Trauttmansdorff – ein Desiderat

Es gibt Persönlichkeiten im Zeitalter des Dreißigjährigen Kriegs, die zwar einigermaßen bekannt sind, gleichwohl längst nicht die Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren haben, die ihnen zukommt. Einer von ihnen ist Maximilian von Trauttmansdorff, dessen herausragende Bedeutung für die kaiserliche Politik in verschiedenen Phasen des Kriegs immer wieder deutlich wird. Mit den Lebensdaten 1584-1650 gehört er zu den Vertretern der Generation, die den gesamten Krieg miterlebte, von seinem Beginn bis zu seinem Ende. Im Fall Trauttmansdorffs kommt hinzu, daß er nicht nur Zeitzeuge war, sondern die Geschehnisse vielfach mitgestaltete – genau das macht sein Leben so faszinierend. Am prominentesten ist sicherlich seine Tätigkeit auf dem Westfälischen Friedenskongreß in Münster als kaiserlicher Hauptbevollmächtigter, dokumentiert in vielen Bänden der APW.

Seine Karriere am Hof der Habsburger Herrscher setzte allerdings schon weit früher ein, er war bereits unter Kaiser Mathias Kämmerer und schaffte es, jeden Herrscherwechsel bis zu Ferdinand III. zu überstehen, ja er vergrößerte sogar noch seinen Einfluß. Dabei war er immer wieder auch in diplomatischen Missionen unterwegs und ebnete für die Wiener Politik den Weg – so bereits zu Beginn des Kriegs, als unter seiner Mithilfe die Wahl Ferdinands II. zum römischen König gelang. Er handelte den Frieden von Nikolsburg aus (Januar 1622), den der Kaiser mit Bethlen Gabor, Fürst von Siebenbürgen, schloß: An der ungarischen Front war damit vorerst für Ruhe gesorgt. Auch bei den Verhandlungen zum Prager Frieden 1635 war Trauttmansdorff stark involviert.

Doch er war nicht nur Architekt von kaiserlichen Friedensschlüssen, sondern hatte auch beim Sturz Wallensteins im Jahr 1634 seine Finger im Spiel. Mit dieser und anderen Aktionen hatte er sich nicht nur Freunde gemacht, doch dies änderte an seiner herausragenden Position am Wiener Hof nichts. „Maximilian Graf von Trauttmansdorff war eine Schlüsselfigur im Regierungssystem Ferdinands III.“, so Hengerer in seiner Ferdinand-Biographie (S. 154), der an dieser Stelle ein ausführliche Würdigung und Einschätzung Trauttmansdorffs bietet. Überhaupt finden sich über den Band verteilt immer wieder Hinweise auf dessen Agieren in diesen Jahren. Vielfach stützt sich Hengerer hierbei auf Brigitte Lernet, die im Jahr 2004 eine Arbeit dazu vorgelegt hat (Maximilian von Trauttmansdorff. Hofmann und Patron im 17. Jahrhundert). Doch ob mit dieser 264 S. starken Wiener Dissertation, die zudem ungedruckt geblieben ist, Trauttmansdorffs Leben und Wirken hinlänglich erforscht ist, bleibt fraglich.

Nach wie vor fehlt eine veritable Biographie. Immer wieder gibt es, wie schon erwähnt, in der Literatur Reflexe auf Trauttmansdorffs Wirken, und immer wieder finden sich auch lichtvolle Studien zu einzelnen Abschnitten seines Lebens. Zuletzt hat sich, wenn ich es richtig sehe, Konrad Repgen in der Festschrift Lanzinner noch einmal zu Trauttmansdorff als Unterhändler beim Prager und Westfälischen Frieden geäußert. Gleichwohl hat sich offenbar noch niemand dieser zentralen Persönlichkeit der kaiserlichen Politik dieser Epoche in einer erschöpfenden monographischen Arbeit angenommen. Ein Grund mag sicher die allzu üppige Aktenüberlieferung in verschiedenen, nicht nur Wiener Archiven sein – wer mag dies alles bewältigen? Sicher ist Trauttmansdorff kein dankbares Thema für eine Graduierungsarbeit. Aber ein Altmeister des Fachs dürfte sich sicher einmal daran versuchen. Die Forschung über den Dreißigjährigen Krieg kann hier nur gewinnen.

Nachtrag: Von der Arbeit Lernets, die zunächst in Wien einzusehen ist, gibt es praktischerweise auch ein Exemplar im Zentrum für Historische Friedensforschung der Uni Bonn.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/388

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Editionsprojekt: Leonard Leopold Maldoners “Brisgovia vetus et nova”

Ein Gastbeitrag von Dr. Boris Bigott

Seit Dezember 2012 läuft bei der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg ein Editionsprojekt der “Brisgovia vetus et nova” von Leonard Leopold Maldoner. Bearbeiter ist Boris Bigott, der das Vorhaben im Rahmen des Freiburger Landesgeschichtlichen Kolloquiums am 28.01.2014. unter folgendem Titel vorstellte:

 Die älteste Geschichtsschreibung des Breisgaus.
Leonard Leopold Maldoners “Brisgovia vetus et nova” (1754) – ein Editionsprojekt.

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Titelblatt der in St. Paul lagernden Handschrift von Leonard Leopold Maldoners ‘Brisgovia vetus et nova’

Ab den frühen vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts arbeitete der Archivar Leonard Leopold Maldoner im Auftrag der vorderösterreichischen landständischen Regierung an seinem Geschichtswerk “Brisgovia vetus et nova”. Hierzu wurde ihm gestattet, die von ihm betreuten Archive zu nutzen: das Regiminal-Archiv, das Universitätsarchiv, das Freiburger Stadtarchiv, ferner auch die Archive der Freiburger Dominikaner, der Herrschaften Triberg und Rheinfelden sowie des Klosters St. Märgen und der Probstei zu Allerheiligen in Freiburg. Nachdem er 1749 als Archivar in die Dienste des Basler Fürstbischofs nach Porrentruy/Pruntrut gewechselt war, zog er auch die dortigen Archivalien heran. Im Jahr 1754 war das Manuskript fertiggestellt und sollte eigentlich gedruckt werden, zur Drucklegung kam es jedoch nicht. Die Handschrift gelangte ins Kloster St. Blasien, wo sie in Vergessenheit geriet. Anschließend kam sie nach der Auflösung des Schwarzwaldklosters 1806 mit den Sanblasianer Archivalien nach St. Paul im Lavanttal. Dort wurde die “Brisgovia” 1892 von Franz Xaver Kraus wiederentdeckt – eine auf seine Veranlassung hin hergestellte Abschrift liegt heute in der UB Freiburg.

In der “Brisgovia” gibt Maldoner auf insgesamt 1268 Blatt rund 1500 mittelalterliche und frühneuzeitliche Urkunden größtenteils in deutscher Paraphrase, teils auch im originalen Wortlaut wieder. Die Schrift ist gegliedert in einen kürzeren allgemeinen Teil, der als “Vorarbeiten” betitelt wurde, und einen wesentlich umfangreicheren Teil, die so genannten “Sammlungen”. Letzterer Teil umfasst alphabetisch geordnet 158 Ortsabschnitte zu Städten, Dörfern, Klöstern und Burgen, die fast allesamt in der vorderösterreichischen Provinz Breisgau des 18. Jahrhunderts lagen – beginnend mit Achkarren, endend mit Zell im Wiesental.

Der Nutzen einer Edition der “Brisgovia” wird vielschichtig sein. Zum Einen fanden aktuelle Ereignisse und Vorgänge aus der Zeit ihrer Entstehung ihren Niederschlag in dem Werk: etwa die politische Umgestaltung des Habsburgerreichs im Zuge der Reformen Maria Theresias, die rechtlichen Auseinandersetzungen zwischen den Habsburgern und den Markgrafen von Baden um verschiedene Herrschaftspositionen am Oberrhein, aber auch Berichte Maldoners selbst, die er als Zeitzeuge verfasste und in die Handschrift einfügte. Zum Anderen ist ein Einblick in die Quellenlage im 18. Jahrhundert zu erwarten: Maldoner arbeitete vor den einschneidenden politischen Umwälzungen am Ende des Jahrhunderts, die auch im Archivwesen große Veränderungen und Verluste mit sich brachten. Es steht zu erwarten, dass Maldoner zahlreiche Urkunden überliefert, die dann später verloren gingen. Zudem zog er Urkunden für seine Darstellung heran, die zeitlich bis in seine Gegenwart reichen. Da die gängigen Urkundeneditionen am Oberrhein das ausgehende Mittelalter und die frühe Neuzeit meist nicht abdecken, wird eine Edition der “Brisgovia” eine Hilfe zur Erschließung dieser Zeiträume darstellen.

Literaturauswahl:

### Nachtrag (JW) ###

UPDATE: Blogpost in Archivalia zum Thema. Dort auch der Hinweis auf http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=1012285510 zum Autor.

Quelle: http://oberrhein.hypotheses.org/258

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Ausstellungen zur Dreyfusaffäre in Frankreich und Deutschland – eine Übersicht

„Nombreux sont ceux qui pouvaient penser

qu’il n’y avait plus guère à écrire ou à montrer sur l’affaire Dreyfus.“1

Was kann über 1046636b6649d582dd57c0db56d81e2d420 Jahre nach einem Ereignis noch Neues darüber gesagt werden? Dieser Problematik wird nicht nur 2014 im Hinblick auf den Ersten Weltkrieg nachgegangen, mit ähnlichen Fragestellungen sahen sich auch die Veranstalter der Ausstellungen konfrontiert, welche die Dreyfusaffäre auch Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts nicht ruhen ließen. Wie wurde die „immortelle affaire“2 in Ausstellungen in Deutschland und Frankreich in den letzten Jahrzehnten behandelt, welche Schwerpunkte wurden gesetzt und welche Quellen herangezogen? Neben kleineren Ausstellungen zur Dreyfusaffäre, wie etwa in Mulhouse 1981 und Orleans 19963, veranstaltete 1994 – der 100. Jahrestag der ersten Verurteilung Dreyfus‘ – das Pariser Musée d’histoire Contemporaine die Ausstellung „L’affaire Dreyfus et le tournant du siècle, 1894-1910“ und 2005 wurde die Wanderausstellung „J’accuse…! … ich klage an!“ des Moses Mendelssohn Zentrums in mehreren deutschen Städten gezeigt.4

Zunächst soll auf die Begleitkataloge der beiden letztgenannten größeren Ausstellungen eingegangen werden, wobei beide als Aufsatzsammlungen konzipiert sind und so weniger auf die Ausstellungsobjekte eingehen. Der Pariser Katalog von 1994, dessen reichliches (Bild-)Quellenmaterial Großteils aus dem Fundus der Bibliothèque de documentation internationale contemporaine (BDIC) stammt, behandelt zunächst die Affäre in ihrem chronologischen Verlauf. Er stellt dem Leser die Ereignisse und Akteure vor, um dann – wie der zweite Teil des Namens der Ausstellung schon verrät – auf das Frankreich der Jahrhundertwende einzugehen:  Neben den (un-)mittelbaren Auswirkungen der Affäre auf die Gesellschaft5 und der ausführlichen Darstellung der zeitgenössischen Berichterstattung mit ihren unzähligen und teils durch ihre Bösartigkeit sehr einprägsamen (oft antisemitischen) Karikaturen, denen im beginnenden Massenzeitalter von den Autoren dieses Bandes eine kaum zu unterschätzende Bedeutung beigemessen wird, werden auch von der Affäre unabhängige Themen, wie etwa der technologische Wandel, behandelt.

Die Wanderausstellung des Moses Mendelssohn Zentrums 2005 beruht auf der umfangreichen Sammlung an Dreyfusiana der US-amerikaMusée_des_Horreurs_6nischen Sammlerin Lorraine Beitler.6 Auf dieses reiche Quellenmaterial greift auch der Begleitband der Ausstellung zurück. Neben zahlreichen Parallelen zum Pariser Ausstellungskatalog, wie etwa dem Fokus auf die zeitgenössischen Medien und die Karikaturen, weisen Aufbau und Schwerpunktsetzung Unterschiede zum Pariser Band auf: Ausgehend von dem Situation des französischen Judentums um die Jahrhundertwende werden das Auftauchen des Borderaus und die Verurteilung Dreyfus‘ behandelt, die beteiligten Personen dargestellt, und die Ursachen der Affäre untersucht (so die Stellung von Militär und Kirche in der Dritten Republik). Der Schwerpunkt des Bandes liegt auf der Macht und Bedeutung der Medien in der Affäre: Die Berichterstattung in Frankreich, die Reaktionen der deutschen und internationalen Presse, die Bedeutung des Karikaturenwesens7 sowie der Nachhall der Affäre im deutschen Kunst- und Kulturbetrieb. Abschließend wird die Revision von 1899, die endgültige Rehabilitierung Dreyfus‘ 1906 und das Vermächtnis der Affäre betrachtet, wobei sich hier die interessante Fragestellung findet, inwieweit das deutsche Publikum von gestern und heute einen zu einseitig negativen Blick auf die Affäre wirft und deren Ausgang – den „Triumpf der Wahrheit“8 – dabei fast vergisst.

Neben diesen Katalogen haben auch die beiden eingangs erwähnten Ausstellungen in Mulhouse und Orléans kleine, mit zahlreichen Illustrationen versehene Katalogbände hervorgebracht; auch hier liegt das Hauptaugenmerk auf der Bedeutung der Karikaturen.9

Abschließend kann festgehalten werden, dass die hier analysierten Kataloge ihren Hauptfokus auf die Medien und besonders auf die die Berichterstattung begleitenden Karikaturen legen. Darüber hinaus betonen sie die Bedeutung der Affäre für die französische (und europäische) Gesellschaft und ihre andauernde Aktualität als „Modellfall der Herausforderung der Staatsbürger, in Grundsatzfragen Stellung zu nehmen“.10 Alfred Dreyfus‘ Zeitgenosse und Mitstreiter Anatole France zog folgendes Fazit zur Affäre: „Die Dreyfusaffäre wird vermutlich niemals aufhören, künftige Generationen zu interessieren, da sie ein Gesamtbild des ‚menschlichen Gewissens‘ bietet, indem sie sowohl ihre besten als auch ihre schlechtesten Seiten zeigt.“11

Ausgewertete Ausstellungskataloge:

  • L’affaire Dreyfus et le tournant du siècle, 1894-1910. Exposition, Paris, Musée d’histoire contemporaine et Nanterre, Bibliothèque de documentation contemporaine. Sous la dir. de Laurent Gervereau et Christophe Prochasson, Nanterre 1994.
  • L’affaire Dreyfus par l’image. Exposition, Médiathèque et Centre Charles-Péguy, Orléans, 1er avril-15 mai 1996. Catalogue par Julie Bertrand-Sabiani, Orléans 1996.
  • Autour de l’affaire Dreyfus. Une bibliographie commentée ; Exposition, Bibliothèque municipale de Mulhouse, novembre 1981, Mulhouse 1981.
  •  J’accuse…! … ich klage an! Zur Affäre Dreyfus. Eine Dokumentation; Begleitkatalog zur Wanderausstellung in Deutschland Mai bis September 2005. Hrsg. im Auftrag des Moses Mendelssohn Zentrum von Elke-Vera Kotowski und Julius H. Schoeps, Berlin 2005.

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Bildquellen: Cover des Ausstellungskataloges “J’accuse…! … ich klage an! Zur Affäre Dreyfus. Eine Dokumentation; Begleitkatalog zur Wanderausstellung in Deutschland Mai bis September 2005“; Karikatur Le Traître von Victor Lenepveu.

  1. L’affaire Dreyfus et le tournant du siècle, 1994, S. 8.
  2. L’affaire Dreyfus par l’image, 1996, S. 7.
  3. Weitere Ausstellungen fanden auch in Paris (Musée d‘art et d‘histoire du Judaïsme) und Frankfurt (Jüdisches Museum) 2006/2007 statt, jedoch ohne Publikation eines Katalogs. Dies ist auch beim Stadtmuseum Rennes der Fall, welches eine Dauerausstellung zu den Geschehnissen um Alfred Dreyfus zeigt.
  4. Eine Übersicht über Ausstellungen zur Dreyfusaffäre weltweit findet sich bei Vincent Duclert: L’affaire Dreyfus. Quand la justice éclaire la République, Toulouse 2010, S. 517.
  5. So stieg beispielsweise die Anzahl der Duelle während der Dreyfusaffäre strak an, vgl. L’affaire Dreyfus et le tournant du siècle, 1994, S. 169.
  6. Mittlerweile befindet sich der Großteil dieser Sammlung in der Bibliothek der University of Pennsylvania, vgl. J’accuse…! … ich klage an!, 2005, S. 15.
  7. So findet sich u.a. am Ende des Bandes ein Exkurs über „Le Musée des Horreurs“, eine Reihe von Karikaturen von Persönlichkeiten, die mehr oder weniger direkt an der Affäre beteiligt waren, welche ab 1899/1900 in Frankreich zu erhalten war. Der Karikaturist, der ein Pseudonym verwendete, focht den Kampf der Anti-Dreyfusards also auch nach der Revision von Rennes 1899 weiter, vgl. J’accuse…! … ich klage an!, 2005., S. 204.
  8. Ebd., S. 187.
  9. Der Mulhouser Band ist zudem mit einer ausführlichen Bibliographie versehen.
  10. Ebd., S. 198.
  11. Zit. nach: Autour de l’affaire Dreyfus, 1981, S. 12.

Quelle: http://19jhdhip.hypotheses.org/1590

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Propaganda- und Privatfotografie im Zweiten Weltkrieg

Ein finnisches PK-Foto von PK-Fotograf Manninen, aufgenommen in der Nähe von Sortavala im August 1941. Laut Bildunterschrift zeigt das Bild sowjetische Gefangene. Vorne sind zwei Soldatinnen zu erkennen, die nicht dem deutschen Feindbild von blutrünstigen „Flintenweibern“ entsprachen. Das Bild ist, womöglich wegen der Unschärfe von der Zensur als "nicht zu veröffentlichen" klassifiziert. Quelle: Finnish Wartime Photograph Archive (CC)

Olli Kleemola promoviert am Institut für Zeitgeschichte der Universität Turku (Finnland) zum Thema „Das Feindbild an der Ostfront anhand von deutschen und finnischen Fotobeständen aus dem Zweiten Weltkrieg“.
Lucia Halder (Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung) sprach mit dem Fotohistoriker über seine Arbeit.

 

Lucia Halder: Bereits der Erste Weltkrieg ist durch eine Vielzahl visueller Erzeugnisse dokumentiert. Welche Rolle spielte deiner Ansicht nach das Medium Fotografie im Zweiten Weltkrieg?

Olli Kleemola: Der Zweite Weltkrieg kann durchaus als erster wirklicher „Fotokrieg“ bezeichnet werden, da die Fotografie erst während dieses Krieges in den Propaganda-Apparaten der kriegsführenden Länder zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Diese Entwicklung spiegelt sich unter anderem darin, dass im Zweiten Weltkrieg die Fotopropaganda zunehmend in die Hände von staatlich und militärisch gelenkten Profis geriet: NS-Deutschland hatte seine Propagandakompanien, Finnland seine Informationskompanien, wie die Propagandaeinheiten dort genannt wurden. Während des Zweiten Weltkriegs waren überdies die Chancen eines „normalen Frontsoldaten“ zu fotografieren größer, da die technische Entwicklung die Kameras im Vergleich zu den Zeiten des Ersten Weltkriegs erschwinglicher gemacht hatte.

Heeresfilmstelle. Bildarchiv, 341.321.7 356.255.2 Deutschland, März 1940 Bildberichter der P.K. bei der Auswertung ihrer im Labor der P.K. entwickelten Aufnahmen. Bildberichter: Schröter. P.B.z. Neg.Nr. P.K. 104/1

Heeresfilmstelle. Bildarchiv, 341.321.7 356.255.2
Deutschland, März 1940
Bildberichter der P.K. bei der Auswertung ihrer im Labor der P.K. entwickelten Aufnahmen.
Bildberichter: Schröter. P.B.z., Neg.Nr. P.K. 104/1
Quelle: Bundesarchiv
CC-BY-SA

Lucia Halder: In den „Anweisungen für Kriegs-Photographen und Kinematographen“ des deutschen Generalstabs vom Dezember 1914 war streng geregelt, was veröffentlicht werden durfte und sollte und was nicht. Gab es solche Steuerungsbestrebungen auch im Zweiten Weltkrieg?

Olli Kleemola: Durchaus, in NS-Deutschland gab es etwa in Form „halboffizieller Kompanie-Fotografen“ viele Versuche, die knipsenden Soldaten gewissermaßen in den Dienst der NS-Propaganda zu stellen. In Finnland  versuchte man währenddessen, ein Monopol der Kriegsfotografie zu schaffen, indem die Fotografie an der Front neben den Propagandaeinheiten nur denjenigen gestattet war, die über eine besondere Lizenz verfügten. In der Lizenz stand festgeschrieben, dass die aufgenommenen Fotos beim Vorgesetzten vorzuzeigen waren und dass bestimmte Motive wie Gefallene nicht fotografiert werden durften. Dieser Versuch war natürlich von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Neben dem Knipsen wurde natürlich auch die Arbeit der offiziellen Propagandafotografen streng geregelt. In finnischen Archiven habe ich die Übersetzung einer Liste von verbotenen Motiven für deutsche Propagandafotografen gefunden, die meines Wissens in deutschen Archiven nicht überliefert ist. Die an finnische Propagandafotografen gerichteten Anweisungen sind in Finnland komplett überliefert und bilden eine wichtige Grundlage meiner Arbeit. Allein die Richtlinien für Fotozensur fehlen in beiden Ländern – sollte jemand diesbezüglich einen Hinweis für mich haben, wäre ich natürlich sehr dankbar!

Lucia Halder: Soldaten in Kriegshandlungen stehen im Einflussbereich von Streitkräften, Regierung, Gesellschaft und auch des internationalen Umfelds. Der Kriegsberichterstatter  Phillip Knightley bezeichnete Angehörige seines Berufsstands gleichermaßen als „Hero, Propagandist, and Myth-Maker“. Spiegelt sich diese Ambivalenz auch in den von dir analysierten Aufnahmen wider?

Olli Kleemola: Ja und nein. Anhand der deutschen Propagandafotos kann man erkennen, dass die Fotografen dazu geschult worden sind, propagandistische Fotos zu machen. In Deutschland mussten die Angehörigen der Propagandakompanien an einem Kurs teilnehmen, in welchem ihnen die Grundlagen der Propaganda beigebracht wurden. Die Inhalte dieser Kurse sind meines Wissens nicht genau überliefert, doch ist es mir gelungen, eine Übersichtsdarstellung zu finden. In Finnland gab es solche Kurse nicht, und anhand der Fotos von finnischen Propagandaeinheiten kann man auch leicht erkennen, dass die finnische Propagandafotografie weitaus realitätsnaher und weniger propagandistisch aufgeladen war.

Lucia Halder: Was  verraten uns die Fotografien aus dem Zweiten Weltkrieg im Gegensatz zu den Presseberichten?

Olli Kleemola: Interessant ist vor allem das, was die Fotos nicht zeigen, obwohl sie es angeblich tun. Ein Beispiel sind  deutsche Propagandafotos, die laut Begleittext „Flintenweiber“ zeigten, die „ihre Weiblichkeit abgelegt und mit Kind und Kegel in den Krieg gezogen sind“. Auf den Fotos waren jedoch oft sehr junge, erschrockene Frauen zu sehen, die von den Deutschen gefangengenommen worden sind. In solchen Fällen kann man leicht erkennen, wie die Propagandisten in Erklärungsnot geraten sind. In dem besagten Fall kam es zu einer Anweisung des Reichspropagandaleiters, dass jene Fotos in der deutschen Presse nicht mehr veröffentlicht werden durften, weil sie mehr Mitleid als Hass erzeugen könnten. In dem Sinne sind Fotos vielleicht ein wenig wahrheitsgetreuer, denn Textberichte können ja beliebig umgeschrieben werden.

Ein finnisches PK-Foto von PK-Fotograf Manninen, aufgenommen in der Nähe von Sortavala im August 1941. Laut Bildunterschrift zeigt das Bild sowjetische Gefangene. Vorne sind zwei Soldatinnen zu erkennen, die nicht dem deutschen Feindbild von blutrünstigen „Flintenweibern“ entsprachen. Das Bild ist, vielleicht auch wegen der Unschärfe, von der Zensur als "nicht zu veröffentlichen" klassifiziert. Quelle: Finnish Wartime Photograph Archive (CC)

Ein finnisches PK-Foto von PK-Fotograf Manninen, aufgenommen in der Nähe von Sortavala im August 1941. Laut Bildunterschrift zeigt das Bild sowjetische Gefangene. Vorne sind zwei Soldatinnen zu erkennen, die nicht dem deutschen Feindbild von blutrünstigen „Flintenweibern“ entsprachen. Das Bild ist, vielleicht auch wegen der Unschärfe, von der Zensur als “nicht zu veröffentlichen” klassifiziert.
Quelle: Finnish Wartime Photograph Archive (CC)

Lucia Halder: In deiner Dissertation analysierst du aber nicht nur Bilder von ausgebildeten Fotografen, sondern auch private Fotografien. Wie unterscheiden sich die sogenannten Knipserbilder von den offiziellen Bildern?

Olli Kleemola: Obwohl manche Knipserfotos auch den jeweiligen Tenor der Propaganda scheinbar nur wiederholen, gibt es durchaus auch Fotos, die ein anderes Bild des Krieges vermitteln – etwa Fotos, die geschändete Leichen des Gegners zeigen.

Lucia Halder: Viele dieser privaten Bilder verschwanden nach Kriegsende in privaten Schränken. Wie hast du sie aufgestöbert?

Olli Kleemola: Was die finnischen Privatbilder angeht, habe ich – angeregt durch Erzählungen meines Großvaters, der selbst Kriegsteilnehmer war –  bereits mit elf Jahren begonnen, Privatfotos von finnischen Soldaten zu sammeln. Die Sammlung, die mittlerweile etwa 11.000 Fotos umfasst, stellt eine bedeutende Grundlage meiner Arbeit dar, obwohl natürlich auch Bestände zahlreicher Museen ergänzend mit einbezogen werden.

Was die deutschen Privatfotos angeht, konnte ich zum Glück auf Bestände verschiedener Museen und Privatarchive zurückgreifen. Vor allem die Bestände im Deutsch-Russischen Museum in Berlin und im Hamburger Institut für Sozialforschung sind für meine Arbeit von großer Bedeutung.

Lucia Halder: Ein sehr bekanntes Bild hat ein deutscher Soldat 1942 während des sogenannten Russlandfeldzugs aufgenommen. Das Bild zeigt ein auf den ersten Blick nahezu idyllisches Motiv: Eine Frau watet mit geschürztem Rock durch eine Furt. Erst die Beschriftung auf der Rückseite des Fotos verdeutlicht das tatsächliche Motiv: „Die Minenprobe“ steht dort geschrieben.[1] Die Frau wurde als Minensucherin missbraucht und hätte zum Zeitpunkt der Aufnahme jeden Moment einem Sprengsatz zum Opfer fallen können. Oft sind Fotografien aber ohne Begleittexte überliefert. Wie kannst du den Entstehungskontext dieser Bilder ermitteln?

Olli Kleemola: Eine sehr gute Frage. Es ist ohne Weiteres klar, dass ich die Fotos anders anschaue als zum Beispiel ein Soldat der deutschen Wehrmacht oder der finnischen Armee in den 1940er-Jahren. Um die Denk- und Handlungsorientierungen der Soldaten zu rekonstruieren, greife ich auf neuere Forschungen etwa von Felix Römer oder Sönke Neitzel und Harald Welzer zurück.

Ich habe aber auch nicht vor, jedes einzelne Bild als solches zu analysieren. In den Bildmassen suche ich Tendenzen, allgemeine Entwicklungslinien, und versuche diese dann zu deuten. Oftmals entwickeln sich dabei viele verschiedene Deutungsmöglichkeiten.

Lucia Halder: Du vergleichst in deiner Arbeit finnische und deutsche Fotografien. Was sind die frappierendsten Unterschiede und Ähnlichkeiten, die du bislang feststellen konntest?

Olli Kleemola: Jedes kriegführende Land hat sicher seine eigenen Fotos gehabt, die das eigene Volk von der „Bestialität“ der Gegner überzeugen sollten. Ähnliche Muster in der Propaganda sind also durchaus vorhanden.

Eine teils entkleidete Sowjetsoldatin, Mitglied eines sowjetischen Spähtrupps, von finnischen Soldaten getötet. Dieses Foto war in Fotoalben finnischer Soldaten weit verbreitet.

Eine teils entkleidete Sowjetsoldatin, Mitglied eines sowjetischen Spähtrupps, von finnischen Soldaten getötet. Dieses Foto war in Fotoalben finnischer Soldaten weit verbreitet.

Ein prägnantes Distinktionsmerkmal ist zunächst das Rassentheorem, das in der deutschen Propaganda im Vergleich zur finnischen eine sehr große Rolle spielte. Aber der vielleicht interessanteste bisher feststellbare Unterschied besteht darin, dass die finnischen Soldaten relativ oft tote, teils entkleidete sowjetische Soldatinnen fotografiert haben, die anhand ihrer Bekleidung als solche zu erkennen sind. In deutschen Fotobeständen finden sich ähnliche Privatfotos, doch beim genaueren Betrachten konnte ich feststellen, dass die Frauen auf den deutschen Fotos tote Zivilistinnen sind, die wiederum in den finnischen Fotobeständen nicht zu finden sind. Aus irgendeinem Grund gibt es hier also keine Übereinstimmungen zwischen den Fotobeständen beider Länder. Diesen Grund gilt es nun zu eruieren.

Lucia Halder: Olli Kleemola, herzlichen Dank für das Gespräch.

 

[1] Das Bild wurde in der Ausstellung Fremde im Visier – Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg gezeigt (20.10.2012 bis 1.9.2013 im Universalmuseum Joanneum in Graz).

 

Institution: Institut für Zeitgeschichte der Universität Turku, Finnland
Kontakt: owklee@utu.fi

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/02/03/propaganda-und-privatfotografie-im-zweiten-weltkrieg/

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Fundstücke

Von Stefan Sasse

- Erster Weltkrieg: Erziehung vor Verdun. Martin Schulz ist mir sympathisch. 

- Alternative Geschichtesschreibung scheint langsam hoffähiger zu werden. 

- In Großbritannien wird darüber gestritten, ob auch Pazifisten in die Erinnerung des Ersten Weltkriegs einbezogen werden dürfen oder ob es ein patriotisches Erinnern wird (Englisch). 

- Als 1861 die Sezession der Südstaaten stattfand, sanken die Sklavenpreise um ein Drittel, weil viele Investoren einen Sieg des Nordens erwarteten. (Englisch)

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2014/02/fundstucke_3.html

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Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke Januar 2014

Im letzten Blogbeitrag zum Kieler Frieden und der Entstehung des “neuen Nordens” werden bereits viele der Jubiläen angesprochen, die in diesem Jahr in den nordischen Ländern in unterschiedlicher Gewichtung begangen werden. Insbesondere drei Jubiläen, nämlich das im vergangenen Jahr gefeierte “Stemmerettsjubileet” in Norwegen, das Jubiläum des norwegischen Grundgesetzes (“Grunnloven”) 1814 und der Deutsch-Dänische Krieg 1864 haben auch im Netz an zahlreichen Stellen ihre Spuren hinterlassen, die wir zu Beginn des Jubiläumsjahres gebündelt präsentieren wollen.

1913 – Stemmerettsjubileet

Bereits im vergangenen Jahr fand das 100-jährige Jubiläum der Einführung des norwegischen Frauenwahlrechtes seinen Niederschlag im Internet. So listet das Reichsarchiv in Oslo auf seinen Themenseiten zum Stemmerettsjubileet digitalisiertes Quellenmaterial nicht nur aus dem eigenen Haus auf (z. B. eine Unterschriftenaktion von Frauen aus dem Jahr 1905), sondern auch das mehrerer norwegischer Stadtarchive.

In Zusammenarbeit mit dem Norwegischen Lokalgeschichtlichen Institut hat das Reichsarchiv ein Wiki eingestellt, das als Projektstart die ersten 100 gewählten weiblichen Gemeindevertreter in Norwegen vorstellt. Die privaten und kommunalen Archive in Vest-Agder, Aust-Agder, Telemark, Vestfold und Buskerud haben ihre Quellen auf der Internetseite Kvinnestemmerett zugänglich gemacht.

1814 – Jahr des Kieler Friedens

Die norwegische Nationalbibliothek stellt eine überarbeitete Version seiner 1814 – Bibliografie in Netz, die Literaturangaben über bzw. aus dem Zeitraum 1812 – 1814 umfasst.

Das norwegische Reichsarchiv hat das Archiv sowie das Tagebuch des Königs Christian Frederik als wichtige Quelle für den Zeitraum 1813-1814 digitalisiert und als Datenbank zugänglich gemacht. Ganz modern kann man sich Königs Christian Frederiks “Erlebnisse” über Twitter zukommen lassen. Auf den Themenseiten verweist das Reichsarchiv auf weitere (digitalisierte) Quellen zum Thema.

Im Herbst 2013 veröffentlichte das Archiv des norwegischen Parlaments die digitalisierten Geschäftsberichte (Stortingsforhandlinger) 1814 2001.

Mit der Entstehung des Grundgesetzes (“Grunnlovet”) beschäftigt sich die Datenbank Eidsvollsmennenes etterkommere, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Geschichte sämtlicher am Entstehungsprozess des Grundgesetzes beteiligter Vertreter der Reichsversammlung (nach dem Ort der Reichsversammlung “Eidsvollmenn” genannt) und deren Nachfahren zu recherchieren und auf dieser Seite öffentlich zu machen. Dort kann man im Rahmen von “Open Source” als Nachkomme seinen Eidsvollman “adoptieren” und mit Informationen zur Datenbank beitragen.

Das Eisenmuseum in Tvedestrand widmet dem “Eidsvollman” und Eisenwerksbesitzer Jacob Aall eine Seite mit digitalisiertem Quellenmaterial, Büchern und Artikeln.

Das Wiki 1814 – Historien sett nedenfra des Norwegischen lokalgeschichtlichen Instituts beinhaltet eine Bibliografie mit Artikeln, Büchern und Buchkapiteln, die das Thema 1814 aus lokaler Perspektive beleuchten.

Zum Jubiläumsjahr wurde auch ein neues norwegisches Wörterbuch erarbeitet und ins Netz gestellt: Norsk Ordbok 2014 - ordbok over det norske folkemålet og det nynorske skriftmålet.

1864 – Deutsch-Dänischer Krieg

Das Portal 1864.dk präsentiert das umfangreiche digitale Archiv des dänischen Geschichtszentrums ” Düppeler Schanze”.

Für April 2014 ist eine Datenbank mit dänischen und deutschen Kriegsgräbern und Gedenksteinen in Südjütland angekündigt.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2102

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Programm: Offene Archive 2.1 – Social media im deutschsprachigen Archivwesen (und im internationalen Kontext)

Offene Archive 2.1 – Social media im deutschsprachigen Archivwesen (und im internationalen Kontext)

Termin und Ort: 3. bis 4. April 2014, Stuttgart (Landesarchiv Baden-Württemberg – Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Konrad-Adenauer-Str. 4, 70173 Stuttgart)

Bei den Vortragstiteln handelt es sich in einigen Fällen noch um Arbeitstitel. Änderungen am Programm bzw. Verschiebungen zwischen den Vorträgen sind möglich. Stand: 3. Februar 2014.

 3. April

  • 10.30 Uhr: Begrüßung (Robert Kretzschmar/Landesarchiv Baden-Württemberg; Thomas Aigner/ICARUS; Ulrich Nieß, Stadtarchiv Mannheim/BKK; NN)

 

  • 10.45 Uhr: Einführung in die Tagung (Organisationsteam)

 

  • 11.00 Uhr: Kate Theimer, Keynote

 

  • 12.00 Uhr: Mittagspause

 

  • 13.30 Uhr:

Christoph Deeg, Gaming und Social Media in Archiven – Ein Grundkonzept

Marcus Bösch, Gaming und Archive: CC Play. Das 20. Jahrhundert zum Puzzeln [Kurzvortrag]

Maria Rottler, Bloggen und Archive: Das Blogportal de.hypotheses.org

Tanja Praske, Bloggen und Social Media im Museum – eine Erfolgsstory?

Kathrin Pindl/Christopher Kolbeck, Digitale Korpora und sprachhistorische Synergien. Forschungs- und Archivinfrastrukturen 2.0 für Rechnungsbücher

Alexander Ebel, Soziale Netzwerke in der kirchlichen Arbeit. Beispiele aus der Praxis [Kurzvortrag]

  • 16.00 Uhr: Pause

 

  • 16.30 Uhr:

Christoph Sonnlechner, Wien Geschichte Wiki. Ein semantisches MediaWiki als Wissensplattform für die Stadt

Bastian Gillner, Startbahn, Spielwiese oder Sackgasse? Erfahrungen mit dem Facebook-Auftritt des Landesarchivs NRW

Angela Stilwell, Die Facebook-Gruppe Archivfragen [Kurzvortrag]

Silke Jagodzinski, Linked Open Data im Archivportal Europa

Andrea Rönz, Zur Erarbeitung von Web 2.0 – Empfehlungen im Unterausschuss Historische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Bundeskonferenz der Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag (BKK) [Kurzvortrag]

 

4. April

  • 09.00 Uhr

Ingmar Koch, E-Government 2.0 und Soziale Netzwerke in den Niederlanden

Neil Bates, Pinterest for heritage institutions

Annabella Arahuetes Barroso, The Ecclesiastical Historical Archive of Biscay (AHEB-BEHA) and the ICARO-center

Anna Sobczak, Polnische Staatsarchive und Social Media [Kurzvortrag]

Anneke van Waarden-Koets , Follow an Archive and Ask Archivists – Events on Twitter to promote archives worldwide.

  • 11.15 Uhr: Pause

 

  • 11.30 Uhr

Esther Howell, Das Crowdsourcing-Konzept des Landesarchivs Baden-Württemberg

Nanna Floor Clausen, Danish experience with crowdsourcing: the Danish Demographic Database

Nicole Graf, Crowdsourcing: Swissair-Projekt

Elisabeth Steiger, Crowdsourcing, Online-Präsentationen und -Ausstellungen. zur Nutzung von Flickr im Stadtarchiv Speyer [Kurzvortrag]

  • 13.15 Uhr: Mittagspause

 

  • 14.30 Uhr

Claudius Kienzle, Das Projekt Kriegsgräberlisten im Landesarchiv Baden-Württemberg

Jochen Hermel, Das Digitale Historische Archiv Köln

Andreas Job, Genealogen im Rollenwechsel: Vom Archivnutzer zum ehrenamtlichen Mitarbeiter – neue Chancen durch kollaborative, digitale Projekte des Vereins für Computergenealogie [Kurzvortrag]

Karsten Kühnel, Partizipation durch Standardisierung? Wie die Emanzipation des Nutzers die Methode der Erschließung beeinflussen kann

Gegen 16.30 Uhr: Ausblick (Mario Glauert) und Schlussdiskussion

 

Weitere Informationen:

Tagungssprachen: Deutsch und Englisch. WLAN wird verfügbar sein. Die Teilnahme ist kostenfrei. Anmeldungen zur Teilnahme: elisabeth.steiger@stadt-speyer.de

Organisationsteam: Dr. Andreas Neuburger/Christina Wolf (Landesarchiv Baden-Württemberg); Dr. Joachim Kemper/Elisabeth Steiger (Stadtarchiv Speyer/ICARUS); Thomas Wolf (Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein).

“Offene Archive 2.1” wird organisiert und gefördert durch folgende Einrichtungen:

Landesarchiv Baden-Württemberg

Stadtarchiv Speyer

ICARUS

Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg

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Logo Menschen_4c

With the support of the Culture Programme 2007-2013 of the European Union.

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/1178

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Guarneri-Violine in Speyerer Besitz

Pressegespräch in Nürnberg, 31. Januar – Eine Violine sucht einen Erben

036247-Gilgenstr1-Hildesheimer-wohl 1930erFelix Hildesheimer, Besitzer der alteingesessenen jüdischen Musikalienhandlung im Eckanwesen Gilgenstraße 1, erwarb das 1706 gebaute Instrument im Frühjahr 1938. August 1939 nahm er sich auf der Bahnstrecke Speyer – Schifferstadt das Leben. Seine beiden Töchter Martha und Elisabeth hatten 1937/38 noch nach den USA bzw. Australien auswandern können, ihm und seiner Frau gelang es nicht mehr: Helene Hildesheimer, geb. Simon, 1940 nach Gurs deportiert, kann 1941 über Marseille dem NS-Regime nach den USA entkommen. Seit 1938 sind jegliche Besitzwechsel der Violine unbekannt, bis sie 1974 völlig legal von Sophie Hagermann erworben wird. Nach ihrem Tod geht das Instrument in den Besitz der von ihr gegründeten Franz Hoffmann und Sophie Hagemann-Stiftung über. Letztere möchte die noch stark restaurierungsbedürftige Guarneri Studierenden der Musikhochschule Nürnberg zur Verfügung stellen, zuvor jedoch müssen eventuelle Restitutionsansprüche geklärt werden. Bisher gelang keine Kontaktaufnahme mit Nachkommen der Familie Hildesheimer.

Weiterführende Artikel unter:

http://www.restauro.de/blog/wir-moechten-aufklaerung.html

http://www.nordbayern.de/region/in-nurnberg-provenienz-krimi-um-eine-geige-1.3429541

http://www.focus.de/kultur/diverses/kunst-raubkunstverdacht-geige-sucht-ex-eigentuemer_id_3584167.html

Quelle: http://speyermemo.hypotheses.org/1483

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