Die Beatles in Hamburg

von Sara Ziaabadi, Philipp Prieth, Jannik Berger –

Hamburg prägte die Beatles wie keine andere Stadt. Die Zeit auf dem Kiez legte den Grundstein für eine unglaubliche Weltkarriere. Hier fanden sie zu ihrem unvergleichlichen Stil und schlossen wichtige Freundschaften. Hier formierten sich die Beatles endgültig zu den „Fab Four“. Über jene Lehrjahre in Hamburg, über kaschemmige Unterkünfte, Arbeitsverbot und Auseinandersetzungen zwischen den Beatles-Mitgliedern und der Hamburger Polizei spricht Sara Ziaabadi mit Stephan Hauke, der seit einem Jahr durch die Ausstellung der Beatlemania führt.

Beatles in Hamburg

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=48

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Die Hamburger Hochbahn AG in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“

von Dr. Christoph Strupp –

Straßenbahn-Wagen aus den 1930er Jahren (Hamburger Hochbahn AG, Archiv)

Straßenbahn-Wagen aus den 1930er Jahren (Hamburger Hochbahn AG, Archiv)

Öffentlicher Nahverkehr ist seit über einem Jahrhundert ein unverzichtbarer Bestandteil der modernen städtischen Infrastruktur. Ohne ihn wäre angesichts der räumlichen Trennung von Wohnung, Arbeit und Konsum beziehungsweise Freizeit das Leben in den Metropolen kaum möglich. Ebenso wie Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke trugen die Straßenbahnen schon im Kaiserreich dazu bei, spezifische Probleme des Urbanisierungsprozesses zu bewältigen und setzten mit ihren Gleisanlagen zugleich stadtplanerische und siedlungspolitische Akzente.

In Hamburg stellte die Geographie besondere Herausforderungen an die Verkehrsplanung, denn hier hätte sich der Mittelpunkt eines klassisch sternförmig angelegten Verkehrsnetzes mitten in der Alster befunden. Städtische Fixpunkte wie das Rathaus, der Hauptbahnhof oder die Kaufhäuser der Mönckebergstraße drängten sich östlich der Alster. Der Hafen als wichtigster Arbeitgeber befand sich im Süden und war von der Elbe durchschnitten, weitere wichtige Einzugsgebiete für den Verkehr befanden sich im dichter besiedelten Westen, Norden und Osten der Stadt. Dafür reichten Straßenbahn-Linien nicht aus, und so wurde 1906 der Bau einer Schnellbahn um die Alster mit Abzweigungen in die Außenbezirke beschlossen. Das erste Teilstück der Ringlinie wurde im Frühjahr 1912 der Öffentlichkeit übergeben.

 

Krisen und Konflikte im Hamburger Nahverkehr der Weimarer Republik

Ähnlich wie andere deutsche Nahverkehrsgesellschaften war die Hamburger Hochbahn AG zunächst ein privatrechtlich verfasstes Wirtschaftsunternehmen, wurde aber im Juli 1918 als sogenannter „gemischtwirtschaftlicher Betrieb“ mit einer umfassenden Konzession für den Hamburger Nahverkehr neu gegründet. Die Hochbahn übernahm den Straßenbahnbetrieb und in den folgenden Jahren weitere kleine Verkehrsgesellschaften. Hinzu kamen in den 1920er-Jahren die ersten Autobuslinien und der Linienverkehr mit Fährschiffen auf der Alster. In der Hand der Reichsbahn blieb dagegen die Stadt- und Vorortbahn (S-Bahn), die von Blankenese über Altona und den Hauptbahnhof nach Ohlsdorf führte.

Das Organisationsmodell des gemischtwirtschaftlichen Betriebs, bei dem sich rund 50 Prozent der Aktien im Besitz des Hamburger Staates befanden und viele Maßnahmen, insbesondere die Fahrpreise, politischer Genehmigung bedurften, war in der zeitgenössischen betriebswirtschaftlichen Literatur gepriesen worden: Es vermeide die bürokratische Schwerfälligkeit und die Kosten einer Behörde zugunsten privatwirtschaftlicher Unternehmensstrukturen, sichere dem Staat aber weitreichende Eingriffsmöglichkeiten, um auf das „Wohl der Allgemeinheit“ zu achten. Spätestens unter den schwierigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Weimarer Republik ergaben sich daraus Konflikte, die mit großer Heftigkeit in den Stadtparlamenten und der Lokalpresse ausgetragen wurden.

Das Hochbahn-Netz in der Zwischenkriegszeit (Hamburger Hochbahn AG, Archiv)

Das Hochbahn-Netz in der Zwischenkriegszeit (Hamburger Hochbahn AG, Archiv)

Der Enthusiasmus, mit dem die Freigabe des erste Teilstücks der Hochbahn 1912 gefeiert worden war, war schon nach dem Ersten Weltkrieg abgeklungen. In den 1920er-Jahren erhöhte das Unternehmen mehrfach seine Tarife, aber Mittel für umfassendere Ausbauten des Schnellbahn-Netzes oder Modernisierungen des Wagenparks waren stets knapp. Der seit 1912 amtierende Vorstandschef, der Ingenieur Wilhelm Stein, agierte nach Ansicht seiner Kritiker selbstherrlich, konzentrierte sich zu sehr auf das Betriebsergebnis und vernachlässigte die Verkehrsbedürfnisse der Bürger und den gesellschaftlichen Auftrag des Verkehrsunternehmens.

Neben Stein selbst waren auch die staatlichen Vertreter im Aufsichtsrat Kritik ausgesetzt, weil sie den Hochbahn-Vorstand stützten. Dies wiederum lag in einem grundsätzlichen Interessengegensatz begründet, der auf Einzelheiten der 1918 getroffenen Regelungen zurückging. Hamburg hatte damals nämlich für Privataktionäre der Hochbahn eine Dividendengarantie von fünf Prozent übernommen. Der Staat musste sich als Sachwalter öffentlicher Interessen also einerseits für ein gutes Verkehrsangebot und billige Fahrpreise einsetzen. Als Großaktionär war er aber andererseits auch an gewinnorientiertem Handeln des Vorstands und hohen Einnahmen interessiert, um für die Dividendengarantie nicht in Anspruch genommen zu werden.

Stein gelang es auch unter den Bedingungen der Weltwirtschaftskrise ab 1930, den finanziell angeschlagenen Hamburger Staat von der Garantie freizustellen, obwohl die Fahrgastzahlen und die Einnahmen einbrachen: Wurden 1930 noch 307 Millionen Personen befördert und 67,8 Millionen RM an Einnahmen erzielt, waren es 1933 nur noch 191 Millionen Fahrten und Einnahmen von 37,62 Millionen RM. Die Menschen gingen zu Fuß oder benutzen preiswert zu erwerbende Fahrräder, und in Presse und Bürgerschaft verschärfte sich die Kritik an der Fahrpreispolitik Steins.

 

Nahverkehr und Nationalsozialismus

Die starke staatliche Position im Nahverkehr trug 1933 dazu bei, dass die deutschen Verkehrsgesellschaften personell unmittelbar unter die Kontrolle der neuen Machthaber gerieten. Stein beschrieb später rückblickend, wie seine Tätigkeit bei der Hochbahn im April 1933 geendet hatte: Der nationalsozialistische Bürgerschaftsabgeordnete Friedrich Stanik war in seinem Büro erschienen und hatte erklärt, er sei vom Senat beauftragt, die Dienstgeschäfte zu übernehmen. Mit Stein mussten zwei seiner Vorstandskollegen sowie die sozialdemokratischen Betriebsräte ihre Schreibtische räumen. Rund vier Wochen später, in der Generalversammlung der Aktionäre, formierte sich auch der Aufsichtsrat neu, indem die demokratischen Senats- und Bürgerschaftsvertreter ihren Rücktritt erklärten bzw. entlassen und durch Nationalsozialisten und konservative bürgerliche Kräfte ersetzt wurden.

Insgesamt können die Jahre des „Dritten Reichs“ für die Entwicklung des Nahverkehrs in Deutschland aber nur bedingt als Einschnitt gelten. Zwar betonten nationalsozialistische Verkehrstheoretiker viel stärker die Aufsichts- und Lenkungsfunktion des Staates, und eine Reihe neuer Gesetze und Verordnungen reglementierten den Straßenverkehr stärker als zuvor. Substanziell eingeschränkt wurden die Handlungsspielräume der Verkehrsgesellschaften vor Ort durch das Reich aber nicht. Der „Sozialismus der Tat im deutschen Verkehrswesen“, den etwa Verkehrsstaatssekretär Gustav Koenigs 1940 beschwor, fand seine Grenzen in dem Gebot wirtschaftlicher Betriebsführung, auf dem man in Berlin genauso nachdrücklich beharrte.

Auch die Propaganda für die Automobilisierung hatte weniger Folgen, als man vermuten könnte, denn Planungen für eine Anpassung der Städte an den zunehmenden Individualverkehr gab es schon vor 1933. Sie liefen auf eine Ausweitung des Schnellbahn- und Autobusverkehrs und eine Zurückdrängung der Straßenbahn aus den Innenstädten hinaus, waren aber verkehrswissenschaftlich umstritten und gelangten nicht in größerem Stil zur Umsetzung. Dasselbe galt für die Überlegungen nationalsozialistischer Stadtplaner zu baulichen Auflockerungen der Städte und Siedlungsprogrammen im Umland, die eine Neuorientierung der Nahverkehrsnetze notwendig gemacht hätten.

 

Nationalsozialistische Machtübernahme bei der Hamburger Hochbahn

Der neue Vorstandschef der Hamburger Hochbahn AG, Friedrich Stanik, war im Ersten Weltkrieg schwer verwundet worden und hatte nach einer kaufmännischen Lehre in den 1920er-Jahren im Ölgeschäft gearbeitet. 1929 war er der NSDAP beigetreten, gehörte bald zum engeren Kreis um den Hamburger Gauleiter und späteren Reichsstatthalter Karl Kaufmann und wurde am 1. März 1933 zum NS-Gauinspekteur ernannt worden. Zahllose weitere politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Funktionen und Ämter sollten in den folgenden Jahren noch hinzukommen.

Mit der Berufung Staniks und der Nazifizierung des Aufsichtsrats war die Hochbahn einerseits unter weitgehender Kontrolle des Staates nach 1933 in Hamburg ähnlich wie Behörden und andere gemischtwirtschaftliche Unternehmen mit hoher infrastruktureller Bedeutung wie die Elektrizitäts-, Gas- oder Wasserwerke fest in das nationalsozialistische Herrschaftssystem in der Hansestadt integriert (ausführlich: Hamburg im „Dritten Reich“). Die Frage von Handlungsspielräumen des Unternehmens gegenüber dem Regime, die die Forschungen zur Privatwirtschaft im „Dritten Reich“ – zu Banken, Versicherungen oder den großen Industrieunternehmen – seit Jahren beschäftigt (zuletzt: Frei / Schanetzky (Hrsg.): Unternehmen), stellte sich formal nicht mehr: Die personelle Verflechtung an der Spitze machte die Hochbahn zu einem Teil des Regimes. Die Probleme in der öffentlichen Akzeptanz der Nahverkehrspolitik von Staniks Vorgänger Stein sicherten diesem Umbruch möglicherweise in Teilen der Öffentlichkeit Sympathien, aber handlungsleitend waren sie für Kaufmann und den neuen nationalsozialistischen Bürgermeister Carl Vincent Krogmann nicht. Andererseits fungierte aber auch unter Stanik der Vorstand nicht als bloßer Befehlsempfänger des Rathauses, und die Hamburger Hochbahn AG blieb auch nach der Machtübernahme ein Unternehmen, in dem zwischen – schon in sich widersprüchlichen – öffentlichen Interessen und den Interessen der Privataktionäre ein Ausgleich gefunden werden musste.

Sitzungssaal des Hochbahn-Vorstands 1939. In der Mitte stehend: Friedrich Stanik (Hamburger Hochbahn AG, Archiv)

Sitzungssaal des Hochbahn-Vorstands 1939. In der Mitte stehend: Friedrich Stanik (Hamburger Hochbahn AG, Archiv)

Noch im Frühjahr 1933 sandte Stanik in seinen Ankündigungen in der Presse ambivalente Signale über den zukünftigen Kurs des Unternehmens, denn neben der Ankündigung eines seit langem geforderten Arbeitslosentarifs und Verbesserungen im Service machte er auch deutlich, dass die Substanz der Hochbahn angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise in Hamburg nicht gefährdet werden sollte. Die neue „nationalsozialistische“ Dimension der Unternehmenspolitik wurde viel stärker intern sichtbar: Im Personalbereich kam es zu einer Entlassungswelle, der rund 260 politisch und gewerkschaftlich engagierte Sozialdemokraten und Kommunisten und auch jüdische Mitarbeiter zum Opfer fielen. An ihrer Stelle wurden mehrere hundert SA-Männer eingestellt.

Auf der symbolpolitischen Ebene zeigte sich das vorbehaltlose Bekenntnis zum „Dritten Reich“ in einem neuen Hochbahn-Emblem mit Hakenkreuz, der im Herbst 1933 gegründeten Betriebszeitschrift „Stirn und Faust“, die bis Ende 1944 in hoher Auflage erschien, nationalsozialistisch ausgerichteten Betriebsversammlungen und der Teilnahme von Abordnungen der Hochbahner an Parteiveranstaltungen, Aufmärschen, Sammlungen usw. Diese Aktionen machten Zweiflern in den eigenen Reihen ebenso wie der Öffentlichkeit deutlich, wo das Unternehmen politisch stand. Später trat noch ein kostspieliges Bündel sozialpolitischer Maßnahmen Staniks für die Belegschaft hinzu: Weihnachtsfeiern und Betriebsfeste, Ausflüge, Freizeitangebote, aber auch die Erneuerung von Arbeits- und Aufenthaltsräumen sowie der Bau von Werkswohnungen. Sie sollten die propagandistisch verklärte Wertschätzung des Arbeiters in dem neuen Staat mit Inhalt füllen und waren Stanik offensichtlich auch persönlich besonders wichtig. Hier schlossen die Interessen der Hamburger NS-Führung und des Hochbahn-Vorstands nahtlos aneinander an.

 

Öffentlicher Nahverkehr im Spannungsfeld von Gemeinwohlorientierung und Wirtschaftlichkeit

Dagegen zeigten sich im Bereich der wirtschaftlichen Entwicklung der Hochbahn Spannungen zwischen der Unternehmensleitung auf der einen und den staatlichen Vertretern auf der anderen Seite, die mit den bereits in der Weimarer Republik zu Tage getretenen Zielkonflikten zwischen Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl-Orientierung zusammenhingen: Die Forderung nach wirtschaftlicher Rentabilität, an der die Stadt aufgrund der 1918 vereinbarten Dividendengarantie und der prekären Haushaltslage unverändert ein besonderes Interesse haben musste, war mit den von Reichsstatthalter Kaufmann ab 1934 persönlich durchgesetzten Tarifsenkungen im Berufsverkehr, die besonders Hafenarbeitern zugute kommen sollten, und der Verlagerung einer Reihe weiterer finanzieller Lasten auf das Unternehmen unvereinbar. Eine Abschaffung der Dividendengarantie wurde zwar erwogen und mit den zuständigen Reichsbehörden in Berlin diskutiert, scheiterte 1938 aber letztlich an dem befürchteten Imageschaden für Stadt und Unternehmen sowie dem hohen Anteil an Kleinaktionären, die ihre Einkünfte nicht verlieren sollten.

Der Reingewinn der Hochbahn sank Mitte der 1930er-Jahre vorübergehend fast auf Null. Trotz gesteigerter Zusatzeinnahmen aus Touristenfahrten mit Hochbahn-Autobussen ins Umland und bis nach Bayern sowie der Verkehrsmittelwerbung in Fahrzeugen und an den Haltestellen wurden die Investitionen in die vorhandenen Wagen und Anlagen vernachlässigt. Auch der weitere Ausbau des Schnellbahn-Netzes, der zunächst auch der Arbeitsbeschaffung, später der großflächigen Umgestaltung Hamburgs zur „Führerstadt“ dienen sollte und viele Millionen gekostet hätte, kam über Planungen auf dem Papier nicht hinaus: Dies galt für die zunächst gewünschte Verbindung vom Jungfernstieg über den Hauptbahnhof Richtung Osten nach Horn und die Verlängerung der Zweiglinie im Westen bis zu Hagenbecks Tierpark ebenso wie für das Anfang der 1940er-Jahre von dem „Führerstadt“-Architekten Konstanty Gutschow geplante halbe Dutzend neuer U-Bahn-Linien, bei denen auch eine Untertunnelung der Elbe in Richtung Harburg vorgesehen war.

Der Hochbahn-Vorstand unter Stanik wurde dabei eher selten mit eigenen Initiativen aktiv, widersetzte sich aber in den Aufsichtsratssitzungen hartnäckig, allerdings am Ende oft erfolglos, den staatlichen Ansinnen. Wenig kooperativ zeigten sich Kaufmann und Krogmann umgekehrt bei den Bemühungen Staniks, sie zu Maßnahmen gegen unerwünschte Konkurrenz – den Individualverkehr der Radfahrer, den preiswerten Nahverkehr der Reichsbahn oder auch kleinere Wettbewerber wie die Verkehrsaktiengesellschaft Altona (VAGA) – zu bewegen. Der 1934/35 mit großem Propagandaaufwand geführte Kampf gegen die Radfahrer erschien ebenso wie z. B. das Festhalten Staniks an Tarifmodellen, die auf eine möglichst exakte Abrechnung jeder einzelnen Fahrt nach Länge und Verkehrsmittel hinausliefen, von mangelnder Flexibilität und wenig Verständnis für die Entwicklung der Verkehrsbedürfnisse geprägt zu sein.

 

Hamburger Nahverkehr unterm Hakenkreuz. Titelblatt der Mai-Ausgabe der Betriebszeitschrift "Stirn und Faust", 1936 (Hamburger Hochbahn AG, Archiv)

Hamburger Nahverkehr unterm Hakenkreuz. Titelblatt der Mai-Ausgabe der Betriebszeitschrift "Stirn und Faust", 1936 (Hamburger Hochbahn AG, Archiv)

 

 

Die Hamburger Hochbahn AG im Zweiten Weltkrieg

Der Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 veränderte die Rahmenbedingungen für das Unternehmen in allen Bereichen: Angesichts der Einschränkungen des privaten Verkehrs waren die städtische Kriegsgesellschaft und die Hamburger Rüstungsbetriebe auf die Nahverkehrsgesellschaft wie nie zuvor angewiesen. Die ständig steigende Nachfrage musste aber mit immer weniger Personal und Material auf einem immer schadhafteren Streckennetz bewältigt werden, sodass der Vorstand bald über Methoden nachdachte, wie man Fahrgäste abweisen konnte. Die Kritik der Bevölkerung an der Qualität des Service in den überfüllten Wagen verstärkte sich und stellte eine Konstante dar, die alle politischen Umbrüche von den frühen 1920er-Jahren bis in die Bundesrepublik überdauerte. Die Struktur der Belegschaft veränderte sich durch die Beschäftigung von Pensionären, Hilfskräften, Frauen sowie ausländischen Zivil- und Zwangsarbeitern. Schaffnerinnen und später auch Fahrerinnen stand man allerdings vor dem Hintergrund der bisherigen, männlich geprägten Unternehmenskultur und der Rollenbilder des Nationalsozialismus distanziert gegenüber.

Jüdische Fahrgäste, die schon in den 1930er-Jahren Schikanen ausgesetzt sein konnten, durften nach der Einführung der Kennzeichnungspflicht im September 1941 – dem „Judenstern“ – öffentliche Verkehrsmittel nur noch eingeschränkt nutzen. In einigen wenigen Fällen behandelten Mitreisende sie noch freundlich, und in anderen schämten sich Menschen immerhin für ihr distanziertes Verhalten. Ansonsten berichteten Zeitzeugen später aber von Beschimpfungen und tätlichen Angriffen auf Juden, die von den Schaffnern geduldet wurden

Die Auseinandersetzungen zwischen Vorstand und Staat über Finanzierungsfragen traten im Krieg in den Hintergrund – sie sollten erst in den späten 1940er-Jahren unter demokratischen Vorzeichen wieder aufleben, als Fragen der Finanzierung des Wiederaufbaus und neuer Strecken ebenso wie das Problem der Dividendengarantie Politik und Öffentlichkeit erneut beschäftigten. In der Kriegszeit erweiterte sich zunächst das Aufgabenspektrum der Straßenbahn um den Gütertransport und die Abfuhr von Schutt, aber spätestens nach dem „Feuersturm“ im Sommer 1943, bei dem mehrere hundert Wagen von U-Bahn und Straßenbahn sowie wichtige Betriebshöfe, Haltestellen und Gleisanlagen vor allem im Osten der Stadt zerstört wurden, ging es nur noch darum, durch Improvisationen den Betrieb aufrechtzuerhalten. Dem Druck der Verhältnisse geschuldet, die am Ende selbst das Papier für die Fahrscheine zur Mangelware machten, war eine im Herbst 1942 beschlossene drastische Vereinfachung der Tarife und die Förderung von Zeitkarten, die nicht mehr jede Fahrt individuell abrechneten. Damit kam man heute gängigen Formen der Tarifgestaltung nahe.

Schon Friedrich Stanik hatte im Sinne nationalsozialistischer Deutungen des Luftkriegs die Zerstörungen der zweiten Kriegshälfte als Bewährungsprobe interpretiert, der sich das Unternehmen und seine Mitarbeiter erfolgreich gestellt hatten. Nach 1945 prägte ein entkontextualisierter und entpolitisierter Blick auf die Leistungen der Hochbahn in Krieg und Wiederaufbau die Selbstdarstellung des Unternehmens. Dagegen vermied man nach der Entlassung eines Teils der als engagierte NSDAP-Mitglieder kompromittierten Mitarbeiter 1945/46 ähnlich wie viele andere Betriebe und Institutionen in Westdeutschland lange eine vertiefte Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte in den Jahren des „Dritten Reichs“.

 

Fazit

Ob die Geschichte der Hamburger Hochbahn AG paradigmatische Züge für Nahverkehrsgesellschaften im Nationalsozialismus oder gar für städtische Infrastruktur-Unternehmen insgesamt hat, lässt sich angesichts der bisherigen Zurückhaltung der Forschung in diesem Bereich nicht leicht beantworten. Rahmenbedingungen wie der besondere rechtliche Status Hamburgs und die herausgehobene Rolle Reichsstatthalter Kaufmanns, die 1918 getroffene Dividendenregelung oder auch das Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 und die „Führerstadt“-Planungen legen zunächst eine Unternehmensentwicklung mit individuellen Zügen nahe. Reichsweit dürfte aber gegolten haben, dass ein funktionsfähiger Nahverkehr im Interesse der jeweiligen lokalen und regionalen Machthaber lag und politisch motivierten Interventionen damit Grenzen setzte, weil Mängel in der Bereitstellung städtischer Dienstleistungen auf das Ansehen des Regimes insgesamt zurückgefallen wären und zudem den wirtschaftlichen Wiederaufstieg bzw. die Rüstungs- und Kriegswirtschaft behindert hätten.

Dass der Nahverkehr mit gewissen Ausnahmen beim Einsatz der populären Autobusse zumeist buchstäblich in den eingefahrenen Gleisen aus den Jahren des späten Kaiserreichs verblieb, verweist auf die Pfadabhängigkeit moderner städtischer Infrastruktur, die ebenfalls überall ähnlich gewirkt haben dürfte und grundlegenden Neuausrichtungen im Weg stand. Dies gilt auch für die relativ gleichbleibende Unzufriedenheit der Kunden, in der sich berechtigte Kritik mit Animositäten und Reibereien mischten. Die politischen Verwerfungen der 1930er- und 1940er-Jahre spiegelten sich in Hamburg im öffentlichen Verkehrswesen damit nur im Austausch von Vorständen und Personal, in – realen oder rhetorischen – Anpassungen der Unternehmensphilosophie sowie symbolpolitischen Veränderungen wider.

 

Literatur:

  • Frei, Norbert / Schanetzky, Tim (Hrsg.): Unternehmen im Nationalsozialismus. Zur Historisierung einer Forschungskonjunktur, Göttingen 2010.
  • Hamburg im „Dritten Reich“, hrsg. von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, Göttingen 2005.
  • Strupp, Christoph: Nahverkehr und Nationalsozialismus. Die Hamburger Hochbahn AG im „Dritten Reich“, München/Hamburg 2010.

 

Dr. Christoph Strupp ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) und Lehrbeauftragter am Historischen Seminar der Universität Hamburg.
Publikationen u. a.: Nahverkehr und Nationalsozialismus. Die Hamburger Hochbahn AG im „Dritten Reich“, München/Hamburg 2010; Fremde Blicke auf das „Dritte Reich“. Berichte ausländischer Diplomaten über Herrschaft und Gesellschaft in Deutschland 1933-1945, (hrsg. mit Frank Bajohr) Göttingen 2011.

 

 

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=16

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Arbeitswelten im Wandel – Der Hamburger Hafen

von Janine Schemmer –

Hafenarbeiter schlagen mit der Sackkarre Jute-Ballen um (Foto: Karl-Heinrich Altstaedt)

Traditionelle Arbeitsweisen prägten die Arbeit im Hamburger Hafen bis zum Einsatz der Container seit Ende der 1960er Jahre. In den folgenden Jahrzehnten ging mit dem Container die Rationalisierung der Transport- und Umschlagsysteme einher. Diese verdrängten stetig den bis dahin vorherrschenden Stückgutumschlag. Durch die zunehmende Technisierung des Arbeitsumfeldes wurde eine Qualifizierung der weithin ungelernten Arbeiter unumgänglich. Der folgende Beitrag nimmt strukturelle und organisatorische Veränderungen der Arbeitsweisen sowie deren Wahrnehmung durch ehemalige Hafenarbeiter in den Blick.

Hafenarbeit(er)

Hafenarbeit – das meint heute vor allem Container, teil- und vollautomatisierte Terminals, sowie Fachkräfte, die mit moderner Technik die Containerbrücken steuern. Noch vor wenigen Jahrzehnten erledigten (kräftige) Männer all die Arbeiten, die mit dem Be- und Entladen der Schiffe einher gingen, und die per Gesetz definiert sind: „Hafenarbeit im Sinne des Gesetzes vom 3. August 1950 ist das Be- und Entladen von Schiffen sowie die damit im Zusammenhang stehenden vorgelagerten, begleitenden und nachgelagerten Tätigkeiten“ (GHBG: 1997). Zu diesen gehörten über Jahrzehnte vor allem körperliche Arbeiten wie Ladungssicherung, das Bedienen des Schiffgeschirrs, Reinigungsarbeiten, das Bedienen von Hebezeugen sowie Transportgeräten an Bord, der Außenbordumschlag, das Be- und Entladen von Eisenbahnwaggons und Lastkraftwagen, Quartiersmannsarbeiten, das Lagern von Gütern, die Hafenschifffahrt und die Organisation und Beaufsichtigung der Arbeitsabläufe.

Von der Zeit des Kaiserreichs bis zum Ende der NS-Zeit setzte sich die Hafenarbeiterschaft neben fest angestellten Arbeitern vor allem aus ungelernten Gelegenheitsarbeitern zusammen (Weinhauer: 1994). Im Jahr 1951 nahm der Gesamthafenbetrieb (GHB), dessen Vorläufer bereits im Jahr 1906 gegründet wurde, erneut seine Tätigkeit auf. Dadurch wurde die Arbeit im Hafen neu organisiert. Dem GHB kam die besondere Aufgabe zu, „stetige Arbeitsverhältnisse für Hafenarbeiter im Hafen Hamburg zu schaffen“ (GHBG: 1997). Sicherheit gab dieser Betrieb vor allen Dingen den unständig Beschäftigten im Hafen, die nicht bei einem Einzelbetrieb angestellt waren und nur angefordert wurden, wenn viele Arbeitskräfte benötigt wurden. Durch den GHB hatten diese ein festes Einkommen, das ihnen auch bei Nichtbeschäftigung zustand. Die vom Vorstand des GHB festgelegte Satzung galt für alle Hafeneinzelbetriebe. Darin war klar formuliert: „Die Hafenarbeit ist den Hafenarbeitern vorbehalten“ (GHBG: 1997). Bei Arbeitsantritt wurde jedem Hafenarbeiter vom GHB eine Hafenarbeitskarte ausgestellt. Nur diese berechtigte zur Arbeit im Hafen. Seitdem gibt es im Hafen drei Arten von Arbeitnehmern: Erstens die festen Hafeneinzelbetriebsarbeiter, zweitens die Gesamthafenarbeiter, die beim GHB beschäftigt und je nach Bedarf der Hafeneinzelbetriebe durch den GHB dorthin vermittelt werden. Als dritte Gruppe sind die Aushilfsarbeiter zu nennen. Sie werden aufgrund veränderter Qualifikationen heute kaum mehr eingesetzt.

 

Verschwundene Freiräume: Ruhepause bei der Arbeit (Foto: Karl-Heinrich Altstaedt)

Technisierung der Arbeitswelt Hafen

Die erste Welle der Technisierung setzte zu Beginn der 1950er Jahre durch den Stapler und die Palette ein, die traditionelle Gerätschaften wie die Sackkarre zunächst ergänzten. Zu den traditionellen Arbeitsgeräten, die seit vielen Jahrzehnten zum Einsatz kamen, gehörten auch Griepen und Handhaken, die das Zupacken beim Laden und Löschen der Waren erleichterten. Im Hafen gab es damals noch vier Lehrberufe: den Tallymann, der für die Ladungskontrolle zuständig war. Den Ewerführer, der auf der Schute die Waren im Hafen von bzw. zu den Seeschiffen beförderte. Zudem gab es den Beruf des Kornumstechers sowie den des Quartiersmannes, der für die Lagerung der Waren in der Speicherstadt zuständig war (Rumpel: 1999).

Zahlreiche Kaiarbeiter und Schauermänner, die am Kai und auf den Schiffen eingesetzt wurden, waren angelernt und hatten sich ihre Tätigkeiten bei der Arbeit vor Ort angeeignet. Das praktische Wissen wurde von den älteren Kollegen an die Jungen weitergegeben, berichtet der Schauermann Stefan Ansen: „Als ich im Hafen angefangen hab, da hattest du automatisch einen älteren Hafenarbeiter, dem du zur Hand gingst. Und der dir dann die Tricks zeigte und alles dergleichen.“ Die Arbeitserfahrung brachte Routine im Umgang mit den Waren, Verpackungen und Arbeitsgeräten mit sich.

Der Wandel des Arbeitsalltags vollzog sich nicht im Handumdrehen, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg. Auch wenn technische Geräte die Arbeit ab den 1950er Jahren etwas erleichterten, blieb die Arbeit in den Schuppen, auf den Schiffen und am Kai bis in die 1980er Jahre Handarbeit. In Gesprächen mit ehemaligen Arbeitern wird dieser Tatsache stets Ausdruck verliehen. So bemerkt Lagerarbeiter Rainer Gallert: „Früher hat man gesagt, ein Hafenarbeiter muss Knöt haben. Hier [tippt sich an die Stirn], das ist nicht so wichtig, Knöt muss er haben.“ Knöt, also die Muskelkraft, war es, die den Arbeiter auszeichnete, nicht eine qualifizierte Ausbildung.

Bereits zu Beginn der 1960er Jahre brachten einzelne Stückgutfrachter aus den USA erstmals Container als Ladung nach Hamburg. Dies war allerdings kein gänzlich neuartiger Anblick im Hafen, berichtet Schauermann Walter Wittmann: „Ich selber hab schon Anfang der 1950er Jahre Container gefahren, das waren nicht diese 20 Fuß, sondern diese kleineren, die Haus-zu-Haus Container.“ Diese Vorläufer sollten bald vergessen sein, und das Aufkommen der Container verdrängte stetig den Stückgutumschlag.

Im Jahr 1968 legte das erste Vollcontainerschiff in Hamburg an. Über den Container gab es zunächst sehr unterschiedliche Ansichten. Die revolutionären Behältnisse hatten (nicht nur) in Hamburg enthusiastische Fürsprecher sowie erbitterte Gegner. Die Meinungen in der Presse waren geteilt, es wurde über die „Millioneninvestition für Containerisierung – Aufstieg oder Ruin?“ spekuliert und über die „Krankheit Containeritis“ geschrieben (Witthöft: 1977). Anfang der 1970er Jahre gab es bereits drei Containerterminals in Hamburg. Viele Container kamen auf Stückgutfrachtern an und wurden an Kaianlagen wie Säcke oder Kisten umgeschlagen. In einer Vielzahl von Hafeneinzelbetrieben wurde zugleich der Stückgutumschlag weiter betrieben. Während viele Arbeiter also weiter direkt im Stückgutumschlag beschäftigt waren, gab es auf der anderen Seite schon bald spezialisierte Fachkräfte für den Umgang mit Containern.

Trotz der fortwährenden Weiterentwicklung der Technik glaubten manche von ihnen zunächst nicht an den später oft angepriesenen Siegeszug des Containers, wie der ehemalige Kranführer Philip Hidde unterstreicht: „[...] dass das so unsere ehemalige Arbeit verdrängen würde, die allgemeine Hafenarbeit so verdrängen würde, das hat keiner so schnell gesehen“. Das Interesse an den Entwicklungen von Seiten der Hafenarbeiter war jedoch von Anfang an vorhanden, wie der Gesamthafenarbeiter Paul Wonner zum Ausdruck bringt: „Dadurch dass viel Handarbeit war, hat man auch immer in die Technik reingeguckt. Also das war immer so’n Interesse dass man sagte: Ich möchte auch mal auf‘m Kran sitzen.“ Es erschien durchaus reizvoll, sich mit der neuen Technik auseinander zu setzen und sich diese anzueignen.

Qualifizierung der Hafenarbeiter

Die Weiterentwicklungen der neuen Umschlagsmethoden erforderten bald eine Qualifizierung der Arbeiter. Für ungelernte Arbeiter gab es immer weniger Beschäftigungsfelder. Während es sich noch zu Beginn der 1960er Jahre bei einem überwiegenden Teil der Hafenarbeiter um Hilfskräfte handelte, waren zehn Jahre später bereits etwa 70 Prozent der Arbeiter gelernte oder angelernte Kräfte (Kern: 1970). Um auf qualifizierte Fachkräfte zugreifen zu können, boten Hafeneinzelbetriebe wie die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) sowie der GHB ihren Arbeitern bereits in den Jahren zuvor Weiterbildungen an. Die Hamburger Politik bemühte sich gemeinsam mit Hafenunternehmen und der Gewerkschaft ÖTV in Anbetracht der technischen und organisatorischen Entwicklungen um eine Fortbildung nicht nur der ungelernten Arbeiter, sondern auch der gelernten und angelernten Kräfte. So wurde im Jahr 1975 schließlich die Fachausbildung zum Hafenfacharbeiter eingeführt und das Fortbildungszentrum Hafen Hamburg gegründet. Ziel war es, qualifizierte Arbeiternehmer auszubilden, doch es war den Behörden auch daran gelegen, deren Rechte zu stärken (Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft: 1975).

Mit dem Containerumschlag veränderte sich stetig das Profil des Hafenarbeiters, wie auch Helmuth Kern damals bekräftigte: „Ein Blick auf den Container-Terminal [...] mit seiner verwirrenden Vielfalt technisch hochgezüchteter Container-Brücken, Van- und Straddle-Carrier, Gabelstapler und anderer Geräte dürften am eindrucksvollsten selbst dem Hafenlaien klarmachen, dass hier für Ungelernte wenig Platz ist.“ Auch von den Arbeitern selbst wurde die Notwendigkeit der Qualifizierung schnell erkannt und in Gesprächen deutlich hervorgehoben. „Von daher wird ja für die Hafenarbeit heute ich sag mal in Anführungsstrichen ein bisschen mehr Intelligenz gefordert [...] Auf die Zukunft gesehen muss ein Hafenarbeiter einen gewissen Schulabschluss mitbringen“, stellt Rainer Gallert fest.

Arbeiter löschen Kaffeesäcke aus der Luke eines Schiffes (Foto: Karl-Heinrich Altstaedt)

 

Der Wandel im Rückblick

Der Arbeitsraum Hafen wandelte sich durch die Technik tiefgreifend. Klassische Hafenberufe verschwanden, und mit ihnen auch viele Arbeiter. Traditionelle Lehrberufe wie der Tallymann und der Kornumstecher wurden unter den Aspekten der Effizienz und Flexibilität zusammengefasst und im Jahr 1975 zum Seegüterkontrolleur, 2006 schließlich zur Fachkraft für Hafenlogistik umbenannt.

Während einst das Zusammenspiel der Kollegen unerlässlich war, auch um sich gegenseitig die harte Knochenarbeit zu erleichtern, wird heute viel Arbeitszeit, etwa auf Containerbrücken, alleine verbracht. „Ich hab einen Kollegen [...] dessen Spitzname ist ‚sprechende Kanzel‘. Weil er über Funk immer mit seinen Kollegen sabbelt“, beschreibt Paul Wonner die Entwicklung. Philip Hidde formuliert seinen Eindruck der vormals für ihn freieren und selbstständigeren Arbeit im Vergleich zum heutigen Arbeitsalltag: „Das war ja, was den Hafen so interessant gemacht hat, das war, ich will mal so sagen, die persönliche Lebensgestaltung im Kleinen. Das ist heute ja alles gar nicht mehr möglich. Es ist ja alles normiert [...] Und der Container, der ist viereckig, der hat einen bestimmten Rauminhalt, und kann das Gewicht tragen. Und das sagt ja auch jeder der früher hier gearbeitet hat.“ Die Freiheit am Arbeitsplatz zeichnete sich für ihn also durch täglich neue, individuelle Herausforderungen und Aufgaben aus, die seiner Meinung nach aus dem heutigen Arbeitsalltag durch standardisierte Tätigkeiten und Effizienz verschwunden sind. Doch der Topos des Zeitenvergleichs tritt nicht nur in Gesprächen mit Hafenarbeitern in diversen Variationen auf, auch in der Literatur zur Hafenarbeit ist er zu finden: „Die ursprünglich so interessante Arbeit, die man noch riechen konnte, die noch Krach und mitunter auch noch Spaß machte, die aber auch harte Arbeit war, gerät völlig in den Hintergrund“ (Achten/Kamin-Seggewies: 2008).

Durch neue Technologien, Computersysteme und nicht zuletzt durch die Einführung des Containers wurde die Arbeit im Hafen immer straffer organisiert. Die Technisierung wirkte sich auf alle Bereiche des Arbeitslebens aus, schildert Theo Förster rückblickend nahezu nostalgisch: „Es war aber so im Nachhinein gesehen etwas langsamer, vertraulicher, gemütlicher sag ich mal. Als ein Beispiel: [...] wenn Laden angesetzt war und es hat geregnet und es waren feuchtigkeitsempfindliche Produkte, dann wurde angedeckt, und zum Teil ham wir ein bis zwei Schichten nicht gearbeitet. Also es war alles etwas geruhsamer.“

 

Quellen und Literatur:

Die Interviews mit ehemaligen Hafenarbeitern wurden im Jahr 2010 geführt. Die Fotos entstanden zwischen 1965 und 1967.

  • StaHH 622-1/364, Reden 22.9.–15.12.1970: Referat von Senator Kern vor der SPD-Betriebsgruppe Strom- und Hafenbau am 12.11.1970.
  • Achten, Udo / Kamin-Seggewies, Bernt: Kraftproben, Hamburg 2008.
  • Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft (Hg.): Hafenfacharbeiter. Ein neuer Fortbildungsweg im Hamburger Hafen, Hamburg 1975.
  • Gesamthafenbetriebs-Gesellschaft (Hg.): Gesetz über die Schaffung eines besonderen Arbeitgebers für Hafenarbeiter, Hamburg 1997.
  • Rumpel, Erich (Hg.): Menschen im Hafen: 1945–1998, Hamburg 1999.
  • Weinhauer, Klaus: Alltag und Arbeitskampf im Hamburger Hafen, Paderborn 1994.
  • Witthöft, Hans Jürgen: Container: Transportrevolution unseres Jahrhunderts, Herford 1977.

Janine Schemmer ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Werkstatt der Erinnerung, dem Oral-History-Archiv der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Sie schreibt ihre Dissertation über den Wandel der Arbeitswelt im Hamburger Hafen nach 1950. Das Projekt nähert sich den Veränderungen aus der Perspektive ehemaliger Hafenarbeiter.

 

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=23

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Früher lag PISA noch in Italien – Bildungsorganisation in Hamburg

von Gunnar B. Zimmermann -

Nicht erst in der jüngsten Vergangenheit haben Fragen der Organisation schulischer Bildung und Ausbildung im Hamburger Stadtstaat das Potential zu politischen wie gesellschaftlichen Kontroversen gehabt. Wie der folgende Blick in der Vergangenheit zeigt, gehört das diesbezügliche Ringen vielmehr zum Traditionsbestand der Hansestadt.

 

Antwort auf Industrialisierung und Urbanisierung – Das Gewerbeschulwesen

Als die Patriotische Gesellschaft sich in den 1860er Jahren erfolgreich für die Schaffung eines staatlichen Gewerbeschulwesens in Hamburg einsetzte, lag die Notwendigkeit dieses Zieles klar auf der Hand: Im Zuge der Industrialisierung und des stetigen Anwachsens der Stadt waren zahlreiche neue Branchen und Berufe entstanden, die jenseits der akademischen (Funktions-)Eliten auf gut ausgebildete Menschen angewiesen waren. In der neugeschaffenen Schulform verbanden sich emanzipatorische Aufstiegs- und Bildungs­chancen für bislang unterprivilegierte Teile der Gesellschaft mit hinreichend ökonomisch orientierter Substanz für die bislang führenden Kreise der Stadt. So basierte die Entstehung des Gewerbeschulwesens auf einem soliden gesellschaftlichen Konsens.

 

Weimar als Eldorado der schulreformerischen Modellversuche

Die pluralistische Offenheit der Weimarer Jahre führte in Hamburg zu einer ganzen Reihe von schulreformerischen Modellversuchen, von denen die ehemalige Lichtwarkschule sicherlich das heute den meisten Hamburgern noch geläufige Beispiel ist (das Ehepaar Schmidt durchlief hier seine schulische Ausbildung). Ein neuer inhaltlicher Zuschnitt des Lehrplans, eine veränderte Ausrichtung der pädagogischen Rolle des Lehrers im Verhältnis zu den Schülern und auch die Einführung von musisch orientierten Fächern sollte den als autoritär empfundenen pädagogischen Mief der wilhelminischen Jahre vertreiben. Ziel war es, die Schüler in einem emanzipatorischen Klima zu gleichwertigen Mitgliedern einer demokratisch verfassten Gesellschaft zu erziehen. Dieser aufklärerische Impetus lag auch den 1919 erfolgten Gründungen von Universität und Volkshochschule zugrunde, die im Rahmen der Erwachsenenbildung die Partizipation breiterer Bevölkerungskreise an Bildung und Wissenschaft ermöglichen sollten (hierzu und zum Folgenden vgl. Milberg: Schulpolitik 1970).

Insgesamt blieb der reformerische Flügel in der hamburgischen Lehrerschaft aber in der Minderheit. Die Lehranstalten klassischen Zuschnitts bildeten nach wie vor das Gros der Bildungseinrichtungen der Stadt. Ein Blick in die Hamburger Lehrerzeitung (dem ab 1922 erscheinenden Organ der hamburgischen Lehrerschaft) zeigt, mit welcher kontroversen Dynamik über die Entwicklung der Modellschulen, und damit indirekt stets auch über den Bestand der klassischen Organisation von Schule überhaupt, diskutiert wurde.

Vor allem die akademisch gebildeten, konservativ ausgerichteten Oberlehrer (so hießen bis Ende der Weimarer Republik die Lehrkräfte an den höheren Schulen) konnten sich mit Teilen der Reformanstrengungen nicht anfreunden. Sie bemühten sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten um den Erhalt traditioneller Bildungspatente, was in der Auseinandersetzung um den Bestand des humanistischen Gymnasiums mit seiner altsprachlichen Ausrichtung (Griechisch und Latein) einen auch für die Öffentlichkeit wahrnehmbaren Ausdruck fand. Doch für einen offenen Widerstand waren den Oberlehrern die Hände gebunden. Die Neuausrichtung von Schule und Bildung war politisch gewollt und wurde durch die sozialdemokratisch dominierten Senate der Weimarer Jahre und deren Schulsenatoren gestützt. Breite Unterstützung bekamen die Reformgegner hingegen aus Kreisen der städtischen Bildungs- und Funktionselite, die sich um den Verlust des privilegierten Zugangs zu höherer Bildung für den eigenen Nachwuchs und somit auch um den Zugang zu Spitzen­positionen im Machtgefüge des Stadtstaates sorgte.

Hamburger Schule im NS-Staat

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten war es in Hamburg ab 1933 erst einmal mit der offenen Diskussion über die (Aus-)Bildungsorganisation vorbei. Zwar führten die Apologeten des NS-Systems ständig das Wohl der „Volksgemeinschaft“ als Motiv ihres Handelns an, doch hatte ihre Politik auch im Bildungsbereich wenig umwälzenden und keinerlei emanzipatorischen Charakter.

Die demokratische Verfasstheit der Schulleitung (ab 1919 hatten die Lehrerkollegien ihre Schulleiter wählen dürfen) und die Elternmitbestimmung sowie die Reformschulprojekte wurden zugunsten einer straffen, am Führerprinzip orientierten Schulorganisation kassiert (Schmidt: Schulen 2010, S. 31 f.). Die Gleichschaltung aller Lehrer im Nationalsozialistischen Lehrerbund sorgte schnell dafür, dass für abweichende Vorstellungen kein öffentlicher Raum mehr vorhanden war (Schmidt: Schulen 2010, S. 153 ff.). Entscheidungen zur Form der Bildungsorganisation oblagen nun nur noch der mit Nationalsozialisten besetzten Schulbehörde .

Doch wie in vielen anderen politischen Ressorts waren die Nationalsozialisten auch im Bereich der Bildung mit keinem ausgereiften Plan angetreten. Seit ihrer Entstehung hatten sie sich stets in Abgrenzung zu anderen definiert (gegen Demokratie, gegen Pluralismus, gegen den Versailler Vertrag usw.) und hatten darüber die Entwicklung konkreter Pläne vernachlässigt. Auch wenn unter den Nationalsozialisten die Rolle der Volksschulen gestärkt wurde, bedeutete das Jahr 1933 in der äußeren Form der Schulorganisation letztlich eine Rückkehr zum Status quo der wilhelminischen Zeit. Vorhandene Pläne zur Umgestaltung des Bildungs- und Schulsystems wurden in ihrer Entwicklung und Umsetzung durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs abgewürgt. Ein trügerischer Pluralismus und hoher Aktivismus herrschte in den Friedensjahren der NS-Herrschaft lediglich in der Frage, wie die nationalsozialistische Weltanschauung in die Lehrpläne zu integrieren sei, wobei aber kein Zweifel daran gelassen wurde, dass die Schulen am Ende lauter stramme Nationalsozialisten hervorbringen sollten.

Nimmt man den starken, durch erlassene Zugangsbeschränkungen erzwungenen Rückgang der Studierendenzahlen an Universitäten und Hochschulen hinzu, wird der bildungsfeindliche Charakter des NS-Systems deutlich. Die Jahre zwischen 1933 und 1945 zementierten letztlich also den seit jeher bestehenden engen Zusammenhang von sozialer Herkunft auf der einen sowie Bildungserfolg und Karrierechancen auf der anderen Seite für weitere zwölf Jahre.

 

Wider den Untertanengeist – Bildungsreform in der Nachkriegszeit

Mit dem Zusammenbruch des NS-Regimes im Frühjahr 1945 setzte sowohl bei den Alliierten als auch bei den neuen politischen Kräften auf deutscher Seite eine intensive Auseinandersetzung mit der Frage ein, wie es zur „deutschen Katastrophe“ hatte kommen können.

Als Faktoren, die Aufstieg und Akzeptanz des Nationalsozialismus begünstigt haben, machte man damals das weitgehende Versagen der Funktionseliten in Staat und Gesellschaft sowie die zu große Undurchlässigkeit zwischen den einzelnen gesellschaftlichen Schichten aus. Die Anfälligkeit der deutschen Gesellschaft für die Versprechungen Hitlers und seiner Gefolgsleute sah man unter anderem im ausgeprägten Untertanenbewusstsein und einer unterentwickelten demokratisch-emanzipa­to­risch­en Grundausrichtung begründet.

Da neben dem Elternhaus die Schule der zentrale Ort zur Vorbereitung junger Menschen auf das Leben ist, versuchten die von der SPD dominierten Senate der frühen Bundesrepublik genau hier auch reformerisch anzusetzen, um stabile Grundlagen für eine pluralistische Demokratie zu schaffen. Vor diesem Hintergrund war es folgerichtig, dass 1945 mit Heinrich Landahl (1895-1971) ein bekennender linksliberaler Demokrat der Weimarer Jahre als Schulsenator eingesetzt wurde.

In den ersten Nachkriegsjahren ging es zwar noch fast ausschließlich um rein materielle Dinge, wie zum Beispiel den Wiederaufbau der zerstörten Schulgebäude, die Anstellung einer ausreichenden Anzahl an Lehrkräften und die Beschaffung geeigneter Lehrmittel (Schmidt: Schule 2010, S. 685 ff.). Doch Landahl bemühte sich auch zeitnah darum, die aus dem Nationalsozialismus gezogenen Lehren in eine Reform der generellen Schulorganisation in Hamburg einmünden zu lassen. Dass Landahl für diese Aufgabe die geeignete Kraft war, stand außer Zweifel. In den Weimarer Jahren hatte er nicht nur als Bürgerschaftsabgeordneter demokratisches Engagement bewiesen, Landahl war auch von 1927-33 als Schulleiter für die eingangs erwähnte Lichtwarkschule verantwortlich gewesen. Somit kannte er sich auch in praktischer Hinsicht mit den Möglichkeiten und Grenzen einer alternativen Schulorganisation bestens aus (Schmidt: Schule 2010, S. 698 ff.).

Ergebnis der politischen und pädagogischen Überlegungen war das Schulgesetz vom 25. Oktober 1949, das einen tiefen Einschnitt in die traditionelle Schulorganisation der Hansestadt darstellte. Eine für Alle verpflichtende sechsjährige Allgemeine Volksschule sollte der Auftakt der Bildungskarriere der Schüler werden. Daran schloss sich je nach Bildungserfolg und Berufsziel ein dreigliedriges System weiterführender Schulen an: Eine auf drei Jahre angelegte Praktische Oberschule sollte die ehemaligen Volksschulen ersetzen. Die Realschulen wurden von einer vierjährigen Technischen Oberschule abgelöst und eine dem Gymnasialabschluss äquivalente Qualifikation sollte nun in sieben Jahren auf der Wissenschaftlichen Oberschule erworben werden. An der Zeitspanne, die zum Erreichen der jeweiligen Bildungspatente nötig war, änderte sich im Vergleich zu früher nichts. Neu war in der äußeren Form nur das um zwei Jahre verlängerte gemeinsame Lernen aller Schüler.

Die Initiatoren versprachen sich von der Reform die Auflösung der beklagten wilhelminischen Untertanenmentalität, eine Liberalisierung und Demokratisierung der Bildungs- und Karrierechancen für alle Menschen sowie daraus resultierend auch einen verbesserten Zugang zu den Machtstrukturen des Landes. Das längere gemeinsame Lernen hielt man pädagogisch für den zentralen Schlüssel, um diese Ziele zu erreichen (vgl. Böhling: Schulsystem 2004, S. 6 ff.).

 

Rolle rückwärts – Bildungsstreit im Bürgerschaftswahlkampf 1953

Doch wie schon in den Weimarer Jahren formierte sich von Seiten der traditionellen konservativen Funktionseliten der Stadt und ihrer politischen Vertreter von Beginn an Widerstand gegen diese Neustrukturierung der (Aus-)Bildungsorganisation. In der offiziellen Beschneidung des Gymnasiums sah man den Untergang der traditionellen humanistischen Bildung gekommen und das längere gemeinsame Lernen stellten Kom­menta­toren unter Kommunismusverdacht (vgl. Böhling: Schulsystem 2004, S. 62 ff.).

Schon bald nach Gründung der Bundesrepublik sorgte somit die in Hamburg stets aktuelle Frage, wer wann und unter welchen Bedingungen einen Zugang zur schulischen Bildung bekommen soll, für neue Frontlinien in der Gesellschaft und zu langwierigen Kontroversen zwischen Befürwortern und Gegnern der Schulreform.

Die Diskussion ebbte auch in den folgenden Jahren nicht ab und begleitete die Hamburger als eines der zentralen Themen in den Wahlkampf der für den Herbst 1953 anstehenden Neubesetzung von Senat und Bürgerschaft. Die konservativen Parteien versprachen bei einem Wahlsieg die Rücknahme der Schulreform und die Rolle rückwärts zum Schulsystem alter Ausprägung. Erneut wurde der Untergang des Abendlandes und der heimliche Sieg des Kommunismus beschworen, für den Wahlkampf öffentlichkeitswirksam zugespitzt und mit einer breiten Pressekampagne begleitet. Diese Zuspitzung verlieh dem durchaus zutreffenden Argument, dass nun die letzte Gelegenheit gegeben sei, ohne große negative Folgen für die Schüler das Bildungsexperiment abzubrechen, die notwendige Stoßkraft.

Der Streit um die Ausrichtung der Schulorganisation in Hamburg trug wesentlich zum Wahlsieg des konservativen Wahlbündnisses mit dem Namen Hamburger-Block aus CDU, FDP, DP (Deutsche Partei) und BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten) bei. Der neue Senat unter Bürgermeister Kurt Sieveking löste sein Wahlkampfversprechen ein und nahm die Schulreform von 1949 zurück (John: Wahlkampf 1997, S. 205).

 

PISA zum neuen Jahrtausend in Deutschland angekommen

Seit jenem bewegten Herbst des Jahres 1953 gab es in Hamburg in Fragen der äußeren Schulorganisation scheinbar nur wenig Bewegung. Und so weckte erst die im Jahr 2000 von der OECD erstmals publizierte PISA-Studie die Bildungspolitiker und die Öffentlichkeit aus ihrem Dornröschenschlaf. Die Studie stellte dem deutschen Bildungssystem eine schlechte Note beim Wissensstand der Schüler in bestimmten Lehrfächern aus. Viel gravierender war jedoch die Feststellung, dass es in keiner anderen wohlhabenden Industrienation westlicher Prägung einen derart engen Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und -chancen der Schüler und der sozialen Herkunft ihrer Eltern gibt.

Dieser Befund hat in der letzten Dekade zu einer nachhaltigen Diskussion über die Organisation von Bildung in Deutschland geführt und auch in Teilen neue Modelle hervorgebracht, ohne dass die PISA-Nachfolgestudien in der Frage der sozialen Bedingtheit von Lebenschancen eine wesentliche Verbesserung festgestellt haben. Fest steht, dass diese Fragen bis in die jüngste Vergangenheit ihre gesellschaftspolitische Brisanz nicht verloren haben. Schließlich verfolgte die 2010 per Volksentscheid gestoppte schwarz-grüne Schulreform ganz ähnliche Ziele (längeres gemeinsames Lernen, höhere Durchlässigkeit zwischen den Schulformen) wie sie die Reformer 1949 abgestrebt hatten. Und wie damals scheiterte die Reform an einer gebildeten Mittelschicht, die aus subtiler Angst um die Aufstiegschancen ihres Nachwuchses nicht bereit war, die sozialen Schranken bei der Verteilung von Zukunftschancen abzubauen. So scheint Bildungsgerechtigkeit in der Zukunft nur erreichbar, wenn die Pfade der in Hamburg nun schon seit beinahe neunzig Jahren andauernden Diskussion um die Organisation von Bildung verlassen werden und eine von ideologischen Scheuklappen befreite Auseinandersetzung mit dem Themenkreis Raum greift.

 

Literatur

  • Böhling, Björn: Die Auseinandersetzung um das Hamburger Schulsystem 1949-1954, Norderstedt 2004.
  • John, Thomas: Wahlkampf und Bürgerschaftswahlen 1953 in Hamburg, in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 83/2 (1997), Seite 205-236.
  • Milberg, Hildegard: Schulpolitik in der pluralistischen Gesellschaft. Die politischen und sozialen Aspekte der Schulreform in Hamburg 1890-1935 (Veröffentlichungen der Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg 7), Hamburg 1970.
  • Schmidt, Uwe: Hamburger Schulen im „Dritten Reich“ (Beiträge zur Geschichte Hamburgs 64), Band 1, hrsg. v. Rainer Hering, Hamburg 2010.

 

Gunnar B. Zimmermann, M. A. hat an der Universität Hamburg Geschichts- und Politikwissenschaft studiert und arbeitet seit Sommer 2007, u. a. unterstützt durch eine Stipendium der Hamburger Landesgraduiertenförderung, an einer Dissertation über die Entwicklung des Vereins für Hamburgische Geschichte. Seit 2010 ist er in das Forschungsprojekt der Hamburgischen Biografie eingebunden. Arbeits- und Publikationsschwerpunkte liegen im Bereich der politischen Kultur der Weimarer Republik, bei Prozessen kultureller Erinnerung und auf biografischen Skizzen bedeutender hamburgischer Persönlichkeiten.

 

Nicht erst in der jüngsten Vergangenheit haben Fragen der Organisation schulischer (Aus-)Bildung im Hamburger Stadtstaat das Potential zu politischen wie gesellschaftlichen Kontroversen gehabt. Wie der folgende Blick in der Vergangenheit zeigt, gehört das diesbezügliche Ringen vielmehr zum Traditionsbestand der Hansestadt.

 

Antwort auf Industrialisierung und Urbanisierung – Das Gewerbeschulwesen

Als die Patriotische Gesellschaft sich in den 1860er Jahren erfolgreich für die Schaffung eines staatlichen Gewerbeschulwesens in Hamburg einsetzte, lag die Notwendigkeit dieses Zieles klar auf der Hand: Im Zuge der Industrialisierung und des stetigen Anwachsens der Stadt waren zahlreiche neue Branchen und Berufe entstanden, die jenseits der akademischen (Funktions-)Eliten auf gut ausgebildete Menschen angewiesen waren. In der neugeschaffenen Schulform verbanden sich emanzipatorische Aufstiegs- und Bildungs­chancen für bislang unterprivilegierte Teile der Gesellschaft mit hinreichend ökonomisch orientierter Substanz für die bislang führenden Kreise der Stadt. So basierte die Entstehung des Gewerbeschulewesen auf einem soliden gesellschaftlichen Konsens.

 

Weimar als Eldorado der schulreformerischen Modellversuche

Die pluralistische Offenheit der Weimarer Jahre führte in Hamburg zu einer ganzen Reihe von schulreformerischen Modellversuchen, von denen die ehemalige Lichtwarkschule sicherlich das heute den meisten Hamburgern noch geläufige Beispiel ist (das Ehepaar Schmidt durchlief hier seine schulische Ausbildung). Ein neuer inhaltlicher Zuschnitt des Lehrplans, eine veränderte Ausrichtung der pädagogischen Rolle des Lehrers im Verhältnis zu den Schülern und auch die Einführung von musisch orientierten Fächern sollte den als autoritär empfundenen pädagogischen Mief der wilhelminischen Jahre vertreiben. Ziel war es, die Schüler in einem emanzipatorischen Klima zu gleichwertigen Mitgliedern einer demokratisch verfassten Gesellschaft zu erziehen. Dieser aufklärerische Impetus lag auch den 1919 erfolgten Gründungen von Universität und Volkshochschule zugrunde, die im Rahmen der Erwachsenenbildung die Partizipation breitere Bevölkerungskreise an Bildung und Wissenschaft ermöglichen sollten (hierzu u. zum folgenden vgl. Milberg: Schulpolitik 1970).

 

Insgesamt blieb der reformerische Flügel in der hamburgischen Lehrerschaft aber in der Minderheit. Die Lehranstalten klassischen Zuschnitts bildeten nach wie vor das Gros der Bildungseinrichtungen der Stadt. Ein Blick in die Hamburger Lehrerzeitung (dem ab 1922 erscheinenden Organ der hamburgischen Lehrerschaft) zeigt, mit welcher kontroversen Dynamik über die Entwicklung der Modellschulen, und damit indirekt stets über den Bestand der klassischen Organisation von Schule überhaupt, diskutiert wurde.

 

Vor allem die akademisch gebildeten, konservativ ausgerichteten Oberlehrer (so hießen bis Ende der Weimarer Republik die Lehrkräfte an den höheren Schulen) konnten sich mit Teile der Reformanstrengungen nicht anfreunden. Sie bemühten sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten um den Erhalt traditioneller Bildungspatente, was in der Auseinandersetzung um den Bestand des humanistischen Gymnasiums mit seiner altsprachlichen Ausrichtung (Griechisch und Latein) einen auch für die Öffentlichkeit wahrnehmbaren Ausdruck fand. Doch für einen offenen Widerstand waren den Oberlehrern die Hände gebunden. Die Neuausrichtung von Schule und Bildung war politisch gewollt und wurde durch die sozialdemokratisch dominierten Senate der Weimarer Jahre und deren Schulsenatoren gestützt. Breite Unterstützung bekamen die Reformgegner hingegen aus Kreisen der städtischen Bildungs- und Funktionselite, die sich um den Verlust des privilegierten Zugangs zu höherer Bildung für den eigenen Nachwuchs und somit auch um den Zugang zu Spitzen­positionen im Machtgefüge des Stadtstaates sorgte.

 

Hamburger Schule im NS-Staat

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten war es in Hamburg ab 1933 erst einmal mit der offenen Diskussion über die (Aus-)Bildungsorganisation vorbei. Zwar führten die Apologeten des NS-System ständig das Wohl der „Volksgemeinschaft“ als Motiv ihres Handelns an, doch hatte ihre Politik auch im Bildungsbereich wenig umwälzenden und keinerlei emanzipatorischen Charakter.

 

Die demokratische Verfasstheit der Schulleitung (ab 1919 hatten die Lehrerkollegien ihre Schulleiter wählen dürfen) und die Elternmitbestimmung sowie die Reformschulprojekte wurden zugunsten einer straffen, am Führerprinzip orientierten Schulorganisation kassiert (Schmidt: Schulen 2010, S. 31 f.). Die Gleichschaltung aller Lehrer im Nationalsozialistischen Lehrerbund sorgte schnell dafür, dass für abweichende Vorstellungen kein öffentlicher Raum mehr vorhanden war (Schmidt: Schulen 2010, S. 153 ff.). Entscheidungen zur Form der Bildungsorganisation oblagen nun nur noch der mit Nationalsozialisten besetzten Schulbehörde .

 

Doch wie in vielen anderen politischen Ressorts waren die Nationalsozialisten auch im Bereich der Bildung mit keinem ausgereiften Plan angetreten. Seit ihrer Entstehung hatten sie sich stets in Abgrenzung zu anderen definiert (gegen Demokratie, gegen Pluralismus, gegen den Versailler Vertrag usw.) und hatten darüber die Entwicklung konkreter Pläne vernachlässigt. Auch wenn unter den Nationalsozialisten die Rolle der Volksschulen gestärkt wurde, bedeutete das Jahr 1933 in der äußeren Form der Schulorganisation letztlich eine Rückkehr zum Status quo der wilhelminischen Zeit. Vorhandene Pläne zur Umgestaltung des Bildungs- und Schulsystems wurden in ihrer Entwicklung und Umsetzung durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs abgewürgt. Ein trügerischer Pluralismus und hoher Aktivismus herrschte in den Friedensjahren der NS-Herrschaft lediglich in der Frage, wie die nationalsozialistische Weltanschauung in die Lehrpläne zu integrieren sei, wobei aber kein Zweifel daran gelassen wurde, dass die Schulen am Ende lauter stramme Nationalsozialsten hervorbringen sollten.

 

Nimmt man den starken, durch erlassene Zugangsbeschränkungen erzwungenen Rückgang der Studierendenzahlen an Universitäten und Hochschulen hinzu, wird der bildungsfeindliche Charakter des NS-Systems deutlich. Die Jahre zwischen 1933 und 1945 zementierten letztlich also den seit jeher bestehenden engen Zusammenhang von sozialer Herkunft auf der einen sowie Bildungserfolg und Karrierechancen auf der anderen Seite für weitere zwölf Jahre.

 

Wider den Untertanengeist – Bildungsreform in der Nachkriegszeit

Mit dem Zusammenbruch des NS-Regimes im Frühjahr 1945 setzte sowohl bei den Alliierten als auch bei den neuen politischen Kräften auf deutscher Seite eine intensive Auseinandersetzung mit der Frage ein, wie es zur „deutschen Katastrophe“ hatte kommen können.

 

Als Faktoren, die Aufstieg und Akzeptanz des Nationalsozialismus begünstigt haben, machte man damals das weitgehende Versagen der Funktionseliten in Staat und Gesellschaft sowie die zu große Undurchlässigkeit zwischen den einzelnen gesellschaftlichen Schichten aus. Die Anfälligkeit der deutschen Gesellschaft für die Versprechungen Hitlers und seiner Gefolgsleute sah man unter anderem im ausgeprägten Untertanenbewusstsein und einer unterentwickelten demokratisch-emanzipa­to­risch­en Grundausrichtung begründet.

 

Da neben dem Elternhaus die Schule der zentrale Ort zur Vorbereitung junger Menschen auf das Leben ist, versuchten die von der SPD dominierten Senate der frühen Bundesrepublik genau hier auch reformerisch anzusetzen, um stabile Grundlagen für eine pluralistische Demokratie zu schaffen. Vor diesem Hintergrund war es folgerichtig, dass 1945 mit Heinrich Landahl (1895-1971) ein bekennender linksliberaler Demokrat der Weimarer Jahre als Schulsenator eingesetzt wurde.

 

In den ersten Nachkriegsjahren ging es zwar noch fast ausschließlich um rein materielle Dinge, wie zum Beispiel den Wiederaufbau der zerstörten Schulgebäude, die Anstellung einer ausreichenden Anzahl an Lehrkräften und die Beschaffung geeigneter Lehrmittel (Schmidt: Schule 2010, S. 685 ff.). Doch Landahl bemühte sich auch zeitnah darum, die aus dem Nationalsozialismus gezogenen Lehren in eine Reform der generellen Schulorganisation in Hamburg einmünden zu lassen. Dass Landahl für diese Aufgabe die geeignete Kraft war, stand außer Zweifel. In den Weimarer Jahren hatte er nicht nur als Bürgerschaftsabgeordneter demokratisches Engagement bewiesen, Landahl war auch von 1927-33 als Schulleiter für die eingangs erwähnte Lichtwarkschule verantwortlich gewesen. Somit kannte sich er auch in praktischer Hinsicht mit den Möglichkeiten und Grenzen einer alternativen Schulorganisation bestens aus (Schmidt: Schule 2010, S. 698 ff.).

 

Ergebnis der politischen und pädagogischen Überlegungen war das Schulgesetz vom 25.10.1949, das einen tiefen Einschnitt in die traditionelle Schulorganisation der Hansestadt darstellte. Eine für Alle verpflichtende sechsjährige Allgemeine Volksschule sollte der Auftakt der Bildungskarriere der Schüler werden. Daran schloss sich je nach Bildungserfolg und Berufsziel ein dreigliedriges System weiterführender Schulen an: Eine auf drei Jahre angelegte Praktische Oberschule sollte die ehemaligen Volksschulen ersetzen. Die Realschulen wurden von einer vierjährigen Technischen Oberschule abgelöst und eine dem Gymnasialabschluss äquivalente Qualifikation sollte nun in sieben Jahren auf der Wissenschaftlichen Oberschule erworben werden. An der Zeitspanne, die zum Erreichen der jeweiligen Bildungspatente nötig war, änderte sich im Vergleich zu früher nichts. Neu war in der äußeren Form nur das um zwei Jahre verlängerte gemeinsame Lernen aller Schüler.

 

Die Initiatoren versprachen sich von der Reform die Auflösung der beklagten wilhelminischen Untertanenmentalität, eine Liberalisierung und Demokratisierung der Bildungs- und Karrierechancen für alle Menschen sowie daraus resultierend auch des Zugangs zu den Machtstrukturen des Landes. Das längere gemeinsame Lernen hielt man pädagogisch für den zentralen Schlüssel, um diese Ziele zu erreichen (vgl. Böhling: Schulsystem 2004, S. 6 ff.).

 

Rolle rückwärts – Bildungsstreit im Bürgerschaftswahlkampf 1953

Doch wie schon in den Weimarer Jahren formierte sich von Seiten der traditionellen konservativen Funktionseliten der Stadt und ihrer politischen Vertreter von Beginn an Widerstand gegen diese Neustrukturierung der (Aus-)Bildungsorganisation. In der offiziellen Beschneidung des Gymnasiums sah man den Untergang der traditionellen humanistischen Bildung gekommen und das längere gemeinsame Lernen stellten Kom­menta­toren unter Kommunismusverdacht (vgl. Böhling: Schulsystem 2004, S. 62 ff.).

 

Schon bald nach Gründung der Bundesrepublik sorgte somit die in Hamburg stets aktuelle Frage, wer wann und unter welchen Bedingungen einen Zugang zur schulischen Bildung bekommen soll, für neue Frontlinien in der Gesellschaft und zu langwierigen Kontroversen zwischen Befürwortern und Gegnern der Schulreform.

 

Die Diskussion ebbte auch in den folgenden Jahren nicht ab und begleitete die Hamburger als eines der zentralen Themen in den Wahlkampf der für den Herbst 1953 anstehenden Neubesetzung von Senat und Bürgerschaft. Die konservativen Parteien versprachen bei einem Wahlsieg die Rücknahme der Schulreform und die Rolle rückwärts zum Schulsystem alter Ausprägung. Erneut wurde der Untergang des Abendlandes und der heimliche Sieges des Kommunismus beschworen, für den Wahlkampf öffentlichkeitswirksam zugespitzt und mit einer breiten Pressekampagne begleitet. Diese Zuspitzung verlieh dem durchaus zutreffenden Argument, dass nun die letzte Gelegenheit gegeben sei, ohne große negative Folgen für die Schüler das Bildungsexperiment abzubrechen, die notwendige Stoßkraft.

 

Der Streit um die Ausrichtung der Schulorganisation in Hamburg trug wesentlich zum Wahlsieg des konservativen Wahlbündnisses mit dem Namen Hamburger-Block aus CDU, FDP, DP (Deutsche Partei) und BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten) bei. Der neue Senat unter Bürgermeister Kurt Sieveking löste sein Wahlkampfversprechen ein und nahm die Schulreform von 1949 zurück (John: Wahlkampf 1997, S. 205).

 

PISA zum neuen Jahrtausend in Deutschland angekommen

Seit jenem bewegten Herbst des Jahres 1953 gab es in Hamburg in Fragen der äußeren Schulorganisation scheinbar nur wenig Bewegung. Und so weckte erst die im Jahr 2000 von der OECD erstmals publizierte PISA-Studie die Bildungspolitiker und die Öffentlichkeit aus ihrem Dornröschenschlaf. Die Studie stellte dem deutschen Bildungssystem eine schlechte Note beim Wissensstand der Schüler in bestimmten Lehrfächern aus. Viel gravierender war jedoch die Feststellung, dass es in keiner anderen wohlhabenden Industrienation westlicher Prägung einen derart engen Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und -chancen der Schüler und der sozialen Herkunft ihrer Eltern gibt.

 

Dieser Befund hat in der letzten Dekade zu einer nachhaltigen Diskussion über die Organisation von Bildung in Deutschland geführt und auch in Teilen neue Modelle hervorgebracht, ohne dass die PISA-Nachfolgestudien in der Frage der sozialen Bedingtheit von Lebenschancen eine wesentliche Verbesserung festgestellt haben. Fest steht, dass diese Fragen bis in die jüngste Vergangenheit ihre gesellschaftspolitische Brisanz nicht verloren haben. Schließlich verfolgte die 2010 per Volksentscheid gestoppte schwarz-grüne Schulreform ganz ähnliche Ziele (längeres gemeinsames Lernen, höhere Durchlässigkeit zwischen den Schulformen) wie sie die Reformer 1949 abgestrebt hatten. Und wie damals scheiterte die Reform an einer gebildeten Mittelschicht, die aus subtiler Angst um die Aufstiegschancen ihres Nachwuchses nicht bereit war, die sozialen Schranken bei der Verteilung von Zukunftschancen abzubauen. So scheint Bildungsgerechtigkeit in der Zukunft nur erreichbar, wenn die Pfade der in Hamburg nun schon seit beinahe neunzig Jahren andauernden Diskussion um die Organisation von Bildung verlassen werden und eine von ideologischen Scheuklappen befreite Auseinandersetzung mit dem Themenkreis Raum greift.

 

Literatur

 

Böhling, Björn: Die Auseinandersetzung um das Hamburger Schulsystem 1949-1954, Norderstedt 2004.

 

John, Thomas: Wahlkampf und Bürgerschaftswahlen 1953 in Hamburg, in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 83/2 (1997), Seite 205-236.

 

Milberg, Hildegard: Schulpolitik in der pluralistischen Gesellschaft. Die politischen und sozialen Aspekte der Schulreform in Hamburg 1890-1935 (Veröffentlichungen der Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg 7), Hamburg 1970.

 

Schmidt, Uwe: Hamburger Schulen im „Dritten Reich“ (Beiträge zur Geschichte Hamburgs 64), Band 1, hrsg. v. Rainer Hering, Hamburg 2010.

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=11

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Plagiate – und kein Ende?

Kollega Haber fragte in seinem Kommentar zur Guttenberg-Plagiats-Affäre, wo Stefan Weber denn in dieser ganzen Diskussion geblieben sei. Nun denn: in einem Artikel des Tagesanzeigers über den erneut vorgebrachten Verdacht, der österreichische Politiker Johannes Hahn habe in seiner Dissertation auch plagiiert, wird Stefan Weber genannt. Er hat vom österreichischen Politiker Peter Pilz den Auftrag erhalten, [...]

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/5116

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Lexikon zur Computergeschichte: BIOS

Das Basic Input Output System stellt die Software dar, welche beim Start eines PCs noch vor dem Betriebssystem ausgeführt wird und unter MS-DOS die Schnittstelle zwischen Hardware und Software darstellte. Heutzutage dient das BIOS nur noch dem Power on Self Test (POST), welcher nach dem Systemstart die Hardware initialisiert. Darüber hinaus bietet das BIOS die [...]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2011/03/1121/

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Kritik an den deutschen Geisteswissenschaften

In der FAZ kritisiert der Historiker Caspar Hirschi das deutsche System in den Geisteswissenschaften. Wie geradezu absurd das aktuelle System ist, wird noch deutlicher, wenn man es mit den Anforderungen der Studienreform verbindet. Hier hätten massiv feste Stellen geschaffen werden müssen, die auch, aber nicht nur forschungsorientiert sind. Das Gegenteil ist erfolgt. Und wie die Professoren, deren Hauptaugenmerk, auch gefordert durch die Hochschulen und die Wissenschaftsorganisationen, noch Zeit haben, sich einer qualitativ anspruchsvollen Lehre zuzuwenden, wenn sie mit dem Beantragen, Verwalten und Organisieren von Drittmitelaufträgen beschäftigt sind, wird noch nicht einmal gefragt.

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/14870040/

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Partnerstädtisches: Das „Chicago History Journal“

In Hamburgs Partnerstadt Chicago berichtet das „Chicago History Journal“ bereits seit drei Jahren in regelmäßigen Blog-Beiträgen aus der Geschichte der „windy city“ am Lake Michigan. Herausgegeben wird das Journal von Sharon E. Williams, einer, wie sie selbst schreibt, „frustrierten Amateur-Historikerin“ mit einem romantisierenden Blick auf die Geschichte Chicagos.

 

Neben den eigentlichen Blog-Beiträgen findet man auf den Seiten des Chicago History Journal auch eine Reihe interessanter Links zu Online-Ressourcen und Geschichtsseiten, die sich mit der Geschichte Chicagos und der Region beschäftigen.

Das Journal steht in einer Reihe mit weiteren Internetseiten zur Geschichte Chicagos, von denen insbesondere der Chicago History Channel auf Youtube Aufmerksamkeit verdient. Geschichte dient hier – wie auf dem Journal selbst auch – in erster Linie der Unterhaltung, ermöglicht dadurch aber auch Laien einen unkomplizierten Einstieg in die Lokalgeschichte Chicagos.

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=265

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