Der digitale Superstore der Erinnerungskultur: Vor 20 Jahren wurde Spielbergs Shoah Foundation gegründet

„Steven Spielberg Announces Creation of Survivors of the Shoah Visual History Foundation to document the largest library of Holocaust survivor testimonies ever recorded.“

So heißt es am 31. August 1994 in einer Pressemitteilung. Ein Jahr zuvor war Schindlers Liste in die Kinos gekommen. Mit dem Film über den deutschen Entrepreneur-Industriellen und Lebemann Oskar Schindler, der das Leben von etwa 1.200 jüdischen Zwangsarbeitern rettete, hatte der Regisseur von Der weiße Hai (1975), E.T. (1982), Indiana Jones (1981, 1984, 1989) und zahlreichen weiteren box-office hits eindrucksvoll bewiesen, dass er auch große historische Geschichten erzählen konnte. Im Anschluss an den überaus erfolgreichen Film (sieben Oskars!) gründete Spielberg die Survivors of the Shoah Visual Foundation. Ein eindrücklicher Gründungsmythos umweht die Entstehung der Stiftung. Spielberg berichtete, wie während der Dreharbeiten immer wieder Überlebende, die als Berater am Set waren, auf ihn zugekommen seien, um ihm ihre persönlichen Geschichten zu erzählen: „I kept saying to them, ‚Thank you for telling me, but I wish you say this to a camera because this is important testimony.’ I asked them if they’d be willing to do this and they all said yes.“[1]

Der daraus resultierende Entschluss, weltweit 50.000 Holocaust-Überlebende zu interviewen, bedeutete ein – im Vergleich zu anderen, nicht nur den Holocaust betreffenden Oral History-Archiven – gigantisches Unterfangen. Zunächst wurden Interviews in Los Angeles und Umgebung aufgenommen, anschließend in Florida und New York. Anfang 1995 wurde die Stiftung auch im Ausland tätig. Es wurden insgesamt 39 Regionalbüros auf fünf Kontinenten errichtet. Binnen dreier Jahre, so der Plan, sollten die Interviewaufnahmen abgeschlossen sein. Es dauerte dann doch einige Jahre länger, was jedoch nicht daran lag, dass die Ziele nicht früher hätten erreicht werden können, sondern dass die Produktion der Interviews nicht von einem Tag auf den anderen gestoppt werden konnte. Das beispiellose Projekt wäre ohne die Erfahrungen in der Logistik großer Filmproduktionen wohl nicht zum Erfolg gebracht worden. Die Nähe zu Hollywood ließ sich auch in anderen Bereichen nicht leugnen: Die Direktoren der Shoah Foundation waren die Regisseure und Produzenten James Moll und June Beallor. In den ersten elf Jahren ihrer Existenz hatte die Stiftung ihre Geschäftsräume zudem in einem trailer park auf dem Gelände der Universal Studios und war somit „the only Holocaust-studies center, it seems safe to say, ever situated on a Hollywood studio lot“.[2] 2006 wurde die Stiftung schließlich an die University of Southern California (USC) in Los Angeles angegliedert und durch diesen Umzug akademisch aufgewertet.

Die Shoah Foundation war jedoch keinesfalls die erste Initiative, die Interviews mit Holocaust-Überlebenden führte und diese auf Ton- oder Videoband aufnahm. Bereits unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden vereinzelt Interviews geführt. In den späten 1970er und 1980er Jahren lässt sich dann ein regelrechter Boom verzeichnen. Eine Reihe sozio-kultureller und sozio-politischer Prozesse und Ereignisse (hierzu zählen beispielsweise der Jom-Kippur-Krieg, aber auch der Vietnamkrieg oder die amerikanische Bürgerrechtsbewegung) hatten den Holocaust allmählich in das Zentrum der Erinnerungskultur gerückt und mit der allgemeinen Hinwendung zur Alltags- und Kulturgeschichte fanden letztendlich auch die Überlebenden das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit. Die Ära der Zeitzeugen begann, wie es von Annette Wieviorka und anderen apostrophiert wurde.[3] Mehr als 125 Archive, Museen, Stiftungen, Graswurzelbewegungen, historical societies, Vereine, survivors organizations oder Universitäten hatten allein in den Vereinigten Staaten vor 1994 die Erinnerungen von Überlebenden und anderen Zeitzeugen des Holocaust technisch konserviert.[4]

Diese Initiativen sahen ihre Bemühungen durch das $100 million project[5] von Steven Spielberg gefährdet und standen der Shoah Foundation dementsprechend kritisch gegenüber. Als geniuses at organizations, die ansonsten keine Vorstellung von der inhaltlichen Bedeutung von oral history hätten, wurde die Stiftung beispielsweise in einem internen Memorandum des U.S. Holocaust Memorial Museums, selbst ein Schwergewicht der Erinnerungskultur, bezeichnet. Wieviorka, die für ein anderes amerikanisches Oral History-Archiv Interviews mit Holocaust-Überlebenden in Frankreich aufgenommen hatte, verglich die Shoah Foundation mit einem superstore, der die Existenz der kleinen Krämer bedrohte, die zuvor das Feld der Zeitzeugeninterviews dominiert hätten.[6] Es ist durchaus nachvollziehbar, dass etablierte Oral History-Archive die Shoah Foundation als Wal-Mart der Erinnerungskultur erlebten. Wo sie antrat, war nicht mehr viel Platz für andere. Zuvor hatten lokale Initiativen das Feld dominiert – beziehungsweise Einrichtungen wie das Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies oder das U.S. Holocaust Memorial Museum, die oft mit lokalen Projekten kooperierten. Etablierte Organisationen konnten sich zwar noch halten, es wurden jedoch keine neuen mehr gegründet. Die dynamische Ausdifferenzierung, die die 1980er und frühen 1990er Jahre gekennzeichnet hatte, war zu einem Ende gekommen. Den verbliebenen Oral History-Archiven wurde schnell klar, dass es sich bei den Aktivitäten der Shoah Foundation nicht um ein Strohfeuer handelte, sondern dass diese für Jahrzehnte die Erinnerungskultur prägen würde. So erklärten sich die etablierten Archive zögerlich bereit, Kooperationen einzugehen, die jedoch nicht die Aufnahme von Interviews zum Ziel hatten, sondern vielmehr deren Konservierung und Verbreitung.

Bei der Aufnahme der Interviews orientierte sich die Shoah Foundation (abgesehen von der außerordentlichen Logistik) an bewährten Methoden der Oral History. Innovativ war die Stiftung vor allem bei der Verbreitung und Bearbeitung der Interviews. Ein übergeordnetes Ziel war es stets, die Interviews einer möglichst breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um so den Handlungsrahmen einer ritualisierten Erinnerung zu erweitern. Bevor ein überall verbreitetes Internet es erlaubte, die Interviews von zuhause aus anzuschauen, gab es eine kurze Zwischenphase, in der der Austausch an das besonders leistungsfähige Internet2 gebunden war, das Universitäten in den USA und später auch in Europa miteinander verband. Inzwischen wurde ein Netzwerk von 48 Universitäten in Nordamerika, Europa, Israel und Australien errichtet, von denen die Interviews abrufbar sind. Sie müssen einige Stunden im Voraus bestellt werden, um sie auf das Campusnetzwerk zu laden und an stationären Computern anzusehen. Mittlerweile sind jedoch über 1.200 Interviews der Shoah Foundation auch online von jedem Ort zugänglich und es werden stetig mehr.

Einen weiteren Schwerpunkt bilden pädagogische Programme, die auf dem Internet basieren. So zum Beispiel das Projekt IWitness, das Schüler und Studenten auffordert, die Videointerviews nicht nur anzuschauen, sondern am Computer zu bearbeiten. Die Interviews können zusammengeschnitten und mit eigenen Filmaufnahmen, Musik, Bildern oder Begleitkommentaren versehen werden. So lassen sich eigene kurze Dokumentarfilme erstellen. Hinter den multimedialen Möglichkeiten verschwindet jedoch zunehmend die Geschichte. IWitness wird nicht in erster Linie als Angebot beworben, den Zugang zur Geschichte und zu den schwierig zu rezipierenden Zeitzeugenberichten zu ermöglichen, sondern als Werkzeug zum Aufbau wichtiger digitaler, medialer und informationstechnologischer Fähigkeiten, die im 21. Jahrhundert notwendig seien.[7]

Die jüngste technologische Entwicklung ist ein Hologramm, das durch modernste Spracherkennungssoftware und holografische Projektionstechnologie eine möglichst unmittelbare Gesprächssituation imitieren soll.[8] Das Bild beziehungsweise Hologramm von Überlebenden kann in einen Raum projiziert werden und simuliert so eine „natürliche“ Gesprächssituation, die möglichst auch diejenigen mitnimmt und berührt, die zu den „talking heads“ der videographierten Interviews keinen Zugang finden. Hier muss sich jedoch noch herausstellen, ob es sich tatsächlich um eine Zukunftstechnologie handelt, die eine authentische Begegnung mit zwischenzeitlich verstorbenen Überlebenden ermöglicht (wie seltsam das auch klingen mag), oder ob es als Marketing-Gag der Shoah Foundation verpufft, die unvoreingenommen verschiedene technologische Innovationen testet.

Bereits vor 15 Jahren, als das Ausmaß und die Pläne der Shoah Foundation gerade absehbar geworden waren, wurde bereits vorausgesagt, dass die Digitalisierung und allgegenwärtige Verfügbarkeit der Interviews im Internet einer historiographischen Revolution gleichkomme.[9] Diese Prophezeiung kann heute mit Einschränkungen bestätigt werden. Die Geschichtswissenschaft wie auch die Erinnerungskultur wurden vom digital turn erfasst. Die Shoah Foundation spielt(e) hier eine Vorreiterrolle. Es bleibt abzuwarten, ob Neuerungen wie IWitness oder das Hologramm den Zugriff auf die Oral History Interviews und die dahinter stehende Geschichte weiter transformieren. Bereits der „simple“ digitale Zugriff auf abertausende Stunden Ton- und Videozeugnisse hat viel bewirkt. Das Internet ist die Technologie, die den Zeitzeugeninterviews einen zentralen Platz in der Erinnerungskultur einräumt und trotzdem deren Komplexität und Sperrigkeit bewahrt. Gleichzeitig fordern die interaktiven Möglichkeiten möglicherweise die Vorherrschaft eines linearen Narrativs heraus, das mit dem Akt des Zeugnisablegens verbunden ist. Nicht zuletzt aufgrund der Tätigkeit der Shoah Foundation bilden Interviews mit Überlebenden und die digitale Entwicklung einen zentralen Verbindungspunkt, an dem auch in Zukunft Raum und Zeit der Holocaust-Erinnerung ausgehandelt werden.

Die Shoah Foundation hat somit ihr Versprechen eingelöst (wenn auch auf Kosten anderer Initiativen), das sie bereits im August 1994 mit erstaunlicher Genauigkeit prognostiziert hatte: „The Foundation’s plans include the design of a breakthrough multi-media database system to archive, manage and navigate through what will be an unprecedented mass of historical material.“

[1] Jeanette Friedman, „Steven Spielberg. Partner in History“, Lifestyles 5757 (1997): 22.

[2] Stephen J. Dubner, „Steven the Good“, in: Lester D. Friedman und Brent Notbohm (Hg.), Steven Spielberg. Interviews (Jackson: University Press of Mississippi, 2000), 234.

[3] Annette Wieviorka, The Era of the Witness, übersetzt von Jared Stark (Ithaca: Cornell University Press, 2006 [franz. 1998]).

[4] Die Zahlen ergeben sich aus eigenen Berechnungen und aus U.S. Holocaust Memorial Museum, International Database of Oral History Testimonies (Washington, D.C.), http://www.ushmm.org/online/oral-history/.

[5] Peter Novick, The Holocaust in American Life (New York: Houghton Mifflin, 1999), 275.

[6] Wieviorka, Era, 125.

[7] USC Shoah Foundation: The Institute for Visual History and Education, IWitness Overview (Los Angeles 2014), http://sfi.usc.edu/content/iwitness-overview.

[8] Bernd Körte-Braun, Erinnern in der Zukunft. Frag das Hologramm (Die Internationale Schule für Holocaust-Studien (ISHS), 2014), http://www.yadvashem.org/yv/de/education/newsletter/10/article_korte.asp.

[9] Wieviorka, Era, 116f.

Quelle: http://fyg.hypotheses.org/208

Weiterlesen

EHRI Community Hub: ein Community Hub für Holocaust ForscherInnen

EHRIDas EHRI Community Hub bietet einen virtuellen Ort, an dem holocaustinteressierte ForscherInnen und DokumentationsexpertInnen zusammen arbeiten können.

EHRI Community Hub ermöglicht BenutzerInnen eigene Profile zu erstellen und Profile anderer ForscherInnen mit ähnlichen Interessen zu entdecken und Arbeitsgruppen mit anderen KollegInnen zu erstellen. Hier können sie auch Dokumente und Projektergebnisse von EHRI finden, kommentieren und diskutieren.

Weitere Informationen über den Hub in Englisch: http://bit.ly/1pVkA1Q

Registrierung: http://bit.ly/1luuC8E

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3708

Weiterlesen

(CpF) EHRI Workshop: Heritage and Memory. Revising Scopes and Means of Physical and Digital Preservation of Holocaust Documentation

Internationaler Workshop zur Revision der Umfang und Bedeutung der physischen und digitalen Bewahrung der Holocaust Dokumentation.

 

Interesthemen umfassen, sind aber nicht beschränkt auf:

  • Physikalische Erhaltung der Holocaust Dokumentation: Herausforderungen und Entscheidungen
    1. Wert und die Bedeutung der originallen Dokumentation in Holocaust Forschung
    2. Ethik der Erhaltung der ursprünglichen Holocaust Materialien
    3. Dilemmas in der Erhaltung der ursprünglichen Holocaust Materialien
  • Rolle der Informationstechnologien auf die Erhaltung der Holocaust Dokumentation
    1. Auswirkungen der Informationstechnologien auf den Entscheidungsprozess der Erhaltung
    2. Standards der Digitalisierung der ursprünglichen Items
    3. Dateimanagement-und Informationssicherung
    4. Digitale Fotografie und Bildbearbeitung als Dokumentations- und Forschungswerkzeug
    5. Erweiterte Imaging-Technologien und ihre Potenzial für die Erhaltung , Darstellung und Verbreitung der Holocaust Dokumentation
  • Physikalische Erhaltung und digitalen Media, parallel oder komplementär?
  • Case studies: Beispiele von Projekten , die materiell und digitale Erhaltung der Holocaust Documentation einbeziehen.

Mehr Information über die Workshop und Call for Papers (auf Englisch) auf der EHRI Website

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3341

Weiterlesen

CfA : EHRI Sommerschulen in Holocaust-Studien 2014

EHRI (European Holocaust Research Infrastructure) lädt hiermit zu Bewerbungen für die EHRI Sommerschulen in Holocaust-Studien 2014 ein.

Die erste Sommerschule wird von Yad Vashem (Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust) organisiert. Die Sommerschule wird zwischen 24. April und 15. Mai 2014 stattfinden.

Die zweite Schommerschule wird von NIOD (Institut für Krieg, Holocaust -und Genozidforschung) zwischen den 5. und 25. Juli in Amsterdam – Niederlanden – organisiert.

Mehr Information über die Sommerschulen (auf English): Call for Applications

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2705

Weiterlesen

EHRI Newsletter November 2013

Der EHRI Newsletter November 2013 ist online mit folgenden Themen:

  1. Aktuelle Arbeiten zum EHRI Portal
  2. Forschung der EHRI Kollegin Katja Happe über die Verfolgung der niederländischen Juden
  3. Folgen Sie EHRI auf Twitter @EHRIproject
  4. Leute in EHRI: Kepa Joseba Rodriguez
  5. 80. Jubiläum der Wiener Library (London): Ausstellung “The Endurance of Truth”
  6. Ausstellung Mémorial de la Shoah (Paris): Szenen aus dem Ghetto
  7. Wahrheit und Lügen. Die Dreharbeiten im Ghetto Theresienstadt 1942-1945.
  8. Ausstellung am Jüdischen Museum Prag
  9. Call for Papers: “The International Tracing Service (ITS) Collections and Holocaust Scholarship”. 12-14 Mai 2014, Washington DC.

EHRI Newsletters (English)

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2652

Weiterlesen

Vorankündigung: Die Vermittlung des Unbegreiflichen

Der Holocaust markiert einen zentralen Punkt in der europäischen Erinnerungskultur. Die Auseinandersetzung mit den historischen Hintergründen der nationalsozialistischen Verbrechen wird in vielen Ländern als Chance gesehen, aktuelle gesellschaftliche Probleme wie Rassismus, Vorurteile und Diskriminierung zu thematisieren oder die Gesellschaft für Menschenrechtsverletzungen in der Gegenwart zu sensibilisieren. Auch in Großbritannien und Deutschland nimmt der Holocaust einen zentralen Platz in der jeweiligen nationalen Erinnerungskultur ein – die Länder stehen vor der Herausforderung, mit dem gemeinsamen historischen Erbe umzugehen, die Geschichte für sich aufzuarbeiten und folgenden Generationen […]

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/882

Weiterlesen

Der Jom-Kippur-Krieg und die Erinnerungskultur in den USA

Vor 40 Jahren – am 6. Oktober 1973 – begann der Jom-Kippur-Krieg. Er veränderte nachhaltig die Beziehung amerikanischer Juden zu Israel und ist ein Ausgangspunkt der Holocaust-Erinnerungskultur, wie sie heute existiert.

Fünf Jahre zuvor hatte der Sechs-Tage-Krieg (1967) einrucksvoll die Stärke Israels demonstriert. Drei arabische Armeen wurden geschlagen und das Westjordanland, der Sinai und der Golan erobert. In Hinsicht auf den Holocaust wurde der Krieg als Salvation Myth interpretiert, wie es Peter Novick ausdrückte. Das Martyrium des jüdischen Volkes, mit dem Holocaust als Höhepunkt, wurde durch den Sechs-Tage-Krieg beendet. In der Euphorie nach dem Krieg glaubte man, dass Israel allen Gefahren trotzen könne. Für die Erinnerung an den Holocaust hätte dies mit Novicks Worten bedeutet: „Had the victory of 1967 brought an end to Israel’s travails, the Holocaust might have entered American Jewish consciousness in this fashion – as a subordinate, historicized and transcended element in a salvation myth.“ [1]

Erschüttert wurde diese Auffassung fünf Jahre später durch den Jom-Kippur-Krieg. Am 6. Oktober 1973 wurde Israel von Ägypten und Syrien angegriffen, während viele Soldaten aufgrund des Feiertags Jom Kippur demobilisiert waren. Israel stand einer erdrückenden Übermacht gegenüber und wurde in kurzer Zeit an den Rand des Zusammenbruchs gebracht, was Verteidigungsminister Moshe Dajan dazu veranlasste, die „Zerstörung des Dritten Tempels“ – also das Ende Israels – zu befürchten. Angeblich forderte er wiederholt den Einsatz von Atomwaffen, deren Besitz Israel bis heute offiziell dementiert. Es war jedoch nicht nur der überraschende Angriff an einem Feiertag, der Israel in diese katastrophale Situation gebracht hatte. Das Land war im Allgemeinen auf einen derartigen Angriff nicht vorbereitet. Es hatte die Stärke seiner Gegner achtlos unterschätzt: ein Resultat des überlegen gewonnen Sechs-Tage-Kriegs.

Israels Niederlage konnte nur durch massive Unterstützung durch die Vereinigten Staaten verhindert werden, die über eine Luftbrücke innerhalb kurzer Zeit militärisches Material im Wert von über 10 Milliarden Dollar in das Land brachten. Die hohen Verluste Israels zeigten, dass das Land nicht länger der sicherste Ort auf der Welt für Juden war, was den Mythos des Sechs-Tage-Kriegs erschütterte. Eine Katastrophe wie der Holocaust war wieder in den Bereich des Möglichen gerückt. Gleichzeitig war das Verhältnis zwischen Israel und den USA durch den Krieg und die allgemeine geopolitische Situation belastet. Die USA waren damit beschäftigt, sich aus Vietnam zurückzuziehen und wollten die brüchigen Beziehungen zu der Sowjetunion nicht gefährden. Zudem führte der Konflikt zu einem kostspieligen Anstieg des Ölpreises (Ölpreiskrise 1973). Im Zuge des Jom-Kippur-Kriegs sahen amerikanisch-jüdische Gruppierungen die Isolation Israels als eine große Bedrohung für die Existenz des Landes. Um der Isolation entgegenzuwirken, war es notwendig, die Erinnerung an den Holocaust zu stärken: nicht als historisiertes und nachrangiges Ereignis der Vergangenheit, sondern als aktuelles und potentiell wiederholbares Problem.

[1] Peter Novick. The Holocaust in American Life, New York: Houghton Mifflin, 1999, S. 151.

Quelle: http://fyg.hypotheses.org/126

Weiterlesen

Gedenken 2.0 – Das Forschungsprojekt „Holocaust Websites“ (Teil 2)

In ihrem zweiten Gastbeitrag geht Eva Pfanzelter auf weitere Beispiele ihres aktuellen Forschungsprojektes „Holocaust Websites“ ein und stellt das Projekt näher vor. Anders als das im ersten Beitrag erwähnte Beispiel Yad Vashem, bei dem der Internet-Auftritt auch einen „Ort der … Weiterlesen

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/573

Weiterlesen

Gedenken 2.0 – Das Forschungsprojekt „Holocaust Websites“ (Teil 1)

In ihrem Gastbeitrag stellt Eva Pfanzelter, Assistenzprofessorin am Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck, ihr aktuelles Forschungsprojekt „Holocaust Websites“ vor. Im ersten Beitrag gibt die Autorin einen Überblick über das Thema. Zu Beginn der 1990er Jahre sprach der französische Kulturhistoriker … Weiterlesen

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/569

Weiterlesen

EHRI-Stipendien für Holocaust-Studien 2014

EHRI (European Holocaust Research Infrastructure) ruft hiermit zu Bewerbungen für das EHRI-Stipendienprogramm für 2014 auf.

Mit den EHRI-Stipendien soll die internationale Holocaustforschung unterstützt und angeregt werden, indem sie den Zugang zu zentralen Archiven und Sammlungen zum Holocaust ermöglichen. Das Stipendienprogramm richtet sich an sowohl an Forscherinnen und Forscher als auch den wissenschaftlichen Nachwuchs, besonders aber an Doktorandinnen und Doktoranden mit begrenzten Ressourcen. Die Stipendien werden durch die Europäische Union gemäß der Regeln des FP7 Transnational Access (grenzüberschreitendem Zugang) finanziert und stehen daher Antragsstellerinnen und Antragsstellern offen, die an Einrichtungen arbeiten, die in FP7 Mitgliedsstaaten und assoziierten Staaten eingerichtet sind. Besonders Kandidatinnen und Kandidaten aus Mittel- und Osteuropa sind aufgefordert, sich zu bewerben. EHRI setzt sich für Chancengleichheit ein und diskriminiert nicht auf Grundlage nationaler oder ethnischer Herkunft, Alter, Geschlecht, Behinderung, Religion oder sexueller Identität.

Folgenden EHRI-Partner bieten je vier (durch eine Jury vergebene) Stipendien an:

Zwei Stipendien bietet

EHRI-Stipendien beinhalten eine finanzielle Unterstützung für Unterkunft und Lebenshaltung sowie Reisekosten für die Hin- und Rückreise zur gastgebenden Institution. Für die Visa-Beschaffung sind die Stipendiatinnen und Stipendiaten selbst verantwortlich. Sie erhalten Zugang zur Forschungsinfrastruktur des jeweiligen EHRI-Partners inklusive eines Computers. Die durchschnittliche Dauer des Forschungsaufenthalts beträgt vier Wochen, Stipendiatinnen und Stipendiaten können aber auf eigene Kosten und in Absprache mit der jeweiligen Institution ihren Aufenthalt verlängern. Von den Stipendiatinnen und Stipendiaten wird erwartet, dass sie drei Tage in der Woche bei der gastgebenden Institution verbringen, um an ihrem Forschungsprojekt zu arbeiten. EHRI unterstützt ausdrücklich Forschungen in anderen Einrichtungen im Umfeld der jeweiligen einladenden Institution.

Alle Bewerbungsunterlagen müssen in englischer oder deutscher Sprache eingereicht werden. Eine Bewerbung muss folgende Teile umfassen:

  • ein vollständig ausgefülltes Bewerbungsformular;
  • einen Lebenslauf (maximal 2 Seiten);
  • ein ausführliches, vier- bis fünfseitiges (1.250-1.500 Wörter) Exposé eines Projekts zur Geschichte des Holocaust (einschließlich der Vor- und Nachgeschichte), das die Bewerberin bzw. der Bewerber während des Aufenthalts verfolgen möchte, sowie eine Erklärung, bei welcher Institution bzw. bei welchen Institutionen sie bzw. er sich bewirbt; diese Wahl sollte inhaltlich begründet werden;
  • ein Empfehlungsschreiben von einer angesehenen Wissenschaftlerin bzw. einem angesehenen Wissenschaftler, der mit der Arbeit der Bewerberin bzw. des Bewerbers vertraut ist. Das Empfehlungsschreiben sollte eine Bewertung des vorgeschlagenen Forschungsprojekts sowie der allgemeinen wissenschaftlichen Qualitäten der Bewerberin bzw. des Bewerbers enthalten. Der Brief kann entweder zusammen mit der Bewerbung oder direkt von der Gutachterin bzw. vom Gutachter via Email als Scan gesendet werden (einschließlich der Unterschrift sowie des Briefkopfes der Gutachterin bzw. des Gutachters). Der Brief muss bis zum Bewerbungsschluss eingetroffen sein;
  • Zusätzlich muss eine zweite potenzielle Gutachterin bzw. einen zweiten potenziellen Gutachter im Bewerbungsformular benannt werden, die bzw. der gegebenenfalls direkt von EHRI kontaktiert werden kann.

Die Bewerbungsunterlagen können als Emailanhang im DOC- oder PDF-Format an bennett@ifz-muenchen.de gesendet werden. Alle Unterlagen sollten zusammen in einem Email versendet werden. Bewerbungsschluss ist der 30. September 2013. Spätere Bewerbungen können nicht mehr berücksichtigt werden. Die Entscheidungen über die Stipendienvergabe werden bis einschließlich Dezember 2013 bekannt gegeben.

Mehr informationen:

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2011

Weiterlesen