Unter diesem Motto fand im Oktober 2011 der 3. Studentische Soziologiekongress an der Technischen Universität Berlin statt. Ein Kongress von Studierenden für Studierende, der neben wissenschaftlich-etablierten Tagungen und Kongressen eine bestehende Lücke im nachwuchswissenschaftlichen Austausch schließen sollte. Nach dem Debüt in Halle/Saale im Jahr 2007 und dem Folgekongress an der LMU München 2009 gelang der dritten Auflage 2011 in Berlin eine deutliche Steigerung gemessen an Teilnehmenden und Beiträgen. Die Entwicklung deutet auf eine kontinuierliche Etablierung des Formats hin. Allein die Zahlen sprechen für sich. [...]
Tagung «Offene Archive? Archive 2.0 im deutschen Sprachraum»
Werner Röhr: Band 2 zur "Abwicklung" der Geschichtswissenschaften in der…
Fülberths Fazit:
So sind Band eins und zwei 1141 Seiten zusammengekommen, Ergebnis ungeheurer Anstrengung eines verdienstvollen einzelnen. Vollends gelohnt wird sie sich dann haben, wenn sich nun andere finden, die diese umfangreiche, aber noch nicht abgeschlossene Arbeit fortsetzen. Die Neuentstehung einer historisch-materialistischen Geschichtswissenschaft ist allerdings von Gelehrsamkeit allein nicht zu erwarten, sondern allenfalls von neuen gesellschaftlichen und politischen Konstellationen zunächst außerhalb von Academia. Denen, die sich jetzt durch die Bachelor- und Mastermühlen drehen lassen müssen, kann sie schwerlich abverlangt werden. Schade um sie.
Röhr, Werner: Abwicklung. Das Ende der Geschichtswissenschaft der DDR. Band 1. Analyse einer Zerstörung. Berlin: Edition Organon, 2011, 519 Seiten, 30,90 Euro, ISBN: 978-3-931034-14-6
Röhr, Werner: Abwicklung. Das Ende der Geschichtswissenschaft der DDR. Band 2. Analyse ausgewählter Forschungen. Berlin: Edition Organon, 2012, 636 Seiten, 34 Euro, ISBN: 978-3-931034-16-0
Prater, Videoüberwachung
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es vielleicht eine Kunstaktion ist, oder ob sie tatsächlich im Prater an sämtliche Figuren rote Aufkleber gepickt haben, mit dem Hinweis, dass hier videoüberwacht wird.
IFK-Fellows WS 2012/13
aventinus specialia Nr. 41 [09.09.2012]: Eigene Rufnummer für die Geschäftsstelle von »aventinus. Studentische Publikationsplattform Geschichte«
Digitale Immigranten, zwitschernde Eingeborene und die Positivismusfalle
Forschungen zur Wissenschaftskommunikation aus linguistischer, historischer, soziologischer und philosophischer Perspektive
Nach drei anregenden thematisch fokussierten Tagungen hat sich am 5. und 6. September 2012 eine Arbeitsgruppe getroffen, um Projektideen und Forschungen zum Thema Wissenschaftskommunikation zu konkretisieren. Die Darmstädter Linguistin Nina Janich hat diesen Forschungsschwerpunkt initiiert und die Tagungen und Treffen gemeinsam mit ihrem Team organisiert und durchgeführt.
Unter dem Namen Scientific Communication Research (SciCoRe) sollen Forschungen zusammengeführt werden, die sich beispielsweise mit Wissensformen, mit Kommunikation innerhalb wissenschaftlicher Communities , aber auch mit nach außen gerichteten Vermittlungskulturen, Medien- und Textformaten beschäftigen (traditionelle und auch neue Formen wie bloggen und twittern). Fragen nach Auswirkungen von Datenaufbereitung wie Datenpräsentation, Virtualisierungen und Visualisierungen, die Tendenz zu Simulationen im Kontrast zu Evidenzbasierung werden ebenso diskutiert wie mediale Aspekte, sprachlich-diskursive Popularisierungsstrategien und politisch-historische Legitimationsprozesse. Dabei werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei den geistes- und gesellschaftswissenschaftliche Disziplinen und den Experimental- und Technowissenschaften betrachtet und hinterfragt.
Die Gruppe setzt sich zusammen aus Soziologen, Philosophen, Historikern, Sprachwissenschaftlern und Digital Humanists. Obwohl es zunächst so schien, als seien unsere Forschungsinteressen stark divergierend und unsere Ausgangspunkte sehr unterschiedlich, stellen sich in den Gesprächen und Arbeitsgruppen rasch zahlreiche Überschneidungen, Vernetzungen und gemeinsame Fragestellungen heraus.
- Selbstdarstellung im öffentlichen Diskurs
- Veränderungen von Publikations- und Kommunikationskulturen in den Fachdisziplinen
- Forschung zwischen Nichtwissen und Beratungsauftrag
- Virtualisierung von Forschungsprozessen, Simulationen, Evidenzbasierung
- Status u d Zuschreibungen von “Experten”, “Dilettanten” und “Laien”, deren jeweilige Performanz in unterschiedlichen medialen Kommunikationszusammenhängen
- Fehler- und Irrtumskultur, Umgang mit vorläufigen Forschungsergebnissen, Zwischenergebnissen
Was mich besonders interessiert – aus sprachwissenschaftlicher wie Digital Humanities-Perspektive – sind gewiss die Fragen nach Virtualisierungen von Forschungsprozessen, da dieses Thema im Rahmen von TextGrid und Dariah zentral ist. Viele Dinge, die wir in diesem Kontext gewissermaßen aus der Praxis heraus täglich bearbeiten und diskutieren, sind bislang nicht systematisch beschrieben und erforscht. Wie die Entwicklungen der Humanities im Hinblick auf Digital Humanities nach innen in die eigene Community, in die “traditionellen” Fachcommunities und in die Öffentlichkeit kommuniziert werden, wie jeweils “Experten-”Status- und Zugehörigkeitszuschreibungen vorgenommen werden, wie mit Unsicherheiten umgegangen wird, wie “Zwischenergebnisse” (z.B. nicht tief annotierte Rohdaten) zur Nachnutzung weitergegeben werden und wie dafür wissenschaftliche Benefits – auch für den wissenschaftlichen Nachwuchs – generiert werden können, das alles gehört wohl auch auf die Forschungsagenda der Digital Humanities, um die wissenschaftliche Selbstreflexion voranzutreiben und definitorische Beiträge zu den Digital Humanities zu leisten.
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=859
Wieviel Verklausulierung braucht Wissenschaftssprache?
Es scheint, als veröffentlichten Nachrichtenmagazine immer öfter Beiträge mit Titeln wie Verschwurbeltes Hochschuldeutsch: Warum Wissenschaftler ihre Leser quälen (Spiegel Online), Wider die wolkige Wissenschaftssprache (Deutschlandradio) oder auch Wissenschaftssprache: Notwendiger Expertenjargon oder Fachchinesisch? (Bayern 2).
Alle beschreiben anhand konkreter Beispiele aus der Welt der Wissenschaft einen Umstand, der – mancher wird rufen „endlich“! – immer öfter kritisch beleuchtet wird: In vielen wissenschaftlichen Publikationen werden Aussagen über weite Strecken durch eine spürbar aufgeblasene Sprache verschleiert. Auch solche, die inhaltlich gar nicht mal so kompliziert sind. Der Leser, insbesondere wenn es sich um jüngere Studierende oder gar interessierte Laien handelt, hat in der Konsequenz veritable Verständnisprobleme. Verkommt die Wissenschaftssprache tatsächlich immer mehr zu undurchsichtigem Kauderwelsch? Ist das hauptsächlich ein Problem im deutschsprachigen Bereich? Dieser Eindruck drängt sich beim Blick in den angelsächsischen Sprachraum geradezu auf, wo gerade geschichtswissenschaftliche Werke eine breite Laienleserschaft finden. Das dürfte nicht zuletzt deshalb so sein, weil man sich nicht scheut, auch im akademischen Kontext lebendig und anschaulich zu formulieren.
Der Begriff der Wissenschaftssprache wird inzwischen quasi automatisch mit absurden Satzkonstruktionen oder dem übertriebenen Einsatz von Fachtermini und Fremdwörtern assoziiert. Noch deutlicher benennt man dieses Phänomen mit dem Begriff der Antragsprosa. In dem von Susanne Weiss und Michael Sonnabend verfassten Buch Schreiben, Bloggen, Präsentieren wird deutlich, welche Ausmaße eine solche Jargonkultur in der Wissenschaft annehmen kann:
„Jeder weiß, dass Gespenster nur dort Angst und Schrecken verbreiten können, wo es dunkel ist. Je heller es ist, umso grässlicher müssen Fratzen und Gebärden sein, damit der Mensch Angst hat, wahlweise Ehrfurcht vor ‚Attributionsfehlern in perzeptuell ambigen Situationen‘, Angst vor ‚Emergenzen von zu Illustrationszwecken appendizierten Karten‘; vor ‚Stabilitätssuggestionen‘ und ‚Mikrosatelliteninstabilität‘ oder gar vor den ‚Kontingenzproblemen im Interventionsgeschehen‘…“ (Weiss/Sonnabend 2011, S. 40)
Dass innerhalb einzelner Disziplinen etablierte Fachtermini für die Normierung und den Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse unentbehrlich sind, wird niemand bestreiten wollen. Und ja, ein Wissenschaftler schreibt natürlich in erster Linie für andere Wissenschaftler. Von denen kann man in der Tat gewisse Verständniskompetenzen erwarten, die ihnen das Erschließen elaborierterer Texte ermöglichen. Wie weit aber darf der Verklausulierungstrend gehen, von dem man – seien wir ehrlich – insgeheim vermutet, dass er vom Autor aus Gründen vermeintlicher Statusschaffung gehegt und gepflegt wird? Ist es nicht ein Schuss ins eigene Knie, wenn eine aufgeblähte und nur augenscheinlich präzise Sprache ihren eigentlichen Zweck verfehlt – nämlich die Vermittlung von Informationen? Vermittelt kann nur werden, was verstanden wird.
Wie aber kann man dieses Problem angehen – wie sieht denn „gute“ Wissenschaftssprache aus? Im digitalen Zeitalter erweitert sich die Schar der Leser, die an wissenschaftlicher Kommunikation – wenn auch nur passiv – teilhaben möchte, über die akademische Welt hinaus. Deshalb lässt sich die Frage nach den Grenzen von Wissenschaftssprache auch mit einem „nach unten“ gerichteten Blick stellen: Wie „alltagssprachlich“ dürfte es in der Wissenschaft zugehen, würde man versuchen, dem angesprochenen Wandel innerhalb der Leserschaft Rechnung zu tragen? Ab welchem Punkt wird eine bewusst transparent gestaltete Fachsprache ihrerseits zum Problem, ab wann geht es mit der Genauigkeit wissenschaftlicher Aussagen bergab? Und könnte auch der bewusste Verzicht auf Verklausulierungen in genuinen Netzformaten (Blogs, Tweets) ein Grund für die Skepsis etablierter Wissenschaftler sein, diese zu bedienen, steht dieses Argument doch in direktem Bezug zur Hierarchiefrage?
Diese, sowie mögliche Lösungsstrategien, können wir in Panel 3 der RKB-Tagung diskutieren.
Quelle: http://rkb.hypotheses.org/209