Die Foto-App Instagram erfreut sich international zunehmend großer Beliebtheit. Der Fotodienst hatte am Ende des letzten Jahres bereits über 300 Millionen monatliche NutzerInnen. Im September 2013 waren es mit 150.000.000 nur halb so viele gewesen. Damit hatte die Facebook-Tochter Instagram im Dezember 2014 mehr monatliche NutzerInnen als Twitter.   Üblicherweise wird Instagram genutzt, um Fotografien aller möglichen Erlebnisse und Begegnungen des Alltags mittels verschiedenster Fotofilter optisch aufzubessern und dann mit seinen FreundInnen und der Welt zu teilen. Doch auch Institutionen der … Auschwitz auf Instagram weiterlesen

Quelle: http://erinnern.hypotheses.org/258

Weiterlesen

Geteilte Geschichte, gespaltenes Gedenken. Der 9. Mai in der heutigen Ukraine

Jochen Hellbeck, Professor für Russische und Europäische Geschichte an der Rutgers University in New Brunswick (New Jersey, USA), veröffentlichte im Online-Magazin “Krautreporter” unlängst einen Beitrag zum Gedenken an den 9. Mai 1945 in der heutigen Ukraine. Darin beschreibt er, wie stark  das ukrainische Gedenken an den Sieg über das nationalsozialistische Deutschland und an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa in diesem Jahr vom bewaffneten Konflikt mit Russland beziehungsweise mit pro-russischen, separatistischen Kräften im Osten des Landes sowie von der handstreichartigen Einverleibung der Krim in die Russische Föderation beeinflusst wurde.

Während sich die mediale Aufmerksamkeit in Europa und Nordamerika zuletzt vor allem auf die traditionelle Militärparade in Moskau als “Siegesparade der Superlative” (F.A.Z., 4.5.2015) und als unverhohlene Machtdemonstration Putins gegenüber dem Westen sowie auf das ostentative Fernbleiben eigener Staatsrepräsentanten richtete, blieb das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren in der krisengeschüttelten Ukraine weitgehend unbeachtet.

[...]

Quelle: https://erinnerung.hypotheses.org/181

Weiterlesen

Jenseits des Tellerrands – #stringsandstructures

In der letzten Woche fand bei uns ein von meinem Lehrstuhl co-organisierter Workshop zum Thema “Strings and  Structures – Computational Biology and Lingustics” statt. Das Ziel war, Wissenschaftler|innen mit unterschiedlichen Ansätzen zu Problemstellungen der Sprach- und Genomanalyse zusammenzubringen. Ich selbst durfte auch einen Vortrag (zum Thema Text Mining, Präsentation gibt es hier) beisteuern und empfand den Workshop als durchaus bereicherndes Ereignis.

Der Workshop ist ein zentraler Bestandteil des Projekts “Strings and Stuctures: Codes of Sense and Function in Genomics and Linguistics” das von unserem Lehrstuhl (Prof. Rolshoven Institut für Linguistik – Sprachliche Informationsverarbeitung) in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Bioinformatik & Populationsgenetik (Prof. Wiehe, Department für Biologie | sic!) durchgeführt und von der Exzellenzinitiative der Uni Köln gefördert wird. Ein vorrangiges Ziel dieses Projekts ist es, die schon vor langer Zeit gestellten, aber nie wirklich beantworteten Fragen zur Berechenbarkeit von Bedeutung und Funktion neu zu adressieren und potentielle Synergien zwischen den Feldern Bioinformatik und Linguistik aufzudecken bzw. auszubauen.

[...]

Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/1386

Weiterlesen

Liegt Cegléd fern von Auschwitz?

Von Gabriella Valaczkay Artikel im PDF-Format Viele meinen, im heutigen Ungarn gäbe es nichts, was man im Schulunterricht über den Holocaust erzählen müsste, weil er niemals passiert sei. Andere –Mittelschüler und Studenten, die genug haben von den Unmengen Stoff – verbitten sich mitunter, dass die Lehrer ihnen schon wieder „damit“ kämen. Sie hätten schon genug darüber gehört, was könnte man da noch Neues sagen? Es gibt jedoch Menschen, die denken, es sei sehr nützlich, über die Schoah und ihre Vorgeschichte auch außerhalb des Geschichtsunterrichts … Liegt Cegléd fern von Auschwitz? weiterlesen

Quelle: http://erinnern.hypotheses.org/253

Weiterlesen

Versponnene Fäden. Kriegsnarrative im jugoslawischen Raum

Von Sabine Rutar

Nur wenige Bücher teilen das Schicksal von Katherine Verderys „National Ideology Under Socialism: Identity and Cultural Politics in Ceauşescu’s Romania“. Es ging am 8. November 1989 in Druck und geriet buchstäblich über Nacht zu einem kontingenten Narrativ: „From being an analysis of how cultural production and national ideology are intertwined in a socialist society, it became a recent history of a now-very-different future cultural and national politics, in the transition from socialism to whatever will come after it.“1 Dieses „whatever will come after it“ beeinflusste in der Folge, nicht von ungefähr, die Interpretationen der sozialistischen Zeit, und für Jugoslawien gilt dies in besonderer Weise.


In den letzten zwanzig Jahren tendierten Historiker und Historikerinnen dazu, Fragestellungen ex post facto zu formulieren. Sozialwissenschaftler entwarfen Erklärungsraster, die von der Erwartung konditioniert waren, dass in den postsozialistischen Gesellschaften rasch Demokratien und Marktwirtschaften westlichen Typs entstehen würden. Diese Erwartungen des „Westens“ machten zwar durchaus einen substantiellen Teil der Transition aus, vergessen wurde nur allzu leicht, was eigentlich, also welche Gesellschaft in Transition begriffen war. Maßgenommen und interpretiert wurde anhand letztendlich nebulöser “westlicher Standards”.

[...]

Quelle: http://erinnerung.hypotheses.org/161

Weiterlesen

Das Universitätsarchiv: ein akademisches Archeion für Janus und Cardea


Vortrag des Universitätsarchivars Karsten Kühnel vor dem Universitätsforum Bayreuth (UFB) am 13. Mai 2015

Einleitung

Der vermutlich eigenartig anmutende Titel des Vortrags – „ein akademisches Archeion für Janus und Cardea – ist eine sehr komprimierende Metapher, die bei ihrer Entschlüsselung bereits viel über das Wesen von Archiven aussagen kann. Ich werde sie im Laufe des Vortrags auflösen.

Archeion ist im Griechischen eigentlich nur das Amtsgebäude. Es kommt vom Verb ἄρχω, das ‚herrschen‘ bedeutet. Archive sind Herrschaftsinstrumente. Das ist ihr historisch ursprünglicher Zweck. Nicht von ἀρχαῖος leiten sie sich her. Nicht sind sie primär mit dem Attribut des ‚Alten‘ konnotiert.

[...]

Quelle: http://unibloggt.hypotheses.org/474

Weiterlesen