DH-Kolloquium I – Onkel Rick erzählt vom Krieg

“Wie stehst du zu den Digital Humanities?” ist eine Frage geworden, um die man als Geisteswissenschaftler, vor allem als einer, der irgendwie auch mit der Erstellung und Nutzung von Software zu tun hat, nicht mehr herumkommt.

Von außen mag es ja so aussehen, als wenn ich zwangsläufig DHer bin, schließlich bin ich mit für einen Studiengang verantwortlich, der als einer der ersten tatsächlich ein DH-Curriculum anbot (auch wenn “Informationsverarbeitung” draufsteht) – und stellvertretender Sprecher eines Zentrums, welches die DH in Köln vertritt (auch wenn es Cologne Center for e-Humanities / CCeH heißt). Dazu sind die beiden den Studiengang Informationsverarbeitung in Zukunft tragenden Lehrstühle momentan neu explizit als DH-Professuren ausgeschrieben. Zeit also, um darüber nachzudenken, meinen Status als Computerlinguist zu überdenken und mich als DHer neu zu erfinden?

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Einzelwissenschaften und ihre Ausrichtung auf die Digital Humanities. Oder umgekehrt? (aus Sahle 2013)1

Durch meine (mir irgendwie zugefallene Funktion) im CCeH erhielt ich tatsächlich einmal einen Einblick in die Arbeitswelt von Wissenschaftler|inne|n jenseits der maschinellen Analyse von Textdaten. Und konnte auf der anderen Seite dort Ideen in Forschungsanträgen unterbringen, die eher aus dem von mir gemeinhin bearbeiteten Bereich stammen. Alles in allem entwickelte sich ein durchaus fruchtbarer Austausch, den die Beteiligten weiter verfestigen wollten – was liegt da an einer Uni näher als eine gemeinsame Lehrveranstaltung? Also startete ich mit Patrick Sahle (Geschäftsführer des CCeH), Franz Fischer (Projektmanager DiXiT) und Claes Neuefeind (Mitarbeiter am Lehrstuhl für Sprachliche Informationsverarbeitung, wie ich) die Planung für ein gemeinsames Kolloquium, das wir nutzen wollen, uns gegenseitig, aber auch interessierten Studierenden Einblick in unser Verständnis von DH zu geben.

Den Anfang machte gestern mein geschätzter und im DH-Umfeld weithin bekannter Kollege Patrick Sahle, indem er die Frage aufwarf, was denn die Digital Humanities überhaupt seien. Als (noch, gefühlter) DH-periphärer Wissenschaftler scheint mir diese Frage innerhalb diese Forschungszweiges die meistdiskutierte überhaupt zu sein. Wahrscheinlich gilt aber für alle Forschungsfelder, die im Begriff sind, ein Fach (also quasi institutionalisiert) zu werden, dass sie zunächst einen langen Kampf gegen bestehende Strukturen führen müssen, ehe sie selbst als eine etablierte anerkannt werden. Auf dem wissenschaftlichen Schlachtfeld geht es natürlich oft einfach um die Verteidigung von Pfründen – Planstellen, Fördergelder, Deutungshoheit. Um sich da durchzusetzen, muss man als Unterstützer|in einer neuen Fachrichtung lange, zähe Kämpfe bestehen und sich durchzusetzen wissen.

Patrick führte nun ein paar Belege dafür an, dass die Institutionalisierung der DH (deren Definition nicht so ganz scharf gefasst werden kann – hier findet man aber mehr als 800 Versuche, das zu tun) schon relativ weit fortgeschritten ist und uns möglicherweise auch erhalten bleiben wird. Zu diesen Belegen zählen die Organisationsstruktur in weltweite, kontinentale, ländereigene und lokale DH-Verbände, die Ausbildung von Zentren (wie z.B. dem Kölner CCeH), eine Vielzahl von Tagungen und Zeitschriften zum Thema sowie – noch recht spärlich gesät, aber immerhin schon vorhanden – DH-Studiengänge, wie wir in Köln eben auch einen haben.2

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Sind DH eine Schnittmenge oder die Klammer zwischen zwei Schnittmengen? (aus Sahle 2013)

Relativ unstrittig ist die Frage, dass es eine Schnittmenge zwischen den einzelnen Geisteswissenschaften und der Informatik gibt und das man diese als Digital Humanities bezeichnen kann. Die Frage ist allerdings, ob die DH vollständig in dieser Schnittmenge aufgehen oder ob es einen wesenhaften DH-Kern gibt, der weder Fachwissenschaft noch Informatik ist. Patrick ist der Meinung, dass sich dort tatsächlich etwas befindet, und da kann ich tatsächlich zustimmen. Was sich aber genau da befindet, darüber kriegen wir uns gegenwärtig sicher noch in die Haare, so wie wir das bezüglich unser unterschiedlichen Textbegriffe spaßeshalber fast immer tun, wenn wir uns sehen. Das Scharmützel bezüglich Text versuchen wir in der nächsten Sitzung des Kolloquiums im Boxring zu klären. Wenn es mein Zustand danach erlaubt, werde ich berichten. :)

1 Beide Grafiken sind mir dankenswerterweise von Patrick zur Verfügung gestellt worden  – und zwar ohne dass er wusste, was ich hier denn so schreibe. Sie sind entnommen aus: Patrick Sahle (2013): DH Studieren! Auf dem Weg zu einem Kern- und Referenzcurriculum der Digital Humanities. DARIAH-DE Working Papers Nr. 1. Göttingen: DARIAH-DE, 2013. URN: urn:nbn:de:gbv:7-dariah-2013-1-5

2 Patrick erwähnte auch DH-Blogs, die aber seiner Meinung nach oft zu bloßen Pressemitteilungs-Veröffentlichungs-Plattformen verkommen wären – diese Bemerkung ist nicht ganz unschuldig daran, dass ich mich heute hier an den Beitrag gesetzt habe.

Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/1297

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Die Bayerische Staatsbibliothek im digitalen Zeitalter. Bibliotheksforum Bayern / Sonderheft

https://www.bibliotheksforum-bayern.de/index.php?id=132 „Dieser Spagat zwischen der Bibliothek als physischem Ort des Wissens und kulturellen Austauschs einerseits und der Entgrenzung in den weltweit vernetzten digitalen Informationsraum andererseits wird auch künftig das Handeln der Bayerischen Staatsbibliothek maßgeblich bestimmen. Im Fokus wird dabei immer und zuallererst der wissenschaftliche Nutzer stehen.“ (Rolf Griebel)

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/03/5738/

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Ausschreibung “Wissenschaft und Datenjournalismus” der Volkswagen-Stiftung: Bis zu 100.000 Euro Förderung pro Gemeinschaftsprojekt

Logo VolkswagenstiftungDie VolkswagenStiftung startet die neue Ausschreibung “Wissenschaft und Datenjournalismus”. Bewerben können sich Wissenschaftler(innen) und Journalist(innen), die in enger Kooperation Daten für ein gleichermaßen wissenschaftlich wie gesellschaftlich relevantes Thema erschließen, auswerten und veröffentlichen möchten.

Kooperationen zwischen Wissenschaft und Datenjournalismus gibt es in Deutschland bislang kaum – obwohl beide Seiten von einer solchen Zusammenarbeit profitieren könnten: Forscher erarbeiten umfangreiche Datensätze zu Themen, die nicht nur für die eigene Fachgruppe bedeutend sind, sondern auch ein größeres Publikum interessieren könnten. Darüber hinaus kennen sie statistische Methoden, um komplexes Datenmaterial sinnvoll auswerten zu können. Datenjournalisten wiederum haben ein Gespür, welche Aspekte eines komplexen Forschungsprojekts gesellschaftsrelevant sind und wie man diese nach journalistischen Kriterien analysiert, darstellt und veröffentlicht. Dabei verwenden sie Herangehensweisen und Verfahren, die wissenschaftlichen Methoden sehr ähnlich sind.

Um Gemeinschaftsprojekte zu fördern, startet die VolkswagenStiftung die fach- und themenoffene Ausschreibung “Wissenschaft und Datenjournalismus“. Für eine Antragstellung ist zwingend erforderlich, dass mindestens eine Person aus der Wissenschaft sowie eine Person aus dem Journalismus die Projektidee gemeinsam entwickeln und einreichen. Bewerber(innen) aus der Wissenschaft müssen promoviert sein. Von den Journalist(innen) wird erwartet, dass sie regelmäßig wissenschafts-, gesellschafts- oder wirtschaftsjournalistisch publizieren.

Die Stiftung bewilligt pro Vorhaben bis zu 100.000 Euro für eine Projektdauer von mindestens sechs bis höchstens neun Monaten. Beantragt werden können in der Regel:

  • Personalmittel (z. B. für eigene Stellen, Hilfskräfte, technische Mitarbeiter wie Grafiker, Informatiker und Werkverträge)
  • Mittel für Freistellungen von anderen Verpflichtungen
  • Forschungs- und Recherchestipendien
  • Reisemittel (z. B. für gemeinsame Treffen oder Redaktionsbesuche)
  • Mittel für die Durchführung von Workshops
  • projektbezogene Sachmittel

Der wissenschaftliche Partner hat die administrative Federführung für das gemeinsame Projekt zu übernehmen, da die VolkswagenStiftung Mittel nur an wissenschaftliche Einrichtungen bewilligen kann.

Weitere Informationen zur Ausschreibung sowie Ansprechpartner finden Sie unter: www.volkswagenstiftung.de/datenjournalismus.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4806

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CfP: Scholarships for young researchers to attend “Digital Humanities Experiments” #dhiha6

345539445_60f1056024Paris will host a week of Digital Humanities events from 8th – 12th June 2015. A ThatCamp will be organized by LabEx EHNE together with Cléo and the Campus Condorcet at the beginning of the week (8th – 11th June) which will be followed by #DHIHA6, a conference at the German Historical Institute Paris about Experiments in Digital Humanities. This meeting will provide an opportunity to exchange ideas and practices in a friendly and open atmosphere.

While experiments are fundamental to the Natural Sciences, the Humanities have traditionally rarely engaged in them. For the former, a hypothesis is tested on one or several datasets and possibly with different methods, again and again, until the results are considered solid; in the latter, it is usually one method that is applied, once, to one dataset. Aspects such as defining an experimental protocol, adjusting parameters, identifying and correcting biases, iterating a protocol or using different methods or different datasets do not belong to the research culture in the humanities. This affects not only the individual researcher’s methodological standards, but also the communicational and infrastructural context in which he/she works, from the place taken by teamwork to grant requirements, including such a major aspect as the integration of failure into the research process.

Like Sociology or Psychology, Digital Humanities evolve at the interface of these two polarized tendencies in research culture. While they address research questions which could not have been devised without the centuries of traditional humanities which preceded them, they are equally inconceivable without dataset comparisons, the development of new methods and iteration. What is more, these methodological fundamentals often transcend individual disciplines and require input from elsewhere – not only from computer science, but also, possibly, from related disciplines like history, literary studies or linguistics. It is precisely this kind of interdisciplinary – and experimental – way of doing research that brings together diversely tailored scholarly endeavours under the (meta)disciplinary umbrella of Digital Humanities.

This conference addresses the gap between the research culture with which Digital Humanists are equipped via their disciplinary backgrounds and the research culture they foster as Digital Humanists. Why does experimentation play a crucial role in the Digital Humanities? How does it contribute to defining the relationship between method and research question, often still in such a way that traditional humanists cannot “see” the contribution to the research question behind the digital contribution? Which institutional barriers can be identified that currently prevent the Digital Humanities from developing their full potential, leaving little room for iteration, comparison or failure?

Programme

#DHIHA6 will start on 11th June at 6pm at the German Historical Institute in Paris with a presentation by Julianne Nyhan (University College London). She will speak on the role of oral history and experiments in Digital Humanities. Friday will be dedicated to different workshops and laboratories. The conference itself will be an experiment, as we want to alternate presentation of prepared papers with other, highly dialogical forms of approaching and discussing the subject (ThatCamp, World Cafés etc.). It will be organised around 8 WorldCafés, 3 lounges and 4 laboratories, among them:

WorldCafé 1: Simulation in historical science

WorldCafé 2: Citizen Science and crowdsourcing

WorldCafé 3: What does not work? Failure in Research Projects

WorldCafé 4: How to define a protocol?

WorldCafé 5: Research infrastructure as experiments

Three different Data-laboratories

Translation laboratory

Media Lounge: Twitter, Interviews

Open Peer Review Lounge

In order to broaden the exchanges at the conference, 13 scholarships will be awarded to young researchers to enable them to attend this event: €300 for young French researchers and €500 for young researchers from other countries. The scholarships will contribute to transportation and / or accommodation cost (receipts required).

To submit an application, simply send before April 1st, 2015 a presentation of your research (15 lines) and a short explanation of your interest in the event (15 lines), to Suzanne Dumouchel, sdumouchel @ dhi-paris. fr

The working language will be English but applications can be sent in English, French or German. A reply will be sent around April 15th, 2015.

This event is organized by the German Historical Institute in Paris (DHIP), the consortium OpenEdition, the Humboldt-Universität zu Berlin, the Scientific Review Group HUM and especially enjoys the support of the European Science Foundation (covering 10 scholarships) and the Institute for Advanced Studies in Paris (3 scholarships).

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Image: ‘Experiment with light‘ by Georg Dresler, CC-BY-NC 2.0

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/2390

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CfP für Stipendien für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler #dhiha6

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#DHIHA6 – Digital Humanities Experimente – 11. und 12. Juni 2015

Vom 8. bis zum 12. Juni 2015 steht Paris ganz im Zeichen der Digital Humanities. Während ein vom Cléo organisiertes THATCamp zu Beginn der Woche (8. bis 11. Juni) stattfindet, ist das Ende der Woche #DHIHA6 gewidmet, einer Tagung in sechster Auflage, die dieses Jahr Experimente und Erfahrungen in den Mittelpunkt rückt. Dieses Zusammentreffen ermöglicht verschiedenen Forschenden aus dem Bereich der Digital Humanities sich in einem offenen Dialog zu Ideen und Praktiken auszutauschen.

Experimente kommen traditionell aus den Naturwissenschaften. Die Entwicklung der Digital Humanities, die das Feld der Geistes- und Sozialwissenschaften erweitern, ermöglichen das Ausprobieren von Praktiken und die Durchführung von Experimenten. Dieser neue Forschungsbereich erlaubt die Multiplikation von Arbeitsmethoden, die Diversifizierung von Kriterien und neue Anwendungsbereiche. Die Forschungspraktik, aber auch der Arbeitskontext und die genutzten Werkzeuge befinden sich im Umbruch. So entwickelt sich das kollaborative Arbeiten im Forschungsprozess, das lange den Naturwissenschaften vorbehalten war, ebenso stellt die Niederlage einen wesentlichen Bestandteil der Forschungsarbeit dar, nicht um die Arbeit zu diskreditieren, sondern – im Gegenteil – zur Bereicherung der Perspektiven und zur Konfrontation von Hypothesen.

Dem Beispiel der Soziologie oder der Psychologie folgend positionieren sich die Digital Humanities zwischen experimentellen Wissenschaften und den Geistes- und Sozialwissenschaften, zwischen zwei Polen der Forschung, zwischen zwei Arten von Praktiken. Die Forschungsobjekte, die in den Geistes- und Sozialwissenschaften auf lange Forschungstraditionen zurückblicken, werden mit neuen Forschungsmethoden untersucht. Zudem tragen die Digital Humanities zur Entwicklung einer pluridisziplinären Perspektive bei, indem sie sich nicht nur auf die Informatik, sondern auch auf die Geschichte, die Literaturwissenschaft, die Linguistik, etc. stützen. Genau diese Art von Interdisziplinarität und experimenteller Herangehensweise charakterisieren das Feld der Digital Humanities.

Im Zentrum der Tagung steht die Verschiedenheit der Praktiken, zwischen Forschenden aus den Digital Humanities und Forschenden der Geistes- und Sozialwissenschaften. Was können wir über die Bedeutung des Experiments im Bereich der Digital Humanities sagen? Inwiefern trägt dies dazu bei, die Verbindung zwischen Methodik und Forschungsfrage zur definieren? Welche Wissenschaftskultur entwickelt sich aufgrund dessen (Positionierung Niederlagen, Vergleichen, etc. gegenüber)?

Programm

Die Tagung #DHIHA6 beginnt am 11. Juni um 18 Uhr am DHIP mit einer Präsentation von Julianne Nyhan vom University College Londen zur Rolle von Experimenten im Bereich der Digital Humanities. Der Freitag ist Workshops und Vorträgen vorbehalten. Die Tagung an sich stellt eine neue Form dar, alternierend zwischen traditionellem Tagungsformat und verschiedenen Experimenten (ThatCamp, Word Cafés). Fünf Panels und zwei Laboratorien sind geplant:

Panel 1: Simulation in historical science

Panel 2:  Citizen Science: crowdsourcing, crowdfunding

Panel 3: Visualisation: mindmapping & Co.

Laboratory: Data

Panel 4: What does not work? Failure in Research Projects

Panel 5: Data Experiments

Laboratory: New forms of literature: Collective writing (Mini-Booksprint)

 

Um den Austausch zu fördern, werden 13 Stipendien an Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler vergeben, die ihnen die Teilnahme an der Veranstaltung ermöglichen: 300 Euro für französische und 500 Euro für aus dem Ausland kommende Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen. Die Stipendien dienen (bei Vorlage eines Nachweises) der Erstattung von Reise- und/oder Übernachtungskosten.

Für die Bewerbung wird das Zusenden einer Kurzpräsentation der eigenen Forschung (15 Zeilen) und ein Motivationsschreiben (15 Zeilen) bis zum 1. April an Suzanne Dumouchel (sdumouchel [at] dhi-paris.fr) erbeten.

Die Arbeitssprache ist Englisch, wobei die Bewerbungen in Französisch, Englisch oder Deutsch verfasst werden können. Um den 15. April werden die Antworten verschickt.

Die Veranstaltung wird vom Deutschen Historischen Institut, OpenEdition, der Humboldt-Universtität zu Berlin sowie der Scientific Review Group HUM organisiert und wird insbesondere von der European Science Foundation (Finanzierung von 10 Stipendien) und dem Institut d’Etudes Avancées de Paris (Finanzierung von 3 Stipendien) unterstützt.

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Abbildung: lightbulb-idea von r. nial bradshaw, Lizenz CC BY 2.0

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/2380

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ARTigo. Social Image Tagging

http://www.artigo.org Die Kunstgeschichte arbeitet mit den originalen Kunstwerken, häufig aber auch mit Reproduktionen davon. Diese Reproduktionen werden heute in umfangreichen elektronischen Repositorien vorgehalten und können leicht in die Millionen gehen. Was machen wir, um diese Reproduktionen wiederzufinden, und zwar möglichst nach den unterschiedlichsten Kritereien geordnet? Manchmal wollen wir Bilder finden, die einen spezifischen Inhalt oder […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/02/5661/

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Aus der Sicht eines Skeptikers | #WBHYP

Dieser polemische Kommentar aus der paradoxen Sicht eines bloggenden Digital Humanities-Skeptikers ist ein Beitrag zur Blogparade #wbhyp von de.hypotheses.org. Lasst euch nicht abschrecken, ich meine es gut…

Auf der Suche nach den digitalen Räumen – gefangen im digitalen Samsara

Alles muss digital werden, so ist nun mal der Fortschritt – und nützlich ist es ja auch (will nicht sagen bequem), die Welt zu sich bringen zu können, ohne den Schreibtisch neben der dampfenden Kaffeemaschine je verlassen zu müssen. Denn welchen Anreiz kann es noch geben, von Angesicht zu Angesicht wissenschaftliche Fragen zu debattieren, sich in Theorien zu graben und Satz für Satz mit seinen Kommilitonen zu zerlegen, zu hinterfragen und sich anzueignen, wenn alles irgendwo schon auf drei Seiten zusammengefasst, als gültige Wahrheit reproduziert und stets abrufbar ist? Im Zeitalter der Zeitlosen, wo alle getrieben, unstet, ja rasend sind, ob der Verpassens-, Versagensangst orientierungslos durch die Optionenflut wabern, scheint der Vormarsch der Digital Humanities, – die wie immer mit großer Verzögerung, auch Deutschland erreichen, beinahe als etabliert gelten können –  einen faden Beigeschmack zu haben.

In einem Beitrag zur Blogparade wird Bloggen bezeichnenderweise als „nichts weniger als die ‚Rettung‘ aus meinem (dunklen!) Elfenbeinturmzimmer” zelebriert und dies auch noch als „eine sehr schöne Begrüßung an die lesende Community“ bezeichnet. Ganz ähnlich geht es weiter, wenn frohen Mutes festgestellt wird, wissenschaftliches Bloggen helfe Studierenden ihren Schreibstil zu verbessern, Hierarchiedenken zu überwinden und einfach wissenschaftliche Erkenntnisse zu publizieren. Der Kommentar dazu, „wie wichtig es wäre, dass mehr Dozenten auf diesem Weg für Studierende erreichbar sind“, treibt es dann noch auf die Palme. Liebe Leute, ihr solltet euer Verständnis von Universität und euer studentisches (Selbst-) Bewusstsein überdenken, denn die Hierarchieüberwindung, den wissenschaftlichen Diskurs auf Augenhöhe stetig einzufordern, ist euer gutes Recht – schließlich sind Studierende wie Dozierende Kommilitonen im Dienste der Wissenschaft! Wenn Mareike König (richtigerweise) nach dem Nutzen des Bloggens, dem return of investment fragt – ist das dann Ausdruck einer Selbstkrise der Geisteswissenschaften? Haben wir (insbesondere auch die Studierenden) vergessen, warum wir Wissenschaft betreiben (oder dass wir es überhaupt tun)?!

Solche Aussagen sind darum in meinen Augen in erster Linie auch nicht Ausdruck des Mehrwertes der Digital Humanities, sondern trauriges Sinnbild für den Zustand der deutschen Universitäten, die nicht länger Ort der kritischen Wissenschaft und Reflexion, sondern produzierende Ausbildungsfabriken sind, in denen jede selbstbestimmte Forschung, jedes studentische Projekt, jede tiefgehende Diskussion bitter erkämpft werden muss.[1] Und in der Tat zeigt sich damit auch schon das Dilemma des wissenschaftlichen Bloggers: Er will die Diskussion, die ungezwungenen Gedankenstrukturierung, den wissenschaftlichen Austausch und ganz sicher auch die wissenschaftliche Anerkennung der Standesgenossen – erlangen aber kann er sie über einen Blog kaum bis gar nicht, denn in Zeiten der Beschleunigung werden Beiträge, die länger als drei A4-Seiten sind, weggeklickt, müssen leicht geschrieben sein, werden Beiträge kaum gelesen und noch weniger kommentiert und geht schlicht in der Flut der Posts unter.

Insofern beschränkt das Internet sogar den Wissenserwerb, denn suchen kann ich nur, wovon ich bereits weiß. In der Zeit des schnellen Zugriffs droht das Gedankengebäude zu einem gesetzten Informationsgebäude zu verkommen. Der flächendeckende Open Access entfremdet die Studierenden noch zusätzlich von der wissenschaftlichen Diskussion – dort geht es tendenziell nur um Wissensabfrage/Wissensakkumulation, die „Automatisierung des Kollationierens und Textvergleichs“[2] (ist das dann überhaupt noch Wissenschaft?) wird als Fortschritt gefeiert. Unter der reinen Quantität leidet jedoch die Qualität, wenn das Hinterfragen, Diskutieren, das Denkenlernen ausbleibt. Und schließlich: wie soll der Laie erkennen, welcher Post wissenschaftlich ist und welcher nicht? Gibt es bald den Blogging-TÜV?

Ich habe mich vor einiger Zeit auf der Plattform academia.edu angemeldet, auf der hauptsächlich „richtige“ Fachliteratur online zur Verfügung steht (und mittlerweile auch Diskussions-Sessions zu Papers möglich sind) und selbst dort kann ich kaum die Menge täglich hochgeladener Artikel und Beiträge bewältigen, die nur in den Themenbereichen liegen, die ich als meine Forschungsinteressen angegeben habe. Mit diesem Problem haben auch die Digital Humanities zu kämpfen: der Steigerungswahn (mehr Posts, mehr Leser, mehr digitale Quellen, mehr Querverweise) droht sie in die Belanglosigkeit hinab zu reißen, bevor sie überhaupt wissenschaftlich langfristig etabliert sind. Das Bloggen erscheint dann schon in weiten Teilen (wissenschaftliche Projektblogs vielleicht ausgenommen) fast als das ewige Treten im Hamsterrad, als Selbsttherapie einer verunsicherten, geängstigten, uneigenständigen Generation von Jungwissenschaftlern, die sich hinter dem Deckmantel der vermeintlichen Professionalität einigelt, als zwanghafte Selbstvergewisserung bzw. Selbstlegitimierung der Geisteswissenschaften unter der Fuchtel der ökonomisch verwertbaren MINT-Konkurrenten. Ob die Digital Humanities die „Krise der Geisteswissenschaften“ tatsächlich überwinden helfen, oder eher noch verstärken, steht eindeutig zur Disposition. Ich stimme Mareike König zu: Vergesst die wissenschaftliche Anerkennung von Blogs!

Vom Samsara zum Nirwana – wo bleibt der Erkenntnisgewinn?

Die Digital Humanities haben durchaus einen Nutzen, das will ich gar nicht bestreiten: „Digitale Informationen sind global verfügbar, und Nutzerinnen und Nutzer kommunizieren grenzüberschreitend miteinander. Methoden, Konzepte und Produkte der Digital Humanities sind daher nicht auf einen national definierbaren Raum begrenzt, sondern wirken durch das Medium grenzüberschreitend und stiften transnationales Wissen.“[3] Zu diesem Zwecke braucht es Plattformen wie hypotheses.org und H-Soz-Kult.[4] Denn ganz ähnlich wie die Mikrogeschichte, die sich in den 1980er/90er Jahren aus der Sozial- und Alltagsgeschichte entwickelt hat, verfügen die Digital Humanities über ein großes Potenzial, das sich aus der digitalen Erfassung von quantitativen Massenquellen ergibt, wenn diese zielführend auslesbar sind und vor allem qualitative Problemquellen zur Verfügung stehen, mit denen sie kombiniert werden können! Dieses komparatistische Element scheint jedoch noch lange nicht kategorisch implementiert zu sein: „In contrast to earlier work, digital history projects tend to be interdisciplinary and interactive, encouraging user participation and engagement with sources in multimodal and experimental ways. Much of the work is still, however, orientated towards single text based sources (e.g. corpora) and seldom ventures outside traditional disciplinary boundaries. As such, little advantage is taken of the increased possibilities for interdisciplinary science offered by digital techniques.“[5]

Die Ordnung des Diskurses – weiß der Blogger um die Wirkung seines Posts?

Zweifelsohne liefert das Bloggen eine hervorragende Möglichkeit, Projekte und Forschungsstände mitzuteilen, die Konzeption und Methodik zu erläutern, zu reflektieren und Menschen Einblicke zu gestatten, die sonst nie dazu kämen, diese zu erhaschen. Forschungsstände und -ergebnisse werden für jeden zugänglich: die Erfüllung des Aufklärungsideals!(?) Doch wie diese Ergebnisse präsentiert, die Beiträge geschrieben werden, hat sowohl einen massiven Einfluss darauf, ob, von wem und wie oft sie gelesen werden, aber auch welche Beiträge vom Leser präferiert werden. Hier zeichnet sich eine „tendency to confuse quality or relevance with popularity“[6] ab. Außerdem trägt die Art und Weise, wie gebloggt wird, dazu bei, wie die jeweilige Geisteswissenschaft öffentlich wahrgenommen wird – ohne Qualitätssicherung und mit dem Impetus „jeder kann’s“ untergräbt das allerdings die Legitimation akademischen Disziplinen immer weiter (jedenfalls aus der Sicht derer, die die Universitäten als ökonomische Betriebe betrachten). Damit scheint das Historyblogging sich der „Angewandten Geschichte“ anzuschließen und eben zu versuchen, Geschichte zu vermitteln und Wissenschaftler und Laien in den Erkenntnisprozess einzubeziehen. Es vertritt das von der Geschichtswerkstätten-Bewegung der 1980er Jahre postulierte „zivilgesellschaftliche Credo“, nachdem jeder etwas beizutragen habe und das im Zweifelsfall der historischen Selbstverortung der Subjekte zum Steigbügelhalter gereicht.[7]

Man soll mich nicht falsch verstehen: Ich bin ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, die gesellschaftliche Bedeutung der Geisteswissenschaften zu verdeutlichen und deren gesamtgesellschaftliche Interventionen voran zu treiben! Aber ist dem Blogger seine Rolle im Diskurs bewusst? Weiß er um die hegemonialen Verschiebungen, an denen er teilhat, ohne es zu ahnen oder zu wollen, weil er sich lediglich digital erproben möchte? Wenn aufgerufen wird, alles erst mal zu posten, denn der Rezipient könne dann filtern, was gut und was schlecht ist, dann vergisst man, in welchem Medium man schreibt und dass man tendenziell Objektivierungen von Wahrheiten produziert, die der weniger reflektierende und nicht wissenschaftlich (aus-) gebildete Laie nicht als solche zu enttarnen vermag. Der Historismus, als Dogma der historischen Gesetzmäßigkeiten, steigt aus dem Grab.

Und gleiches gilt auch für den Forschenden selbst, denn wer bestimmt welche Bestände ausgewählt und digitalisiert werden, wie sie verschlagwortet werden, was die Suchmaschinenalgorithmen wie ausgeben? All das bestimmt unweigerlich die Wissenschaftspraxis und determiniert den Ausgang der Forschung, ja definiert unmittelbar den (vermeintlichen) Erkenntnisgewinn. Gleichsam stürzt es den Forschenden in eine Objektivitätskrise, in der er schlechterdings nicht mehr erkennen kann, was Original und was Kopie oder gar Fälschung ist. Die Flut potenzieller Informationen und Quellen erstickt den freien Forschergeist.[8] Nochmal: Die Digital Humanities verkörpern gleichsam den gesamtgesellschaftlichen Steigerungswahn, der in der sozialen Beschleunigung schließlich zum „rasenden Stillstand“ führt.[9] Mit kritischer Wissenschaft hat das unter diesen Prämissen produzierte Ergebnis sicherlich nichts mehr gemein – in ihrem Drang nach Eigenlegitimation tritt die Wissenschaft auf der Stelle oder begnügt sich mit ihrer Rolle als Zulieferer.

Und wenn die aufgeführten Kritikpunkte (zumindest teilweise) zutreffem, was ist dann überhaupt das Ziel der Digital Humanities bzw. des Historybloggings: fachwissenschaftlicher Erkenntnisgewinn und Selbstvergewisserung via Networking (eben auch im Bezug auf die Beschleunigung von Quellenzugriff und -verwertung) oder fachdidaktische Vermittlung von Geschichte (also politische Bildung)? Und wie erreicht man womit den richtigen Adressaten?

Through the gates of hell – ein skeptischer Blogger

Warum blogge ich, wenn ich so viele Zweifel hege? Weil auch ich wissenschaftlichen Blogs etwas abgewinnen kann, weil ich die Möglichkeit schätze, in einer vernetzten Welt auf (in unserem Fall wohl hauptsächlich studentische) Arbeiten und Projekte hinzuweisen, die andernfalls nur von Dozierenden, manchmal im Kreise des Institutes, selten darüber hinaus wahrgenommen werden. Aber auch weil ich es schätze, mit diesem Beitrag zur Blogparade oder fachlichen Posts an einer Debatte zu partizipieren, die ggf. eine geisteswissenschaftliche Disziplin formt und den Geisteswissenschaften zu  neuer Popularität verhilft. Dazu aber müssen einige Bedingungen erfüllt sein (oder eben nicht?), die ich oben angerissen habe. Und vielleicht sind Plattformen wie de.hypotheses.org ein primo victoria für die digitalen geisteswissenschaftlichen Diskurs auch in Deutschland – der Weg zum Ziel jedoch scheint mir noch ein weiter zu sein. Vorerst drängt sich mir auf, dass es , wie Slavoj Žižek sagt, in erster Linie darum geht, die richtigen Fragen zu stellen, nicht Antworten zu geben.

[1] Zynisch wie amüsant (jedenfalls für den kritischen Studierenden) hat das zuletzt am treffendsten wohl Birger P. Priddat auf den Punkt gebracht. Vgl. Wir werden zu Tode geprüft! Wie man trotz Bachelor, Master & Bologna intelligent studiert, Hamburg 2014.

[2] Hans-Christoph Hobohm: Rezension zu: Terras, Melissa; Nyhan, Julianne; Vanhoutte, Edward (Hrsg.): Defining Digital Humanities. A Reader. London 2013 / Warwick, Claire; Terras, Melissa; Nyhan, Julianne (Hrsg.): Digital Humanities in Practice. London 2012, in: H-Soz-Kult, 05.01.2015,<http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-22690>.

[3] Peter Haslinger: Digital Humanities und transnationale Geschichte, 07.05.2015 – 09.05.2015 Marburg, in: H-Soz-Kult, 22.10.2014,<http://www.hsozkult.de/event/id/termine-26158>.

[4] Vgl. H-Soz-Kult Redaktion: Editorial: The Status Quo of Digital Humanities in Europe, in: H-Soz-Kult, 23.10.2014,<http://www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-2375>.

[5] Thomas Nygren / Anna Foka / Philip Buckland: The Status Quo of Digital Humanities in Sweden: Past, Present and Future of Digital History, in: H-Soz-Kult, 23.10.2014, <http://www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-2402>.

[6] Thomas Nygren / Anna Foka / Philip Buckland.

[7] Vgl. Jürgen Bacia: Rezension zu: Nießer, Jacqueline; Tomann, Juliane (Hrsg.): Angewandte Geschichte. Neue Perspektiven auf Geschichte in der Öffentlichkeit. Paderborn 2014, in: H-Soz-Kult, 03.02.2015,<http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-22910>.

[8] Vgl. Hannah Janowitz: Tagungsbericht: „Wenn das Erbe in die Wolke kommt.“ Digitalisierung und kulturelles Erbe, 13.11.2014 – 14.11.2014 Bonn, in: H-Soz-Kult, 03.02.2015, <http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-5817>.

[9] Vgl. Hartmut Rosa: Beschleunigung.  Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne, Frankfurt am Main 2012; Hartmut Rosa: Weltbeziehungen im Zeitalter der Beschleunigung. Umrisse einer neuen Gesell-schaftskritik, Berlin 2013.

 

Abbildung: I+C+i // Humanitats Digitals von Samuel Huron, Lizenz CC BY-NC-ND 2.0

Quelle: http://zeitraeume.hypotheses.org/134

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Aus der Sicht eines Skeptikers | #WBHYP

Dieser polemische Kommentar aus der paradoxen Sicht eines bloggenden Digital Humanities-Skeptikers ist ein Beitrag zur Blogparade #wbhyp von de.hypotheses.org. Lasst euch nicht abschrecken, ich meine es gut…

Auf der Suche nach den digitalen Räumen – gefangen im digitalen Samsara

Alles muss digital werden, so ist nun mal der Fortschritt – und nützlich ist es ja auch (will nicht sagen bequem), die Welt zu sich bringen zu können, ohne den Schreibtisch neben der dampfenden Kaffeemaschine je verlassen zu müssen. Denn welchen Anreiz kann es noch geben, von Angesicht zu Angesicht wissenschaftliche Fragen zu debattieren, sich in Theorien zu graben und Satz für Satz mit seinen Kommilitonen zu zerlegen, zu hinterfragen und sich anzueignen, wenn alles irgendwo schon auf drei Seiten zusammengefasst, als gültige Wahrheit reproduziert und stets abrufbar ist? Im Zeitalter der Zeitlosen, wo alle getrieben, unstet, ja rasend sind, ob der Verpassens-, Versagensangst orientierungslos durch die Optionenflut wabern, scheint der Vormarsch der Digital Humanities, – die wie immer mit großer Verzögerung, auch Deutschland erreichen, beinahe als etabliert gelten können –  einen faden Beigeschmack zu haben.

In einem Beitrag zur Blogparade wird Bloggen bezeichnenderweise als „nichts weniger als die ‚Rettung‘ aus meinem (dunklen!) Elfenbeinturmzimmer” zelebriert und dies auch noch als „eine sehr schöne Begrüßung an die lesende Community“ bezeichnet. Ganz ähnlich geht es weiter, wenn frohen Mutes festgestellt wird, wissenschaftliches Bloggen helfe Studierenden ihren Schreibstil zu verbessern, Hierarchiedenken zu überwinden und einfach wissenschaftliche Erkenntnisse zu publizieren. Der Kommentar dazu, „wie wichtig es wäre, dass mehr Dozenten auf diesem Weg für Studierende erreichbar sind“, treibt es dann noch auf die Palme. Liebe Leute, ihr solltet euer Verständnis von Universität und euer studentisches (Selbst-) Bewusstsein überdenken, denn die Hierarchieüberwindung, den wissenschaftlichen Diskurs auf Augenhöhe stetig einzufordern, ist euer gutes Recht – schließlich sind Studierende wie Dozierende Kommilitonen im Dienste der Wissenschaft! Wenn Mareike König (richtigerweise) nach dem Nutzen des Bloggens, dem return of investment fragt – ist das dann Ausdruck einer Selbstkrise der Geisteswissenschaften? Haben wir (insbesondere auch die Studierenden) vergessen, warum wir Wissenschaft betreiben (oder dass wir es überhaupt tun)?!

Solche Aussagen sind darum in meinen Augen in erster Linie auch nicht Ausdruck des Mehrwertes der Digital Humanities, sondern trauriges Sinnbild für den Zustand der deutschen Universitäten, die nicht länger Ort der kritischen Wissenschaft und Reflexion, sondern produzierende Ausbildungsfabriken sind, in denen jede selbstbestimmte Forschung, jedes studentische Projekt, jede tiefgehende Diskussion bitter erkämpft werden muss.1 Und in der Tat zeigt sich damit auch schon das Dilemma des wissenschaftlichen Bloggers: Er will die Diskussion, die ungezwungenen Gedankenstrukturierung, den wissenschaftlichen Austausch und ganz sicher auch die wissenschaftliche Anerkennung der Standesgenossen – erlangen aber kann er sie über einen Blog kaum bis gar nicht, denn in Zeiten der Beschleunigung werden Beiträge, die länger als drei A4-Seiten sind, weggeklickt, müssen leicht geschrieben sein, werden Beiträge kaum gelesen und noch weniger kommentiert und geht schlicht in der Flut der Posts unter.

Insofern beschränkt das Internet sogar den Wissenserwerb, denn suchen kann ich nur, wovon ich bereits weiß. In der Zeit des schnellen Zugriffs droht das Gedankengebäude zu einem gesetzten Informationsgebäude zu verkommen. Der flächendeckende Open Access entfremdet die Studierenden noch zusätzlich von der wissenschaftlichen Diskussion – dort geht es tendenziell nur um Wissensabfrage/Wissensakkumulation, die „Automatisierung des Kollationierens und Textvergleichs“2 (ist das dann überhaupt noch Wissenschaft?) wird als Fortschritt gefeiert. Unter der reinen Quantität leidet jedoch die Qualität, wenn das Hinterfragen, Diskutieren, das Denkenlernen ausbleibt. Und schließlich: wie soll der Laie erkennen, welcher Post wissenschaftlich ist und welcher nicht? Gibt es bald den Blogging-TÜV?

Ich habe mich vor einiger Zeit auf der Plattform academia.edu angemeldet, auf der hauptsächlich „richtige“ Fachliteratur online zur Verfügung steht (und mittlerweile auch Diskussions-Sessions zu Papers möglich sind) und selbst dort kann ich kaum die Menge täglich hochgeladener Artikel und Beiträge bewältigen, die nur in den Themenbereichen liegen, die ich als meine Forschungsinteressen angegeben habe. Mit diesem Problem haben auch die Digital Humanities zu kämpfen: der Steigerungswahn (mehr Posts, mehr Leser, mehr digitale Quellen, mehr Querverweise) droht sie in die Belanglosigkeit hinab zu reißen, bevor sie überhaupt wissenschaftlich langfristig etabliert sind. Das Bloggen erscheint dann schon in weiten Teilen (wissenschaftliche Projektblogs vielleicht ausgenommen) fast als das ewige Treten im Hamsterrad, als Selbsttherapie einer verunsicherten, geängstigten, uneigenständigen Generation von Jungwissenschaftlern, die sich hinter dem Deckmantel der vermeintlichen Professionalität einigelt, als zwanghafte Selbstvergewisserung bzw. Selbstlegitimierung der Geisteswissenschaften unter der Fuchtel der ökonomisch verwertbaren MINT-Konkurrenten. Ob die Digital Humanities die „Krise der Geisteswissenschaften“ tatsächlich überwinden helfen, oder eher noch verstärken, steht eindeutig zur Disposition. Ich stimme Mareike König zu: Vergesst die wissenschaftliche Anerkennung von Blogs!

Vom Samsara zum Nirwana – wo bleibt der Erkenntnisgewinn?

Die Digital Humanities haben durchaus einen Nutzen, das will ich gar nicht bestreiten: „Digitale Informationen sind global verfügbar, und Nutzerinnen und Nutzer kommunizieren grenzüberschreitend miteinander. Methoden, Konzepte und Produkte der Digital Humanities sind daher nicht auf einen national definierbaren Raum begrenzt, sondern wirken durch das Medium grenzüberschreitend und stiften transnationales Wissen.“3 Zu diesem Zwecke braucht es Plattformen wie hypotheses.org und H-Soz-Kult.4 Denn ganz ähnlich wie die Mikrogeschichte, die sich in den 1980er/90er Jahren aus der Sozial- und Alltagsgeschichte entwickelt hat, verfügen die Digital Humanities über ein großes Potenzial, das sich aus der digitalen Erfassung von quantitativen Massenquellen ergibt, wenn diese zielführend auslesbar sind und vor allem qualitative Problemquellen zur Verfügung stehen, mit denen sie kombiniert werden können! Dieses komparatistische Element scheint jedoch noch lange nicht kategorisch implementiert zu sein: „In contrast to earlier work, digital history projects tend to be interdisciplinary and interactive, encouraging user participation and engagement with sources in multimodal and experimental ways. Much of the work is still, however, orientated towards single text based sources (e.g. corpora) and seldom ventures outside traditional disciplinary boundaries. As such, little advantage is taken of the increased possibilities for interdisciplinary science offered by digital techniques.“5

Die Ordnung des Diskurses – weiß der Blogger um die Wirkung seines Posts?

Zweifelsohne liefert das Bloggen eine hervorragende Möglichkeit, Projekte und Forschungsstände mitzuteilen, die Konzeption und Methodik zu erläutern, zu reflektieren und Menschen Einblicke zu gestatten, die sonst nie dazu kämen, diese zu erhaschen. Forschungsstände und -ergebnisse werden für jeden zugänglich: die Erfüllung des Aufklärungsideals!(?) Doch wie diese Ergebnisse präsentiert, die Beiträge geschrieben werden, hat sowohl einen massiven Einfluss darauf, ob, von wem und wie oft sie gelesen werden, aber auch welche Beiträge vom Leser präferiert werden. Hier zeichnet sich eine „tendency to confuse quality or relevance with popularity“6 ab. Außerdem trägt die Art und Weise, wie gebloggt wird, dazu bei, wie die jeweilige Geisteswissenschaft öffentlich wahrgenommen wird – ohne Qualitätssicherung und mit dem Impetus „jeder kann’s“ untergräbt das allerdings die Legitimation akademischen Disziplinen immer weiter (jedenfalls aus der Sicht derer, die die Universitäten als ökonomische Betriebe betrachten). Damit scheint das Historyblogging sich der „Angewandten Geschichte“ anzuschließen und eben zu versuchen, Geschichte zu vermitteln und Wissenschaftler und Laien in den Erkenntnisprozess einzubeziehen. Es vertritt das von der Geschichtswerkstätten-Bewegung der 1980er Jahre postulierte „zivilgesellschaftliche Credo“, nachdem jeder etwas beizutragen habe und das im Zweifelsfall der historischen Selbstverortung der Subjekte zum Steigbügelhalter gereicht.7

Man soll mich nicht falsch verstehen: Ich bin ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, die gesellschaftliche Bedeutung der Geisteswissenschaften zu verdeutlichen und deren gesamtgesellschaftliche Interventionen voran zu treiben! Aber ist dem Blogger seine Rolle im Diskurs bewusst? Weiß er um die hegemonialen Verschiebungen, an denen er teilhat, ohne es zu ahnen oder zu wollen, weil er sich lediglich digital erproben möchte? Wenn aufgerufen wird, alles erst mal zu posten, denn der Rezipient könne dann filtern, was gut und was schlecht ist, dann vergisst man, in welchem Medium man schreibt und dass man tendenziell Objektivierungen von Wahrheiten produziert, die der weniger reflektierende und nicht wissenschaftlich (aus-) gebildete Laie nicht als solche zu enttarnen vermag. Der Historismus, als Dogma der historischen Gesetzmäßigkeiten, steigt aus dem Grab.

Und gleiches gilt auch für den Forschenden selbst, denn wer bestimmt welche Bestände ausgewählt und digitalisiert werden, wie sie verschlagwortet werden, was die Suchmaschinenalgorithmen wie ausgeben? All das bestimmt unweigerlich die Wissenschaftspraxis und determiniert den Ausgang der Forschung, ja definiert unmittelbar den (vermeintlichen) Erkenntnisgewinn. Gleichsam stürzt es den Forschenden in eine Objektivitätskrise, in der er schlechterdings nicht mehr erkennen kann, was Original und was Kopie oder gar Fälschung ist. Die Flut potenzieller Informationen und Quellen erstickt den freien Forschergeist.8 Nochmal: Die Digital Humanities verkörpern gleichsam den gesamtgesellschaftlichen Steigerungswahn, der in der sozialen Beschleunigung schließlich zum „rasenden Stillstand“ führt.9 Mit kritischer Wissenschaft hat das unter diesen Prämissen produzierte Ergebnis sicherlich nichts mehr gemein – in ihrem Drang nach Eigenlegitimation tritt die Wissenschaft auf der Stelle oder begnügt sich mit ihrer Rolle als Zulieferer.

Und wenn die aufgeführten Kritikpunkte (zumindest teilweise) zutreffem, was ist dann überhaupt das Ziel der Digital Humanities bzw. des Historybloggings: fachwissenschaftlicher Erkenntnisgewinn und Selbstvergewisserung via Networking (eben auch im Bezug auf die Beschleunigung von Quellenzugriff und -verwertung) oder fachdidaktische Vermittlung von Geschichte (also politische Bildung)? Und wie erreicht man womit den richtigen Adressaten?

Through the gates of hell – ein skeptischer Blogger

Warum blogge ich, wenn ich so viele Zweifel hege? Weil auch ich wissenschaftlichen Blogs etwas abgewinnen kann, weil ich die Möglichkeit schätze, in einer vernetzten Welt auf (in unserem Fall wohl hauptsächlich studentische) Arbeiten und Projekte hinzuweisen, die andernfalls nur von Dozierenden, manchmal im Kreise des Institutes, selten darüber hinaus wahrgenommen werden. Aber auch weil ich es schätze, mit diesem Beitrag zur Blogparade oder fachlichen Posts an einer Debatte zu partizipieren, die ggf. eine geisteswissenschaftliche Disziplin formt und den Geisteswissenschaften zu  neuer Popularität verhilft. Dazu aber müssen einige Bedingungen erfüllt sein (oder eben nicht?), die ich oben angerissen habe. Und vielleicht sind Plattformen wie de.hypotheses.org ein primo victoria für die digitalen geisteswissenschaftlichen Diskurs auch in Deutschland – der Weg zum Ziel jedoch scheint mir noch ein weiter zu sein. Vorerst drängt sich mir auf, dass es , wie Slavoj Žižek sagt, in erster Linie darum geht, die richtigen Fragen zu stellen, nicht Antworten zu geben.

  1. Zynisch wie amüsant (jedenfalls für den kritischen Studierenden) hat das zuletzt am treffendsten wohl Birger P. Priddat auf den Punkt gebracht. Vgl. Wir werden zu Tode geprüft! Wie man trotz Bachelor, Master & Bologna intelligent studiert, Hamburg 2014.
  2. Hans-Christoph Hobohm: Rezension zu: Terras, Melissa; Nyhan, Julianne; Vanhoutte, Edward (Hrsg.): Defining Digital Humanities. A Reader. London 2013 / Warwick, Claire; Terras, Melissa; Nyhan, Julianne (Hrsg.): Digital Humanities in Practice. London 2012, in: H-Soz-Kult, 05.01.2015,<http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-22690>.
  3. Peter Haslinger: Digital Humanities und transnationale Geschichte, 07.05.2015 – 09.05.2015 Marburg, in: H-Soz-Kult, 22.10.2014,<http://www.hsozkult.de/event/id/termine-26158>.
  4. Vgl. H-Soz-Kult Redaktion: Editorial: The Status Quo of Digital Humanities in Europe, in: H-Soz-Kult, 23.10.2014,<http://www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-2375>.
  5. Thomas Nygren / Anna Foka / Philip Buckland: The Status Quo of Digital Humanities in Sweden: Past, Present and Future of Digital History, in: H-Soz-Kult, 23.10.2014, <http://www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-2402>.
  6. Thomas Nygren / Anna Foka / Philip Buckland.
  7. Vgl. Jürgen Bacia: Rezension zu: Nießer, Jacqueline; Tomann, Juliane (Hrsg.): Angewandte Geschichte. Neue Perspektiven auf Geschichte in der Öffentlichkeit. Paderborn 2014, in: H-Soz-Kult, 03.02.2015,<http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-22910>.
  8. Vgl. Hannah Janowitz: Tagungsbericht: „Wenn das Erbe in die Wolke kommt.“ Digitalisierung und kulturelles Erbe, 13.11.2014 – 14.11.2014 Bonn, in: H-Soz-Kult, 03.02.2015, <http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-5817>.
  9. Vgl. Hartmut Rosa: Beschleunigung.  Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne, Frankfurt am Main 2012; Hartmut Rosa: Weltbeziehungen im Zeitalter der Beschleunigung. Umrisse einer neuen Gesell-schaftskritik, Berlin 2013.

Quelle: http://zeitraeume.hypotheses.org/134

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PostDoc Informatik / Digital Humanities gesucht!

An der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ist in der Arbeitsgruppe DMIR (Data Mining and Information Retrieval Group) von Prof. Dr. Hotho in Kooperation mit der Nachwuchsgruppe Computergestützte literarische Gattungsstilistik von Dr. Schöch zum 1.4.2015 die Stelle

 einer stellv. Projektleiterin / eines stellv. Projektleiters  (TV-L 13/14, ganztags)

im Bereich Text Mining/Machine Learning für Digital Humanities, befristet für zunächst zwei Jahre mit der Option auf Verlängerung um weitere zwei Jahre, zu besetzen. Die Stelle wird im Rahmen der oben genannten, vom BMBF geförderten Nachwuchsgruppe vorbehaltlich der Bewilligung ausgeschrieben.

Neben der Projektarbeit zur Klassifikation von literarischen Texten soll der Bewerber/die Bewerberin gemeinsam mit Dr. Schöch die Nachwuchsgruppe “Computergestützte literarische Gattungsstilistik” leiten. Dies schließt die Betreuung von Doktoranden/innen der Informatik ein. Der Bewerber/die Bewerberin sollte eine Promotion im Bereich Text Mining, Natural Langugages Processing, Machine Learning oder in verwandten Gebieten vorweisen. Erfahrung mit der Koordination von Forschungsprojekten ist von Vorteil. Die Möglichkeit zur Habilitation in der Informatik ist gegeben.

Wenn Sie sich wissenschaftlich auf internationalem Niveau weiterqualifizieren wollen und Interesse an internationaler, teamorientierter und interdisziplinärer Projekt- und Forschungsarbeit in einem Umfeld mit hervorragende technischer Ausstattung haben, dann freuen wir uns über Ihre Bewerbung.

Die Universität Würzburg strebt eine Erhöhung des Frauenanteils an und ist daher ausdrücklich an Bewerbungen entsprechend qualifizierter Frauen interessiert. Schwerbehinderte Bewerberinnen oder Bewerber werden bei ansonsten im Wesentlichen gleicher Eignung bevorzugt eingestellt. Die Stelle ist auch in Teilzeit besetzbar.

Bewerberinnen/Bewerber werden gebeten, ihre Unterlagen bis zum 1.3.2015 per E-Mail an hotho@informatik.uni-wuerzburg.de zu senden.

Weitere Informationen:

Auskünfte können bei Prof. Dr. Hotho (hotho@informatik.uni-wuerzburg.de) oder Dr. Schöch (christof.schoech@uni-wuerzburg.de) eingeholt werden.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4676

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Digitale Farbenspiele oder nützliches Werkzeug – Visualisierung von Netzwerken aus den Registern von Editions- und Regestenwerken


Abstract

Im Rahmen der Big-Data-Welle wird sehr interessante kommerzielle aber auch Open-Source Software zur Analyse von großen Datenmengen entwickelt. In diesem Beitrag wird beispielhaft die Open-Source-Visualisierungssoftware Gehpi zur Visualisierung von Netzwerkstrukturen im Personenregister eines Urkundenbuchs verwendet. Prinzipiell ist dieser Ansatz auf weitere Editions- und Regestenwerke übertragbar. Damit könnten die in den Registern abgelegten Informationen über den traditionellen Zugriff hinaus für einen neuen Blick auf das Quellenmaterial nutzbar gemacht werden.

Inhaltsverzeichnis

1 Am Anfang standen Youtube und Facebook

2 Das kumulierte Register der Regesten Kaiser Friedrichs III.

2.1 Die Idee zur Visualisierung von Registerinformationen

2.2 Die Qualität der Netzwerkdaten

2.3 Das Verweissystem des Registers

3 Ein Beispiel

3.1 Das Personenregister im Arnsburger Urkundenbuch

3.2 Vom Text zur Tabelle

4 Visualisierung des Registers mit Gephi

4.1 Umwandlung der Daten in gexf-Format

4.2 Öffnen der gexf-Datei in Gehpi

4.3 Das Data Laboratory

4.4 Auswahl des Layout: ForceAtlas2

4.5 Modularity

4.6 Degree Range

4.7 Timeline

5 Zusammenfassung

1       Am Anfang standen Youtube und Facebook

Anfang des Jahres 2014 stöberte ich an einem Wochenende auf Youtube nach Visualisierungsmöglichkeiten für Netzwerkstrukturen. Dabei stieß ich auf ein Videotutorial[1] des Youtube-Nutzers spaetzletube[2], in welchem dieser die Visualisierung der Netzwerke seines Facebook-Accounts mit der Opensource-Software Gephi[3] vorstellte.

Die Präsentation war sehr gut strukturiert und weckte mein Interesse. Leider besitze ich selbst keinen Facebook-Account um die Visualisierungsmöglichkeiten an eigenen Daten auszuprobieren und fragte eine Kollegin, ob Sie mir nicht ihre Facebookdaten zur Verfügung stellen könnte. Sie war einverstanden und wir analysierten ihre persönlichen Facebooknetzwerke.

Abbildung 2: Das visualisierte Facebooknetzwerk meiner Kollegin.

Abbildung 2: Das visualisierte Facebooknetzwerk meiner Kollegin

Die Ergebnisse waren überraschend klar, man konnte verschiedene Cluster klar voneinander trennen, wie privater Freundeskreis, Kontakte an der Arbeit und Kontakte aus dem Sport.

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2       Das kumulierte Register der Regesten Kaiser Friedrichs III.

Gleichzeitig war ich im Rahmen meiner Arbeit bei den Regesta Imperii gerade an der Vorbereitung der Internetbereitstellung der kumulierten Register der Regesten Kaiser Friedrichs III. beteiligt.

2.1       Die Idee zur Visualisierung von Registerinformationen

Während meiner Arbeiten am Register kam ich auf eine Idee:

Wäre es nicht denkbar, für zwei Personen, die gemeinsam in einem Regest genannt werden, eine Verbindung zu postulieren. Diese Verbindung ist zwar qualitativ schwach aber doch vorhanden und ergibt sich aus den Angaben im Register. Spielt man diesen Gedanken für das gesamte Register durch, müsste sich eine große Zahl von 1zu1-Beziehungen ergeben, wobei jede Beziehung gleichzeitig mit einem Datum und einer Ortsangabe versehen ist, da sie die gemeinsame Nennung in einem Regest repräsentiert und dieses Regest hat in der Regel ein Datum und einen Ausstellungsort.

Wenn es also gelingen könnte, alle gemeinsamen Nennungen, die sich aus den Angaben in einem Register ergeben computerlesbar aufzubereiten, sollte eine Visualisierung dieser Verknüpfungen analog zu o.a. Facebook-Beispiel möglich sein.

Abbildung 3: Die sich aus den Registerangaben ergebenden Beziehungen der in einem Regest genannten Personen

Abbildung 3: Die sich aus den Registerangaben ergebenden Beziehungen der in einem Regest genannten Personen

Zur Illustration der Idee werden in der Abb. beispielhaft die sich aus Regest Nr. 189 des Heftes 19 der Regesten Kaiser Friedrichs III. ergebenden Bieziehungen dargestellt. So sind in dem Regest mehrere Mitglieder der Familie Volckamer genannt, von denen Stephan Volckammer als Lehensträger bestätigt wird. Anwesend war auch Werner von Parsberg, Schultheiß zu Nürnberg. Ulrich Waeltzli, Mitarbeiter in der Kanzlei Friedrichs III., wird im Kanzleivermerk genannt und steht daher auf qualitativ gleicher Ebene wie die oben genannten Personen mit dem Regest in Verbindung. Und hier ist ein erster Hinweis in Hinblick auf die Qualität der Daten nötig.

2.2       Die Qualität der Netzwerkdaten

Man kann mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sowohl die Mitglieder der Familie Volckamer als auch Werner von Parsberg in den regestierten Vorgang eingebunden und möglicherweise auch vor Ort waren. Der im Kanzleivermerk genannte Ulrich Waelzli war dagegen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zugegen[4], würde aber trotzdem in gleicher Weise mit dem Regest in Verbindung gebracht, wie die anderen genannten Personen auch.

Zieht man daher Schlüsse aus der Visualisierung, muss man sich immer bewusst sein, dass die Qualität der Verknüpfungen im Netzwerk schwach ist. Im Gegensatz zu Auswertungen von Daten sozialer Netzwerke haben wir keine ergänzenden persönlichen Informationen, welche die Verknüpfungen weiter gewichten könnten. Andererseits liegen aber sehr viele Verknüpfungsdaten vor, was wiederum trotzdem interessante Aussagen ermöglichen sollte.

2.3       Das Verweissystem des Registers

Eine zweite wichtige Einschränkung ergibt sich aus der Art der Verweise im Register. Für die Analyse von Netzwerken können nur Register verwendet werden, die auf Urkundennummern, Regestennummern oder ähnliches verweisen, also auf Sinneinheiten. Wird dagegen auf Seitenzahlen verwiesen, ist nicht sichergestellt, dass die Verweise sich auf die gleiche Sinneinheit beziehen.

Am Ende der  Analyse des Regests und der ihm zuordneten Registereinträge steht eine Liste von 1zu1-Beziehungen, die mit Netzwerkvisualisierungssoftware wie z.B. Gephi visualisiert werden kann.

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3       Ein Beispiel

040-Arnsburger Urkundenbuch

Abbildung 4: Arnsburger Urkundenbuch

3.1       Das Personenregister im Arnsburger Urkundenbuch

Die im vorherigen Abschnitt vorgestellte Idee diskutierte ich im folgenden mit vielen Kolleginnen und Kollegen und die meisten fanden den Ansatz sehr interessant, aber leider fand sich keiner, der ihn an einem Beispiel hätte umsetzen können. Daher fasste ich den Entschluss, die Idee selbst modellhaft an einem überschaubaren Datenbestand auszuprobieren. Meine Wahl fiel auf das Register des vom Darmstädter Archivar Ludwig Baur bearbeiteten Urkundenbuchs des Klosters Arnsburg in der Wetterau[5], welches Mitte des 19. Jahrhunderts in drei Teilbänden erschienen ist. Das Urkundenbuch enthält im dritten Teil ein Personen- und ein Ortsregister, wobei hier nur das Personenregister verwendet wurde, da es vor allem um Personennetzwerke gehen soll. Als Scan wurde die Version von Google-Books verwendet, deren Bildqualität für die Retrodigitalisierung ausreichend schien.

Abbildung 5: Ausschnitt aus dem Personenregister des Arnsburger Urkundenbuches

Abbildung 5: Ausschnitt aus dem Personenregister des Arnsburger Urkundenbuches

Im ersten Schritt wurde die PDF-Version des Registers mit Hilfe der OCR-Software Abby-Finereader in eine Textdatei umgewandelt und anschließend nachbearbeitet und korrigiert, bis dann schließlich eine Textdatei des Registers zur Verfügung stand, die vom Layout her dem Original entsprach.

Abbildung 6: Ausschnitt aus dem Ergebnis der Digitalisierung des Registers mit Finereader

Abbildung 6: Ausschnitt aus dem Ergebnis der Digitalisierung des Registers mit Finereader

3.2       Vom Text zur Tabelle

Mit Hilfe eines Kollegen[6] gelang es, den Volltext des digitalisierten Registers in eine strukturierte Form zu bringen, die dann die Weiterverarbeitung in eine Tabelle ermöglichte.

Abbildung 7: Strukturierte Textdaten des Registers (beispielhafter Ausschitt)

Abbildung 7: Strukturierte Textdaten des Registers (beispielhafter Ausschitt)

Abbildung 8: Das digitalisierte Register des Urkundenbuchs im Tabellenformat

Abbildung 8: Das digitalisierte Register des Urkundenbuchs im Tabellenformat

In der Tabelle wird beispielhaft der Abschnitt des Registers um den Eintrag des Ritters Cuno Colbendensel aus Bellersheim und seiner Frau Alheid gezeigt. Es ist zu erkennen, dass zu jeder Urkundennummer im Register eine Tabellenzeile erstellt wurde. Jede Tabellenzeile in dieser Datei repräsentiert also die Nennung einer Person in einer Urkunde des Urkundenbuchs.

Abbildung 9: Schaubild zur Erstellung der Tabellenform des Registers aus den Einträgen in der gedruckten Fassung

Abbildung 9: Schaubild zur Erstellung der Tabellenform des Registers aus den Einträgen in der gedruckten Fassung

Die Darstellung der Registerinformationen in Tabellenform erlaubt es durch Sortierung nach Urkundennummern in kürzester Zeit, alle in einer Urkunde genannten Personen aufzulisten.

Abbildung 10: Nach Sortierung der Urkundennummern erhält man alle in der Urkunden 796 vorkommenden Personen

Abbildung 10: Nach Sortierung der Urkundennummern erhält man alle in der Urkunden 796 vorkommenden Personen.

In der Abbildung werden nach Sortierung der Urkundennummern alle in Urkunde 796 im Register genannten Personen sichtbar. Selbstverständlich könnte man mit dem Durchlesen der Urkunden zum gleichen Ergebnis kommen, ggf. hätte man sogar einen besseren Überblick zu den Inhalten von Urkunde 796. Der Vorteil der Tabellenform ist aber, dass sie computerlesbar ist und mit entsprechenden Programmen alle Verknüpfungen gemeinsam sichtbar gemacht werden können.

Mit der Tabelle liegen nun die notwendigen Informationen des Registers computerlesbar vor.

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4       Visualisierung des Registers mit Gephi

4.1       Umwandlung der Daten in gexf-Format

Vor der Visualisierung des Registers mit Gephi müssen die Daten noch in das Gephi-xml-Format gexf[7] umgewandelt werden[8]. Zunächst wird hierfür eine Liste aller im Register vorkommenden Personen erstellt. Sie finden sich im ersten Teil der xml-Datei. Die Einträge zu den einzelnen Personen werden in Gephi als nodes bezeichnet.

Abbildung 11: Liste aller im Register vorkommenden Einträge, in Gephi als nodes bezeichnet

Abbildung 11: Liste aller im Register vorkommenden Einträge, in Gephi als nodes bezeichnet.

Im zweiten Abschnitt der Datei befinden sich dann alle Verbindungen (edges) zwischen Personen (nodes), die sich aus der gemeinsamen Nennung in einer Urkunde ergeben.

Abbildung 12: Abschnitt der XML-Datei, in der die Edges festgelegt werden

Abbildung 12: Abschnitt der XML-Datei, in der die Edges festgelegt werden

In der Abbildung wird beispielsweise eine Verbindung zwischen der Person (node) mit der ID 16 und der Person (node) mit der ID 95 hergestellt. Hinzu kommen noch Angaben zum Ort (Dreise …) und zum Datum (1198-01-01), die sich jeweils aus den Angaben der Urkunde ergeben[9].

4.2       Öffnen der gexf-Datei in Gehpi

Nach der Installation von Gephi können Sie die Datei nun öffnen. Die Präsentation mit Gephi habe ich auch auf Youtube als Video-Tutorial abgelegt:

Die Software Gephi ist Open-Source und unter

www.gephi.org

für die Betriebssysteme Windows, MacOS und Linux erhältlich[10].

Abbildung 13: Gephi nach dem Öffnen der gexf-Datei. In der Mitte die noch unbearbeitete Visualisierung des Registernetzwerkes

Abbildung 13: Gephi nach dem Öffnen der gexf-Datei. In der Mitte die noch unbearbeitete Visualisierung des Registernetzwerkes

 

Abbildung 14: Ansicht auf einen Ausschnitt des Punktequadrats. Jeder Punkt symbolisiert jeweils ein Lemma aus dem Register, jede Linie jeweils eine gemeinsame Nennung von zwei Lemmata in einer Urkunde.

Abbildung 14: Ansicht auf einen Ausschnitt des Punktequadrats. Jeder Punkt symbolisiert jeweils ein Lemma aus dem Register, jede Linie jeweils eine gemeinsame Nennung von zwei Lemmata in einer Urkunde.

 

 

Nach dem Öffnen in Gephi sieht man im mittleren Fenster ein Quadrat, das zunächst die Visualisierung unseres Registernetzwerkes darstellt.

Zoomt man mit dem Mausrad in das Quadrat[11], werden die einzelnen Punkte mit den Verküpfungen sichtbar. Jeder Punkt (Node) symbolisiert jeweils ein Lemma aus dem Register, jede Linie (Edge) jeweils eine gemeinsame Nennung von zwei Lemmata in einer Urkunde.

 4.3       Das Data Laboratory

Wählt man im oberen Bereich des Programmfensters den Reiter Data Laboratory aus, erscheinen die der Netzwerkvisualisierung zu Grunde liegenden Daten. Unter Nodes erkennen wir unsere Personen aus dem Register wieder. Den ersten Eintrag mit der ID 0 bildet z.B. Wigand von Aslar.

Abbildung 15: Das Data Laboratory bietet in Gephi Zugriff auf die Datengrundlage. Hier werden die Nodes angezeigt.

Abbildung 15: Das Data Laboratory bietet in Gephi Zugriff auf die Datengrundlage. Hier werden die Nodes angezeigt.

Unter dem Reiter Edges werden die Verknüpfungdaten (Edges) angezeigt. Der erste Edge verweist auf eine gemeinsame Nennung von Wigand von Aslar (mit der ID 0) und Adelheid, der Witwe des Ritters Johann von Schelm (mit der ID 2), der zweite Eintrag verweist auch von Wigand von Aslar auf einen Wigand mit der ID 1456 usw. Im Datenlabor hat man also Zugriff auf alle der Visualisierung zu Grunde liegenden Daten.

Abbildung 16: Unter Edges werden alle Verküpfungen zwischen den Nodes aufgelistet

Abbildung 16: Unter Edges werden alle Verküpfungen zwischen den Nodes aufgelistet.

 

Abbildung 17: Die Nodes und Edges nach der Anwendung des Layouts ForceAtlas2.

Abbildung 17: Die Nodes und Edges nach der Anwendung des Layouts ForceAtlas2.

4.4       Auswahl des Layout: ForceAtlas2

Kehren wir zum Quadrat zurück, der nun bearbeitet werden soll. Auf der linken Seite des Programmfensters können im Fenster Layout verschiedene Layouts für die weitere Bearbeitung der Daten ausgewählt werden. In unserem Beispiel wenden wir nun das Layout ForceAtlas2 an. Nach kurzer Zeit hat sich unser Quadrat auseinandergezogen und es werden verschiedene Zentren bzw. Gruppen von Nodes sichtbar. In den folgenden Abschnitten werden noch weitere Funktionen erläutert, mit denen charakteristische Merkmale der Daten sichtbar gemacht werden können.

4.5       Modularity

Abbildung 18: Mit der Funktion Modularity farbig markierte Gruppen im Netzwerk.

Abbildung 18: Mit der Funktion Modularity farbig markierte Gruppen im Netzwerk.

Die verschiedenen Gruppen des Netzwerks lassen sich mit weiteren Funktionen aus der Cluster Analyse besser sichtbar machen. Hierfür wählt man am rechten Rand unter Statistics die Funktion Modularity aus, mit der dann die einzelnen Gruppen farbig gekennzeichnet werden.

4.6       Degree Range

Unter dem Reiter Filters am rechten Bildrand gibt es noch weitere Analysemöglichkeiten. Unter dem Punkt Topology befindet sich der Unterpunkt Degree Range. Mit diesem kann man auswählen, wieviele Verknüpfungen eine Node haben muss, damit sie noch angezeigt wird. Für unser Beispiel haben wir die alle Nodes ausgeblendet, die 42 oder weniger Verknüpfungen haben.

Abbildung 20: Netzwerk mit Degree-Range-Filter.

Abbildung 19: Netzwerk ohne Filter.

Abbildung 20: Netzwerk mit Degree-Range-Filter.

Abbildung 20: Netzwerk mit Degree-Range-Filter.

In der oberen Abbildung (Abb. 19) wird das gesamte Netzwerk abgebildet, im unteren Bild (Abb. 20) nur noch jene Nodes, die 43 oder mehr Verknüpfungen haben. Zu diesen „wichtigen“ Nodes lassen sich auch die Namen einblenden.

Abbildung 21: Eingeblendete Namen der gefilterten Nodes.

Abbildung 21: Eingeblendete Namen der gefilterten Nodes.

Wechselt man von dieser Ansicht ins Datenlabor, werden dort nur noch jene Nodes angezeigt, die in der Auswahl vorher sichtbar waren.

Abbildung 22: Blick ins Datenlabor. Hier werden nur noch jene Nodes angezeigt, die vorher in der Auwahl sichtbar waren.

Abbildung 22: Blick ins Datenlabor. Hier werden nur noch jene Nodes angezeigt, die vorher in der Auwahl sichtbar waren.

 4.7       Timeline

Abschließend soll noch die Verwendung der Timeline in Gephi erläutert werden. Die Datengrundlage unserer Visualisierung bilden zum einen die aus dem Register extrahierten Personen (Nodes) und die aus den Urkundenangaben im Register gewonnen Verküpfungen (Edges). Jede Verküpfung zwischen zwei Personen geht also auf die gemeinsame Zuordnung zu einer Urkunde zurück. Die Urkunde selbst hat in der Regel einen Ausstellungsort und ein Datum. Genau diese Angaben kann man den Verknüpfungen zuordnen, so dass sie sowohl räumlich als auch zeitlich eingeordnet werden können. Hier soll nur auf die zeitliche Einordnung eingegangen werden.

Aktiviert man am unteren Ende des Programmfensters in Gephi die Timeline kann ein bestimmter Zeitintervall für die Anzeige ausgewählt werden.

Abbildung 23: Gephi mit aktivierter Timeline.

Abbildung 23: Gephi mit aktivierter Timeline.

In der Abbildung ist zu erkennen, dass die Daten insgesamt einen Zeitraum vom 31.12.1173 bis zum 25.10.1478 umfassen. Zunächst sind alle Jahre ausgewählt, so dass alles angezeigt wird. Schränkt man die Auswahl mit Hilfe des Zeitbalkens am unteren Fensterrand jedoch ein, werden nur noch jene Edges angezeigt, deren Datumsangabe innerhalb des ausgewählten Intervalls liegen.

Abbildung 24: Gephi Timeline mit Auswahl von ca. 50 Jahren.

Abbildung 24: Gephi Timeline mit Auswahl von ca. 50 Jahren.

Je nach Fragestellungen lassen sich hier also Netzwerkstrukturen für bestimmte Zeiträume visualisieren. Es ist auch möglich, ein ausgewähltes Zeitintervall über den gesamten Zeitraum quasi filmartig ablaufen zu lassen, jedoch lässt sich dieses Feature hier im gedruckten Werk nicht darstellen[12].

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5       Zusammenfassung

In diesem Aufsatz wurde gezeigt, wie man Informationen aus dem Register eines gedruckten Urkundenbuchs aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit Software zur Netzwerkanalyse visualisieren und untersuchen kann. Der Aufsatz schildert nur erste Schritte, verdeutlicht aber, dass es sich um einen interessanten Ansatz handelt. Die meisten Editions- und Regestenwerke besitzen Register, die mit vertretbarem Aufwand computerlesbar und der Netzwerkanalyse zugänglich gemacht werden können. Damit bieten sie eine neue Sicht auf das zu Grunde liegende Quellenmaterial, eröffnen neue Forschungsperspektiven und führen auch zu neuen Erkenntnissen, die vorher nicht sichtbar waren. Der hier geschilderte Ansatz führt jedoch nicht zu einer „Antwort-Maschine“, die dem Historiker die Arbeit abnimmt. Vielmehr können sich dem geschulten Auge in den Visualisierungen neue Interpretationsmöglichkeiten des Quellenmaterials bieten, die den Blick auf interessante Zusammenhänge in den Quellen lenken, welche vorher einfach auf Grund der Datenmasse nicht sichtbar gemacht werden konnten.

[3] https://gephi.github.io abgerufen am 18.12.2014.

[4] Hinweise auf die Bedeutung eines Kanzleivermerks.

[5] Urkundenbuch des Klosters Arnsburg in der Wetterau. Baur, Ludwig [Bearb.]. Baur, Ludwig [Hrsg.]. - Darmstadt (1849 - 1851)

[6] Meinem Kollegen Hans-Werner Bartz aus Mainz möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich für die Unterstützung bei diesem Projekt danken.

[7] Vgl. http://gexf.net/format/. Eine Einführung in gexf findet sich unter: http://gexf.net/1.2draft/gexf-12draft-primer.pdf.

[8] Für die Unterstützung bei der Umwandlung der Textdatei in das gexf-Format möchte ich mich bei meinem Kollegen Ulli Meybohm herzlich bedanken.

[9] Bei Dreise handelt es sich um den Ausstellungsort, das im Urkundenbuch genannte Datum 1198 wurde auf 1174-01-01 normalisiert.

[10] Nähere Informationen zur Installation von Gephi finden Sie hier: https://gephi.github.io/users/install/

[11] Unter Windows kann man mit dem Mausrad in das Quadrat zoomen, bei MacOS mit zwei Fingern über das Mousepad streichen.

[12] Wie bereits oben erwähnt können Sie sich die Gehpi-Präsentation auch auf Youtube unter https://www.youtube.com/watch?v=oZD6GwedbtY ansehen.

D O W N L O A D (pdf)

Zitationsempfehlung/Suggested citation: Andreas Kuczera: Digitale Farbenspiele oder nützliches Werkzeug – Visualisierung von Netzwerken aus den Registern von Editions- und Regestenwerken, in: Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte, 8. Januar 2015, http://mittelalter.hypotheses.org/5089 (ISSN 2197-6120).

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/5089

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