E-Learning 3.0 = E-Learning 2.0 + Web 3.0?, in: Journal of Research & Method in Education 09/2013, v. Fehmida Hussain
Wissenschaftlich bloggende Studierende #wbhyp
von Charlotte Jahnz
Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade #wbhyp von de.hypotheses.org.
Das Internet begleitet mich nun schon sehr lange. Angefangen im Harry Potter Chat des Carlsen Verlags im Jahr 2000, bin ich seit meinem elften Lebensjahr tatsächlich damit groß geworden. Das klingt nach Nostalgie, soll es aber nicht. Tatsächlich habe ich mir lange Zeit nicht vorstellen können, dass Wissenschaft und Internet zusammen funktionieren könnten.
Ich nahm das Netz in erster Linie als Unterhaltungsmedium wahr. In der Schule halfen mir Wikipedia und LeMO über die Runden, aber war das denn wissenschaftlich? Und auch im Studium als Ersti 2008 erinnere ich mich nur noch daran, dass man uns ausdrücklich aufforderte, Wikipedia nicht zu verwenden. Stattdessen lernten meine Kommilitonen und ich, wo im Institut die NDB und die ADB stehen. Bei der Übung „Rezensionen finden, lesen, schreiben“ ein paar Jahre später blieben alle, die mittlerweile ein Smartphone hatten, sitzen statt durch das Institut zu laufen, und googelten bequem nach einer wissenschaftlichen Rezension zu einem vorgegebenen Fachbuch. Aber Blogs? Kamen in meinem Bachelorstudiengang nur im Nebenfach Medienkommunikation vor. 2008 schauten wir uns in einer Ringvorlesung den Shopblogger an und wurden gefragt, was Twitter sei. Drei Studierende zeigten auf. Obwohl ich bis dahin immer gedacht hatte, zur Generation der „Digital Natives“ zu gehören, merkte ich, dass der Begriff wohl kaum einer Altersgruppe zuzuschreiben ist.
Aber was hat das mit Bloggen zu tun?
Ich hege die Vermutung, dass ich ein Vorbild gebraucht hätte, um früher mit dem wissenschaftlichen Bloggen anzufangen. Dass es diese Welt überhaupt gibt, habe ich erst sehr spät in meinem Studium erfahren, vorher beschränkten sich meine Blogbesuche auf die üblichen „Feld, Wald und Wiesen“-Blogs, die ich vorwiegend zu Unterhaltungszwecken las. Mittlerweile weiß ich aber, dass wissenschaftliches Bloggen ungemein hilfreich für die eigene Arbeit sein kann:
Wissenschaftliches Bloggen hilft den eigenen Schreibstil zu verbessern.
Gerade zu Beginn meines Studiums war ich oft von der Wortgewalt mancher studienbedingter Lektüre so beeindruckt, dass ich meinte, sie nachahmen zu müssen. Das machte nicht nur die Arbeit der Korrekturleser schwierig, ich hatte hinterher auch kaum noch Lust, mir meine eigenen Texte noch einmal durchzulesen. Mit meinen langen Schachtelsätzen, die man drei Mal lesen musste bevor man sie verstand, machte ich niemandem eine Freude. Da die wenigsten Blogbeiträge den Umfang kleinerer Hausarbeiten und keinen Abgabezeitpunkt haben (also in meinem Fall nicht in der Nacht vor dem letzten Abgabetermin mit der heißen Nadel gestrickt werden müssen), kann man im Blog lange an seinen Texten feilen und sich so einen Schreibstil antrainieren, der allgemein verständlich und auch außerhalb des Elfenbeinturmes lesbar ist. Hinzu kommt, dass man im Blog einen viel größeren Kreis potenzieller Korrekturleser vorfindet, die durch Kommentare hilfreiche Hinweise geben können.
Wissenschaftliches Bloggen hilft übertriebenes Hierarchiedenken zu mindern.
Ich belegte während meines Bachelors ein Seminar über Stile und Formen im Wandel der Zeit. Wir verbrachten – sehr zum Erstaunen der Seminarleitung – einen Teil der Zeit damit zu diskutieren, welche Anrede an unsere Dozenten in Mails nun korrekt ist. Sehr schön wird diese Thematik bei PhD-Comics dargestellt. Die Erfahrung des Wissenschaftlichen Bloggens hat mir gezeigt, dass studentische Nachfragen ernst genommen und unterstützt werden. Dass das an der Uni auch der Fall ist, will ich gar nicht in Abrede stellen, aber die Diskussionskultur in wissenschaftlichen Blogs ist in meinen Augen überraschend bestärkend und kritisch konstruktiv. Ich traue mich hier weitaus häufiger Verständnisfragen zu stellen und um Tipps zu bitten als in der Universität.
Wissenschaftliches Bloggen ist für Studierende die einfachste Möglichkeit, ihre Erkenntnisse zu publizieren.
Ein wenig enttäuschend ist es schon, dass die Arbeit mehrerer Wochen am Ende maximal zwei Leser findet, eine Note bekommt und dann abgelegt wird. Studentische Arbeiten werden selten publiziert, wenn man Angebote wie das des GRIN Verlags außen vorlässt. Erkenntnisse, die man gewonnen hat, lassen sich leicht in einen Blogpost umwandeln und helfen vielleicht auch anderen Studierenden bei der Suche nach Literatur zu ihrem Thema. Das Blog steht damit auch nicht in Konkurrenz zu Angeboten wie Academia.edu, wo mittlerweile auch viele studentische Hausarbeiten zu finden sind.
Wissenschaftliches Bloggen lohnt sich auch für die Studierenden, die nicht in der Wissenschaft bleiben wollen.
Wie ich bereits 2013 bei der Blogparade zu #dhiha5 schrieb, ist der Lerneffekt, den die Digital Humanities bieten, auch für einen außeruniversitären Beruf nützlich. Dazu zählt auch das Bloggen. Mit Content-Management-Systemen vertraut zu sein, wird von einigen Arbeitgebern bereits jetzt vorausgesetzt. Sehr schön zusammengefasst hat das meiner Meinung nach Moritz Hoffmann:
„Auch wenn diese Erkenntnis vielen schmerzhaft erscheint: Die Wege, auf denen sich Menschen unterhalten und informieren, wandeln sich spürbar, ohne dass sich dies bislang auf breiter Front in der Ausbildung von Historikerinnen und Historikern niederschlagen würde. Das Humboldtsche Bildungsideal, dessen Abgesang mit einlullender Frequenz immer wieder angestimmt wird, hat an vielen Standorten zu einer Verknöcherung der Studiengänge geführt, die nicht einmal durch die Bologna-Reformen aufgelöst werden konnte. Die Folge ist, dass zwar jedes Jahr fachlich hervorragend ausgebildete Absolventen die Historischen Seminare verlassen, sie jedoch mit dem erlernten Rüstzeug kaum auf die gegenwärtig erforderlichen Medien- und Vermittlungskompetenzen vorbereitet sind."1
Dass ich wissenschaftliches Bloggen für wichtig halte, dürfte spätestens jetzt kein Geheimnis mehr sein. Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass die Hemmungen „meiner“ Zunft gegenüber dem Bloggen abnehmen und dass die Beschäftigung mit digitalen Forschungs- und Publikationsmethoden auch endlich die Lehre erreicht.
Wie lassen sich Web-Anwendungen im archivischen Arbeitsalltag nutzen? Versuch einer Übersicht
Im Rahmen der anregenden Diskussion von Bastian Gillners Artikel “Wollen Archive (mehr) Nutzer?” auf dem Gemeinschaftsblog Archive 2.0 kam die Forderung nach einer Zuordnung von Web 2.0-Anwendungen zu archivischen Aufgaben auf (vgl. Kommentar von Stefan Schröder). Thomas Wolf hat daraufhin dankenswerterweise Archivaufgaben und Web 2.0-Tools in einer Liste zusammengefasst und zur Diskussion gestellt. Ich nehme die Einladung zur Ergänzung gerne an. Die Aufstellung von Herrn Wolf aufgreifend, habe ich versucht, die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Web-Anwendungen im archivischen Arbeitsalltag noch etwas anschaulicher zu machen. Die entstandene Tabelle ist öffentlich zugänglich und kann von allen Interessierten ergänzt und weiterbearbeitet werden (Link siehe unten).
Zum besseren Verständnis möchte ich an dieser Stelle kurz erläutern, welche Überlegungen mich bei der Erstellung der Tabelle geleitet haben.1
Gemeinsame Betrachtung von Web 1.0 und Web 2.0-Anwendungen
Sowohl Web 1.0-Anwendungen, wie Email und Homepage, als auch Web 2.0-Tools können für vielfältige Fachaufgaben eingesetzt werden. Eine Übersicht, die auf einen Blick die Einsatzmöglichkeiten beider Arten von Web-Anwendungen verbindet, ist daher m.E. sinnvoller, als eine künstliche Unterscheidung. In der Praxis wird sich die Wahl eines bestimmten Werkzeugs oder Mediums einerseits daran orientieren, welches konkrete Ziel im Rahmen einer Fachaufgabe erreicht werden soll, andererseits daran, welche Zielgruppe oder Adressaten man ansprechen möchte. Ob es sich dabei um ein Web 1.0 oder ein Web 2.0-Tool – oder gar ein analoges Medium (z.B Flyer) – handelt, ist letztlich von den konkreten Rahmenbedingungen eines Archivs abhängig (Finanzen, technische Ausstattung, Nutzerklientel, Personalausstattung und -qualifikation, etc.).
Visuelle Unterscheidung zwischen Kernaufgaben, Querschnittsaufgabe Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikationsteilnehmern
Bei der Definition der Kernaufgaben habe ich eine klassische Herangehensweise gewählt und weiche daher von den Vorschlägen von Herrn Wolf an einigen Stellen ab. Als Kernaufgaben betrachte ich die folgenden, grundsätzlich gleichrangigen, Aufgabenkomplexe (in der Tabelle jeweils durch horizontale dunkelblaue Balken gekennzeichnet):
- Archivmanmagement2
- Vorarchivische Schriftgutverwaltung
- Überlieferungsbildung
- Bewertung
- Erschließung
- Zugang/Benutzung
- Bestanderhaltung
- Historische Bildungsarbeit (inkl. Archivpädagogik)
Öffentlichkeitsarbeit definiere ich als Querschnittsaufgabe, die sich durch alle genannten Kernaufgaben hindurchzieht. In der Tabelle wird dies durch den übergreifenden vertikalen Balken am rechten Rand dargestellt (gelb).
Zusätzlich zur Unterscheidung von Kernaufgaben und der Querschnittsaufgabe Öffentlichkeitsarbeit erscheint es mir sinnvoll, verschiedene Adressaten oder Kommunikationsteilnehmer sichtbar zu machen (hellblaue Darstellung). Ich habe dabei unterschieden zwischen der
- Kommunikation innerhalb des Archivs
- Kommunikation mit der entsprechenden Fachcommunity
- Kommunikation mit konkret definierten Dritten (ggf. je nach Kernaufgabe unterschiedliche, z.B. Nutzer, Registraturbildner, politische Entscheidungsträger, Bildungseinrichtungen, Dienstleister, etc.)
- Kommunikation mit der interessierten Öffentlichkeit als Teil der Querschnittsaufgabe Öffentlichkeitsarbeit
In einigen Aufgabenbereichen überlappen sich m. E. Kernaufgabe und Querschnittsaufgabe in Bezug auf die Kommunikationsteilnehmer der 3. Kategorie deutlicher als in anderen. Dies ist in der Tabelle durch eine grünliche Färbung dargestellt.
Anwendungsbeispiele – Einladung zur Ergänzung!
Ich habe versucht, möglichst viele Anwendungsbeispiele in die Tabelle einzutragen. Es bleiben dennoch noch viele Felder leer. Das liegt zum einen daran, dass nicht alle verfügbaren Web-Tools in allen Arbeitsbereichen für alle Adressaten in gleichem Maße sinnvoll eingesetzt werden können. Zum anderen habe ich mit vielen dieser Tools selbst keine praktische Erfahrung – mein Vorstellungsvermögen für weitere Einsatzmöglichkeiten ist daher begrenzt und es könnten sicherlich weitere Tools in die Liste aufgenommen werden. Auch die Auswahl der Links zu bereits real existierenden Beispiele ist sehr selektiv ausgefallen. Dies ist vor allem zeitlichen Beschränkungen geschuldet und ich bitte die Auswahl oder Nichtauswahl der verschiedenen existierenden Projekte nicht wertend zu verstehen! Weitere Beispiele sind zu ergänzen. Die Tabelle ist deshalb ausdrücklich zur Weiterberarbeitung vorgesehen und ich würde mich freuen, wenn sie als Gemeinschaftsprojekt wachsen würde.
Link zur Tabelle: https://docs.google.com/spreadsheets/d/1WhkC8xQLnoKCJqPR-W52hYp43xvp-jOdnXViJ9FDuhM/edit?usp=sharing
- Dank geht an Klara Deecke für konstruktive Kritik und wertvolle Ergänzungen.
- Archivmanagement kann natürlich auch als Querschnittsaufgabe definiert werden. Darauf wurde hier aus Gründen der Darstellbarkeit verzichtet.
“Der Gang ins Museum wird durch die Virtualisierung nicht wegbrechen”
Dr. Frank Reichherzer arbeitet am Lehrstuhl für Geschichte Westeuropas und transatlantische Beziehungen an der Humboldt Universität zu Berlin. Er konzipierte die digitale Ausstellung “Orte des Übergangs. Eine andere Geschichte des Ersten Weltkriegs” für Europeana.
Sie haben als Kurator die digitale Ausstellung „Orte des Übergangs. Eine andere Geschichte des Ersten Weltkrieges“ für Europeana geplant. Europeana verfügt über zahlreiche (Ego-)Dokumente aus verschiedenen Zeitspannen. Nach welchen Kriterien haben Sie ihre Ausstellungsdokumente ausgesucht?
Unser Kriterium war es, die Dokumente und Objekte als aussagekräftige Quellen für die übergeordnete Frage und das Ziel der Ausstellung zu nutzen. Da der Zugang über das Konzept der Orte nicht der Logik der Verschlagwortung der Europeana entspricht, haben wir uns den Themen in einem ersten Schritt über Quellenarten genähert – also Kriegstagebücher, Verordnungen, Karten, Bilder und andere Objekte, zeitgenössische Literatur bis hin zu Lieder- und Kochbüchern und vielem mehr. Dort haben wir die Stellen, an denen unsere Orte thematisiert wurden, vermerkt und dann für den zweiten Schritt alles, was einen bestimmten Ort betraf, als Materialsammlung zusammengestellt.
Ihr Ziel ist es, den Ersten Weltkrieg aus einer neuen Perspektive, und zwar anhand eines Mosaiks von Orten, zu betrachten. Geht es Ihnen darum, den Krieg, der so 100 Jahre zurück liegt und vielen so abstrakt erscheint, erfahrbar zu machen? Welches Publikum möchten Sie damit ansprechen?
„Erfahrbar“ wollten wir den Krieg nicht machen. Wie wollten den Krieg in seiner Widersprüchlichkeit, in seiner Komplexität sichtbar machen. Abstrakte Orte, wie der Bahnhof, das Lazarett, die Kasernen aber auch das Hauptquartier, die sich überall, auf allen Seiten der Fronten, finden lassen, erschienen uns als geeigneter Zugang, die Pfade der Chronologie des Krieges, der nationalen Perspektiven und der epischen Schlachtengemälde zu verlassen. In diesem Sinne abstrahieren wir sogar noch mehr als die meisten Publikationen zum Thema. Wir fordern unsere Besucher heraus. Sie sollen den Ersten Weltkrieg als diffuses Ereignis erkennen – als gigantischen Ort des Übergangs, an dem Zivilisation und Barbarei, Moderne und Archaik, Zerstörung und Schöpfung, Beschleunigung und Beharrung, Mythos und Rationalität, Traum und Trauma und vieles mehr ineinander verwobene Realitäten bilden. Wir wünschen uns ein breites Publikum. Die Ausstellung ist so konzipiert, dass der Besucher seine Wege und sein Eintauchen in die Materie selbst gestalten kann. Gerade der ‚virtuelle Ausstellungsraum’ macht diese Sprünge und Drifts möglich. Die Orte sind dabei der Einstieg. Die Dynamiken, die sich im Raum zwischen den Orten bilden, sollen mit dem ‚Klicken‘ durch die Ausstellung in einer spezifischen Art im Besucher deutlich werden – und hier stimmt es wohl –hier kann der Besucher die Geschichte des Erste Weltkrieg in einer besonderen Weise „erfahren“.
Mittlerweile stellen auch zahlreiche Museen auf ihren Websites digitale Ansichten von ihren Ausstellungsobjekten zur Verfügung. Welche Bedeutung werden digitale Ausstellungen Ihrer Meinung nach in der Zukunft haben?
Technisch ist und wird vieles möglich sein. Vor allem Hypertextstrukturen und gestaffelte Informationsschichte bieten dem Besucher die Möglichkeit, in unterschiedliche Formen, Intensitäten und eigenen Wegen in die Materie einzutauchen. Wir hatten im ursprünglichen Konzept viel mehr Verlinkungen der Orte und der Narrationen wie ‚Ordnung und Chaos‘, geplant, mussten uns aber an den Europeana-Richtlinien orientieren.
Der Gang ins Museum wird aber durch die Virtualisierung nicht wegbrechen. Das Museum als sozialer Ort wird daher nicht verdrängt. Die Sehnsucht nach dem Sozialen und dem Authentischen ist groß. Ich denke, Mischformen werden sich etablieren. Mehr und mehr wird der Ausstellungsbesuch virtuell durch Terminals vor Ort oder auch durch die Nutzung mobiler Endgeräte weiter mit zusätzlichen Informationen angereichert. Grenzen hierzu sehe ich weder im Wissenschaftlich-kuratorischen Input noch in der Technik. Probleme liegen eher in urheberrechtlichen Fragen.
Sie wollen mehr über das Projekt Europeana und digitale Museen wissen? Fragen Sie Dr. Reichherzer bei unserem WeberWorldCafé “Narrating the First World War – Experiences and Reports from Transregional Perspectives”!
Quelle: http://wwc.hypotheses.org/390
Neue Tools und Projekte von der Digital Humanities 2014 in Lausanne
Der jährliche Großkongress Digital Humanities fand in der letzten Woche in Lausanne am Genfersee statt. Die Veranstaltung dient traditionellerweise auch als Leistungsshow von Projekten und Produkten, die das Leben des Wissenschaftlers erleichtern sollen. Ein kurzer Überblick über neue und nicht mehr ganz neue Tools, die von Interesse sein könnten.
Im vergangenen Sommer entstand im Rahmen eines „one week, one tool“-Hackathon der Serendip-o-matic. Ein Aggregator, welcher aus eingegebenen Textstücken (vermeintlich) passende Einträge aus der Europeana, der Digital Public Library of America und anderen freien Ressourcen zusammenstellt. Der Faktor Zufall soll dabei eine wichtige Rolle spielen, wie sich aus dem von serendipity abgeleiteten Namen erschliesst:
Strukturierter und wissenschaftlich „abgesicherter” funktioniert das am IEG in Mainz entstehende EGO (Europäische Geschichte Online), welches ähnlich wie die docupedia für Zeitgeschichte ein kollaborativ erarbeitetes Portal ist. Im Fokus steht die europäische Geschichte der Frühneuzeit und Neuzeit (15.-21. Jahrhundert):
Die Seite überzeugt durch Verknüpfungen (etwa mit Personendaten), Querverweisen und eingebundenen Medien. Die Lizenzierung mit creative commons (CC-BY-NC-ND) zeugt vom umsichtigen Umgang mit den veröffentlichten Daten.
Personen und Urkunden stehen in den Datenbanken der POMS (People of Medieval Scotland und Paradox of Medieval Scotland) im Zentrum. Mittels Verknüpfung von Personen mit Vorgängen in Urkunden (Rechtsübertragung, Verbindung zu anderen Personen etc.) wird versucht der Staatswerdung Schottlands auf den Grund zu gehen.
Interessant ist nicht zuletzt das Konzept hinter den aufbereiteten Daten. Im Gegensatz zu mark-up Auszeichnung wie in der klassischen und digitalen Edition angewandt, werden die Quellen relational ausgewertet. Sprich Wortlaut und Formular der Dokumente bleibt auf der Strecke, während genannte Personen und die Art ihrer Nennung verzeichnet werden.
Ein ganz ähnlicher Ansatz wird im Projekt ChartEx verfolgt. Anhand der automatisierten Auswertung von Dokumenten aus Cluny und britischen Quellenedition werden automatisiert Verknüpfungen zwischen Personen in Dokumenten, Rechten und Orten hergestellt. Recherchierende werden auf Personen hingewiesen mit ähnlichen Namen oder häufigem Auftauchen im Umfeld der Personene/Dokumente. Ziel des Tools ist es Anhaltspunkte zu geben und effizientere Forschung zu ermöglichen.
- ChartEx: yorkhci.org/chartex/1.3/ (Beta-Version)
Nicht Personen sondern Orte stehen im Zentrum zweier Tools zur Erkundung der Antiken Welt. Das bereits etablierte Produkt Orbis aus Stanford errechnet Wegstrecken und Kosten zwischen einzelnen Orten im römischen Reich. Wie bei modernen Navigationssystemen wird zwischen kürzestem, schnellsten und billigstem Weg unterschieden.
Pelagios – ein britisch-österreichisches Joint-Venture – ermöglicht Nutzenden selbst Verknüpfungen zwischen Antiken Texten und darin genannten Orten herzustellen. Mit der „bottom-less map“ (der unendlich tief annotierbaren Karte) als Ziel des Projekts.
- Zugang über Ortssuche: pelagios.dme.ait.ac.at/api
Projekt-Blog: pelagios-project.blogspot.ch
Pleiades (online Ortsverzeichnis für Orte der Antiken Welt): pleiades.stoa.org
Von der Antike zum Mittelalter, wo es insbesondere in den sogenannten Hilfswissenschaften Neues zu entdecken gibt.
Die Beschreibung von Handschriften zum Zweck der Unterscheidung von Schreibern gehört zu den Kernkompetenzen der Paläographie. Das Projekt digipal treibt dies auf die Spitze und hat ein Tool kreiert, mit welchem kleinste Unterschiede von Händen beschrieben und betrachtet werden können. Als nächste Schritte sind Ausbau um skandinavische und hebräische Handschriften geplant.
Unter anderem mit digitaler Kodikologie beschäftigt sich das Schoenberg Institute for Manuscript Studies und präsentierte eine erste Version des Manuscript Collation Project, welches erlaubt Codex nach Lagen zu betrachten, etwa um spätere Um- und Fehlbindungen zu identifizieren und digital zu korrigieren, ohne dass die Stücke einem physikalischen Risiko ausgesetzt werden.
Um Ergänzungen und Kommentare wird gebeten.
Twitter zur Unterstützung von Kooperationen – Kurze Vorstellung auf dem Rheinischen Archivtag 2014
Der Kurznachrichtendienst Twitter bietet trotz der Beschränkung auf nur 140 Zeichen pro Beitrag zahlreiche Möglichkeiten des Informationsaustausches, der Vernetzung, des kollaborativen Arbeitens und der internen und externen Kommunikation. Twitter ist noch dazu im Einstieg äußerst niedrigschwellig, Beiträge lassen sich auch ohne Anmeldung lesen, die Einrichtung eines eigenen Accounts benötigt nur wenige Minuten und es werden auch praktisch keine persönlichen Angaben abgefragt. Die Anwendung ist leicht zu bedienen, und mit nur wenigen Klicks lassen sich sowohl mittels eigener Tweets Informationen verbreiten als auch abrufen.
Tweets enthalten aufgrund ihrer Kürze meist nicht nur Text, sondern häufig Links, Fotos oder Videos und lassen sich mit anderen sozialen Netzwerken wie z.B. Facebook verknüpfen. Besonders schnell und einfach ist auch die Verbreitung von Inhalten über die Funktion des Retweetens. Die Startseite oder Timeline bietet eine Übersicht der aktuellen Beiträge aller Twitter-Accounts, die man abonniert hat, denen man „folgt“, wie es bei Twitter heißt, man kann die Beiträge aber durch das Anlegen von Listen auch filtern. Hier beispielsweise eine Liste mit deutschsprachigen Archiven auf Twitter. Besonders praktisch auch die Funktion des Hashtags, also die Vergabe von Schlagwörtern, über die sich alle Beiträge zu einem speziellen Thema, die mit diesem Schlagwort versehen wurden, aufrufen lassen – hier als Beispiel das Thema Archive und Web 2.0.
Mit den Tweets lässt sich auf weiterführende Inhalte verweisen, über Publikationen wie z.B. Blogeinträge, Vorträge und andere Tätigkeiten oder auch Veranstaltungsprogramme informieren, das eigene Netzwerk ausdehnen und ständiger Kontakt mit den Fachkolleginnen und –kollegen halten. Über Twitter lassen sich außerdem Tagungen und andere Veranstaltungen – häufig nahezu in Echtzeit – verfolgen und kommentieren– vorausgesetzt natürlich, es sitzen twitternde Teilnehmer im Plenum. Hier links zu sehen Beiträge vom diesjährigen Archivtag für Rheinland-Pfalz und das Saarland in Worms. Mittels einer Twitterwall – hier rechts zu sehen bei der diesjährigen Tagung Archive 2.1 in Stuttgart – können die Beiträge allen Teilnehmern vor Ort sichtbar gemacht werden.
Besonders unkompliziert lässt mittels Twitter auch ins Gespräch kommen – der oder die gewünschten Gesprächspartner müssen lediglich mit dem eigenen Account angesprochen bzw. „erwähnt“ werden. Da diese Gespräche öffentlich sind, können sie auch andere an dem Thema Interessierte verfolgen. Der nichtöffentliche Austausch ist aber natürlich auch möglich, dafür gibt es die Funktion der Direktnachricht. Und – wie rechts zu sehen -, werden mittels Twitter sogar Interviews geführt – hier im Vorfeld und als Vorbereitung auf die Tagung Archive 2.1.
Eine besonders schöne Form der Vernetzung sind für mich persönlich auch Twitter-Aktionen wie etwa anlässlich des Internationalen Tags der Archive / AskArchivists Day, bei denen man internationale Archive und deren Bestände kennenlernt – und das kann und soll sogar Spaß machen, wie man beispielsweise an der Aktion #ArchiveShelfie sieht, bei der Archive auf der ganzen Welt die schönsten Aufnahmen aus ihren Magazinen posteten. Die Beiträge von Archiven im Rahmen dieser Aktionen gehen übrigens jeweils mittlerweile in die Hunderte. Entdecken lassen sich andere Accounts auch über den so genannten FollowFriday. Hier werden Accounts über ihre Nutzernamen verbreitet, die man selbst empfehlen kann. Und sogar Crowdsourcing ist möglich, indem man andere Nutzer um Hilfe bittet. Häufig wird hier der Hashtagt #followerpower verwendet.
Facebook und Co. – Potentiale sozialer Netzwerke für die archivische Öffentlichkeitsarbeit am Beispiel des Stadtarchivs Linz am Rhein
Facebook & Co. – Potentiale sozialer Netzwerke
für die Öffentlichkeitsarbeit von Ein-Personen-Archiven
Präsentation von Andrea Rönz M.A. im Seminar „Bloggen – Liken – Taggen“ – Einführung in die Möglichkeiten des Web 2.0 für die archivische Arbeit
Köln, 5.6.2014
Das Stadtarchiv Linz am Rhein wird als kommunales Archiv einer kleinen Stadt nur an einem Tag pro Woche und von nur einer Person betreut. Um dennoch eine größtmögliche Benutzerfreundlichkeit – und natürlich auch Archivarsfreundlichkeit – zu gewähren, wurde 2005 eine eigene Internetseite aufgebaut, die hauptsächlich als Plattform für die Online-Datenbank gedacht war. Nahezu alle Findbücher des Archivs wurden digitalisiert und als Datenbank online gestellt. Die Nutzer können so schon von Zuhause aus in den Beständen recherchieren und gegebenenfalls auch Archivalien vorbestellen. Auch schriftliche und telefonische Anfragen können so natürlich sehr viel schneller beantwortet werden.
Da die Homepage bis auf den Textticker relativ statisch ist, habe ich Anfang 2011 den Schritt ins Web 2.0 gewählt und eine Seite auf Facebook eingerichtet. Hintergrund war, dass mir immer wieder aufgefallen ist, wie viele Menschen sich unter einem Archiv und dessen Aufgaben wenig oder nichts vorstellen können. Gleichzeitig steht das Stadtarchiv Linz natürlich wie viele Archive in Zeiten angespannter Haushaltslagen auch unter einem gewissen Rechtfertigungsdruck. Diesem „unwissenden“ Personenkreis soll ein Eindruck von der Bedeutung eines/ihres Stadtarchivs vermittelt werden, außerdem das Archiv über Linz hinaus bekannt gemacht werden und Kontakt zu anderen Archivaren, Archiven und kulturellen Institutionen aufgebaut werden.
Der Inhalt der Seite besteht zum einen aus Fotos bzw. Fotoalben, und da die Erfahrung aus der täglichen Archivarbeit zeigt, dass gerade Laien besonders auf Bildmaterial fixiert sind und dementsprechend auch das Feedback auf bebilderte Pinnwandeinträge in der Regel deutlich höher ist, wird auch den meisten Beiträgen mindestens ein Foto beigefügt. Beiträge beinhalten beispielsweise Eindrücke aus dem Archivalltag wie die Bearbeitung von Anfragen, das Vorbereiten von Ausstellungen oder die Arbeit an einer Publikation. Ein Jahr lang war ein weiterer fester Bestandteil der Pinnwandeinträge die monatliche Rubrik „Daten aus der Linzer Stadtgeschichte“, die ein historisches Ereignis als Text mit Bild(ern) in Form einer Notiz vorstellt.
Neben eigenen Beiträgen werden außerdem regelmäßig Pinnwandeinträge verwandter Facebook-Seiten geteilt – hier ein Beispiel von 2012 -, aber auch Porträts von Linzer Persönlichkeiten, Veranstaltungen aus dem Bereich Geschichte und Kultur, Pressemitteilungen oder Fernsehbeiträge. Des Weiteren werden thematisch ähnliche Facebook-Seiten vorgestellt oder auch andere Online-Portale. Über die Chronik – Leiste rechts – lassen sich sehr schön die Geschichte des Archivs darstellen und verschiedene und/oder besondere Archivalien zeigen. Die Liste der „Meilensteine“ wird nach und nach ergänzt. Hier ein Beispiel, wie beliebt Fotos und besonders natürlich alte Aufnahmen sind. Für Veranstaltungen wie z.B. Ausstellungen lässt sich mittels eines Extra-Tools sehr gut Werbung machen. Facebook stellt außerdem ausführliche Statistiken für seine Fan-Seiten zur Verfügung, zum Beispiel die Verteilung der Nutzer nach Geschlecht, Alter und Herkunftsort, oder etwa die Reichweite der Beiträge.
Im Dezember wurde dann die Web 2.0 Präsenz erweitert um eine Google+-Seite. Sehr unpraktisch dabei der umständlich Link, Vanity-URLs führt Google aus Sicherheitsgründen nur sehr zögerlich ein. Es gibt die Möglichkeit, die Seite zu „plussen“ und/oder in seine „Kreise“ aufzunehmen. Ansonsten ist die Google+-Seite ähnlich aufgebaut wie die früheren Facebook-Seiten, also Beiträge chronologisch unter- bzw. nebeneinander, allerdings ohne die Chronik. Die Inhalte sind mit denen der Facebook-Seite weitgehend identisch, und auch die „Übersicht“ ist ihrem Äquvalent, der „Startseite“ von Facebook, sehr ähnlich.
Ebenfalls seit Dezember 2011 twittert das Stadtarchiv Linz auch. Neben eigenen Beiträgen werden auch Beiträge anderer retweetet / beantwortet / zitiert. Des Weiteren wurde ein YouTube-Kanal eingerichtet, der nach und nach mit Filmen aus dem mittlerweile größtenteils digitalisierten Filmarchiv bestückt wird. Hier findet sich auch ein schönes Beispiel für Crowdsourcing, denn ein zuvor undatierter Film konnte mithilfe eines Nutzers bis aufs Jahr genau bestimmt werden.
Zur Präsentation von Bildbeständen bieten sich Plattformen wie flickr oder Pinterest an, die das Stadtarchiv Linz allerdings nicht nutzt. Hier als Beispiel der Auftritt des Stadtarchivs Speyer, das flickr u.a. auch für Crowdsourcing nutzt, denn mithilfe von Nutzern sollen und wurden auch schon bislang nicht identifizierte Fotos eingeordnet.
Last but not least bloggt das Stadtarchiv Linz seit Kurzem auch im wissenschaftlichen Blogportal hypotheses.org. Das Blog dient aktuell vor allem als Online-Katalog für unsere Ausstellung zum Ersten Weltkrieg und soll sukzessive auch mit Beiträgen zur Stadtgeschichte und weiteren Inhalten, auch zu Archiven & Web 2.0, gefüllt werden.
Wie man der letzten Folie entnehmen kann, ist das Zwischen-Fazit des Web 2.0-Experiments des Stadtarchivs Linz am Rhein absolut positiv. Das Archiv hat davon in jeder Hinsicht enorm profitiert. Der Zeitaufwand ist vergleichsweise gering und beläuft sich auf etwa drei bis vier Stunden pro Woche. Ich kann diesen Schritt – auch „Mehr-Personen-Archiven“ – nur empfehlen.
Virtuelle Spurensuche: Web-App “Kaiser Ludwig in München”
Im Rahmen der Veranstaltung anlässlich des 700-jährigen Jubiläums der Krönung Ludwigs des Bayern zum deutschen König und zur Eröffnung des Kaiser-Ludwig-Jahres wurde am Montag, den 28. April 2014, unter anderem die Web-App “Kaiser Ludwig in München” präsentiert.
Die Web-App “Kaiser Ludwig in München” ist das Ergebnis eines gesamten Semesters und wurde im Rahmen einer Lehrveranstaltung von Dr. Hubertus Seibert von Studierenden erarbeitet.
Sinn und Zweck der App
Die Web-App hat das Ziel, einem möglichst breiten Publikum interaktiv das München Kaiser Ludwigs IV., genannt Ludwig der Bayer, näherzubringen. Dabei sollen sowohl noch vorhandene Erinnerungsorte aus seinem Leben vorgestellt werden als auch solche, die zeigen, wie Ludwig IV. in späterer Zeit rezipiert worden ist. Auf der virtuellen Spurensuche Kaiser Ludwigs in München werden für die Benutzer nicht mehr sichtbare und zugängliche Orte interaktiv erfahrbar.
Aufbau
Hier sieht man die Startseite mit der ältesten Stadtansicht Münchens aus der Schedelschen Weltchronik. In der Menüleiste kann man unter den einzelnen Menüpunkten noch einmal gezielt Informationen zur Intention der Web-App, der Kurzbiographie des Kaisers und zu seiner Epoche nachlesen.
Über den Button „Start“ geht es dann sofort zur Übersichtskarte, von der aus man dann beliebig an jedem Ort einsteigen und den Rundgang beginnen und auch wieder beliebig beenden kann, ohne jegliche Vorkenntnisse. Geführt wird man durch die rechts unten zu findende Legende, die die vier verschiedenfarbigen Icons näher erklärt.
Ein gelber Wappenschild steht hier zum Beispiel stellvertretend für Kirchen. Über den Button „Standort“ lässt sich ganz leicht der eigene Ausgangspunkt orten für den Fall, dass man den virtuellen Stadtrundgang auf Ludwigs Spuren mit seinem Smartphone erkunden möchte.
Funktionsweise
An zwei Beispielen lässt es sich ganz leicht zeigen, wie die Web-App funktioniert: Durch einen Klick auf ein Wappenschild öffnet sich zunächst ein Pop-up-Fenster mit einer Auflistung an Kurzinformationen. Über den blauen Button „Mehr Lesen“ gelangt man dann zum Hauptartikel des betreffenden Erinnerungsorts. Ruft man sich nun den heutigen Max-Josephs-Platz vor Augen, sind jedoch vom ehemaligen Franziskanerkloster, das hier bis 1803 stand, heute keinerlei Spuren mehr erhalten. In solchen Fällen wurden möglichst authentische Darstellungen zurückgegriffen, die zusammen mit einem erläuternden Text einen Eindruck des mittelalterlichen Stadtbildes vermitteln sollen.
Alle Texte der Web-App sind durch Verlinkungen miteinander verbunden, was sich besonders gut am Beispiel des Alten Hofes zeigen lässt. Das Wappenschild des Alten Hofes ist farblich dreigeteilt, weil sich in seinen Mauern sowohl historische Bausubstanz, ein Museum als auch ein modernes Denkmal befindet. Im Haupttext dazu finden sich nun zahlreiche Verlinkungen zu allen relevanten Erinnerungsorten an Ludwig den Bayern innerhalb des Alten Hofes, sowie zum Beispiel zur Lorenzkapelle und zum Stifterrelief, das heute im Bayerischen Nationalmuseum gezeigt wird.
Team
Hinter dem Menüpunkt „Team“ finden sich die Leute hinter der Web-App: die Gruppe der Studierenden des Historischen Seminars der Ludwig-Maximilians-Universität München und Dr. Hubertus Seibert, ohne dessen Engagement dieses Projekt gar nicht erst zu Stande gekommen wäre.
Die Web-App lebt aber nicht nur von den wissenschaftlichen Texten. Die technische Umsetzung erfolgte durch Herrn Dr. Gasteiger von visonbites GmbH. Als ein ehemaliger Absolvent unserer Fakultät hatte er auch ein ganz besonderes Gespür für das historische Flair dieser App. An dieser Stelle gilt es vor allem auch dem Historischen Seminar der LMU für die finanzielle Unterstützung zu danken. Genauso danken wir auch all unseren Kooperationspartnern, allen voran dem Münchner Stadtarchiv, dem Bayerischen Nationalmuseum und dem Stadtmuseum München.
Für alle, die es nun nicht mehr erwarten können, auf Ludwigs Spuren in München zu wandeln, hier der Link zur kostenfreien Web-App: http://www.kaiser-ludwig-in-muenchen.de/
On the occasion of the 700thanniversary of the coronation of Ludwig the Bavarian as German King on Monday 28th of April, the web app “Emperor Ludwig in Munich” was presented to the public. This web app is the result of an entire semester and has been developed as part of a seminar by Dr. Hubertus Seibert. The aim of the web app is to present the Munich of Ludwig the Bavarian to a wide and varied audience. It focusses on sights of Ludwig’s activities in Munich, but also on places and memorials in remembrance of Ludwig the Bavarian after his death. No longer visible and accessible places can be explored interactively by the user on the virtual track in search of Emperor Ludwig in Munich. The menu bar of the app offers background information on Ludwig the Bavarian and additional facts on the development of the city of Munich under Ludwig’s reign. The start button leads to an interactive map of the city where all the places connected to Ludwig the Bavarian are marked by a coat of arms. The key to the different colours of the coat of arms is explained under the button “Legende”, e.g. yellow represents churches. All sights of the Ludwig the Bavarian tour can be visited in any order and without any background knowledge. By clicking on “Standort”, a smartphone user is enabled to mark his own position on the map. Each coat of arms presents some pieces of basic information and additional informative texts and related links to other texts in the app, including picture material, via pop-up windows. Places which are no longer visible like the former Franciscan monastery at the Max-Josephs-Platz, are represented by authentic prints or paintings.
The web app can be freely accessed on http://www.kaiser-ludwig-in-muenchen.de/
Die Crowdsourcing-Plattform Velehanden.nl
Eine der zentralen Fragen bei dem Einsatz von Web 2.0 in und für Archive ist die Frage nach dem Nutzen für die Archive. Die Vorstellung etwas online zu stellen, was dann von anderen erschlossen, bzw. bearebitet wird ist eine der Zukunftsvisionen, die viele Archive verfolgen. Scheinbar bieten sich einige Bestände, wie z.B. Fotobestände für das sogenannte “Crowdsourcing” geradezu an. In den Niederlanden läuft schon seit Jahren erfolgreich die Crowdsourcing-Plattform www.velehande.nl Ellen Fleurbaay und Nelleke van Zeeland vom Stadsarchief Amsterdam berichten hier über das Projekt, die Betreuungsaufwände, den Nutzen und die Ergebnisse bis jetzt. Dieser Beitrag in englischer Sprache bassiert auf einem Vortrag, der beim Deutsch-Niederländischen Archivsymposium im Okober 2013 in Arnheim gehalten wurde.
Velehanden.nl: what does it take to make a crowd?
Von Nelleke van Zeeland und Ellen Fleurbaay
VeleHanden, which can be translated as Many Hands, is the online crowdsourcing platform initiated by the Amsterdam City Archives. It is active for almost two years now, so high time to look back, evaluate and value the results. A short history of the Amsterdam City Archives and our online activities will provide the necessary context and background of this project. Then we will focus on how the VeleHanden project was initiated and organised in a public private partnership. Then we will arrive at the most important question of crowdsourcing: how to create and keep a crowd. In conclusion, we will touch upon the results of VeleHanden. What did we accomplish? How is the quality of the work?
A short history of the Amsterdam City Archives
First of all some basic information on the Amsterdam City Archives. Since 2007 we are located in a beautiful building in the heart of the Amsterdam City Centre. We receive an average number of about 100.000 visitors a year. That is a figure we are very happy with, as before 2007, when we were housed in a picturesque little building on the outskirts of the city, we never attracted much more than a quarter of this number. And even this quarter was declining, in an alarmingly rapid pace. At the same time we were amazed to see how many visitors were attracted to our first website in 1998 and how fast the number of web visitors was growing. Without much effort, in a few years the website attracted ten times more visitors than our reading rooms.
The website started in 1998 and, as most websites in those days, it was a sort of online brochure, offering illustrated stories about highlights in our collections, information on opening hours and other practical things. Then we saw an Image database, probably Getty’s. We fell in love with it and wanted one for ourselves. In 2003 we had our own Beeldbank.
Then some visitors asked: ‘Why an Image database? Your core business is archives, so where are the archives? We had to admit that this was an apt remark and we set ourselves to get an overview and catalogue of our archival collections online. We named it: Archiefbank, or Archives Database. Our colleagues said: well done! But our customers were not satisfied and they asked: ‘Where is the button to see those documents? I cannot find it’.
Again an apt remark we thought. So we decided to start scanning. This time our colleagues laughed at us and asked us if, by the way, we had forgotten to calculate how long it would take to scan all those kilometres of documents. Of course we had not forgotten; it is an easy sum: with an average production of 10.000 scans a week it would take about 420 years to scan our collections. But the question is not about how much documents we have in our collections, the question is how much documents our customers ask from us. And that does not outnumber about 15.000 scans a week. That is why we started a ‘scan on demand service’. This works out fine and nowadays we produce 15.000 scans a week. When a request for scans is received it takes three to five weeks to produce the scans and bring them online. A lot better than the calculated 420 years…
However, then came the questions from customers that led to VeleHanden. This time the questions were not as simple as ‘where is the button’. They were more like vague complaints: ‘I cannot find it’, ‘It is too difficult’ or ‘Why is there so much’. It took us some time before we comprehended what was needed. Eventually, we came to the conclusion that our customers do want to find things, but they do not want to have to search for them. They want to know the history of their house, or the history of their family, but they do not want to make a study of how the population was administrated in the past. They just want to type in a name or an address. In short, they want an index to all those documents.
We had some indexes made in India, but even in low-wage-countries, this is rather expensive. The average costs of indexing a scan vary from three to ten times the price of producing a scan. It would be absolutely impossible for us to find the money to pay for indexing on a large scale. What we needed for indexing were volunteers, and not just a few, but lots and lots of volunteers. And that is how the idea for this crowdsourcing project was born.
Can we build it?
To attract a real ‘crowd’ to our project it seemed better to us, not to operate on a local scale. A project where all archives in the Netherlands could benefit from, seemed more appropriate. So in 2011 we invited our colleagues to join us in a nationwide pilot project to index all Dutch Militia registers. As enrolment for the army was obligatory, the name of every Dutch 19-year-old boy is written at least once in these registers. So nowadays every man or woman with Dutch ancestors can find some of them in these registers. An interesting project for a real crowd.
However, a nationwide project costs a lot of money. So the first problem to solve was the funding problem. The solution for this problem was found in a public private partnership. You could call it co-creation, as there were various partners involved in making VeleHanden possible.
The first category of partners are the archival institutions. They were asked to pay for the scanning of their own documents. The Amsterdam City Archives offered to manage the scanning process and we were able to negotiate a very low price per page, simply because of the size of the project. So we as archival institutions gain a lot as we receive high quality and cheap scans plus an index and all we learn from being part of an innovative project.
Secondly, VeleHanden was supported by public funds that want to stimulate people to participate in cultural and socially relevant projects. Two public funds decided to join us: the Mondriaan Foundation and VSBfonds.
The third party that profits from the project are the users of the Militia registers website who like to have a look at, or to download our scans. These users pay € 0,50 per scan. Of course there is an important exception: our crowdsourcers can earn scans for free.
And then there was a very important fourth partner in this project: the company that would own and exploit the crowdsourcing platform. We send out a Request for Proposal in which we offered a fixed price for the company that came up with the best plans. We did not ask for lowest price, but we asked for best quality and best warranties for continuity in the future.
We received seven enthusiastic proposals and we decided to contract two partners: one for the crowdsourcing platform VeleHanden.nl and one for the search system and webshop Militieregisters.nl. Geneabase built and owns militieregisters.nl and Picturae exploits the VeleHanden website. Currently, the crowdsourcing platform facilitates already ten institutions in eleven different projects. When an archive service wants to use VeleHanden, it has to pay a service fee that is related to the size, complexity and duration of the project. If new functionality is required for a particular project, it is up to Picturae to develop this functionality in dialogue with the archival institution. However, the archive service retains control over both the digital images and any metadata created by the volunteers during the project. We believe that the partnership therefore combines a commercial imperative for Picturae to support, develop and sustain VeleHanden with the archival institutions’ mission to promote online access and public engagement with archives.
In the next step of development, the actual creation of the platform for crowdsourcing, we invited a lot of people to help us ‘co-create’ VeleHanden. We realised that we needed to attract a huge and diverse community for crowdsourcing. This meant we had to attract a lot of people that we had never met before. Who are they, why would they participate and what is important to them? We needed to get to know these people a bit better. And we felt they had a right to participate in the development of the platform, as they were going to do the actual work on the website.
So we simply asked in one of the City Archives’ newsletters for volunteers to join the project to help us testing the tools for data entry and for quality checks and to test login procedures and forum facilities. In two days’ time 150 people volunteered and we had to stop enrolment for testing as our software-partner was getting a bit nervous.
We started the test period when the first tool, the tool for data entry was ready to be tested. We organised a meeting to get acquainted with our panel and to explain our ideas. They started the data entry, and at the same time we started developing the tool for control. Six weeks later, we held a second meeting, explained the working of the control tool and in the second test period our testers checked the data they had entered in the first six weeks and by doing this they tested the control tool.
All in all the testing took four months. We held another meeting and we organised several surveys, using Google analytics. Attendance to the meetings varied from twenty to fifty people. Even more important than the meetings and the surveys was the Forum. The Forum was a busy meeting-place for direct contact on a daily basis between testers and the project team. And it continues to be; direct communication is a very important feature of the site and we keep thinking of improvement.
All in all, this co-creation of our platform worked out very well and our software engineer told us she wished all projects could be done in this way. She enjoyed explaining how the site worked not only to us, but also to the actual users of the site. And she said it was very rewarding to be able to fix bugs as soon as people see them and to get a nice ‘thank you’ for it, instead of receiving complaints after you thought you had finished your job. On the other side, the volunteers were very happy to receive answers from the software engineer herself and they experienced that we really paid attention to what they said.
During this testing period the core of our crowd was formed. At November 3rd 2011, when we officially baptised VeleHanden and send it out in the world to grow, the testers transformed to ambassadors of the website. They do all the quality checks and they help new arrivals. At this moment, VeleHanden counts more than 2900 members and it still grows daily. So we can assume we managed to create a crowd.
VeleHanden.nl
The platform VeleHanden.nl consists of several parts that we will briefly describe here. Of course this will make even more sense if one would logon to the website and browse around.
On the home page you will find general information about VeleHanden. What is it? Why should I join in in this project? What kind of projects can I work on? Each project has its own page with more specific information about the source the project is about, the task, the reward, relevant news items et cetera. Per project you can also find statistics on the overall progress of the project and which member entered or controlled most scans. We think this is also an important aspect for motivation of the crowd. Most of the projects are still genealogical projects, initiated by archival institutions, but there are also video tagging and photo tagging projects and even one in which you help determining louses and mites. This shows that VeleHanden is still developing. Abb. Data entry – photo tagging
On the member page (‘Gebruikers’) you find an overview of all volunteers who work on one or more projects. On the Forum people can ask questions or share interesting information with the crowd. The menu items News and Help (FAQ) speak for themselves.
Each member can choose a project to work on, and by clicking on the ‘invoeren’-button, you start with the data entry. Data can be entered once or twice, or even more times, if you would like to. For most genealogical projects double data entry is chosen. A volunteer types the requested data and once he finished the scan and saves the data, a new scan immediately appears. We hope this motivates the volunteers and makes VeleHanden almost addictive. While entering data, the participants can use two buttons to contact the project managers. They can mark a scan as unusable (‘onbruikbaar’), for example when it is a cover of a book, or as remarkable (‘opmerkelijk’), if something special is noted. In the Militia registers project for instance we asked the crowd to use the ‘remarkable-button’ when they recognised famous persons. This led to a nice summing up of heroes on Militieregisters.nl.
Abb 2. Data entry – archival project
The control tool is only accessible if you have been appointed controller by a project manager. The data entered by both participants is shown next to each other and next to the scan and differences are highlighted. The controller can see in an instant where he should pay extra attention to. He can choose one of the entries by clicking on it, or if he disagrees with both, he can enter the correct data himself. If he does not know what is right either, he can use the problem button to send an email to an expert, someone from the archival institution. This option is not used by the controllers often though. As a default setting both participants are rewarded with VeleHanden points, but if the controller suspects misuse, he has the power to take points. This is also a rare exception. Abb. Control tool
Pleasure, praise, profit
We saw that we have already passed the problem of making a crowd. Now the important challenge is to maintain a crowd. Of course we have thought a lot about it: it started during the development of VeleHanden, but thinking of ways to keep the crowd still continues. We believe the work has to provide three things to the crowd: pleasure, praise and profit.
First of all: it must be a real pleasure to use the website. It must be user friendly and really fast. The task itself must be fun and it must be nice to come into contact with like-minded people that you get to know after a while.
Then you must feel and be told that the work you are doing is appreciated very much, not only by the archives, but by all historical researchers now and in the future. Working on VeleHanden is a socially relevant activity. It may sound obvious, but this is an important feature of all volunteer work: volunteers have to feel appreciated and praise is a simple, but an important reward. Important at this point is also to show the results: as Amsterdam City Archives we weekly add the newly indexed names in a work in progress index on our website. This is great for our crowd, because if a participant enters a name today, he will be able to search and find that name next week. For us as project team it is great as well, because we see our indexes grow with about 15.000 to 20.000 names a week, which is incredible.
And, last but not least, you have to gain something as well. At VeleHanden you receive what we call VeleHanden points, to be compared to Airmiles. These points are not worth a lot; an estimate would be that you earn € 0,50 an hour. But still, it is a sign of appreciation and we learned this is important to our crowd. Each archive can decide how many points they want to reward their volunteers and can decide what kind of ‘products’ they offer. Usually, it is access to scans, which are otherwise only downloadable for money. But we also have sent flowers or chocolates and organised workshops, guided tours and even a lottery. Although it is not the decisive factor to participate, it is important to reward your crowd. An example that illustrates this, is the birthday of the VeleHanden project of the population registers. We decided that on that particular day, people would be awarded five instead of the regular three points for each scan. Where the average of indexed scans was 250 a day, on the birthday it suddenly rose to 591.
These three p’s, pleasure, praise and profit, are the key factors which we will continue to monitor and develop to maintain our crowd, in hope we can keep them as enthusiastic and hard-working as they are now.
Results
To conclude some more details about the results of crowdsourcing. In almost two years, VeleHanden counts 2900 participants, mainly from the Netherlands, but also from abroad, for example from Brasil, the United States, Sweden, Australia and even Senegal.
Their production is overwhelming. If I take only the genealogical projects into account, there are over 4,5 million names transcribed. Calculated in working hours, this would take us, regular archivists, more than fifty years. And then we would not even take breaks. So that is huge. On top of that, they really seem to like it, because they are also really active on the Forum. In two years they started 1280 forum topics and responded to them more than 5000 times.
What you see in all crowdsourcing-projects: most of the work is done by a small hard core and this is also the case with VeleHanden. Fifteen participants have processed more than an amazingly amount of 10.000 scans each.
But quantity is not as important as quality. The question most asked is: is crowdsourcing prone to error? Last year, Ellen Fleurbaay and PhD researcher Alexandra Eveleigh from University College London, tackled this question in a paper delivered at the ICA conference. They gave a threefold answer to this question, which we will summarise here.
Firstly, support and guidance is essential for crowdsourcing. Instructions are provided in several different places and formats: as a manual, while indexing and in FAQ. People can ask for help on the Forum or use the remarkable button to bring a scan under extra attention of a controller or project leader. These guidelines and communication tools make the crowd confident.
Secondly, VeleHanden uses a double entry system: as we explained earlier two different people independently index the same scan. And then on top of that, a third person checks the data that the first two have entered. This third volunteer can see both the scanned document and the two sets of data that have already been entered. The third person’s job is to check and decide on the right choice. So three independent persons review a scan, something that would be far too costly if you were not to work with a crowd.
And lastly, a question in return is: what do we consider an error? Sometimes an entry in our index looks like a mistake, but eventually turns out to be right. We will show you one example from the Militia registers.
Searching on the impossible year or birth 1, gives 33 results. So you would think these are 33 mistakes. But take for example Hendrikus Ebeling, who cannot have been born on June 12th in the year 1. As he is registered in 1861, and all boys had to sign on at the age of 19, it is obvious that Hendrikus must have been born in 1842, as were all the other boys registered on the same page. But the strict instruction for the volunteers is to copy exactly what they read in the scan and as you can see, according to the scan his date of birth is June 12th in the year 1. So in the index you can find him born in the year 1 and this is not a mistake made during indexing, but an error in the nineteenth century administration.
So even if you find strange years or dates of birth, you cannot be sure they are mistakes. In the Militia register index of over one million records, there are 316 of these ‘impossible’ years of birth, and this is only 0.027% of the index, a reassuring percentage. Especially if you consider that some of those 316 might even be indexed right.
So all in all we are very satisfied with the development and results of VeleHanden so far. Of course, there are still points of improvement and we still learn every day.
Nelleke van Zeeland
Stadsarchief Amsterdam
nvanzeeland@stadsarchief.amsterdam.nl
Ellen Fleurbaay
Stadsarchief Amsterdam
Dieser Beitrag ist ebenfalls inder aktuellen Archivpflege, Heft 80 abgedruckt.