Geschichtswissenschaftliche Prognostik und Zukunftsforschung
Die geschichtswissenschaftliche Prognostik kann für sich in Anspruch nehmen, sagen zu können, was sich nicht so schnell fundamental ändern wird. Sie kann das natürlich nur, wenn sie die Gegenwart genauso umfassend in die Analyse einbezieht wie die Vergangenheit. Und sie muss tatsächlich beides tun. Spezialisierte ZeithistorikerInnen sind dabei im Nachteil, während NeuzeithistorikerInnen, die sich mit den letzten 500/600 Jahren befassen, im Vorteil sind.
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Quelle: http://wolfgangschmale.eu/geschichtswissenschaftliche-prognostik-und-zukunftsforschung/
frauen*lesen #5 | Hilde Spiel: Rückkehr nach Wien
Klappentext | Hilde Spiel, die „Grande Dame der Österreichischen Literatur“, hat Wien 1936 verlassen und sich eine neue Existenz in London aufgebaut. Zehn Jahre später kehrt sie als Nachkriegskorrespondentin nach Wien zurück und hält ihre Beobachtungen und Gedanken in Tagebuchaufzeichnungen fest.1
Es gibt Augenblicke, in denen ich mich frage, ob in dieser Stadt etwas Lebendiges und Gegenwärtiges besteht, das ich rückhaltlos bewundern kann, das nicht wie ein Schwamm vollgesogen ist mit Vergangenheit oder erst erfüllt von einem schwachen Hoffnungsschimmer der Zukunft. Die Kräfte der Vernunft liegen verschüttet unter vielen Schichten von Trümmern, Verwesung und Verfall, und es scheint ein langwieriger und schwieriger Vorgang, sie wieder auszugraben. Andere Kräfte haben sich freilich dicht unter der Oberfläche erhalten: man stößt plötzlich auf sie, wie man auf einer Bombenruine Blumen unter dem Unkraut entdeckt.2
Kommentar | Hilde Spiels Aufzeichnungen ihrer Rückkehr nach Wien vom Jänner und Februar 1946 handeln von innerer und äußerer Zerrissenheit; sie befinden sich in einer Schwebe, die so einfach nicht aufzulösen ist. Wen bemitleiden, wen verurteilen, mit welcher Vergleichsgröße lassen sich Greuel messen?
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Der lange Weg nach Charlottesville, Teil 4 (Obama)
In einem extrem knappen Wahlkampf setzte sich Barrack Obama 2008 gegen Hillary Clinton durch. Als erster schwarzer Präsidentschaftskandidat sah er sich einer Reihe von Untersuchungen und Diskursen ausgesetzt, die weiße Kandidaten so natürlich nicht kannten. War er als Sohn einer weißen Frau "schwarz genug"? War er auf Rassenkrieg aus? Unterstützte er Reparationen? War er vielleicht am Ende kein loyaler Amerikaner, weil er den Staat ablehnte, der Schwarze unterdrückte? Besonders die letzte Frage zeigte dabei das versteckte schlechte Gewissen der weißen Mehrheit im Land. Am Ende war an allen Befürchtungen wenig dran. Auch wenn schwarze Aktivisten wie Ta-Nehisi Coates oder Cornell West weiterhin von der mangelnden Radikalität Obamas enttäuscht sind, so war dieser Präsident doch der Traum eines jeden moderaten Zentristen. Moderate Zentristen allerdings gab es nur bei den Democrats. Die Republicans, geschockt vom Sieg Obamas, vollzogen innerhalb von kaum zwei Jahren die Wandlung in eine rechtsradikale Partei.
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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2017/08/der-lange-weg-nach-charlottesville-teil_26.html
Der lange Weg nach Charlottesville, Teil 2 (Ford bis Bush)
Im Zusammenhang mit dem Wahlkampf 2015/16 hatte ich einen Erklärartikel geschrieben, der die moderne Republican Party sezierte und zwei Säulen ausmachte: auf der einen Seite die Business Republicans, auf der anderen Seite die social conservatives. Die erste Säule war mit der Präsidentschaft Nixons bereits fest verankert: die Republicans hatten sich mit den Interessen des Kapitals verflochten und hingen der Idee an, dass Deregulierung und niedrige Steuersätze der Schlüssel zum Durchbrechen der ökonomischen Malaise der 1970er Jahre (stagflation) sein mussten, eine Idee, die in dem Jahrzehnt deutlich an Einfluss gewann und ab Mitte der Dekade auch die Democrats erreicht hatte - die New-Deal-Koalition war endgültig tot. Das lange Sterben der Gewerkschaften begann, und mit ihnen die kurze Zeit der Bindung der Arbeiter an die Democrats. Es würde bis Bill Clinton dauern, ehe die Democrats einen Ausweg aus diesem Dilemma finden würden. Auf der anderen Seite war die geringe Breitenattraktivität dieses ökonomischen Programms durch die Klammer eines verhohlenen Rassismus' und Versprechens auf law&order mit einer soliden (weißen) Bevölkerungsmehrheit verbunden. Dieses Fundament allerdings war wackelig.
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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2017/08/der-lange-weg-nach-charlottesville-teil_20.html
Darf das das? Das darf das!
‚Far Cry 5‘ stößt in den Mittleren Westen der USA vor – und in ein Wespennest
Seit die Großfabriken die Städte verlassen haben, gärt es im „Rust Belt“ der USA. Detroit, bald ein Jahrhundert lang eine blühende Autometropole, war schon durch den Strukturwandel schwer verwundet, als die Finanzkrise 2009 es endgültig in Trümmer legte.[1] Ruine reiht sich an Ruine. Die Bilder der berühmten Stadt sind erschütternd, ganze Stadtteile verfallen.[2] Die meisten Spekulanten wurden in der Finanzkrise gerettet, nicht aber die Millionen, die dadurch an vielen Orten ihr Heim verloren.[3] Überliefert ist, wie sich Banker sogar noch über die dämlichen Steuerzahler amüsierten, während jene ihnen gerade hektisch Milliarden in den Hals stopften, um selbigen aus der Schlinge zu ziehen.[4] Nun nehmen sie im Chor mit anderen Finanzwirtschaftlern die überbordende Verschuldung mancher Gemeinwesen zum Anlass, nach engeren Gürteln und einem schlanken Staat zu krakeelen. Kein Wunder, dass die Wut wächst und mancherorts in Hass umschlägt.